ergriffen war, auf dem Transporte nach dem Gefängnisse zu entspringen. Bisher ist feine Spur von demselben wieder zu entdeden gewesen. Daß die Polizei es fich angelegen sein läßt, den Schlupfwinkel dieser Bande ausfindig zu machen, ist natürlich, die Spezies dieser Spigbuben erinnert lebhaft an eine andere Bande, welche vor einiger Zeit durch ihre Einbrüche in einsam gelegenen Gutsgebäuden und Pfarrhäusern von fich reden machte, und die auch in dem bekannten Prozesse Dickhoff zur Sprache fam.
Firma plöglich entlassen worden war, well er erstens in zwei| Fällen die Spesen für zwei volle Tage berechnet hatte, ob gleich seine Abreise jedesmal an einem Abend und die Rüd fehr an einem Nachmittag eefolgt war, und zweitens, weil er erstens in zwei Fällen die empfangenen Ordres um kleine Waarenposten erhöhte, ohne hierzu von den Kunden autorifirt worden zu sein. Das Gutachten besagt nun: 1. Es ents spricht den bestehenden Handelsgebräuchen, wenn ein Reisender, Der am 1. Januar, Abends, eine Reise angetreten hat und am 5. Januar, Nachmittags, zurückgekehrt ist, die Reisespesen für fünf Tage, dergleichen bei Antritt einer Reise am 7. Januar, Abends, und Rückkehr am 12. Januar, Nachmittags, Epesen für sechs Tage in Anrechnung bringt, d. h. die Tage des Antritts der Reise und der Rückkehr für voll rechnet. 2. Ein Reifenter ist nicht berechtigt, die empfangenen Drdres der Kunden um kleine Waarenposten, von denen er glaubt, daß der Kunde fte gebrauchen fann und behalten wird, zu erhöhen, fondern er hat nur die ihm von den Kunden wirklich ertheilten Aufträge einzusenden. In der gegentheiligen Handlungsweise muß eine Pflichtverlegung des Reisenden gesehen werden." Dieses Gutachten war vom Kgl. Amtsgericht I. hierselbst in einem Zivilstreit eingefordert worden.
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eingetretene Konkurs genannter Fabrit hervorrief, ist es wohl berechtigt, über die seit gestern gepflogene öffentliche Land gerichtsverhandlung das Wesentliche zu berichten. Dstar Ditt mar ist, der Voff 3tg." zufolge, der Unterschlagung, Untreue, des versuchten Betruges event. Der Fälschung angeflagt. Det erste Anklagefall stügt sich darauf, daß Dittmar mit dem Kaufmann Rudolf Schulze aus Nordhausen und dem Fabrikanten Julius Hornung aus Sangerhausen einen Vertrag schloffen, nach welchem der Angeflagte auf gemeinschaftliche Rechnung Grundstücke bis zur Höhe von etwa 1700 Ader zur Bildung eines größeren Gutes antaufen solte. Die Mittel dazu wurden auf Rechnung von Schulze und Hornung durch die Nordhäuser Bank an den Angeklagten ausgehändigt, der selbst nur 20,000 Mart beizutragen hatte, dagegen vers pflichtet war, die Grundstücksanläufe und die Ab stoßung der Hypotheken 2c. zu besorgen. In dem Ver trage war ausdrücklich bestimmt, daß Dittmar die ihm gewährten Geldmittel zum Anlauf von Grundstücken verwenden sollte. Dittmar verwendete aber 24 000 bis 25 000 Mart dieser Gelder zur Bezahlung von Privatschulden und stellte bei der von ihm verlangten Rechnungslegung, falsche Kontoauszüge auf. Die Antlage erblickt darin Unterschlagung, während Der Angeklagte zwar die Verwendung der 24000 Mt. in feinem Nußen zugeftand, dabei aber behauptet, daß er im Kontotorrentverkehr mit den beiden Konsorten ge standen und deshalb von diesen nur zivilrechtlich belangt werden tönne. Der zweite Anklagepunkt wegen Untreue wird vom Ans geklagten zugestanden und bestand darin, daß er nach und nach aus der Kaffe der Zuckerfabrik die Summe von 11000 M. ent nommen und in seinem Nuzen verwendet, dabei auch wieder falsche Eintragungen in die Bücher vorgenommen. Der dritte Anklagepunkt wegen Betrugs gründet sich darauf, daß Dittmar zur Budeifabrit 100 Aftien à 500 M. gezeichnet, in den terminlichen Einzahlungen aber nur 30 000. eingezahlt hatte, mit den restirenden 20000 Mt. aber so im Rückstande geblieben war, daß die Interimsscheine verfallen gewesen wären. Um diesem Verlust zu entgehen, wußte er ca zu bewerkstelligen, daß er auf 60 Interimsscheine Vollzahlung quittit erhielt, während er auf die übrigen 40 Interimsscheine sich 20 000 M. gut schrieb. Die Verhandlung dauerte gestern und heute je 10 bis 11 Stunden. Der erste Staatsanwalt Dr. Mittenzwey beantragte das Schuldig und 5 Jahr Gefängniß; der Vertheidiger Dr Kunreuther Gotha beantragte für Buntt 1 und 3 Freisprechung, für Bunft 2 Annahme mildernder Umstände. Der Gerichtshof erkannte unter Rücksicht auf die Nothlage des Angeklagten für Bunft 1 und 2 auf eine Gesammtstrafe von 3% Jahren Ge fängniß, für Puntt 3 auf Freisprechung. Der Angeklagte war tief erschüttert und gebrochen.
Eine unglaubliche Rohheit. Zu Friedrichsfelde in das Restaurationslokal des Schlächtermeisters Herrn Beeskow, in welchem in später Abendstunde sich noch der Befizer, sein Bruder und einige Bekannte befanden, traten plöglich mehrere Fremde und verlangten Bier. Herr Schlächtermeister Beeskow, dem das keineswegs Vertrauen erweckende Aeußere der fremden Gäste auffiel, lehnte das Verlangen mit dem Bemerken ab, daß bei ihm Feierabend sei. Die Fremden wollten sich indessen Die Fremden wollten sich indeffen nicht abweisen lassen; fte stellten das Verlangen nach Bier von neuem und dringender; es kam zu einem Wortwechsel, und schließlich wurden die Fremden gewaltsam aus dem Lokal ents fernt, und dasselbe geschlossen. Späterhin verließen auch die Bekannten des Herrn Beeskow das Lokal, aus welchem fich kurz zuvor dessen Bruder fortbegeben hatte. Als die Heims fehrenden faum einige Schritte auf der Straße gegangen waren, fanden sie einen leblosen Körper an dem Hinnstein liegen. Sie griffen im Finstern danach, und sofort bekam der eine einen Kopf in die Hände, in welchem ein Veffergriff steďte. Es wurde Licht herbeigebracht, und nun in dem anscheinend bereits Leblosen der Bruder des Herin Beestow er tannt, dem ein starkes Taschenmesser in den Kopf geschlagen war. Der junae Mann wurde sofort in die Wohnung geschafft, und ein Arzt herbeigeholt, welcher zunächst das Meffer aus der Wunde entfernen mußte. Daffelbe war mit solcher Gewalt geführt worden, daß zwei fräftige Männer erforderlich waren, um es herauszuziehen. Wie fich inzwischen herausgestellt, hat Der Schwerverlette, vermuthlich infolge eines vor Schreck eingetretenen Schlaganfalls die Sprache verloren. Zur Ermittelung fehlt bis jetzt noch jede fichere Spur. Mehrere Verdächtige find zwar bereits verbaftet gewesen; dieselben mußten aber stets wieder wegen Mangels an Beweis entlassen werden. Der Zustand des Berlegten giebt zu den schwersten Bedenken Veranlassung.
N. Die städtischen Kanalisations- Arbeiten haben in Folge des Frostes am gestrigen Tage ihr Ende erreicht und find die Arbeiter bereits sämmtlich abgelohnt worden. Die aufgeworfenen Kanalisations Gruben werden heute zugeschüttet und die Bau- Buden und Bretter- Vorschläge in den Straßen abgeriffen bis im Frühjahr weiter gebuddelt wird.
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N. Entbindung im Eisenbahn - Waggon. Die underehelichte Karoline Viener, welche heut früh mit dem Sechßuhr zuge aus ihrer Heimath Schwedt a. D. auf dem Schlesischen Bahnhof hier anfam, wurde furz vor der Einfahrt in die Bahnhofshalle von Geburtswehen überrascht und gleich darauf von einem jungen Weltbürger glüdlich entbunden. Da die M. ohne jegliche Subsistenzmittel war, wurden Mutter und Kind nach der Charitee überführt.
r. Die Ausnutung billiger Arbeitskräfte wird noch immer von vielen Leuten in einer geradezu frivolen Art betrieben. Seit die Unternehmer nicht mehr in so umfangreichem Maße wie früher versuchen, die Lehrlinge zu allerlei Arbeiten, die mit der Erlernung ihres Berufes nichts zu thun haben, heranzuziehen, hat fich eine andere Einrichtung in nicht minder bedenklicher Weise herausgebildet, nämlich die der Arbeitsburschen. Junge, laum den Knabenschuhen entwachsene Menschen werden mit der Beförderung von Laften mittelst Tragekörben, Handwagen und in ähnlicher Weise beschäftigt, daß die damit verbundene Anstrengung das Maß ihrer förperlichen Kräfte weit überschreitet. Am Donnerstag Abend trug so ein Arbeitsbursche, der etwa 15 bis 16 Jahre zählen mochte, eine größere Partie Blechwaaren in einem Korbe auf den Schultern die Dranienstraße entlang. War die Lait schon an fich eine beträchtliche und die Kräfte des jungen Menschen weit übersteigende, fo war es bei der durch Schneefall erzeugten Glätte kein Wunder, daß jener plöglich zu Falle tam und die Blechwaaren aus dem großen offenen Korbe auf die Straße tollten. Diese Waaren, sogenannte Bazar- Gegenstände, die man ohne Schaden für ihre äußere Form faum scharf onsehen darf, waren durch diesen Unfall natürlich stark ramponirt und man fonnte bem weinenden Jungen glauben, daß sein Brins zipal fich durch Kürzung von dem Wochenlohn des Jungen entschädigen werde. Ein Fuhrmann, der seine widerspen ftigen Pferde zu scharf antreibt, um fte zu einer größeren, augenblidlichen Kraftleistung zu bewegen, läuft Gefahr, wegen Thierquälerei polizeilich und gerichtlich bestraft zu werden. Was geschieht aber einem Prinzipal, der die unvernünftigsten Anforderungen an die Kräfte seiner Arbeiter stellt?
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erfchei Berlin Ginzel
William Jones, welcher bekanntlich am 19. Nov. 1881 Charles J. Guiteau , den Mörder des Präsidenten Garfield, im Gefängniß in Washington zu erschießen versuchte, ist vorlegte Woche im Kriminalgericht in Washington auf die Anklage des versuchten Mordes prozessirt und von den Geschworenen freis gesprochen worden. Die Untersuchung hat also nur drei Jahre gedauert!
Ein Verbrecherleben. Am Montag Abend wurde, wie unseren Lesern in der lesten Nummer unferer Zeitung bereits mitgetheilt, einer Dame aus Forst beim Verlassen des Opern bauses in der Garderobe ihr Portemonnaie mit 270 Wart Inhalt aus der Kleidertasche gestohlen, der Dieb aber von der Bestohlenen sofort erkannt und in der Person des vielfach vorbestraften Taschendiebes Meinhardt zur haft gebracht. Der Ergriffene, ein bereits 64jäh iger Mann, hat, wie die Ger. Beitung" schreibt, nicht weniger denn 27 Jahre in Buchthäusern Strafe verbüßt und somit nur 37 Jahre seines Lebens in Freiheit zugebracht. Dieser Senior der Berliner Taschendiebe, welcher wegen seiner notorischen Ungeschicklichkeit in Diesem Spezial- Diebesgeschäft von feinem Genoffen der Ber liner Taschendiebszunft geachtet, ja taum getannt wird, hat nun in der That bei Ausübung seiner verbrecherischen Thäs tigkeit das Mißgeschick gehabt, seit dem Jahre 1854, von welcher Beit ab feine erste Bestrafung wegen Taschendiebstahls datirt, nur drei Jahre die goldene Freiheit zu genießen, während er, wie schon oben erwähnt, in diesem Zeitraume von 30 Jahren gerade 27 Sabre in furzer Reihenfolge Suchthaus ftrafen abfigen mußte. Als ein Taschendieb, der wirklich von einem persönlichen Mißgeschick verfolgt wird, ist Meinhardt allen Kriminalkommissaren am Moltenmarkt bekannt, und es mögen auch folgende gerichtliche Erkenntnisse dafür sprechen: Im auch folgende gerichtliche Erkenntnisse dafür sprechen: Im Frühjahr 1875 stahl Meinhardt einer Dame vor dem Quaas'schen Runstgeschäft an der Stechbahn ein Bortemonnaie mit 2 Bfg., fünfjährigen Buchthausstrafe verurtheilt. wurde ertappt und mit Rücksicht auf seine Vorstrafen zu einer Anfangs Oftober
r. Der Schnee ist auf unseren Wochenmärkten eine recht unbequeme Erscheinung. Die Bezabiuug an den einzelnen Verkaufsständen erfolgt fast ausnahmslos von Hand zu Hand und hierbei ist es fast unvermeidlich, daß hie und da ein Geldstück zu Boden fällt. Bei jedem anderen Zustande der Witterung ist so ein fleiner Unfall nicht schlimm, aber der weiche Schnee verschlingt Münzen von kleinerem Umfange gewöhnlich rettungslos und alles Suchen und Durchwühlen des Schnee's ist in solchen Fällen vergeblich. In den legten Tagen Tonnte man auf den Märkten ungemein häufig Händler und Käu, er gemeinsam bei der undankbaren Arbeit des Schneefebens sehen, das auch diesen Fällen den eng mit ihm verbundenen Begriff der Resultatlosigkeit nicht ein büßte. Es wäre den Händlern zu empfehlen, wenn fie zur Aufzählung des Geldes ein entsprechendes Pläßchen auf ihren Verkaufstischen frelließen, damit das unbequeme Bahlen von Hand zu hand unnöthig würde.
a. Ein Militär- Invalide war am 3. d. M. aus Liegnitz tommend, auf einem hiesigen Stadtbahnhofe, ob es Bahnhof Alexanderplat oder Friedrichstraße war, vermochte er fich nicht mehr zu befinnen, abgeftiegen und hatte sich mit seinem Koffer in ein in der Nähe des Bahnhofes belegenes Kellerlokal bes geben, um sich zu reftauriren, als er fich sodann die Stadt bes jeben wollte, ließ er den Koffer zur Aufbewahrung im Lokal zurüid, das er bei seiner Rückkehr nicht wieder finden konnte, ba er hier gänzlich unbekannt war, und er mußte ohne den felben abreifen. Der Koffer, welcher Bekleidungsgegenstände enthält, ist mit grauer Leinewand überzogen und hat ein gelbes Meffingschloß, fowie lederne Handgriffe, auf welchem eine BoftViel aufgabemarle Dt. Krone- Schneidemühl aufgeklebt ist. leicht führen diese Beilen zur Ermittelung des Lokals, deffen Inhaber weitere Mittheilungen an das Kriminalfommiffariat
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Stuttgart , 20. November. Wir haben seiner Beit ge meldet, daß das am 2. d. Mis. ftattgehabte großartige Be gräbniß Dr. Dults in musterhafter Ordnung verlaufen fel Um so mehr muß es überraschen, wenn man jest nachträglich von den ausgedehnten militärischen und polizeilichen Vor fichtsmaßregeln erfährt, über welche der Bolts- Beitung" folgendermaßen berichtet wird: Vom Vom Vormittagsappell bis Nachmittags 5 Uhr mußte sämmtliches Militär der württembergischen Hauptstadt in den Kasernen verbleiben Difiziere wie Mannschaften, und Keiner durfte nur zum Mittagessen dieselbe verlaffen. Sogar ein Kapell meister, der für diesen Sonntag Nachmittag ein Konzert zugesagt hatte, durfte erst um 5 Uhr seinem Versprechen nach tommen. Ein Theil der Infanterie war angetreten und soll sogar eine Anzahl scharfer Patronen erhalten haben. Eine Abtheilung Heiter stand die ganze Zeit neben den gefattelten Pferden, um jeden Augenblid zum Auffigen bereit zu sein. Dazu kam noch die Einziehung der ganzen Gendarmerie bis auf stundenweite Entfernung; in der Nacht kamen die würt tembergischen Landjäger von allen Seiten in die Hauptstadt eingerüdt und am Montag früh wußte die Behörde in Göpping gen selbst noch nicht, warum ihre zwei Gendarmen in der Nacht Dom Sonnabend zum Sonntag nach Stuttgart gemußt. Gen darmerie Major und der Gendarmerie- Oberst waren die ganze Beit mit dem größten Diensteifer auf dem Plate. Ersterer fuhr mit noch einem uniformirten Beamten in einem zweispännigen Wagen vor das Trauerhaus, um daselbst die Üleberwachung zu leiten. Die ganze Nacht hatten Militärpatrouillen die Stadt durchzogen. Vor dem Abgange des Zuges wurden die herbeis gebrachten Kränze und Schleifen einer genauen Musterung unterzogen, die vielen rothen Schleifen gerügt, ein Kranz mit Widmung durfte nicht öffentlich getragen, sondern nur im ge schlossenen Wagen mitgenommen werden, weil in großer gol bener Schrift das Wort„ Sozialdemokratie" auf der breiten Schleife stand. Sogar die rothen Blümchen, welche Biele in dem Knopfloch trugen, wurden üb.l vermerkt. Vor dem Bahn hofe aber hatte die ganze Polizeimannschaft der Hauptstadt, sowie die eingezogene Gendarmerie Wache zu halten.
1880 hatte Meinhardt die Strafe verbüßt und kehrte als geborener und hier ortsangehöriger Berliner nach Berlin zurück. Auf der Kriminal- Abtheilung am Moltenmarkt mußte er sich, als unter Polizeiaufsicht stehend, melden, wo Meinhardt unter vielen Betheuerungen versprach, nunmehr ,, uff seine ollen Dage" nicht mehr stehlen zu wollen. Ein zufällig auf dem Kiminalgangenheit des alten Sünders gehört und trotzdem Mitleid mit Kommiffariat als Beuge anwesender Kaufmann, der die Ver ihm hatte, machte ihm den Vorschlag, bei ihm zur Begleitung eines Gepäckwagens, der täglich durch die Straßen fährt, als Schaffner einzutreten. Drei Tage verblieb Weinhardt unter gewissenhafter Erfüllung seiner Pflicht in dieser Stellung; am vierten Tage, einem Sonntage, begab er sich zum Besuche einer Schwester nach der Chausseestraße, bestieg dort einen Pferdebahnwagen und benugte die Gelegenheit, um einer Dame aus ihrem Baletot beim Besteigen des Pferdebahnwagens ein Bor temonnaie mit 1 Mf. 50 Bf. Inhalt zu entwenden. Hierbei Oftober 1880 von der zweiten Straffammer des Landgerichts ergriffen, wurde dem nicht mehr zu bessernden Langfinger Ende I abermals eine vierjährige Buchthausstrafe zudiktirt, die er anfangs November d. J. in dem Buchthause zu Brandenburg a. Havel verbüßt hatte; er wurte wiederum nach Berlin entlaffen. Acht Tage erfreute sich Meinhardt nach längerer Beit wieder einmal der Freiheit, als der Hang nach fremdem Gute ihn am legten Montag in den Vorraum des Opernhauses trieb, wo er, wie schon eingangs erwähnt, bei Verübung eines neuen Diebstahls überrascht und nach dem Moltenmarkt transportirt wurde. Als alter Bekannter stand er am Dienstag Morgen vor den Kriminal- Stommiffarien. Meinhardt schilderte den Beamten seine traurige Lage, in welcher er fich befand, als bie wenigen Wait, die er als Ueberverdienst von der Strafs taffe ausgezahlt, in wenigen Tagen hier verausgabt hatte, und wie es ihm als alten efelgrau gewordenen Rerl" nicht mehr möglich sei, ohne Atteste, ohne Empfehlung sich hier eine Stellung zu suchen. Es sei ihm daher nur übrig geblieben, wieder zu stehlen. Nach seiner Versicherung sei dies sein erstes Debüt nach verbüßter Strafe wieder gewesen; aber seine Hände feien, wie er hinzufügte, so ftolperig" gewesen, daß er fich nicht wundere, wenn er bei der That ergriffen worden. Der alte Zuchthausbruder wurde darauf zum Untersuchungsgefäng niß nach loabit eingeliefert, nachdem er noch einem Kriminal beamten die Worte zugerufen: Mir ollen Esel werden Sie wohl hier nicht wieder zu sehen kriegen."
g. Während eine große Anzahl von beschäftigungslofen Personen durch den ersten starken Schneefall bei der Straßenreinigung und bei der Pferdeeisenbahn- Gesellschaft Lohn und Brod findet, sind die Hunderte und aber Hunderte von Bauhandwerkern, besonders jene an den öffentlichen Bauten, um ihren Verdienst gelommen. So ist der größte Theil der Arbeiten auf dem Terrain des neuen Reichstagsgebäudes, den städtischen Markthallenbauten 2c. mit dem gestrigen Tage ein geftellt und viele, viele Abeiter bis zu einem Umschwung der Witterung enilaffen worden. Auf der weiten Fläche des BauTerrains am Königsplatz steht es mit einem Male verödet aus, dort, wo sich bis zum gestrigen Tage noch ein äußerst reges Leben entwidelt hatte. Bleibt die gegenwärtige Witterung bet und können die unterbrochenen Aibeiten nicht wieder aufge nommen werden. was durchaus nicht unwahrscheinlich ist so wird auch nicht die Anfangs gehegte Absicht der Reichstags bauverwaltung in Erfüllung gebracht werden können, noch in diesem Jahre den größten Theil der Fundamente und ein Theil des Kellermauerweits herzustellen. Man weiß, daß dieses Borhaben besonders durch den sehr schlechten Baugrund ver eitelt worden ist, welcher einen großen Beitaufwand bei Legung des Fundaments erfordert. Db noch in diesem Jahre mit dem Abbruch des stehen gebliebenen Theils des ehemaligen des ehemaligen Raczynski'schen Palais vorgegangen wird, froßdem das neue Gebäude für das Baubureau nahezu vollständig fertiggestellt ist, erscheint durch den schnellen Witterungswechsel fraglich. r. Apotheken- Diebe. Eine ganz besondere Spezies von Spizbuben, die es sich zur Aufgabe gemacht zu haben scheint, ausschließlich Apothefen zum Schauplage ihrer Thätigkeit zu machen, versezt die Apothekenbeftger in fleineren Städten in Besorgniß. Die polizeilichen Recherchen sollen Anhaltsmomente Dafür ergeben haben, daß der" Siz der Gefellschaft" dieser Diebesbande in Berlin zu suchen ist. In den Monaten Sep tember und Oktober wurden in zahlreichen Apotheken in Bommern und Westpreußen Einbruchsdiebstähle verübt, namentlich in Freienwalde , Solbergermünde, Naugard in Pommern , Friedeberg N/ M., Basewall, Angermünde , Greiffenhagen und an anderen Drten. Bei allen Diebstählen ließ sich eine einheitliche Geschäftsproris der Spizbuben erkennen. Für Einbrecher bieten die Apotheken allerdings günstige Chancen. Es fällt nicht auf, wenn in der Nacht vor der Thüre fich Jemand längere Beit aufhält; auch ein Lichtschimmer in den Räumen ber Apothele mitten in der Nacht ist nichts Ungewöhnliches. Außer durch diese Umstände werden die Spigbuben auch sonst noch vom Glüd begünstigt. In der Nähe von Danzig gelang vor einigen Tagen einem der Einbrecher, der bei der That
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Sieben blinde Geschwister. Bei der vor einigen Tagen linge der Blindenanstalt durch den Herrn Profeffor Sämiſch in Düren abgehaltenen augenärztlichen Untersuchung der Bög aus Bonn gelangte auch ein Bögling zur Untersuchung, wel cher blindgeboren und auch noch fleben blinde Geschwister su seinen Leidensgefährten zählt. Der Vater, ein in Mülheim a. d. Ruhr wohnender Tagelöhner, war zweimal verheirathet, und beide Frauen waren auch Schwestern. Aus diesex beiden Ehen find im Ganzen 16 Rinder hervorgegangen, und zwar acht sehende und acht blinde, alle blind geboren. Das Me aber nach der ,, Germ." das, daß in ganz regelmäßiger Reihen folge auf jedes sehend geborene Rind ein blind geborenes Kind folgte. Zur Zeit leben noch vier der todten Geschwister, und zwar drei in Mühlheim a. d. N., einer als Drganist, einer als Klavierstimmer und Stuhlflechter und ein Mädchen, welches eine Stridschule leitet; der jüngste Bruder befindet sich noch
zur Ausbildung in der Anstalt.
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find nicht auf Rosen gebettet. Von vielen anderen abgesehen, Journalistische Galle. Die Redakteure im ferneren Weften find die Ansprüche, welche die Leserwelt an den Inhalt ihrer Blätter stellt, faum zu befriedigen, und man begreift daher, wenn ein Redakteur einmal in den Harnisch geräth und seinen Lesern derb den Tert liest, wie es derjenige von der Freien Breffe" in Minneapolis neuerdings folgendermaßen thut: Wir find gewiß dankbar, wenn unsere Leser uns über jeden befon deren Vorfall in deutschen Familien benachrichtigen; wenn aber eine deutsche Dame, weil ein gewisses frohes Ereigniß in ihrer Familie bei uns nicht erwähnt war, dem Beitungsträger fagen läßt, fte wolle das Schundblatt" nicht mehr haben, so thut es uns leid, diese Dame" in das Geschlecht der Oberkaffern
N. Feuerbericht. Die Feuerwehr wurde gestern um die 5. Nachmittagstunde nach dem Hause Neue Friedrichstr. 5 ge Bottlatus durch Unvorsichtigkeit ein Feuer ausgebrochen war rufen, woselbst in der dort belegenen Wohnung einer Frau und zum Theil das Mobiliar mit in Brand gesezt hatte. Beim Eintreffen der Feuerwehr war die eigentliche Gefahr bereits durch die Hausbewohner befeitigt, so daß die alarmitten Züge nach Beendigung einiger Aufräumungsarbeiten wieder in ibre Depots abrüden konnten.
Gerichts- Zeitung.
Eisenach , 20. November. Bei dem allgemeinen Aufsehen, welches im Juli d. J. die Verhaftung des faufmännis schen Direktors der Dernbacher Buckerfabrit und damaligen Landtagsabgeordneten Dekar Dittmar, so wie der bald danach
im höchsten Superlatio rechnen zu müssen."
Briefkaften der Redaktion.
Krizz Gr., Waldemarstr. Rüdersdorferstr. 61. F. 30. In nächster Nummer.
6. F. Monatlich 150 Mart.
S. M. Sie erhalten brieflichen Bescheid. W. 22. Ja, Sie müssen bezahlen.
Verantwortlicher Redakteur N. Gron beim in Berlin . Druck und Verlag von War Bading in BerlinSW. Beuthstraße 2.
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