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sich«nb bei mit ihm zusammenhangcudcn DneNzwanges liegt die Gefährdung der Rechtsordnung. Blos Gefährdung? Nein der U m ft u r z der Rechtsordnung, denn in einem Staur, wo es dem bevorrechtetsten Theit der herrschenden Klasse zur Ehrenpflicht gemacht wird, das Gesetz zu brechen, ist das Gesetz nur ein todter Buchstabe, und die sogenannte Rechts ordnung eine Posse.   Das Iltis- sislaggcnlied. Es wird jetzt daran erinnert, dab schon i» der Seeschlacht von Lissa IS66 ein ähnlicher Vorgang sich ereignet habe, wie der Untergang des Iltis mit Sangesbegleitung. Die Mannschaft eines sinkenden italienischen Schiffes habe noch gerufen:Es lebe Italien  !" Daß bei solche» Katastrophen die Exaltation sich durch derartige Rnfe ausdrückt, ist sehr natürlich. Bekannt ist, daß die Mannschaft des fran- zösischen SchiffesVengeur", das im Jahre 1793 von einem größeren englischen Schiffe in Grund geschossen ward, während des Sinkens:Vivo In Eepublique!" rief lind den Refrain des Girondistenmarschcs:La Ilepublique nous appelle, sachons vaincre, sachons psrir!«(die Republik   ruft uns, wissen wir zu siegen, wissen wir zu sterbe»!) so lange sang, bis die Meeres- wogen über Schiff und Mannschaft zusammenschlugen. Aber das war kein kommandirtes Singen, wie angeblich den» offen gestanden, wir glauben das Helden- Geschichtchen nicht im Falle des Iltis.   Dem französischen   Ober- Rntisemiterich Trnmont ist schweres Leid widerfahren man hat seineu jüdischen Stamm- bäum entdeckt, und in einer Broschüre den aktenmäßigen Beweis geliefert, daß ernicht blos Israelit sondern auch Jude" ist. In einem Riesenleitartikel seinerLibre Parole" sucht Drnmont die furchtbare Anklage abzuwehren aber das lachende Paris   lacht ihn todt. Er kann sich mit seinen deutschen Kollegen trösten, die ja fast ausnahmslos au dem gleichen Erbübel kranken. » < Deutsches Reich  . Der Bundesrath hat in seiner heutigen Sitzung die Vorlage betreffend de» Freuudschafts-, Handels-, Schifffahrts- und Kousularvertrag zwischen dem Reich und Nicaragua   de» zuständige» Ausschüsseil überwiesen. Der Resolution des Reichs- tags wegen Aenderung der Aussührnngsbestimmungen betreffend den Verkehr mit dencoturirtein Spiritus wurde keine Folge ge- geben. Dem mündlichen Bericht des III. und IX. Ausschuffes über den Entwurf eiores Gesetzes für Elsaß- Lothringen   be- treffend die Besteuerung der Bergwerke wurde die Zustimmung ertheilt. Der AuSwanderungsgesetz-Entwurf. der dem Reichstage im kommenden Tagungsabschnitte unterbreitet werden wird, legt, wie offiziös mitgetheilt wird. Werth darauf, daß den Auswanderern nicht blos Gelegenheit gegeben wird, ihren Entschluß des Verlaffens der Heimath unter den verhältnißmäßig günstigsten Bedingungen auszuführen, sondern auch, daß in ihnen das Gefühl für die Heimath möglichst erhalten bleibt. Der Entwurf soll nicht blos die Auswanderung Einheimischer und Fremder über deutsche Häfen, sondern auch die der Ein- heimischen über fremde Häfen in Rücksicht ziehen. Bezüglich der Regelung der Beförderung von außerdeulschen Häfen aus ist namentlich Vorsicht geboten, weshalb besondere Mastregeln im Interesse der deulschen Auswanderer im Gesetz vorgasehe» werden müssen. Es steht denn auch zu erwarten, daß mit der landesgesetzlichen Regelung der Auswanderung, wie sie gegenwärtig besteht, bald gebrochen und der Artikel 4 Nr. 1 der RcichSversassung auch bezüglich der Kolonisation und Auswande- rung zur Durchführung gebracht werden wird. Gegen die Hand werker-Vorlage erklären sich nun auch Abgeordnete und Versammlungen der Zenlrumspartei, so die Abgg. Hug und Marbe, und Versammlungen in Konstanz  und Baden-Baden  . AnH die heutige Morgennummer der Staatsbürger-Zeitung" ist abermals beschlagnahmt worden und zwar aus grund des ß 17 des Preßgesetzes wegen Veröffentlichung des gerichtlichen Beschlusses über die gestrige Beschlagnahme. Vom Bundesrathstische wetterte der selige Hetr ». Röller ge�en die sozialdemokratische Irrlehre, wonach die U n- Zufriedenheit kulturfördernd sei. Herr v. Wißmann hat nun zu den zahllosen Widerlegungen Köller's eine neue gefügt. Er erzählte gestern in der internationalen Vereinigung für ver- gleichende Rechtswissenschaft und Bolkswirthschaftslehre, daß der Kultnrfortschritt in Afrika   durch die Bedürfnißlosigkeit der Neger gehemmt werde, ohne die Vorschläge Wißmann's zu den unseren schlimmste gefaßt machen. Solltest Du aber irgend eine beunruhigende Veränderung in seinem Krankheitszustande bemerken, die meine Gegenwart nothwendig macht, so wirst Du aus diesem Papier verzeichnet finden, wo ich, wenn Gott   mich noch erhält, in jeder Stunde der Nacht und des Morgens zu finden bin." Ter Schlaf Adrian'S war zuerst sehr unruhig, seine Züge, seine Bewegungen, die Worte, die er ausstieß, alles verrieth großen geistigen und körperlichen Schmerz es schien, wie es auch vielleicht der Fall war. ein wilder und zweifelhafter Kampf zwischen Leben und Tod stattzufinden. Irene saß schweigend, nur in langen Zügen Athcm holend, vor dem Bette. Die Lampe hatte sie an das fernste Ende des Zimmers gesetzt, und ihr matter Strahl ge- währte ihrem Blick nur die Umrisse der Züge des Kranken. In diesem schrecklichen Augenblicke lagen alle Gedanken, die sie bisher aufgeregt hatte, stumm und still in ihrem Geiste. Sie war nur empfänglich für jene unanssprcch- liche Furcht, die wenige von uns so glücklich waren, nicht kennen gelernt zu haben, jenes daniederdrückende Gewicht, unter dem wir kaum athmen, oder uns bewegen können, die über uns schwebende Lawine, der wir nicht entfliehen, unter der wir vernichtet und begraben werden können! Das ganze Geschick eines Lebens lag in dieser einen Nacht. Als endlich Adrian in einen tieferen und ruhigeren Schlummer zu versinken schien, unterbrachen die Glöckcheu der Todlenkarren mit ihrem unheimlichen Ton die Stille in den Straßen. Bald verstumnitcn die Töne, bald hörte man sie wieder, je nachdem die Karre an den Häusern anhielt oder weiter fuhr, und nach jeder Pause kamen sie näher und näher. Endlich hörte Irene die schweren Räder unter dem Fenster rasseln und eine tiefe und ge­dämpfte Stimme rief laut:Bringt die Tobten!" Sie stand auf und ging mit leisen Schritten nach der Thüre, um sie zu verschließen, als der bleiche Strahl der Lampe   aus die düstere Gestalt der Becchini fiel. »Ihr habt die Thüre nicht bezeichnet, auch nicht den Leichnam ausgesetzt," sagte einer von ihnen,aber dieses ist die dritte Nacht! es wird wohl Zeit sein!" Still! Er schläft, fort, schnell, es ist nicht die Pest, an der er darniederliegt." Nicht die Pest," murmelte der Becchino,ich dächte, keine andere Krankheit dürfe es jetzt wagen, der Pest ins Handwerk zu pfuschen." Geht, hier ist Geld, verlaßt uns." (Forlsetzung folgt.) u machen, wollen wir doch aus seinen interessanten Ausführungen olgendes miltheilen: Diese unglückliche Bedürfnißlosigkeit ist die Feindin der Arbeit und der Kultur; also muß die Bevölkerung zum gemeinen Besten gezwungen werden, ihre Bedürfnisse zu steigern." Das ist das Ergcbniß der unbefangene» Beobachtung und reichen Erfahrung des besten Kenners Ostafrika's.   lind da taucht vor seinem geistigen Auge nicht Diogenes  , sondern der Steuerbote als Erzieher auf.Man muß den Bewohnern eine Kopfsteuer oder eine Hausfieuer auferlegen; dann muffen sie mehr als bisher arbeiten, dann wachsen durch den Zwang zur Erzeugung und zum Austausch von Gütern auch die Bedürfnisse, dann hebt sich auch Handel und Wandel und steigt die Kultur." Und der Missionsdirektor Merensky trat diesen Ausführungen bei und bestätigte ihre Richtigkeit durch die Er- fahrungen, die man in Südwestasrika gemacht habe, wo die Christen unter den Negern rund fünf Mark jährlich auf den Kopf für Kirche und Schule zahlen müssen. Und Wißmann selbst berief sich auf das Beispiel der Engländer und Portugiesen, in deren Kolonien sich ebenfalls der Steuerbote als Erzieher be- währt habe. DieVossische Zeitung", die Wißmann's Lob der Unzufrieden- heit einem Leitartikel widmet, schließt denselben mit folgenden Sätzen: Beachtenswerth bleibt e? jedenfalls, wie ein Mitglied der Regierung die Unzufriedenheit als die Quelle des Fortschritts rühmt, und die Bedürsnißlosigkeit nach dem Muster eines Diogenes als Hemmniß der Kultur und der Wohlfahrt bekämpft, und am Ende ergiebt sich eine Nutzanwendung aus den. Vor- schlag für Deutsch-Ostafrika   auch für das Deutsche Reich, nur daß man des Slenerboten als Erziehers hier gewißlich nicht mehr bedarf." Für die Beschickung der Pariser Welt- Ausstellung hat sich mit großer Mehrheit der mittelrheinische Fabrikantenverein ausgesprochen. Mit d e m D u e l l hat sich am 20. Oktober die pommersche Provinzialsynode beschäftigt. Die Resolution, in welcher das Duell bekämpft wird, kam nicht einmal e i n st i m in i g zu stände. Unter Führung des früheren Staats- sekretärs v. Maltzahn-Gültz stimmte» 21 Herreu dagegen. Unter den letzteren befinden sich der R e g i e r u n g s- Präsident v. Sommerfeld zu Stettin  , R e g i e r u n g s- Präsident v. d. Reck zu Köslin  , Landrath Breyer zu Greifenhagen, Kommerzienrath Schlutow zu Stettin  , Assessor a. D. Schlange in Schöningen  , der bekannte agrarische Führer. Der Obcrpräsidcnt v. Puttkamer   wohnte vorsichiigerweise der Sitzung nicht bei. Die angenommene Re- solution, für welche 89 Herreu stimmten, lautet:Provinzial- Synode erkennt das einstimmige Zeugniß wider das Duell als unabweisbare Pflicht und unantastbares Recht des geistlichen Amtes an. Denn das Duell ist Sünde, die unter dem wange gesellschaftlicher Ueberlieferung als hrenpflicht gerechtfertigt wird, ist somit privilegirte Sünde und gerade darum eine besonders schwere Gefährdung des sittlichen Bewußtseins unseres Volkes, der wie die Obrigkeit und die Ge- sellschaft, so auch die Kirche mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln des Zeugnisses und der Zucht entgegen- wicken muß. 2. Provinzial-Synode erioartet von den Gemeinde- Organen, daß sie den, der im Zweikampfe gestanden und dessen Sünde kund geworden ist, im Falle er ihnen angehört, und nicht freiwillig ausscheidet, nöthigcn, seine Stellung aufzugeben, über- Haupt einem solchen die Wahlfähigkeit bis ans weiteres entziehen und bei bleibender Unbußfertigkeit de» ganzen Ernst der kirchlichen Zucht in Anwendung bringen. Stettin.(Volk.") Auf der p o in m e r s ch e n Pro» vinzialsynode berichtete am 16. Oktober der Sup. Hoppe auch über die S o n n t a g s r u h e d e r P o st b e a m t e u, die auf dem Papier geordnet ist, in Wahrheit aber oft noch sehr im argen liegt. Einschränkung des Postvcrkehrs am Sonntag ist wohl möglich, wenn die Gemeinde-Kirchenrälhe sich an die Postbehörden wenden. Auch eine Anregung der Synode bei dem evangelischen Oberkirchenrath empfielt der Referent. Nach längerer Debatte und nachdem Synodale Höppner beantragt hat, den evangelischen Oberkirchenrath aufzufordern, dahin zu wirken, daß die regelmäßige Bestellung am Sonnlag überhaupt falle und nachdem der königl. Kommissar die Anstrebung des wirklich Erreichbaren empfohlen hat, beschließt die Synode: an das königliche Konsistorium das Ersuchen zu richten, durch geeignete Verfügnng die Ge- meinde-Kirchenräthe anzuregen, für möglichste Einschränkung des Postverkehrs am Sonntag in ihren Gemeinden thätig zu sein und an den evangelischen Oberkirchenrath die Bitte zu richten, in Gemäßheit der wiederholten Beschlüsse der Generalsynode bei den staatlichen Behörden für die vermehrte Sonntagsruhe der Postbeamten aufs neue einzutreten und insbesondere a) B e- schränk» n g der P o st b e st e l l u n g aus Eilbriefe; b) Vermehrung der Beamten für den äuße- ren und na ni entlich den inneren Dien st zu empfehlen. Ein Antrag an die Synode, auf B e- schränkung des Eisenbahnverkehrs hinwirken zu wollen, wird von Geh. Kommerzienrath Schlutow als Referenten nichl befürwortet. Professor Beyer wünscht möglichste Be- schränkung des Personenverkehrs an Sonntagen und empfiehlt einen warmen Appell an alle Provinzialen, sich möglichst des Reifens am Sonntag zu enthalten, um so den Eisenbahnbeamteu ausreichende Sonntagsruhe zu gewähren. Während die Synode gemäß dem Antrage des Referenten das Verlangen auf Beschrän- kung des Eisenbahnverkehrs ablehnt, schließt sie sich im übrigen dem Wunsche des Synodalen Beyer an und empfiehlt, sich mög- lichst des Reifens am Sonntag zu enthalten. Die guten Absichten der Herren in allen Ehren, aber wichtiger wäre es gewesen, in erster Linie die Einschränkung des Güter- Verkehrs auf das allernolhwendigste zu fordern. Im Briefkasten des Stöcker'schcnVolk" finden wir folgende Bemerkung:Ueber die Pfarrer» gehälter nichts mehr zu bringen, sind wir von s o vielen Lesern gebeten worden, daß wir diese» Wunsch für den der Majorität halten müssen. Aber den Schluß Ihres Eingesandt" wollen wir wenigstens mittheilen.Wie feiner- zeit der Kirchenstaat der schlechtregierteste Staat Europa's   war, so scheint auch die evangelische Landes- kirche die aller unsozialste größereGemeinschaft zu sein. Dieser Miß st and darf natürlich nicht allzu offenkundig werden und es werden deshalb auch die Pfarrer auf den bekannten Weg verwiesen, die Heilung der sozialen Schäden, soweit sie selbst darunter leiden, voninnen heraus" zu bewerkstelligen. Wenn nur nichtinnen" der Magen säße!" Wegen des verbotenen Lesens gewisser polnischer Zeitungen ist über einige das Priesterseminar zu Pelplin   besuchende Kleriker Strafe verhängt worden, welche in der Entziehung der sogenanntenStundung" besteht. Letztere besteht wiederum darin, daß mittellosen Klerikern die 299 M., die sie jährlich für ihren Lebensunterhalt zu zahlen haben, bis zur Beendigung der Studien gestundet werden; später haben sie jedoch ihre Schuld in Ratenzahlungen zu tilgen und nur durch den Tod werden sie hiervon befreit. Diese Strafe dürfte daher für die Mehrzahl der Betroffenen recht empfindlich sein. Ob die jungen Kleriker diese kapitalistische Bestrafung sehr christlich ge- sunden haben, wissen wir nicht. Kiel  , 21. Oktober.  (Eig. Ber.) Zu unserer Notiz in voriger Woche über den Nord-Ostsee-Kanal   können wir noch hinzufügen, daß seitdem wieder zwei Schiffsunfälle zu verzeichnen sind. Das eine Schiff rannte gegen einen der Duc d'Alben und das andere gerieth aus Grund, beide konnten jedoch ihre Reise fortsetzen. Die letzte Sitzung deS königlichen SeeamtS zu Flensburg   am 18. Oktober wurde ausgefüllt durch Verhandlungen über Unfälle im Nord-Ostsee-Kanal   und standen nicht ivenigerwie4derselben zur Ver- Handlung. Interessant hierbei war namentlich die Bemerkung des Vorsitzenden, daß er mit einigen Beisitzern des Seeamts und in Begieitung des Reichskommissars auf einem größereu Dampfer eine Fahrt im Kanal gemacht habe. Dabei hätten sie die Ueber- zeugung gewonnen, daß das Fahrwasser des Kanals keine Mängel habe und man daselbst bei einiger Aufmerksamkeit ebenso sicher fahre wie in ähnlichen, ordnungsmäßig hergestellten Gewässern. Daß es, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß das Fahrwasser des Kanals keine Mängel habe, erst einer Probefahrt bedarf, ist ein heikel Ding, denn jeder Schiffskapitän resp. Rheder, der den Kanal benutzen will, ist hierzu nicht in der Lage und daß man im Nord-Ostee-Kanal ebenso sicher fährt wie in einem andere» ordnuiigsniäßig hergestellten Gewässer, ist auch wohl nicht mehr wie billig zu erwarten, denn umsonst sind die 1ö6 Millionen, die der Kanal gekostet, nicht hergegeben. Wie die vielen Unfälle im Kanal bei dem dort herrschenden Lootseuzwang möglich sind, ist uns ein Räthsel. Die Landtagswahlen in Lippe-Detmold finden am 13. November statt. Unsere Parteigenossen beabsichtigen, wie wir schon berichtet haben, sich an denselben zu betheiligen. In der Frage der VerfassnngSreform in Hamburg  , über die seit 1393 verhandelt wird, hat eine aus Mit- gliedern des Senats und der Bürgerschaft gebildete Vermitte- lungs-Teputation eine Einigung über die streitigen Fragen her- beigeführt. Tie wichtigste derselben ist die Erleichterung der Erwerbung des Bürgerrechts. Ferner soll eine Kommission für Verkehrswefen gebildet und das Schaukkonzessions- wesen geregelt werden. Die Bürgerschafts-Wahlen in Bremen  finden in der Zeit vom 23. November bis inklusive 30. April statt.- Die Nachwahlen zur württembergischen Abgeord- netenkammer für die Oberamtsbezirke Cannstatt und S a u l g a u finden gleichzeitig am Freitag den 20. November statt. Karlsruhe  , 22. Oktober. Unter dem Vorsitz des Ministers des Innern Effenlohr beschäftigte sich heute der zum ersten Male zusammengetretene badische Ge werberath in vierstündiger Berathung mit der Frage der Organisation des Handwerks. Man kam zu der Erklärung, daß dem neuen Gesetzentwurf gegenüber an dem badischen Entwurf vom Jahre 1892 über die Gewerbe- kammern festzuhalten sei, die Z w a n g s i n n u n g e n zu verwerfen seien, dagegen die Einführung von Handwerker- und Gewerbekammern sowie die obligatorische Lehrlingsprnsung zu befürworten sei. Wißmann's Rücktrittsabsichten sucht die Nordd. Allg. Ztg.", ohne irgendwo Glauben zu finden, in Zweifel zu ziehen. Dr. Arendt behauptet in dem von Echroeder-Poggelow und ihm herausgegebenenDeutschen Wocheublatte". daß der Kolonialdirektor Dr. Kayser früher ganz anders als im Kolonial- rathe ihr gegenseitiges Verhältniß dargestellt habe und daß ihm zum Beweise hierfür zahlreiche Briese aus Dr. Kayser's Feder zur Verfügung standen. Er schlägt die Veröffentlichung dieses Briefwechsels vor und droht einseitig die Briefe Kayser's zu pnbliziren, falls dieser fernerhin seine Wahrhaftigkeit in Zweifel ziehen sollte. An ständige Polemik. Auf unseren letzten Artikel überStaatssozialismus   und bürgerliche Demokratie" weiß dieFrankfurter Zeitung  " nichts zu sagen, als daß sie sich aus eine prinzipielle Diskussion nicht einlassen könne, weil der gemein- same Boden fehle: der Sozialismus sei Glaube, und nur ans dem Boden der Wissenschaft, die sie, dieFrankfurter Zeitung  ". vertrete, sei eine Diskussion möglich. Nun das zn glauben ist Sache derFrankfurter Zeitung  ". Gedanken sind zollfrei. Erinnern wollen wir sie blos an das Wort ihres geistesverwandten Bamberger  , der einem der sozialistischen   Abgeordneten im Reichstag einst seufzend zurief: «Ja, Ihr habt noch den Glauben an Euch selbst!" Ob dieFrankfurter Zeitung  " den Glauben an sich selbst hat, und an ihreWissenschaft"? Die Drückebergerei spricht nicht gerade dafür. Doch lassen wir das. Nicht unerwähnt darf es aber bleiben, daß dieFrankfurter Zeitung  " ihre N i ch t- Widerlegung mit den Worten schließt: Wir wollen nur noch anerkennend hervorheben, daß sich derVorwärts" eines zivilen Tons befleißigt hat. Wir sind weder Dummköpfe noch Gauner genannt worden, und das will angesichts des frevelhaften Einbruchs in das sozialistisch» Heiligthum. den mir verübt haben, schon etwas bedeuten." Diese an den Haaren herbeigezogene Impertinenz, durch die ein kläglicher Rückzug verdeckt werden soll, ist wohlzivil"? Oesterreich. Wien  , 21. Oktober. Abgeordnetenhaus. Bei der Berathung des Dringlichkeits-AntrageS Perner- st orfer, denEiscnbahnminister aufzufordern, die unter- geordneten Organe zu belehren, daß der Druck auf die Bahnbedien st eten zur Verhinderung des Bei- tritts zu gesetzlich gestatteten Vereinen eine Verletzung des Staats-Grundgesetzes sei, betonte der Eisenbahnminister, die Bahnbedieusteten hätten bisher von ihrem Beschwerderechte wegen unzulässiger BeHand- lung nicht Gebrauch gemacht. Der Minister sicherte strenge Untersuchung der vorgebrachten konkreten Fälle zu und führte sodann weiter aus, bei der Eisenbahn sei die strengste Disziplin nothwendig. da es sich um I n t e r- essen von größter Tragweite und täglich um das Leben taufender handele. Wohin solle es führen, wenn die Bediensteten statt der Vorgesetzten einer gewissen Parteileitung folgen würden. Es sei Schuldigkeit der Direktoren dafür zu sorgen, daß die Disziplin nicht untergraben werde. selbstverständlich unter strengster Wahrung der Dienstordnung und der Gesetze. Er habe gegen die Dringlichkeit des Antrages nichts einzuwenden. Die Dringlichkeit wurde hierauf mit 73 gegen 68 Stimmen mangels einer Zweidrittel-Majorität abgelehnt. Schweiz  . Zürich  , 20. Oktober.  (Eig. Ber.) Wie wahr die Behaup- tung des sozialdemokratischen Wahlkonntees in seinem Aufruf an das arbeitende Volk ist, daß der Nationalrath keine Volksvertretung, sondern nur eine Vertretung der be» sitzenden Klassen ist, das zeigt eine rieine Ucberstcht über die verschiedenen Lebensstellungen der Herren Nationalräthe, welche die letzten drei Jahre Landesväter waren. 41 derselben sind öffentliche Beamte, nämlich 21 Regierungsräthe(kantonale Minister) ,/ 7 sonstige kantonale Verwaltungsbeamte. 7 Richter. 4 städtische Beamte; 44 sind Advokaten, 6 Notare, 3 Aerzte. 1»Thierarzt, 2 gewesene Pfarrer, 5 Ingenieure, 4 Architekten. 5 Hochschul-Professoren, 2 Schuldirekioren, 2 Mittelschnllehrer, 3 gewesene Volksschullehrer. 3 Forstleute, 7 Redakteure, 3 gewesene Redakteure, 2 Bahndirektoren, 1 Wasserdirektor. 13 Fabrikanten, 27 Landwirthe. 9 Kaufleute(wovon 4 Wein» Händler), 4 Gastwirthe und Hotelbesitzer, 2 Baukiers, 2 Kassen- Verwalter, 2 Blichdruckereibesitzer. 1 Buchhändler, 2 Gerber. 1 Bierbrauer und endlich IS Rentiers aber kein Arbeiter! 56 Landesväter sind beim Militär Offiziere und zwar 24 Oberste, II Oberstlieutenants, 7 Majore. 12 Hauptleute und 2 Oberlieuteuants. Man wird aus