Ladentischkasten gelegt, den Schlüffel desselben aber stecken ge­laffen hatte. Auf diesen Umstand hin hatte er nun den Plan erdacht, daß einer der anderen Jungen in dem Laden eine Kleinigkeit faufen, dann aber beim Verlassen des Ladens die Thür nicht in das Schloß legen sollte. Auf allen Vieren war er sodann in den Laden und um den Ladentisch herumgekrochen, hatte den Kasten aufgeschlossen, aus demselben den Beutel mit etwa 290 M. gestohlen und auf dieselbe Weise sodann den Laden wieder verlassen. Etwa 50 M. haben die jugendlichen Diebe gemeinschaftlich vergeudet. Der zehnjährige Knabe Krüger scheint die Seele der ganzen Bande gewesen zu sein.

Kampf mit Wilddieben. Am Sonntag, den 26. Oktbr., früh gegen 6 Uhr, bemerkte der Fasanen- Jäger Scholz des Grafen Schönburg- Glauchau in der herrschaftlichen Forst nahe der Seelower Grenze einen Mann, welcher ein Gewehr im Anschlage bereit hielt, um auf ausgetretene Rehe, welche ihm von zwei anderen Männern zugetrieben wurden, zu schießen. Scholz, faum 30 Schritte von dem Wilddieb entfernt, forderte denselben auf, sofort sein Gewehr abzuseßen. Dieser legte jedoch auf Sch. an, und legterer mußte nun, sein Gewehr ebenfalls schußbereit, langsam an den Mann zu kommen suchen. Nach dem ihm dies gelungen, ergriff er das Gewehr des Wilddiebes und dieser das des Försters. Beide rangen nun mit einander, bis es dem Förster gelang, den Hirschfänger zu ziehen, worauf der Wilddieb die Flucht ergriff. Inzwischen hatte sich aber ein Forsteleve eingefunden, mit dessen Hilfe der Wilddieb verhaftet und dem hiesigen Amtsgefängniß überliefert werden konnte. Man fand bei ihm ein sehr schönes Jagdgewehr( Hinterlader), 16 Patronen und einen Sad mit Spuren von Schweiß und Wolle.

Gerichts- Zeitung.

Frankfurt , 30. Oktober. ( Oberlandesgericht.) Bei dem Neubau des Hauses zum Schiff" in der alten Mainzergaffe fiel einem Maurerlehrling, Namens Henkel, beim Abbinden des Gerüftes ein Hammer auf den Kopf. Derselbe durchschlug die Schädeldecke und legte das Gehirn blos. Trotz der schweren Verlegung genas der junge Mensch, ohne jedoch ferner für schwere Arbeiten tüchtig zu sein. Auf Grund des Unfallge­sezes wurde nun derselbe gegen seinen Arbeitgeber flagbar. Der Prozeß, in welchem eine lebenslängliche Rente in An spruch genommen wurde, nahm mehrere Jahre in Anspruch. In den verschiedenen Instanzen wurden nach allen Richtungen hin Beugen vernommen und endigte im Frühjahr dieses Jahres der Streitfall mit Abweisung des Klägers, weil der Gerichts­hof nach Abhörung einer Menge von Beugen die Ueberzeugung gewann, daß man es im vorliegenden Falle mit einem außer dem Bereiche des menschlichen Willens liegenden Zufalle zu thun habe. Hiergegen legte der Kläger Berufung ein, welche heute vor dem Oberlandesgericht verhandelt wurde. Zwei Sachverständige wurden vernommen, welche übereinstimmend fich dahin aussprachen, daß hier kein Versäumniß der nöthigen Obforge vorliege. Sonach mußte der arme Kläger wieder ab­gewiesen werden. Aber noch vor der Feststellung des Erkennt nisses machte der Beklagte, dem die Noth des Menschen zu Herzen ging, einen Vergleichsvorschlag und erbot fich, ein für allemal 1200 Mt. zu zahlen. Nach anfänglichem Zögern ging der Kläger auf Bureden des Gerichtspräsidenten auf diesen Vergleichsvorschlag ein.

Vermischtes.

Gewicht eines Haares. Ein äußerst empfindliches Meß­instrument befißt das Bostamt zu Washington. Bei demselben werden, wie das Patentbureau von R. Lüders in Görlig mit­theilt, auf einem großen Zifferblatte Stärkeverschiedenheiten von Sechszehntausendsteln eines Bolles durch einen Beiger ange­geben. Der erklärende Beamte erbat fich ein Kopfhaar des Referenten, legte es zwischen die Meßbacken und sofort stellte fich der Beiger auf 20 Sechzehntausendstelzoll ein. Bei einer weiteren Untersuchung des Barthaares ergaben fich 50 Sech­zehntausendstel eines Bolles als Stärke. Mit dieser Wage werden besonders die Kouvertlieferanten des Postamtes ton­trolirt.

Verbrecher auf der Eisenbahn. Die Capitale " berich tet über ein freches Verbrechen, welches fürzlich auf der Bahn­linie Genua Begli begangen worden. In einem Coupé erster Klaffe befand sich mit einem Billet aus Ventimiglia ein Herr ganz allein. Auf der Station Pegli stieg in dasselbe ein zwei­ter Herr ein. Was zwischen den beiden Reisenden vorging, ist

Der entscheidende Kuß.

Eine wahre Geschichte von Wilhelm Revel.

( Nachdruck verboten.)

In der großen Handelsstadt Leipzig war die Firma Dehlenschläger eine hochberühmte; ste bestand schon seit einem Jahrhundert und der Reichthum hatte sich bei dem jeßigen Inhaber der Firma, Herrn Emil Dehlenschläger, hoch auf­gehäuft.

Herr Dehlenschläger war ein stolzer Mann, dem die Ehre feines Namens über Alles ging. Strenge gegen fich, strenge gegen die Mitglieder seiner Familie, die übrigens nur aus feiner gutmüthigen Frau und seinem liebenswürdigen Töchterchen, Else mit Namen, bestand, noch strenger_gegen sein Bersonal und am strengsten gegen die zahlreiche Diener schaft so sehen wir in dem Kaufherrn die personifizirte Strenge, die fich aber auch mit strengster Rechtlichkeit paarte. Nur in Geschäftssachen war Herr Dehlenschläger zu sprechen; Freunde besaß er nicht. Doch machte er ein großes Haus, gab viele große Gesellschaften, die immer gern frequentirt wurden, da fie fich durch großen Lurus, gute Speisen und die feinsten Weine auszeichneten.

Bei diesen Gesellschaften überließ der Kaufherr die Ein­ladungen und Honneurs seiner Frau; er selbst zog sich mit einigen Herren zu einer Partie Whist in ein Nebenzimmer zurück und spielte. Das war feine liebste Erholung. Die Einfäße aber waren bei dem Whist, an welchem fich betheiltigte, daß fich immer sehr schwer Partner fanden. Meist waren

er

nur

gering, fo

es Kaufleute, die mit der Firma in Geschäftsverbindung stan den und dem Herrn Dehlenschläger durch ihre Betheiligung eine Freude bereiten wollten.

-

Buweilen besonders wenn Opern gegeben wurden- besuchte er auch das Theater, in welchem er eine der best­gelegenen Logen besaß.

Nunmehr tennen wir den Kaufherrn Emil Dehlenschläger genau und können uns mit minder gewichtigen, aber für un­fere Erzählung viel wichtigeren Personen beschäftigen.

*

,, Aber, mein Herr, was rempeln Sie mich so an," rief an einem falten Winterabend ein forpulenter, in seinen Pelz ge hüllter Spaziergänger einem Studenten auf der Promenade zu, der unvorsichtiger Weise, da er in Gedanken vertieft war, an den Diden anprallte. Seinen Hut ziehend, sprach der Student eine höfliche Entschuldigung aus und wollte vorüber. Der Dice aber vertrat ihm den Weg; in dem schönen, ener­gischen Angesicht des Studenten zuckte es auf; doch beruhigte er fich, als die fette Stimme des Bepelzten höflich erklang: Nein, so etwas! Ein Student bittet um Entschuldigung, da muß ich mich aber erst recht scheene bei Sie bedanken, das ist mit ja in meinem Leben noch nicht vorgekommen. Ei Herr Jeses!"

Nun, das wird sich doch wohl so gehören, wenn Jemand

noch ein Geheimniß, festgestellt ist jedoch, daß der zuletzt Ein­gestiegene den ersten aus Ventimiglia Gelommenen auf der Station Bia zum Fenster hinauswarf. Einige Reisenden der anderen Koupees, welche die Unthat gesehen hatten, allarmir­ten das Dienstpersonal, welches sofort das betreffende Koupee besezte, den Thäter verhaftete und in Sampiesdacura an die Karabinieri auslieferte. Der andere Reisende wurde sterbend an der Bahn aufgefunden.

Rettung aus Seenoth. Gestern Vormittag erhielt die Rettungsstation Bremerhaven die nachfolgende Depesche: Te­legramm vom Leuchtthurm vom 29. Oktober, 9 Uhr 35 Min. Vormittags: Nordost vom Leuchtthurm auf der Tegeler Plate fist ein einmastiges Fahrzeug auf Strand, daffelbe hat Noth­flagge auf." Um 9 Uhr 55 Min. bereits verließ dann das Rettungsboot unter Führung des Vormanns D. Bruns im Schlepptau des von der Gesellschaft Union" umgehend zu Diensten gestellten Schleppdampfers Reform" die Mündung der Geeste und lief bei frischem WSW- Winde, der in der Stärke von 6 bis 7 blies, mit voller Fahrt die Weser abwärts nach der Unglücksstelle. Um 12 Uhr tam die Nachricht vom Thurme, daß das Rettungsboot mit Schwierigkeiten zu kämpfen habe, und daß auf dem in Noth befindlichen Fahrzeuge die Nothflagge anhaltend auf und niedergezogen werde.( Das Beichen äußerster Noth.) Um 2 Uhr Nachmittags kam dann die Nachricht vom Tburme, daß die Mannschaft gerettet sei, und das Rettungsboot in der Nähe des gestrandeten Schiffes noch ankere.

Ein schreckliches Verbrechen wurde am 21. Oktober in Schneeberg( Böhmen ) verübt. Der 30jährige Maurer Joseph Focke hat an diesem Tage seine zwei Kinder faltblütig ermordet. Wir entnehmen der Teschen- Bodenbacher Zeitung" über diesen Fall folgendes: Am 21. v. M. wurde der Gen­darmerieposten in Eulau benachrichtigt, daß im Hause des Joseph Focke in Schneeberg ein mehrfacher Mord verübt wor­den. In der Stube wurden die Leichen der beiden Kinder des Joseph Focke, die fünf Jahre alte Marie und die drei Jahre alte Bertha, neben einander auf dem Fußboden, in einer Blutlache liegend, aufgefunden. Ein kleines Beil, mit welchem die That verübt wurde, lag unmittelbar daneben. Die Schädeldecke der kleinen Bertha war durch fünf mit der Schneide des Beiles geführte Hiebe zertrümmert; an der Leiche des älteren Mädchens fonnte ein Schlag mit dem flachen Rücken des Beiles konstatirt werden, welcher die Schädeldecke vollstän­dig zertrümmerte, am Rinn ein Sieb mit der Scheide des Beiles und an der Brust eine Kontufion. Das arme Kind scheint sich gewehrt zu haben, obgleich seine Verlegungen nicht so furchtbar find wie die seines jüngeren Schwesterchens, gegen welches der Vater eine Abneigung besessen haben soll. Beide Kinder find auffallend kräftig entwickelt und tragen hübsche, noch im Tode freundliche Gesichtszüge. Man fand ihre Leichen mit den Köpfen nebeneinander liegend; auf dem Tische lag ihr Spielzeug, die Aermsten schienen vom kindlichen Spiele zum Tode geschleppt worden zu sein. Auf dem Dachboden wurde die 59 Jahre alte Agnes, die Mutter des Joseph Fode, in knieender Stellung erhängt aufgefunden. Ob die­selbe durch Mord oder Selbstmord geendet, fonnte noch nicht konstatirt werden. Der Vater des Joseph Focke war ab­wesend; man vermuthet, daß derselbe seinem Leben durch Selbst­welche auf seinen Bestsstand Bezug haben, sauber in Bündel mord ein Ende gemacht habe. Er hinterließ seine Papiere, gebunden und mit diesbezüglichen Aufschriften versehen. Eine Spur von ihm fonnte nicht aufgefunden werden. Der des Doppelmordes verdächtige Joseph Foce jun. wurde stark be trunten angetroffen. Er trug ein gleichgiltiges Benehmen zur Schau und gab auf die an ihn gerichteten Fragen mit höhni­schem Lächeln unzusammenhängende Antworten. Bei der Lei­besvifitation wurden an dem Stiefel des rechten Fußes Blut­spuren vorgefunden. Eine Schürze von roher Leinwand, welche er trug, war theilweise naß und schien vom Blute gereinigt zu

-

jede Theilnahme an der blutigen That und scheint sich in der Gefängnißhaft nicht übel zu befinden, da er mit größtem Appe tit seine Mahlzeiten verzehrt.

Das Gift der Klapperschlange. Bisher wurde allge mein angenommen, der von gewissen Schlangen und sonstigen Reptilien ausgesonderte Giftstoff bestehe nur in einem giftigen Speichel, welcher nach Art der Gährungsstoffe wirke. Nun hat neuerdings Dr. Lacerdo in Rio de Janeiro einige Versuche über die Wirkung des Gifts der Klapperschlange angestellt, welche ein ganz neues Licht auf diesen Gegenstand werfen. Seine Forschungen haben nämlich dargethan, daß der Inhalt der Gift oder Speicheldrüse der Klapperschlange sogenannte gemodelte Fermente, nämlich winzig fleine Körperchen enthält, welche eine ganz merkwürdige Aehnlichkeit oder Analogie mit den sogenannten Bacterien" haben. Er erhielt von einer jungen und kräftigen Klapperschlange, welche er mit Chloroform betäubt hatte, einen Tropfen des Gifts auf einem chemisch reinen Glasstückchen, welches er sogleich unter ein Mikroskop brachte, und bemerkte nun beinahe unmittelbar die Bildung eines fadenreichen Breies in baumförmiger Anordnung. Der verdickte Faden trieb Sporen, löste fich dann allmählich auf und verschwand, und die befreiten Sporen quollen zusehends auf und vergrößerten sich und jeder derselben sandte ein winziges Röhrchen aus, welches sich rasch verlängerte. Nach einer sehr furzen Periode trennte sich das Röhrchen von der ersten Spore und bildete einen neuen Kern für die Erzeugung der tödtlichen Befleckung. Bei der genauen mikroskopischen Untersuchung des Blutes von Thieren, welche durch den Biß von Klappers schlangen getödtet worden waren, hat Dr. Lacerdo ferner wahrs genommen, daß mit den rothen Blutkügelchen eine Veränderung vorzugehen begonnen hatte, indem sich auf ihrer Oberfläche einige fleine glänzende Bünktchen zeigten, welche sich mit großer Geschwindigkeit ausbreiteten, worauf die Kügelchen zulegt in einander verschmolzen und eine Art amorphen Teiges bilbeten, welcher nicht mehr in den Venen zirkuliren fonnte. Andere Thiere, in welche jenes Blut unmittelbar nach dem Tode der ersten eingesprigt worden war, verendeten binnen wenigen Stunden und zeigten ganz die gleichen Symptome, wie wenn fte selber von Klapperschlangen gebissen worden wären, und an ihrem Blute war ganz dieselbe Bersetzung und Umbildung wahr zunehmen. Dr. Lacerdo schließt seine Abhandlung mit der Thatsache, daß nach zahlreichen angestellten Experimenten das richtige Gegengift gegen Schlangenbiß nur in der Einspritzung von Alkohol unter der Haut oder in der Darreichung einer bedeutenden Menge alloholischer Getränke durch den Mund der Gebiffenen bestehe.

Ein Bühnen- Effett, wie er in der Geschichte der moder nen Schauspielkunst wohl einzig dasteht, wird jest allabendlich im Chinesischen Theater zu San Francisco erzielt. Das Drama behandelt den Französisch- Chinesischen Konflikt. Die Bühne ift mit friegsluftigen Chinesen, Soldadeska und Zivilisten sammen, ausgefüllt, alle brummen, fingen und schreien eine Art von Kriegsgeheul, das dem der Modoc - Indianer ähneln muß, und von einer Mufit begleitet wird. Plöglich, inmitten des allgemeinen Chaos, wird ein französischer Buave von zwei baumlangen Chinesen auf die Bühne geschleppt. Man legt ihn auf den Boden. Alles greift nach langen Bambusstöcken und der chinesisch französische Buave, der übrigens ein famoser Voltigeur ist, wird inmitten eines gezogenen Kreises so gestellt, daß er auf den Händen, das Geficht dem Publikum zugewendet, plazirt ist. Die beiden Schergen, die den armen Teufel ge bracht haben, entledigen ihn jeßt auf einen gegebenen Wint eines Theiles seiner Garderobe und a tempo sausen auch die Bambusstöde durch die Luft und verseßen dem jest ebenfalls schreienden und heulenden Künstler Schriftzeichen und hiero glyphen, wie fie die werthvollsten Ausgaben des chinesischen Kiumtetschu nicht bunter und mannigfaltiger hervorzubringen vermögen. Ab- How- Long, so ist der Name des Künstlers, der, den Beitereignissen Rechnung tragend, verdonnert ist, dreimal

"

sein. Er wurde in haft genommen und Mittwoch Morgen wöchentlich diese Leidensrolle im Chinesischen Theater zu spielen,

dem Bezirksgerichte Leschen eingeliefert. Joseph Focke ist 30 Jahre alt und diente früher beim Militär. Man vermuthet, daß Focke gegen 1 Uhr die beiden Kinder mit dem Beile tödtete, daß seine Mutter die That zu verhindern suchte und dabei die Blufflecken an den Kleidern erhielt, und daß sie hierauf ihr Leben freiwillig endete. Fock fuhr, um den Verdacht der Thä­terschaft von fich abzuwenden, nachdem er das Haus abge­

an jedem, der eben erzählten Katastrophe folgenden Abend Zeit, gage ein ,, Spielhonorar" von zwei Dollars pro Abend und hat

auf seinen Lorbeeren auszuruhen.

fich als Trägerin eines alten ungarischen Namens vorstellte Zur Milderung des Pauperismus. Eine Dame, die meldete fich dieser Tage beim Bürgermeister von Wien mit fort vorgelaffen und bat nach einigen einleitenden Worten um Pauperismus" zu unterbreiten wünsche. Die Dame wurde fo

schloffen, in den Wald, um bei seiner Rückkehr den Augenschein der Erklärung, daß fie ihm Vorschläge zur Milderung bes

durch Zeugen feststellen zu lassen. Er trug fich, nachdem er im Mai Wittwer geworden war,( seine Frau hatte durch Erhän­gen ihrem elenden Dasein ein Ende gemacht), mit Heiraths­plänen und dürfte deshalb die Kinder aus dem Wege geräumt haben. Er leugnet in der Untersuchungshaft bisher hartnäckig

eine Unvorsichtigkeit begeht, so hat er einfach um Entschuldi­gung zu bitten," erwiderte der Student.

Das ist wohl war, aber Ihre Herren Kollegen find nicht so, die rempeln einen an und verlangen dann noch, daß der

- eine kleine Unterstügung.

das Innere deffelben und fand, was

er fuchte, ein

zartes Briefchen, dessen Adresse die noch zartere Frauenhand

verrieth.

Haftig öffnete er daffelbe und drückte einen Ruß auf die

biedere Berger um Entschuldigung bittet. Ei Herr Jeses! lieben, ihm bekannten Schriftzüge. Eifrig stand er in Lesen

Scheenen Dant, Herr Studiosus." Mit diesen Worten ent­fernte fich der Bepelzte.

Otto Rahmer, so hieß unser junger Bekannter, segte ruhig seinen Weg fort. Eine fräftige, frische Männergestalt, trop der herrschenden Kälte mit einem leichten Gehrock befleidet und in einen schon sehr abgetragenen Plaid gehüllt, machte er den Eindruck eines Menschen, der sich wenig um Mode und Witte­rungsverhältnisse fümmert oder vielleicht auch nicht fümmern

fann.

Vor einem großen Hause in der menschenleeren E- ftraße stand er plößlich ſtill.

Die Glode an der Thomaskirche schlug gerade acht Uhr; ein Fenster wurde in der ersten Etage leise geöffnet und ein dunkler Gegenstand fiel dicht vor dem Jüngling in den Schnee.

Schnell bückte sich der Student, warf einen flüchtigen Blick nach oben, wo sich eben so leise das Fenster wieder schloß und eilte weiter, schnurstracks seiner Wohnung

versunken da. Ein Seufzer

man wußte nicht recht, ob es Also morgen schon!" ein schmerzlicher oder freudiger war- entrang sich seiner Bruft:

Und als Harlequin will fie mich sehen, nun da muß ich allerdings eine pußige Figur machen und damit ich mich auch in der Maske leidlich ausnehme, muß ich heute, anstatt die Bandekten zu studieren, allerlei Bodssprünge zur Uebung

machen" so philosophirte unser Freund weiter.

-

Er legte das Briefchen auf den Tisch und strich fich die hübschen braunen Locken von der Stirne, als wenn er scharf über etwas nachsinne. Wenn ich nur wüßte, wo ich den An zug hernehmen sollte ich habe keinen Groschen in der Tasche und nur Kredit bei meiner Wirthin, die aber ebenso arm ift wie ich selber. Außerdem haben wir den 25. Februar und Ende des Monats find meine Kameraden auch sämmtlich ab gebrannt. Aber hin muß ich; wie reizend wird meine Else als Tirolerin aussehen! Das arme Mädchen schreibt ja auch, hin, in ihrem Hause zu erscheinen; aber Else ladet mid ja im Namen ihrer Mutter ein. Ich muß also hin; der Alte hat mit seinem Whist genug zu thun, als daß er neben

zu, die in einem alten verfallenen Häuschen auf dem Ranstädter daß sie so große Sehnsucht habe. Ein Wagniß ist es immer

Steinwege lag.

Mit großer Haft sprang Rahmer die Inarrenden Stiegen des morschen Hinterhauses hinauf, wo sein Stübchen im dritten Stocke war. Auf sein Klingeln öffnete eine alte Frau, die ihn mit freundlichem Gruße und der Frage empfing, wo er denn so spät herkomme. Es war erst ein viertel acht Uhr und

bei das Herz seines lieben Töchterchens hüten

könnte.

I an die Thüre und klingelte. Die Wirthin erschien eiligt. Der Student unterbrach sich im Selbstgespräch, ging bi so deutete die Frage schon an, daß unser junger Student ſehr Liebe Frau Allmers, können sie mir bis zum ersten Märs

fleißig und ordentlich war.

Er antwortete der alten Frau freundlich und trat in ſein fleines Kämmerlein, welches trop seiner Dürftigkeit den Be­suchenden anheimelte, da daffelbe äußerst sauber gehalten war. Eine für einen Studiosus bedeutende Bibliothek und ein hüb­scher Schreibtisch hoben sich besonders hervor, während man vergeblich ein Sopha oder einen Bolsterstuhl suchte. Ein sehr primitives, aber reinliches Bett, eine fleine alte, wurmftichige Kommode, eine Waschtoilette aus Tannenholz und einige alte

zehn Thaler borgen?" Frau Allmers schlug erschroden die Hände über dem Kopfe zusammen und blickte ihren Studen ten" mit unverhohlenem Erstaunen an. Behn Groschen hatte fie ihm hin und wieder' mal geliehen, aber zehn Thaler? Shr Erstaunen war um so größer, als Rahmer die Bitte wieder I holte und fie bei ihrem Seelenheile beschwor, dieselbe zu er ,, Aber um des Himmels Willen, Herr Rahmer, brauchen Sie denn das viele Geld, Sie, das Urbild der

füllen.

woju

Soli

Kohrstühle machten das ganze Mobiliar aus. Die wenigen dität und des Fleißes und übermorgen, den 27. Februar

Kleider, die Nahmer noch außer denen, die er gerade trug, sein

wollen Sie ja Jhren Doctor juris machen

ba gilt's noch

eigen nannte, hingen an der Wand, neben einigen Pfeifen recht fleißig sein und nicht an allerlei Bocksprünge denken,

und Schlägern. Ein flottes Feuer brannte im Ramin und die Wirthin trat soeben mit einer fleinen Studierlampe und einem Theegeschirr in die Stube und feste es schweigend auf den Tisch, da ste sab, daß ihr Student" schon einen größeren

Herr Rahmer!" Die gute Frau hatte dem Seibstgespräch ihres Studenten gelauscht, aber nur das eine Wort verstanden,

welches fie jest triumphirend anbrachte.

Folianten in der Finsterniß aufgeschlagen hatte, um mit seinem Arbeiten zu ordnen und dann fann's losgehen- ich bin ge

Abendstudieren zu beginnen.

-

Ach was Examen, ich habe nur noch ein Stündchen meine wappnet vom Scheitel bis zur Sohle doch, liebe Frau Rahmer den Folianten auf das Bett warf und aus seiner mir alle Doctores juris der ganzen Welt zusammengenommen mers, der Maskenball, auf den ich morgen gehen muß, wiegt

Kaum aber hatte die Wirthin fich wieder entfernt, als

Brieftasche das Paquetchen herausholte, welches ihm aus dem Fenster in der E- straße zugeworfen war. Er enthüllte

auf!"

( Schluß folgt.)

Verantwortlicher Redakteur N. Gronheim in Berlin . Druck und Verlag von Mag Bading in BerlinSW. Beuthstraße 2.

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