Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 205.

Lokales.

Gegen die Cholera. Die städtische Deputation für die Gefundheitspflege hielt gestern, Donnerstag, unter Vorfis des Oberbürgermeisters von Foickenbed eine Sigung ab, um Maß­nahmen zur möglichsten Sicherung gegen die, wenn auch in sehr weiter Ferne, doch mögliche Gefahr der Cholera zu bera then. Es wurde beschlossen, zunächst an zwei Stellen, und zwar in der Pumpstation in der Reichenbergerfirafe und in dem neuen Asyl in der Greifswalderstraße, je eine Desinfet tionsanstalt zu errichten; im Falle jedoch, daß das neue Asyl Gebäude nicht rechtzeitig ferlig werden sollte, würde die be treffende Desinfektionsanstalt an einer anderen Stelle errichtet werden. Im Ganzen werden sechs Desinfektions- Maschinen hergestellt werden, von denen je eine zunächst in den eben genannten Desinfektionsanftalten zur Verwendung kommen sollen, wäh rend die vier anderen in Reserve verbleiben. Außerdem wird auf Empfehlung des Herrn Prof. Dr. Virchow eine von einem Herrn Haedite hergestellte transportable Desinfektionsmaschine von einer bereits ernannten Kommission einer näheren Brü­fung unterworfen werden. Alle diese Beschlüsse sind definitive. Um aber ängfiliche Gemüther zu beruhigen, sei erwähnt, daß alle diese Maßnahmen auch ohne das Auftreten der Cholera an verschiedenen Drten getroffen worden wären, da hierüber bereits seit zwei Jahren zwischen Kommissaren des Magistrats und des Königlichen Polizei Bräsidiums Verhandlungen schweben. Das Auftreten der Cholera im Auslande hat den Gang der Berathungen allerdings stark beschleunigt.

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Mit Bezug auf die von uns erwähnte, von Mocbit aus an den Magißrat gerichtete Petition gegen die Benutzung des Baradenlazareths als Cholerastation wird der Roff. Btg." von dem Vertreter der Betenten, Herrn Ingenieur D. Pesate in Moabit , noch Folgendes mitgetheilt: Während die Petition gerade des Spezielleren ausführt, daß sich die Verhältnisse in Moabit , bezw. der Umgebung des Krankenhauses seit deſſen Errichtung im Jahre 1871 entscheidend geändert haben, bes schränkt fich der Bescheid des Magiftrats, ohne irgend näher auf die von uns beigebrachten Gründe einzugehen, darauf, zu fagen, es habe fich das Lazareth als Seuchenhaus, noch im Jahre 1872"( und 1873) bewährt. Als Moabit f. 8. gegen die Anlage des Lazareths beim Minister Beschwerde erhob, wies letterer die Beschwerde ab mit dem Hinweise auf die gifolirte, freie und daher gefunde" Lage des Bauplages. Be kebt jest diese isolirte, freie Lage noch? Nein; wohl aber das Gegentheil und über dieses Gegentheil fann man sich doch nicht mit der Berufung auf die früheren Zustände hinwegfeßen! Weiter ist zu bemerken, daß die Petition was in Ihrem Berichte nicht erwähnt ist auch die schleunige Ausführung der Kanalisation im Stadttheile Moabit ebat; die Antwort lautete gleichfalls ablehnend. Nun ist aber nach unserer An Kcht die Kanalisation für Moabit ganz besonders wichtig, namentlich auch wegen des Lazareths, dessen Sammelgruben an belebtester Stelle des Stadttheiles unter dem Bürgersteige der Thurmfirage liegen und dessen Effluvien durch einen mangelhaften Thonröhrenkanal nach der Spree hin abgeführt werden. Die Beschaffenheit dieses Kanals, welche fich beispiels weise an der Ede der Thurm- und Stromstraße dem Geruche auffällig bemerkbar macht, ist ohnedies gegenwärtig zum Gegen stande einer Petition des Moabiter Bezirksvereins an den Magistrat geworden. Die Eile in dem gegenwärtigen Vor geben des Magistrats, welche nicht einmal geftattete, die Depu tation für öffentliche Gesundheitspflege betreffs der gegen die Cholera getroffenen Waßregeln zu hören, muß uns Moabiter perwundern, insofern wir durch unfere obige Betition bereits im Sommer eine, wie uns scheint, beachtenswerthe, dahin­zielende Anregung gegeben haben."

Zum Kapitel der Refognosjirungen wird dem ,, B. L." wiederum ein Fall mitgetheilt, der zur äußersten Versicht bei den aus Refognoszirungen zu ziehenden Schlüffen und zu er­greifenden Maßnahmen auffordert. Ein bei dem Tischler­meister P. in der Weberstraße bereits seit vier Jahren thätiger und von diesem mit dem Zeugnisse eines überaus fleißigen und gewissenhaften Mannes verfehener Tischlergeselle murde in voriger Woche während der Mittagpause von einem Schuß­mann verhaftet, und zwar auf die bestimmte Aussage einer Aufwartefrau und eines von dieser namhaft gemachten jungen Mannes hin. Die beiden Legtgenannten deponirten mit ab­foluter Beftimmtbeit, in dem Tischlergesellen denselben jungen Mann wieder zu erkennen, welder bei ihrer Herrschaft, der Familie eines Arztes, Stühle aus dem Wartezimmer gestohlen

Berliner Sonntagsplauderei.

R. C. Jn Paris wüthet augenblicklich die Cholera, das moderne Babel an der Seine bat seine Epidemie, es ist wenigftens etwas, was ben leichtlebigen Bariser in Spannung erhält, was ihm Stoff liefert, sich zu unterhalten.

Berlin ist bekanntlich auch Weltstadt, es rivalisirt mit Baris in jeder Weise, da man es aber bei uns nicht zu einer wirllichen, reellen anftedenden Krankheit bringen zu fönnen scheint, so begnügt man sich vorläufig mit einer anderen, einer Talmifeuche es ist das Wohlthätigkeitsfieber, welches die oberen Behntausend der Residenz auch diesmal wie alljährlich um diese Zeit ergriffen hat.

Wie Pilze aus der Erde entstehen jest an allen Eden und Enden unserer Stadt die Wohlthätigkeitsbazare; Jeder, ber das Almosenvertbeilen durchaus nicht unterlassen fann, giebt jetzt Gegenstände, die für ihn selbst vollständig werthlos find, mit edler Selbstverleugnung weg, feine Damen bieten fich bereitwilligit als Verkäuferinnen an, das Geschäft ist eta­blirt, der Humbug fertig.

Natürlich ist es jeder Stommerzienraty und jeder andere Sterbliche, der mit mehrfachen Millionen behaftet ist, seinem Reichthum und seiner gesellschaftlichen Stellung schuldig, hier nicht zu Inaufern, es tostet zwar etwas, aber die Leute reben doch davon, es ist ja immerhin noch ein billiges Vergnügen: für ein paar Thaler erkauft man fich den Nuf eines menschen freundlichen Mannes, der willich nach Kräften bestrebt ist, Roth und Elend seiner Mitmenschen zu lindern.

Und wem lommen nun alle diese Wahlthaten zu gut? Jedenfalls den wirklich Bedürftigen nicht, denn diefe find zu allen Beiten viel zu bescheiden gewesen, sich vozudrängen, fte verschmähen es in den meisten Fällen, die öffentliche Aufmerks famfeit auf fich au lenten, und häufig hält sie ein berechtigter Stolz davon zurüd, fich um Almofen zu bewerben. Das Wohlthun" in dieser Weise ist ein Sport, nichts mehr und nichts weniger, und von vernünftig denkenden Men

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Sonntag, den 30. November 1884.

habe. Der Dieb sei der Aufwartefrau, die ihn in flagranti ertappt, noch besonders schroff und grob entgegengetreten. Ein Irrthum sei ausgeschlossen. Daraufhin erfolgte die Berhaftung des Tischlergesellen, der vergeblich seine Unschuld betheuerte und sein Alibi nachweisen zu können erklärte. Am Tage nach der Verhaftung erhielt der Meister des verhafteten Gesellen eine schleunige Vorladung zur Kriminalpolizei, woselbst er der Wahrheit gemäß zu Protokoll gab, daß sein Geselle weder überhaupt zu der kritischen Togeszeit noch insbesondere im September D. J. , wo die Diebstäble in den ärztlichen Vors zimmern vortamen, seine Werkstatt verlassen habe. Daraufhin erfolgte die Freilassung des Gesellen, der 24 Stunden under schuldet in Uutersuchung baft gefeffen. Es kann uns natürlich nicht beifallen, der Sicherheitsbehörde aus diesem Falle auch nur den leiseften Vorwurf konfiruiren zu wollen; wir haben vielmehr nur Aft von dem Vorfalle genommen, um die Un­zuverlässigkeit eines lediglich auf Rekognoszirung beruhenden Schuldbeweises darzuthun.

Selbst für wetterfeste Thiere ist das neulich so plöglich eingetretene Frostwetter sehr verbängnißvoll gewesen. In der sogenannten Tegeler Fahrt des Tegeler Sees ist z. B. ein ein­gefrorener halbskelettirter Schwan zu sehen. Das Thier ist plöglich eingefroren und durch Frost und Hunger umgekommen. Schaaren von Krähen, die fich den willkommenen Braten zu Nuße gemacht haben, fennzeichnen von Weitem schon die Stelle. Der Schneefall hat die Rebhühner in Schaaren in die Nachbar­dörfer getrieben, und manches verstohlen auf unseren Wochen­märkten der legten Tage feilgehaltene Rebhuhn gehört zu diesen zutraulichen Thierchen, die man mit Steinen oder Knütteln zu Tode geworfen. Von der Höhe des Schneefalles kann man fich einen Begriff machen, wenn man hört, daß z. B. die Land briefträger, welche die Schulzendorfer und Heiligenseer Forst paffiren, den Dienst haben einstellen müffen. Um zur Tegeler Fahrt von der Landseite vom Förster Scholz an der Malche aus zu gelangen, mußte man Strecken pasfiren, in denen man im Schnee bis an die Hüfte verfinken konnte.

W. Den Polizei- Revier- Bureaus ist in jüngster Beit wiederum die strenge Weisung geworden, keine An- oder Ab­meldung abzustempeln, die neben der Unterschrift des zur An­oder Abmeldung Verpflichteten, nicht auch die Unterschrift des betreffenden Hauswirthes trägt, in deffen Hause der An- oder Abzumeldende Wohnung oder Schlafftelle gefunden hatte. Wir machen unsere Leser zur Ersparung von Laufereien nach dem Polizei- Revier- Bureaus, bei derartigen Anläffen auf diese Weifung aufmerksam. Der Magistrat der Stadt Berlin soll diese Gegenzeichnung der Wirthe bei An- und Abmeldungen dringend gewünscht haben.

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N. Zur Affaire Koch. Die Affaire Koch scheint sich, nachdem die Angaben des vorgestern verhafteten Arbeiters als unwahr fich erwiesen haben, in ein immer größeres mysteriöses Dunkel hüllen zu wollen. Die einzige Hoffnung, daß der p. p. Koch nach einem scharfen Kreuzverhör ein umfassendes Genändniß ablegen würde, erscheint dadurch vereitelt, daß Koch von dem die Untersuchung führenden Amtsrichter auf seine erst gegebenen und von den Beitungen bereits repro­buzirten Angaben vereidigt worden ist. Koch würde sich also, wenn er zu einem Geständniß zu bewegen wäre, zweifellos eine Anflage wegen Meineid zuziehen, und dürfte ihn dies allein wohl schon von einer Aenderung seiner ersten Angaben abhalten.

a. Der vielfach bestrafte obdachlose Hausdiener Berg ist in einem Produktenkeller in der Linienstraße von einem Sriminalbeamten dabei betroffen, als er eine Suppenfelle und zwei Hunde Maulförbe verlaufen wollte. Da er sich über den reellen Erwerb dieser Sachen nicht auszuweisen vermochte, so veranlaßte der Beamte seine Sistirung zur nächsten Polizei wache. Auf dem Wege dahin, vor dem Eingange zur Haus­thür holte Berg ein Portemonnaie aus der Brufttasche hervor und versuchte daffelbe wegzuwerfen, woran er jedoch von dem Beamten gehindert wurde. In dem Portemonnaie befanden fich 3,40 Mart, einige Biermarken, eine Färbermaite und ver fchiedene Anweisungen zu Theaterbillets. Daß die genannten Gegenstände irgendwo gestohlen worden sind, unterliegt leinem Bweifel, doch ist bis jest eine Anzeige hierüber der Kriminals polizei nicht zugegangen.

In der Untersuchungsfache wider die drei Bauer­gutsbesikersöhne Ebel aus dem Doife Schönom, welche am Sonntag, den 17. Auguft d. J., im Henschel'schen Gasthofe zu Schönow den 20 jährigen Sohn des dortigen Ortsvorstehers Haupt erstochen haben, ist nunmehr zur Hauptverhandlung vor

nachten bescheeren" läßt. Die falsche Mildthätigkeit läßt sich ebenso schwer ausrotten, wie verschiedene andere Uebelstände. Nur das Gute fällt dem Zahne der Zeit zum Opfer so denken wenigstens jetzt die Berliner Gymnaftaften, wenn fle von dem Verschwinden des letzten Flur- Antiquars lesen werden. Ein Jeder, der den permanenten ,, Dalles" eines rechtschaffenen Brimaners aus eigener Erfahrung fennt, weiß, wie nothwendig derartige Leute für die Kultivirung nobler Basstonen bei der heranwachsenden Jugend find. Der Antiquar ist für den Gymnaftaften ungefähr daffelbe, was die mysteriöse Berson,

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die man im gewöhnlichen Leben mit dem Namen Bäthe" bezeichnet, für den Studenten ist. Er ist in vielen Fällen der Retter in der Noth, manche heimliche Kneiperei fönnte ohne die werkthätige Hilfe dieses edlen Men könnte ohne die schenfreundes überhaupt schwerlich in Szene gesezt werden. Die Stelle an der Gertraudten- Brücke, wo der letzte seines Stammes ftand, ist jetzt verweist. Niemand bleibt mehr stehen, um einen neugierigen, verwunderten Blick auf die alten Schmöker" zu werfen, vielleicht nimmt seine Stelle bald ein ambulanter Müßenmacher ein, der nichts von der Poefte des antiquarischen Buchhandels tennt..

Wir lieben die Veränderung im Allgemeinen, es fann nicht immer Alles beim Alten bleiben, die Menschheit würde sonst der Verkümmerung entgegengehen. Freilich sträubt sich der alte Bopf gegen jede Neuerung. Wenn es noch Böpfe der alle Bopf gegen jebe Neuerung. Wenn es noch Böpfe giebt, so ist es in der Gelehrtenwelt der Fall, Berlin hat erst noch in den letzten Tagen ein Schauspiel erlebt, wo der Ge­lehrtenzopf fo recht zur Geltung kam, wo die Leutchen der Wissenschaft zeigten, daß man ein sehr gelehrter Mann aber ein recht tattloser Mensch sein kann.

Es ist die Affaire Schwenninger, die in der vergangenen Woche wieder in ein neues Stadium getreten ist, und die, trosdem fie absolut nicht von der Wichtigkeit ist, zu der fle von den Interessenten aufgebauscht wird, die öffentliche Meis nung in Spannung erhält. Mag fich damit beschäftigen, wer Zeit und Luft zu solchen Sachen hat, der gewöhnliche Mensch

schen wird es auch nicht anders aufgefaßt werden. Biel besser fteht aus der ganzen Sache nur, daß auch in jenen Kreisen

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ein Kliquenwesen herrscht, welches nur sehr schwer zu durch­

1. Jahrgang.

dem Schwnrgericht des Landgerichts IL Termin auf den 19. Januar t. J. anberaumt worden. Seitens der Staats anwaltschaft werden 17 Belaftungszeugen gestellt. Die drei Angeklagten, welche seit dem 23. August fich in Untersuchungs haft befinden und vergeblich bedeutende Summen als Kaution angeboten hatten, um ihre Entlassung aus der Untersuchungs herbeizuführen, haben ihren Vertheidiger beauftragt, 5 Ents laftungszeugen zu der Hauptverhandlung zu laden.

N. Umgestürzter Omnibus. Ein heftiger Busammenstoß fand gestern Abend zwischen zwei vollbesezten Omnibussen an Der Königebrücke bei dem Viadukt der Stadibabn statt. Durch Schleudern auf dem mit Schnee bedeckten Asphalt- Pflaster, fuhren beide Wagen mit einer derartigen Vehemens zusammen, daß von dem einen Wagen, Linie Schönhauser Thor- Kott bufer Thor, Vorder- und Hinterrad der einen Seite abbrachen und der Wagen fich auf die Seite legte. Die Dedpassagiere meistentheils Arbeiter stürzten in den Schnee, ohne fich einen ernfteren Schaden zuzuziehen. Ebenso glücklich tamen die Ins faffen des Wagens davon. Abgesehen vom Schreck und unbes deutenden Hautabschürfungen erlitt niemand ernstere Ver legungen.

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Zum Einbruchsdiebstahl in der Großbeerenstraße erfährt das B. T." aus bester Quelle, daß sämmtliche Betheiligte bereits in den bänden der Kriminalpolizei find. Die Verhaf tung des vorbestraften Kellners Sch.( Schreyer ist der volle Name), der mit Bestimmtheit als diejenige Person rekognosjirt ward, welche einige Tage vor dem Diebstahl bei dem Kauf mann Pariser die Wohnungsklingel gezogen und gebettelt hatte, haben wir bereits in der Mittwochs- Nummer gemeldet, ebenso die weitere belangreiche Thatsache, daß zwei von dem Diebstahl herrührende 4 prozentige Stettiner National- Hypo­theken Pfandbriefe bei einem Potsdamer Bankier ermittelt wurden. Dieser Bankier hatte bekanntlich die Papiere nige Stunden nach dem Einbruch von einem angeblichen Handelsmann Löwy aus Kempen " gekauft. Bei der Per fonalbeschreibung dieses Löwy seitens des Potsdamer Bantiers fiel dem recherchirenden Kriminalfommissar bei, daß die Bes schreibung auffallend auf einen wegen Hehlerei vorbestraften und auch sonst recht übel beleumbeten alten Händler Namens Caro paffe. Caro wurde nun zur Polizei beschieden und ihm aesaat, daß er verdächtig sei, unter dem Namen Löwy bei einem Potsdamer Bankier gestohlene Werthpapiere verkauft zu haben. Caro leuanete auf das Entschiedenste, von der Sache etwas zu wiffen. Daraufhin wurde ihm bedeutet, seine Nichtschuld werde fich am raschesten erweisen laffen, wenn er sofort in Begleitung eines Kriminalbeamten nach Potsdam fahre und sich dem Bankier vorstelle. Caro erklärte sich damit einverstanden und der Bankier bezeichnete beim ersten Blick den Caro mit völliger Bestimmtheit als den angeblichen Löwy, der ihm die Werthpapiere vertauft hatte. Caro leugnete Anfangs mit aller ihm zu Gebote stehenden sittlichen Entrüstung, bequemte sich aber schließlich, als ihm zugeredet wurde, zu einem Geständniß­Er will allerdings von der Provenienz der Papiere nichts ge wußt und für seine Mühemaltung von den beiden vor dem Bankiergeschäft wartenden Dieben nur einige Mark Entschä bigung erhalten haben. Die Kriminalpolizei ist jedoch anderer Ansicht und vermuthet in Caro einen aktiven Theilnehmer oder mindestens Ausbaldomerer" des Enbruchsdiebstahls. Durch die Aussage des Caro gelang es übrigens, auch den dritten Theilnehmer an dem Verbrechen, einen bekannten Bauernfänger Namens Echwerin, zu ermitteln und zur Haft zu bringen.

Ein geriebener Kautionsschwindler ist gestern in der Person des Gärtners Broß verhaftet worden. Derfelbe miethete am 1. Oftober einen in einem Haufe des Kaiser- Franz- Grena dierplages belegenen Keller, um daselbst ein Blumengeschäft zu betreiben. Bei dem Abschluß des Miethsvertrages schmin­delte G. der Hauswirthin, welche ihn nach seinen Vermögens verhältnissen und seiner Zahlungsfähigkeit fragte, vor, daß er in Reinickendorf eine große Gärtnerei besige und die von ihm selbst gezogenen Blumen in dem zu miethenden Geschäftsteller verkaufen wolle. Groß 30g nun ein, stellte im Keller einige Blumen aus und engagirte als Geschäftsführer nach einander in rascher Aufeinanderfolge mehrere Personen, welchen er er­hebliche Summen und Werthpapiere als Raution abnahm, und die er sodann nach wenigen Tagen entließ, ohne ihnen Die Kautionen, die er inzwischen in seinem Nußen verwendet hatte, herauszugeben. Als er diesen Schwindel nicht mehr fortseßen fonnte, und er auch wegen Nichtzahlung des Mieths­zinses den Geschäftsteller verlassen sollte, schloß er mit einem

Seiten versucht, auch diese mit in die allgemeine Klique hinein zuziehen.

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Der Schnee mit dessen Farbe man bekanntlich die Un­schuld ausstaffirt, der jedoch bei uns in Berlin immer sehr schnell einen furchtbar schmutzigen Eindruck macht- der Schnee ist an Allem schuld! Wenn er nicht so massenhaft gefallen wäre, hätten fich leine berechtigten Bweifel an der unfeolbaren Organsiation der städtischen Straßenreinigung erheben können. Man muß doch ein böses Gewiffen gehabt haben an gewiffer Stelle, man muß doch wohl vermuthet haben, daß sich von unparteiischer Seite gerechte Klagen über die sonderbare Wirth schaft erheben würden, denn ohne alle Veranlassung ver öffentlichen verschiedene Beitungen, von denen man freilich schon immer gewohnt ist, daß sie mit der Stadtverwaltung durch dick dick und dünn, selbst durch den kothigsten Schnee marschiren, ein gleich lautendes Entschuldigungs schreiben nicht, in welchem die Schuld an der ganzen Misère nicht etwa dem Magistrat, nein, einfach und schön bem Himmel in die Schuhe geschoben wurde. Wunderbare Logit! Natürlich, wenn es nicht geschneit, nicht viel geschneit hätte, so hätte fein Mensch Ursache gehabt, fich über mangelnde Vorkehrungen zu beklagen; es ist daher höchst ungalant von Dem griesgrämigen Burschen, wie man fich den Winter ge meinhin vorzustellen pflegt, durch ein so unvorhergesehenes Manöver, wie einen größeren Schneefall wer tann auch an

Der

so etwas Unerhörtes am legten Novembertage denkenden wohlweisen Magistrat aus dem Konzept zu bringen! Aber tros alledem ist er nicht so schlecht, mie er aussteht Winter nämlich- und wie im Sommer auf Regen Sonnenschein, so folgt im Winter auf Thauwetter Frost, und dieser sorgt denn dafür, daß man trockenen Fußes feine nothwendigen Gänge absolviren tann. Im anderen Falle freilich hätten wir uns ein ganz besonderes Bergnügen daraus gemacht, dem Winter zu Ehren fortwährend mit naffen Füßen herumzulaufen, wir glauben nicht, daß wir durch irgend eine obrigkeitliche Verordnung an dieser das Fortkommen der Herste aewiß sehr fördernden Beschäftigung gehindert worden wären. Das wenigstens haben auch wir jest erfahren, daß die Kane so wie diese Einrichtung jest ist, scheint sie nur auf sche Wetter zugeschnitten zu sein. Es geht eben nichts über gewiffe Bmedmäßigkeit!

daß jeder Mensch so gestellt wäre, daß er auf die Wohl brechen ist. Es ist der bekannte Ning, der in Berlin fa schon fation nicht im Stande ist, so große Wassermaßen aufzuneh Vorläufig aber wird es wohl noch beim Alten bleiben, umschließt. diese Verhältniffe werden schwerlich eher geändert werden, bis

Nur die Naturgewalten haben sich in diesen Ring noch zu Weih- nicht einschließen lassen, obwohl man es von den verschiedensten