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Nr. 190.
Beilage zum Berliner Volksblatt.
Donnerstag, den 13. November 1884.
Die soziale Lage der arbeitenden Klassen des Staates ift. Von diesem Kha- em- uas ist Afner zur Verin Egypten zur Beit der Pharaonen.
I.
Die Fellahs, die Nachkömmlinge der Bewohner des alten Egyptens, find während der legten zwei Jahre so sehr Gegenstand Der allgemeinen Aufmerksamkeit geworden, daß es von Interesse sein dürfte, fie vom geschichtlichen Standpunkte zu betrachten und zu erforschen, wie es um die Menschenklaffe bestellt war, von der fie ihren Ursprung herleiten. War die Lage der letzteren eine beffere als die ihrige? Wurde fte ebenso mit Abgaben überlastet und so schlecht bezahlt? Doer erhielt sie für redlich geleistete Arbeit den entSprechenden Lohn? Die Geschichte des Alterthums weiß im Allgemeinen nichts von den leidenden Waffen, und die Inschriften der Denkmale, von Göttern und Rönigen fündend, be richten nichts von dem Volfsleben der Vergangenheit; und doch ist es möglich, wenn wir uns die Mühe des Nachforschens nicht verdrießen lassen wolen, Antwort auf jene Frage zu geben. Ueber einige Buntte besigen wir das Beugniß der Grabgemälde, über andere das der Papyrustollen, der alten Vasen, der uns erhaltenen Ueberreste und Ruinen. Diese verschiedenen Quellen, das ist nicht zu bestreiten, find etwas heterogen und etwas dürftig, indeß fie sind vorhanden.
Die soziale Lage des Fellah war im Allgemeinen die des antilen Stlaven. Er bildete einen Bestandtheil des Befizthums des reichen Landeigenthümers, und wenn das Befizthum verkauft wurde, folgte er dem Boden, den seine Vorfahren seit undentlichen Generationen Festellt hatten. Gleich wohl war er fein Sklave. Er stand unter dem direkten Schuße und der Aufsicht des Gesezes. So war er gehalten, fich zu bestimmten Zeiten vor den Regierungsschreibern zu stellen, Die feinen Namen, sein Alter, sowie die besondere Art seiner Beschäftigung in offizielle Register eintrugen, zugleich mit einem Vermert über sein gutes oder schlechtes Betragen während des legten Jahres. Es ist das eine Scene, die sich oft auf Grabgemälden dargestellt findet. Wurde er von seinem Herrn von einem Theile des Landes nach einem andern geschickt, so mußte er einen schriftlichen Erlaubnißschein oder Baß mit sich führen. Entlief er, so konnte er nur durch die Polizei verfolgt und nur von einem Richter zur Verantwortung gezogen werden. Sein Eigenthümer, wenn er gegen ihn auch das väterliche Recht der Büchtigung hatte, war nichts weniger als Befizer eines Stüdes tenschenvieh. Der Stod fonnte recht wohl Den Rüden eines faulen Arbeiters treffen, den Fußsohlen Deffelben die Bastonade gegeben werden, aber Der Herr fonnte nicht, wie es nach einer altegyptischen Stedensart hieß, Odem verleihen". Mit andern Wor ten, er resaß nicht das Recht über Leben und Tod. unparteiisch war in der That das pharaonische Gesezbuch be züglich des Verhältnisses zwischen Herrn und Sklaven, daß nicht einmal ein Brinz von Geblüt die Macht hatte, sich selbst Recht zu verschaffen. Ein hierher gehöriger Fall mag einem Papyrus aus der Leidener Sammlung entnommen werden. Ein gewiffer Afner, ein föniglicher Domänenbeamter, ift mit der Verfolgung von sechs entlaufenen Hörigen, dem Eigenthum des Prinzen Atefamen, des sechszehnten Sohnes von Ramses dem Großen, betraut worden. Nachdem er ihre früheren Genoffen vernommen, geht Afner den Spuren der Flüchtigen von Memphis bis Sutennen nach, von wo aus er Bericht einsendet und um weitere Instruktionen ersucht. Er schreibt:
So
,, Die sechs Leute wurden in der Werkstätte des Thürbüters des Schaghauses ergriffen, worüber ich nun meinem Herrn Bericht erstatte mit der ergebenen Bitte, dieselben nebst den Beugen vor den Richter zu verweisen. Die Knechte find zu Memphis identifizirt worden, wohin auch die dem Merenpta, dem Sohne des Oberkriegsaufsehers, gehörigen gebracht werden sollen, falls nicht mein Herr befiehlt, daß sie wieder zu ihrer Arbeit zurückgeschickt werden follen."
Nun könnte man glauben, Afner richte diesen Brief an Den Brinzen Atefamen. Nichts weniger als das. Vor dem Auge des Gesetzes ist Atefamen ein Kläger, wie jeder Andere, und als solcher hat er sich zur Verfolgung seines Rechtsanspruches an seinen älteren Bruder, den Prinzen Kha- em- uas, geroandt, der nicht allein Hoherpriester von Memphis, sondern Vizekönig von Egypten, Thronfolger und zweiter Machthaber
Bwei Monate Raßberg. Bilder aus dem Gefängnißleben in der töniglichen Gefangen
anstalt zu Chemnig von Martin Hildebrandt. ( Leipziger Gerichtszeitung.)
Das graue Haus auf dem Kaßberg , deffen mächtige Flügel fich in unmittelbarer Nähe des Justizgebäudes, mit dem es in innigfter Verbindung steht, links und rechts von einem schlichten Mittelbau erftreden, ist jedem Bewohner von ,, Klein- Manchester" wohl zur Genüge bekannt, soweit das" Aeußere in Frage tommt. Mancher wird es auch unfreiwilliger Weise in seinem Innern tennen gelernt haben
heit erhalten sollte, über einige Artikel der inzwischen sanft entschlafenen„ Chemniger Zeitung" nachzudenken.
Ob ich das gethan habe? Diese Gewissensfrage muß ich mit einem ehrlichen ,, Nein" beantworten. Ein volles Linten faß, einige prima universal pens und ein genügender Vorrath vorzüglichsten Konzeptpapieres sorgten dafür, daß ich immer andere Gedanten hatte als gerade diesen und dazu tam das Intereffe für einen Ort, an dem ich mich, als bisher unbeStraftes Individuum, zum ersten Male aufhielt und der für den aufmerksamen Beobachter genug des Intereffanten bietet. Die nachstehenden Beilen mögen den Beweis dafür erbringen.
Ich hatte
I. Neu angekommen.
lachend von den Meinen Abschied genommen.
folgung der erwähnten und einiger anderer Flüchtlinge entsandt worden, und an ihn, Rha- em- uas, richtet die Feder unseres Beamten den Bericht und bittet um weitere Verhaltungsmaßregeln.
Zuweilen jedoch fam es vor, daß der Hörige selbst als Kläger auftrat, in welchem Falle er eine Darlegung des ihm widerfahrenen Unrechts in Form eines Bittgefuches abfaffen durfte, das irgend einer hervorragenden Persön lichkeit zu Füßen zu legen war. Dem geringsten seiner Unterthanen stand es auf diese Weise frei, fich an den Pharao selbst zu wenden; den Beweis hierfür liefert das Ges such eines Arbeiters an den König, das in seiner Originalgestalt sich im Nationalmuseum zu London befindet. Es bes ginnt:
Im Jahre 4, am 30. Tage des Choiad( 6. November), der Arbeiter Kenna, Sohn des Besouati, erhebt Klage bei dem Könige Amenhotep ( dem Leben, Wohlergehen und Macht!), indem er sagt: Wende mir Dein Antlig zu, o mein gnädiger Herr!"
Der Bittsteller geht dann dazu über, seine Beschwerde auseinanderzuseßen, was nicht gerade in flarer und auch nicht in kurzer Weise geschieht. Wir erfahren indeß, daß ein anderer Arbeiter, Namens Merta, vorgeblich unter Autorisation des Königs, für fich Anspruch auf die Hälfte eines Hauses erhebt, das Kenna selbst gebaut hatte, und das sich, wie es scheint, in verfallenem Zustande befunden haben muß. Kenna wendet fich deshalb an den König, damit dieser prüfe, ob der Anspruch Merta's ein gerechter set. Wenn an fich auch unintereffant, ist dieses Bittgesuch doch historisch werthvoll wegen des Lichtes, das es auf den Charakter des alten Pharaonenregiments wirft. Wir wissen nicht, an welchen der vier Amenhoteps der 18. Dynastie unser Arbeiter sein Gesuch richtete, aber es erbringt uns den unwiderleglichen Beweis dafür, daß die Beziehungen, welche damals in Egypten zwischen dem Pharao und dem Hörigen bestanden, genau dieselben maren, wie fte in Rußland noch vor vierzig bis fünfzig Jahren zwischen dem Zaren und dem Leibeigenen vorhanden
waren.
Bu arm, um fich einen Streifen Papyrus zu laufen, suchte Kenna fich sein Schreibpapier in dem ersten besten Rehrichthaufen seines Stadtquartiers. Sein Gesuch, in hieratischer Schrift und den fühnen Zügen eines dienstbeflissenen Schreibers gehalten, nimmt die Vorder- und Rüdieite eines länglichen Stückes von einem etwa handgroßen Kalksteine ein. Dieses Dokument ist gegen 150 bis 200 Jahre älter, als der Bericht Afner's an Kha- em- uas.
Es ist natürlich der ländliche Arbeiter, der Bebauer des Bodens, der speziell als„ Fellah" bezeichnet wird; doch neben den Hörigen des freien Landes gab es auch solche in den Städten und häufig war auch der Handwerker ein unfreier Arbeiter. Auf dem Lande herrschten die Arbeiter vor, in den Städten die Handwerker. Es ist schwer zu sagen, wer am meisten von ihnen bedrückt und ausgesogen wurde. Das Elend des Fellah spiegelt fich in unzähligen Fällen wieder in den Schilderungen zeitgenöffischer Schriftsteller.
Der Verfasser einer gelehrten Abhandlung zum Lobe der Gelehrsamkeit, von der drei Exemplare den Sturm der Zeiten überdauert haben und sich im Britischen Museum befinben, sagt:
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Sieb den armen Landarbeiter an. Sein ganzes Leben ver geht zwischen dem Vich und dem Felde. Seine Kraft verzehrt sich in der Besorgung der Weingärten und der Schweineheerden. Er sucht seine Nahrung auf den Feldern. Geht es ihm wohl, so geht es ihm wohl unter dem Vieh; ist er frant, so liegt er auf dem nadten Boden inmitten der Heerden." Das war die Lage des bloßen Arbeiters. Der Kleinbauer gleichfalls ein Unfreier, doch gesellschaftlich einen Grad höher ste hend war nicht beffer dran. Der Schreiber Amenemapt schreibt an den Schreiber Bentaur:
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,, Betrachte die Lage des Bauersmannes. Ehe noch die Beit der Ernte da ist, haben Würmer, Schweine, Heuschrecken und Vögel sein heranwachsendes Korn verschlungen, und, wenn er nicht aufpaßt, wird ihm das Wenige, das übrig geblieben ist, von den Dieben gestohlen. Der Steuereintreiber steht auf dem Uferdamm, um den Zehnten von der Ernte einzufordern, wenn fie herangereift ist. Die Gerichtsdiener find da mit ihren Stäben und die Schwarzen mit ihren Balmstöden. Sie rufen:
der Bellenbewohner" zu zählen habe und wenige Minuten ich immer voran später überschritten wir beide Schwelle der königlichen Gefangenanstalt.
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die
Bunächst wies man mich in die Expedition, in welcher mein Lebensabriß vervollständigt wurde und dann in das Wartezimmer. Doch auch hier war meines Bleibens nicht lange. Ich wurde aufgefordert, vor dem Herrn Direktor zu erscheinen, der mich mit einigen Worten auf das mancherlei Unkomfortable meines nunmehrigen Chambre garnie aufmerksam machte, mir freudlichst innerhalb der Grenzen der Möglichkeit Erleichterung zuficherte, im übrigen aber Resignation empfahl, wogegen ich auf mein Talent hinwies, als echter Journalist in jeder Lage des Lebens den Kopf oben behalten zu können, eine Verdes Lebens den Kopf oben behalten zu können, eine Berficherung, die, wie mir schien, nicht so ganz zweifelsohne aufgenommen wurde. Dann nahm mich ein Aufseher Volksausdruck bezeichnet diese Charge irrthümlicher Weise Schließer in Empfang, ein Schlüffelbund raffelte, er öffnete eine eisenbeschlagene, schwere Thür ein kleiner Vorraum- ber, wie ich fräter merkte, zum Empfang der Besuchenden dient wurde durchschritten eine zweite Thür von gleich solider eine zweite Thür von gleich solider Maffivität geöffnet und geschloffen, ich stand im Innenich stand im Innenraume des Gefängnißgebäudes.
doch
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Der
Hier hatte ich einige Augenblicke Zeit, mich umzusehen, wohin das Auge blickt überall Eisen, Eisen, Eisen. Vom Mittelraum, in dem ich stand und der fret bis zur Decke
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Nicht etwa, weil ich besonders fröhlich geftimmt war, sondern Eisengitter, die vom Boden bis zur Decke reichen, abgefchloffen,
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um denen den Abschied zu erleichtern, die Thränen in den Augen und Kummer im Herzen von meinem ,, Lebewohl" etwas empfindlicher getroffen wurden als ich. Ich könnte hier das Wort, Galgenhumor" in seinem ureigensten Sinne anwenden für meine Ueberzeugung und wenn auch mein sonst unverwüftallein, so schlimm war es nicht. Ich ging ja diesen Gang licher Humor etwas gedrückt war ganz war er nicht geschwunden. Noch einmal labte ich mich an dem mir besonders fügen Gifte einer zu diesem Bwede eigens gewählten ,, EI Abajo" und trant zum Abgewöhnen noch einen Schoppen edlen Gerstensaftes, dann schrittt ich tapfer dem Kaßberg zu, nach dem Gerichtsgebäude, das mir heute nicht wie der Tempel der Themis , sondern wie ein 3winguri erschien und meldete Der föniglichen Staatsanwaltschaft mein Erscheinen. Nicht lange darauf, so winfte mir ein Gerichtsdiener, der einen, auf einem jenet grünen Formulare verzeichneten Bruchtheil meines curriculum vitae in der Hand hielt, in welchem auch namentlich darüber Auskunft gegeben war, wie lange ich zur Gattung
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die Flügel mit den folirzellen. Man fiebt auch hier vom Parterre bis zur Decke, da in den Flügeln die Mitte ebenfalls frei ist wie das Schiff einer Kirche den Zugang zu den Bellen der I. und II. Etage vermittelnd, links wie rechts Galerien, die weiten Hallen find durch Oberlicht und an den Ausläufen beider Flügel durch je ein gewaltiges Seitenfenster, das fich vom Boden bis zur Dede streckt, ausgezeichnet erhellt, so daß Luft wie Licht, diese zwei wichtigsten Bedingungen allen Lebens mehr als zur Genüge vorhanden sind.
Ich war in meinen Betrachtungen ungefähr soweit getommen und blickte eben an einem Rundgitter binab, das eine, einen Blick in das Souterrain gestattende Deffnung umgiebt, als mein Führer mir einen Wint gab, ihm zu folgen. Ich tann an dieser Stelle gleich bemerken, daß die Ruhe der Anstalt sich dem Gefängnißpersonal ersichtlich mittheilt, so daß es dem Grundsat Schweigen" huldigt und alles, was sich pantomimisch ausdrücken läßt, auf diese Weise zu verstehen giebt. -Er führte mich in das Zimmer des Oberaufsehers und be
1. Jahrgang.
Heraus mit Deinem Korn!" Hat er feins, so wird er zu Boden geschlagen, gebunden und bei den Beinen durch den Kanal geschleift. Seinem Weibe werden vor seinen Augen Handschellen angelegt; seine Kinder werden gewürgt und seine Nachbarn, mit ihrer eigenen Ernte beschäftigt, überlassen ihn seinem Schicksale."
Der erste dieser Schreiber lebte in den ruhmwürdigen Tagen der 12. Dynastie unter den Userteus und Amenemhats; der zweite blühte 1500 Jahre später an dem glänzenden Hofe Ramses des Großen. Jeder entwirft uns ein sprechendes Bild von dem ländlichen Elend, das damals jedenfalls ein ständiges war, ebenso wie es heutigen Tages ein ständiges ist. Wie damals nimmt heute der Steuereinnehmer die Kornbarke am Landungsplage in Empfang; noch wird von seinen schwarzen Helfershelfern die Bastonade ertheilt, der arme fäumige Schuldner geschlagen, ins Gefängniß geworfen und gefoltert.
War so das Loos des Fellah ein beklagenswerthes, so dürfte der gewerbliche Arbeiter fich vielleicht in noch schlimmerer Lage befunden haben. Auf dem Lande lebte er auf dem Befigthume seines Herrn und arbeitete in dessen Werk stätte unter den Augen eines eigens dazu bestellten Aufsehers. Jeder Landbefizer zählte nämlich unter seinen erblichen Hörigen einen Stab von Maurern, Schreinern, Malern, Bildund schnißern, Malern, Glasbläsern, Metallarbeitern andern, deren Arbeit dem Herrn zu Gute kam und deren Leben fich in seinem Dienste verzehrte. Durchblättern wir die Schriften des bekannten Schreibers unter der 12. Dynastie sein etwas komplizirter Name war TuauufSekharta so finden wir die Leiden des gewerblichen Arbeiters in den düstersten Farben geschildert, welche die Palette des Schreibers aufzuweisen hat. Der Metallarbeiter, so sagte er, müht sich nicht nur den ganzen Tag ab, sondern arbeitet auch Nachts bei Fackellicht; der Maurer, jedem bösen Wind ausgefeßt, fällt dem Siechthum anheim; die Augen des Färbers ermüden von dem beständigen Wachen und seine Hand kommt niemals zur Ruhe; die Finger des Grobschmieds find rauh wie Krokodilshaut und der Rücken des Steinhauers ist nahezu ge= brochen.
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Der Weber, im Innern dis Hauses eingeschlossen, ist hilflofer als ein Weib. Er fist in fauernder Stellung, die Beine bis über die Brust heraufgezogen. Frische Luft dringt nicht zu ihm. Wenn er an einem einzigen Tage nicht das vorgeschriebene Stüd Beug fertig bringt, wird er mit Striden gebunden, wie ein Bündel Lotus des Marschlandes. Nur wenn er den Thürhüter mit einem Stück Brod zu bestechen vermag, kommt er heraus, um das Tageslicht zu sehen."
Das Bild ist nicht übertrieben. Auf den Grabgemälden von Theben und Beni Hassan find die erwähnten Arbeiter alle bei ihrer Arbeit abgebildet und es begegnet uns kein Bild, auf welchem der Aufseher mit seinem Stocke fehlte. Darstel lungen, auf welchen auf Geheiß dieses kleinen Tyrannen Männern, Frauen und Kindern die Bastonade ertheilt wird, find sehr häufig.
Lokales.
1. Die akademische Lesehalle am Hegelplas, ein recht gut renommirtes gemeinnüßiges Institut, läßt seit einiger Beit einen deutlichen Rückgang erkennen. Unter den ausliegenden Zeitschriften find die gelesensten illustrirten Blätter der fran zösischen und englichen Tagesliteratur verschwunden und die Beitschriften aus dem Handels- wie aus dem VerwaltungsGebiete find völlig unzureichend, um den Leser auf diesen Gebieten zu informiren. Noch beklagenswerther für das Institut ist die seit Kurzem eingeführte Raumverminderung desselben und namentlich die Beseitigung der bisher bestandenen Garde robe, deren Fehlen von jedem Besucher des Instituts auf das Unangenehmste empfunden wird. Es ist nicht zu verwundern, wenn es in unseren politisch bewegten Zeiten Köpfe giebt, die, nachdem fie ein halbes Dußend Leitartikel der verschiedenen Partei Organe in uch aufgenommen haben, sich nun nicht mehr erinnern fönnen, in welchem der sechs Zimmer des Instituts fte ihre Garderobe abgelegt haben; die Berstreuung, in der fie fie einen fremden Ueberzieher anziehen, ist vielleicht auch begreiflich, und sehr vertrauenerweckend wirkt der Anichlag gerade nicht, welchem gefällige Aufmerksamkeit der Besucher gegen die Zeitungsmarder gebeten
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orderte diesen zum Direktor einen Umstand, den ich innerlich so arrogant mar, zu meinen Gunsten zu deuten. In wenig Augenblicken lehrte der Oberaufseher zurück, setzte sich an seinen Schreibtisch, schlug einen mächtigen Folianten auf ich wurde eingetragen. Dann wurden sämmt liche Sachen, die ich am Leibe trug und bei mir führte, notirt und aus den Tiefen meiner Taschen, die ich entleeren mußte, 30g ich eine Bigarre und ein Portemonnaie hervor, beides auf den Tisch des Hauses niederlegend. Das Portemonnaie wurde zwar einer Spezialpifitation unterworfen, aber trop gründlichen Suchens nur der befannte eine Pfennig darin gefunden, ohne den man, einem wenig geschmackvollen Volkssprichwort zufolge, vorsichtigerweise nicht ausgehen soll. Als alles das geschehen mar, bestätigte ich die Richtigkeit der Aufnahme durch meine Namensunterschrift und gleich darchuf bemerkte ich, daß die Blicke meines uniformirten Gegenüber lebhafter an meiner Physiognomie und Erscheinung bafteten mein Signalement wurde aufgenommen, um für alle Fälle gedeckt zu sein. Nach dem ich so das genügende Material zu meiner Biographie geliefert hatte, sagte man mir, daß ich mich nun noch einer Prozedur zu unterziehen habe, die mir leider nicht erspart wer den fönne und übergab mich einem neuen Begleiter, der, wie alle seine Vorgänger mit dem bereits erwähnten mächtigen Schlüffelbund ausgeftattet war. Was ich an Kleidern und Wäsche bei mir führte, konnte ich gleich mit mir nehmen, das gegen mußte ich Bücher und Manuskripte vorläufig zurücklaffen, da über deren Zulässigkeit eine Spezialzensur vorerst noch stattzufinden hatte.
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Mein neuer Begleiter führte mich in das Souterrain hinab einen langen bunkeln Gang ging es herunter, in dem verschiedene Sträflinge, die mit Handarbeit beschäftigt wurden, mir begegneten und hier schenkte ich auch der Uniform des Hauses" einen Blick, umsomehr, als ich persönlich damit verschont blieb.
Wieder raffelte der Schlüffelbund, eine Thür wurde aufgesperrt, die in einen Raum führte, in welchem nebeneinander Drei feuerfeste und diebesfichere Badezellen solidefter Eisentonfiruktion und von einem starken Eisendrahtneß. überdacht sich befanden. Die erste wurde mir geöffnet und ich dann mit der Weisung hineingesperrt, der Dinge zu harren, die da tommen würden.
Von der Badezelle aus sah man durch ein kleines vergittertes Fenster in einen Materialhof des Gefängnißfes hinein und während ich hinausschaute, trat von außen eine neue Aufsehergestalt mir entgegen, mich aufmerksam betrachtend. Doch