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No. 216.

Sonnabend, 13. Dezember 1884.

I. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das ,, Berliner Boltsblatt"

erfcheint täglich Morgens außer na Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Bf. Bostabonnement 4 Mart. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illuftr. Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Rs. 746.)

Insertionsgebühr

beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Bf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 thr Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annonce Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Redaktion und Expedition Berfin SW., Zimmerstraße 44.

Der große Interessenkampf zwischen dem beweglichen und dem unbeweglichen Kapital, auf. refp. den parlamentarischen Vertretern dieser zwei Kategorien des Befizzes dürfte bald wieder beginnen, da Herr von Wedell- Malchow zweifellos feinen Antrag auf Ein­führung einer Börsensteuer wieder einbringen wird. Wir sehen diesem Kampfe sehr fühl entgegen, denn Herr von Wedell- Malchow erscheint uns durchaus nicht als ein ideal veranlagter Politiker, der aus Interesse für die leidende Menschheit die wilde Jagd an der Börse etwas einschränken möchte. Herr von Wedell- Malchom ist pommer scher Großgrundbesizer und das sagt in diesem Falle Alles; er tritt in der That als Anwalt der Herren von der Grund­rente gegen die Herren vom Kapitalismus   auf. Die An­wälte der Herren vom Rapitalzins werden denn auch nicht verfehlen, einen ungeheuren Lärm zu erheben und haarflein nachzuweisen, daß mit der Freiheit der Börsenspekulation auch der Bestand der ganzen bürgerlichen Gesellschaft ge­fährdet fei, wozu sie noch mit der Drohung kommen werden, eine crhöhte Schnapsbesteuerung zu verlangen, womit sie den lonservativen Schnapsbrennern allerdings immer un­angenehm kommen.

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Es mag sein, daß es dem Herrn von Wedell- Malchow auf dem eingeschlagenen Wege gelingen könnte, die Börsen­Spefulation einigermaßen einzuschränken, und das kann und fchon recht sein. Aber viel wird man nicht erreichen. Herr von Wedell und seine Freunde haben sich mit der Geschichte der französischen   Revolution anscheinend nicht periraut inter­jenes geaug gemacht, effante Kapitel von der staatlichen Verfolgung ber Boriser Börse im Jahre 1796 zu fennen. Nachdem sich eine ungeheure Fluth von Papiergeld( Assignaten) damals über Paris   und Frankreich   ergoß und eine totale Revos lution der Preise bewirkt hatte, nahm der Spekulations schwindel an der Pariser Börse geradezu grauenerregende Dimensionen an. Alle Maßregeln halfen nichts und die Regierung ging endlich so weit, die Börse vollständig zu schließen. Allein die Spekulation war nicht auszurotten; fie vertroch sich in tausend Schlupfwinkel und die Regierung überzeugte sich, daß ihre Maßregeln ohne allen Erfolg feien, so daß sie endlich die Börse wieder öffnen ließ und der Tanz um bas goldene Kalb" von Neuem öffentlich aufgeführt werden konnte. In der That find jedoch solche Maßregeln gerade gegenüber einer Macht, wie sie von der Börse repräsentirt wird, ohnmächtig und es wird Herrn Don Wedell- Malchow schwerlich gelingen, dem Giftbaum" auch nur die Zweige zu stutzen, geschweige denn ihn umzu­hauen. Wünschenswerth wäre nur, wenn die Herren vom

Rachbruc verboten.]

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Heutilleton.

Gesucht und gefunden.

Roman von Dr. Dur. ( Forsegung.)

Fünfundzwanzigstes Kapitel.

Die Unterredung der drei jungen Leute wurde unter­brochen durch Segal's Horn, welcher das Signal zur Wieder­Alles eilte nach den Pferden. ufnahme der Jagd gab. Bon Neuem ward die Meute losgelassen, und dieselbe türzte sich in das Waldbickicht der Schlucht. Unter den nachsprengenden Reitern aber fehlte noch Graf Fergus. Derfelbe hatte eben so wie die drei jungen Leute auf einem Felsenvorsprung gestanden, und seine Blicke hatten diefelbe Richtung verfolgt wie die Jener.

Sie hafteten melancholisch finnend auf den Zinnen von Davistown. Das Jagdfignal erft weckte ihn aus seinen Träumen. Langfam tam er den Berg hinab, um sein Pferd

Kapitalzins und die Herren von der Grundrente den gan­zen Apparat an ,, sittlichen" und sonstigen Phrafen, den sie bei solchen Gelegenheiten mit sich führen, diesmal zu Hause ließen. Es hat auch gar keinen Werth, denn Niemand giebt noch etwas auf die sittliche Entrüstung" der Ver­treter zweier großen Interessengruppen.

Mögen fich die Herren streng an die Sache halten; man weiß jedoch, daß den Einen die Grundrente, den Anderen der Kapitalzins zu niedrig ist und daß daher der große Lärm kommt.

Verschiedene Wandlungen.

Die Hamburgische Bürgerzeitung" enthält einen auch für das Berliner   Publikum recht interessanten Artikel, der folgen­Dermaßen lautet:

Bekanntlich befindet sich im Befit der preußischen Regie­rung aus dem annektirten Nachlaß des verstorbenen Königs von Hannover   ein Fonds von 54 Millionen Mark, aus dessen Biasen ellerlei unfontrolitbare Ausgaben bestritten werden. Die Zinsen betragen jährlich zirka 1800 000 art.

Der preußische Landtag hat seiner Beit angenommen, daß Diese Zinsen dazu verwandt werden sollten, den auf Lostren­nung des Königreichs Hannover   von Preußen gerichteten Be­strebungen der Welfenpartei entgegenzutreten. Es gab ja eine Beit, wo einige Welfenhäupter noch glaubten, diese Abtrennung fönne mit Hilfe auswärtiger Berwicklungen erzielt werden. Man braucht ja nur an die Errichtung der sogenannten ,, Welfen­legion" zu erinnern.

Immerhin war es aber schon damals vollständig verfehlt, auf Grund solcher Agitationen der preußischen Regierung einen vom preußischen Landtage unkontrolirbaren Fonds zu bewilli gen. Wenn den Konspirationen der Welfenpartei durch Geld­mittel entgegengetreten werden mußte, so hätte jeder preußische Landtag die betreffenden Summen dazu gewährt. Nun aber ist ein solches Entgegentreten völlig überflüssig geworden, da staatsgefährliche Welfen- Agitationen nicht mehr eristiren, und namhafte Welfenführer ausdrücklich erklärt hahen, daß fie an eine Loslösung Hannovers von Preußen nicht mehr Denken.

Und dennoch besteht der Welfenfonds weiter und wird weiter bestehen zugleich als eine prächtige Illustration der Ver­trauensduselei des preußischen Landtages einer reaktionären Regierung gegenüber.

Wozu wird nun der Welfenfonds verwandt?

Offiziell hat die Regierung keine Verpflichtung, auf diese Frage Antwort zu geben. Und auch die sonst so redseligen Offiziösen schweigen sich hartnäckig über diesen Punkt aus.

Deffentliches Geheimniß aber ist es, daß der Welfenfonds als Reptilienfutter vorzugsweise Verwen­Dung findet.

Beitungen, welche keinerlei Eristenzberechtigung im Volle haben, werden subventionist aus jenem Fonds. um für die preußische Regierung nicht etwa gegen die Angriffe der Welfen, sondern überhaupt und wäre es auch gegen die Wolksmeinung,

und Birken herab und bildete unter dem herabhängenden Felsen einen Raum, welcher bei schlimmem Wetter einem Wanderer wohl Schuß gewähren konnte. Hier blieb der Graf plöglich stehen. Stier blickte er auf einen Punkt; wie angewurzelt stand er regungslos da, das Haupt vorgebeugt, die Hände auf dem Rücken.

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Mein Himmel! Was giebt's denn da?" rief Habicht. Er erfaßte des Doktors Hand.

Sieh', Fritz, gerade so sieht er aus, wenn seine Krankheit beginnt. Komm', laß uns sehen, was es ist. Mein Gott, er wird doch nicht einen Rückfall bekommen!?

Beide näherten sich dem Grafen. Er bemerkte sie nicht, ſelbſt als sie nur wenige Schritte von ihm entfernt

waren. Der Punkt, auf den die stieren Augen hinftarrten, war eine Stelle am Boden, auf welcher vor nicht all' zu langer Zeit ein Feuer gebrannt haben mußte.

Man sah die Spuren noch deutlich; es schien auch, als ob in der Nähe noch die Neste eines Mahles vorhan­den wären.

" Ha," flüsterte Habicht leise, das ist eine Raststelle der Here. Um Gotteswillen laßt uns ihn hier wegbringen, oder bei Gott   er fällt wieder in die Krankheit. D, diese Here! Wäre sie doch todt!"

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Still!" sagte Frig. Laß' uns sehen, was der Graf

beginnt."

besteigen, das in einiger Entfernung ein Jäger hielt. O'Brian und der Lord Killmare waren der Jagdgesellschaft ereits gefolgt, nur Frig stand noch da, nachdenkend über as Gehörte. Da näherte sich ihm Habicht, gefolgt von einem Ajax, welcher vergebens sein furchtbares Gebiß ht noch nicht gestattet habe, sich an der Jagd zu be= heiligen. Dieser nahm auf die Kampfluft und Ungeduld gebeugt, als ob er einen ganz auffallenden Gegenstand am eines Lieblings keine Rücksicht, sondern redete Frik an: Was stehst Du hier, Junge? Macht Dir die Jagd Vergnügen? Rasch auf's Pferd!"

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Mich intereffirt die Aussicht hier, Pathe."

Aber wo

Der Graf hatte sich inzwischen immer weiter vornüber Boden erblickte. Da, mit einem großen Satz sprang er plößlich hinzu und hob einen Gegenstand vom Boden auf. Es war ein Handschuh, ein zierlicher Damenhandschuh, der einer sehr kleinen und sehr schmalen Hand angehört haben mußte. Er betrachtete ihn und drückte ihn an die

" Ich sehe das länger nicht mit an," erklärte Habicht und ging ohne weiteres auf feinen Herrn zu.

Glaub's wohl! Es ist hier ein herrlicher Punkt. Man feht Davistown, das doch sechs Meilen entfernt ist, als Lippen. ob man's mit der Büchse erreichen könnte.. it der Graf, ich sah ihn nicht unter den Jägern?" Als sie sich jetzt suchend umsahen, bemerkten sie den Grafen, wie er eben um den Felsenvorsprung bog und angsam nach dem Plaze fchritt, auf welchem sein Pferd bog fich an einer Stelle ein Gebüsch von Zwergtannen land. Ueber den Felsen, an dessen Fuß er entlang schritt, vorbrechen."

" Herr Graf," sagte er ,,, wollen Sie sich nicht der Ge­fellschaft anschließen? Hören Sie dort unten die Meute. Es ist ein Thier ausgejagt und kann jeden Augenblick her=

Schweigend winkte ihm der Graf mit der Hand fern

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Stimmung zu machen. Und doch gehören die angeführten Millionen dem preußischen Staate, somit dem preußischen Volke, welches diefelben auch im heißen Waffentanze hat er­ringen müssen. Wenn nun lediglich die preußische Regierung diese Millionen in ihrem Intereffe verausgabt, so hat sich die preußische Volksvertretung durch die Bewilligung derselben eines Angriffes auf das Recht des preußischen Bolles schuldig gemacht.

Wie weit nun die Subvention ni jt lebensfähiger regie­rungsfreundlicher Blätter geht, fönnen wir nicht fagen. Doch auf einen höchst seltsamen Borfall in des Reiches Hauptstadt, in Berlin  , wollen wir aufmerksam machen.

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Die fierifale Germania  " erklärt nämlich, daß die in Berlin   erscheinende national- liberale Beitung, die ,, Neue Beitung", aus dem Welfenfonds unterstüẞi werde. Diese Nachricht verdient sicherlich Glauben, da die Neue Zeitung" faum 2000 reele" Abon­nenten bestẞt.

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Aber wie ist die Neue Zeitung" entstanden? Vor Jahresfcift wurde in Berlin   ein Arbeiterblatt, der Volksfreund", gegründet. Die Berliner   Arbeiter waren trog der geschickten Redaktion, trop der Schmeicheleien, die Die ihnen gesagt wurden, von vornherein mißtrauisch. Redaktion gab sich alle Mühe, die Arbeiterführer" zu ge­minnen; dieselben wurden zur Mitarbeiterschaft eingeladen, die ste jedoch ablehnten. Ungeheure Anfirengungen wurden gemacht, das Blatt, welches den Bismarck  'schen Staatssozialis­mus sehr entschieden und später recht unvorsichtig vertcat, bei den Arbeitern zu verbreiten und einznbürgern. Nach und nach schien dies gelingen zu wollen, doch änderte sich die Situation mit einem Schlage, als die Arbeiter selbst ein Ar­beiterorgan, das Berliner   Boltsblatt", gründeten.

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Der Volksfreund" hatte ausgespielt, nachdem viele tausend Mart verpulvert worden waren. Die Verleger und Redakteure waren arme Leute. Woher stammten die ver­pulverten Summen?

Ein reicher Desterreicher sollte sie vorgeschossen haben! Vorsichtigerweise hatte man das ganze Res battions= und Expeditonspersonal aud Desterreichern zusammengesett. Und diese Desterreicher sollten die Berliner   Arbeiter gewinnen! Bekanntlich sind aber nicht nur die Sachsen  , sondern auch die Berliner   sehr helle".

Als der Vollsfreund", das Arbeiterblatt", das Beitliche segnete, gab es die Erklärung ab, daß es voll und ganz in der Berliner   Morgenzeitung" aufgehe, welche den Arbeiterinteressen dieselbe Aufmerksamkeit widmen merde, wie es der ,, Volksfreund" bislang gethan habe. Einige Wochen fümmerte sich auch die ,, Morgenzeitung" wirklich um die Arbeiterangelegenheiten. Doch schon nach furzer Zeit pflanzte fie die Fahne des National- Liberalismus, der ödesten Heidel bergerei, auf.

Die Berliner   Morgenzeitung" aber ift ganz identisch mit der Neuen Zeitung" nur der Kopf ist verschieden. Die Neue Zeitung" wird, wie die Germania  "

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zu bleiben. Wieder hob er den Handschuh empor, um ihn recht nahe zu betrachten, und wieder drückte er ihn an seine Lippen. Er schien wie gebannt an diese Stelle. Da plöglich rauscht es im Gebüsch hinter ihnen.- Frit und Habicht stießen einen Schrei aus.

,, Graf M'Donuil!" rief der Lettere, retten Sie sich!" Aber er hörte nicht. Aus dem Gestrüpp hervor br ich in diesem Augenblick ein Eber von ungeheuerer Größe. Im Nu batte Habicht seine Büchse erhoben. Der Schuß trachte; das Thier stieß ein Schmerzensgebrüll aus, aber es brach nicht zusammen. Wüthend und schäumend stürzte es jetzt gerade auf den Grafen zu, und erst bei diesem Anblick schien derselbe aus seinen Träumen zu erwachen. Aber es

war zu spät! Er hatte keine Zeit mehr, seine Büchse von der Schulter zu reißen. Im nächsten Augenblicke mußten ihn die Fangzähne des gewaltigen Keilers zerfleicht haben. Nur zwei Schritte noch war das todtbringende ungethüm von ihm entfernt.

Da

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auf einen Wink seines Herrn

Ajax auf das Thier.

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stürzte sich

Tief schlug er sein furchtbares Gebiß in die Gurgel des Ebers. Hoch bäumte sich das Thier und hob den Feind mit sich empor, welcher sein Opfer nicht losließ. Ein Kampf auf Leben und Tod entstand.

Ajax wußte, daß es hier ein theures Leben zu retten galt, und todesmuthig hielt er fest und versuchte den Feind nieder zu werfen, unbekümmert um dessen wüthende Gegen­wehr und gewaltige Hauer. Schon blutete er aus

mehreren Wunden, aber tiefer und tiefer drückte er seine Zähne in die Gurgel des Gegners. Graf Fergus und Habicht   hatten Beide angelegt, zwei Schüsse trachten zu gleicher Beit. Da endlich brach der Eber zusammen; aber noch im Fallen hatte er die Kraft, seine Zähne in den Bauch des grimmigen Gegners zu schlagen. Habicht   stieß einen Schrei aus.

Er fah, wie die Weichtheile des Hundes aufgerissen waren, daß die Eingeweide hervorquollen. Aber noch ließ Ajar fein Opfer nicht fahren. Mit einem Weherufe sprang Habicht hinzu, grub sein Jagdmesser in die Brust des ster­