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Nr. 192.
Beilage zum Berliner Volksblatt.
Sonnabend, den 15. November 1884.
Die soziale Lage der arbeitenden Klassen Quartier aus, das mit Mauern umgeben und mit Thoren ge in Egypten zur Beit der Pharaonen.
( Aus der Züricher Bost.)
III.
Unter andern Dokumenten, welche die Auslöhnung von Arbeitern und Soldaten in Nahrungsmitteln erwähnen, mögen Die Berichte zweier Schreiber Namens Rauisar und Keniamen, Die beide in dem Kommissions- Departement für öffentliche Ars beiten unter Ramses dem Großen angestellt waren, hervorge hoben werden. Jeder berichtet seinem Vorgesezten, daß er den Steinarbeitern und dem Wachpersonal in der vorgeschriebenen Weise ihre Rationen verabfolgt habe, wobei Kauisar am Schluffe seines Briefes die Bemerkung macht:„ Ich verabfolge ihnen die Nahrungsmittel allmonatlich nach der vortrefflichen Borschrift meines hohen Oberen." Ein gewiffer Canna sagt in dem Bruchstücke eines Briefes, der von den Vergnügungen des Landlebens handelt, ausdrücklich von den Jägern, daß ste das Wild hereinbringen und dafür ,, in Brot" entlohnt werden, bei welcher Gelegenheit man sich ins Gedächtniß zurückrufen wolle, daß nach Tuauuf Sekharta der Weber, wenn er ein Bischen frische Luft schöpfen will, den Thürhüter mit Brotgeschenken geneigt machen muß. Von diesem regelmäßig wiederfehrenden Beamten läßt sich nicht annehmen, daß er des Brotes au feiner Nahrung bedarf; er ist einfach der Bestechung zugänglich und Brot ist baares Geld.
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schloffen ist, wie der alte römische Ghetto. Wir werden nicht zurüdgeben," entgegnet ein gewiffer Kheftamen den Polizeibeamten, die nach ihm ausgeschickt find. Geht und berichtet Eurem Hauptmann, was wir sagen; es ist die Hungersnoth, die aus uns spricht!" Mit ihnen zu verhandeln, ist vergeblich. Es war große Erregung vorhanden," schreibt der Oberaufseher in seinem Notizbuche. Ich gab ihnen die ernstlichste Antwort, deren ich fähig war, aber ihre Worte waren aus dem Grunde des Herzens." Durch das Beschwichtigungsmittel halber Rationen zufriedengestellt, fehren sie endlich an ihre Arbeit zurück. Aber nach Verlauf von zehn Tagen ist Der Srife wieder in vollem Gang. Khons, der Leiter deffelben, fordert seine Genoffen zur Selbsthülfe auf. ,, Laßt uns hingehen," sagt er, zu dem Lagerhause auf dem Uferdamme, und mögen die Leute des königlichen Befehlshabers diesem sagen, was wir gethan haben." Der Rath, faum noch gegeben, ist bereits in Vollzug gesetzt. Sie brechen fich mit Gewalt Weg nicht zu dem start verschloffenen Hause, sondern zu der Umzäunung desselben. Der Hausverwalter Amen- nethtu macht ihnen Gegenvorstellungen, giebt ihnen etwas und bewegt sie, nach ihrem Viertel zurückzukehren. Wieder nach elf Tagen bricht der Aufruhr von Neuem los. Der Kommandant von Theben findet beim Vorübergehen die Leute auf dem Grundstücke hinter dem Tempel des Seti am nördlichen Ende der Todtenstadt fizen. Sie schreien ,, Hungersnoth" und der große Mann giebt ihnen Anweisung auf 50 Maß Korn im Namen des Pharao , der einen Eid geschworen hat," wie er sagt, daß Ihr nicht hungern sollt." Der Pharao hat aller Wahrscheinlichkeit nach niemals etwas von diesen kleinen lokalen Aufständen gehört, wie er auch niemals das Bittge such empfangen hat, daß die armen Burschen einen Monat zu vor an ihn gerichtet hatten. Davon haben sie keine Ahnung. Das Wort Pharao ist für fie gleichbedeutend mit einer allsehenden und allwissenden Vorsehung und getroft gehen fte ihres Weges.
Dem Systeme der monatlichen Auslöhnung der Arbeiter wurde wahrscheinlich der Vorzug vor dem der wöchentlichen gegeben, weil es für den Kornhausbeamten das bequemere war; für den Arbeiter selbst erwies es fich nichts weniger als vortheilhaft. Im alten Egypten wie im modernen Europa ist der Arbeiter noch immer, wie das Sprichwort sagt, nicht der Vorsichtigste gewesen. Die beiden Artaben Korn, die er am Ersten jeden Monats erhielt, reprä fentirten eine gewiffe Summe Geldes; verhältnißmäßig reich für den Augenblick und gedankenlos wie ein Kind, schaffte er fich schleunigst für die erhaltenen Borräthe möglichst viel Del, Bwiebeln, Linsen, Feuerholz und Kleidungsstücke und wenn es ging, Palmwein oder Gerstenbier an. Ein vierzehn Tage lang fortgesettes Wohlleben brachte ihn auf den Boden feines Kornfrugs und am 15. schrien seine Kinder nach Brod. Im Museum von Turin befindet sich ein Papyrus, der allem Anscheine nach das Notizbuch eines Oberaufsehers der Todtenstadt von Theben aus dem 29. Regierungsjahre des Ramses ( wahrscheinlich Ramses III.) ift. Dieses interessante und merl würdige Dokument versegt uns mitten unter die nothleidende Bevölkerung jenes verkehrsreichen Stadttheils und zeigt uns, wie der Verfaffer des Buches, Hatnetthu, und gewiffe Priester der Todtenstadt am ersten Tage des Monats Tybi( 27. Dezember) von einer Deputation aus dem Arbeiterviertel aufgesucht wurden. Sieh," sagte der Wort führer ,,, wir befinden uns dem äußersten Elend gegenüber. Wir haben weder Brod, Del noch kleidung, wir haben feinen Fisch, wir haben kein Gemüse. Schon haben wir ein Bitt gesuch an unsern erhabenen Herrn den Pharao gerichtet und thn ersucht, daß er uns diese Dinge gebe; wir wollen uns jetzt an feinen Befehlshaber wenden, daß er uns einstweilen überhaupt etwas zur Friftung unseres Daseins gewähre. Nun ging Das am Ersten eines Monats vor sich, an dem die regelmäßige Lebensmittel Vertheilung fällig war, und wir erfahren nicht, warum fte nicht stattfand. Vielleicht war der Magazinbeamte von seinem Boften abwesend, oder es hatten vielleicht die Leute ihre Bezüge schon im Voraus erhalten. Wie dem auch sein mag, der positive Nothstand läßt sich nicht ableugnen und batnetthu und die Briester gewähren ihnen, sei es aus Mitleiden, oder um die Sache dem Dhr des Königlichen Befehlshabers fern zu halten, eine Tagesration. Wie weit fie damit reichten, wiffen wir nicht, aber wenige Wochen später find fie in decken. Rationelle Ausgrabungen würden hier natürlich die
Im Ozean begraben.
Eine Reiseerinnerung von W. L.
Derder" von der Hamburg - Amerikanischen Dampfschifffahrtsanfchickte. Das schöne Schiff lag an der gewöhnlichen Lan bungsstelle der Dampfer dieser Gesellschaft, im Hudson River , in der Nähe Hobokens, gegenüber von Newyork .
Es war ein herrlicher Junimorgen, als der Dampfer
Auf dem Schiffe herrschte ein reges Leben, die Matrosen maren emfig damit beschäftigt, die Takellage zu ordnen und Das Deck zu reinigen; das Maschinenpersonal fäuberte zum Theil die Maschine, zum Theil hatte es bereits seine Funktion angetreten, die Refsel geheizt und Alles an der Maschine zur Abfahrt flar gemacht.
Gine dide Rauchwolle entströmte dem Schornstein des Dampfkoloffes; der Ingenieur des Schiffes überzeugte sich noch einmal durch eine peinliche Kontrole der Maschine, ob Alles in Ordnung sei; dann ertönte der dumpf brüllende Ton der Dampfpfeife als Beichen, daß das Schiff zum Auslaufen be große Menschenmenge auf
teit fet.
Währenddessen hatte fich eine ber Brücke angesammelt, welche der Abfahrt des Schiffes zu sehen wollte. Noch einige Male ertönte die Dampfpfelfe;
So lautet in furzen Zügen dieser merkwürdige gleichzeitige Bericht über den ersten Strike, von dem die Geschichte zu melden weiß. Erst in dem Stile gehalten, wie alle Berichte, etwas fahl und nüchtern; die Thatsachen jedoch sind voll einfachen, menschlichen Intereffes. Hungrig, ungestüm, zum Aufruhr drängend, so wird der Arbeiter des alten Egyptens geschildert, als o er leibhaftig vor uns stünde. Er schreit nach Brod in einem Tone, der selbst nach 32 Jahrhunderten noch nicht völlig zum Schweigen gebracht ist. Bufrieden, wenn er genug zu effen hat und sein Rüden nicht allzusehr vom Stocke heimgesucht wird, leicht zur Revolte geneigt, leicht beruhigt und noch leichter zu regieren, ist er das moralische Vorbild seines Nachkommen vom heutigen Tage. Doch geht die Parallele noch weiter. In seiner äußern Beschaffenheit, seinen Sitten und Gewohnheiten war der befitlose Egypter der Vorzeit der ältere Bruder des jezigen Nilthalbewohners. Blicke man nur auf die Grabgemälde, dort wird man ihn sehen, in derselben Form geprägt, mit derselben enganliegenden Haube und demselben Zendentuche, mit demselben Handwerkszeuge arbeitend, dieselbe Haltung beobachtend, den Boden mit denselben Inftrumenten bebauend, kurz genau dasselbe Leben führend, wie es noch heut geführt wird. Ja noch mehr, wir haben das Handwerkszeug und die Instrumente selbst in unsern Museen und ste stimmen in aller und jeder Hinsicht überein mit dem Handwertszeug und den Instrumenten, wie fte Tag für Tag noch auf den Bazars jeder fleinen Provinzialstadt des Landes verkauft
werden.
Es ist leichter, den alten Fellah oder Handwerker bei sei ner Arbeit zu studiren, als ihm in sein Heim zu folgen; doch find die schmugigen Ruinen des Arbeiterviertels von Theben untersucht worden, während Hunderte von namenlosen Hügeln, gleich großen braunen Ameisenhaufen die vergessenen Dörfer der Landbevölkerung aus den Tagen der Vergangenheit be=
der Bitte, fte für Arbeitsleistungen auf dem Schiffe mit nach Hamburg zu nehmen.
Der Kapitain, ein jovialer, freundlicher Mann, hatte den Bitten nachgegeben und so waren ungefähr fünf Personen auf dem Schiffe, die auf diese Weise sich die Ueberfahrt verschafft
hatten. Diefelben wurden zu verschiedenen leichteren Arbeiten
beordert; auf Deck, in der Küche und zum Reinigen der Räume. Einer derselben, ein Mann von ungefähr 35 Jahren, trug ein ganz besonders betrübtes Wesen zur Schau. Er gab auf die an ihn gerichteten Fragen nur Inappe Antworten und wich, wenn irgend möglich, weiteren Fragen aus.
Allem Anschein nach war der Mann sehr leidend, man sah es ihm an, daß ihm die übertragene Arbeit sehr schwer wurde. In der Hauptsache war dieselbe gerade nicht schwer zu nennen; er hatte den Logir- Raum der Matrosen und des unteren Maschinenpersonals zu reinigen, denselben Effen aufzutragen und ähnliche Verrichtungen auszuführen. Ob indessen fein Leiden nur ein äußerliches war?- Wer fonnte es wiffen! Vielleicht erwarteten ihn in der alten Heimath Weib und Kinder, von denen er fich getrennt hatte unter der Voraussegung, ihnen in der neuen Welt eine beffere Eristenz fchaffen zu können und denen er nun entgegeneilte, arm, blutarm, nachdem er seine ganze Habe in der neuen Welt verIoren?!
Der Herder" glitt pfeilschnell durch die Wogen, die nur dann wurden die Taue und Ketten des Schiffes losgemacht, leicht von einer schwachen Brise bewegt wurden, Troßdem machte sich bei verschiedenen Baffagieren die Seekrankheit geltend und namentlich schien der oben erwähnte, schweigsame Mann unter derselben zu leiden.
Die Flagge gehißt und die Maschine in Bewegung gesetzt. der Buschauer von der Landungsbrüde, und in wenigen Mis Langsam entfernte fich das Schiff unter den Hurrahrufen nuten war die Brücke den auf dem Schiffe Befindlichen aus
Doch wenn auch die leicht bewegte See die Fahrt zu einer
dem Gesichtskreise entschwunden. Bald war auch der Hudson verhältnismäßig angenehmen machte, so erzeugte andererseits River durchschifft und unter voller Dampfkraft lenkte der Herder" in den Dzean ein.
Das schöne Wetter lockte alle Paffagiere, an Deck zu bleiben; es mochten ihrer wohl gegen 200 auf dem Schiffe sein.
ein starter Nebel ein Gefühl der Unbehaglichkeit. Schon zwei Tage und Nächte befanden wir uns auf hoher See und noch immer wollte derselbe nicht weichen. Endlich, am dritten Tage durchbrach die Junisonne den Nebel und Alle athmeten freier
Biele wollten nur eine Besuchsreise nach Deutschland machen, auf, vor Freude, nunmehr eine freie Aussicht in den Ozean zu andere waren Willens, dem freien Amerika dauernd den Rücken
zu fehren und wieder Andere
einer bedauerlichen Lage
-
und diese befanden sich in
hatten fich in Bezug auf das, was
Amerika den Einwandernden bietet, getäuscht; fie hatten ihr Hab und Gut in Amerita zugefeßt und nur noch taum soviel librig behalten, daß fie die Rückreise nach dem alten Baterlande
wieder antreten konnten.
Man fonnte mithin verschiedene Phyfiognomien beobachten. Bergnügte, ernste und sehr traurige Gefichter; auf manchem der Letteren zeugten die vorhandenen Furchen von der aus gestandenen Noth und dem erlebten Elend des Inhabers.
Außer den bereits genannten gab es noch einige Leute an Bord des Schiffes, die weder den Passagieren noch der Mann fchaft zugezählt werden konnten. Diese Aermſten waren in Amerita total heruntergekommen, fie wollten wieder zurüd in die Heimath, aber es mangelte ihnen an dem Reisegeld. Unter
haben.
Doch nein, nicht Alle! Der schweigfame Mann war wäh rend der Fahrt noch tränker und schweinsamer geworden. Viel leicht hatte ihn das Benehmen des Schiffspersonals- welches belanntlich im Allgemeinen ein abstoßendes ist- vielleicht auch Das, was ihn in Deutschland erwartete, dem das Schiff näher und näher rückte, trübsinniger gestimmt. Troß des herrlichen Tages und der ruhigen See, sehen wir ihn recht betrübt den Morgenkaffee in den Matrosenraum hinab tragen.
Auch wir Paffagiere begaben uns ins Bwischendeck, um unferen Morgenimbiß, bestehend aus Kaffee und etwas Brod, einzunehmen. Das schöne Wetter und die überstandene See frankheit hatten eine fröhliche Stimmung bervorgerufen; zum ersten Mal sah man lauter vergnügte Gefichter.
Da, auf einmal hörten wir auf Deck ein Boltern und
folchen Umständen hatten fie fich an den Kapitän gewandt mit Rufen wir stiegen die schmale Treppe hinauf und sahen, wie
1. Jahrgang.
erforderlichen Kosten nicht decken. Doch sind vor einigen Jahren zu Kafr- el- Syad und in noch einigen anderen kleinen Anfiedlungen aus der Ptolemäischen Zeit von demEngländer W. Flin ders Petrie Nachgrabungen angestellt worden, aus denen sich ergab, daß jede kleine Wohnstätte einen Bau für sich bildete. Selbst wo der Grund und Boden so werthvoll ist, daß zwischen den einzel nen Häusern nur ein Raum von 12 Boll gelassen werden fonnte, ist jede gemeinsame Mauer gewissenhaft vermieden. Jede Hütte hat ihre halbkreisförmige Feuerstelle aus Biegelsteinen mit Lehm verpuzt und manche Häuser weisen eine thürlose Nebenkammer auf, die nur von oben zugänglich ist und zum Aufbewahren des Korns oder anderer Vorräthe diente. Jeder einzelne an Ort und Stelle gefundene Gegenstand zeugt von der äußersten Armuth der Bewohner. Die Asche auf den Herdstellen zeigt, daß damals wie heute noch Unkraut und getrockneter Dünger das einzige Feuerungsmittel der Armen waren. Einige wenige Steinhämmer und Feuerstein- Scheiben, sowie ein Kehrichthaufen mit Bruchstücken von groben Thongefäßen, das war die einzige antiquarische Aus beute, durch welche der Forscher sich belohnt fand. Bedeu tungsvoller und interessanter ist eine Entdeckung, die kürzlich Profeffor Maspero in den Ruinen des Arbeiterviertels von Theben gemacht hat. Hier fand er neben Knochen, Schutt und zerbrochenen Handwerksinstrumenten eine große Anzahl roh beschriebener Topfscherben, die sich, soweit sie zu entziffern waren, als eine Art von Kerbholz Anweisungen darstellten, mit Notizen über Zeitarbeit und Lohn in Naturalien betrigelt.
Die Abgeschiedenheit, welche unsern alten Fellah während seines Lebens in seiner fleinen Wohnstätte umgab, war ihm im Tode versagt. In der Armenabtheilung der Stadt des Schweigens gab es keine gesonderten Gräber. Billig auf Staatsfoften einbalsamirt, nachläffig eingewickelt, oft in grobes Flechtwert eingehült, oft in Palmblätter gehüllt und mit Balmbaft zugeschnürt, findet man die Leichen der Armen, Seite an Seite, Lage auf Lage in toloffalen Massengräbern aufgeschichtet. Ihnen folgten nicht die Opfergaben für das jen feitige Leben, die Bildnisse der Götter, die Papyrusrollen mit den heiligen Texten, zur legten Rubestätte. Ein aus den Knoten eines Strides geschlungenes Armband, ein Paar aus Stroh geflochtener Pantoffeln, eine Instrumentasche oder viel leicht eine Haue oder ein Hafen find die einzigen Erinnerungszeichen an seine zum Leiden geschaffene Persönlichkeit, die dem Sohne des Bodens in das Grab gefolgt find. Die Mumien in diesen Massengräbern find namenlos. Arm, wie er im Leben war, verlor der Arme im Tode das leßte, was er hatte, seinen Namen!
Sokales.
Neue Chanffee durch den Grunewald . Der Fiskus pro jeftirt eine neue Chauffee mitten durch den Grunewald . Die selbe soll sich vom großen Stern abzweigen, die Zeltowerstraße bis zum Teufels- oder Torfgraben verfolgen, dann an diesem Graben entlang führen und schließlich in die vom Kaisergarten nach Schildhorn führende Chauffee etwa in der Mitte derselben zwischen der nach dem Pichelswerder führenden Bontonbrüde und Schildhorn münden. Die Strede am Teufelsgraben entlang ist eine der schönsten Partieen des Grunewalds und auch für einen Chauffeebau wegen des ebenen Terrains am besten geeignet. Eine Aktiengesellschaft geht ferner damit um, wie der Anz. f. d. H." hört, vom Bahnhof Grunewald im Anschluß an die Pferdebahn vom Kurfürstendamm her auf der neuen Chauffee später eine Pferdebahn etwa bis zur Bontonbrücke und vielleicht auch nach Schildhorn zu bauen. Auf diese Weise würde der Grunewald, der Pichelswerder und Schildhorn direkt mit dem Herzen Berlins verbunden werden.
t. Im Intresse des Publikums, insbesondere zur Vermeidung von Bestrafungen wegen Gewerbesteuerkontravention wird darauf hingewiesen, daß jeder, der ein selbstständiges
vier Matrosen einen Mann trugen, in dem wir beim Nähertreten den schweigsamen Deutschen erkannten. Seine Arme hingen schlaff herab, die Augen waren gebrochen und aus der von den Matrosen entblößten Brust quoll ein dider Blut strom.
Er hatte selbst Hand an fich gelegt; die Matrosen fanden ihn in ihrem engen Schlafraum am Boden liegend, daneben ein Pistol, deffen Lauf deutlich die Spuren frischen Gebrauchs trug.
Schnell war der Schiffsarzt zur Stelle; er konnte jedoch nur das Tödtliche der Wunde fonstatiren. Nach taum fünf Minuten verschied der Unglückliche, ohne einen Laut von sich gegeben zu haben.
Die Fröhlichkeit des Morgens hatte einer ernsteren Stimmung Play gemacht. Der Verstorbene erregte tiefes Mitgefühl, ob gleich Niemand wußte, weshalb er die unselige That verübte und Keiner außer den höheren Schiffsoffizieren seinen Namen und feine Herkunft tannte.
Als der Abend seine finsteren Schatten über den Dzean breitete, gab der Kapitän Befehl, die Leiche nach Seemannsbrauch einzufargen. Ein großes Stüd Segeltuch erfüllte diesen 3wed; nachdem dasselbe genügend befestigt war, wurden in daffelbe einige größere Eisenstücke eingenäht, dann das Ganze mit der Leiche auf ein Brett gebunden und die Einsargung der Leiche war damit beendet.
Die zehnte Stunde war bereits verstrichen, als einige dazu beorderte Seeleute sich anschickten, den Verstorbenen zu be graben, d. h. dem Meere zu übergeben. Ringsum im weiten Dzean herrschte tiefes Schweigen, nur das Rauschen der Wogen war vernehmbar. Auch auf dem Schiffe war es verhältnißmäßig sehr ruhig; ein großer Theil der Baffagiere batte fich zur Ruhe begeben und die auf Wache befindliche Schiffsmann schaft verharrte schweigend auf ihren Posten, nur das eintönige Stampfen der Maschine unterbrach die Stille der Nacht.
Die Schiffsleute hoben die Leiche auf die über Ded be findliche Schanzkleidung, fast die ganze Schiffsmannschaft soweit fle nicht auf Wache war mehrere Schiffsoffiziere und ein großer Theil der Baffagiere traten hinzu. Der erste Offizier gab ein Beichen, worauf zunächst die Seeleute und dann auch Die übrigen Umftehenden ihr Haupt entblößten. Einer der Leichenträger sprach ein kurzes Vaterunser; dann schoben dieselben auf einen Wink des Offiziers das Brett über die Schanzfleidung; ein leichter Aufschlag und die Wellen des Dzeans
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sangen dem Begrabenen das Grablied.
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Der Herder" hatte eine gute Fahrt, nach kaum zwölf Tagen erreichten wir Hamburg . Doch über dem Schiffe waltete ein Unftern, der freundliche Kapitän desselben hat später ebenfalls selbst seinem Leben ein Ende gemacht, und schon seit faft zwei Jahren ruhen die Trümmer des schönen Schiffes auf tiefem Meeresgrunde an der Küste New Fund lands. Ein starker Nebel war bie Veranlassung, daß es scheiterte; glücklicherweise ging fein Menschenleben dabei ver Ioren.