13( 300). 000) 963 986 569 0( 3000) 292 239

311 772 502 109

254 930

5 6 929

236 657 561 791 705 955 70 531 54795 405 881 38( 300). 499 146 56202 873 915

624 585 705 958 455 652

83( 500)

Beilage zum Berliner Volksblatt.

Str. 196.

Die alten Bünfte und die neuen Innungen.

Von einem Bürger, der in der alten Bunft Lehrjunge, Geselle und Meister war. Durch die Einführung der Maschinen und was mit diesen usammenhängt, Fabritwesen u. dgl., ist der Handwerksmeister 589 429 den. Die Gewerbefreiheit gab ihm den Todesstoß, und mit us feiner behaglichen sozialen Stellung hinausgedrängt wor bollstem Rechte fann man jetzt von 60 pCt. der selbstständigen 209 648 bandwerker fagen: Sie haben zum Leben zu wenig, zum 61946 26 Sterben zu viel. 4( 3000). Diefer Nothstand veranlaßt denn auch das überall zu 712 902 örende Woit, dem Handweit muß geholfen werden. Gewiß 976( 300) wird diesem Ausspruche Niemand die Berechtigung abfttechen. ) 82 854 Aber wie und wodurch soll die Hilfe kommen, das ist die 159 549 tage, worüber sowohl am grünen Tische, wie in der Werk­824 319 tatt, an der Hobelbant sowohl, wie am Schraubftod, mit mehr 438 643 der minder bißigen Worten geftritten wird. eute wird, insonderheit von oben her, dem Gedanken 987( 300) um gegeben, daß dem Handwerker durch Innungen eine 237 699 effere Butunft gebracht werden könne und müsse. Eine kleine 59 95 37 Bahl der Gewerbetreibenden ergriff diesen Strohhalm als 409 967 ten Rettungsanker, jedoch ein großer Theil der Meister, der 99( 1000) freilich auch keinen Ausweg weiß, steht dieser neuen Zukunft 28 619 1 gegenüber mit dem Ausrufe: Derartiges Machwerk hilft uns 581 207 och nicht!" 14 603. 899 719 979 961

0 18 537

. 72111

990 591

247( 300) 712 314

51 94

1 608 99 450 785

62( 300) 398 782

Diese Ansicht ist auch die meinige, die ich in folgenden Beilen begründen werde.

ines

Donnerstag, den 20. November 1884.

glücklich wieder hervorgeholt aus der guten alten Belt". Nur Die Hauptsache, den Geist, das Lebendigmachende der alten Bunft, so gut wie einer neuen Bunft, nämlich die möglichst gleiche foztale Stellung aller Jnnungsmitglieder, diese tann und wird Die heutige Gefeßgebung nicht zugeben.

Vor mir liegt neben dem neuen, ein altes Bunftstatut. Ein Artikel darin lautet: Der Meister darf nur zwei Gesellen balten; ferner er darf nur einen Laden( Verlaufsstelle) haben. Nur der Geift der wirklichen Gemeinsamkeit tann diese und ähnliche Artikel bittirt haben. Dbige Artikel verhüteten unter allen Umständen einen toloffalen Unterschied zwischen den Mit gliedern der alten Sunft, wie er leider in den neuen Janungen gang und gebe ist, und auch bei heutigen Verhältnissen gar nicht vermieden werden fann

Hier ist ein Meister, der hat 20-30 oder gar 50-60 Be­sellen; sein Innungsgenoffe wohnt in einem engen, düsteren Hof, mag er Schuster, Schneider, Tischler oder sonst was sein, ganz gleich, er hat nicht so viel Arbeit, um fich und seine Fa milie zu ernähren. Nun ist einer der erften und Hauptartikel der jetzigen Innungen folgender: Die Jnnung ist bestimmt, Die gemeinsamen gewerblichen Intereffen der Mitg ieder zu fördern." Nun bin ich nicht im Stande, denn ich stehe zu sehr im praktischen Leben und bin nicht genügend durch Parteifana­tismus verbummt, um mir die Frage zu beantworten: Welche gemeinsamen gewerblichen Intereffen hat der Meister im ,, Hof" mit seinem Mitmeister, der sein Geschäft fabrilmäßig, möglichst mit Dampf, betreibt?

fie an ihre Mitglieder zum Einlaufspreis im Kleinen wieder

abzugeben( gewis etwas sehr Löbliches von einer Innung).

|

1. Jahrgang.

den, dann hätten die Jnnungen wenigstens eine gesunde Bafts, auf der fie fich weiter entwideln tönnten. Es tauchte bei Be rathung des Innungsgefeßes hin und wieder die Frage der Bleichberechtigung des Meisters und des Gesellen in der Innnng auf. aber das Ganze, was dem heutigen Repräsen tanten der Arbeit gnädiglich gewährt ward, war die Erlaubniß, bei den Gesellenstüden" auch ein schüchternes Wort mitsprechen zu dürfen.

H

Der Gefelle, der Arbeiter, der nicht nur das Recht hat, aur höchsten Gesetzgebung, zum Reichstage, zu wählen, sondern auch das Recht, selbst hinein gewählt zu werden, der wird aus seiner eigenen Gewerbegefeßgebung, Gewerbeverwaltung - denn das sollen die Innungen doch sein- einfach auss geschlossen. Es ist recht seltsam, und wenn man nicht im heutigen Deutschland   längst an allersonderbarste Seltsamkeiten gewöhnt wäre, so müßte man fich darüber wundern.

Dieser Ausschluß hat auch sein Gutes, denn er hat sicher mitgewirkt bei der Gründung der Fachvereine der verschiedenen Gewerke. Auf diesen Vereinen, falls fte richtig geleitet wer den, beruht sicher die beffere Bukunft des Handwerkes, des Ar beiters überhaupt. Der Handwerksmeister, als solcher, mag er fich dagegen noch so viel sträuben, wie er will, er hat keine Bukunft. Das Kapital drückt ihn durch die Großindustrie und Die herrliche" Gewerbefreiheit vollständig zu Boden. Die einzige Aussicht, die ihm bleibt, ist, sich auf Spezialitäten in feinem Fache zu werfen, und fich hierin womöglich bis zum Künstler vervollkommnen was natürlicherweise von Tausend taum Einem gelingen kann oder als Altflider sein Geld zu verdienen.

--

Der heutige Repräsentant des Handwerks, des Gewerbes, der Arbeiter, der trop Unterdrückung und Bevormundung seit

Jahren auf die Bühne des wirthschaftlichen so gut, wie des

politischen Lebens getreten ist, er hat die Kraft und auch die Fähigkeit, gepaart mit dem Willen, dem Gewerbe, dem Hand­weit wieder die Stellung, die ihm in der Gesellschaft gebührt,

Dann ift Behn gegen Eins zu wetten, daß die reichen Geschaffen zu helfen. Bu diefer Stellung gehört in erster Linie, noffen, die schon immer im Großen, d. b. Billigen, eingekauft haben, ein derartiges Vorgehen der Innung nicht zulaffen. Der Grund liegt ja tiar vor: der Kleine Meister würde dann ebenso billig wie der reiche einkaufen, dieser dadurch, weil er eines Vortheiles verlustig geht, indirekt geschädigt werden und da entscheidet lediglich wieder der Geldsad.

Es würde unnöthig sein, auf diesen Punkt des Längeren und Breiteren einzugehen, weil im Gewerbe überall die Thats sachen dafür sprechen, daß die gewerblichen Intereffen des Vor mir das Statut einer neuen Innung. Ga enthält in Großmeisters" denen des Kleinmeisters" in den meisten einen fünfzig Artikeln auch keinen einzigen, der dem Innungs- Fällen direkt gegenüberstehen. Nehmen wir ein Beispiel. mitgliede irgendwie ein Hecht giebt, sondern immer nur Bilich- rgend eine Innung will Robprodutie im Großen laufen, um len, sogar der Besuch der Innungsversammlungen ist kein um 25 Pfennig erleichtert. Von Freunden der heutigen In­hungsbewegung wird überall ein großes Geschrei über den be­annten Adermann'schen Antrag gemacht, als ob dieser den Bnnungsmeistern ein großes Recht verschaffe. Jeder, der die heutigen Handwerksverhältnisse fennt, weiß, daß das Halten es Lehrlings heute dem gewissenhaften Meister bedeutend mehr Pflichten auferlegt, als früher. Mir sagte fürzlich ein ( 500) 45 lannter in Betreff dieser Angelegenheit: Will ich den Lehrs ling ordentlich behandeln, wie ich es als Mensch für mich ver 718 699 ntworten tann, so habe ich in den allerseltensten Fallen Vor­heil von ihm. Deshalb habe ich schon lange Zeit feinen Lehrling gehalten." Ich glaube, daß dieses Wort von der Mehrzahl der Meister unterschrieben wird. Die Vertreter der Bnnungsidee geben sich bekanntlich der Hoffnung hin, daß sie Der Gefeßgebung noch mehr solche große Hechte", wie das Lehrlingehalten, abringen werden. Gesezt, fie brächten Der artiges noch zu Stande, z. B. Einführung der Arbeitsbücher für alle Arbeiter, oder ausschließlichen Arbeitsnachweis für Ge

771 742

163 103

452 965

396 882

359( 300)

885 814

25 685

Häufig werden die Innungsfreunde auf die Kranken-, Sterbe- und Wittwenkaffen der Innungen hingewiesen Der artige Raffen tönnen nur bei ganz großen Jnnungen, und da auch ficher noch sehr selten, lebensfähig sein. Bei der alten Bunft gab es fast bei allen Jnnungen immer nur eine Kaffe. In diese floß, als Grundlapital, das beträchtliche Meistergeld. Dann kam der vierteljährige Beitrag dazu. Mit solchen Kapitalien ließen sich schon folche Kaffen verwalten. Die heutigen Innungen haben leere Kaffen und diese werden schwerlich derartige Einrichtungen in's Leben rufen können.

Der Meister der alten Zeit war mit Recht Repräsentant die bestimmte Aussicht, selbstständig zu werden. Jedes Recht, jeder Vortheil, der dem Meisterftand zu Gute tam. fam mit der Zeit jedem Geschäftsgenossen zu Gute, weil er selbst Meister und Repräsentant des Handwerks werden konnte.

ellen durch die Innung, oder wer weiß was sonst noch für des Erwerbes. Jeder Junge, der in die Lehre trat, hatte erliche Sachen immer wird der Hauptpunkt, um den fich Alles dreht, mit welchem alle Innungsgeseze stehen oder fallen, unerreichbares Ziel sein und bleiben. Dieser Hauptpunkt:

603 14. 20 358 75( 1000) 595( 500) 26( 500) 757 165 500) 441 930 159 300) 653 300) 649 500) 195. 648 409 500 443. 186 777

828 606

in

Nur der, welcher ein Handwerk ordnungsmäßig erlernt hat, ann es selbstständig betreiben", fann allein der Grundstein Jein, auf welchem eine Innung, wenn überhaupt von derselben Besprochen werden soll, aufzubauen ist.

Der heutige Herr der Welt, der Geldfad, kann und wird

bies aber niemals zugeben. Dies sollten sich doch alle Meister inter   bie Dhren schreiben und von der Jnnungsspielerei- Denn weiter ist es nichts ablaffen.

-

Der Buchstabe tödtet, aber der Geist macht lebendig",

-

925 209 ist ein Wort, welches so recht auf die neue Sunft paßt. 374 577 Den Buchstaben hat sie aber wo steckt der Geist? 835 596 Gefellen und Meisterstück, alle die alten herrlichen Worte find Meister, Gefelle und Lehrjunge, Ein- und Ausschreiben,

15 9 869

3 616 564

5 277 447

08 82 471 91. 95522

600 336 978 680

387 394

Der Gefangene von Hohen- Urach  .

Historische Stizze. ( Fortsetzung.)

Hohen- Urach  , von welchem jest nur noch Trümmer vor find, lag als eine gewaltige Feste auf einem freistehen

banden

36( 500) en ungefähr 2500 Fuß hoben Bergstocke über dem uralten 283( 300) Stabtchen Urach. Sie bestand aus drei über einander liegen­975 45en und fich umschließenden Abtheilungen, der sogenanten

04( 3000) 48 519 577

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ende von Quittungs

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rger.

bius.

untern, oberen und inneren Burg, deren jede mit einem Mauer­

Bürtel

umgeben, die äußerste aber noch zudem durch einen um­

faffenden Wall mit vorliegendem Graben geschüßt war. Nur auf der Westseite, in der Richtung nach der sogenannten Brülh, befand sich eine einfache Schußmauer, denn hier schüßte die latur die Burg beffer, als Menschenbände dies vermocht batten. Hier befanden sich noch und befinden sich noch die fast entrecht abfallenden thurmhohen Felswände, die jede feindliche Annäherung auf dieser Seite unmöglich machten. So durch Platur und Kunst gleich gut vertheidigt und unzugänglich ge Beit und wurde damals, wie die benachbarte Feste Hohens macht, war Hohen- Urach   eine der stärksten Bergfeftungen jener Sleuffen, als hauptsächlichstes Staatsgefängniß für besonders wichtige Gefangene benutt.

Dahin wurde also Frischlin jetzt auf Befehl des Herzogs

Derbracht.

Betrachten wir heute das Handwert, die Gewerbe

wer=

daß der Arbeiter durch seine Arbeit sich und seiner Familie nicht nur Brot, Kleidung und nothdürftige Wohnung ver schaffen tann, sondern daß er im Stande ist, mit den Seinen alle Annehmlichkeiten des Lebens, auf die ein Mensch von Rechtswegen Anspruch hat, zu genießen. Ferner, daß der Handwerker, wie der alte Bunftmeister, vollständig sein eigener Herr ist und nirgendwie abhängig von der Gnade eines anderen Menschen.

Dieses Ziel ist heute aber nicht durch Zurückgreifen auf alte Formen, alte Einrichtungen und Gebräuche zu erreichen, sondern durch feftes Zusammenhalten aller Einzelnen einer Branche, durch Gründung von Produktio Genossenschaften. So gut wie die Regierung in diesen lezten Jahren Invaliden, Unfall- und Alterversorgungsgefeße u. s. m. vor gefchlagen batmag man mit diesen selbst einverstanden fein oder nicht, darauf kommt es zunächst nicht an fo gut muß die Regierung, und mit ihr die ganze Gefeßaebung, Stellung zu den Produktiv- Genossenschaften nehmen. Der Kapitalismus mit seinem unerfättlichen Hunger nach Geld, durch welchen er den Mittelstand vollständig erdrüdt und ihn in das Broletas riat hinabstößt, der sorgt selbst am Besten dafür, daß dieser Zeitpunkt uns immer näher rüdt. Den Fachvereinen wird dann bei Gründungen von Genossenschaften die Hauptrolle von dem ersten frischen Luftzuge, der durch das Handwerk, durch das Gewerbe weht, bei Seite geschoben werden.

den fie wirklich noch von den Meistern oder Arbeitgebern repräzufallen, denn das todtgeborene Kind, die Jnnung, wird ficher sentirt? Wer nur einigermaßen die Verhältniffe fennt. wird die Frage mit Rein" beantworten. Wir oft muß fich der Arbeitgeber nicht gänzlich auf seinen ersten Arbeiter, Werkführer, verlaffen, wie oft wird nicht ein größeres Geschäft von Jemand getauft, der pofitiv nichts davon versteht. Heute ist für jeden Denkenden Menschen einzig und allein der Arbeiter Repräsen tant des Handwerks, des Gewerbes.

Wären die neuen Jnnungen diesem gemäß zugeschnitten, d. h. fönnte Jeder, der das Geschäft erlernt und ein bestimm tes Alter, meinetwegen 24 Jahre, erreicht hat, Mitglied wer­

Hund!" Inirschte da purpurroth vor Born der Burgvogt, nichtswürdiger, fläffender Hund, wagst Du's, mich zu beleis bigen auf dem Grund und Boden, wo ich zu befehlen habe? Warte, ich will Dir's abgewöhnen! Marsch mit Dir in Deine Belle, da sollst Du so mürbe werden, daß Du nur noch winseln, nicht aber bellen fannst!"

Nach diesen Worten befahl er Frischlin ihm zu folgen und schritt voran. Er führte ihn über zwei Höfe und matt erleuch­tete Gänge nach der inneren Burg und blieb endlich vor einer schweren Thüre stehen, die er durch den hier wartenden Kerkers meister öffnen ließ. Ein fleiner, etwa vier Schritte langer und ebenso breiter, durch eine stinkende Lampe erhellter Raum wurde fichtbar, au welchem eine Steintreppe von drei Stufen hinab führte. Bol gab Frischlin mit ausgestrecktem Arme das Beichen, hier hinabzufteigen.

Hier hinein?" frug der Dichter augleich erstaunt und empört. Dies soll meine Wohnung sein?"

"

Gefangene," entgegnete Bol, die Achseln zudend ,,, erhalten Kerter, feine Wohnungen..

Frischlin   kämpfte seinen Born nieder und schritt unter die Thüre. Ich sehe kein Bett,"*) sprach er sodann, den höhnisch lächeln­den Burgoogt mit fragendem Blide meffend.

Man wird Euch ein Bund Stroh hereinschaffen," ent­gegnete dieser, die Arme über die Brust kreuzend ,,, meinetwegen auch deren zwei; darauf mögt Ihr Euch lagern, wenn Euch die Luft zu schlafen anwandelt."

Herr!" braufte nun Frischlin auf ,,, ein folches Gefängniß wäre für einen Räuber und Mörder zu schlecht, und ich bin weder das Eine noch das Andere. Ich verlange eine anständige Wohnung zu ritterlicher Haft, wie fie gestemt für einen Ge­fangenen meiner Art!"

Morgens um 3 Uhr traf die Eskorte mit dem Gefangenen auf Soben- Urach ein, und wenn der Herzog erwartet hatte, daß erftr. 131, ol, den Dichter weniger glimpflich behandeln würde, als Der wadere Marschalt, io hatte er fich bierin nicht getäuscht. Frog der frühen Morgenstunde erhob fich Vol alsbald von einem Lager, als ihm die Anfuft des verhaften Beleidigers Vogi. Mit welchem Rechte wollt Ihr titterliche Haft beans Des dels gemeldet wurde, und begab sich hinab an das Außere Thor, um seinen Gefangenen persönlich in Empfang zu

nd vollen 184. L geben wir 1884 ab 1883 als

felben in November Den. Die

tt aus der

affe

r.

Betuser

nehmen.

babe ich Euch endlich, Ihr quackendes Fröschlein,"*) tebete er den Dichter höhnisch an; ich ſegne den Tag, der

,, Anständige Wohnung, ritterliche Haft?" höhnte da der

fpruchen?"

Ich bin von dem Kaiser mit dem Dichterlorbeer geschmückt, bin kaiserlicher Pfalzgraf!" rief Frischlin, stols und selbstbewußt das Haupt erhebend.

Euch in meine Hände gab, Thr loses Lästermaul! Ich will Herzog und seine ersten Räthe beleidigt, der den ganzen Euch auf Hohen- Urach Eure oratio de vita rustica eintränten hohen Adel gelästert hat," entgegnete Bol mit Nachdruck, und dafür sorgen, daß es Euch während Eurer hoffentlich

langen Gefangenschaft möglichst schlecht hier gefällt!"

,, mehr feid Jhr für mich nicht!"

Ich gebe nicht in dies Gefängniß," schrie nun der auf's höchste gereizte Dichter. Ich ftüße mich auf die Privilegien, Die Befehle Seiner fürstlichen Gnaden, des Herrn Hers mort. Sie find flar und bestimmt: ins Gefängniß foll ich Euch zu erluftigen!"

Auges traf den Mann, der seines Unglüds also zu spotten die mir mein Pfalzgrafendiplom verleibt!" Frischlin erhob den Ropf und ein Bornbliß seines dunklen agte. Ich fann mir denken," erwiderte er, daß Ihr nach

Sträften darauf bedacht sein werdet; doch gerade dadurch, daß zogs, gehen mir über Eure Privilegien!" war Vol's falte Ant Deffen, was ich in jener Rede behauptete, daß unter den Ade pottet, beweift Shr, Herr Hans von Wildnau, die Wahrheit Euch legen, denn Ihr seid hier, um zu büßen, nicht aber um

Figen

jede

Schandthat geübt werde!"

tort lebten seine Gegner vorzüglich ihn zu benennen. * Mit diesem dem Namen des Dichters ähnelndeu Schimpf

" Das," rief da Frischlin   mit vor Born bebender Stimme

*) Cruftus erzählt schadenfroh in seinen Aufzeichnungen, daß Frischlin kein Bett in seinem Gefängnisse gebakt habe.

|

SoBates.

Auf Grund des Reichsgesetzes, betreffend die Kranken­versicherung der Arbeiter vom 15. Juni 1883 und der zu demselben erlaffenen Ausführungsvorschriften hat der Magiftrat der Stadtverordneten Versammlung einen Entwurf zu einem Regulatio über die Gemeinde- Krankenversicherung in der Stadt

aus, ift des Herzogs Meinung nicht, das fann fie nicht sein, daß ich also hier mißhandelt werden solle- ich, den er so lange Beit mit seiner Freundschaft beehrt hat! Hütet Euch, seine Befehle zu überschreiten!"

Db ich dies thue dies zu beurtheilen, ist des Herzogs Sache!" erwiderte Bol. Ihr aber rühmet Euch umsonst der Freundschaft meines gnädigen Herrn; damit ist's vorbei, denn seine Freunde schickt er nicht nach Hohen Urach  . D'rum vor wärts jezt hinein!" fügte er barsch bei, indem er wieder mit ausgestrecktem Arme in das Innere des feuchten und dumpfen Raumes wies.

Ich gehe nicht in diesen Kerker!" entgegnete Frischlin   da entschloffen, indem er sich umwandte, um zurückzutreten.

In demselben Augenblice aber verfeßte der zornige Burg­vogt dem Dichter einen Stoß auf die Brust, so daß dieser über die Stufen der Treppe in's Innere der Belle taumelte und auf den festgestampften Lehmboden niederstürzte. Wüthend raffte er sich wieder auf- da fiel die Thüre donnernd in's Schloß und raffelnd schob sich ein Riegel vor.

Frischlin war gefangen.

Drei Wochen schon hatte Frischlin in seinem elenden Kerker ohne Luft, Licht und Bett geschmachtet, da endlich er­barmte fich Herzog Ludwig, der gutherzige Trinker", seines ehemaligen Bechgenoffen, und gab deshalb dem Burgvogt von Hohen Urach   den Befehl, seinen Gefangenen in ein besseres Gemach zu verbringen, ibm ein Bett zu geben und ebenso ihm Schreibzeug und Papier zu überlaffen, damit er sich in gewohnter Weise beschäftigen könne. Bugleich aber ordnete er an, daß Alles, was Frischlin schriebe, ihm vorgelegt werden solle, damit man sein Gemüth und animi cogitationes möge tennen lernen."

Ungern gehorchte Vol diesem Befehle seines Herrn. Er verbrachte seinen Gefangenen, wie Cruftus berichtet ,,, in ein Stüblein über dem Burgthore", das sich jedenfalls im Vers gleich mit seinem bisherigen Kerker dadurch auszeichnete, daß es an Luft und Licht keinen Mangel litt. Das einzige Fenster aber war dicht vergittert und die schwere Thüre des Gemaches war mit drei Schlöffern verwahrt. Aus Vorsicht ließ der Burgoogt noch ein eisern Thürlein" vor das Ofenloch machen, das noch zudem mit einer eisernen Querstange und einem Vorhängeschloß versehen wurde.

Frischlin erwachte wie zu neuem Leben, als er, in dies Gemach verbracht, nach so entseglich langer Beit wieder frische Luft genießen und fich des Tageslichts erfreuen tonnte. Jett faßte er auch frischen Muth und freudige Hoffnung, daß sein Schicksal sich zum Besten wenden müsse; der Herzog so hoffte er werde ihn in naher

-

Beit nicht nur gänzlich befreien, sondern ihm auch wieder seine Gnade wie früher zuwenden. Er machte deshalb in umfassendster Weise von dem ihm bewilligten Schreib­material Gebrauch und beschäftiate fich mit eisernem Fleiße von früh bis spät an der Ausführung eines Gedankens, der ihm in der ersten Zeit seiner einsamen Kerfernächte