tigte, das Anwesen zu verkaufen. Anfangs Dezember erhielt dieselbe den Besuch eines recht anständig gekleideten Herrn, welcher etwa 28-30 Jahre alt sein mochte, sich als Herr ,, Gustav Neumann aus Stettin " vorstellte und die Absicht zu erfennen gab, das Hotel zu kaufen. Von seinem Vater, welcher Restaurateur in Stettin fet, erhalte er 12 000 Thaler, seine Braut bekomme eben so viel Mitgift, und das werde wohl zur Anzahlung und zur Führung des Geschäfts ausreichen. Natür lich fand die Befizerin des Hotels diese Offerte sehr annehm bar, und der fauflustige Herr Neumann quartirte sich, um einen Einblick in den Geschäftsbetrieb und den Umfang des felben zu gewinnen, in dem Hotel vollständig ein. Er legte auch ein sehr weitgehendes Intereffe für die einzelnen Geschäfts­zweige an den Tag, kontrolitte in Küche und Keller und lebte babet einen herrlichen Tag. Daß alles ,, ange chrieben" werde, hatte er dem Hotelfellner gleich am ersten Tage klar gemacht und sich dabei auf eine angebliche Verabredung mit Frau T. berufen; natürlich mußte es der Kellner dem vertrauenswürdi­gen Heren, der ja nächfiend sein Chef werden sollte, doch glau­ben!" Herr Neumann" forrespondirte auch sehr eifrig mit feinen Eltern in Stettin und am Ende der zweiten Woche feines Aufenthaltes fonnte er mittheilen, daß seine Mutter selbst nach Spandau fommen werde, um sich das Hotel anzu­fehen. Am andern Abend ging auch Herr Neumann zum Empfange seiner Frau Mama nach dem Bahnhof; diefelbe tam jedoch nicht. Auch am zweiten Abend traf die Frau Mama nicht ein, aber am folgenden Tage würde sie bestimmt tommen. Bevor Herr Neumann am dritten Abende nach dem Bahnhof ging, entlich er sich noch einen Regenschirm- und seitdem ist er auf Nimmerwiedersehen aus Spandau verschwuns den. Nachfragen bei der Polizeibehörde in Stettin haben nun ergeben, daß daselbst allerdings ein Restaurateurssohn Gustav Neumann eriftirt, welcher jedoch zu der fraglichen Zeit Stettin gar nicht verlassen hat und daher mit dem betreffenden Gaste in dem Spandauer Hotel nicht identisch sein kann.

g. Der Kutscher des Fuhrwerksbesitzers F. Müller aus Friedrichsfelde fuhr gestern Nachmittag gegen 2 Uhr mit seinem Arbeitswagen beim Umbiegen an der Ede der König­und Spandauerstraße unvorsichtiger Weise auf das rechtsseitige Trottoir der Königstraße und zwar derart, daß die Deichsel­stange des Wagens die Schaufensterscheibe der im Hause Nr. 14 befindlichen griechischen Schwammhandlung zertrümmerte. An­statt nun vom Bock zu steigen und mit dem Beschädigten wegen Erfaz des Schadens Rücksprache zu nehmen, hieb der Kutscher auf die Pferde ein, so daß diese in rasendem Galopp Die Königstraße nach der Kurfürstenbrüde entlang stürmten. Bmei Schußleute waren aber noch schneller auf den Beinen; fle waren dem Fuhrwerk gefolgt und es gelang ihnen auch, die Pferde mit großer Geistesgegenwart gleich hinter der Kurfürsten­brücke zum Stehen zu bringen, worauf die Sistirung des Kut­schers nach der Polizeirevierwache erfolgte. Bu bewundern ist, daß bei dem unqualifizirbaren Treiben des Kutschers keiner der zahlreichen Passanten verunglückt ist.

a. In Bezug auf die Massenvergiftung bei den Tischlermeister Brodthagen'schen Eheleuten in der Freienwalder­ftraße Nr. 14, aus Anlaß der von diesen veranstalteten Tauf­feierlichkeit für ihr jüngst geborenes Kind, erfahren wir des Weiteren, daß die Ueberreste des Heringssalats auf Veran­laffung der Staatsanwaltschaft vom gerichtlichen Chemiker Dr. Bischof chemisch untersucht worden, da ohne eine solche Unter­Juchung fich bisher nicht die Veranlassung der Vergiftung hat feststellen lassen. Namentlich handelt es sich um die Unter­suchung der einzelnen Bestandtheile des Heringssalats: Del, Effig, Gurken, Heringe, welche von Frau C. direkt zur Berei tung des Salats von einem in der Nachbarschaft wohnenden Materialhändler gekauft worden. Der Salat war in einer neuen irdenen Schüssel bereitet worden. Bei dem Genuß des selben hat keiner der Gäste ein Unbehagen verspürt.

N. Ergriffene Fuhrwertsdiebe. 3Bwei der Spezialität Fuhrwerksdiebe" angehörige Langfinger find gestern Nach mittag auf frischer That in der Prinzenstraße ergriffen und dingfest gemacht worden. Dieselben hatten mit noch zwei an beren Komplizen einen der Firma Buhrs, Langestraße 10, ge­hörigen und an der Ecke der Prinzen- und Schmidtstraße haltenden Wagen bestiegen und versuchten, mit demselben davonzufahren. Ihr verbrecherisches Treiben war so rechtzeitig entdeckt worden, daß es dem Kutscher mit Hilfe eines Schuß­mannes gelang, die Diebe einzuholen und zwei zur Haft zu bringen, während die beiden anderen entkamen.

N. Der verstümmelte Krantenwärter Koch, der fich bisher im städtischen Krankenhause befand, ist am gestrigen Tage von dort als förperlich geheilt, entlaffen, aber sofort in die Abtheilung für Geistestrante der königlichen neuen Charité überführt worden. Koch hatte in lezter Beit derartive wirre Gespräche geführt, daß man ärztlicherseits zu der Ueberzeugung gelangte, Roch fimulire nicht, sondern sei geistestrant. Behufs definitiver Explorirung seines Geisteszustandes mußte seine Ueberführung in die genannte Anstalt erfolgen.

N. Die Meldung Klein- Feuer führte gestern Vormittag 10 Uhr einige Abtheilungen unserer Feuerwehr nach dem Hause Neue Grünstraße 23. Daselbst war bei der verwittweten Frau Lieutenant Conradi eine Gardine in Brand gerathen.

Um diese Zeit ereignete es sich, daß sie einen Brief vom Auslande, wahrscheinlich von einem eiligen Redakteur befam. Sie weigerte fich, ihn anzunehmen, weil die Adresse das Wort Wolgeboren" trug. Sie erklärte dem Postboten: Da fte ihren Stammbaum bis auf Anno 1 zurückverfolgen könne, fühle fie fich hochwohlgeboren mit einem h. Daß eine neue Rechts schreibung aufzukommen im Begriffe sei, habe fie nicht nöthig zu wiffen, noch weniger sei fie verpflichtet, fie zu fanttioniren und so gewiffermaßen die Ignoranz mit einem Heiligenschein zu umgeben!( Buchstäblich historisch!)

Inzwischen schickte ihr aber die Deutsche Dichterhalle" ihre Gedichte mit dem Bemerken zurück, solche Dugendpoeste erhalte die Redaktion stündlich zehn Kilo, und der Verkauf der Mafulatur sei ein viel einträglicheres Geschäft, als die Ein­treibung der Abonnemente quote! Unentwegt reimte die hoch­adelige Dame Elisabeth von Graven weiter. Sie bereicherte die Post in einem halben Jahre um verhältnismäßig erstaunliche Summen, und erstaunlich war die Bahl der Briefe und Pofts pakete, die an fte zurüdtamen. Am meisten ärgerte fie fich über den Mangel an Galanterie, die Robheit der großen Blätter. Einfach gedrudte Formulare: Wir bedauern, von Ihrer gütigen Einsendung keinen Gebrauch machen zu können!" das war alles, was man ihr an Gegenleistung bot.

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Da trat ein Wendepunkt in ihrem Schicksal ein. Eine Heine Räthselzeitung, die genau wußte, daß fie mit dem neuen Quartal eingehen würde, akzeptirte ein Gedicht von ihr. Mit fieberhafter Spannung erwartete fie wochenlang die Boft, schnitt mit einem riesigen Küchenmesser um das elfenbeinerne Falzbein zu schonen die bedruckten Bogen auf und fand in der legten, überhaupt erscheinenden Nummer der Räthsel­Loge" das Poem eines wohlbekannten Dichters.- Haß­unauslöschlichen Haß widmete fie feit jenem Tage ihm, dem Glücklicheren!( Der Redakteur hatte ihn um eine Gabe aus seiner rühmlichst anerkannten Feder" gebeten.) Haß, ihm und allem Gedruckten. Essig und Wermuth spielte fie aus ihrem Innern auf jedes Sonett, jede Ode, die ihr, mit Druckerschwärze bestrichen, unter die Augen famen, rührten fie nun von Todten

oder Lebenden her.

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In dem nebenbuhlerischen, etwas langen Gedicht, das Elisabeths schönste Hoffnungen so grausam zerstört, fand sich nun aber zu des Dichters Unglück ein, ja es fanden fich mehrere finnentstellende Druckfehler.

Elisabeth lachte Hohn.

Beim Eintreffen der Feuerwehr war bereits jede Gefahr be= feitigt.

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Polizei- Bericht. Am 29. v. Mis., Nachts, wurde der Handelsmann Jacobi in der Friedrichstraße , unweit der Mittel­straße, von einer Droschte überfahren und erlitt dabei derartige innere Verlegungen, daß er nach der Charitee gebracht werden mußte. An demselben Tage, Nachmittags, gerieth der in der Königl. Eisenbahn Werkstatt Lehrterstraße Nr. 23/24 be­schäftigte Schloffer Groß aus eigener Unvorsichtigkeit zwischen Die Kurbel der Schiebebühne und einen Eisenbahnwagen. Hierbei erlitt derselbe einen Bruch des Beckenknochens und mußte mittels Tragforbes nach dem städtischen Krankenhause mußte mittels Tragforbes nach dem städtischen Krankenhause in Moabit gebracht werden. Am 30. v. Mts., Nachmittags, wurde die seit dem 27. v. Mts. vermißte Almosen- Empfängerin Teege in ihrer Wohnung, Potsdamerstraße Nr. 53, auf dem Bette liegend, todt aufgefunden. Dieselbe ist wahrscheinlich in Folge eines Schlaganfalls gestorben, und schien der Tod schon vor einigen Tagen eingetreten zu sein. Die Leiche wurde nach dem Obduktionshause geschafft.- Um dieselbe Beit fprang ein Lehrling in selbstmörderischer Abficht aus seinem im 5. Stock­wert eines Hauses der Taubenstraße belegenen Zimmer auf den Hof hinab und erlitt so schwere Verlegungen, daß er nach wenigen Minuten verstarb. Zu derselben Zeit fiel ein un­bekannter, etwa 25 Jahre alter Mann vor dem Hause Koppen­straße Nr. 74 plöglich nieder und verstarb auf der Stelle. Die Leiche wurde nach dem Obduktionshause geschafft. An dem felben Tage, Abends, gerieth in der Weißwaaren- Handlung selben Tage, Abends, gerieth in der Weißwaaren Handlung von Kluge, Friedrichstraße Nr. 179 durch die Gasflammen das Schaufenster in Brand. Das Feuer wurde jedoch durch vor­übergehende Personen sofort gelöscht.

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Gerichts- Zeitung.

Der außergewöhnliche Fall, daß ein fich in Uniform befindlicher Soldat vor den Schranken des Strafgerichts zu verantworten hat, trug fich gestern hier zu. Vor der sechsten Straffammer hiesigen Landgerichts I stand ein Musketier, um fich auf die von ihm eingelegte Berufung wegen Beleidigung und Widerstand gegen einen Beamten zu verantworten. Das hiesige Schöffengericht hatte im Juli d. J. den Angeklagten für diese beiden Strafthaten mit einer Gesammtstrafe von fünf­zehn Tagen Gefängniß belegt. Bu dieser Zeit befand sich der Angeklagte noch in seinem Bivilverhältniß als Schlächtergeselle. Als die Straffammer von dem erfolgten Eintritt desselben beim Militär Kenntniß erlangte, entstand zwischen ihr und der Berufung vor dem Militär- oder Zivilgericht zur Verhandlung Militärverwaltung eine Kontroverse über die Frage, ob die fommen solle Schließlich fiel die Entscheidung mit Rücksicht darauf, daß bereits ein Urtheil des Zivilgerichts vorliege, Am diesem auch die weitere Erledigung der Sache zuftebe. Abend des 15. Mai 1884, an welchem Tage die Mastviehaus­stellung hier stattland, sammelten fich eine große Anzahl Schlächtergesellen vor dem verschlossenen Thorweg des Vieh­hofes, der zu ihren Schlachthäusern führt, an und wurden, da ihnen nicht geöffnet wurde, sehr unruhig. Der Angeklagte soll bei dieser Gelegenheit öfter auf den Baun geklettert sein und auf die Aufforderung des Schußmannes Pape von hinter dem Baune aus ausgerufen haben: Ach quatschen Sie nicht!" Als demnächst das Thor geöffnet ward, soll er sich der Auf­forderung der Schußleute, ihnen zur Wache zu folgen, durch Entgegenstemmen widersett haben. Der Angeklagte eine ähnliche Aeußerung ausgestoßen

räumt ein

Au haben, die sich aber nicht auf einen Schußmann, sondern auf Aeußerungen, die aus der Menge ge­fallen sind, bezogen haben. Betreffs des Widerstandes be­hauptet er, gleich nach Deffnung des Thors von den Schutz­leuten sofort am Kragen gefaßt und fortgeschleppt worden zu sein, nachdem Schußmann Razel mit den Worten ,, das ist er" auf ihn gezeigt hatte. Der legtgenannte Beamte belastete auch in der Berufungsinftans, in welcher 4 Entlastungszeugen die vom Angeklagten aufgestellte Version bestätigen, den Ange­flagten und behauptete, daß er denselben durch eine Rize im Thorweg bemerkt und wahrgenommen habe, wie er die intri minirte Aeußerung gegen seinen Kollegen ausgestoßen habe. Darauf aufmerksam gemacht, daß der Angeklagte von innen heraus seinen Kollegen ja gar nicht hätte sehen können, trat der Schußmann mit der neuen Behauptung auf, daß der An­geklagte auf den Baun geklettert gewesen und die Beleidigung von dort aus ausgesprochen habe. Der Gerichtshof er fannte bei dieser Sachlage unter der Annahme, daß auf die unklare Aussage des Schußmanns ein Werth nicht zu legen sei, auf Aufhebung des ersten Urtheils und Freisprechung des Angeklagten.

Wegen Widerstands und Beleidigung des Nacht­wachtmeisters Batsch war der Kellner Killer vom hiesigen Schöffengericht, und zwar auf die Aussagen des Batsch und des Nachtwächter Todt, zu vier Wochen Gefäng niß verurtheilt worden. In der vor der sechsten Straffammer hiesigen Landgerichts 1. verhandelten Berufungsinstanz wurden eine Anzahl hochachtbarer Entlastungszeugen vernommen, die im Gegensatz zu den Bekundungen der Beamten ausgesagten, daß der Nachtwachtmeister Batsch den Angeklagten zu Boden

Sofort hektographirte fie an den Briefkasten- Redakteur der Fliegenden Blätter ", der ,, Wespen", des ,, Kladderadatsch", des" Schall", des Ult" und an zehn im Entstehen begriffene Wigblätter, die am 1. Oktober schon ihre Prospekte versandt batten. Sie hatte denn auch nach vierzehn Tagen die Freude, in den Wespen" folgende Notiz zu lesen:

Schweidbach. E. v. G. Es ist in der That bedauerlich, daß es in Deutschland Leute von bedeutendster Unbedeuten heit zu einem bedeutenden Namen bringen, ohne orthographisch schreiben zu können. Daß Julius Wolff Fluth ohne h schreibt, und Baumbach Blüte( statt Blüthe) auf, o Du meine Güte" reimt, ist in der That, wie Sie so fein empfunden ausdrücken, Die Nachwelt wird diese Leute schon auf ihr grauenhaft. richtiges Maß reduziren."

So ist E. v. G. gedruckt worden.

Seitdem beschränkt sie ihre schriftstellerische Thätigkeit nur auf anonyme Denunziationen. Sobald in einem über Nacht auf anonyme Denunziationen. Sobald in einem über Nacht entstandenen Theater Feuilleton ein Lapfus untergelaufen, telegraphirt fte an Julius Stettenheim . Die Gelehrten des Kladderabatsch" werden von allen Ignoranzen der Autoren Germanias sofort in Kenntniß gefeßt, wenn sie auch noch so fichtlich nur der Seger verschuldet. Sie sammelt die Stil­blüten" und schickt sie an die Redaktion des Magazins für alle möglichen Litteraturen".

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Siebt fie, daß ein Autor von Rang und Klang, dem auf diese Weise nicht schadend beizukommen, in einer Redaktion wohlgelitten und ständiger Mitarbeiter eines Blattes ist, so schreibt sie an den Chef Herrn F. G., der so oft gedruckte Schriftsteller habe fich über ihn geäußert, er pflege in Kaffee­häusern metallene Löffel mitgehen zu heißen. Herrn E. P. verkündet sie, sein Korrespondent A. H. habe ihn öffentlich Mörder c. genannt. Einem dritten meldet ste, der Verfasser des legten Artiels über die Wanzen in der Litteratur" habe notorisch die Unfähigkeit des Aufnehmenden nachgewiesen.- So beschäftigte sie sich angenehm und schändlich. Sie ist run­zelig, alt, gelb vor Merger geworden, und bald macht es ihr selbst keine Freude mehr, andere anonym zu ärgern. Ach, auch die edelsten und schönsten Unterhaltungen des menschlichen Daseins nusen fich ab. Das Wort: dit nur am großen Mann was flein, gleich wähnt der Kleine groß zu sein" findet nicht einmal im stillen mehr feine Anwendung auf fte. - Elisabeth von Graven, die arme Verbiffene, war eben nie­mals beneidenswerth.

geworfen hat, obwohl dieser fich gar nicht gefträubt hatte, mit­zugehen. Auch in diesem Falle hob der Gerichtshof das ver­urtheilende erste erste Erkenntniß auf und erkannte auf toften­lose Freisprechung des Angeklagten.

Arbeiterbewegung, Vereine und

Versammlungen.

Aufruf. Die Allgemeine Krankenkaffe, eingeschriebene­Hilfskaffe Nr. 32 zu Altona , hat in dem neu revidirten Statut folgenden Baffus aufgenommen: Arbeiter, welche von anderen Drten Deutschlands nach unserem Raffenbezirk verziehen, sollen ohne Unterschied des Alters als vollberechtigte Mitglieder ein­treten tönnen, wenn dieselben nachweisen, daß fie einer freien eingeschriebenen Hilfskaffe angehören, bis zur Meldung ihre Beiträge berichtigt und von dem damit beauftragten Kaffenarzt ein Gesundheitsattest beigebracht haben, wenn die Kaffe, der ste angehört haben, den Mitgliedern der Allgemeinen Krankenkasse durch Bertrag dieselben Vergünstigungen einräumt. Die Berufskaffen können nur verpflichtet werden, Diejenigen aufzu nehmen, die deren Beruf angehören." Hierauf Bezug neh­mend, richten wir an alle freien eingeschriebenen Hilfskaffen Deutschlands die Aufforderung, in diesem Sinne fich mit uns zu verbinden, und glauben wir dadurch einem längst gefühlten Bedürfnisse abzuhelfen. Auf dem in Berlin abgehaltenen Kon­greß waren bereits mehrere Kaffen mit ähnlichen Bestimmungen vertreten, dieselben ersuchen wir, sofort mit uns in Verbindung zu treten; die Kassen, die derartiges noch nicht haben, ersuchen wir, in nächster Beit ein Aehnliches zu veranlassen. Unsere Kaffe zählt 11 000 Mitglieder, und halten wir uns im Gemein­interesse zu diesem Schritt verpflichtet. Der Vorstand der All­gemeinen Krankenkasse. L. J. Levinson, Vorsitzender, Gr. Frei­beit 18 I., Altona .

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Der Vorstand der Zentral- Kranken- und Sterbetaffe der Fabrik- und Handarbeiter b. G.( E.) Dresden , Ver­waltungsstelle Berlin , giebt den Mitgliedern der Kaffe, sowie allen Intereffenten bekannt, daß in folgenden Bahlstellen jeden Sonnabend Abend von 8-10 Uhr Beiträge entgegengenommen, 93, Lofal von Heilgans; 2. Andreasstraße 3, Lokal von Stange; sowie Aufnahmen vollzogen werden können: 1. Prinzenstraße 3. Adalbertstraße 74, bei Rauna; 4. Aderstraße 25, bei Herzog ; 5. Prizwalferstraße 14( Moabit ), bei Obst; 6. Weißenburger­straße 7, bei Mey; 7. Chauffeestraße 78, Ecke Boyenstraße, bei Müller; 8. Weinstraße 23, bei Hebel; 9. Lauftgerstraße 52, Ecke Staligerstraße, bei Riesche; 10. Mariendorferstraße 11, bet Busse; 11. Magdeburgerstraße 16, bei Hildebrandt.

Zentral- Kranten- und Sterbekasse der Tischler und anderer gewerblicher Arbeiter( E. H. 3), örtliche Verwal­tungsstelle Berlin C., Hallescher Thor- Bezirk. Den Mitgliedern zur Nachricht, daß zum 3. Januar 1885 eine neue Beitrag sammlerstelle eröffnet wird, also jezt 3 Beitragsammler funt tioniren, und zwar 1) Bellealliance Plaz 6 bei Hilscher, 2) Blumenthalstraße 5 bei Schmarr, 3) Gneisenaustraße 17, Ecke Solmstraße, bei Lindenborn. An diesen 3 Stellen werden jeden Sonnabend Abend von 8-10 Uhr Beiträge entgegen genommen und neue Aufnahmescheine ausgegeben. Neue Bücher sind nur in Empfang zu nehmen beim Ortakassirer Wilhelm Kolbin, Bellealliance- Platz Nr. 8, Quergebäude, links, 4 Treppen; auch werden nur an dieser Stelle die Mel­ausgezahlt. Für die Dris- Verwaltung: Karl Böhm, Johan­dungen der Kranten angenommen, sowie Kranken- Unterstügung niterstraße Nr. 10.

Den neu eintretenden Mitgliedern der Zentrala Kranten- und Begräbnißtasse der Buchbinder und verw. Geschäftszweige zur Nachricht, daß die legte Ausgabe der Bücher( ftehe Inserat) am Sonnabend Abend und Sonntag früh stattfindet und wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß Jeder nach Neujahr im Besize seines Buches sein muß, um event. Unannehmlichkeiten vorzubeugen. Ferner machen wir alle Mitglieder auf die Bahlstellen unserer Kaffe aufmerks sam, welche Naunynstraße 60 im Keller und Blumenstraße 29 im Laden find.

Die Central Kranken- und Sterbekasse der Tischler und gewerblichen Arbeiter beschloß in ihrer legten Mit­glieder Versammlung, wegen des enormen Andranges zur Kaffe, Dom Januar 1885 ab 6 Bablftellen einzurichten, in welchen an jedem Sonnabend Abend von 8 Uhr die Beiträge angenommen und neue Mitglieder aufgenommen werden. Bu gleicher Zeit wird noch darauf hingewiesen, daß sich auch bei der Kranken­taffe eine Frauen- Sterbekasse befindet, und können die Frauen auf den genannten Bahlsteen ebenfalls aufgenommen werden. Das Eintrittsgeld beträgt 1 Matt, der vierwöchentliche Beitrag beträgt 25 Pfennig. Das Nähere auf den Zahlstellen von den Beitragsammlern. Die Zahlstellen befinden sich in folgenden Lotalen: Gubenerstraße 2 bei Schabrodt; Fruchtstraße 69 bet Dommrich; Gr. Feankfurterstr. 116 bei Kalifch; Langestr. 90 bei Polz; Lichtenbergerstr. 17 bei Wed; Schillingstr. 30a bel Koepnick, Ecke der Magazinstr.

Die Mitglieder der Zentral Kranken- und Begräb nißtasse für Frauen u. f. w.( E. H. Nr. 26, Offenbach ). Verwaltungsstelle Berlin , welche noch nicht im Besize ihres Mitgliedsbuches sind, werden aufgefordert, dieselben bis spätestens den 4. Januar vom Kasstrer: P. Schneider, Blumenstr. 29, part. abzuholen. Bu gleicher Beit machen wir aufmerksam, daß Sonntag, den 18. Januar, Nachmittags 3 Uhr bei Gratweil, Kommandantenstr. 77-79, die 2. Hauptver sammlung stattfindet. Mitgliedsbuch legitimirt zum Eintritt. J. A.: P. Schneider, Blumenstr. 29, part.

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Die Metallarbeiter Deutschlands hielten vom 25. bis 28. Dezember in Gera ihren Kongreß ab. Beschickt war der felbe von 45 Delegirten aus allen größeren Städten Deutsch lands und vertraten dieselben ca. 12 000 in diverse Fachvereine organisirte Metallarbeiter. Als Hauptthema stand die Frage zur Diskussion: Allgemeine Metallarbeiter oder Branchen- Dr­ganisation? Nach langer ermüdender Debatte, in welcher für beide Richtungen mit Ausdauer und Eifer eingetreten wurde, einigte sich der Kongreß schließlich auf Grund folgender Refo­lution: Der Kongreß erklärt: Die gewerkschaftliche Vereini gung der Arbeiter allein fann eine durchgreifende Umgestaltung unserer heutigen Produktionsverhältniffe nicht ermöglichen, jedoch ist eine zeitweilige Verbesserung der Lage der Arbeiter zu erzielen, sobald eine Organisation sämmtlicher Metall­arbeiter herbeigeführt wird, und zwar dadurch: Daß in allen Drten Deutschlands Die Gründung von allgemeinen Metallarbeiter- Fachvereinen angestrebt und burchgeführt wird; b. wo jedoch örtliche oder gefeßliche Hin­dernisse der Gründung von allgemeinen Metallarbeiter- Fach­vereinen entgegenstehen, muß die Gründung von Branchens Drganisationen( Berufsgenossenschaften) in die Hand genommen und durchgeführt werden." Diese Resolution wurde einstimmig angenommen und war damit die Hauptfrage erledigt. Der Kongreß trat sodann in die Diskussion über die Frage ein: Bentralisation oder lokale Vereinigung? Die Mehrheit ent­schied sich für Bentralisation, und wurde eine Kommission ge­wählt und beauftragt, einen Organisationsplan für die öffent liche Diskussion vorzubereiten. Am 27. Abends hielt einer der anwesenden Berliner Delegirten, Herr Frizz Görckt, im Kaisers faale einen öffentlichen Vortrag über die Nothwendigkeit fach­genoffenschaftlicher Organisationen. Die Versammlung, welcher fämmtliche Metallarbeiter- Delegirten beiwohnten, war ungemein zahlreich besucht und nahm den ungestörtesten Verlauf.

Der Verein der Einseker( Tischler) Berlins hält seine statutenmäßige Generalversammlung Sonntag, den 4. Januar 1885, Vormittags 10 Uhr, im Bereinslokal, Holzmarktstr. 8 bet Sonned ab. Auf der Tagesordnung steht: 1. Kaffen- und Revistonsbericht. 2. Wahl des ersten Vorstzenden. 3. Publika­tion der gestrichenen Mitglieder. Der wichtigen Tagesordnung