folßung der Borschristen der allgemeinen Verfügungen vom 25. Avril 1883 wiederholt zur besonderen Pflicht. > Ueber die Gesetzentwürfe wegen Ausdehnung der i Unfallversicherung auf die land- und forstwiithschafilichen i Arbeiter und über die Ausdehnung der Kranken- und Unfall- t Versicherung auf die Transport- und Baugewerbe theilt die „Bosfische Zeitung" Folgendes mit: Nach§ 1 des ersten Entwurfs werden alle rn land- und forstwirthschaftlichen Be- trieben beschäftigten Arbeiter und Betricbsbeamten(letztere bis zu 2000 Mark Einkommen) gegen Unfälle versichert. Daffelbe gilt von Personen in land- und forstwirthschaft- lichen Nebenbetrieben. Nach den beigefügten Erläuterungen soll mit einbegriffen werden: die Aufzucht landwirthschaft- licker Nutzthiere, die Kunst- und Handclsgärtnerei, der Wein-, Obst- und Gemüsebau. Die Berufsgenossenschaften find im Anschluffe an die Berwaltungs-Organisation der Bundesstaaten ' für örtliche Bezirke zu bilden. Im Uebrigen lehnt sich der Entwurf durchweg an die Bestimmungen des Unfall- Berfiche- rungs-Gesetzes an. Die Fürsorge für den Verletzten während der ersten dreizehn Wochen nach dem Eintritt des Unfalls wird besonders geregelt! nach Ablauf dieser Frist oder vom Tode des Verletzten ab entsprechen die Leistungen demjenigen, was nach dem Unfall-Versicherungs-Gcsetz zu gewähren ist.§ 1 des zweiten Entwurfs bestimmt:„Die nach Maßgabe dieses Ge- setzes gegen Unfälle versicherten Personen find, soweit dies nicht bereits auf Grund der Bestimmungen des Kranken-Ver- sicherungsgesetzes von 1383 geschehen ist, nach den Vorschriften des letzteren gegen Krankheit zu versichern." Nach§ 2 werden alle Arbeiter und Betriebsbeamten(letztere bis zu 2000 Mark Jahreseinkommen) nach den Vorschriften des Unfall-Verfiche- rungsgesctzes gegen Unfälle versichert, wenn sie beschäftigt fiud: 1) von den Post- oder Telegraphcnverwaltungen oder von der Verwaltung einer Eisendahn oder Straffenbahn, im Betriebe oder bei der Ausführung von Bauten', 2) in gewerbsmäßigen Fuhrwerks-, Binnenfahrts- und Flößercidetriebm, im Prahm- oder Fährbetriebe, sowie dem Gewerbebetriebe der Treidelei; 3) im gewerbsmäßigen Speditions-, Speicher- und Kellereibe- triebe; 4) im Gewerbebetriebe der Güterbestätiger, Schaffner, Wäger, Meffer, Schauer und Stauer. Die Versicherung gegen Betriebsunfälle erfolgt nach§ 4 für die Arbeiter und Betrieds- beamten der Reichspostverwaltung und der Reichseisenbahnen durch das Reich, für die Angehörigen der übrigen Postverwal- tungcn und der Staatseisenbahnen durch diejenigen Bundes- staaten, für deren Rechnung die Verwaltung geführt wird. Die durch das Unfall-Versicherungsgesctz den Vorständen der Ge- noffenschaft und der Genossenschafts-Versammlung zugewiesenen Befugniffe werden durch Behörden wahrgenommen, welche im ersteren Falle vom Reichskanzler, im zweiten Falle von den Zentralbehörden der betreffenden Bundesstaaten zu bezeichnen find. Im Uebrigen erfolgt die Versicherung durch Berufs- genosscnschaften nach den Bestimmungen des Unfallversicherungs- gesetzes. Braunschweig . Die Leiche des verstorbenen Herzogs wurde am Sonnabend in feierlicher Weise im Dome beigesetzt. -— Die gesammte deutsche Prcffe zankt sich schon seit dem Tode des Herzogs um den Verbleib der Erbschaft deffelben in einer geradezu widerwärtigen Weise; die Einen wollen eS immer noch besser wissen wie die Anderen, daß der nächste Erbe, der_ Herzog von Cumberland zur Regierung nicht zugelassen werde.| — Uns läßt diese Frage ziemlich kalt; vom Rechtsstandpunkt( dürfte der Regierung des genannten Herzogs wohl nicht ent- gegen zu treten sein, ob aber Braunschweig , resp. Deutschland einen besonderen Nutzen davon haben würde, ist jedenfalls zweifelhaft. Auf Grund des Sozialistengesetzes sind folgende Flug- blätter verboten worden: 1„An die Wähler d e s W a h l- kreises Meiningen u." 2.„W ähler des 10. han- noverschen R eich s t a g s w ahl kreis e s." 3.„An die Wähler des 6. und 8- Schleswig-Holsteinischen Wahlkreise s." 4.„R ei ch s t a g s w a h l kre i s R e uß ältere Linie." Belgien . Das klerikale Ministerium ist überwunden— eine kurze Herrlichkeit. Der Ministerpräsident Malou, die Minister Woeste und Jakobs haben ihre Entlassung eingereicht, Herr Beemacrt ist mit der Rekonstruktion des Ministeriums vom König beauftragt. Dies Unternehmen hat indessen sehr wenig Ausficht, denn in den Reihen der klerikalen Abgeordneten herrscht eine starke gegenseitige Erbitterung. Das Ergebniß dieser Stimmung ist der gestern in einer Versammlung der klerikalen Mitglieder beider Kammern gefaßte Beschluß, daß die Minister nur gemeinsam gehen oder gemeinsam bleiben sollen. Man spricht von der Bildung eines„Geschäfts- Ministeriums" aus gemäßigten Mitgliedern der beiden Parteien. Eine solche Lösung ist aber innerlich so unmöglich, daß man gar nicht erst zu fragen braucht, ob sie durch äußere Thatsachen irgend unterstützt ist. Allein nach dem, was ich höre, hat man diesen Versuchsballon alsbald wieder fallen lassen. Namentlich stellt Herr Pirmez, das liberale Mitglied, welches dem Ministerium beitreten soll, jede Absicht der Be- theiligung an einer solchen Kombination entschieden in Abrede. Ihr Beatrice nicht getödtet, sorrdern nur schwer verwundet hättet V" „Martert mich nicht, Mont Aynard!" stönte der Greis. „Geht hin und überlaßt mich jetzt meinem Gotte', ich habe schwer gebüßt, aber noch wird die Last nicht leichter auf meiner Brust; ich will Schwereres mir auferlegen, nur daß ick die Kunde erhalte, wo mein unglückliches Kind zur ewigen Ruhe hingeschafft worden ist. Dort baue ich mir dann die Hütte, um meine irdische Buße zu vollenden, bis die jenseitige beginnt. Ich habe gesucht und geforscht, umsonst! Die Leiche war vcrschwun- den— nun geht. Raymond, um der Liebe willen, die Ihr in viel jüngeren Jahren zu Beattice trugt und die Ihr nun auf ihr Kind übertragen habt; eilet und schafft mir, daß ich die Nonne sprechen kann. Dann will ich auch noch das Gelübde ewigen Schweigens auf mich nehmen, wie die Brüder droben bei der Chartteuse."..... Mont Aynerd wollte rhn noch mehr vorbererten, aber er hielt es für das Beste, ihn für den Augenblick sich selbst zu über- lassen, damit im Gebete die wilde Aufregung seiner Seele ge- stillt werde, um das Wiedersehen zu tragen, welches«hm jetzt bevorstand. Auch hatte Mont Aynard noch dreselbe Ver- pflichtung gegen sie, welche hier m klosteilrcher Fre, statt den Frieden ihres Herzens wieder zu errmgen hoffte. Er ließ den Greis daher allein und ging zum Kloster hinab, an dessen Pforte ihm die überraschend, le Nachricht wurde: jene Dame, welche hier auf seine Vermtttelung ein Asyl gefunden hatte, war auf Befehl Serner Gnaden des Dauphins abgeholt worden! Wußte der Dauphin— f Und welche Lösung stand nun zu erwarten? (Fortsetzung folgt.) Theater. R. c„Der Walzerkönig" betitelt sich die Novität, mit welcher das Eintraltheater die Winterkampagne eröffnet. Daß die Direktion mit diesem Stück einen besonders glücklichen Griff gctban hätte, kann man gerade nicht behaupten, im Gegentheil, es fehlt dem Stück so ziemlich Alles, was man, selbst bei bescheidenen Ansprüchen, von einer Gesangspoffe zu erwarten berechtigt ist. Der Mangel jeder Handlung wird nur sehr unvollkommen durch das Fehlen auch der geringsten Spur von Witz ersetzt, es sei denn, daß der Verfasser das Ein- streuen verschiedener, banaler Berliner Redensarten für bcson- ders witzig hält.„Na, über Ihnen aber auch," kann man selbst sagen, wenn man die vier Akte dieser sogenannten Posse über sich hat ergehen lassen. Es gehört eben Geduld hierzu, Die gegebene Lösung ist die Berufung eines liberalen Mi- nisteriums mit der Aufgabe, nach Bewilligung eines provi- sorischen Budgets Neuwahlen anzuordnen. Wie ein Privattrlcgramm aus Brüssel meldet, hat der König die Beernastt'sche Ministerliste akzeptirt. Advokat Deoolder, der nicht Mitglied des Parlaments ist, wird Justiz- minister. Krankreich. General Millot ist gestern von Ferry , dem Marineminister Peyron und dem Kriegsminister Campenon empfangen worden und legte denselben Rechenschaft ad über seine militärische und diplomatische Misston in Tonkin, welche zu unterbrechen ihn seine Krankheit nöthigte. Die Minister sprachen, dem„Journal offiziell" zu Folge, dem General Millot ihre vollständige Befriedigung über die von demselben als Oberbefehlshaber des Exoeditions- Korps geleisteten Dienste aus.— Der Senat erledigte den Gesetzentwurf über die Rück- fälligen in erster Lesung, der Artikel 14 des Gesetzentwurfs, in dem die für die Verbannung bestimmten Orte angegeben waren, wurde gestrichen, die übllgen Artikel des Entwurfs wurden genehmigt.— In der Deputirtenkammer wurde der Antrag des Bonapartisten Cuneo d'Omano, das Ministerium in An- klagczustand zu versetzen, weil es ohne Zustimmung der Kammer einen Krieg unternommen habe, abgelehnt. Der fragliche An- trag wurde von dem Antragsteller Cuneo d'Ornano hierauf in eine Interpellation an die Regierung umgewandelt. Raspail (von der Linken) interpellirte die Regierung über ein von den Eisenbahngesellschaften erlassenes Zirkular, welches den Be- amten derselben verbietet, Mitglieder von Wahlrälhen zu sein. Der Arbeitsminister Raynal erklärte, die Regierung habe kein Recht, sich in die Angelegenheit zu mischen, sie habe indeß offiziös mit den Eisenbahngesellschaflen konferirt. Von der Kammer wurde eine'Tagesordnung, welche das Vertrauen der Kammer zu den Erklärungen des Ministers ausspricht, mit 290 gegen 4 Stimmen angenommen. Von der Budgetkom- misston wurde ein Antrag Roches angenommen, wonach die dreiprozmtige Abgabe, welche die Gesellschaften zu zahlen haben, auch auf die Kongregationen und Ordensgesellschaften Anwendung finden soll. Auf den Antrag des Finanzministeis Tirard wurde ferner beschlossen, 40 Millionen Obligationen mit kurzem Termin zu emiltiren, um damit pro 1885 die Vizinalwegbaukaffe und die Schulkaffe zu dotiren. Diese 40 Millionen treten zu den 195 Millionen hinzu, welche bereits für das Extraordinarium im Budget des Kriegsministeriums in Aussicht genommen find. Der„Temps" schreibt, die Regierung habe beschlossen, zahlreiche Verstärkungen abgehen zu lassen, sowohl für die Armee in Tongking, wie auch zur Vervollständigung des Okkupationskorps im Norden von Formosa. Abgesehen von der Äbsendung dieser neuen Truppentheile sei ferner eine Kom- pletirung der bereits in Tongking befindlichen Bataillone beabsichtigt. Demzufolge sei nach Toulon der Befehl ergangen. alle disponiblen Transportdampfcr auszurüsten, auch mit Schiffstransport- Gesellschaften seien Verhandlungen wegen Miethens mehrerer Dampfer eingeleitet, eine große Menge von Proviant und Munition sei bereits nach Toulon unterwegs. Die Verstärkungen würden gegen Mitte kommenden Monats in zwei Abtheilungen abgehen und Anfang Januar in Tong- king eintreffen. Rußland. Vor einigen Tagen wurde in Petersburg auf dem Newskyprospekt bei der Kasanschen Kathedrale ein gewisser Lopatin verhaftet. Derselbe suchte Widerstand zu leisten, wurde aber von zwei Polizisten und einem Kriminalagentcn bewältigt. Der Verhaftete schrie ins Publikum:„Meldet, daß ich gefangen bin!" Die Polizisten hielten ihm den Mund zu. In der Wohnung Lopatins wurde, wie der„Frkf. Ztg." gemeldet, viel Dynamit und mehrere Ballen Drucksachen gefunden. Lopatin ist seit 1876 bekannt, saß bereits mehrere Jahre in der Festung, wurde dann freigelassen und entfloh aus Petersburg . Seit vier Jahren wird er sehr eifrig verfolgt, denn seit dem Alten- täte auf Mesenzew war er verdächrig, an allen Unternehmungen der Sozialrevolutionäre detheiligt zu sein. Die Polizei wußte seit vier Monaten, daß er sich in Petersburg aufhalte. Ein Geheimagent ermittelte Lopatin, welcher angeblich auf der Flucht nach Moskau war. Seit Sschuchanow ist dies angeb- lich der beste Fang der Polizei. Merkwürdig ist nur, daß das Wolff'sche Bureau die Nachricht von dem Fange verschwieg, während Reuter's Telegraphen-Bureau darüber berichtete. Riga . Ueber die bereits erwähnte Beschlagnahme soziali- stischer Schriften auf dem englischen Dampfer„Kelso" meldet man der deutschen „Pet. Ztg." folgende Einzelheiten: Die Besichtigung des Schisses wurde diesmal aus irgend welchem Grunde ganz besonders genau veranstaltet und hierbei trug sich nun'zu, daß einer der Zollbesucher(so werden hier die mit der Ueberwachung der zollpflichtigen Schiffe betrauten Niedern Beamten genannt) im Kohlenraum zufällig inmitten der Koh- len einen großen Packen entdeckte, der in Zeitungspapier(und zwar in Nummern des Kasanski Birshewoi Listok) eingehüllt war. Kaum hatte der Zollbeamte diese Entdeckung gemacht, a!s auch schon der zufällig anwesende Schiffszimmermann, der bereits seit 8 Jahren auf dem Dampfer dient, ihm sowie dem wie sie unter den verschiedenen Menschenmassen eigentlich nur der Berliner befitzt, der in seiner Harmlosigkeit auch tausend- mal gehörte Kalauer beklatscht. Wenn in dem Stück überhaupt Handlung vorhanden wäre, würden wir ja herzlich gern auf dieselbe eingehen, es handelt sich nur darum, daß ein ältlicher, wohlhabender Junggeselle, der selbst noch nicht ganz und gar den Verlockungen des modernen Lebens entsagt hat, seinen ein wenig sehr lüderlichen Neffen schließlich unter die Haube bringt. Der Stoff ist gerade nicht sehr neu, dafür ist er aber um so schlechter verarbeitet. Die Situationskomik, soweit von einer solchen überhaupt die Rede ist, wirkt wegen ihrer ehrwürdigen Alterthümlicdkeit geradezu elegisch auf den Zuschauer, einiger- maßen belustigend ist eigentlich nur die Zumuthung. daß man über solche Späße noch lachen soll. Der Berliner geht doch ge- wiß mit dem festen Vorsatz ins Theater, sich zu amüstren, und man merne das auch am Sonnabend Abend auch so recht an dem Applaus, der auch bei den abgestandensten Witzen losgelassen wurde, ebenso wurde auch der Verfasser gerufen. Man darf aber auch dem Publikum nicht allzuviel zumuthm, schließ- leck reißt auch Engelsgeduld. Die Kouplets. die wir zu hören bekamen, entbehrten alle der prickelnden Würze, es fehlte die Pointe, einzelne, wie das von Frl. Grünfeld vorge- tragene von der Kitzlichkett, waren geradezu geschmacklos. Der erste Akt war der beste, es wurde frisch gespielt, das Publikum war in sehr animirter Stimmung, die jedoch sehr bald erkaltete, als man merkte, daß sich aus dem volltönenden Titel „Der Walzerkönig" ein recht dürftiges Stück entpuppte. Von den Darstellern ist besonders Frau Lio zu erwähnen, welche zne wendische Kammerjunpfrau in ihrer gemüthlichen Breite zur vollen Geltung brachte. Auch Fräulein Gallus schuf ein ganz reizendes kleines Genrebilv in dem Groom. sie perfiflirte mit köstlichem Humor die Aufgeblasenheit adliger Domestiken. Die Rolle, die Herr Direktor Ernst übernommen hatte, ist eine zu gewöhnliche und in allen Berliner Possen wiederkehrende, es konnte in ihr durchaus keine besondere Originalität zum Aus- druck gebracht werden. Herr Weiß, als Träger der Titelrolle befriedrate entschieden nicht, es mag vielleicht daran gelegen haben, daß die Rolle überhaupt in der Anlage verfehlt war, jedenfalls spielte er sichtlich ohne Vertrauen. Ebensowenig kann man von Fräulein Grünfeld behaupten, daß ihr die Rolle der Damenschneiderin„auf den Leib geschrieben sei." Berliner Damenschnciderinnen sehen eben anders aus als Fräulein Grün- feld. Die Ausstattung des Stückes dagegen war eine vorzüg- liche, es ist nur zu bedauern, daß so viel Muhe an einen so undankbaren Stoff verschwendet wurde. zweiten daselbst befindlichen Zollbediensteten ein Angebot von 50 Rubel machte, wenn die Beiven über ihre Wahrnehmungen reinen Mund hielten. Als dieses Gebot jedoch zurückgewiesen wurde, zog der Matrose plötzlich sein Messer und stürzte, sich gewaltsam einen Weg in's Freie bahnend, nach oben auf's Deck. Ehe noch die Zollbesucher zur klaren Einsicht in die Situation gekommen waren und die Hilfe des Schiffspersonals hatten anrufen können, war der kühne Flüchtling bereits übet Bord und war mit dem Hchiffsboot an's Ufer gerudert, wo er den Augen entschwunden war, noch ehe seine Verfolgung in Szene gesetzt werden konnte. Zunächst war an eine solche am gedacht worden, da die Gründe des plötzlichen Davoneilen! unbekannt waren. Bei näherer Untersuchung ergab sich ah daß der ominöse Packen verbotene Schriften und Drucksach in großer Anzahl enthielt und zwar vorzugsweise Exemplar des in Genf erscheinenden„Westnik narodnvi woli" („Bote des Volkswillens"). Natürlich wurde sofort die Polizei,-->> in diesem Falle die Gensdarmerie, von der Entdeckung denach- Ve richtigt und die Untersuchung wurde mit einem ganz unge-* m wöhnlichen Eifer in Angriff genommen. Auf dem Schiff« selbst sollen jedoch weiter keine konfiszirlichen Gegenständ«— ermittelt sein, obgleich man so weit ging, die einzelnen durij J?0"™ hydraulische Pressen auf das kleinste Volumen gebrachten, im Schiffe verladenen Baumwollenballen zu öffnen und zu durch«" stöbern, wodurch die Qualität der Waaren, welche am Ufer allen Witterungseinflüssen ausgesetzt waren, erheblich gelittm haben soll. Ter Kapitän ist dieser ganzen Affaire wegen zu Verantwortung gezogen worden und wird derselbe, oder ihn der betreffende Rheder, eine nahmhafte Strafsumme zu er- legen haben. Die ferneren Erhebungen haben ergelen, daß der geflüchtete Matrose seit acht Jahren unter falsyem Namen auf dem Dampfer gedient hat. Er soll aus Darzig oder Stettin gebürtig und soll sein richtiger Name tarl Meitzer sein. Er wurde vorgestern Nacht in der Wahrung des Getränkehändlers Karl Praatz, genannt Franck, zur hafj gebracht. Gleichzeitig hat man den Wirth selbst, und noch fünf andere Personen unter starker Bewachung dem Gefä-gniß überliefert- Die Untersuchung in der Wohnung des Prat hat nicht nur große Mengen von verbotenen Drucksachen in lettschei und russischer Sprache zu Tage gefördert, sondern, wieveiliutet, auch falsche Kreditbillette und ähnliche Dinge mehr.(Spitere Nachrichten zufolge sollen weder falsche Kreditbilletc n och Bro schüren in lettischer Sprache gefunden worden sein, senden lediglich russische Preßerzeugniffe. England. Der MarquiS von Ealisbury war vorgeste nach dem Meeting in Dumfries der Gegenstand einer seil feindseligen Kundgebung seitens seiner politischen Gegner.~ dem Hotel, welches er bewohnte, wurden von einer wirthenda Volksmenge fast alle Fenster eingeworfen, und als der Margutj mit seinen Begleitern nach dem Bahnhof fahren wollte, muß Polizei requirirt werden, um ihn gegen die Willkür des lid ralen Pöbels zu schützen. Nichtsdestoweniger wurden Fenster seiner Equipage durch Steinwürfe zertrümmert urß beim Aussteigen wurde er mit Mehl beschüttet, während eini� Steine seinen Kopf streiften. Erst als der Zug, den er Rückkehr nach London benützte, die Station verlassen Haie, zerstreute sich die lärmende und aufgeregte Volksmenge- A liberalen Blätter verurtheilen<?) sehr entschieden ein solch pöbelhaftes Betragen, und auch Mr. Gladstone hat ein Schreib des Vorsitzenden eines konservativen Vereins dahin bcach worten lassen, daß er Pöbelwuth und Gewaltthätigkeiten sh bedauere und glaube, es wäre von großer Wichtigkeit, bfi beide Parteien die streitige Frage in maßvoller Weise sprechen, da die Reformdill dadurch nur gewinnen könne. Um den Jrländern etwas entgegenzukommen, hat GM stone für Irland einen neuen Obersekretär Namens Eampbei Bannermann ernannt. Die Inländer scheinen aber von bei neu ernannten Sekretär wenig zu erwarten; das Hauptorga derselben,„Frceman's Journal" sagt hierzu:„Der neue Obcö sekretär ist eine Null. Er weiß nichts von Irland und da irische Volk weiß nichts von ihm." Gegen den Stadtrath von Limerick (Irland ), welcher fW beharrlich weigert, die Extra- Polizeisteuer im Betrage votz 1450 Lstr. zu entrichten, soll jetzt mit Strenge vorgcgange werden. Es ist ihm von der Regierung aufgegeben worde das Geld spätestens am 4. Nooemver zu zahlen, widrigenfalls sämmtliche Mitglieder des Rathes ins Gefängniß gesteckt wel� den würden. Unterhaus. Unterstaatssekretär Ashley theilt mit, daß da englische Protektorat in New-Guinea sich vom 141. Grad östlicher Länge bis zum Lstkap in der Goschen- Straße un, über die benachbarten Inseln erstrecke. Die Grenze im Jnne hänge von den lokalen Umständen ab. Ein Abkommen tr Deutschland betreffend eine Okkupation des nördlichen Tbem der Insel Seitens Deutschland habe die Regierur nicht getroyen.— Unterstaatssekretär Fitzmaurice erklärte, En land beschicke die westafrikanische Konferenz in Berlin , ohne dl jüngsten Arrangements betreffend den Nigcr-Fluß zu präjudizira da die Konferenz von allen«Veiten angenommen worden ist so seien seitens Englands keine Vorbehalte gemacht.— Z» H. L. Eine tolle Komödie war's, die am Sonna�« unter ftanzöstscher Flagge ihren Einzug in das Refidenzrhe« hielt.„Drei Frauen für einen Mann", Schwank in 3 All von Valabr-'gue und Grenet.— Tancourt leistet in der das Menschenmöglichste in drolligen Verwechslungen tausend tollen Unwahrscheinlichkeiten. Der kritische Denkapv« muß freilich außer Thätigteit gesetzt werden. Die Handle besteht aus einem solchen Cbaos von kreuz und quer dir einanderlaufcnden Fäden, stroyend von barocken Einfällen, Situationskomik ist eine so überwältigende, daß man Lachen gar nicht zum Urtheilen kommt und die Augen zum»", auch bei den Stellen des witzigen Dialogs, die manchmal iN'°. Schlllpfriakeit bis an die äußerste Grenze des Erl, im», gehen. Nun, man darf an einen Schwank und noch-U einem Pariser Kinde keine allzugroßen Anforderungen und die Hauptdedingum», welche das Pubikum an ein s"!», Produft der— Muse tnüpft, Amüsement a tout prix,#». vollauf erfüllt. Hier sanklionirt das vielköpfige Ungeb Z „Publikum" den Grundsatz:„Der Zweck heiligt die Mittel ü} mm"™ sollen wir armen Recnsentcn nicht auch einmal � den Wolfen heulen. Honny soit qui mal y pense. näheren Wiedergabe des Inhalts absttahiren wir; acheS-, hm, der einmal herzlich lachen will und keine ernsteren �■, fpruckie stellt, und amüsire sich.. �. as> Gespielt wurde, wie nicht anders zu erwarten, mit Verve � >n bester Laune. Man fühlte die Darsteller waren rn«ES und vielen Beifall. Tie Damen Frl. Deman als. 3« Jolanda als Pigeonetle und Frl. Curre als Euphemre 1%< recht brav, doch schien uns die letztere etwa« sehr verschn-m � fem. Frl. Wank stellte mit Geschick die Spezies der Z � vermietherinnen dar. Dagegen trug Frl. Wismar als AM gl torm,„der Tochter des freien Amerika ", doch ein wenig. zu 8�1 MLWZZKW feurig und wurde von seinem Freunde Raoul, dargeste»' Herrn Ries, trefflich unterstützt. vCf KA'"" pathlsch. C
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