B. Mahlkreis: Gewählt Mundel. 4. Wahlkreis: Stichwahl..] 5. Wahlkreis: Gewählt Eugen Richter  . 6. Wahlkreis: Stich wahl. Die Propheten gelten aber bekanntlich Nichts im eigenen Lande und das Wahlresultat war denn auch thatsäch lich ein ganz anderes, als die Deutsch- Freifinnigen erwartet hatten und machte eine schleunige Aenderung des vorbereiteten Extrablattes nothwendig. Auch hier bewahrheitet sich wieder einmal das alte Sprichwort: Man soll den Tag nicht vor bem Abend loben."

b, Die Zentral- Kommission für wissenschafliche Landeskunde, welche der deutsche Geographentag von 1882 in's Leben gerufen, hatte zunächst die Herstellung einer allge meinen Literatururkunde von Deutschland   in Bezug auf Landes­funde angeregt. Jest, wo diese Arbeit in bestem Gange war, ist die Bentral- Kommission einen Schritt weiter gegangen und hat die Herausgabe einer Sammlung von wissenschaftlichen Abhandlungen über deutsche Landes- und Volkskunde be schloffen.

Ein wunderbares Bekenntniß über den Werth des bekannten Antrages Adermann macht die den Jnnungs. bestrebungen durchaus sympathische Baugewerks- 8tg.", welche Folgendes schreibt: Der Antrag Adermann ist froß mehr facher Bundesrathssigungen immer noch nicht von dieser Bes hörde bestätigt. Uebrigens bliebe auch trotz der Annahme immer noch eine sehr wesentliche Lücke in der Gesetzgebung, denn durch den Antrag Adermann werden nur Diejenigen getroffen, welche ihrer Qualität nach Aufnahme in die Innung finden können, aber trotzdem von der Innung fich fern halten. Diesen fann durch die höhere Verwaltungsbehörde die Bes fugniß, Lehrlinge zu halten, entzogen werden. Dagegen wür den auch nach Annahme des Antrages Ackermann alle ganz Unqualifizirten nach wie vor Lehrlinge halten und ausbeuten fönnen, weil ihnen vermöge ihrer geringen Qualität eben Aufnahme in eine Innung nicht gestattet werden würde. Das heißt eigentlich, eine Prämie auf die Dummheit fetzen."

N. Die Hinrichtung des Mörders Ernst Franz Gro­nad. Sofort nach seiner Abend 5 Uhr erfolgten und von den Morgenblättern bereits gemeldeten Einlieferung in die König liche Strafanstalt Moabit  , Lehrterstr  . 3, wurde Gronack in der Mörderzelle unter die spezielle Aufsicht der beiden Oberauffeher Lemke und Börner gestellt, die fich abwechselnd in die Be wachung des Delinquenten theilten. Um 5% Uhr empfing Gronad den Besuch des Scharfrichter Krauts, der sich bereits nach wenigen Minuten, da Gronad nicht zum Sprechen zu be wegen war, wieder entfernte. Gronack machte einen sehr be­trübten Eindruck, den Kopf auf die Hand gestüßt saß er in dumpfes Hinbrüten versunken, während das Geficht eine fahle Farbe und einen verzerrten Ausdruck hatte und er bei jedem Geräusch ängstlich zusammenzuschrecken schien. Nach einiger Beit, gegen 7%, Uhr, verlangte er auf geschehene Anfrage sein Abendbrod und zwar ein Glas Bier, ein Beesteal und Brat tartoffeln, alles wurde ihm selbstverständlich verabreicht. Nach­dem er von dem Effen nur einige Biffen zu sich genommen, und er eine Zigarre zu rauchen versucht hatte, legte er fich um 9 Uhr auf die in der Belle befindliche Pritsche zum Schlafen nieder. Eine Ruhe schien G. aber nicht finden zu können, denn unruhig wälzte er fich auf seinem Lager faft während der ganzen Nacht hin und her. Heute früh 46 Uhr wurde Gronad, der gegen Morgen auf furze Zeit Nuhe gefunden hatte, gewedt und zum Ankleiden veranlaßt. Es war ab­weichend von früheren Erelutionen sein Anzug, mit dem er die unselige That vollbracht, aus dem Untersuchungs- Gefäng nig herbeigeschafft worden und mußte er sich mit diesem be fleiden. Nachdem dies geschehen und Gronad erst eine Taffe Kaffee und dann ein Glas Bier zum Theil ausgetrunken hatte, verlangte er mit schwacher Stimme nach einem Geistlichen. Herr Pastor Bart, der bereits in der Strafanstalt anwesend war, besuchte darauf den Delinquenten und versuchte ihm mit Worten der heiligen Schrift Vuth zu dem legten Gange zu machen. Inzwischen hatten fich auf dem Vorhofe der König­lichen Strafanstalt die durch besondere Erlaubnißkarten der Königlichen Staatsanwaltschaft legitimirten Augenzeugen, ca. 150 Personen eingefunden. Seitens der Gerichtsbehörden bemerkte man die Landgerichtsräthe Althaus, Brausewetter Hollmann, Holzhausen, die Staatsanwälte Angern   und Heine mann, Kanzleidirektor Loeser, Herrn Landgerichtssekretär Krenkel, den Vertheidiger des Angeklagten Rechtsanwalt Wronfer u. a. m. Seitens des Polizei- Präsidiums war Herr Kriminal­Kommissar v. Meerscheidt- Hülleffem erschienen. Die städtischen Behörden hatten die Herren Stadträthe Schmidt und Borchert, sowie die Stadtverordneten Schreiber, Moses, Heller, Leo, Heidemann, Hoffmann 2c. in Amtstracht delegirt, um der Ere tution beizuwohnen. Außerdem waren als Augenzeugen an­wesend mehrere Offiziere in Uniform, Vertreter der Presse der Intendant des Hoftheaters Herr von Strang u. A. m. Punkt 7 ein halb Uhr begann die sogenannte Armesünderglode zu läuten und geleitet von Herrn Pastor Bars und von den beiden Eingangs genannten Aufsehern erschien Gronad in der aus dem Flügel A nach dem Schulhofe führenden Thür mit etwas schwankendem Schritt die wenigen Stufen herabgehend und um die Ecke des Schulgebäudes direkt auf das wie immer in der nördlichsten Ede des Hofes errichtete Schaffot zuschrei tend. Vor einem fleinen weiß gedeckten Tische, an

Fenster öffnung auf, bleich, daß der Sänger drunten erschrat wie vor dem Angeficht des Todes.

Leise Worte wurden geflüstert, hinab und hinauf, und ein Versprechen geheischt und gegeben, das den Untergang der Stadt bedeutete.

Der folgende Tag nun war der dritte Tag. Indeß rauschten hoch auf die Wogen der Lust, des Königs Tochter wurde an diesem Tage gefreit. Auf dem Marktplaß war ein großes Gelage angerichtet, bei dem die halbe Stadt schmausend faß, und als die Lust und das freudige Jauchzen am böchsten gestiegen, da stand plöglich Morvan gleich einem Propheten auf bem Stein am Markte und rief mit gewaltiger Stimme einen Fluch über die Schmausenden.

-

Shr Freoler!" rief er, hr schwelgt- hört Ihr nicht die Woge des Verderbens heranrauschen? Ich sage Euch, wer hier jest vom Fischleib schneidet und ist, an deffen Leib werden die Fische fich legen, noch ehe es dreimal Abend geworden. Und wer jett Wein schlürft und kann nicht genug davon schlucken, der soll alsbald in wirbelnden Wasserstrudeln die Salafluth einschlürfen müssen, bis er davon genug hat. Stimmt an Euer gellendes Lachen; Eure tauben Chren werden alsbald hören lernen, und Eure lachende Lippe wird vor Angst er­bleichen!"

Als er dies gerufen, entwich er ruhigen Schrittes durch die Entsetten.

Am Abend spät aber gelüftete ihn, den Mann zu sehen, welcher im Schwertkampfe Dahut davongetragen. Der saß an des Königs Tafel im Palaste und schmauste. Da stieß Morvan die Saalihür auf und stand plöglich dem greisen Könige und der ganzen Tischrunde der Stadthäupter gegenüber. Neben dem Herrscher saß Dahut und an ihrer Seite frohlockend der Sieger im Brauttampfe. Noch aber blinkte der Herscherschlüffel am Halse des alten Königs.

Und eben lachte Herr Gradlon und sprach fich reckend: Nun gemach, ihr frohen Becher, jest strecke ich mich zum Schlafe. Morgen früh, mein Sohn, sollst du ihn in deinen Händen halten, den Schlüffel von Gold- laß ihn mir noch diese eine Nacht!"

zum

-

am einem

dem ber erfte Staatsanwalt Herr Angern und Herr Landgerichtssekretär Herr Landgerichtssekretär Krenkel Aufstellung genommen machte Gronad Halt und zwar so, daß er dem Schaffot den Rücken zukehrte. Er trug, wie schon oben gesagt, den noch mit Blut befleckten Anzug, mit dem er die That vollbracht, seine graue Müße und ein schwarz und weiß gestreiftes Hals tuch um den Hals. Das Geficht zeigte eine gelbliche Bläffe, die um so unheimlicher war, da das Geficht von der deutlich wahrnehmbaren Todesangst verzerrt schien. Der Schnurrbart war während der Gefangenschaft gewachsen und wohl von ihm in der Aufregung zu Spizen gedreht. Der erste Staatsanwalt verlas darauf noch einmal mit lauter Stimme das Todesurtheil und die Allerhöchste Entscheidung, nach der der Kaiser von dem ihm zustehenden Begnadigungsrechte Abstand nehme und forderte Gronack auf, die Allerhöchste Unterschrift in Augen­schein zu nehmen. Gronac, der während des Verlesens seine Müße abgenommen hatte, verzog feine Miene und antwortete schließlich mit einem taum vernehmbaren Ja". Auf die Worte des ersten Staatsanwalts: Scharfrichter Krauts, ich übergebe Ihnen biermit den Delinquenten zur Vollstreckung des Todesurtheils, ergriff Krauts, der im Frack hinter Gronad Den stand, Tode Verurtheilten linken Arm und führte ihn, unterſtügt von seiner Gehilfen, die wenigen zum Schaffott führenden Stufen herauf. Gronad entledigte sich selbst seines Rodes und seiner Wefte während die vier Gehülfen ihm das Hals­tuch abnahmen und das Hemd über beide Arme nach unten ftreiften. Gleichzeitig waren ihm die Füße gefesselt und er mit dem Hals auf den in der Mitte des Schaffots stehenden Block gelegt. Gronad griff wie von den Umstehenden wahrgenommen werden konnte, mit den Händen, ehe dieselben gefeffelt waren, in den um den Block angehäuften weißen Sand, wohl in der Absicht, fich mit den Händen aufzuftüßen. Es dauerte dies jes doch kaum 3 Sekunden in einem Nu waren auch die Hände gefeffelt, dem Delinquenten von einem Bruder des Scharf­tichter Keindel der als Gehilfe funktionirte die Kopfbinde an­gelegt und den Körper durch Aufheben der Beine in eine bligte das von Krauts inzwischen von einem hinter ihm stehen­magrechte schwebende Lage gebracht. In demselben Augenblick den Tisch genommene Beil in der Luft und blieb nieder hauend und den Kopf vom Rumpf trennend in dem Block figen. Die ganze Exekution, während welcher ununterbrochen Die Armenfünderglockeläutete, Der Uebergabe an den Scharfrichter bis zum Niederschlagen des Beiles hatte genau fünfzehn Sekunden gedauert. Mit fast gleicher Schnelligkeit ward darauf der leblose Körper wieder losgeschnallt und nebst dem Kopf in den bereits neben dem Schaffot bereit stehenden schwarzen durch Waffer soviel wie möglich den Augen der Umstehenden Sarg gelegt und die Blutlache durch Bedecken mit Sand und entzogen. Beim Herabtragen des Sarges vom Schaffot er eignete sich noch ein Bwischenfall, indem einer der die Stufen rüdwärts herabschreitenden Gehilfen fehl trat und herabstürzte ohne sich jedoch Schaden zu thun. Derfelbe erhob sich sofort nige Minuten später trugen vier Sträflinge den mit schwarzem wieder und war beim Buschrauben des Sarges behilflich. We­Tuch bedeckten Sarg durch eine in der nördlichen Umfassungs­mauer neuerdings eingerichtete Thür nach dem gradeüber bele genen Verbrecherkirchhof, wo Gronad in dem sechsten Grabe Der legten Reihe zur Ruhe bestattet wurde. Still und augenscheinlich ergriffen hatten darauf wenige Minuten später die legten der Augenzeugen den Schauplatz des blutigen Schau­spiels verlassen, während vor der Strafanstalt in der Lehrter Straße   hunderte von Neugierigen Aufstellung genommen. Gestern früh 8 Uhr, gleich nach der erfolgten Hinrichtung des Mörders Einst Franz Gronac, wurde nachstehende Bekannt machung an sämmtliche Litfaßsäulen angeschlagen:

Don

Bekanntmachung.

-

Der Arbeiter Ernst Franz Gronad aus Berlin   ist auf Grund der thatsächlichen Feststellung, daß er am 29. März 1884 1) seine Ehefrau Emma Gronad geb. Block, 2) die unver helichte Augufte Block,

3) den Tabalfabrikanten Schröter, 4) die unverehelichte Anna Blod,

zu tödten durch vorfäßlich und mit Ueberlegung ausgeführte Hand lung versucht hat,

durch Urtheil des Schwurgerichts beim Königl. Landgericht I zu Berlin   vom 4. Juli 1884 wegen Mordes in 2 Fällen und zwar für jeden Fall zum Tode und zum Verlust der bürger­lichen Ehrenrechte, sowie wegen Todschlags und versuchten Mordes zu 10 Jahren Buchthaus und zehnjährigem Verlust der Strafgesetzbuches für das Deutsche Reich verurtheilt worden. bürgerlichen Ehrenrechte gemäߧ§ 211, 212, 43, 44, 74 des Das Ertenntniß hat die Rechtskraft beschritten und ist, nach dem durch Allerhöchsten Erlaß bestimmt worden, daß der Ge­rechtigkeit freier Lauf zu lassen, heute früh in dem Hofraum der neuen Strafanstalt hierselbst durch Enthauptung des Verur­theilten vollstreckt worden." Dies wird nach Vorschrift des $ 549 der Kriminal- Ordnung bekannt gemacht. Berlin  , 30 Oktober 1884.

Der I. Staats- Anwalt am Kgl. Landgericht I Angern.

a. Verhafteter Gänsedieb. Der Heilgehilfe K. in der Koloniestraße, welcher sich speziell mit dem Gänsediebstahl be­faßt und einen Handel mit gestohlenen Gänsen betreibt, ist wegen mehrerer in den legten Tagen verübter Gänfediebstähle gestern zur haft gebracht worden. Eine am 27. d. M. bei ihm vorgenommene Haussuchung führte zur Beschlagnahme von fieben bei ihm vorgefundenen todten, ungerupften Gänsen, sowie eines Rorbes mit Wäschestücken, darunter 9 Mannshemden von grobem Stoff, wie solche die Landleute zu tragen pflegen. Die Gänse und die Wäschestücke scheint K. am vorhergegangenen Tage gestohlen zu haben. Da K. jede Auskunft über die Her­funft der beschlagnahmten Stücke verweigert, so hat der Eigen­thümer derselben noch nicht ermittelt werden können. Von den Mannshemden waren acht mit den Buchstaben C. N. gezeichnet. Dabei befand sich auch ein zerrissener, grauer Sad, gez.:

M. Geride, Körig 11.

Ein Artitel des Post- Arch." über die Gewitterbeschädi gungen der Telegraphenanlagen im Juli d. J. hebt die That­fache hervor, daß in Berlin   trop der außergewöhnlichen Heftig­teit der im Juli d. J. stattgehabten Gewitter der Blig im Vergleich zu früheren Jahren auffallend wenig eingeschlagen hat. Da auch in anderen mit Stadt- Fernsprech- Anlagen ver sehenen Städten gleiche Beobachtungen gemacht worden seien, so wäre die Annahme nicht unberechtigt, daß das über den Dächern Berlins   ausgebreitete Leitungsnes von faft 5000 Rm. Länge bei Ausgleichung der atmosphärischen Elektricität einen fehr wirksamen Echuß ausgeübt habe. Nach den von den

Das Pferd war anscheinend schen geworden und mit dem Wagen durchgegangen. An der Ede der Friedrichstraße lief das Pferd mit solcher Gewalt auf ein Pferd der dort haltenden Droschlen, daß beide Pferde zum Sturz tamen und das Droschtenpferd eine stark blutende Wunde an der Brust davon trug; außerdem wurden beide Fuhrwerke nicht unerheblich bes schädigt. Wunderbarer Weise ist trop des zur Zeit des Vors gangs stattgebabten starten Passantenverkehrs fein weiteres Un­glück geschehen.

g. Um feine Unterbrechung in der Flickarbeit des Asphaltpflasters eintreten zu laffen, wurde gestern in der Markgrafenstraße das schadhafte Asphaltpflaster ausgebessert. Gerichts- Zeitung.

Die Abenteuer des Herrn Kirsch. Der Siebmacher Jofef Krisch in Wien   hat es nur seiner eigenen Gesprächigkeit zu verdanken, daß er gestern unter der Anklage wegen Be truges vor einem Erkenntnißsenate stand. Er erzählte im Gaft hause einem Freunde Mannigfaches aus seinem Leben, darunter auch zwet Abenteuer, wie er es nannte, die jedoch das Geset als Betrugsfälle qualifizirt. Der Freund hatte nichts Eiligeres zu thun, als diese Abenteuer im vertraulichen Wege der Be hörde zur Meldung zu bringen und Kirsch wurde wegen der felben angeklagt. Im Fasching 1881 fand in ufnagel's Gaft haus in Krems   eine Hochzeit statt und dort ereignete sich das erste Abenteuer des Herrn Kirsch. Bei dieser Hochzeit verlor nämlich Frau Marie Harrer ihre goldene Uhr. Sie machte Lärm; man durchsuchte Alles, sogar den Hauskanal, vergebens allerdings, denn Kirsch hatte die Uhr bereits in seiner Tasche Er hatte die Uhr auf dem Anstandsorte gefunden und behalten. Das zweite Abenteuer hatte Kirsch im Juni 1882. Er wollte in Preßbaum und Umgebung mit Siebwaaren hauftren und gab eine Riste Waaren mittels der Westbahn   auf. In Preß baum war bei Ankunft des Zuges großes Gedränge und Kirsch erhielt seine Riste, ohne das Rezepiffe abgegeben zu haben. Diesen Verstoß nügte er dahin aus, daß er bei der Westbahn die Kiste, die natürlich ein zweites Mal nicht vorhanden war, reklamirte und 23 fl. Schadenersag erhielt. Seinem Freunde hatte Kirsch diese That mit der Bemerkung mitgetheilt, daß er damals ein ebenso gutes Geschäft wie in Krems  gemacht hatte. Der Gerichtshof verurtheilte ihn für diese bedenklichen Geschäfte zu sechs Monaten schweren Kerkers.

Vermischtes.

Das Pferd im Keller. Als der Gehilfe aus der Schmiede Deschauer in der Birkusgaffe in Wien   gestern immer wieder auf den Huf eines Fiakerpferdes losschlug, da wurde die Sache endlich dem Pferde zu toll, es riß aus und raste, trozdem der Fialer und der Schmied fich an dasselbe hingen, die Straße hinab. Nach einer Weile schüttelte es die beiden Quälgeister ab, rannte mit dem Kopfe das Thor des Hauses Nr. 17 ein und suchte sich da zu verbergen. Die Kellerstiege war offen Stiege hinabklapperte und kaum ersah dies der geriebene Gaul, als er schon die Stiege hinabllapperte und fich unter das Kellerfenster stellte, wahrscheinlich um seinen Herrn anrücken zu sehen und ihn rechtzeitig mit den Hinterbeinen empfangen zu können. Bei dem bloßen Gedanken an diesen Mann schnaubte das Pferd wüthend, zog aber dadurch die Aufmerksamkeit Vorüber gehender auf sich. Niemand wollte seinen Augen trauen ein Pferd im Keller! Aber es war nun einmal da und der Vorfall muthete die Leute so seltsam und so tomisch an, als sähen sie einen Karpfen in einem Vogeltäfig schwimmen. Bald fam auch der Fiafer hinzu. Er schaute hinunter in das Stelle loch, der Gaul schielte hinauf, und Beide waren sie über die Maßen ergrimmt. Watt', Krampen, elendiger!" rief der Fiafer hinunter, indem er sich bückte. Der Gaul antwortete mit einem drohenden Schnauben und übte sich einstweilen, wie man deutlich vernahm, im Ausschlagen. So a Schindmikrn, raisonnirte der Fiafer weiter, 8'rad in' Keller ami muas renna! Man glaubet gar net, daß an Roß so was einfall'n funnt!" Wirds halt von Ihnen g'lernt haben,' s Kellers geb'n" nedten ihn einige Umstehende, zeigten fich aber zugleich bereit, ihm hilfe zu leisten bei der beabsichtigten Bändigung des Gaules im Keller unten. Allein das Unthier wies jede Annäherung heftig zurück, so daß es erst nach mehreren Stunden gelang, ihm Stride über die Beine zu werfen, und es dann allgemach aus dem Keller and Tageslicht zu schleifen. Unterdessen ertönte plöglich das Hornsignal der anrüdenden Feuerwehr, welche die falsche Meldung erhalten hatte, es sei hier ein Kellerfeuer ausgebrochen. Nach einander erschienen zwei Trains der Zentrale und des Bezirkes Leopoldstadt  , welche natürlich sehr erstaunt waren, bloß ein Fiaferpferd anzutreffen, welches das Erscheinen der Feuerwehr umfoweniger rechtfertigte, als es in seiner dermaligen hilflosen Lage auf der Keller fliege feineswegs einen feurigen Eindrud machte. Eine große Menichenmenge wich nicht vom Plage, ehe der mittlerweile sehr lleinlaut gewordene Flüchtling wieder in der Gewalt seines rechtmäßigen Herrn war.

Durch den Hund. Ein Wiener   Bantbeamter hatte fi im Geheimen mit einem reizenden Mädchen verlobt, ganz im Stillen, denn seine Braut stand unter der Vormundschaft einer alten reichen Tante, die allen Männern Rache geschworen hatte. Marie follte diefen has theilen und bei sofortiger Ent erbung auf jedes Ehebündniß verzichten. Das Liebespar ließ fich durch diesen fatalen Umstand nicht entmuthigen und fuhr fort, Pläne für die Zukunft zu schmieden. Als die Aussichten fich nicht besserten, rief fürzlich der trostlose Bräutigam ver zweifelt aus: Sollte es denn wirklich kein Mittel geben, das Herz dieser grausamen Männerfeindin zu rühren?" Reins, feins," feufzte die Braut, meine Tante ist gefühllos und lebt einzig und allein für ibren Hund!"- Von diesem Vierfüßler wußte ich ja bisher nichts," erwiderte hoffnungsfroh aufatb mend der Geliebte, er soll unser Retter werden". Er theilte ihr seinen Plan mit und gewann sie zur Mitwirkung bei der Ausführung. Sie wußte es geschickt einzuleiten, daß der ängstlich gehütete Liebling der alten Dame aus dem Hauſe verschwand. Diese gerieth über den Verlust des abgöttijd verehrten Schoßhündchens in helle Verzweiflung und that alle erdentlichen Schritte zu seiner Auffindung. Plakate an den Straßeneden verhießen eine Belohnung von 100 fl. für die Burüdbringung Amois. Drei Wochen verstrichen in banget Erwartung, ohne daß fich ein redlicher Finder meldete. Die Tante begann schon auf jede Hoffnung zu verzichten. Da es schien eines Tages der Bankbeamte bei der trostlosen Frau und überbrachte ihr das beweinte Thier, das er vorgab von einem fast um den Hals gefallen. Robert schlug den Finderlohn unbekannten Herrn gekauft zu haben. Vor Freude wäre fie ihm niß, den Hund, den er bereits sehr lieb gewonnen habe, von Beit zu Beit besuchen zu dürfen. Die Tante bewilligte be edelmüthigen Herrn diese bescheidene Bitte mit Freuden, b ihm auch Amor, dessen Buneigung er fich tlugerweise

Telegraphen- Anstalten an das Reichspostamt eingesandten Auf großmüthig aus, bat aber als Entschädigung um die Erlaub

zeichnungen find im Juli d. J. 1345 Gewitteranzeigen ein­gegangen. Im Ganzen find durch die Gewitter 550 Fälle Don Betriebsstörung verursacht worden.

Im Louisenstädtischen Theater findet Dienstag, den 4. November die 50 te und legte Vorstellung von Robert und Bertram statt. Diese Vorstellung ist nun zum Benefiz der fleinen Künstler bestimmt, und wird durch einige neuen Ein­lagen einen besonderen Reiz erhalten. Es ist nicht zu bezweifeln, daß die vielen Freunde, die sich die Liliputaner in Berlin   ers worben haben, mit Vergnügen die Gelegenheit ergreifen werden, denselben durch zahlreichen Besuch ihre Anerkennung zu be

ba

burch

liebevolle Behandlung und allerhand Leckereien gewonnen hatte, eine demonstrative Bärtlichkeit bezeigte. Ehe ein paar Wochen vergingen, hatte er sich auch so gründlich bei der alten Dame eingeschmeichelt, daß sie dem Retter Amors" ohne Baudern ihre Einwilligung zur Verlobung mit ihrer Nichte gab. Vor einigen Tagen fand die Trauung des hübschen Baares statt, das in dem vierfüßigen Amor den unbe

lag ihn mir noch weisen. Mittwoch, den 5. November findet die erste Aufführung wußten Stifter seines Glüdes verehrt." Die Geschichte erinnert

Herr König!" rief da von der Thür dumpf der Sänger, den ein plögliches Erbarmen faßte mit dem greisen Helden, Schlaft nicht diese Nacht! Lasset Euch warnen, schlaft morgen früh!"

( Schluß folgt.)

von Lumpacivagabundus statt.

g. Eine aufregende Szene spielte fich gestern Nachmittag gegen 4 Uhr in der Mohrenstraße ab. Bum Schrecken der Baffanten tam um die gedachte Zeit vom Gendarmenmarkt ein vor einem Geschäftswagen gespanntes führerloses Pferd im rafenden Galopp nach der Friedrichstraße zu dahergerannt.

Franzos

21.

übrigens start an die Dichtung Mein Franz" von Karl Emil  Eine fatale Ehrenerklärung. Ich habe Herrn einen Spigbuben genannt- es ist wahr; ich habe hier ge richtlich Abbitte zu thun; Herr A. ift ein ehrlicher Mann ich habe gelogen!"

Verantwortlicher Redakteur R. Gronheim in Berlin  . Drud und Verlag von Mar Bad.ng in BeilinSW. Beuthstraße 2.

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