Mr. 199.
Beilage zum Berliner Volksblatt.
Der Altersversorgungsgesehentwurf in Dänemark .
Schon im vorigen Jahre wurde von der Regierung im Dänischen Follething( Reichstag ) ein Altersversorgungsgefez entwurf eingebracht, der jedoch von der Majorität deffelben abgelehnt wurde. Jezt hat die Regierung den Entwurf, nach bem fie denselben in einigen Buntten abgeändert hat, wiederum bem Follething, zugeben laffen. Der Entwurf enthält eine Reihe Varagraphen, von denen wir hier zur Drientirung über feinen Werth die§§ 3 und 4 folgen laffen. Dieselben lauten:
-
§ 3. Der Eintritt in die Altersversorgungsanstalt fteht jeder männlichen oder weiblichen Person im Alter von 18 bis 45 Jahren frei, die unbemittelt ist und für welche in Ansehung brer Lebensstellung und Familienverhältnisse eine Altersverforgung bis zu 300 Kronen( 1 Krone gleich 1 Mark) pro Anno als wesentliche Bedeutung befißend angesehen werden muß, ferner jeder Person, die feine Armenunterstügung genießt und mindestens 12 Monate in der Gemeinde festen Aufenthalt gehabt hat. § 4. Der Interessent befigt die Berechtigung, unter den nachstehend anzugebenden Bedingungen beliebige oder fefte Einlagen zu machen. Erstere müssen mindestens 10 Kronen betragen und bis zur Erreichung eines Alters von 45 Jahren geschehen. Bei Leiftung fefter Einlagen hat der Intereffent aufzugeben: a. während welcher Zeit( doch nicht unter 10 Jahren) er bis zu einem Mindestalter von 55 Jabren er Beiträge zu leiften gedentt; b. wie groß die einzelne Eins lage fein soll.( In beiden Punkten find gewiffe Grenzen gezogen.)
Die Motive zu dem diesjährigen Entwurfe lauten folgen bermaßen:
Nachdem der dem vorigen Reichstage vorgelegte Entwurf einer abermaligen Erwägung unterzogen worden, wird derselbe fest in einer mit Rücksicht auf dasjenige, was bei der früheren Berathung derselben und anderweitig zur Sprache gebracht worden, nach gewiffen Richtungen hin modifigirten Form, wobei jedoch der ursprüngliche Zwed deffelben, Personen der un bemittelten Klaffen die Möglichkeit zu verschaffen, auf billige Bedingungen bin fich und ihren Wittwen eine Altersverfor gung zu beschaffen, nicht unbeachtet geblieben ist, auf's Neue aur Borlage gebracht. Indem mit Bezug auf die stattgefunde nen Modifitationen auf die einzelnen Baragraphen des Ent wurfes verwiesen wird, ist schon jetzt zu bemerken, daß der Eintritt in die Anstalt auf unbemittelte Bersonen beschränkt ift, daß es ferner den Interessenten überlassen wird, sich zu einer bestimmten Reihe von Einlagen zu verpflichten oder be liebige Einzahlungen zu machen, daß die Höhe des seitens des Staates zu leiftenden Buschusses davon bedingt wird, in wel Gem Lebensalter der Intereffent feine Einzahlungen beschafft, daß das Maximum de: Altersversorgung in allen Fällen auf fährlich 300 Kronen festgesezt ist und daß es endlich den Kom munalverwaltungen auferlegt wird, mindestens einen Agenten in ihrem Bezirke anzustellen, für dessen Kaffenführung fie aufautommen hat. In Verbindung hiermit ist zu bemerken, daß in Gemäßbeit des Umstandes, daß die Betheiligung an der Anstalt sich nur auf unbemittelte Personen beschränkt, der Name der Anstalt entsprechend verändert worden ist, und der Entwurf hiernach als Entwurf zu einem Gefeße über eine Altersversorgung für Unbemittette( im vorigen Jahre hieß es: billige Altersversorgung") vorgelegt wird.
Bei der Vorlage des Entwurfs bemerkte der Finanz minifter u. A., daß er selbstverständlich ungemein bedauere, fich bei der Ausarbeitung beffelben weder auf innerhalb der Kammer stattgefundene Botirungen, noch auf irgendwelche Gutachten oder Auslaffungen des zur Behandlung dieser Angelegenbeit eingefegten Ausschusses flügen gefonnt zu haben, sondern auf dasjenige beschränkt gewesen zu sein, was mit Bezug auf ben vorjährigen Entwurf bei der ersten Berathung, sowie ferner in der Breffe, in wissenschaftlichen Kreisen 2c. vorgebracht wor ben fei. Wian babe u.. bemängelt, daß in dem Entwurfe feine Grenzen für die Betheiligung gezogen seien. Der Minister
Das Grüßen.
安
Sonntag, den 23. November 1884.
begt auch jezt noch die Ansicht, daß es unthunlich ist, eine flare und gerechte Grenze festzustellen; derselbe ist jedoch der von einem Mitgliede der Kammer gemachten Andeutung ges folgt und schlägt demgemäß vor, daß es dem Ermessen der Verwaltung der Anstalt in jedem einzelnen Falle überlaffen bleiben solle, Jemandem den Beitritt zu gewähren oder nicht. Ferner ist die Anordnung getroffen, daß jest freiwillige Ein lagen, d. h. Einlagen gestattet sind, durch die der Interessent fich nicht zu ferneren Beiträgen verpflichtet, und weiter wird vorgeschlagen, daß der durch den Staat zu leiftende Buschuß im Verhältniß zu dem Zeitpunkte steht, an welchem der Intereffent in die Anstalt eintritt. Das Maximum des Staatsauschusses wird 90 Prozent der ersparten Beträge ausmachen. Die Marimalgrenze für die Versorgung ist von 200 auf 300 Kronen erweitert worden, und endlich ist proponirt, daß die Ernennung mindestens eines Agenten der Altersversorgungsanstalt durch jede Gemeindeverwaltung des Landes eine obligatorische sein solle.
-
Das
Dem Entwurf fännen wir von unserem Standpunkte aus teinen großen Werth beimeffen. Der projektirte Höchstbetrag der Rente soll etwas über 300 tart betragen, das ist entschieden zu wenig. Noch mehr tommt in Betracht, daß der entschieden zu wenig. Noch mehr tommt in Betracht, daß der Hauptsache nach auf das Sparen der Eintretenden reflektirt wird. Wo bleiben die, welche nichts sparen können? Beste, was der Entwurf an fich hat, ist der Gedanke, daß dem Staat die Pflicht obliegt, mit Staatsmitteln für die Invaliden, Wittwen und Waisen einzutreten. Den Arbeiter- Abgeordneten im dänischen Foletthing bietet sich bei Berathung dieses Ent wurfs die beste Gelegenheit, diesen Gedanken weiter zu_ent wideln und zu fordern, daß aus dem vorgelegten Stüdwerk ein wirklich gutes Gefes hervorgehe, welches im wirklichen Sinne des Wortes für alle Arbeitsinvaliden, Wittmen und Waisen forgt, also auch für diejenigen, welche teine Einlagen machen
fönnen.
Bokales.
Der neue Reichstag
-
nis
so wigelt die flerikale ,, Kölnische V. 3." bildet ein gewaltiges Viered, dessen Ecken von mäch tigen Bergen und Steinen flantirt werden. Vorn rechts erhebt fich der imponirende Frankenstein, auf welchem die Katholiken einen sogenannten Windhorst, weil gegen denselben manchmal schlimme Stürme antoben, aufgeschlagen haben, links der Hammerstein, von welchem aus die Konservativen manche Opera tion ins Werk sepen. Auf der linken Seite im Hintergrunde sehen wir den Stauffenberg und ihm gegenüber den Sternberg und den Landsberg . Um dieses Festungs- Viered gruppiren sich noch andere Berge von mäßiger Erhöhung, so der Rittberg, der Stolberg und der Goldenberg; auch giebt es noch einen Finkenstein , Kalkstein und einen Reißenstein, welche aber nur naturhistorisches Interesse haben; ebenso steht es mi dem hochragenden Braunfels . Innerhalb des Viereds haust ein bunt durcheinander gewürfeltes Völlchen, welches jedoch in streng geregelten Verhältnissen lebt. Ueber allen steht ein Kaiser, welcher, entgegen allen bis jetzt gemachten Erfahrungen, start sozialistische Anwandlungen hat. Indessen wird er damit wenig Glück haben, weil die meisten der Bewohner des Vierecks Christen sind und an Geistlichen eine große Gesellschaft, die sogenannte Pfaffenrott, vorhan den ist. Außerdem ist der Klerus noch durch einen Münch vers treten, während den Adel nur ein einziger Graf vertritt. Die Juris diktion hat ein Richter in der Hand. Die überwiegende Wehr zahl der Infaffen des Viereds besteht aus Handwerkern und Gewerbetreibenden. Da fällt es denn auf, daß, obgleich nur zwei Bäche, der Maybach und der Gaffelbach, vorhanden sind, doch die Müller eine so starte Vertretung haben; es giebt beren nicht weniger als vier. Drei Davon haben Waffermühlen, Deren nicht weniger als vier. Drei davon haben Wassermühlen, der vierte aber, der nationalliberale, ist ein Windmüller. An Handwertern giebt es einen Schneider, Schuhmacher, Schreiner, Sattler , Schmied und einen Böttcher. Früher gab es in dem Viered einen Schirmeister, Nadmacher und einen Goldschmied, die aber ausgewiesen wurden. Alles andere, was zur Bes
befferen Gedankens entbehrenden Umgangsformen dürfen uns nicht zu Stlaven der Konveniens machen.
Doch lassen wir nun unsere moderne Gruß- Mefère bei Seite und folgen wir der Geschichte des Grußes von ihren ersten Anfängen. Die ersten wirklichen Grüße lassen sich bei den Hebräern nachweisen. Dieselben( begrüßten sich mit den Worten Friede sei mit Euch" und dieser Gruß ist in derselben Form bei den Türken noch heute erhalten, welche sich mit einem Salem aleikum" begrüßten, während die Grußform der Juden ganz ähnlich Scholem aleikam" lautet. Sehr schön ist der Gruß der Griechen, welche sich mit einem„ Freue Dich" ent gegentraten, und auch der Gruß der Römer, die beim Kommen Ava( Sei gesegnet) und beim Gehen Vale( Sei gesund) sagten, ist ungleich schöner, als unser modernes„ Gehorsamer Diener" oder Guten Tag" u. f. w. Die Drientalen befizen einen übermäßigen Heichthum an Grußformen und ich will nur folgende bierber fegen: Gott segne und erhalte Dich!" Mögest Du Gemäch lichkeit in Hülle und Fülle genießen!" Gottes Gnade sei mit Dir!" Sei glücklich!" Der Araber grüßt: Wenn Gott will, bist Du wohl!" Die Egypter hingegen fragen: Schwigest Du start?" während die Perser fich zurufen: " Möge Gott Deine Augen fühlen!" Ein anonym gebliebener Autor, welcher in sehr gediegener Weise über die verschieden artigen Grußformen spricht, erzählt auch unter Anderem, daß bie Drientalen, eine seltsame Lautähnlichkeit ihrer Sprache benußend, oft den zum Gruße ausgesprochenen Segenswunsch in einen Fluch verwandeln, menn fie Jemanden irrthümlich freundlich gegrüßt baben. Sie sagen dann statt des üblichen Segensspruches Al salamo alaika"" Al samo- alaika", daß heißt: Dir sei der Tod!" Die mimischen Begrüßungen find
Es giebt, meiner Erfahrung nach, nur wenig Menschen auf Erden, die volllfommen schön au grüßen vermögen; aber noch ungleich fleiner ist die Babl Jener, welche auf einen Gruß hübsch zu danfen im Stande find. Wenn ich mich recht er ein Gruß immer freundlich lächelnd gegeben werden soll, und dieser woblmeinende und wohlgemeinte Rath wird von manchen Leuten ganz falsch verstanden. Diese guten Leute nen Lächeln auf den Lippen immerwährend umber, so zwar, daß Jedermann, der Augen im Kopfe hat, diesem Gruße das Ges anfieht. Andere Menschen wieder ziehen es vor, mit ernsten, ge= meffenen Zügen zu grüßen und den Gruß zu erwidern, und wahr lich ein solch maimorfaltes und marmeistarres Antlig ist bei Weitem noch odioser, als die kontinuirlich lächelnde Fraze, welcher der Stempel der Stupidität aufgedrückt ist. Wie man aber grüßen foll? Ich glaube, daß fich dies faum lernen läßt. Man grüße, wie man nach eigenem Ermessen grüßen würde, wie unb man laffe fich nicht durch jene Lehrmeister, welche vor lauter Anstandsregeln den Anstand verloren haben, leiten. Der Gruß soll nicht eingedrillt werden, wie dies leider nur allzuoft von Gouvernanten versucht wird; der Gruß wird ohne jebe Dressur freundlich sein, wenn der Spender es mit dem Begrüßen gut und ehrlich meint, und der Gruß wird unfreundlich sein, wenn man unsympathisch fühlt, vor außgefegt, daß man dann überhaupt noch grüßt. Die mo derne Erziehung sollte die Natur mehr gelten und wirken unbedingt bei den Orientalen am schönsten entwickelt. Ein laffen und nicht jede subjektive Regung von vornherein unterbrüden. In der Sucht, immer höflich und modern zu fein, hat unser gegenwärtiges Beitalter eine Uniformirung des Beiftes und eine furiose Uebereinstimmung der Umgangs geffen. Die rechte Hand wird auf die Stirne und dann auf formen erzielt, die nicht allzu erfreulich ist. Es scheint, als ob die Subjektivität des Einzelnen verloren gegangen und selbst Gegrüßten Herz und Verstand des Grüßenden zu eigen Ständige Gedanken und Empfindungen geradezu verpönt seien. Dieser Schmerzensschrei, in den wohl zahlreiche Leser mit daß wir etwa in ähnlicher Weise grüßen mögen, wie die Be einstimmen werden, bezieht sich natürlich nicht auf den Wunsch,
bekannter Reisender erzählt, daß er von einem alten Türfen auf die herzlichste Weise begrüßt wurde und tann die seltene Grazie und schöne Liebenswürdigkeit dieses Grußes garnicht ver Das Herz gedrückt, was wohl deutlich genug sagt, daß dem sei. Die Hunnen und die Verser boten ihren Freunden ihr Blut zur Begrüßung; fte öffneten sich die Adern und ließen die Freunde das Blut trinken. Charakteristisch sind die Gruß arten mancher Völker, welche genau das Leben dieser Men
zu: ,, Gesundheit und Gewinn," in Serbien wird bei manchen Hirtenvölfern, welchen die Eicheln sehr werthvoll find, der Gruß:„ Gibt es Eicheln?" gebraucht.
wohner der manilischen Inseln, welche fich vor einander tief schen fennzeichnen können. So tief man fich ehemals in Genua Derneigen, die Wangen mit den Händen bedecken, ein Bein in die hohe und ein Bein gebogen halten; im Gegentheil, unser Schmerzensschrei richtet sich gegen alles Erzwungene und inpen Zug der Mußfreundlichkeit, wenn man im Busen eins Wibernatürliche. Man trage nicht in den Mienen den stereo
Sept wollen wir uns aber einigen absonderlichen Grußformen zuwenden, von denen einzelne geradezu komisch
rühren die Grüßenden ihre Nasenspigen, andere Inselbe wohner heben den Fuß Desjenigen in die Höhe, den ste
ander gram ist, und zeige dagegen auch nicht eisstarte Büge, find. Auf den Gesellschafts- und Freundschafts- Inseln be wenn man Freundlichkeit empfindet. Die leere und in diesem Falle unfinnige Etiquette soll nicht im Stande sein, uns Menschen unser Ich zu rauben; e thörichten und jedes grüßen, und reiben ihr Gebiß daran; die Andamanen- Infus
-
-
1. Jahrgang.
| quemlichkeit nöthig ist, muß von einem Krämer entnommen werden. Die Handwerker stehen unter einem Meister, der fte, da er selbst Sozialdemokrat ist, wohl bald ins Lager derfelben überführen wird. Auch einen allerdings noch jungen- Friseur besitzt das Viereck, einen sogenannten Haarmann, dem man gewiß noch oft den Kopf zurecht sezen wird, während es doch umgekehrt geschehen müßte. Die Landwirthschaft steht leider in dem Vieredt ziemlich tief, wie schon daraus hervor geht, daß es nur zwei Defonomen, einen Meibauer und einen dermann, unter den Bewohnern giebt, und daß obendrein Beide nur einen Knecht, den Liebknecht, haben. Budem befchäftigen sich die beiden Legteren mit ganz anderen Dingen als Wir kommen nun zu ben förperlichen und geistigen Eigenthümlichkeiten der Bewohner des Vierecks. Da stellt sich denn in erster Beziehung heraus, daß nur ein einziger Quene vor handen ist, und daß die meisten Mager find. Besondere Eigenschaften finden fich nicht, nur daß Einer einen Goldfuß hat, und daß ein Anderer ein Mohr ist; Letterer gehört aber nicht zum Sentrum. Die Gemüthseigenschaften sind leider nicht die besten. In früheren Jahren gab es noch einen Engel unter den Vieredsbewohnern, jest aber haben fie fogar einen Teufel, und zwar einen Manteuffel, zum Unterschiede von den allgemein verbreiteten weiblichen Teufeln. Vuch herrscht viel Grimm im Biered und Unruhe ist der gewöhnliche Zustand. Leicht fällt ein Funke in die ervlofible Maffe, so daß fie in Brand geräth und große Hise verbreitet. Ist es da ein Wunder, daß einer der Bewohner schon ein Grillenberger geworden ist? Daß die gute Laune an genanntem Drte eine seltene Erscheinung ist, geht auch daraus hervor, daß es dort nur einen einzigen Geiger giebt und nur einen Singer; jener Mann, der den Triller vorzüglich verstand, ist aus Kummer über die Mißachtung der Musit fortgezogen. Weil nun aber der Mensch doch etwas haben muß, woran er fich erholt, so haben die Be wohner des Viereds fich aufs Trinken verlegt. Womit fie ihren Durst ftillen, ist leider nicht zu ergründen gewesen, indeffen haben fte einen Schönborn und einen Trimborn, die ihnen das föstliche Naß spenden, und ein Schenk ist zur Hand, der es ihnen reicht, und an Trinfgefäßen mangelt es auch nicht; die einen nehmen den in Nidda fabrizirten Krug, die anderen ein Horn, und wieder andere trinken aus einem funkelnden Römer. Da auch ein Refsel vorhanden ist, so kann man daraus schließen, daß hin und wieder gewaltige Riesenbomlen gebraut werden. Ueber die Einrichtung innerhalb des Vierecks läßt sich wenig sagen. Es ist daselbst ein großer Baumgarten angelegt, der mit Burbaum eingefaßt ist. In den Bweigen der Bäume fucht man vergebens nach Singvögeln, aber ein raubgieriger Sperber hauft da oben und schaut nach Beute aus. Auf der Erde hüpft eine friedliche Lerche umber, und im Gemüsegarten ftolairt ein hänel, welches hin und wieder fampfluftig mit den Flügeln schlägt. Früher muß es im Viered auch eine größere Anzahl von Stoffen gegeben haben, oder man beabsichtigt, wieder solche anzuschaffen; denn wo wollte sonst der vorhandene Roßhirt Beschäftigung finden? Augenblicklich fieht man nur ein Roß im Viered, welches sich mit seinem Hirten gut vers trägt. Weniger erklären fann man es fich, daß es im Biered fo manchen fapitalen Bod giebt, nämlich nicht weniger als brei. Hoffentlich läßt sich Bismard die Gelegenheit nicht ent gehen, bin und wieder einen zu schießen. Auch giebt es im Viereck eine fleine Menagerie, in welcher Better Braunfchönes Exemplar und ein Löwe untergebracht find. Barte Empfindnungen hegt man im Viered durchaus nicht; Niemand denkt daran Blumenzucht zu treiben, und die einzige Rose, welche man zu entdecken vermag, ist eine wilde. Kampf ist im Viered die Barole und einzige Beschäftigung. Bald werden wir ja von den Thaten der Bewohner deffelben hören. Glüc licher Weise ist jest tein Kloz mehr vorhanden, mit welchem fie fich werfen könnten, dagegen andere leichtere Waffen, näms lich Stöcke( r).
g. Folgendes interessante Gutachten wurde vor Kurzem von dem Heltestenkollegium der Kaufmannschaft zu Berlin in einem Falle abgegeben, in welchem der Reisende einer hiesigen
Ianer wieder blasen fich mit lautem Girren in die Hand, andere Infulaner sogar ins Dhr. Die am meisten verbreitete Grußform ist das Nasenreiben. Die beiden Grüßenden legen bet dieser Höflichkeitsfundgebung die Nasen aneinander und reiben Es fann und wird aber auch dieselben eine fleine Weile.
häufig die Wange und die Hand mit der Nase gerieben. Wir finden die Sitte des Nasenreibens bei den Eskimos, Lapp ländern, Neuholländern, Malayen u. s. w., hauptsächlich also bet jenen Völkern, welche den Kuß weder als Begrüßung, noch als Lieblosung kennen. Jn Karolina scheint man, wie Merde erzählt, dem Begrüßten die Schulter gefragt zu haben, während man auf manchen der Südsee Inseln dem Begrüßten ein Gefäß mit faltem Waffer über den Kopf schüttet, eine Höflichkeit, die bei der dort herrschenden tropischen Hige gar nicht unangenehm genannt werden kann. In manchen afrikanischen Ländern macht die Grußform der Temperatur Konzeffionen und die afrikanische Etiquette schreibt vor, dem Begrüßenden die wenigen Kleider welche er auf dem Leibe hat, noch abzunehmen und sich selbst um den Körper zu hängen. In China grüßen sich zwei Reiter auf originelle Art, indem der Aermere von seinem Roffe steigt und, sich verneigend, den Neicheren vorüberreiten läßt; in Japan hingegen sieht der in geringem Ansehen stehende Mann dem angesehenen Mitbürger zur devoten Begrüßung die Sandalen aus. In Zentral- Afrika , wo es Der sonderbaren Grußformen eine Unzahl gibt, herrscht auch die Sitte, daß fich zwei Männer die Arme reiben, oder ganz vor einander entfleiden, was, in Parenthese be merkt, die höchfte Potenz der Höflichkeit sein soll. Weniger schön ist das Fingerknaden mancher Negerftämme, welche sich zum Gruße Die Finger zerren, bis jenes unangenehme Geräusch entsteht, daß auch manchen Leuten in Europa Vergnügen, ihren Nebenmenschen aber nur Mißvergnügen macht
Ich will es mit diesen Mittheilungen genug sein lassen. Das Thema, welches ich mir gewählt, ist wohl unerschöpflich, doch die von mir gemachten Broben dürften genügen. Den Rahmen dieser Slizze würde es übersteigen, wollte ich Borschläge wegen neuer Grußarten bei uns machen und für unser Qutabziehen und mit dem ewig lächelnden Haupte Verneigen 2c. neue Formen erfinnen. Doch ... das fann von mir nicht einmal gefordert werden! Ich wage nochmals zu bemerken, wie ich dies schon Eingangs erwähnt habe ,,, mehr Natürlichkeit sollte in unseren Grußformen vorherrschen und das Verneigen, Händeküffen 2c. 2c., wie wir es heute betreiben, müßte alsdann verschwinden. Weniger Bwang nnd mehr freier Wille, weniger Künftelei und mehr Natürlichkeit, dies sei die Devise beim Grüßen. Lieber gar feinen Gruß, als einen, dem selbst ein geistig Kurzsichtiger die Zwangsjade ber Gouvernantenweisheit anfieht.