Ein Schlächterfuhrwert bog um die angegebene Beit mit größter Fahrgeschwindigkeit von der Mittelstraße in die Friedrichstraße ein und caramboulirte dabei mit einer ent gegenkommenden Droschke zweiter Klaffe derart, daß der Kutscher des Schlächterfuhrwerts vom Bock geschleudert wurde, während das Pferd selbst zwischen die Paffanten auf den Bürgersteig stürzte und der Wagen an der Bordschwelle zer­schellte. Als ein Wunder ist es zu betrachten, daß von den zahlreichen Baffanten niemand verlegt wurde und der fahr­läffige Kutscher nur mit Hautabschürfungen davonkam.

a. Diebstahl. Dem Weißwaarengeschäft einer Frau G. in der Gartenstraße Nr. 170 haben Diebe in der Nacht vom 10. sum 11. b. M. einen Besuch abgestattet, bei dem fie fertige Kleidungsstücke und Wollenwaaren im Werthe von 725 Mart gestohlen haben. Augenscheinlich find die Diebe durch die Hausthür und durch die im Hausflur vorhandene Korridorthür gedrungen, welche fie mittels Nachschlüffel geöffnet haben. Von hier aus haben sie die von dem Korridor nach dem Laden führende Doppelthür zu erbrechen versucht und haben, da ihnen dies nicht gelungen, die Charnierbolzen der Thür herausge schlagen, die Thür selbst aus der Bekleidung herausgezwängt und bei Seite geftellt. Die innere Thür wurde wieder mittels Nachschlüffels geöffnet. Der Umstand, daß in dem Parterre­geschoß andere Wohnungen nicht vorhanden sind, hat den Dieben bei ihrer jedenfalls sehr geräuschvollen Arbeit mehr Sicherheit gegeben. Von den Dieben fehlt bis jetzt noch jede Spur.

Eine widerwärtige Szene spielte sich am Dienstag Nach­mittag gegen 4 Uhr auf der Landsbergerstraße an der Ecke der Katharinenstraße ab. Dort war das vor einen Marktwagen gespannte Pferd zu Falle gekommen und vermochte sich nicht wieder zu erheben, so daß der Verkehr dort für längere Zeit stockte. Während man noch damit beschäftigt war, den Gaul auf die Beine zu bringen, fam ein mit zwei großen Hunden bespanntes Geschäftsfuhrwerk aus der Katharinenstraße. Kaum erblickten die Hunde das auf dem Pflaster liegende Pferd, so stürzten sie sich wüthend auf dasselbe und bissen darauf los, ohne daß ihr Führer fie zurück zu reißen vermochte. Ein an­wefender Polizeibeamter sah sich daher genöthigt, seinen Säbel zu ziehen, und es gelang ihm auch, die wüthenden Bestien mit einigen fräftigen Hieben von ihrem Opfer abzutreiben. Durch den Angriff der Hunde war das Pferd ein wenig aufgemuntert worden, so daß ihm bald aufgeholfen werden und es seines Weges ziehen konnte. Daß dieser Zwischenfall eine große Menschenansammlung veranlaßt hat, versteht sich bei der Neu­gier der Berliner   von selbst.

N. Berliner   Rowdies. Als der Buchhalter des bekann ten B'schen Galanteriemaaren Geschäfts in der vergangenen Nacht von einer Gesellschaft heimkehrend mit seiner Dame die Neue Königstraße pafficte, wurde er an der Ecke der Gollnow ftraße von drei des Weges kommenden Strolchen derart ange­rempelt, daß er mit seiner Dame zu Boden stürzte. Die Dame, die vom Trottoir aus bis auf den Straßendamm gestoßen wurde, erlitt bei dem Fall anscheinend nicht unerhebliche Ver­legungen am rechten Arm und Fuß, während der Herr mit unbedeutenden Verlegungen davon fam. Als der Angegriffene fich anschickte, einen der Strolche festzuhalten und dazu um Hilfe rief, ergriffen alle drei die Flucht. Trop sofortiger Ver­folgung gelang es leider nicht einen der rohen Patrone feft­zunehmen.

N. Ein jugendlicher Langfinger, der aus einer hiesigen achtbaren Familie stammt, ist gestern Abend bei Ausübung eines Diebstahls auf frischer That ertappt worden. Derselbe, der fich in der bekannten Weinhandlung von N. zum Erlernen der kaufmännischen Buchführung als Lehrling befand, nahm dort gestern die Gelegenheit wahr, dem in dem Geschäft an­gestellten Kaffen- Kontroleur M., während derselbe fich auf einen Augenblic entfernt batte, vom Pulte eine Summe Geldes zu entwenden. Der Diebstahl wurde sofort entdeckt und dem Lehr­ling auf den Kopf zugesagt, der ihn denn auch nach anfäng lichem Leugnen eingestand. Nur mit Rüdficht auf die Fa milie ist von einer Anzeige bei der Behörde Abstand genommen.

N. Ein recht gefahrdrohender Brand fand gestern Nach­mittag in der 5. Stunde auf dem Grundstüd Ritterstraße 184 statt. Die Souterrain Räumlichkeiten dieses Hauses werden von der Brennmaterialienhandlung von Müller zum Aufbe­wahren von verschiedensten Brennmaterialien speziel Briquets, Prestohlen benupt. Dieses Preßkoblenlager soll nun um die angegebene Zeit durch eine unvorsichtige Behandlung eines in der Nähe stehenden Gasometers in Brand gerathen sein. Beim Eintreffen der Feuerwehr hatte das Feuer bereits recht erheb liche Dimenfionen angenommen, Flammen und Rauch schlugen zu den Kellerfenstern heraus, während das übrige Lager in

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Das war die ganze Ausbeute, die meine Belle bot. Da gegen begegnet man den Gedanken eines Gefangenen" öfter in den Büchern der Anstaltsbibliothek, die, meist christlichen Inhalts, doch der Abwechslung halber ziemlich stark be­gehrt sind. In einem Daheimbande fand ich beispielsweise neben einem von frischer Luft" handelnden Artikel des Dr. Paul Niemeyer   die Bemerkung eines Gefangenen ,, Wichtig für Jfolirgefangene". Weniger auf das Wohl seiner Mit­gefangenen als das eigene bedacht, muß wohl der gewesen sein, der die innere Deckelseite zu einer Rekapitulation des Ge fángnißmenus benuste. Aber auch der Gefangenhauslyrik begegnete ich in einem Bande. Der Dichter verrieth das Erz­ gebirge   feine Heimath in seinem Dialekt. In hoch­deutscher, sehr freier Nachempfindung dürfte die Strophe etwa so lauten:

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Ich finne hin und finne her, Doch nirgend find ich Ruhe mehr. Bur Ferne blickend, muß ich weinen Dann denke deiner Rose ich,

In deinem Schoße träum' ich mich Und fleh den Tod uns zu vereinen.

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Drei Wochen später avancirte ich aus der zweiten Etage in die erste, in eine der vorgedachten Haftzellen, die mir gegenüber meiner bisherigen Belle- den Eindruck eines an genehmen Aufenthaltes machte. Es ist eine Edgelle mit großem Fenster an jeder Seite, deren untere Scheiben zwar geblendet find, deffen eines jedoch mir die prächtigste Aussicht auf das im Thale   vor mir liegende Chemniß und auf die gegenüber liegende Hügelkette und den Seifigwald gewährt. Brächtige grüne Bäume in meiner unmittelbaren Nähe, in dem Garten vor mir, schließen den Kranz, der die Stadt plastisch um= schlingt. Die Thürme ragen aus dem Dächermeer empor und auch ungezählte leider Dom Standpunkt des Aesthetikers Schornsteine, die oft so schwarze Wolkenmaffen ausströmen, daß fich der ganze Horizont verdunkelt.

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großer Gefahr schwebte in Mitleidenschaft gezogen zu werden.| Der sehr schnell auf der Brandstätte erschienen Feuerwehr ge­lang es nach etwa 1 stündiger Thätigkeit des Feuers Herr zu werden, ehe es eine verhängnißvolle Ausdehnung annahm. Der Inhaber des Brennmaterialiengeschäfts, Herr M. soll sich bei seinen Lösch versuchen anscheinend nicht unerhebliche Brand­munden zugezogen haben. Ein Schornsteinbrand führte die Mannschaften gegen 11 Uhr Abends nach dem Grundstück Alte Jakobftr. 132. Wie bei allen derartigen Bränden tam es hier zu einer löschenden Thätigkeit nicht, sondern hatten die Mannschaften nur die vollständige Ausbrennung zu über­wachen.

Auch der innere Anblick ist ein freundlicherer, ein großer Holztisch, ein Rohrstuhl, ein bequemeres Bett in eiserner Bettstelle, eine veritable Waschtoilette und ein Thermometer -Herz, was begehist Du? Und für alle diese Vorzüge wäre ich falt geblieben, wenn nicht die weit raffinirtere Einfachheit meines ernen Aufenthaltsortes mir das Verständniß für dies selben erschloffen hätte. Freilich als ich da die ersten drei Tage, ohne mich meinen Arbeiten widmen oder die gewählte Letiüre genießen zu fönnen, zu stiller Betrachtung mir selbst überlaffen blieb, da batte ich meinen ganzen Humor nöthig. Die besonderen Vorschriften für Ifolirgefangene", sowie das neue Testament" und die sämmtlichen Psalmen Davids" hatten gerade für einen Tag mein Intereffe beansprucht und vor allem hatte mich die herrliche Poefte des heiligen Lukas entzückt, aber erträglich wurde meine Stimmung doch erst, als ich wieder Tinte, Feder und Papier vor mir hatte und an meinen gesammelten Weiken" weiter arbeiten konnte.

Kindesmord. Die bei dem Hofschornsteinfegermeister Rube in Rondition stehenden Gesellen H. Mertens und§. Löffelmeier waren gestern Nachmittag damit beschäftigt, den Echornstein des Grundstückes Jägerstraße 2 zu fegen, als dieselben plößlich in dem Erdgeschoß einen harten Gegenstand im Schornstein bemerkten, der dem Reinigen einen energischen Widerstand entgegenfeßte. Bei einer genaueren Untersuchung entbedte man im Schornstein den halbverkohlten Leichnam eines neugeborenen Rindes männlichen Geschlechts. Durch den sofort benachrichtigten Reviervorstand und die telegraphisch bei beigerufene Kriminalpolizei wurde der vorläufige Thatbestand festgestellt, und die Untersuchung eingeleitet. Die Leiche ist Sereits gestern Abend nach dem Dbduktionshause überführt worden. Die seitens der Polizeibehörde eingeleiteten Recherchen nach der Verübern des scheußlichen Verbrechens hatten bisher noch kein Resultat.

N. Die Leiche eines sechzigjährigen Mannes wurde heute Vormittag 10 Uhr an der Kottbuser Brücke im Landwehr­ Kanal   schwimmend bemerkt und von Schiffern and Land ge zogen. Behufs gerichtlicher Obduktion ist die Leiche nach der Morgue geschafft worden.

Gerichts- Zeitung.

Wien.( Keine Tarüberschreitung.) Der Einspänner Franz Durst steht vor dem Bezirksgerichte Wieden   unter der Anklage, dem Kellner Franz Bawadil einige Rippenstöße versetzt zu haben. ,, Bekennen Sie sich schuldig?" fragte ihn der Richter Dr. Rossi. Natürli, kaiserlicher Herr Rath," entgegnete der Angeklagte, ,, reinwaschen könnt mi nöt ama der beste Wasserer, i hab' halt an Eselsrausch g'habt, na und das andere, kaiserlicher Herr Rath, wiffen's th." Richter. Der Herr Staatsanwalt be­antragt Ihre Bestrafung; haben Sie dagegen etwas zu be merken? Angell. No, kaiserlicher Herr Rath, wenn's mi schon bestrafen müssen, so hätt i halt a Bitt'. Richter. Was denn für eine Bitte? Angeklagter. Na, kaiserlicher Herr Rath, daß nöt die Tax überschreiten.( Heiterkeit). Der Richter berücksichtigte diese Bitte insoferne, als er Franz Durst zu blos vierundzwanzig Stunden Arest verurtheilte.

Ein gemüthlicher Arrest. Beim Bezirksgerichte in Hain­ burg   war der Amtsdiener Josef Belz mit der Ueberwachung der Arrestanten betraut. Seit geraumer Zeit furftrte nun in Hainburg   das Gerücht, daß es nicht schwer sei auf das ohne­hin weiche Gemüth des Gefangenaufsehers rührend einzuwirken, und daß er, woferne man seiner natürlichen Herzensgüte mit einigen Vernunftsgründen nachzubelfen geneigt war, fich dazu herbeiließ, die Arreftthür wie von ungefähr offen zu laffen. Es war alsdann nicht seine Schuld, wenn ohnehin be­rücksichtigenswerther Arrestant den günstigen ein Zufall benügte, um ohne vorherige Anmeldung beim Gerichtsdiener das un­freundliche Arrestlokal zu verlanen. Einmal bereits hatte Herr Josef Belz wegen läsfiger Ueberwachung der Arrestanten einen ftrengen Verweis erhalten; da aber deffenungeachtet Herr Belz nicht davon abließ, für die vorzeitige Befreiung solcher Häft­linge zu sorgen, welche ihm durch intime Händedrücke be­wiesen hatten, daß fie seiner Protektion würdig seien, so wurde eine Untersuchung eingeleitet, welche die Suspendirung des Gerichtsdieners und die Erhebung der Antlage gegen ihn zur Folge hatte. Eine Fabrikarbeiterin, Frau Katha­rina Höbel aus Hainburg  , wurde wegen Veitschuld am Mißbrauch der Amtsgewalt angeflagt. Frau Höbel hatte nämlich, als fie eine ihr wegen Ehren beleidigung zuer Tannte 24 stündige Arreststrafe antrat, dem Gerichtsdiener zwanzig Kreuzer in die Hand gedrückt, mit der Bitte, fie am Abend fortgehen zu laffen, damit fie nicht die Nacht über fern von ihrem Gatten und ihren Kindern im Arrest zubringen müffe. Herrn Belz war dies einleuchtend genug, um der Frau zu sagen: Wissen Sie, hinauslaffen fann ich Sie nicht, aber ich werde alle Thüren offen laffen, wenn Sie dann hinaus­gehen, so weiß ich nichts davon." Frau Hödel erzählte dies gestern vor dem Schwurgerichtshofe ganz offenherzig und er­flärte alle Ausflüchte und Beschönigungen, die der ehemalige Gerichtsdiener vor brachte, als Lügen. Ihrem Geständnisse war aber auch zu entnehmen, daß sie wohl feine klare Vorstellung Davon haben mochte, daß durch die Bestechung bes Gerichts­dieners der Staat, wie es in der Schuldfrage hieß, in seinem Justiz Hoheitsrechte geschädigt wurde. Josef Belz, welchem außerdem noch einige andere fleine Fälle von ungemein men­schenfreundlicher Auffaffung des Amtes eines Kerkermeisters nachgewiesen werden konnten, wurde schuldig erkannt und zu vier Monaten schweren Reiters verurtheilt. Frau Hödel, hin­fichtlich derer die Jury, bestehend aus den Herren Adolf Fe= nauer, Julius Fanta, Josef Hohnheiser, Dr. Friedrich Dittes, Johann Eturm, Ludwig Schug, Karl Tundl, Ludwig Bolsterer, Heinrich Bolliger, Anton Peifo, Emanuel Lohner und Josef Tichy, die Echuldfrage mit neun gegen drei Stimmen vers neinte, wurde freigesprochen.

Vermischtes.

Dieser schien

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Nr. 55 nahm gerade ein topiofes Diner ein. Der Bigeuners Kapellmeister machte eine tiefe Verbeugung und trug dann in ungarischer Sprache die Bitte vor, dem Herrn Landsmann mit seiner Kapelle etwas vorspielen zu dürfen. durch den Besuch nicht recht erfreut zu sein. Er griff in die Brufttasche, reichte dem Bigeuner- Kapellmeister eine Fünfzig Gulden Note und entließ ihn mit einem leichten Kopf niden. Wie die Laite so unverschämt sein können," sagte e dann in gebrochenem Deutsch zu seinem Tischnach bar, gestern Abend habe ich ihnen im Eldorado zweihundert Gulden ge schenkt, und haite betteln sie mich wieder an." Nr. 55 be fchenfte Bigeuner, Rellner, Fiafer futscher mit fürfilicher Frei gebigkeit, er veranstaltete fleine Soupers in Gesellschaft von Freunden und Freundinnen und gab sich viele Mühe, feine Mittel zu erschörfen. Es schien, daß er vor dem Duell noch einmal alle Freuden genießen wollte, die mit Geld ets fauft werden können. Wo immer er auftauchte, zog er die allgemeine Aufmerksamkeit auf fich. Nur die Polizei schien von seiner Anwesenheit nichts wissen zu wollen. Gestern Abend fam er wie gewöhnlich ins Café Hutter in der Dorotheerga An einem Nebentische faß ein junger Mann, der ihn scha anfab. Nr. 55 glaubte den Unbekannten schon einmal gefehen zu haben und ging auf ihn zu. Dieser aber erhob sich raid und verließ das Kaffeehaus. Nun fand es auch unser Duel lant für gut, fich zu entfernen. Er eilte auf die Straße, rie einen Fiaker und fuhr nach dem Hotel. Dort verlangte er fort die Rechnung, beglich fie und eilte auf das Zimmer, u sein Gepäck zu ordnen. Einen geladenen Revolver steckte er in die Seitenfafche seines Menczikows, dann eilte er die Stufen hinab. Jm Foyer des Hotels aber erwarteten ihn drei Herren The er nach dem Revolver greifen konnte, war er von fe starten Armen festgehalten. Die Herren liegen ihm Handfeffeln anlegen, erklärten ihn für verhaftet und führten ibn auf da Polizei Kommiffariat. Der noble Herr von Nr. 55 hatte das Unglüd, einer fteckbrieflich verfolgten Persönlichkeit auf ein Haar zu gleichen. Dunkler Teint, fleiner, schwarzer Schnur bart, große schwarze Augen; spricht ungarisch und slavisch  , brochen deutsch." Der Gendarmerie  - Kadett Joseph Thurins der am 27. v. Mts. aus Szegedin   entflohen war, nachdem die Gendarmeriekaffe von 7792 fl. mit fich genommen hatte war im Polizei- Anzeiger" so beschrieben worden. Der Unbe fannte, welcher den Joseph Thurinsly im Kaffeehause fixin hatte, war vor Jahren in der Kadettenschule sein Kamerad wesen. Er hatte gestern früh in den Zeitungen den Stedbrief gelesen, und als er den flüchtigen Thurinsky im Kaffeehaule erkannt hatte, verständigte er sofort die Bolizei, welche bal darauf die Berbaftung vornahm. Von dem gestohlenen Gel fand man noch 2000 fl. bei ihm. Der Militärpaß, den er fich trug, lautete auf den Namen Naznan Dionys, Dr. j aus Erlau. Die Stelle, wo der Stand des Befizers zu Lefen war, wies eine Radierung auf, der Paß war also gefälld Thurinsky legte vor dem Polizeikommiffar ein vollständige Gefiändniß ab und wurde beute an die Militärbehörde abge geben. So hat also das Duell einen unglücklichen Ausgan für Nr. 55 genommen.

Ein Duellant. Wien  , 11. November. Vor ungefähr vierzehn Tagen hielt ein Fiafer vor dem Portale eines großen Hotels im neunten Bezirk. Der Kutscher   stieg vom Bode, tief den Portier und fragte ihn, ob ein Bimmer frei sei; es müffe aber ein verstecktes Zimmer mit zwei Ausgängen sein; denn sein Baffagier, der im Wagen fige und nicht gefehen werden wolle, jei nur um eines Duelles willen nach Wien  gekommen, und niemand dürfe von seiner Anwesenheit etwas erfahren. Am nächsten Tage wußte das ganze Hotel, daß Nr. 55 fich duelliten werde. Nr. 55 hatte einen interessanten Teint, feinen, schwarzen Schnurrbart und aristokratische Paffionen. Wenn er im Speisesaal erschien, hörte jedes Ge­spräch auf; denn er lenkte das Intereffe aller auf sich. Er leerte zu jeder Mahlzeit einige Flaschen Champagner, streckte die Beine auf einen Seffel vor sich hin und rauchte eine Cigarre mit so vornehmer Nachlässigkeit, daß über seine blaublütige Ab­stammung fein Zweifel obwalten konnte. Ins Fremdenbuch hatte er fich als Naznan Dionys, Dr. jur. aus Eilau, eingetragen, ein bürgerlicher Name, hinter den er fich offenbar versteckte, so lange das Duell nicht ausgetragen war. Seine anfängliche Reserve war später einer leuiseligen Offenheit gewichen. Beim Champagner erzählte er dem hotelier, wie er von seiner Mutter, einer reichen, adeligen Gutsbefizerin in Ungarn  , entflohen sei, um eine Ehrenfache auszutragen. Eein Gegner sei ein hoher Kavalier, und in den nächsten Tagen werde das Duell statt finden. Es war allerdings merkwürdig, daß Nr. 55 auf seinem Tische zwei fchatfgeladene Revolver liegen hatte; denn mit Revolvern werden Duelle selten ausgetragen; aber der junge Mann erklärte jedem, der ihm mit diesem Einwand lam, daß er fich auf Revolver schlagen werde, und damit bafta! Co verging eine Woche. Das Duell fand noch immer nicht statt; aber Nr. 55 wußte die Theilnahme der Hotelgäste durch an­bere Viittel in Athem zu halten. Eines Tages erschien die Deputation einer Bigeuner Kapelle im Epeisesaale des Hotels.

be

aud

Originell ist folgende Meldung der Westf. 3tg." Witten  : Bei der hiesigen Polizei ist gegen den Stadtverordnete Mühlftefen und den Reichstagsabgeordneten" Dr. Haarmann wegen nächtlicher Rubestörung Strafantrag gestellt worden.

Die

beiden Herren find neulich, am 28. Oftober, an der Epiße eine

großen, theilweise start angeheiterten Menschenhaufens und einer Mufilbande begleitet, durch die Straßen Wittens gezoge Es wurde dabei geschrieen, gebrüllt, gesungen und sogar Reden" gehalten, ohne daß man die Polizei vorher um Eilaubniß fragt bätte. Unparteiisch wie er ist, hat der Herr Bürgermeiffe von Witten   natürlich nicht versäumt, gegen die beiden Anftifte als welche fich die beiden oben des näheren bezeichneten Müh ftefen und Haarmann herausstellten, gefeßlich vorzugehen Die Germania" bemerkt hierzu: Da der neugebackene geordnete noch Student ist, wird man ihm den..Nadau" hoffent lich nicht zu boch anrechnen. Wenn sich diese Nachricht bestätig so hat stud. med. Haarmann doch weiter nichts gethan, als wa

die akademischen Säuglinge" auch sonst gern mit großem gnügen thun.

Ver

Fräulein Profeffor. Ir. Mailand   hat diese Woche ei Tochter des erst fürzlich verstorbenen italienischen Staat mannes und mehrmaligen Finanzministers Quintino Sella  Fräulein Eva Quintino Sella  , die Profeffursprufung für Gym naften mit glänzendem Erfolge bestanden. Die junge Da wird sich nun um eine Profeffur an einem italienischen Lyceum

bewerben.

at

burd

Die Photographie im Dienste der Justiz. Die Ph tographie wird neuerdings von den Pariser Gerichtshöfen gewendet, um Verfälschungen von Pfeffer, M.hl und ander derartigen Handelsartikeln zu entdecken. Bisher wurden bi das Mikroskop, endgiltig festgestellt; jest aber werden die fultate der Analyse dadurch präzifirt, daß ganz fleine Waar proben unter ein starkes Licht gebracht werden, welches

Beweise durch das Hilfsmittel der einfachen Untersuchung,

bi

Anwendung eines photographischen Wiikroskops zuläßt. Die gewonnene Photographie ist hinreichend groß, um durch den Gerichts hof in Augenschein genommen werden zu können, wo durch die Richter fich selbst von dem Resultate der Unter

suchung überzeugen fönnen.

Gemeinnütiges.

Wirthschaft vielgebrauchte Flüffigfeit giebt durch Verwechfelu Mittel gegen Vergiftung mit Lauge. Diefe, in d mit anderen Flüssigkeiten häufig Veranlassung zu Vergiftunge War das genoffene Quantum groß und die Lauge tonzentri

Stunbe

das heißt stait, so kann der Tod schon nach wenigen eintreten; war die Menge gering und die Lauge schwach ist die Gefahr nicht so sehr groß; man nimmt dann zundd und zwar schnellstens Effig oder Zitronensaft, rein oder Waffer gemischt. Dies beseitigt die erste Gefahr.

Welches ist das wirkliche Malzertraft? Unter ben Namen Malzgirati" existiren 2 ganz verschiedene Arten 1 Erzeugniffen aus dem Malze( das ist der zum Reimen brachte und darin unterbrochene Getreidesamen, in welchem das Stäi kemehl in Buder verwandelt bat). Das witlid Malzertrakt oder der Malzauszug ist eine syrupartige, brau Flüssigkeit, welche durch allmähliges Abdampfen der Mala fochung bereitet wird und weder Rohlensäure noch Weinge enthält. Es ist dieses Malzertrakt ein gutes und wegen i rungsmittel, welches allerdings meit mehr Fet bildner a Eiweißstoffe enthält. Ein anderes Malzertroft wird fälschli Extratt genannt, weil es nur ein gegohrener Malzaufguß, ein gewöhnliches Braunbier mit etwas Weingeift und Roble fäure ift.

Löslichkeit seiner Bestandtheile sehr leicht verdauliches

Briefkaften der Redaction.

Da

Rab

alfo

E. B, Nostinstr. 19. Derartige Manuskripte können b Wir haben oft genug darauf aufmertfam gemacht, daß diefelben nur auf einer Seite beschrieben fei

nicht verwerthen.

dürfen. Zum Epaß thun wir das nicht.

Giebt

Ein Abonnent unseres Blattes frägt bei uns an: es hier eine Lehranstalt, in welcher Schloffer fich technisch und zu Lokomotivführern ausbilden fönnen, und muß der Schild Soldat gewesen sein? Vielleicht fann ein Lefer unferd

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Blattes uns Auskunft geben.

Bezirksverein SW.

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Darüber können wir doch nid

Hugo S. Wird berücksichtigt werden.

Verantwortlicher Redatteur R. Groubeta in Berlin  . Druck und Berlas Don War Bading in BerlinSW. Beutbftrake 2.