sich«nb bei mit ihm zusammenhangcudcn DneNzwanges liegtdie Gefährdung der Rechtsordnung.Blos Gefährdung?Nein der U m ft u r z der Rechtsordnung, denn in einemStaur, wo es dem bevorrechtetsten Theit der herrschendenKlasse zur Ehrenpflicht gemacht wird, das Gesetz zu brechen,ist das Gesetz nur ein todter Buchstabe, und diesogenannte Rechts ordnung eine Posse.—Das Iltis- sislaggcnlied. Es wird jetzt daran erinnert,dab schon i» der Seeschlacht von Lissa— IS66— ein ähnlicherVorgang sich ereignet habe, wie der Untergang des Iltis mitSangesbegleitung. Die Mannschaft eines sinkenden italienischenSchiffes habe noch gerufen:„Es lebe Italien!" Daß bei solche»Katastrophen die Exaltation sich durch derartige Rnfe ausdrückt,ist sehr natürlich. Bekannt ist, daß die Mannschaft des fran-zösischen Schiffes„Vengeur", das im Jahre 1793 von einemgrößeren englischen Schiffe in Grund geschossen ward, währenddes Sinkens:„Vivo In Eepublique!" rief lind den Refrain desGirondistenmarschcs:„La Ilepublique nous appelle, sachonsvaincre, sachons psrir!«(die Republik ruft uns, wissen wirzu siegen, wissen wir zu sterbe»!) so lange sang, bis die Meeres-wogen über Schiff und Mannschaft zusammenschlugen. Aberdas war kein kommandirtes Singen, wie angeblich— den»offen gestanden, wir glauben das Helden- Geschichtchen nicht—im Falle des Iltis.—Dem französischen Ober- Rntisemiterich Trnmont istschweres Leid widerfahren— man hat seineu jüdischen Stamm-bäum entdeckt, und in einer Broschüre den aktenmäßigen Beweisgeliefert, daß er„nicht blos Israelit sondern auch Jude" ist. Ineinem Riesenleitartikel seiner„Libre Parole" sucht Drnmont diefurchtbare Anklage abzuwehren— aber das lachende Paris lachtihn todt.— Er kann sich mit seinen deutschen Kollegen trösten, dieja fast ausnahmslos au dem gleichen Erbübel kranken.—»•<Deutsches Reich.— Der Bundesrath hat in seiner heutigen Sitzungdie Vorlage betreffend de» Freuudschafts-, Handels-, Schifffahrts-und Kousularvertrag zwischen dem Reich und Nicaragua de»zuständige» Ausschüsseil überwiesen. Der Resolution des Reichs-tags wegen Aenderung der Aussührnngsbestimmungen betreffendden Verkehr mit dencoturirtein Spiritus wurde keine Folge ge-geben. Dem mündlichen Bericht des III. und IX. Ausschuffesüber den Entwurf eiores Gesetzes für Elsaß- Lothringen be-treffend die Besteuerung der Bergwerke wurde die Zustimmungertheilt.—— Der AuSwanderungsgesetz-Entwurf. derdem Reichstage im kommenden Tagungsabschnitte unterbreitetwerden wird, legt, wie offiziös mitgetheilt wird. Werth darauf, daßden Auswanderern nicht blos Gelegenheit gegeben wird, ihrenEntschluß des Verlaffens der Heimath unter den verhältnißmäßiggünstigsten Bedingungen auszuführen, sondern auch, daß in ihnendas Gefühl für die Heimath möglichst erhalten bleibt. DerEntwurf soll nicht blos die Auswanderung Einheimischer undFremder über deutsche Häfen, sondern auch die der Ein-heimischen über fremde Häfen in Rücksicht ziehen. Bezüglichder Regelung der Beförderung von außerdeulschen Häfenaus ist namentlich Vorsicht geboten, weshalb besondereMastregeln im Interesse der deulschen Auswanderer im Gesetzvorgasehe» werden müssen. Es steht denn auch zu erwarten, daßmit der landesgesetzlichen Regelung der Auswanderung, wie siegegenwärtig besteht, bald gebrochen und der Artikel 4 Nr. 1 derRcichSversassung auch bezüglich der Kolonisation und Auswande-rung zur Durchführung gebracht werden wird.— Gegen die Hand werker-Vorlage erklären sichnun auch Abgeordnete und Versammlungen der Zenlrumspartei,so die Abgg. Hug und Marbe, und Versammlungen in Konstanzund Baden-Baden.— AnH die heutige Morgennummer der„Staatsbürger-Zeitung" ist abermals beschlagnahmtworden und zwar aus grund des ß 17 des Preßgesetzes wegenVeröffentlichung des gerichtlichen Beschlusses über die gestrigeBeschlagnahme.—— Vom Bundesrathstische wetterte der selige Hetr». Röller ge�en die sozialdemokratische Irrlehre, wonach die U n-Zufriedenheit kulturfördernd sei. Herr v. Wißmannhat nun zu den zahllosen Widerlegungen Köller's eine neue gefügt.Er erzählte gestern in der internationalen Vereinigung für ver-gleichende Rechtswissenschaft und Bolkswirthschaftslehre, daß derKultnrfortschritt in Afrika durch die Bedürfnißlosigkeit der Negergehemmt werde, ohne die Vorschläge Wißmann's zu den unserenschlimmste gefaßt machen. Solltest Du aber irgend einebeunruhigende Veränderung in seinem Krankheitszustandebemerken, die meine Gegenwart nothwendig macht, so wirstDu aus diesem Papier verzeichnet finden, wo ich, wennGott mich noch erhält, in jeder Stunde der Nacht und desMorgens zu finden bin."Ter Schlaf Adrian'S war zuerst sehr unruhig, seineZüge, seine Bewegungen, die Worte, die er ausstieß, allesverrieth großen geistigen und körperlichen Schmerz— esschien, wie es auch vielleicht der Fall war. ein wilder undzweifelhafter Kampf zwischen Leben und Tod stattzufinden.Irene saß schweigend, nur in langen Zügen Athcm holend,vor dem Bette. Die Lampe hatte sie an das fernsteEnde des Zimmers gesetzt, und ihr matter Strahl ge-währte ihrem Blick nur die Umrisse der Züge des Kranken.In diesem schrecklichen Augenblicke lagen alle Gedanken,die sie bisher aufgeregt hatte, stumm und still in ihremGeiste. Sie war nur empfänglich für jene unanssprcch-liche Furcht, die wenige von uns so glücklich waren, nichtkennen gelernt zu haben, jenes daniederdrückende Gewicht,unter dem wir kaum athmen, oder uns bewegen können,die über uns schwebende Lawine, der wir nicht entfliehen,unter der wir vernichtet und begraben werden können!Das ganze Geschick eines Lebens lag in dieser einenNacht. Als endlich Adrian in einen tieferen und ruhigerenSchlummer zu versinken schien, unterbrachen die Glöckcheuder Todlenkarren mit ihrem unheimlichen Ton dieStille in den Straßen. Bald verstumnitcn die Töne,bald hörte man sie wieder, je nachdem die Karre an denHäusern anhielt oder weiter fuhr, und nach jeder Pausekamen sie näher und näher. Endlich hörte Irene die schwerenRäder unter dem Fenster rasseln und eine tiefe und gedämpfte Stimme rief laut:„Bringt die Tobten!" Sie standauf und ging mit leisen Schritten nach der Thüre, um siezu verschließen, als der bleiche Strahl der Lampe aus diedüstere Gestalt der Becchini fiel.»Ihr habt die Thüre nicht bezeichnet, auch nicht denLeichnam ausgesetzt," sagte einer von ihnen,„aber dieses istdie dritte Nacht!— es wird wohl Zeit sein!"„Still! Er schläft, fort, schnell, es ist nicht die Pest,an der er darniederliegt."„Nicht die Pest," murmelte der Becchino,„ich dächte,keine andere Krankheit dürfe es jetzt wagen, der Pest insHandwerk zu pfuschen."„Geht, hier ist Geld, verlaßt uns."(Forlsetzung folgt.)u machen, wollen wir doch aus seinen interessanten Ausführungenolgendes miltheilen:„Diese unglückliche Bedürfnißlosigkeit ist die Feindin derArbeit und der Kultur; also muß die Bevölkerung zum gemeinenBesten gezwungen werden, ihre Bedürfnisse zu steigern."Das ist das Ergcbniß der unbefangene» Beobachtung undreichen Erfahrung des besten Kenners Ostafrika's. lind dataucht vor seinem geistigen Auge nicht Diogenes, sondern derSteuerbote als Erzieher auf.„Man muß den Bewohnern eineKopfsteuer oder eine Hausfieuer auferlegen; dann muffen siemehr als bisher arbeiten, dann wachsen durch den Zwangzur Erzeugung und zum Austausch von Gütern auch dieBedürfnisse, dann hebt sich auch Handel und Wandel und steigtdie Kultur." Und der Missionsdirektor Merensky trat diesenAusführungen bei und bestätigte ihre Richtigkeit durch die Er-fahrungen, die man in Südwestasrika gemacht habe, wo dieChristen unter den Negern rund fünf Mark jährlich auf denKopf für Kirche und Schule zahlen müssen. Und Wißmann selbstberief sich auf das Beispiel der Engländer und Portugiesen,in deren Kolonien sich ebenfalls der Steuerbote als Erzieher be-währt habe.Die„Vossische Zeitung", die Wißmann's Lob der Unzufrieden-heit einem Leitartikel widmet, schließt denselben mit folgendenSätzen:„Beachtenswerth bleibt e? jedenfalls, wie ein Mitglied derRegierung die Unzufriedenheit als die Quelle des Fortschrittsrühmt, und die Bedürsnißlosigkeit nach dem Muster einesDiogenes als Hemmniß der Kultur und der Wohlfahrt bekämpft,und am Ende ergiebt sich eine Nutzanwendung aus den. Vor-schlag für Deutsch-Ostafrika auch für das Deutsche Reich, nurdaß man des Slenerboten als Erziehers hier gewißlich nicht mehrbedarf."—— Für die Beschickung der Pariser Welt-Ausstellung hat sich mit großer Mehrheit der mittelrheinischeFabrikantenverein ausgesprochen.—— Mit d e m D u e l l hat sich am 20. Oktober die pommerscheProvinzialsynode beschäftigt. Die Resolution, in welcher dasDuell bekämpft wird, kam nicht einmal e i n st i m in i g zustände. Unter Führung des früheren Staats-sekretärs v. Maltzahn-Gültz stimmte» 21 Herreu dagegen.Unter den letzteren befinden sich der R e g i e r u n g s-Präsident v. Sommerfeld zu Stettin, R e g i e r u n g s-Präsident v. d. Reck zu Köslin, Landrath Breyerzu Greifenhagen, Kommerzienrath Schlutow zu Stettin,Assessor a. D. Schlange in Schöningen, der bekannteagrarische Führer. Der Obcrpräsidcnt v. Puttkamer wohntevorsichiigerweise der Sitzung nicht bei. Die angenommene Re-solution, für welche 89 Herreu stimmten, lautet:„Provinzial-Synode erkennt das einstimmige Zeugniß wider das Duell alsunabweisbare Pflicht und unantastbares Recht des geistlichenAmtes an. Denn das Duell ist Sünde, die unter demwange gesellschaftlicher Ueberlieferung alshrenpflicht gerechtfertigt wird, ist somit privilegirteSünde und gerade darum eine besonders schwereGefährdung des sittlichen Bewußtseinsunseres Volkes, der wie die Obrigkeit und die Ge-sellschaft, so auch die Kirche mit allen ihnen zuGebote stehenden Mitteln des Zeugnisses und der Zucht entgegen-wicken muß. 2. Provinzial-Synode erioartet von den Gemeinde-Organen, daß sie den, der im Zweikampfe gestanden und dessenSünde kund geworden ist, im Falle er ihnen angehört, und nichtfreiwillig ausscheidet, nöthigcn, seine Stellung aufzugeben, über-Haupt einem solchen die Wahlfähigkeit bis answeiteres entziehen und bei bleibender Unbußfertigkeitde» ganzen Ernst der kirchlichen Zucht in Anwendung bringen.—Stettin.(„Volk.") Auf der p o in m e r s ch e n Pro»vinzialsynode berichtete am 16. Oktober der Sup. Hoppeauch über die S o n n t a g s r u h e d e r P o st b e a m t e u, dieauf dem Papier geordnet ist, in Wahrheit aber oft noch sehr im argenliegt. Einschränkung des Postvcrkehrs am Sonntag ist wohlmöglich, wenn die Gemeinde-Kirchenrälhe sich an die Postbehördenwenden. Auch eine Anregung der Synode bei dem evangelischenOberkirchenrath empfielt der Referent. Nach längerer Debatte undnachdem Synodale Höppner beantragt hat, den evangelischenOberkirchenrath aufzufordern, dahin zu wirken, daß die regelmäßigeBestellung am Sonnlag überhaupt falle und nachdem der königl.Kommissar die Anstrebung des wirklich Erreichbaren empfohlenhat, beschließt die Synode: an das königliche Konsistoriumdas Ersuchen zu richten, durch geeignete Verfügnng die Ge-meinde-Kirchenräthe anzuregen, für möglichste Einschränkung desPostverkehrs am Sonntag in ihren Gemeinden thätig zu seinund an den evangelischen Oberkirchenrath die Bitte zu richten,in Gemäßheit der wiederholten Beschlüsse der Generalsynode beiden staatlichen Behörden für die vermehrte Sonntagsruhe derPostbeamten aufs neue einzutreten und insbesondere a) B e-schränk» n g der P o st b e st e l l u n g aus Eilbriefe;b) Vermehrung der Beamten für den äuße-ren und na ni entlich den inneren Dien stzu empfehlen.— Ein Antrag an die Synode, auf B e-schränkung des Eisenbahnverkehrs hinwirken zuwollen, wird von Geh. Kommerzienrath Schlutow als Referentennichl befürwortet. Professor Beyer wünscht möglichste Be-schränkung des Personenverkehrs an Sonntagen und empfiehlt einenwarmen Appell an alle Provinzialen, sich möglichst des Reifensam Sonntag zu enthalten, um so den Eisenbahnbeamteuausreichende Sonntagsruhe zu gewähren. Während die Synodegemäß dem Antrage des Referenten das Verlangen auf Beschrän-kung des Eisenbahnverkehrs ablehnt, schließt sie sich im übrigendem Wunsche des Synodalen Beyer an und empfiehlt, sich mög-lichst des Reifens am Sonntag zu enthalten.Die guten Absichten der Herren in allen Ehren, aber wichtigerwäre es gewesen, in erster Linie die Einschränkung des Güter-Verkehrs auf das allernolhwendigste zu fordern.—— Im Briefkasten des Stöcker'schcn„Volk"finden wir folgende Bemerkung:„Ueber die Pfarrer»gehälter nichts mehr zu bringen, sind wir von s ovielen Lesern gebeten worden, daß wir diese» Wunschfür den der Majorität halten müssen. Aber den Schluß Ihres„Eingesandt" wollen wir wenigstens mittheilen.„Wie feiner-zeit der Kirchenstaat der schlechtregierteste StaatEuropa's war, so scheint auch die evangelische Landes-kirche die aller unsozialste größereGemeinschaftzu sein. Dieser Miß st and darf natürlich nicht allzuoffenkundig werden und es werden deshalb auch diePfarrer auf den bekannten Weg verwiesen, die Heilung dersozialen Schäden, soweit sie selbst darunter leiden, von„innenheraus" zu bewerkstelligen. Wenn nur nicht„innen" derMagen säße!"— Wegen des verbotenen Lesens gewisserpolnischer Zeitungen ist über einige das Priesterseminarzu Pelplin besuchende Kleriker Strafe verhängt worden, welchein der Entziehung der sogenannten„Stundung" besteht. Letzterebesteht wiederum darin, daß mittellosen Klerikern die 299 M.,die sie jährlich für ihren Lebensunterhalt zu zahlen haben, biszur Beendigung der Studien gestundet werden; später haben siejedoch ihre Schuld in Ratenzahlungen zu tilgen und nur durchden Tod werden sie hiervon befreit. Diese Strafe dürfte daherfür die Mehrzahl der Betroffenen recht empfindlich sein. Ob diejungen Kleriker diese kapitalistische Bestrafung sehr christlich ge-sunden haben, wissen wir nicht.—Kiel, 21. Oktober.(Eig. Ber.) Zu unserer Notiz in vorigerWoche über den Nord-Ostsee-Kanal können wir noch hinzufügen,daß seitdem wieder zwei Schiffsunfälle zu verzeichnen sind. Daseine Schiff rannte gegen einen der Duc d'Alben und das anderegerieth aus Grund, beide konnten jedoch ihre Reise fortsetzen.Die letzte Sitzung deS königlichen SeeamtS zu Flensburg am18. Oktober wurde ausgefüllt durch Verhandlungen über Unfälle imNord-Ostsee-Kanal und standen nicht ivenigerwie4derselben zur Ver-Handlung. Interessant hierbei war namentlich die Bemerkung desVorsitzenden, daß er mit einigen Beisitzern des Seeamts und inBegieitung des Reichskommissars auf einem größereu Dampfereine Fahrt im Kanal gemacht habe. Dabei hätten sie die Ueber-zeugung gewonnen, daß das Fahrwasser des Kanals keine Mängelhabe und man daselbst bei einiger Aufmerksamkeit ebenso sicherfahre wie in ähnlichen, ordnungsmäßig hergestellten Gewässern.Daß es, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß das Fahrwasser desKanals keine Mängel habe, erst einer Probefahrt bedarf, ist einheikel Ding, denn jeder Schiffskapitän resp. Rheder, der denKanal benutzen will, ist hierzu nicht in der Lage und daß manim Nord-Ostee-Kanal ebenso sicher fährt wie in einem andere»ordnuiigsniäßig hergestellten Gewässer, ist auch wohl nicht mehrwie billig zu erwarten, denn umsonst sind die 1ö6 Millionen, dieder Kanal gekostet, nicht hergegeben.Wie die vielen Unfälle im Kanal bei dem dort herrschendenLootseuzwang möglich sind, ist uns ein Räthsel.—— Die Landtagswahlen in Lippe-Detmoldfinden am 13. November statt. Unsere Parteigenossen beabsichtigen,wie wir schon berichtet haben, sich an denselben zu betheiligen.—— In der Frage der VerfassnngSreform inHamburg, über die seit 1393 verhandelt wird, hat eine aus Mit-gliedern des Senats und der Bürgerschaft gebildete Vermitte-lungs-Teputation eine Einigung über die streitigen Fragen her-beigeführt. Tie wichtigste derselben ist die Erleichterungder Erwerbung des Bürgerrechts. Ferner soll eineKommission für Verkehrswefen gebildet und das Schaukkonzessions-wesen geregelt werden.—— Die Bürgerschafts-Wahlen in Bremenfinden in der Zeit vom 23. November bis inklusive 30. Aprilstatt.-— Die Nachwahlen zur württembergischen Abgeord-netenkammer für die Oberamtsbezirke Cannstatt undS a u l g a u finden gleichzeitig am Freitag den 20. Novemberstatt.—Karlsruhe, 22. Oktober. Unter dem Vorsitz des Ministersdes Innern Effenlohr beschäftigte sich heute der zum ersten Malezusammengetretene badische Ge werberath in vierstündigerBerathung mit der Frage der Organisation des Handwerks. Mankam zu der Erklärung, daß dem neuen Gesetzentwurf gegenüberan dem badischen Entwurf vom Jahre 1892 über die Gewerbe-kammern festzuhalten sei, die Z w a n g s i n n u n g e n zuverwerfen seien, dagegen die Einführung von Handwerker-und Gewerbekammern sowie die obligatorische Lehrlingsprnsungzu befürworten sei.—— Wißmann's Rücktrittsabsichten sucht die„Nordd. Allg. Ztg.", ohne irgendwo Glauben zu finden, inZweifel zu ziehen.—— Dr. Arendt behauptet in dem von Echroeder-Poggelowund ihm herausgegebenen„Deutschen Wocheublatte". daß derKolonialdirektor Dr. Kayser früher ganz anders als im Kolonial-rathe ihr gegenseitiges Verhältniß dargestellt habe und daß ihmzum Beweise hierfür zahlreiche Briese aus Dr. Kayser's Federzur Verfügung standen. Er schlägt die Veröffentlichung diesesBriefwechsels vor und droht einseitig die Briefe Kayser's zupnbliziren, falls dieser fernerhin seine Wahrhaftigkeit in Zweifelziehen sollte.—— An ständige Polemik. Auf unseren letzten Artikelüber„Staatssozialismus und bürgerliche Demokratie" weißdie„Frankfurter Zeitung" nichts zu sagen, als daß sie sich auseine prinzipielle Diskussion nicht einlassen könne, weil der gemein-same Boden fehle: der Sozialismus sei Glaube, und nur ansdem Boden der Wissenschaft, die sie, die„Frankfurter Zeitung".vertrete, sei eine Diskussion möglich.Nun— das zn glauben ist Sache der„Frankfurter Zeitung".Gedanken sind zollfrei. Erinnern wollen wir sie blos an dasWort ihres geistesverwandten Bamberger, der einem dersozialistischen Abgeordneten im Reichstag einst seufzend zurief:«Ja, Ihr habt noch den Glauben an Euch selbst!"Ob die„Frankfurter Zeitung" den Glauben an sich selbsthat, und an ihre„Wissenschaft"? Die Drückebergerei sprichtnicht gerade dafür.Doch lassen wir das. Nicht unerwähnt darf es aber bleiben,daß die„Frankfurter Zeitung" ihre N i ch t- Widerlegung mitden Worten schließt:„Wir wollen nur noch anerkennend hervorheben, daß sichder„Vorwärts" eines zivilen Tons befleißigt hat. Wir sindweder Dummköpfe noch Gauner genannt worden, und daswill angesichts des frevelhaften Einbruchs in das sozialistisch»Heiligthum. den mir verübt haben, schon etwas bedeuten."Diese an den Haaren herbeigezogene Impertinenz, durchdie ein kläglicher Rückzug verdeckt werden soll, ist wohl„zivil"?—Oesterreich.Wien, 21. Oktober. Abgeordnetenhaus. Bei derBerathung des Dringlichkeits-AntrageS Perner-st orfer, denEiscnbahnminister aufzufordern, die unter-geordneten Organe zu belehren, daß der Druck auf dieBahnbedien st eten zur Verhinderung des Bei-tritts zu gesetzlich gestatteten Vereinen eineVerletzung des Staats-Grundgesetzes sei, betonteder Eisenbahnminister, die Bahnbedieusteten hätten bishervon ihrem Beschwerderechte wegen unzulässiger BeHand-lung nicht Gebrauch gemacht. Der Minister sichertestrenge Untersuchung der vorgebrachten konkreten Fälle zu undführte sodann weiter aus, bei der Eisenbahn sei diestrengste Disziplin nothwendig. da es sich um I n t e r-essen von größter Tragweite und täglich um dasLeben taufender handele. Wohin solle es führen, wenndie Bediensteten statt der Vorgesetzten einergewissen Parteileitung folgen würden. Es seiSchuldigkeit der Direktoren dafür zu sorgen, daß dieDisziplin nicht untergraben werde. selbstverständlich unterstrengster Wahrung der Dienstordnung und der Gesetze. Er habegegen die Dringlichkeit des Antrages nichts einzuwenden. DieDringlichkeit wurde hierauf mit 73 gegen 68 Stimmen mangelseiner Zweidrittel-Majorität abgelehnt.—Schweiz.Zürich, 20. Oktober.(Eig. Ber.) Wie wahr die Behaup-tung des sozialdemokratischen Wahlkonntees in seinem Aufruf andas arbeitende Volk ist, daß der Nationalrath keineVolksvertretung, sondern nur eine Vertretung der be»sitzenden Klassen ist, das zeigt eine rieine Ucberstcht über dieverschiedenen Lebensstellungen der Herren Nationalräthe,welche die letzten drei Jahre Landesväter waren. 41 derselbensind öffentliche Beamte, nämlich 21 Regierungsräthe(kantonaleMinister) ,/ 7 sonstige kantonale Verwaltungsbeamte. 7 Richter.4 städtische Beamte; 44 sind Advokaten, 6 Notare, 3 Aerzte.1»Thierarzt, 2 gewesene Pfarrer, 5 Ingenieure, 4 Architekten.5 Hochschul-Professoren, 2 Schuldirekioren, 2 Mittelschnllehrer,3 gewesene Volksschullehrer. 3 Forstleute, 7 Redakteure,3 gewesene Redakteure, 2 Bahndirektoren, 1 Wasserdirektor.13 Fabrikanten, 27 Landwirthe. 9 Kaufleute(wovon 4 Wein»Händler), 4 Gastwirthe und Hotelbesitzer, 2 Baukiers, 2 Kassen-Verwalter, 2 Blichdruckereibesitzer. 1 Buchhändler, 2 Gerber.1 Bierbrauer und endlich IS Rentiers— aber keinArbeiter! 56 Landesväter sind beim Militär Offiziereund zwar 24 Oberste, II Oberstlieutenants, 7 Majore.12 Hauptleute und 2 Oberlieuteuants. Man wird aus