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Nr. 195.
Mittwoch, 19. November 1884.
1. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
Das ,, Berliner Volksblatt"
erfcheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 3 Mart, monatlich 1 Mart, wöchentlich 25 Pf. Einzelne Nummern 5 Pf. Postabonnement pro Quartal 3 Mart.( Eingetragen im VII. Nachtrage der Postzeitungspreisliste unter Nr. 719a.)
Insertionsgebühr
beträgt für die 3 gefpaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Fleiß und Sparsamkeit?
Nur durch Fleiß und Sparsamkeit kann der Arbeiter fich eine beffere Lebensstellung erringen!"
Diese Lebensweisheit ist in den verschiedensten Varias tionen der staunenden Menschheit verkündet worden, beson ders burch St. Manchest r und seinen Anhang.
Natürlich! Wenn Jemandem die Trauben dicht über dem Kopfe hängen und er ist zu faul, um sie zu pflücken, dann ist er allerdings verurtheilt, Durst und Hunger zu leiben. Dder auf herrenlosem Boden steht Jemand Edel fteine liegen und ist er zu faul, sich zu bücken, so wird er ficherlich, und zwar selbstverschuldet, ein armer Schlucker bleiben.
Damit aber ist auch die ganze Weisheit obiger Sentenz vollständig illuftritt.
Denn mit der Sparsamkeit bei den Arbeitern ist es nichts. Niemand kann sparen, der nichts übrig hat, der Alles, was er erwirbt, nothwendig zu seinem und feiner Familie Unterhalt gebraucht. Wer solchen Leuten aber zum Sparen räth, der begeht eine Sünde an dem Armen und dessen Familie und gleichfalls eine Sünde an der Gesellschaft. Durch Sparen an den nothwendigsten Gebrauchsmitteln wird der Mensch und die Familie frank, erfranten aber bie Glieder, so erkrankt naturnothwendig auch der ganze Gesellschaftskörper.
Wir meinen nun natürlich nicht, daß der Arbeiter seinen Lohn, auch wenn er noch so gering ist, sofort verausgaben soll. Wenn man ein verständiges Vertheilen des Lohnes auf Wochen resp. Monate hinaus Sparen nennen will, so find wir gewiß auch für das Sparen. Aber wenn man, wie das allgemein und auch in obiger Sentenz geschieht, den Arbeiter zum Sparen anregt, damit er die Spargrefchen werbend anlegt, um eine bessere Lebensstellung zu erringen, so ist das ein Unrecht und ein Schwindel zugleich.
Ein Unrecht, weil der Arbeiter durch solches Burücklegen seinem Körper und seiner Familie die nothwendigen Erhaltungsmittel entzieht und so an seiner und seiner Fas milie Gesundheit frevelt; ein Schwindel, weil der Arbeiter die wenigen Spargroschen, die er sich unter großen Entbehrungen abbarben würde, bei der heutigen Produktionsweise doch nicht erwerbend anlegen tönnte. Errichtete er dennoch ein lleines Geschäft selbstständig, so zeigt es uns die Erfahrung, daß von 1000 solcher„ Gründer" 999 rettungslos zu Grunde gehen und dann um eine bittere Lehre reicher und arbeitsunluftiger wieder zur früheren Arbeit zurückgreifen müssen.-
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Wenn aber die an der Spitze dieses Artikels abgedruckte Sentenz seine Richtigkeit hätte, so würde der kürzlich ver
Radbrud verboten.]
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Feuilleton.
Gesucht und gefunden.
Roman von Dr. Dug. ( Forseßung.)
Sie hat mich beauftragt, in der Schulstube einen Weihnachtsbaum anzuzünden, und hat mir Mittel dazu zur Vers
fügung gestellt."
Richte." Das ist poetisch und zeugt von dem guten Gemüth meiner
-
Das habe ich auch gedacht. Sie hat mich ferner be auftragt, eine Anzahl kleiner, freilich unbedeutender Geschenke zu kaufen und alle Kinder des Dorfes einzuladen."
Alle Kinder?"
den, so würden diese darin etwas Demüthigendes, Kränkendes
Sie meinte, wenn nur die Armen allein eingeladen wür
finden tönnen."
a! Da hat meine Nichte nicht Unrecht."
thellen."
Der Herr Pastor Wilhelmi billigte ihre Anordnung ebenfalls. und dann wird man die Geschenke an sämmtliche Kinder verEigentlich hätte ich's lieber gesehen, daß die Aermeren mehr davon hätten; aber es sei ferne von mir, den Anordnungen meiner Nichte in diesem Punkte widersprechen zu
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bei der Feier anwesend find."
Meine Bitte geht nun dahin, gnädiger Herr, daß Sie
ben habe, Aufhebens macht."
D. ich will nicht, daß man von Dem, was ich gege
Dorf tennt ja den Wohlthäter, und wenn auch Fräulein LuIhr Name ist in der That nicht genannt; doch das ganze cien's Hand die Gaben ausstreut, so weiß man doch, daß diese Gaben von Ihnen kommen."
gut
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ch will feinen Dank!"
,, Und doch, gnädiger Herr, wäre es von Ihnen edel und wenn Sie einerseits durch Ihre Anwesenheit Ihr Fräulein Nichte für die hingebende Liebe belohnten, die fte bei diefer Gelegenheit an den Tag gelegt hat, andererseits der Dankbarkeit und Liebe der Einwohner unseres Dorfes Ge legenheit gäben, fich einmal zu äußern. Sie haben sich so von allem zurüdgezogen, daß man es im Dor faft für unmöglich hält, Ihnen zu nahen. Geben Sie den guten Leuten
ftorbene Herr Johann Heinrich Burkhardt zu Meerane sicher lich ein Krösus gewesen sein. Burkhardt ist gebürtig aus Schmölln und erlernte die Weberei; er war ein tüchtiger Arbeiter und trat in der Industriestadt Meerane in Stelle. Er war sehr fleißig und auch recht sparsam. Fünfundvierzig Jahre lang hat er an einer Stelle gewiffenhaft und treu gearbeitet. Als Anerkennung wurde ihm vom Könige von Sachsen die große filberne Medaille für Berufe treue verliehen. Auch erreichte Burkhardt das respektable Alter von 66 Jahren.
Nun müßte man doch meinen, daß, wenn in der obigen Sentenz St. Manchesters nur eine Idee von Wahrheit läge, dann dieser Mann wenigstens in Wohlhabenheit gestorben wäre.
Mit Nichten!
Arm ist er geblieben, so arm, wie er war, als er sich zum ersten Mal an den Webstuhl hinsette! Und fleißig war der Aermfte und sparsam! Aber sein Lohn war nicht höher, als zur Befriedigung der Nothdurft des Lebens erforderlich war. Einmal war er allerdings etwas höher, das andere mal aber noch etwas geringer so gleichen der Lohn und die Befriedigung der nothwendigsten Bedürfnisse, auf einen gewissen Zeitraum vertheilt, sich immer wieder aus. Er konnte nun noch so fleißig sein, wie er wollte, der Lohn stieg nicht. Andere Weber lauerten schon auf seine verhältnißmäßig sichere Stelle das Angebot wurde immer größer, so daß unser Burkhardt nur mit Mühe seine Stelle behaupten fonnte.
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Der Lohn regelt sich eben nach Angebot von Händen und Nachfrage nach Händen das mag grausam sein, aber es ist so. Ist das Angebot ein starkes, so sinkt der Lohn, ist die Nachfrage größer, so steigt er. In diesem ewigen Wechsel tritt nur ein fester Punkt hervor, nämlich, daß ber Lohn auf die Dauer nicht wesentlich in einem Volte unter das Niveau der Befriedigung der nothwendigsten Bedürfnisse herabfinten, aber auch nicht wesentlich darüber hinaussteigen tann. Würden die Löhne dauernd niedriger sein, so würde das Volk dem Bauperismus verfallen und nach und nach nicht genügende Arbeitskräfte liefern, das Angebot würde schwächer werden und die Löhne würden wieder steigen. Und umgekehrt. Würden die Löhne dauernd höher sein, so würde durch erhöhte Regulation, durch Zuzug u.f. w. gas Angebot von Händen steigen und dadurch der Lohn wieder fallen.
Das ist auch eine volkswirthschaftliche Sentenz, die aber den Vorzug vor der oben abgedruckten hat, daß fie auf richtigen Voraussetzungen beruht.
Das in dieser Sentenz liegende Gesetz ist in seiner Macht nur zu brechen durch das Eingreifen des Staates, durch gesetzliche Regelung der Produktions
einmal Gelegenheit, Ihnen zu sagen, daß fie Sie lieben und verehren, und dann gnädiger Herr, habe ich auch noch die Meinung, daß ein solcher Abend erhebend und erbauend auch auf Ihr Gemüth wirken, daß auch die Versöhnung in Ihr Herz einkehren, und daß der Frieden, welchen heute der Heiland aller Welt bringt, auch Ihnen werde!"
Er sprach mit solcher Herzlichkeit und Innigkeit, daß Rodenburg faft gerührt wurde.
„ Gut, Ehrlich," sagte er, ich werde kommen, obwohl ich eigentlich heute mehr verstimmt bin, als sonst."
,, Darf man den Grund wiffen, gnädiger, Herr?" " Es ist eine innere Angelegenheit meines Hauses. Es be trifft meine Nichte Lucie. Ein unangenehmer Frithum, eine Vergeßlichkeit, eine Unordnung.... Ich weiß ja noch nicht, was es ist; aber die Sache ärgert mich."
,, Was es auch sei," antwortete Ehrlich ernst und einbringlich, so habe ich die feste Ueberzeugung, daß Fräulein Lucie feine Schuld trifft. Fräulein Lucie thut mit Abficht kein Unrecht."
Sehr wahr, sehr wahr!" versezte Rodenberg eifrig. Sie haben Recht, fie hat ein gutes Herz, täuscht auch Niemanden und heuchelt feine Gefühle, welchen ihr Herz fremd ist."
Nein, gewiß nicht, gnädiger Herr!" Sie trägt den Namen Roder burg, und Alles, was den Namen Rodenburg führt, ist einer Unehrenhaftigkeit unfähig."
"
Werden Sie etwa in Ihren alten Tagen noch zum Schmeichler, Ehrlich?"
Ich spreche meine Ueberzeugung aus, gnädiger Herr! Ist nicht auch Ihre hochgeehrte Koufine. ,, Ah, Cordelia!"
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" Ich meine Fräulein Cordelia, gnädiger Herr; ift fte nicht ein Vorbild an Tugend und Gemüth, an Geist und Renntniffen?"
,, Ei, was höre ich!" antwortete Rodenburg, und ein leichtes Lächeln flog über seine melancholischen Züge. Sie sprechen ja mit förmlicher Begeisterung von meiner Kouftne. Ich werde nicht ermangeln, ihr zu sagen, welchen Verehrer fie an Ihnen gefunden hat. Dazu bietet sich schon heute eine Gelegenheit. Ich empfing diefen Morgen einen Brief, worin mir Cordelia mittheilt, daß fie mit ihrer Anwesenheit unser Weihnachtsfest zu verschönern gedente."
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Ich bitte, grädiger Herr," versezte Ehrlich, in der That hoch erfreut,., daß Sie in dem Falle das gnädige Fräulein weines höchsten Respekts versichern.... Vielleicht hätte auch
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weise, nimmermehr aber durch die manchesterliche, hoffent lich bald vollständig abgethane Phrase von den segensreichen Wirkungen des
Fleißes und der Sparsamkeit.
Politische Uebersicht.
Ueber den nunmehr feelig entschlafenen ,, Volks freund wird der Franks. Zeitung" aus Berlin Folgendes geschrieben: Bor etwa einem halben Jahre erfuhr man plöglich, daß hier eine Neue Beitung" erscheint, die von der nationalliberalen Parteileitung als offizielles Organ an erkannt wird. Sie verzeichnet den dritten Jahrgang, aber selbst Journalisten von Beruf haben bisher keine Ahnung von ihr gehabt. Dieses nationalliberale Organ ist aber bis auf den Kopf nur der Abdruck eines andern hier erscheinenden Blattes, das sich Berliner Morgenzeitung" nennt. Diese lettere hat auch eine interessante Geschichte, denn ste war nur der Abdruck eines vor wenigen Wochen erst einges gangenen Drgans, an deffen Stelle fie getreten ist, des Volksfreundes". Dieser Volksfreund war ein auf den Sozialdemokratenfang berechnetes polizeioffiziöses ArbeiterOrgan, das vor etwa einem Jahre begründet wurde, und hinter dem ein bekannter offiziöser Journalist stand, der wahrscheinlich auch heute noch hinter der Neuen Zeitung" und der Morgenzeitung" steht. Es handelt sich hier um einen staatssozialistisch- nationalliberal- offiziösen Rattenkönig, der schwer zu entwirren ist. Man geht aber sicher nicht fehl mit der Annabme, daß, wenn es hier zu einer Organisation der ge mäßigten Elemente" fommt, dem Werte die offiziöse Salbung nicht fehlen wird." Also erst Bollsfreund", dann Ber liner Morgenzeitung" und jezt Neue Beitung", das ist unbestritten eine höchst interessante Wandlung des vom Volle unbeachtet gelaffenen Volks freundes! Fast tönnte man an die Unsterblichleit der Seele dieses Drgans glauben! Das Bundesrathsplenum hielt gestern Nachmittag eine Plenarsizung ab, in welcher u. a. der Beschluß des Reichsfages über den bekannten Antrag Windthorst auf Aufhebung des Expatriirungsgeseßes, sowie über den Antrag Adermann, 100e der Gewerbeordnung, zur Verhandlung kam. Der Bundesrath ist in seiner Majorität( in der Minorität befand fich diesmal Bayern ) dem Beschlusse des Reichstages über den Antrag Windthorst nicht beigetreten, dem Beschluffe über den Antrag Ackermann stimmte die Majorität zu. Die Post dampferfubventionsvorlage wurde unverändert angenommen, ebenso die Anträge der Ausschüsse zu mehreren Spezialetats. Dem Vernehmen nach sollen beim Militäretat sowie beim Bost und Reichseisenbahnetat in den Ausschüssen Abstriche von zusammen etwa 1 einviertel Million Mart gemacht sein. gnügen haben, nur der fähige Bunftmeister darf in Zukunft Jest werden also die Bünftler ein recht unschuldiges Ver den Arbeitsburschen einstellen. Wem ist nun geholfen? Lehrlinge balten. Und die Fabrikanten? Nun, fe wer
Von der Kongo - Konferenz. Wie der Berliner ,, Times" Korrespondent meldet, verlas der englische Bevollmächtigte,
bas gnädige Fräulein die Gnade, bei dem Kinderfeste in der Schule heute Abend anwesend zu sein."
Sanz gewiß, lieber Ehrlich! Ich mit meinem ganzen Hause, wir werden anwesend sein."
Ich danke Ihnen, gnädiger Herr!" Ehrlich verabschiedete sich.
Dem alten Herrn war eine Last vom Herzen genommen. Ehrlich hatte ihm gesagt, daß Lucie keiner Falschheit fähig sei und er ließ sich ja so gern davon überzeugen. Der Friede, von welchem der alte Schulmeister gesprochen hatte, war in sein Herz eingekehrt!
Behntes Kapitel.
Die Wirthschaftsbücher lagen noch immer vor Herrn Rodenburg, aber die ominösen Biffern beunruhigten ihn nicht mehr. Durch Ehrlich's zuversichtliches Vertrauen in seine Nichte Es fonnte hier war auch ihm das Vertrauen zurüdgelehrt. höchstens ein Frrthum, eine Vergeßlichkeit obwalten, aber fein Betrug, teine Täuschung. Aber warum tam Lucie nicht? Es war die gewöhnliche Zeit, wo ste ihren Morgenbesuch machte, um ihm aus der Beitung vorzulesen. Eine förmliche Unruhe rrgriff ihn. Da öffnete fich die Thür und das lachende Antlig Emmy' s ward sichtbar.
Darf man eintreten, Ontelchen?" rief fie scherzend. Gewiß, mein Kind," antwortete er. Dein Besuch ist mir fogar lieb, da ich Lucie vergebens erwarte."
Nun, Onkelchen, daß dürfen Sie dem guten Kinde nicht übel nehmen," versezte Emmy mit vortrefflich geheuchelter Gutmüthigkeit; denn meinen Sie, es sei etwas Interessantes, bie langweiligen Beitungsartikel und politischen Berichte zu lesen? Unsere gute Lucie ist ein viel zu poetisches Gemüth, um an der Bolitik und Diplomatie Intereffe zu finden. Ihre prosaische Emmy eignet sich schon eher dazu.""
Ja, Du bist ein gutes Kind, Emmy ; ich kenne Deinen Eifer, mir gefällig zu sein. Mit Vergnügen werde ich Deine Güte in Anspruch nehmen, hätte aber heute gerade aus einem anderen Grunde gern meine Nichte gesprochen."
Ich fürchte, da müffen Sie heute ein wenig Geduld haben, Onkelchen; Lucie ist beschäftigt, so viel ich weis." Beschäftigt? Mit was?"
Mit Weihnachtsarbeiten! Aber fragen Sie nicht weiter, es ist ein Geheimniß."
"
Ah, fo!" fagte Rodenburg. Da muß ich fie wohl ent schuldigen. Sie will mir einen neuen Beweis ihrer Liebe geben, die Gute."