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Nr. 194.

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1332

18.

eilags

Beilage zum Berliner Volksblatt.

Rückblicke auf die Reichstagswahlen.

II.

Nachdem wir in unserm ersten Artikel gezeigt, wie die fonst gar schnell und vielseitig arbeitende Gefeßgebungs­Machinerie in Bunfto einer gerechten und gleichmäßigen Wahlkreisgeometrie sonderbarer Weise unterlassen hat, einzu feben, wollen wir die von liberalen, fonservativen und anderen Deganen berichteten ungehörigen Wahlvorkommnisse einer friti­fchen Beleuchtung unterziehen.

Bon Beeinfluffungen und Maßregelungen mancherlei Art, ungleicher Bertheilung des Lichts und des Schattens Seitens gend welcher Behörden oder deren Vertreter und Beamten, wollen gewöhnlich alle im Stampfe stehenden Barteien traurige Liedchen zu fingen wissen. Von der Arbeiterpartei abgesehen, bleibt ein wahrer Rattenkönig von jämmerlichen Klagen, der ich da breit macht: eine Bartel bezeichnet die andere als den unbarmherzigen Hammer, der fte und ihre wehrlosen Anhänger ben Amboß zu spielen in roher Weise zwingt hat man ge­Regt, so wird der moralische Erfolg durch Publitation dieser gegnerischen Unthaten ein um so größerer; unterlag man, fo geschah es nicht durch eigene Schwäche, sondern durch den Ge­brauch dieser schimpflichen Mittel des Siegers. Dies gegenseitige Buſchreiben unwürdiger Waffen ist also ein probates System, und wie man steht, in allen Fällen anmendbar, daher aber auch haben wie drüben beliebt, jedoch nicht allzu ernst zu nehmen. at ein Dorfschulze oder Gemeindeältefter Stimmzettel ver­theilt, oder ein Zirkular mit der Aufforderung, den deutsch­freifinnigen Kandidaten R. N. nicht zu wählen, losgelaffen unschuldige Beschäftigungen, weil fein Wähler dem nachzukommen das Recht der Wahlagitation, welches jedem Staatsbürger zu Rebt, gestattet sein muß- so ist dies ein fürchterlicher Theil

Hochdrucks" unter dem die rechtsberaubte, freifinnige" Bartei leidet, und flugs ist ein Protest auf Ungültigkeits­artlärung der etwa erzielter: fonservativen oder sonstigen Wahl formulirt und zum Absenden bereit!

Dienstag, den 18. November 1884.

derbaren Bahnbrecher der Freiheit mit ihren angeblichen Antipoden im Reichstage die Hände reichten, um einen gemeinsam bestgehaßten Gegner mit denschärfften Waffen zum Schweigen zu bringen, wagen Die elben Leute über ein Haar, was ihnen gekrümmt wird, Zeter­mordio zu schreien. Liberale" Beitungen registrirten täglich zahlreiche Fälle von Flugblatt- Konfistationen, Versammlungs­verboten und Auflösungen, Prozessen und Verurtheilungen wegen angeblichen Sammelns von Geldern zu Wahlzweden, vereinzelten Ausweisungen 2c., ohne auch nur ein Wort der Verwunderung oder Mißbilligung hinzuzufezen, und dieselbe Preffe entwidelt jezt für die Intereffen ihrer Partei eine ge radezu lächerliche nervöse Peinlichkeit und sucht mit gefärbter Brille nach Chikane, die fich die Arbeiter schon an den Kinder­schuhen abgelaufen haben. Ist das nicht verächtlich? Mußten denn nicht diejenigen, die Sturm gefäet, wenigstens Wind ernten, und konnte nicht die, wenn auch noch so getreue Oppofition" vorhersehen, daß fie mindestens mit annähernd gleichem Maß gemessen werden wird, mit welchem sie Andere maß? Das Wort: Was Du nicht willst" 2c. ist hier wie nirgendwo am Plage. Sonderbare Fronie des Schicksals! Kaum war das Resultat der ersten Wahl zu Halle a. S. zu­fammengetragen, da veröffentlichte die liberale Presse einen Protest gegen dieselbe, worin zu lesen war, daß ein Wahl vorsteher einen Bettel geöffnet, daß ein Amtmann vier Knechte mit Entlaffung bedrohte, wenn sie nicht national- liberal wählen und daß ein Gutsbefizer einem deutsch  - freifinnige Bettel vertheilenden Dienstmann zwei resp. drei Mart geboten hatte, wenn er diese Beschäftigung einstelle. Das Alles ist nicht schön, aber es richtete sich gegen die Wahl des Herrn Dr. Alexander Meyer, einen der" 26", die für das Sozialisten­Dr. Alexander Meyer, einen der" 26", die für das Sozialisten gesetz zu stimmen mit ihrer Freifinnigfeit" vereinbaren konnten! Und so scheint es, dieser Herr glaubt, daß nur für ihn die Gleichheit vor dem Gesetz zu herrschen braucht; er sollte be­herzigen, daß was dem Einen recht, dem Andern billig ist.

1. Jahrgang.

"

heiten kommt. Dieser verweist sie an die wissenschaftliche Me­dizinal Deputation und diese Behörde weist in einem sehr geistreichen Gutachten nach, daß besagter Cyder" allerdings als Branntwein zu erachten sei, daß aber im Uebrigen der Begriff des Branntweins fein präziser sei. Man verstehe dar darunter allgemein Getränke mit einem starken Busaß von destillirtem Alkohol. Allein dieser werde auch vielen Wein­forten zugesezt und sei haltbarer und schmackhafter zu machen und um den darin enthaltenen, durch Gährung erzeugten Alkohol zu stärken. Es wäre zweckmäßig, so meint die Be hörde, wenn durch obrigkeitliche Verordnung festgesezt würde, bei welchem Zusaße von destillirtem Alkohol ein Getränk als Branntwein zu betrachten ist. Daß also der Cyder  " Branntwein ist, das wissen wir nun; was aber Branntwein ist, das wiffen wir nicht.

-

N. Ueber eine neue Blutthat, die nahe an Mord grenzt, wird uns, nachdem fich die Bewohnner unserer Stadt über die beiden Verbrechen in der Jägerstraße und Invalidenstraße faum beruhigt haben, das Nachfolgende berichtet. Die in der Reinickendorferstraße 37 in der ersten Etage wohnende Frau Keßner, welche mit ihrem Mann, dem in der Schwedenstraße 13 wohnenden Schlächter Keßner in Scheidung liegt, unterhält seit längerer Zeit ein intimes Ver­hältniß mit einem in dem erstgenannten Hause parterre wohn­haften Kutscher August Steinmann. Die Frau Keßner, welche von ihrem Ehemann trop des noch nicht gefällten gerichtlichen Erkenntnisses separirt lebt, ernährt fich durch den Handel mit Hundefutter. In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend war nun, wie die Seitens der Behörde eingeleiteten Recherchen er­geben, bei dieser Frau K. ein Diebstahl ausgeführt worden. Die R. glaubte nun, daß ihr Mann aus Rache denselben ver übt haben könne und veranlaßte fie daher den Kutscher Stein­mann, ihrem Ehemann auf der Straße und zwar vor dem Re­ftaurationslokal von Bolz, Schulstraße 109, aufzulauern, und ben K. wegen des vermuthlichen Diebstahls zur Rede zu stellen. Als nun der Schlächter Keßner um die oben angegebene Beit aus dem Bolz'schen Lokal trat, wurde er von dem im Hinter halt stehenden p. Steinmann überfallen und mittelst umgekehrten Peitschenstiels bearbeitet. Inzwischen war der in dem gegen­überliegenden Hause Nr. 34 wohnende Bruder Heinrich Stein­mann, seines Standes ebenfalls Kutscher, herbeigeeilt und wurde nun der sonst sonst so robuste Keßner von den beiden Brüdern Steinmann zu Boden geworfen und ihm mehrere anscheinend schwere Verlegungen beigebracht. In der Nothwehr zog Keßner ein Schlächtermeffer hervor, um sich mittelst des felben gegen seine Angreifer zu wehren. Hierbei stach er den bei der Hauptaffaire sonst unbetheiligten H. Steinmann so un glücklich in die Brust, daß derselbe tödtlich ins Herz getroffen zusammenbrach und nach Verlauf von wenigen Minuten ver starb. Der angegriffene und ebenfalls übel zugerichtetete sc. Reßner mußte fofort in die Charitee überführt werden, wäh rend die Leiche des Heinrich Steinmann behufs gerichtlicher Obduktion nach der Morgue geschafft wurde. Der Erstochene ist am 8. Februar 1852 in Eschwege   geboren, ist verheirathet und hinterläßt Frau und Kind. Wie uns nachträglich mit getheilt wird, befindet sich der schwerverlette K. now am. Leben, doch soll sein Bustand ein im höchsten Grade Besorg­niß erregender sein. K. wird sonst als ein durchaus ordent licher und nüchterner Mensch geschildert; er war früher hier als Schlächtermeister selbstständig und soll nur auf absolut Bei einer vors

Doch genug hiervon. Ein großer Theil des Jammerns ist eben das allbeliebte Geschret nach der Polizei in anderm Sinne. Freilich fehlt es auch von fons. Seite nicht an Klage über den Terrorismus der Freifinnigen. Entziehung der Kund­schaft und dergl. private Maßregelungen sind hier die Anklagen. Das schönste Bouquet solcher Blumen band man ja schon bei der Stadtverordnetenwahl zusammen, so daß dasselbe noch aller­wärts im Gedächtniß und wir daher der Verzeichnung über­hoben find. Das ganze Schauspiel zeigt eben, daß, wenn doch einmal eine Krähe der andern die Augen aushackt, es ohne erklecklichen Lärm nicht abgeht, während gemeinschaftlich im Stillen, unbewacht und ungehindert, auf gegnerischem Gebiet Wir könnten der Welk manche Geschichte erzählen, wie man Volksvertreter wird doch denken wir mit Hamlet  : Der

Damit wollen wir nun feineswegs jegliches Eingreifen amtlicher Personen in die Wahlagitation gutheißen, noch weniger aber direkte Ungeseglichkeiten beschönigen, nein, wir flehen hierin auf dem Boden des jüngst vom König von Bayern erlaffenen rühmlichst bekannten Schreibens, betr. die Unparteilichkeit der Beamten und Behörden bei der Wahl. Es das allerdings gern in Effekthascherei und entenjagdmachende bedarf einer strengen Untersuchung ob Mittheilungen, wie fte Berl. Tagebl." brachte, auf Wahrheit beruhen; 3. B. daß in Biltendorf( Kr. Guben) wo nur 203 Wähler eingeschrieben unverfroren, gern und viel gesündigt wird. waren, fich 204 abgegebene Stimmzettel in der Urne vorhanden, wovon 154 tons. und 50 deutschfreis., während an die 80 Personen schriftlich die Erklärung abgaben, daß fte Rest ist Schweigen." dem deutschfreifinnigen Kandidaten ihre Stimme gaben; bag im Kr. Löwenberg ein Rittergutsbefiger und Wahlvorsteher Cottenet den Stimmzettel eines gegnerischen Wählers geöff

Bettel in die Urne geworfen zu sehen wünschte, diesem erklärte, es sei 6 Uhr und die Wahl zu Ende, während es thatsächlich erit 16 Uhr war; daß in hörde gefaltete Pappdeckel- Stimm

jettel vertheilt und( meistens von Arbeitern) abgegeben wur den Namen des nat.- lib. Kandidaten deutlich lesbar zeigten; den und werden mußten, welche beim Anfaffen aufklappten und

auffeher die Waldarbeiter in den Hof des Wahllokals führte, hnen dort gefaltete Bettel aufdrängte, welche sie unter seinen Augen abgeben mußten 2c. c. Kurz, solche Vorkommniffe wird der Reichstag   zu prüfen haben und da auch kein Wahl­gesetz( wie bei dem fürzlich angenommenen§ 100 e zur Gem. Drd., betr. das Nichthaltendürfen von Lehrlingen seitens der Richtinnungsmeister) ein Strafparagraph für ihr Amt unsolid

Sokales.

ch.

r. Was ist Branntwein? Zwar wissen wir nicht, welche Antwort ein fräftiger Konsument dieses Getränkes auf die auf­geworfene Frage geben würde, aber bezweifeln müssen wir, daß seine Antwort den Wissensdurft unserer hohen und höch­ften Staatsbehörden befriedigen würde, weil diese in solchem Falle mit der feinen Bunge der Steuerbeftimmungen schmeden und so oft zu Resultaten tommen, mit denen der beschränkte

-

Unterthanenverstand nicht übereinstimmt. Kommt da ein geni unschuldige Weise heruntergekommen sein.

aler Destillateur auf die Jdee, ein stark mit deftillirtem Alkohol vermischtes Getränk, das außer diesem Alkohol hauptsächlich aus Waffer und einem geringen Busaz von Obstwein bestand, unter dem flangvollen Namen Gyder" zu verkaufen, ohne eine Ronzeffion für den Ausschant von Branntwein zu besitzen. Auf die deswegen gegen ihn erhobene Anklage macht er den Einwand, daß sein ,, Eyder" nicht unter der Rubrik des ple=

ausübende Wahlfommissionsmitglieder und andere Ungeset bejischen Branntweins gerechnet werden dürfe, vielmehr ein Fichteiten treibende Personen, vergessen zu sein scheint, bleibt nichts weiter übrig, als durch event. Raffirung der betreffenden Wahlen derartigen Heißspornen einen Dämpfer aufzuseßen. Aber im Großen, Ganzen find die Jeremiaden der Deutsch  freifinnigen wahrhaft tragikomisch. In einer Zeit, wo sich diese son­

Der Gefangene von Hohen- Urach  .

Historische Stizze.

In der Nacht vom Charfreitag auf den Samstag des Jabres 1590 ritten unter Fadelschein sechs reifige Knechte den Heilen Weg nach der Beste Hohen- Urach   hinan. Einer der selben, der Führer des Zuges, ritt voraus; dann folgten vier Anechte, die einen Mann in ihrer Mitte hatten, dessen mäch Hige Gestalt in einen langen Mantel von schwarzem Tafft ge

aus Obstwein bereitetes gesundheitliches Getränk sei. Durch diesen geistreichen Einwand wird die Sache komplizirt; die Ministerial- Instanz wird um geneigte Auskunft gebeten, aber auch hier kann Niemand den Begriff des Branntweins definiren, bis die Sache an den Minister der geistlichen 2c. Angelegen

schen Rede zum Lobe des Bauernstandes, welche er zum Ueberfluffe drucken ließ, einige heftige Angriffe gegen den Adelsstand im Allgemeinen erlaubt; er hatte die Adeligen ,, Baue nschinder und Leutfresser" genannt und brandmarkte fte als gottlose, unwiffende und treulose Menschen", bei welchen jedes Bubenftüd, Sünd' und Lafter" geübt werde. Dies rief einen wahren Sturm von Entrüstung unter den Adeligen des Landes hervor, besonders unter den in Tübingen  und dessen nächster Umgebung Anfäffigen; an ihrer Spize der Hofrichter Burkhard v. Anweil und der schon genannte

länge Abstand, in der einen Hand das blanke zweischneidige Frischlin's durch die Entgegnungen eines sächsischen Theologen,

läufigen Vernehmung in der Charitee machte K. die mit un­jerem Bericht sich vollständig bedende Angabe, daß er über fallen worden und nur in der Nothwehr zum Messer gegriffen habe. Diese Angabe erscheint auch insofern sehr glaubwürdig, da an dem Kopfe des K. von den Aerzten mehrere anscheinend durch Schläge mit einem stumpfen Instrument herrührende nicht unerhebliche Kopfverlegungen fonstatirt wurden. Die gerichtliche Obduktion des erstochenen Kutschers Heinrich Stein mann soll morgen stattfinden.

N. Die Luruspapierfabrit von Jsrael, Schönhauser Allee   74 a, ist am vorgestrigen Sonntag Nachmittag 4 Uhr von einem ziemlich bedeutenden Schadenfeuer heimgesucht worden. Auf bisher noch nicht festgestellte Weise war in der

schwülstigen Klagschriften an den Herzog von Württemberg  und stellten das Verlangen an ihn, daß er den ,, unwahrhaften Diffamanten, der die gesammte deutsche   Ritterschaft angetastet, geschmißt, geschmäht und geschändet habe," zum öffentlichen Widerruf anhalten und zu gebührender Strafe an Leib und Leven ziehen möge.

Herzog Ludwig war höchst unangenehm berührt von der Bumuthung, gegen seinen lieben Boeten einzuschreiten. Er wies zwar die eingegangenen Klagschriften zurüd, aber

Reifige endlich folgte dem Buge als Nachhut mit einer Pferde- Fris Herter v. Hertened. Bunächst suchten fte die Angriffe geständnisse zu machen. Er zog Frischlin   nicht mehr, wie dies

Markus Wagner, zu widerlegen, welcher gegen glänzendes Honorar von Seiten obgenannter Adeligen eine Schrift ver

fonst häufig geschah, an den Hof, zur Tafel oder zur Jagd, ertheilte vielmehr den Befehl, ihm den Zutritt bei Hofe zu ver wehren und ließ ihn wirklich in Stuttgart  , wohin Frischlin

Smert, in der andern eine Fadel tragend. Diese ganze Ein heilung des Buges und der Umstand, daß dem an fein Pferd feitgebundenen Manne in der Mitte noch überdies die Augen faßte, betitelt: ,, Rurge, einfeltige bewrische Verantwortung auff geeilt war, um den Herzog zu versöhnen, durch den Thorwart durch eine sogenannte spanische Kappe verhüllt waren, ließ unschwer erkennen, daß es ein Gefangener war, welcher nach Cohen Urach verbracht wurde, und zwar ein Gefangener von Bedeutung, sonst hätte man weder eine so ungewöhn Habe Stunde zur Reise gewählt, noch solche umfaffende Vor fitsmaßregeln getroffen, um ein Entweichen deffelben zu ver

hindern.

das leſterliche, unnüße und fladdergeistertsche Geschmeis und Gewesch eines queckenden Fröschleins, so fich titulirt: Nic. Frischlinum, Poëtam laureatum, Comitem palatinum caesareum et Professorem in einer namhafftigen hohen Schul in Deutsch  land". Aber diese Schrift, in welcher Frischlin geradezu des Aufruhrs beschuldigt und als ein zweiter Thomas Münzerschämt Maul halt, und nichts schreib, odir oder in Drud las dargestellt wurde, hatte nur zur Folge, daß noch mehr Staub

lin, der einst hochberühmte Doktor der Medizin und Philo- jener Zeit durch eine nicht minder gehäffige ,, Grundfeste, wahr Und wirklich war der Transportirte ein bedeutender

bes Schloffes abweisen, Die gedruckten Exemplare der oratio de vita rustica mu: den gleichfalls auf herzoglichen Befehl mit Beschlag belegt, und dem Senate der Universität Tübingen  ging die Weisung zu, mit Ernst und Fleiß dahin zu laboriren und zu trachten, daß Frischlinus hinfüro sein unbehab, unver geben ohne Vorwissen des Herzogs und des Senats.

Mann. Es war der kaiserliche Pfalzgraf Nikodemus Frisch Schmähschrift ganz im Geiste der unparlamentarischen Polemik leidenschaftliche Dichter und Gelehrte in leicht begreifliche Auf

aber

sic transit gloria mundi

-

der württembergische

war er von seiner einstigen

gefeierte, mit dem Lorbeer gekrönte Dichter, der einstige Lieb ling, Hofpoet und Bechgenoffe des Herzogs Ludwig von Würt temberg. Dies alles war Frischlin  Birgil, wie er mit Recht genannt wird einst gewesen; jest bobe herabgestürzt. Jahrelang war er aus Württemberg vers bannt umbergeirit, batte mit Noth und Elend gekämpft und mar endlich auf Befehl desselben Herzogs, der ihn einst so sehr mit feiner Bunst beehrt hatte, zu Mainz   verhaftet und nach der Beste Hohenwürttemberg) in vorläufige haft gebracht die furchtbare württembergische Bwingburg Hohen- Urach abge lehrten und gefeierten Boeten hatte ein Berwürfniß desselben Den ersten Anlaß zum Sturze des berühmten Ge

worden.

Hefert.

Heute aber wurde der unglüdliche Dichter in

hafte und unvermeidenliche Antwurtt wider ein ehr- und fchandlos Gedicht Mary Wagner's, eines Prädicanten, der sich ein Theol. und Historicum nennt". In dieser Schrift be zeichnete er Mary Wagner als einen verloffenen Buben, der wegen Kirchendiebstahls und weil er in Schottland   aus alten Büchern in Klöstern Blätter ausgeschnitten, hätte gebenkt werden sollen," und fertigte seinen Gegner in schönstem Grobdeutsch so gründlich ab, daß er für immer verstummte.

Hierdurch aber hatte Frischlin nicht vermocht, wieder gut zu machen, was er durch seine Angriffe gegen den Adel ver­schuldet hatte. 8war suchte er jegt die Adeligen zu versöhnen, indem er eine besondere Apologie verfaßte, in welcher er das in seiner oratio de vita rustica gegen den Adel Gesagte abzu­schwächen strebte, indem er behauptete, immer nur, particulariter, niemals aber universaliter" gesprochen zu haben; aber er ließ es dabel an einigen neuen Auslaffungen gegen den del nicht

regung und wohl entschuldbaren Unwillen. Das herzogliche Gebot außer Acht laffend, ſette er nunmehr seinerseits eine Klagschrift auf an den deutschen Kaiser und legte ein Exemplar seiner mit Beschlag belegten angefeindeten Rede, wie seiner Apologie bei, und bat als Poëta laureatas und Comes palati­nus*) feine römisch kaiserliche Majestät um Recht und Gerech tigkeit, wie um Schuß gegen die Angriffe und Verfolgungen des Adels. Aber dieser Schritt wurde für Frischlin höchst ver hängnißvoll. Herzog Ludwig gerieth in großen Born, als er vernahm, daß Frischlin gegen seine flaren und bestimmten Be­feble gehandelt habe. Er ließ ihn ungesäumt im Senate zu Tübingen   zur Rechenschaft ziehen und das Verlangen an ihn stellen, er folle reumüthig um Verzeihung bitten und zugestehen, daß er fortan als ein verpflichter Diener dem Herzog und dem Senat gehorsamen wolle". Aber stolz weigerte Frischlin sich deffen und bat gleichzeitig den Herzog um seine Entlassung, damit ich mich unter Raiserlicher Viajestät und des Römischen vor dem Senat, welcher im Beisein eines herzoglichen Abge­fandten die Untersuchung zu führen hatte. Die Adlerflügel find stärker als die Hirschhörner," soll Frischlin   nach seiner

1. Hertened, gegeben, von welchem Frischlin bei einem Gast- offenbar falsch verstanden hätten, da ja nur die Wenigsten Erwiderung an den Herzog. Daffelbe erklärte er auch tropig mable tödtlich beleidigt worden war. Auf's tieffte hierdurch dieses Standes Latein   verständen. Ebenso gebrauchte er auch

*) Sie stand an der Stelle, wo jest die griechische Grufts mahlin Ratharina ins Nedarthal hinabschaut.

in dieser Schrift einige Kraftausdrücke, welche die angestrebte Berföhnung durchaus vereitelten, vielmehr die Adeligen noch mehr erbitterten. Die Edlen der deutschen   Kreise, insbesondere die schwäbische und fränkische Ritterschaft, wie die der Wetterau und vom Rheine  , wandten sich nunmehr der Reihe nach in

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*) Poeta laureatus und Comes palatinus  : Beschützer der Kunst und Wissenschaften.

Je