wohl wenig bekannt sein, daß jährlich in die deutschen | Landeslotterien 107 Millionen Watt eingesetzt werden. Dieselben werden wieder ausgespielt, doch kommen von den Gewinnen die Summen in Abzug, die der Staat für sich behält.
11-
" 1
" 11
" "
Die jährliche Bruttoeinahme der Staaten beträgt für Preußen( Staatseinnahme von 1 130 234 790 M.) 4 034 000 m. Sachsen 123 773 955 M.) 5 604 250 M. Braunschweig 28 485 600 M.) 1 169 000 m. Hamburg 36 935 177 M.) 1 454 000 m. Mecklenburg ca. 439 560 M. in Summa also ca. 12 Millionen Mark, dazu kommen weitere 5 371 660 M. als Stempelabgabe für das Reich. Besonders deutlich zeigt sich in obigen Zahlen, wie die kleinen Staaten die Mäßigung, welche fich Preußen auferlegt, ausnußen und ganz unverhältnißmäßige Einnahmen aus den Staatslotterien ziehen. Der Staatshaushaltsetat des König reichs Sachsen enthält sogar den Betrag von 48 825 M. als Konzeffionsgeld für den Vertrieb der Loose in benachbarten Staaten, wo das Spiel in der sächsischen Lotterie zum Theil verboten ist. In dem Etat der Stadt Hamburg findet sich eine Einnahmepofition von 60 000 M. unter der Bezeichnung Refognition von den Pächtern der herzoglich braunschweigischen
Landeslotterie".
Frankreich . In Rocheforts Intransigeant" wird gemel det, daß die italienischen Radikalen, denen fich ein Theil der französischen Abgeordneten von der äußersten Linten angefchloffen, Schritte bei der französischen Regierung gethan haben, um den Leichnam Felix Orsini's, des Attentäters auf das Leben Napoleons III., ausgehändigt zu erhalten, den sie in seinem Heimathsort Meldolo in der Romagno bestatten wollen.
Italien . Einer neulich erschienenen Schrift„ Die Jtaliener im Auslande" entnehmen wir folgende Daten. Die meisten Staliener hat Frankreich , nämlich mit Algier und den Kolonien zusammen 274,825; davon sind 21,577 in Paris , 33,693 in Algier und 57,861 in Marseille . Dann kommt die Argentinische Republit mit 254,388, davon 103,595 in Buenos Ayres . Die Vereinigten Staaten zählen 170,000 Staliener, davon 20,000 in Newyrk; Brafilien 82,196, davon 17,570 in San Paolo; Desterreich- Ungarn 43,875 davon in Triest 16,202: die Schweiz 41,645, davon 19,603 im Kanton Teffin; Uruguay zählt 40,000, die Türkei 18,612, Egypten 16,302, Davon die meisten in Alexandrien . Im ganzen britischen Reiche sammt seinen Kolonien giebt es 14,567 Staliener, davon 7189 in Großbritannien und Irland; Tunis zählt 11,106, Beru ca. 10,000, Spanien 8825, das Deutsche Reich 7096, davon in Preußen 1552( ausgenommen Heffen- Nassau, auf das 496 fommen). Bulegt erscheinen Merito mit 6103, Monaco mit 3437 und Hußland mit 2938 Jtalienern. Die Bahlen beziehen fich auf den Stand von 1881.
Rußland. Das Militärbezirksgericht verurtheilte den früheren Beamten der Haupt- Militär- Medizinal- Verwaltung Wirklichen Staatsrath Karisky wegen Bestechlichkeit bei Bes segung von Aemtern in dem Militär- Medizinal- Reffort zur Verbannung in eine entfernte Gegend Sibiriens . Der der Mitfchuld angeklagte Beamte des Militär- Medizinalwesens, Karl Fero, wurde freigesprochen.
Nord- Amerika . Die Aemterjäger stellen sich schon jetzt bei dem neu erwählten Präsidenten ein. Die erste Delegation, welche bei Cleveland vorsprach, um denselben um die Ernen nung eines Kandidaten zu einem Kabinetsposten zu ersuchen, war die von New- Jersey , seinem Geburtslande, welche den Er Senator Stockton zum Marine Sefretär ernannt wiffen wollte. Cleveland benutte, wie es heißt, diese Gelegenheit, um zu erflären, daß er dem genannten Er- Senator feine Anstellung in der Regierung versprechen wolle, und daß er auch nicht durch persönliche Dienste, welche während der Kampagne geleistet worden seien, bei der Ernennung von Personen zu Regie rungsämtern fich beeinflussen lassen werde. Die meisten politischen Blätter beschäftigen fich inzwischen mit der Zusammenfegung des Cleveland Kabinets. Deutsche Blätter meinen, daß Cleveland auch Schurz einen Ministerposten übertragen werde. Das Repräsentantenhaus des nächsten Kongresses wird aus 180 Demokraten, einschließlich des Greenbackler Weller, der in Barteifragen mit ihnen zu stimmen pflegt, und aus 145 Republikanern bestehen.
Kommunales.
Bei der Berathung über den Hochbau Etat wird der Ma giftrat auch über die Frage zu entscheiden haben, ob der seit längerer Zeit in Aussicht genommene Bau eines großen Hospitale für alte Leute und einer Siechenanstalt für Männer im nächsten Jahre in Angriff genommen werden soll. Das jest beiden Geschlechtern dienende Friedrich Wilhelms- Hospital in der Pallisadenstraße reicht nach der ,, Nat.- 8tg." nicht mehr aus; es besteht bereits eine Filiale in der Elisabethstraße, die ebenfalls nicht genügt. Es wird deshalb beabsichtigt, das FriedrichWilhelms Hospital ausschließlich für alte Frauen zu bestimmen, das neue Hospital, das an der Prenzlauer Allee, nahe der Stadtbahn, unweit von dem bereits beschlossenen Asyl für
Die Verbissene.
( Aus, Pester Lloyd.")
Sie war niemals beneidenswerth, die arme Elisabeth von Graven.
Als Kind galt fte nicht für hübsch, und in der Schule, wo fie stets in der Mitte, nie ganz oben oder ganz unten saß, mußte fte es oft genug hören. Ihre Nase war etwas zu lang, ihr Mund etwas zu breit, ihre Augen schienen um das zu tiein, was thre Dhrläppchen zu groß gediehen, ihr haar floß in breiten, glatten Strähnen reizlos um die ein wenig durch die Schläfenbeine nach außen gebreitete Stirne. Die Gestalt hatte allerorten etwas Eckiges, und als in späteren Jahren das Fleisch der ,, femme de trente ans" fich um die Knochen zu breiten begann, gab es der äußern Form nicht eine behäbige Abrundung, sondern folgte der Struktur in ihren Ecken und Winkeln, so daß die gute Dame wie eine Beichnung der Fliegenden Blätter erschien. Sie hatte viel Unglück, es war eigentlich mehr Pech"
Denn es wirft nicht tragisch, sondern erheiternd, wenn man etwas für sich in Anspruch nehmen will, wozu einem weder Schönheit, noch Talent, noch Reichthum, noch Seelenanmuth berechtigen.
Wenn in den verschiedenen Kränzchen, an denen fie in threr kleinen schlesischen Heimathsstadt theilnahm( Schweinbach hieß der Ort, mit dem keine sechs anderen Städte um die Ehre bublten, Elisabeth von Graven als Geburtsstätte gedient zu haben), wenn in den unterschiedlichen Gesellschaften ein junger Mann seine Aufmerksamkeit einen Augenblick ihr zuwandte, um diejenige der Buschauer für einen Moment von bem wahren Gegenstande seiner Verehrung abzulenken, so behauptete ste sofort, fte habe einen Heiratheantrag erhalten. Wer mit ihr sprach, sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigte, auf der Straße vom Wetter, im Ballsaale von der merkwürdigen Hige redete, den brachte fie in Verlegenbeit: er hatte ihr feine Liebe erklärt! Natürlich mußte sie ihn abweisen! So fam es dahin, daß sich ihr Niemand mehr zu nahen wagte. So brachte fie zahllose Liebespaare durch Entstellungen, Verdrehungen, burch theils unabsichtlich eitle, dann überlegt verleumderische Andeutungen auseinander, und endlich hielten sich nicht nur die Männer, sondern auch die Mädchen und Frauen von ihr fern. Den ersteren erklärte fie, deren Kourmacher machten ihr Die Kour; den Frauen redete fte ein, man könne mit ihren
Obdachlose entstehen soll, aber für Männer einzurichten und Obdachlose entstehen soll, aber für Männer einzurichten und dagegen die Filiale zu schließen. Die Siechenanstalt für Männer wird seit Jahren schon vermißt; die stechen Männer, für welche die Stadt zu sorgen hat, find iegt in den mangelhaften Räumen des alten Waisenhauses an der Ecke der Stralauerund Neuen Friedrichstraße untergebracht.
Der Magistrat hat beschlossen, auf dem Gesundbrunnen und zwar auf dem von der Grünthaler und Bellermannstraße begrenzten Terrain eine Pumpfstation für das Radialsystem X. zu errichten. Da diese bauliche Anlage gleichzeitig eine seit langen Jahren schon beantragte Regulirung der genannten Straßen erfordert, so wird damit auch diesem Nothstande abgeholfen werden.
Lokales.
gs. Nichts Neues unter der Sonne. Es ist bekannt, daß einst Göthe eines Hundes halber seine Stellung in Wei mar aufgeben mußte. Ein halbes Jahrhundert ist verflossen, seitdem der Altmeister mit den Worten: Mehr Licht", seine große Seele aushauchte. Unsere Beleuchtung hat seitdem frei lich große Fortschritte gemacht, daß aber die Beit des elettrischen Glühlichtes noch nicht aus allen Köpfen die Finsterniß inhumaner Gesinnung verscheucht hat, beweist folgender Vorfall. Ort der Handlung: Eine Fabrit für elektrisches Licht. Beit: Zwei Tage vor dem Weihnachtsfeste. Ein Schloffer geht beladen mit einer Anzahl Maschinentheile über den Hof. Der große Shund des Fabrikbeftgers, der das Privilegium genießt, ohne Maulforb auf dem Hof promeniren zu dürfen, verspürt das Verlangen, seine gewaltigen Rinnbaden etwas in Thätig. feit zu setzen und wählt fich als Objekt die Beine des Arbei ters. Bufpringen, die Hose zerfeßen und seine Fangzähne tief in die Wade einbauen, war das Werk eines Augenblickes. Unfähig, ein Glied zur Vertheidigung zu rühren, mußte der Arbeiter warten, bis es dem hunde gefiel, ihn wieder freizulassen. Als dies geschehen, begab sich der Mann in die Fabrik, die Wunden nothdürftig verbindend und rathlos, was er mit seiner serriffenen Hose anfangen solle, um mit ihr den Weg nach feiner Wohnung zurücklegen zu können. Um wenigstens andere vor gleichem Schaden zu bewahren, trug er den Fall sei nem Prinzipal vor. Aber o Schrecken! Augenblickliche Entlaffung war die Folge. Wie kann auch ein Arbeiter es wagen, einen Lieblingshund zu denunziren! Eine solche Handlung ist ja in den Augen vieler Leute gleichbedeutend mit Auflösung aller Bande der Disziplin und darum mußte die strengste Strafe eintreten. Freilich wurde dadurch einer Familie die Festesfreude gründlich verdorben. Aber was schadets? Genug, daß es von den Ranzeln t nt: Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!"
N. Die Zulu- Kaffern- Karawane, hat sich, wie uns ein Berichterstatter, der die Wilden heute interwievte, meldet, bereits im Caftan'schen Banoptikum und zwar in einem vollftändig abgefchloffenen Nebenraum häuslich eingerichtet und mit dem Instandsezen ihrer Waffen und Hausgeräthe begonnen. Die Zulus , den Pantic- Völkern im südlichen Afrika angehörig, find sämmtlich sehr große fräftige und schöne Gestalten. Die dunile, schwärzlich pigmentirte Haut schimmert vom Segia braun bis zum Blauschwarz. Ihr Kopfbaar ist dunkel, wollig und furz geschoren, wie bei den Negern, während die Frau und das Kind längeres Haar haben. Die Männer tragen Perlenschmuck und gerollte Panterfelle als Kopfbedeckung, wah wäh rend die Prinzessin und ihr Kind Perlenschmuck und kreuzweise ins Haar gestedte Stacheln vom Stachelschwein tragen. Die Männer find mit einem Karoß oder Fellmantel am Oberkörper bekleidet, während sie um die Lenden Felle tragen. Die Bringeffin trägt fostbare Felle um Brust und Lenden und einen eigenthümlichen aus weißen Haaren angefertigten Knieschmuck.
als und Biust bedecken Gehänge von bunten Perlen, ebenso zeigen die Arme Perlenschmuck in Form von Armspangen. Die aufgeworfenen Lippen und die starke Schädelbildung erinnern etwas an die Negerrace. Bei ihren Kriegs- und Jagd zügen führen die Männer mannshohe, aus Ochsenhäuten gemachte Schilde sowie Kriegskeulen( Kirri), Wurfspieße( Affagai) und furze Speere mit eisernen Spigen bei fich. Ihre Heimath ist der Dengandoo Krahl am Tugela River , dem Grenzfluß zwischen Natal und dem Zululande.
Der Handel mit Wurst bildete u. A. den Gegenstand lebhafter Besprechungen des von einigen Tagen hier zusammengetretenen Vorstandes des Deutschen Fleischerverbandes, und zwar erstreckten sich die Erörterungen darauf, wie man der zu einem bedeutenden Handelsartikel gewordenen Wurst genügenden Schuß gegen die gerade auf diesem Gebiete fich fehr breit machende Unreellität angedeihen lassen kann. Der Handel mit Wurst ist jest gar keiner Kontrole unterworfen. Trozdem in Berlin die Pferdewurstfabrit mit einem Dampfwiege- Apparat arbeitet, findet man doch seltsamer Weise nir gends Pferdewurst", dagegen läuft gefärbte Schlackwurst in Maffen in die Verkaufsstätten. Daß durch derartige Bustände der ganze Industriezweig geschädigt wird, unterlag in jener Bersammlung nicht dem leisesten Bweifel, andererseits aber Bersammlung nicht dem leisesten Bweifel, andererseits aber glaubte man auch, daß die Abhilfe nicht allzu schwer sei. Vor Allem müßte durch Gesez festgestellt werden, daß Wurst
"
Ehegatten nicht plaudern, ohne unziemliche Geständnisse, für Jungfrauen verlegende Anträge anhören zu müssen. Leider verging unter sothanen Machinationen die Beit.
Alle Jugendgenosfinnen saßen warm unter der ehelichen Haube und zogen es vor, den nicht gefahrlosen Umgang mit der hochadeligen Dame Elisabeth von Graven zu meiden, da ihnen ein ungestörtes Familienleben annehmbarer schien, als die giftige und verbissene Konversation der Alles mit Spott die giftige und verbiffene Konversation der Alles mit Spott und Geifer befleckenden weiblichen Natter. Nun tam ein neuer Abschnitt ihres thatenreichen Lebens.
-
-
Bunächst erklärte fie, daß fie nicht heirathen gewollt und. niemals heirathen werde, weil sie von so altem ehrwürdigen Adel abstamme, daß die Vereinigung mit einem anderen Adeligen fast unmöglich scheine, mit einem neuen Geadelten ihr als eine Absurdität vorkomme und eine Verbindung mit einem, wenn auch reichen, doch einfachen Menschen, wie sie von ihren Jugendgespielinnen meist geschloffen wurde, fich ihr eben als eine Entheiligung ihrer ganz einzigen Person darstellen müßte. Bful, manche ihrer Altersgenossinnen hatten die Charakter Lofigkeit soweit getrieben nur schaudernd konnte sie es melden, Juden zu Lebensgefährten zu wählen. Und es war fein göttliches Strafgericht nach der Hochzeitsnacht über Diese Verblendeten hereingebrochen. Ihre beauté du diable war nicht Tags darauf durch die Bocken zerstört, ihre Mitgift nicht von einer Handelskrisis verschlungen, ihre gesellschaftliche Stellung durch diese Mesalliancen in nichts beeinträchtigt wor ben. Sie hatten noch ihre rothen Wangen, die Elenden, ste zahlten ihre Modistenrechnungen, fie tamen inhäuser", fie machten ein Haus", man wendete fich nicht von ihnen ab, wie von Befifianten! Doux Jésus! Welch verkehrte Welt! Und mit der follte sie leben, sie, die niemals mit einem Juden unter einem Dache gesprochen, nie einem solchen die Hand gegeben, ste, Elisabeth von Graven, die ihren christlichen Stammbaum direkt bis Anno 1 zurücverfolgen konnte! Sie war niemals beneibenswerth, die arme Elisabeth. Da fie nun, trog vielerlei Elends und Jammers, so manches Glück um sich fest und unerschütterlich begründet fand und unendlich viel freie Beit hatte, tam sie auf einen Einfall.
-
Sie wußte, daß Herr Waldemar von X., der ihre dereinst intimste Freundin, Fräulein Hermione von 9. nach langem Liebeswerben beimgeführt, ein lockerer Beisig gewesen. Lockere Beifige find nämlich mit vollstem Recht alle, die es sein fönnen. Der Wald ist groß und der Lockrufe ertönen viele, daß man nicht immer unterscheiden kann, wer lockt, Herr Beisig
von Pferdefleisch nur unter der ausdrücklichen Bezeichnung Pferdewurst" verkauft werden darf. Ferner wurden Kontrol bücher über den Bezug der Würste für den Wursthändler verlangt, und ferner wurde als nothwendig erachtet, daß der Wursthändler ebenso wie der Fleischer gezwungen werde, Kontrolbücher über die von ihm geschlachteten Schweine zu führen. Der Vorstand des Fleischerverbandes wird demnächst mit diesbezüglichen Vorschlägen hervortreten.
Die sogenannten Kleinen Müggelberge bei Fried richshagen werden, wie die Nordd. Allg. 8tg." schreibt, innerhalb der nächsten Jahre nach Berlin transportirt werden; allerdings nicht, um daselbst Aufstellung zu finden, sondern um als Busaß zum Mörtel zu dienen. Ein Unternehmer hat diese recht bedeutenden Hügel für die Summe von 8000 r. der Stadtgemeinde Köpenick abgekauft und läßt mit Eintritt der milderen Witterung von den Bergen aus nach der Dahme bin eine Drahtseilbahn bauen. Auf einem 5 Meter hohen Gerüst werden rechts und links je eine Schiene gelegt und auf diesen sollen die Wagen vermittelst einer Rolle gewiffer maßen hängen. Eine Dampfmaschine bewegt das Drahtseil, welches die Wagen zieht. Am Ufer entleeren die Wagen fich von selbst und auch die Füllung der Wagen wird, so weit es angeht, eine selbstthätige sein. Der Käufer dürfte kein schlechtes Geschäft machen, denn das Innere der Berge besteht aus Lehm und Thon. besteht aus Lehm und Thon. In größerer Tiefe düften auch Braunkohlen liegen, allein es darf die Abfuhr nur bis auf das Planum der angrenzenden Waldparzellen bewirkt werden.
Was Alles in der Welt zum Kauf angeboten wird. In mehreren hiesigen Zeitungen liest man seit einigen Tagen folgende Offerte: Wichtig für die Geschäftswelt! Lübecker Manifestationliste von 1879-84, 1 M. franto, versendet E. B. Lübeck ." Ist das nicht eine schamlos zu nennende Spekulation, aufgebaut auf den Ruin seiner Mitmenschen? Jene Manifestationsliste wird ja zweifellos manchen böswilligen Schuldner enthalten, aber müssen auch Diejenigen darauf figuriren, welche unverschuldet mit ihren Unternehmungen Schiff bruch gelitten haben? Es dürfte sich gewiß menschlicher ausnehmen, wenn man den ruinirten Geschäftsleuten einen Weg zeigt, auf welchem sie wieder empor tommen tönnen, anstatt fte durch Versendung jener Manifestationslisten- öffentlich zu brandmarken.
b. Auf den Fischmärkten blühte gestern das Geschäft; namentlich der Spittelmarkt war schwarz von Menschen. Alles wollte rogene Karpfen haben, denn Rogen bedeutet Geld, und die armen Fische wurden etwas Ehrliches gedrückt und ges schunden, um ihren Inhalt zu zeigen. Auch bei dem Abwieaen an den Fischerständen in der Burgstraße und an der Fischerbrücke wurden sie nicht gerade sanft behandelt.
b. Der Kanarienvogel ist wohl der dankbarste Pflegling des Menschen. In Berlin fann man darüber interessante Studien machen. Aus Kellerwohnungen, auf engen Höfen und selbst zwischen den himmelhohen Mauern des engen Krögel schallt dem Vorübergehenden sein Gesang entgegen. Ja selbst in den halbounklen, zur Sommers und Winterszeit offen stehenden Gewölben der Flickschuster in der alten Reeßengaffe läßt er seine frohen Weisen ertönen.
Die heute Morgen gemeldete Verhaftung eines hiesigen Banquiers T. ist, wie uns geschrieben wird, auf eine Anzeige wegen Nichtauslieferung gekaufter Papiere erfolgt, an denen Herr T. wegen anderweitiger Forderungen ein Retentionsrecht zu befizen glaubte. Derselbe soll das streitige Objekt sofort zu gerichtlichem Depofitum gegeben haben. Die Anzeige soll inzwischen schon revozirt und die Freigebung des Verhafteten nur noch durch die formelle Feststellung des angegebenen Thatbestandes aufgehalten worden sein.
b. Der arabischen Truppe, den Benni Zug- Zug, geht es wie seiner Beit dem Schah von Perften. Unsere westländischen Wohnungen und ihre Lebensgewohnheiten stehen in einem unversönlichen Gegensage. In den wenigen Tagen ihres hierfeins haben ste deshalb schon verschiedene Male ihr Hotel gewechselt, und man wird sie wohl schließlich in eine leer stehende Wohnung einquartiren müssen, um ihnen ein festes Domizil zu geben. Das Schlachten und Kochen find Dinge, welche sich mit einem europäischen Hotel nicht vertragen.
b. Für Originale ist Berlin kein Boden mehr. Soweit fie nicht aussterben, ziehen fie fich vom Metier zurück. Eine solche Figur, welche sich selbst pensionirt hat, war Robert mit dem Tambourstock. In früheren Jahren sah man ihn stets vor den Kasernen herumlungern, und sobald eine Gruppe mit Mufit ausmarichirte, fich gravitätisch an ihre Spize sezen. Ja, auf dem Rückmarsch zog er stolz mit in die Kaserne ein. Jeit einer Reihe von Jahren hat er din Tambourstock in die Ecke gestellt; das heutige Berlin eignet sich nicht mehr für solche harmlosigkeiten.
Herr Neumann aus Stettin . Nicht allein die Reichs hauptstadt, sondern auch die Nachbarstätte derselben erfreuen fich des zweifelhaften Vorzuges, von Hochstaplern und Bauernfängern einer besonderen Aufmertiamfeit gewürdigt zu werden. In Spandau war vor einigen Monaten der Inhaber von F. W. Tieges Hotel garni gestorben, und die Wittwe beabsich
oder Frau Kuckuck? Auch Fräulein Hermione hatte in der Tanzstunde zuerst einen Herrn Geodat von 3. nicht widerwärtig gefunden.
Dbwohl die jungen Eheleute schon zwei Kinder hatten und über die Waldflüge des Herrn von X., wie über die ganz unschuldige Spielerei der harmlofeften der Jungfrauen, weiland Fräulein von V., Gras gewachsen war, legte sich doch die hochabelige Elisabeth von Graven die Geschichte nach ihrer Redaktion zurecht und sandte einen anonymen Brief an die nichts ahnenden, in ihr Glück vertieften Chegesponse. Die Wirkung war zunächst eine fulminante. Szenen, dreitägiges Schmollen- Versöhnung- Verzeihung Ver geffen.- Bei diesem ersten später vielfach wiederholten- Vera fuche entdeckte leider Fräulein Elisabeth von Graven ihr schrift ftellerisches Talent. Sie fand die geheimnißvollen Briefe, die fie gleich vergifteten Pfeilen, von rückwärts wie ein fliehender Parther, in die wett geöffneten Fenster der Behausungen Unschuldiger schoß schuldiger schoß prächtig stylifttt, novellistisch angehaucht. Um diese Zeit machte sie ihr erstes lyrisches Gedicht. Es war im Herbst. Die Blätter fielen. Ein leiser Wind strich über die Auen. Da dichtete fie:
--
Die Blätter fallen still.
Der Wind streicht durch die Auen, Ich weiß nicht, was ich ich will, Ich ärmfte aller Frauen!-
-
Leider ist die deutsche Sprache so gefällig, jedem, der eine gewisse Schulbildung genossen, zehn bis zwanzig Lyriker gelesen, und der nicht ganz auf den Kopf gefallen, wodurch bekanntlich das Anschauungsvermögen verloren geht, ein weiteres Dugend solcher Strophen zinfenfrei vorzustrecken. Sie, dichtete" demnach rasch einen halben Konzeptbogen voll gleicher Strophen, und sandte dieselbe an die Deutsche Dichterhalle". Mit der „ Gartenlaube" der Jalustrirten Beitung", Ueber Land und Meer" wollte fte nicht gleich anfangen, für diese mit Gedichten überhäuften und sehr der Prosa zugethanen Blätter bewahrte sie ihre reiferen Arbeiten. Solche erblickten auch sehr bald in Gestalt von dreibändigen Romanen, Novellen, Epen das Licht der Welt. Litten fie auch alle an verworrener Kompo filion nebelhafter Charakteristik, so entbehrten fie doch gänzlich des Reizes der Neuheit. War auch die Fabel abgedroschenneu waren die Stilfehler und Verstöße gegen Syntax und Grammatik. Darin stand Elisabeth von Graven unerreicht da; Das hatte noch keiner vor ihr gewagt.