be

jel

ns

er

bet

cen

1.

4.

ale

en.

den

Ber

ger

otale

ora:

nter

Ver

ch zu

nd.

7,

Sit

1807

0.

1479

1462

to. 211.

Sonntag, 7. Dezember 1884.

I. Jabrg.

Berliner Volksblaff.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das ,, Berliner Boltsblatt"

fcheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Feftagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 3f. Engelse Nummern 5 Pf. Poftabonnement pro Quartal 4 Mart.( Eingetragen im VHI. Nachtrage der Postzeitungspreisliste unter Nr. 719a.)

Insertionsgebühr

beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Redaktion und Expedition Berlin SW., Bimmerstraße 44.

Chronisches Defizit.

Mit diesem Worte bezeichnet man am besten den Zu­Rand der Finanzen von so ziemlich allen europäischen Groß­aten, namentlich wir in Deutschland sind in diesen Bu­fand hineingerathen und wissen noch nicht, wie wir wieder erauskommen werden, wenn wir nicht die finanzpolitische Weisheit des Herrn v. Röller afzeptiren wollen, der ein­meint, bas Defizit im Reichshaushalt müsse eben durch Neue Steuern gedeckt werden. Allerdings weiß Herr Richter, der so sehr an den Finanzzuständen zu kritisiren versteht, leinen besonderen Rath; er lagt eben über die Größe urferes Defizits und damit glaubt er seine Schuldigkeit ge= han zu haben.

tein

fönnen nur sehr wenig im Verhältniß verbrauchen, daher ,, Ueberproduktion " und Arbeitslosigkeit.

In Folge dessen sinken auch die Einnahmen aus den Steuern. Hüben und drüben sind die Steuersysteme so ein­gerichtet, daß die Masse die Hauptlasten zu tragen hat, die indirekten Steuern auf nothwendige Lebensmittel und Ge­brauchsgegenstände überwiegen. Die besigenden Klassen werden davon nur wenig betroffen, desto mehr die armen und arbeitenden Klassen. Da geht es ben Franzosen genau so wie uns und es ist ganz erklärlich, daß die Einnahmen des Staates sinken müssen, wenn die Lebenshaltung der Massen immer weiter hinabgedrückt wird. Man mag daraus erkennen, daß das moderne Industriesystem wohl einzelne Unternehmer emporbringen kann, daß es aber die Massen der Arbeiter finanziell immer weniger leistungs­

Das Defizit im Haushaltungsbudget des Deutschen Reiches mag etwa 42 Millionen ausmachen und es ist gar fähig macht. Zweifel, daß die immer noch steigenden Militärlasten um größten Theil dies Defizit verschuldet haben, soweit es auf Ausgaben ankommt. Weit mehr aber als die Ausgaben

Damit ist auch zugleich der Fingerzeig gegeben, wie man der Kalamität entkommen fönnte. Sparsamkeit in den find schuld an diesem Defizit die sinkenden Ein­Ausgaben für militärische Zwecke wäre in erster Linie zu beobachten, dann fäme eine gefunde Fabritgefeßgebung, abmen aus Zöllen und Verbrauchssteuern, was darauf welche die übermäßige Ausnugung des Einzelnen verhindert hinweist, daß die Konsumtionsfähigkeit der Massen immer und dann eine zweckmäßige Umgestaltung des Steuerwefens, och im Abnehmen begriffen ist. burch welche die hauptsächlichsten Staatslasten auch denen Das Seitenstück zu der finanziellen Kalamität des zugewälzt werden, welche sie tragen fönnen. deutschen Reiches liefert uns die französische Republik . Dort

Man sieht in diesem chronischen Defizit auch eine ganz klare Perfgeftive, wie sich die Zukunft gestalten

Besteuerungsformen durch andere, billige zu erfeßen, die Ausaugung der Arbeitskräfte einzuschränken und die Aus­

wird. Wenn man sich nicht wird entschließen können, die

eben Jahr für Jahr mit einem wachsenden Defizit zu fämpfen haben. Die Einnahmen werden unter Verhält­

wird man, wenn man sich nicht einschränken will, eben immer tiefer in Schulden gerathen, aus denen man zuletzt gar nicht mehr herauskommen fann.

den letzten Jahren gerade die Reichhaltigkeit der finan: ellen Hülfsquellen Frankreichs gerühmt hat. Die Aus­Millionen Franks vermehrt. Daran tragen die Schuld die gaben für militärische Zwecke herabzusezeu, so wird man auch dort immer steigenden Militärlaften und die etwas ge magten Unternehmungen des Herrn Freycinet mit seinen Bauten und Kanalisationsarbeiten. Dazu kommt der häufige niffen wie die gegenwärtigen immer sinken und schließlich Regierungswechsel, der für eine Konsolidation der Finanzen febr bin berlich ist. In neuerer Zeit haben die kriegerischen Unternehmungen auch neue und große Ausgaben verursacht. Die meiste Schwierigkeit aber verursacht in Frankreich das Ginten der Einnahmen, das eine schwindende Konsumtions­traft ber Massen ankündigt, genau so wie in Deutschland . Diesseits und jenseits des Rheines ist also ganz dieselbe Erscheinung: die Einnahmen finfen. Ist es Zufall, daß in ben beiden großen und seit Jahrhunderten rivalisirenden

Reichen

ganz

dieselbe Erscheinung auftritt? Nein! felbe und zeigt in Folge dessen auch ganz diefelben Folgen. Das wirthschaftliche System ist hüben und drüben das­Ronkurrenz", mit der langen Arbeitszeit, mit der überwie genden Beschäftigung von Frauen und Kindern und mit den

Süben und drüben die Großindustrie mit ihrer ,, freien

add verbot

82

Feuilleton.

Gesucht und gefunden.

Roman von Dr. Dur.

( Forsegung.)

" Gnäbiges Fräulein, ich will Ihnen Alles erzählen. Ich

Diese bittere Nothwendigkeit wird die Regierungen immer wieder zwingen, es mit wirthschaftlichen Reformen zu versuchen. Wie diese Reformen ausfallen werden, hängt nicht von dem Willen der Regierungen ab, sondern von dem größeren oder geringeren Verständniß, das in den Volksmassen für die wirthschaftliche Situation vor­handen ist.

Politische Webersicht.

Gegen den Schnaps, resp. gegen den Mißbrauch" geistiger Getränke kämpfen augenblicklich in den verschiedenen Städten, Vereine und Gesellschaften. Ist es schon auffallend, daß in diesen Vereinen sich Leute befinden, deren Lebensauf gabe darin besteht, Schnaps, viel Schnaps für ihre Mitbürger

Augen zu treten, denn als er mich vom Hofe wies, hatte ich gerare vielleicht zu viel getrunken, da war ich trogig und beleidigend obenein. Und ich wollte auch bitten, daß Sie Herrn Brand vermelden, es thue mir leid, ihm respekt­widrig begegnet zu sein."

Verschonen Sie mich mit dergleichen Scherereien?" " Erlauben Sie ein Wort, Fräulein," unterbrach sie

war ein Trunkenbold, ein wüster Mensch und vielleicht Charlotte hier. auch arbeitsscheu, wenn man einmal erst in Noth gerathen ift, ba verliert man schon die Liebe zu feiner Familie und bie Lust zur Arbeit und stürzt sich von einem Rausch in

Sie näherte sich Emmy und sagte flüsternd: Versprechen Sie dem Manne Ihre Fürsprache, er kann uns vielleicht nüßen. Seine ganze Neue ist, glaube ich,

,, Welchen Dienst könnte er uns leisten?" gab Emmy eben so leise zurück.

in den andern, um Alles zu vergessen. So ging es mir, Heuchelei. Der Kerl ist ein Taugenichts, er würde sich zu und mein armes Weib hatte darunter zu leiden. Damals jedem Dienst bereit erklären." lebte fie noch, und Fräulein Rodenberg war oft bei ihr und tröstete fie und schüßte sie vor Hunger. Und zu Weihnachten da lag fie auf dem Sterbebette, und da kam Fräulein Rodenburg und sagte zu mir, indem sie mir fünfs undzwanzig baare Thaler einhändigte: Nehmen Sie das, Barthel; schaffen Sie einen Arzt und pflegen Sie Ihre Frau. Nehmen Sie sich's zu Herzen und ändern Sie sich. Werden Sie ein guter Mensch!"

Er fuhr mit dem Rücken seiner Hand über die Augen und verzog weinerlich den Mund.

Und nun ist Ihre Frau gestorben?" ergänzte Charlotte. mit meinen vier Kindern, ohne Arbeit, ohne Brod. Fräu­Ja, Mamfell, sie ist gestorben; und nun size ich da lein Robenberg ist nicht mehr, um uns zu helfen! Nun möchte ich arbeiten und habe feine Arbeit." Rommen Sie zum Ziel! Was wollen Sie von mir?"

brängte Emmy . " Ich wollte um Ihre Fürsprache bitten, daß der Herr

mich wieder auf dem Gute beschäftige. Ich verspreche, ein guter Arbeiter zu sein und dem Branntwein auf immer zu

entfagen."

" Das ist ein sonderbares Verlangen," versetzte Emmy " Soll ich mich auch noch um den Pöbel im

Snippisch.

Brand?"

Dorfe befümmern! Warum wenden Sie sich nicht an fuhr der Mann fort. Ich wage es nicht, ihm unter die " Der Herr Verwalter, glaube ich, will mir nicht wohl,"

Vielleicht könnte er des Alten Mißtrauen wieder her­,, Gegen Lucie?"

vorrufen."

" Versteht sich! Sie gab ihm ein Weihnachtsgeschenk; er würde über dieses Weihnachtsgeschent aussagen, was uns gefällt."

Wahrhaftig, Charlotte, Sie haben Recht!- Hei, da fällt mir ein vortreffliches Mittel ein, den ganzen Ein­bruck Wilhelmi's wieder zu zerstören."

Die Miene des Widerwillens und des Ekels verän­derte fich plöglich in die freundlichste Herablassung.

Mein lieber Barthel," wandte sie sich jetzt an den Bittsteller, ich höre soeben, daß Ihre und Ihrer Familie Lage in der That sehr traurig ist."

Sehr traurig!" bestätigte er mit jämmerlichem Geficht. " Leider werden Sie sehr wenig Hoffnung haben, durch Brand's oder irgend eines Menschen Vermittelung wieder aufgenommen zu werden."

Das glaube ich! Seit Fräulein Rodenburg fort ist, wüßte ich Reinen, der sich meiner annehmen würde, wenn Sie sich nicht meiner erbarmen."

,, Und ich werde mich Ihrer erbarmen!"

" D, Dank, viel tausend Dank, gutes Fräulein!" Er näherte sich ihr, um ihre Hand zu küssen; sie aber

"

zu brennen, so ist es noch auffallender, daß die Gesell schaften sich mit ihren Bestrebungen speziell auf die Ar­beiter beschränken. und nur diese von dem Mißbrauch" heilen wollen. Wer wagt denn zu behaupten, daß nur die Arbeiter Mißbrauch" mit geistigen Getränken betreiben? Und selbst wenn der Beweis erbracht würde, daß die Mehrzahl der Trunkenbolde sich aus Arbeiterkreisen rekru tire, so wäre damit noch lange nicht bewiesen, daß die Arbeiter in höherem Grade dem Fusel fröhnen, als wie diejenigen, welche fich als Nichtarbeiter bezeichnen. Die Arbeiter reprä­sentiren die Mehrzahl der Staatsbürger, und es ist ja somit ganz erklärlich, wenn man öfter einem angetrunkenen Arbeiter Nun fommt aber noch begegnet als einem Nichtarbeiter. ganz besonders in Betracht, daß die schlechte Ernährung den Arbeiter oft so entkräftet, daß er dem Betrunkensein weit eher verfällt, als Jemand, der eine bessere Lebensweise hat. und gerade in den Gegenden, wo die Lebensverhältnisse der Arbeiter ganz besonders gedrückt find, ist der Schnapskonsum ein auffallend großer, während umgekehrt in Gegenden, wo die Lebensstellung derfelben eine beffere ift, auch ein geringerer Konsum geistiger Getränke stattfindet. Soll also etwas gegen dahin gehen, daß den Schnaps unternommen werden, so muß das Bestreben für die Arbeiter im Allgemeinen beffere Lebensverhältnisse Plat wird Blat greifen, dann deffen find wir sicher der Konfum von Fusel sich auf ein Minimum beschränken und schließlich ganz aufhören. Im Uebrigen aber wollen wir uns die Hülfe genannter Herren, wenn sich dieselbe, wie üblich, nur darauf beschränkt, die Augen

-

zu verdrehen und auszurufen: Wir danken Dir, Herr, ge

wir nicht sind wie jene Arbeiter", höflichst verbitten. Mögen dieselben ihre Thätigkeit anderen zuwenden; mögen ste dahin wirken, daß die Saufgelage unter den Stu benten und die Herren haben ja auch studirt aufhören. Unserer Ansicht nach ist es ein ebenso großer Mißbrauch, wenn man sich in Wein betrinkt, als wenn man dies durch Fusel vollbringt. Also nicht nur der Splits ter ist herauszuziehen, sondern auch der Balfen. Ueberhaupt ift es sehr fraglich, ob die Herren auch nur die geringste Kennt niß vom Leben der Arbeiter haben; sie sind mit in auch gar nicht im Stande, daffelbe zu beurtheilen und thäten deshalb

beffer, ihre Nasen nicht in Sachen zu stecken, von denen ste

absolut nichts verstehen.

Frankfurt a. M. Die Frankf. 3g." erklärt die Nach richt, daß Herr Sonnemann Frankfurt verlassen und die - für voll­Frantf. 3tg." an Herrn Flinsch verkaufen wolle

ständig erfunden.

Offenburg . Die vorige Sonntagsnummer des ,, Volks­freund" wurde auf Grund des Sozialistengesetes mit Beschlag belegt. Das Vergeben gegen genanntes Gesetz soll in einem Artikel In eigener Sache" ge­funden sein.

Die belgische Regierung wendet jest besonders ihre Aufmerksamkeit auf die Fischzucht und die Ensegung von Fischbrut in die Flüffe. Sie hat für das Luxemburgische einen Vertrag mit dem durch seine Fischzucht bekannten v. Loew an der preußischen Grenze abgeschlossen, wonach derselbe vom näch­

schob schnell den Stuhl, den sie immer noch zur Deckung vor sich hatte, zwischen sich und den Mann.

Nein, bleiben Sie dort stehen! Ich verlange durch= aus feinen Dant; ich verspreche Ihnen dafür zu sorgen, daß Sie die Arbeit anf dem Gute wiedererhalten; und ich thue das um Fräulein Rodenburg's willen, weil diese Ihnen Gutes that und weil sie meine theuerste Freundin ist; allein darum leiste ich Ihnen einen Dienst. Ich ver­lange aber, daß Sie Fräulein Rodenburg aus Dankbarkeit ebenfalls einen Dienst leisten."

"

Alles will ich thun für das liebe Fräulein."

Es ist sehr wenig, was ich verlange. Sie erhielten

von ihr fünfundzwanzig Thaler zu Weihnachten?"

" Ja!"

"

An welchem Tage?"

drei Tage später, am ersten Feiertage, verschieb meine felige Es war zwei Tage vor dem Feft, ich weiß es genau; Ratharina."

wollen, nachdem ich Ihre Bitte befürwortet habe. Kommen " Hm! Vermuthlich wird Herr Rodenburg Sie sprechen Sie diesen Nachmittag um drei Uhr. Ich werde Sie selbst zum gnädigen Herrn führen, da können Sie Ihr Gesuch wiederholen. Sollte Herr Rodenburg_nach dem Weihnachtsgeschent fragen, so werden Sie hoffentlich ge­wissenhaft angeben, daß Sie fünfundzwanzig Thaler er= halten haben."

,, Gewiß werde ich das, gnädiges Fräulein! Fräulein Rodenburg fagte zwar, daß der gnädige Herr keinen Dank wünſche; aber wenn er darnach fragt, so werde ich es eben so offen fagen, wie ich es unserm Prediger Wilhelmi auf sein Verlangen gesagt habe."

,, Das ist ehrlich und brav von Ihnen, Barthel; aber Fräulein Lucie's wegen wäre es wünschenswerth, wenn Sie als den Tag des Empfanges nicht den Tag vor dem heili gen Abend, sondern den Tag nach dem Feste angeben

würden."

Barthel glotte sie erstaunt an.

"

Warum das, gnädiges Fräulein?"

Der Grund kann Ihnen gleichgültig sein! Fräulein Rodenburg wünscht, daß alle Empfänger von Weihnachts­