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Nr. 176.

Beilage zum Berliner Volksblatt.

Die Sklaverei in Brasilien  .

Dienstag, den 28. Oktober 1884.

die Abolitionisten arbeiten, das beweist die Thatsache, daß in diesem Jahre vier Provinzen und der außer dem Provinzial­verbande stehende Bezirk der Hauptstadt, das Municipio Neutro, theils mit der Sklaverei völlig aufgeräumt haben, theils auf dem besten Wege dazu find. Ceara machte den Anfang, Ama­ zonas   folgte, was feine große Kraftanstrengung erheischte, denn Diese größte aller Provinzen hatte die geringste Bahl von Stla­ven, nur etwa 1700. Jest giebt es in diesen beiden Provinzen feine Sklaven mehr. Goyaz mit etwas über 6000 Sklaven eifert nachzukommen. Härter ist die Arbeit, aber doch schon weit vorgeschritten im Municipio Neutro, das am 30. Juni 1883 noch 34 389 Sklaven zählte. In Rio Grande do Sul  , wo die Abolition jezt auch im Sturmschritt vorgeht, gab es zu dem­felben Termin 62 138 Sllaven. Somit gehörte diese Provinz zu denjenigen, wo das Verhältniß der unfreien zur Gesammt­bevölkerung fich über den Durchschnitt des Reiches( 111 Un­frete auf 1000 Bewohner) erhob. Das Verhältniß war hier 124 auf 1000, aber nunmehr find schon ganze Munizipien frei von Sklaven. Während am 30. Juni 1883 der Sklavenbestand im ganzen Reiche auf 1218 000 beziffert wurde, läßt sich heute wohl sagen, den Abgang durch den Tod in Rechnung gezogen, daß es sich um die Freilassung von nicht mehr 1000 000 Stla­ven handeln kann.

Obgleich Brafilien fast so groß wie Europa   ist, so mögen noch be doch die Vorgänge in diesem Reiche von der transatlantischen pofpital politischen Sternwart faum mit dem Interesse betrachtet = mache werden, wie die Ereignisse im kleinsten Gliede des europäischen  Leiba Staatensystems. Wein hier ein Ministerium einem neuen befan Blas macht, so find die Namen des einen Kabinets dem deutschen Leser so fremd, wie diejenigen des anderen, und wenn hier die libercle Partei einen Verzweiflungskampf um die Erhaltung des Herrschaftsbesiges kämpft, so weiß er nicht, was wollen die Liberalen und was ist das Programm Der Konservativen. Wissen sie's doch selber kaum, wenn dient, e es nicht das Interesse an der Theilung der Beute ist. Der den Sinister Dantas, welcher das seit drei Monaten amtirende it ein fechste liberale Kabinet gebildet hat, ist auch nur so ein Beutepolitiker und Parteitattifer, tros seines Emanzipations­verbind Projekts, und zwar der geriebensten einer, der nur in die al tägl Bresche gesprungen ist, um die gefährdete Herrschaft seiner erwär Bartei zu sichern und die Wahlen zu leiten. Indeffen, es bereiten sich in diesem Lande Dinge vor, die über deffen Grenzen hinaus ein allgemeines fulturelles und politisches Inap em Buntereffe beanspruchen dürfen, und die oben erwähnte Eman­sipationsbill ist selbst ein Symptom der das Land durch­oche m sitternden Bewegung, ein Versuch, den Sturm zu beschwören. Nicht ohne Grund unterstellt man dem Ministerpräsidenten die Abficht, mit dem Entwurf den Schein erwecken zu wollen, daß die liberale Partei nach bald siebenjährigem unfruchtbaren Regiment zu einer That fich aufraffen werde. Die Spekula­tion, dadurch den alten Nimbus in der öffentlichen Meinung wieder zu gewinnen, schien anfänglich zu gelingen. Balb jedoch schlug die Stimmung wieder in das Mißtrauen um, das die Partei durch ihre Uneinigkeit und die Unfähigkeit ihrer Führer gegen fich erregt hat. Man entdeckte nicht nur an dem Gefegentwurfe wesentliche Mängel, sondern zweifelt sogar an

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gutem Willen, etwas Ersprießliches zu thun.

Die Idee der Abolition, welche die Bevölkerung aufrührt, hat seit dem vorigen Jahre eine ungeahnte Popularität ge­wonnen. Jeder neue Erfolg facht den Eifer für Sklaven­befreiung an. Was fordern die Abolitionisten? Von der Staatsgewalt eine Anerkennung des Emanzipationsgesetzes von 1871 dahin, daß nach einer bestimmten Reihe von Jahren die Sllaverei erlöschen soll. Die Frist soll nur gerade so weit ausgedehnt werden, als nöthig ist, damit die Sklavenbefizer fich auf eine veränderte Wirthschaftsweise einrichten können. Die wohlthätige Wirkung des Gesezes wird durch die schleppende Ausführung paralyfirt, so daß die Freilassungen sich in eine laum absehbare Zukunft hinausziehen. Wirfte die Privat thätigkeit nicht ergänzend, die fiebenmal mehr Sklaven zur Freiheit verholfen hat, als der Emanzipationsfonds, so wären

länger aber die Sklaverei, wenn auch in allmäliger Vermin

So steht die Sklavenfrage gegenwärtig. Die Gefahren, die von einer beschleunigten Emanzipation befürchtet werden, find eingebildete. Nicht diese bedroht das Land mit einer wirthschaftlichen Erschütterung. Die Krists ist älteren Da­tums und entspringt vielmehr dem trägen Beharren im Ge brauche der unfreien Arbeit, wodurch das Land wirthschaftlich niedergehalten wurde. Ein einseitiges Beginnen ist es freilich, die Sklavenfrage getrennt von den Problemen der Einwan derung und inneren Kolonisation lösen zu wollen, wie Dantas es versuchte, der wie seine ganze vom Nativismus infizirte Partei Furcht vor dem Ueberquellen des fremden Elementes empfindet und für Unterstügung der Kolonisation fein Herz hat. Allein wenn nur erst einmal die Regeneration Brasiliens  bei der Sklavenfrage vorgefaßt worden ist, wird die Erledi gung der anderen Aufgaben sich von selber aufdrängen. Da­her berühren fich inniglich die Bestrebungen der Abolitionisten mit denen des Zentralvereins für Einwanderung; theil­weise begegnet man denselben Männern als Agitatoren für die eine wie für die andere Sache. Der Nativismus ist entschieden im Zurückweichen, wie die Sllavofratie auch. Daß just die Erzeu gung des brasilianischen Geldes, wie man den Kaffee genannt hat, nicht an die Bwangsarbeit der Schwarzen gebunden ist, be­weisen zahlreiche Beispiele in den Provinzen Espirito Santo  und Sao Paulo  . Von tonservativer Seite wird der Entwurf eines Emanzipationsgefeßes vorbereitet, der weiter geht, als der Dantas'sche Entwurf. Indessen giebt es unter diefer Partei ebenso slavokratische Dissidenten, wie, allerdings in größerer Menge, unter der liberalen. Es sollte aber aus dieser Sache Menge, unter der liberalen. Es sollte aber aus dieser Sache

derung, besteht, desto schwerer drückt sie als Feffel des wirth- konservative Staatsmann Visconde   de Rio Branco, der Ur­

derung. Die Jdee, die Sklavenfrage in der Weise zu lösen, wie die Abolitionisten verlangen ist älter als die älter als die Abolitionisten   Partei als solcher, die seit 1877 datirt, recht wirksam aber erst seit 1880 auftrat. Im Jahre 1865 flug der Marquis von Inquitiohanha im Senate die Ab­schaffung der Sklaverei innerhalb 15 Jahren vor. Dantasche Projekt, welches die Beschleunigung der Emanzi- schwerlich auf das neue Signal einzuererziren sein. Es geht

Das

pation durch Freierflärung aller Stlaven, die in das Alter von 60 Jahren getreten sind oder treten werden, und durch Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Emanzipationsfonds an strebt, hat den Fehler, daß es das Ende der Sklaverei auf unbestimmte Zeit hinausschiebt.

Eine bestimmte nabe Be

grenzung der Frist erscheint aber erforderlich, um einen ge= es nicht abgehen wird. Was nun die Abolitionisten von der Staatsgewalt nicht erreichen können( nämlich die Beschleu

wird keine politische Frage gemacht, sie ist sozial. Nicht der geringste Triumph der Abolition wäre es, wenn sie über unser veraltetes Parteiwesen, das in den zu Scheinen abgeblaßten Gegenfäßen von liberal und fonservativ sich bewegt, flegte und mit dem Wahlkampfrufe: hie Abolitionist, hie Stlavokrat! durchdränge. Allein die alten Streitroffe der Parteien werden den Parteien mehr um die Herrschaft als um das Gefeß. ( Frankfurt  . Beitung.")

Lokales.

Eine Neuerung im Eisenbahnbetriebe, welche von dem Reisepublikum gewiß angenehm begrüßt werden dürfte, wird mit dem 1. Dezember d. Js. auf den der Königl. Eisenbahn­Direktion zu Berlin   unterstellten Bahnstrecken zur Einführung

nigung der Sklavenbefreiung), das suchen fie durch den Appell gelangen. Von dem gedachten Termine ab findet hier nämlich an die Humanität und Einsicht der Bevölkerung zu bewirken. Unterstügt werden fie, wie hartnädig auch das Groß der schein ohne Billetlösung auch mit den Kourier- und Schnell Silavofraten widerstrebe, durch die immer mehr fich Bahn zügen statt. Zugleich mit dieser Neuerung wird vom 1. De brechende Erkenntniß, daß, wie der greise General de Beaure

die Beförderung von Gepäckstücken aller Art 2c. auf Gepäck

zember d. Js. ab das zur Frachtberechnung heranzuziehende

paire Rohan sagt, ein Reich, das die Sklaverei zu ſeinen Mindestgewicht solcher Sendungen von 30 Kg. auf 20 Kg. fozialen Inftitutionen zählt, nicht würdig ist, in die Reihe herabgesezt und der zu erhebende Mindestbetrag an Gepäd ber zivilifirten Staaten fich zu stellen. Mit welchem Erfolge fracht auf 1 M. erhöht.

Ein gefesseltes Genie.

( Erzählung nach einer wahren Begebenheit.)

( Forsetzung.)

Als wieder die ersten Tagesblätter in ganz kleinem Formate erschienen, enthielt eines eine Notiz über ihn, aber Hoffiter las fe nicht, er hatte nicht die fünfzig Cents, welche ein solches Bättchen damals foſtete.

V

In dem Fenster der neuen Post- Office bing später eine ihn betreffende Ankündigung unter hundert anderen. Aber Roffiter fan nicht dahin. Vergebens wurden in einem neuerrichteter Austunfs Bureau Nachfragen nach ihm ge balten. Joe Spur von ihm schien endlich verloren, und als Wochet vergangen waren, glaubten endlich seine Gattin und Mrs Baffet, daß er irgendwo in den Flammen um gekommen, entweder in den Straßen oder in einem brennenden

eingetreten, als sie das Haus erblickte, wo fie ihn finden sollte. Es gab in dieser Beit in jener Straße wie in vielen anderen feine Gasbeleuchtung in Folge des fürchterlichen Brandes, und statt der sonst hell beleuchteten Straßen und Wohnungen sah man hie und da ein einzelnes Licht schimmern. Es war unmöglich, die Hausnummern zu lesen, und ste pochte an mehrere Thüren, ehe fte an die rechte kam. Diese wurde von einer hübschen jungen Frauensperson, welche ein Kind auf den Armen trug, geöffnet.

Wohnt Mr. Roffiter hier?" stammelte Minette. Die Frau zögerte, endlich erwiderte fte: Ja, wollen Sie hinein gehen?"

In dem Zimmer, in welches nun Minette trat, bot ihr die Frau einen Stuhl an, dann brachte fte aus einem anstoßenden Bimmer einen Stuhl für Frant.

-

,, Kann ich Mr. Rossiter sehen?" Nun ich weiß es nicht; er ist sehr trant. Einige Häuser von hier ist der Doktor, der ihn besucht; er sagte

Geget Ende November erwähnten die Beitungen eines gestern, wir sollten Niemand zu dem Kranken lassen." Nach gewiffen fonds, der in New York   zum Besten der Künstler

Auch ein kurzer

Bericht erschien über den Brand der Academy of Design und übe die Gemälde, welche aus der Kunstgalerie gerettet Torben waren. Der Thürhüter, im Verein mit einem Künstler, der in dem Gebäude wohnte, hatte viele Gemälde aus den Rabmet geschnitten, worunter fich auch Rothermels berühmte Schlacht bei Gettysburg  " befand. Dann gab der Bericht erstatte auch einige Mittheilungen über Künstler, die von dem Feuer nach verschiedenen Richtungen zerstreut worden waren, wie ke Winterfälte die Singvögel verscheucht. Da hieß es unter

Andcem:

einer fleinen Bause und einem forschenden Blick auf Minette setzte sie hinzu: Vielleicht sind Sie eine Verwandte von Mr. Roffiter?"

Bum Glück für die arme Minette wurde in diesem Augen­blicke eine innere Thür geöffnet, und eine Stimme rief: Julia!" Die Frauensperson gehorchte dem Rufe. Sie blieb einige Zeit fort, und dann ließen fich Schritte und ein Flüstern von der anderen Seite der Thüre hören. Minettens Herz wurde schwerer, als sie in dem fleinen Simmer um fich blickte. Augenscheinlich war das Haus in zwei Appartements getheilt, und das Dach bildete zugleich den Plafond. Der falte Wind fegte hindurch, und an einzelnen Stellen war der Schnee fichtbar, der am

Rarl Roffiter, welcher hier anwesend war, um die Auf- Nachmittage gefallen war. Ein Bett und ein Ofen befanden

Stelling feines großen Gemäldes Die Flucht der Seele" zu übemachen, liegt gefährlich frant in Nr. Superior Street.

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fich in dem Zimmer. Die Wände des Hauses waren aus Bret tern, und die Spalten zwischen diesen von innen mit Latten

Es ist noch nicht gewiß, ob sein prächtiges Gemälde gerettet bedeckt. Auf einem Tische standen einige leere Schüsseln.

Frau Roffiter, welche jeden Morgen und jeden Abend ei Beitungsblatt faufte, um nur teine Nachricht zu missen, de Auskunft über den Verlorenen geben fonnte, kaufte auch teses Blatt in einem Pferdebahnwagen.

lichen Batten befand.

Raum hatte sie die Nachricht überflogen, als sie die Glocke es Wagens zog, den fleinen Frant bei der Hand nahm, und ich im nächsten Augenblicke auf dem Wege zu ihrem unglüd­Die Tage waren sehr kurz und die Dunkelheit war bereits

Das Zimmer war nur von einer Kerze erleuchtet, die in einer Rübe steckte, welche als Leuchter diente. Alles war so arm und düster. Es war nur ein momentanes Obdach!

Während die Gattin des Malers diese Details betrachtete, flopfte es an der äußeren Thür, und das Frauenzimmer vom Hause kam und öffnete.

Ah, Doktor, wie froh bin ich, daß Sie kommen!" Der Arzt schüttelte den Schnee von seinem Mantel und fragte: Wie befindet er sich?"

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1. Jahrgang.

a. Ein mißliches Wechselgeschäft. In das Bigarren geschäft von Sch. in der Waldemarstraße tam seit einigen Wochen ein junger Mann fast täglich zweimal, um seine Ein­fäufe an Bigarren zu machen. Vorgestern Vormittag erschien er wieder, diesmal aber nicht um Zigarren zu kaufen, sondern um einen Einhundertmarkschein, angeblich für seine Herrschaft zu wechseln. Die Geschäftsinhaberin holte, da die Ladenkasse nicht ausreichte, Geld aus der angrenzenden Wohnung und zählte es auf. Während des Aufzählens strich der junge Mann 30 Mark, die bereits aufgezählt waren, ein mit den Worten: Dies genügt einstweilen", ohne einen Hundertmarkschein zu­rückzulaffen. Als die Ladeninhaberin fich von ihrer Ueber­raschung erholt hatte, war der junge Mann verschwunden, und er ist nicht wieder ermittelt worden. Derselbe hat einen leeren Karton in Papier   gehüllt zurückgelaffen, worauf die Namen geschrieben waren: Julius Bohrer und Emma Bohrer. Er selbst ift 24-26 Jahre alt, hat dunkelblonde und lange, geträu­felte Haare, fleinen blonden Schnurrbart und ein längliches Gesicht. Bekleidet mar er mit braunem Ueberzieher, dunklen Hosen und Weste und schwarzem niedrigem, runden Hut.

a. Der Plüschdieb gefaßt. Seit mehreren Monaten find auf hiesigen Bahnhöfen aus den auf den Geleisen stehenden Eisenbahn- Personen- Wagen 1. und 2. Klaffe die Plüschbezüge der Size ausgeschnitten und gestohlen worden. Diese Diebstähle find mehrfach verübt worden, ohne daß es auch nur in einem Falle gelang, den Thäter zu ergreifen. Bei dem letzten Dieb­stahl wurde nachträglich in einem der bestohlenen Coupe's ein­alter Drückerschlüssel gefunden, mit welchem der Dieb die ver schloffen gewesenen Thüren der Coupe's geöffnet und zuletzt aus Vergeßlichkeit zurückgelaffen hatte. Behufs Ermittelung des Diebes hatte nun die hiesige Kriminalpolizei an zahlreiche hie­fige Pantoffelmacher, welche Pantoffel mit rothem oder braunem Plüsch überziehen und deshalb kleine und verschnittene Rest gebrauchen können, die Mittheilung von dem Plüschdiebstahl gemacht und um sofortige Anzeige ersucht, sobald ihnen Plüsch­reste der beschriebenen Art von Unbekannten zum Kauf ange boten würden. Gestern Nachmittag machte die Frau des Pans toffelmachers U. in der Dranienstraße der Polizeibehörde die Anzeige, daß sich augenblicklich in ihrer Wohnung ein junger Mann befände, der ihr rothe, verschnittene Plüschreste zum Kau angeboten habe. Ein Kriminalbeamter begab sich sofort nach der U.'schen Wohnung und fand da einen jungen Mann, der sodann als der mehrfach wegen Diebstahls be strafte 20 jährige ,, Arbeiter" Reimer refognoszirt wurde. Reimer führte bei sich 6 Stück rothen Plüsch a 0,66 Mtr., welchen er von einem Tapezierer billig gekauft haben wollte. Da fich diese Angabe aber sofort als unwahr herausstellte, so räumte Reimer ein, daß er an demselben Tage( 24. Ottbr.), Nachmit tags, auf dem Bahnkörper in der Nähe der Heidestraße( der Samburger oder Lehrter Bahn) aus dem daselbst stehenden Personenwagen I. Klaffe die Plüschbezüge mit seinem Taschen­meffer von den Sigen getrennt und entwendet habe. Auf dem Kriminalkommiffariat räumte R. ein, die im August,

September und Oktober auf dem Schlesischen und Dit- Bahn­hof vorgekommenen fünf Plüschdiebstähle verübt zu haben. Den in einem Koupee vorgefundenen Drücker- Schlüssel, den er von einem Produktenhändler gekauft hatte, habe ihn zur Deff nung der verschlossen gewesenen Koupeethüren gedient. Die Plüschstücke hat Reimer sämmtlich an mehrere hiesige Pan­toffelmacher verkauft, welche von der strafbaren Erlangung der Stücke nichts gewußt haben. R. ist heut zur Haft gebracht worden.

N. Ein seltsames Diebstahlsobjekt hat sich in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag ein Langfinger in der Sta­ligerstraße ausgesucht. Derfelbe hatte in der fraglichen Nacht eine jener bekannten Kehrmaschinen nebst Pferd vor einer Destillation an der Ecke der Staliger- und Reichenbergerstraße bemerkt, während sich der Kutscher   derselben im Innern der Destillation befand. Karz entschlossen bestieg der Dieb die Kehrmaschine und fuhr mit derselben nach dem Schlesischen Busch in der Absicht, das Pferd dort auszuspannen und mit demselben, um es zu verkaufen, weiterzureiten. Inzwischen hatte der Bestohlene seinen Verlust bemerkt und gelang es ihm noch glücklich mit Hilfe einiger Kollegen den Dieb, einem früheren Sprengwagenkutscher, am Schlesischen Busch festzu nehmen.

a Eine lange gesuchte Diebin und Betrügerin, welche Kindern auf der Straße das zum Einkauf von Gegenständen

,, Nun, ich denke, es ist immer dasselbe."

Er trat ein und richtete einen scharfen Blick auf die Be­fucher. Diese Lady ist gelommen, um Mr. Roffiter zu sehen," bemerkte das Frauenzimmer.

Ah! Nun, ich will erst sehen, wie er sich befindet." Er ging nur auf wenige Augenblicke in das andere Sim mer; dann fam er zurück und sprach leise mit der Wärterin. Minette war gewiß, daß fie die Worte hörte: Es kann jezt feinen Unterschied mehr machen." Dann winkte ihr der Doktor und fte trat leise in das nächste Zimmer ,, wohin Frank ihr folgte.

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Das zweite Gemach war wie das erste, ausgenommen, daß es teinen Ofen hatte, und hie und da Schnee auf dem nackten Boden lag. Bu Häupten des Bettes stand ein Stuhl von unangestrichenem Tannenholz, mit einer Kerze, die in einer Kartoffel stat. Ein Mann, von dem Minette später erfuhr, daß er der Eigenthümer des Hauses war, stand an dem Bette, mit einer Medizinflasche in seiner Hand. In dem Bette lag Rossiter, so verändert, daß seine Gattin einen Augenblick ihn nicht erkannte. Er stöhnte und bewegte ruhelos den Kopf auf dem Kissen.

bat er viel gesprochen?" flüsterte der Doktor. Der Mann schüttelte den Kopf, ohne den Blick von dem Antlig des Kranken abzuwenden.

Bleibt denn gar nichts mehr zu thun übrig?" fragte er leise.

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Nein, nichts."

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Wie lange denken Sie, daß es dauern wird?" Nicht lange. Vielleicht bis morgen."

Minette stand während dieser Beit regungslos am Fuß­ende des Bettes. Das also war das Ende nach langen Jahren der Arbeit, der Trennung und Selbstaufopferung! Da lag der Mann, für dessen Erfolg und Glüd sie so viele physische und seelische Leiden erduldet! Nun war Alles zu Ende, Er lag da, sterbend unter Fremden, und sie und ihr Kind blickten auf ihn, hilflos und hoffnungslos.

Der Doktor ging nach einer Weile fort. Der Mann brachte Stühle für Minette und den Knaben, und so saßen fte harrend an dem Sterbelager. Sit er lange frant gewesen?" fragte Minette. " Gegen fünf Wochen nahezu seit dem großen Brande. Die Obdachlosigkeit, der Mangel und die Aufregung brachten ihm Fieber." Und seid Jhr verwandt mit ihm?"

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