Raum hatte der Kutscher   sein Fuhrwerk in Bewegung gefest, als die äußerst animirte Gesellschaft die tollste Allotria begann: Die Fahrgäste sanger, skandalirten, verlangten den Futtereimer des Pferdes in die Droschke gereicht zu haben und einer der Herren verstieg" sich sogar soweit, daß er seine Reitkunft auf dem Droschfenpferde befunden wollte. Unter diesen und noch anderen übermüthigen Streichen war man schließlich in der Kleinbeerenstraße angelangt, wo der Kutscher Primke sein Fuhrwert anhielt. Kaum war das geschehen, als die männ lichen Fahrgäste auf den Kutscher   einstürmten und das Fahr­geld zurückverlangten. Natürlich weigerte fich P. ganz ent­schieden und so entstand ein Handgemenge, bei welchem P. zwei Kopfwunden erhielt. Durch den Skandal angelockt, tamen zwei Baffanten in Sicht und nun suchten die Fahrgäste Reiß­aus zu nehmen. Primke hatte einen derselben mit aller Gewalt festgehalten, mußte aber auch diesen loslassen, weil er von ihm nicht unerheblich in den rechten Daumen gebiffen wurde. Die beiden Baffanten, ein Schlächter- und ein Böttchermeister, hatten die Verfolgung der Flüchtigen aufgenommen und es gelang ihnen auch, zwei derselben zu ergreifen, worauf deren Siftirung durch einen Nachtwächter nach der Polizeirevierwache erfolgte. Der verlegte Droschkentuischer begab sich nach der Sanitäts­wache in der Markgrafenstraße 82, woselbst ihm die nöthige Hilfe zu Theil wurde. Die Erzedenten werden sich wegen groben Unfugs, Erpressung und Körperverlegung vor dem Strafrichter zu verantworten haben.

An welchem Punkte der Erde ist die Jahreswende zuerst eingetreten? Mit dieser gewiß aktuellen" Frage wollen wir uns heute beschäftigen und dabei voraufschicken, daß mit dem Schlage 12 Uhr der vorverfloffenen Nacht, also in dem Augenblid, in welchem hier vieltausendfach das Profit Neu­jahr!" ertönte, das neue Jahr in Wirklichkelt schon ein Alter von 11 Stunden gehabt hat. Denn um diesen Zeitpunkt war in Neuseeland   bereits 11 Uhr Morgens am Neujahrstage, in Sidney 9 Uhr, in Raltutta 5 Uhr u. f. w. Andererseits haben unsere westlich gelegenen Mitbewohner der Erde noch um so länger auf das neue Jahr zu warten, je weiter westlich ste von uns wohnen. So find wir den Parisern um netto drei­viertel Stunden voraus, in Philadelphia   ist in dem Moment, wo wir das neue Jahr begrüßen, erst der 31. Dezember, Abends 6 Uhr, in San Francisco   gar erst 3 Uhr Nachmittags. Doch die Differenz zwischen altem und neuem Jahr ist auf einigen Inseln des großen Ozeans noch bedeutend größer. Wenn auf Manila  ( Philippinen  ), welches unter 138° öftlich von Ferro liegt, der 31. Dezember Abends 10 Uhr 15 Min. ist, dann hat das Ostkap   auf Neu- Seeland  ( 196° öftlich von Ferro), bereits den 2. Januar 2 Uhr Morgens. Unser Neu­jahr felern somit zuerst die Neu- Seeländer, die Bewohner der Insel Chatham und dann die Australier. Fragen wir nun Danach, wie die willkürliche Scheidung des Datums entstand, so finden wir, daß die Entdeckungsreisen, je nachdem sie nach Westen oder nach Osten unternommen wurden, von entscheiden­dem Einfluß waren. Als Sebastian del Cano  , der erste Steuermann Magellans, nach dreijähriger Abwesenheit und nachdem er die erste Weltumseglung ausgeführt hatte, in den heimischen Hafen zurückkehrte, bemächtigte sich seiner und seines Schiffsvolles abergläubisches Erstaunen, als sie erfuhren, daß fie mit dem Schiffsjournal um einen Tag gegen das wirkliche in Spanien   herrschende Datum zurückgeblieben waren und da­durch die katholischen Feiertage zu falschen Beiten begangen hatten. Wir lachen heute darüber und wissen, daß er, wenn die Weltumsegelung nach Osten unternommen worden sein würde, einen Tag, oder richtiger einen Datumstag voraus sein mußte. Das Datum ist eben verschiedenen Orten der Eide, die gar nicht weit von einander entfernt liegen, von Euro­päern von Westen und von Osten gebracht, und dadurch erst entstand eine Datumsscheidegrenze, die vorher nicht vorhanden war! Als diese Scheidegrenze wird jest der 180. Meridian betrachtet; paffiit ihn heute der Seefahrer, so rechnet er ein Datum doppelt oder er überschlägt eins, je nachdem er von Dften oder von Westen kommt. Für die Inseln des großen Dzeans und für das Festland kommt die Datumsgrenze vom Südpol  , geht öftlich der Insel Chatham, Neuseeland  , Austra lien, biegt sich dann nach Westen zwischen Neu- Guinea   und Carolina hindurch, bleibt westlich der Philippinen und La bronen, geht dann südöstlich der japanesischen Inseln und Kurilen nach der Behringstraße. Weftlich dieser Linie wird ein Datum, Wochentag mehr gezählt, als östlich derselben, auf dieser Linte fängt der neue Tag, das neue Jahr unserer Zeit­rechnung an. Hieraus nun ergiebt sich eine den Deutschen   ge­wiß erfreuende Thatsache: Im deutschen Reiche geht die Sonne nicht mehr unter. Auf Neu- Guinea  , welches wir zu rechter Zeit noch annektirt haben, wird das neue Jahr schon längst gefeiert, während auf den Samoa- Inseln   noch stark der 31. Dezember ist.

N. Das Schloß Weißensee und der dazu gehörige Park, welche seit ca. 2 Jahren käuflich in den Besitz des bekannten Restaurateurs Herrn Sternecker übergegangen sind, werden augenblicklich zu einem großartigen Vergnügungsetablissement umgestaltet. Obwohl der Winter namentlich in der Umgegend ziemlich energisch seine Antrittsadressen abgegeben, so find doch braußen ununterbrochen hunderte von Arbeitern damit beschäf tigt, dieses 75 Morgen große Terrain nicht nur zu einem der schönsten Erholungspläge, sondern auch zu einer Sehenswür bigkeit der Residenz umzuschaffen. Der Generalentwurf ist von dem Architekten Herrn G. Rodenwoldt angefertigt, wäh­rend die Ausführung der Arbeiten dem von der Hygiene Ausstellung her in weitesten Kreisen bekannten Baumeister Höder aus Halle übertragen ist. Der wundervolle Park wird nach den Angaben und unter Leitung des städtischen Garten bauinspektors Herrn Hoppe fast vollständig neu angelegt. Um fich einen Begriff von den aufgeführten Neubauten zu machen, sei erwähnt, daß bereits vierzigtausend Quadratfuß Terrain mit Baulichkeiten bedeckt sind.

g. Die ledernen Hampelmäße, welche zur Weihnachts­zeit verkauft werden, bieten eine nicht geringe Gefahr für die Kinder, denen fie zum Spielzeug übergeben werden. Die Flittern dieser Hampelmäße werden einfach mit Stecknadeln befestigt und die Folge davon ist, daß die kleinen Kinder bei ihrem bekannten Zerstörungssinn sich diese Stecknadeln in den Körper bohren. So war am 2. Weihnachtsfeiertage das 1 Jahre alte Söhnchen einer Familie in der Schüßenstraße mit Der gewaltsamen Bergliederung eines Hampelmannes beschäf tigt, als es plöglich laut aufschrie. Die Mutter entdeckte nun, in der Brust des Kindes steckend, eine leine Stecknadel, deren fte noch 9 Stück aus dem Hampelmat zog. Das Kind hatte fich nach Art der Frauen die herausgezogene Stecknadel in das Jäckchen auf der Brust stecken wollen und war mit derselben zu tief ins Fleisch gerathen.

g. Schlächter fönnen nicht nur Personen überfahren, sondern fie fönnen auch selbst überfahren werden. Am Mitt woch Mittag gegen 1 Uhr wollte ein Schlächtergeselle die Charlottenftraße an der Leipzigerstraße mit einer Fleisch und Wurst enthaltenden Molle entlang gehen, als an dem Kreu zungspunkte das Fuhrwert eines Fischermeisters dabergefahren fam, dessen Pferd den Schlächter zur Erde stieß, so daß dieser unter das Pferd zu liegen fam. Obgleich er feine bedeutenden Verlegungen davontrug, wurde doch der Führer des Fischer­wagens von einem reitenden Schußmann nach der Wache fiftirt. Bei dem Fall war dem Schlächter die Molle mit Fleisch und Wurst auf das Straßenpflaster geschleudert wor den, so daß diese Gegenstände auf demselben zerstreut herum lagen.

Auf Veranlassung der Polizei Direktion in Wien  fahnden die diesseitigen Behörden wieder auf einen Dutch gänger, den Handlungsagenten Daniel Hosbach, welcher am 16. v. M. nach Veruntreuung von 4000 Gulden von Budapest  , wo er die Vertretung einer Farbewaaren Fabrik hatte,

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flüchtig geworden ist. Hosbach   ist 42 Jahre alt, in Geldern in Rheinpreußen geboren, groß und forpulent und spricht Deutsch   und Französisch. Er hat Briefe hinterlaffen, in welchen er die Absicht ausspricht, einen Selbstmord zu bes gehen. Diese Briefe verdienen indeffen keinen Glauben. Für die Wiedererlagung des Geldes find von der geschädigten Firma 10 Prozent der vorgefundenen Beträge als Belohnung ausgesetzt.

Die Chambre- garnies Wohnung eines Handlungs, Kommis B. in dem Hause Ki. Poftstraße Nr. 1 war im November cr. gewaltsam erbrochen und es waren daraus Kleidungsstücke im Werthe von 250 Mart, sowie ein Losungs­schein gestohlen worden. Dieser Losungsschein wurde am 5. v. Ms.   einem vielfach bestraften Einbrecher, Schloffer Schulze, der erst Ende Oktober nach Verbüßung einer brei­jährigen Buchthausstrafe entlassen worden war, bei einer Vifitation abgenommen, und erst vorgestern stellte es sich her aus, daß derselbe, welcher durch Anhängung eine Silbe an den Namen des B. gefälscht worden war, mit dem gestohlenen Namen des B. gefälscht worden war, mit dem gestohlenen Losungsschein identisch ist. Schulze wurde daher unter dem Verdachte, den Einbruch verübt zu haben, verhaftet.

N. Ein Baltenbrand fand heute Vormittag gegen 10 Uhr in dem Hause Neue Roßstraße 9 und zwar in der Küche eines dort wohnenden Stempelfabrikanten Mentel statt. Beim Ein­treffen der Feuerwehr war der Brand bereits gelöscht, doch hatte Herr Mentel bei den Löschversuchen anscheinend nicht un­erhebliche Brandwunden davon getragen. Die Feuerwehr selbst tam nicht in Aktion.

Gerichts- Zeitung.

Seit

( Das Rendezvous der,& fiberlfelberer") ahren befindet sich im Hause Nr. 18 der Schulerstraße das Kafee Petritschet, ein kleines, dunkles Lokal, so recht geschaffen zur Busammenkunft für Leute, die das Licht zu scheuen Ursache haben. Die Preise sind, angemessen dem Publikum, das diese Kaffeeschänke besucht, außerordentlich niedrig, und ist für den Befizer des Kaffeefchantes wohl faum die Möglichkeit vor­handen gewesen, durch das Geschäft allein zu Vermögen zu gelangen. Der Befißer der Kaffeeschänke, Friedrich Petritschef. ist dennoch wohlhabend geworden, allerdings durch eigenthüm­liche Geschäfte mit seinen Gästen.

Seit Jahren ist dieser Kaffeeschank das Rendesvous der Afiberlfelberer". Diese Bettelbriefschreiber von Profeffton hotten dort ihr Hauptquartier aufgeschlagen und hatten förmliche Ver­zeichnisse aller jener Persönlichkeiten angelegt, bei deren das Betteln mit Erfolg betrieben werden kann. Kundschaften gab es für die Afiberlfelberer" immer und das Erträgniß dieses Geschäftes brachte gewiß auch Betritschek einen Vortheil.

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Was aber die Aufmerksamkeit der Polizei seit Jahren bes sonders auf das Café Petritschek lenkte, war der Umstand, daß zu den Stammgästen eine Reihe von Professionsbieben gehörte. Betritschek tannte seine Gäste nur zu genau und wußte jeden­fa lls um ihr Treiben. Im Jahre 1882 mar er bereits in einer Untersuchung gegen einen seiner Stammgäste ver­nommen worden und 1883 stand er selbst wegen Diebstahls­theilnehmung in Untersuchung. Uebrigens erprobte ein Stamm­gaft feine Kunst auch bereits an Petritschet selbst; denn er ließ sich im Lokale einsperren und stahl aus dem ihm wohlbe fannten Aufbewahrungsorte eine größere Anzahl Uhren und Pretiosen, wie sie in einer solchen Menge in einer Kaffeeschenke gar nicht zu vermuthen gewesen wären.

Heute fist Friedrich Petritschek vor dem Ausnahmsgerichte auf der Anklagebant mit drei von seinen Stammgästen. An­geklagt sind: der oft bestrafte Dieb Hubert Pravda und der Kellner Franz Wolny wegen Diebstahls, der abgestrafte Johann Solar, mit dem Spiznamen der Photograph" genannt, und Friedrich Petritschek wegen Diebstahlstheilnehmung.

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Den Vorsiz führt L.-G.R. v. Hattenfeld, die Anklage vertritt St.- A.- Sbft. Hawlath, als Vertheidiger fungiren Dr. Buttulo und Dr. Freih. v. Plappart, für Petritschek Dr. Neuda.

Pravda hatte am 10. August in Hernals   bei Josef Haret einen Einbruchsdiebstahl verübt und dabei nebst Baar gelo Pretiofen im Werthe von über 1800 fl. entwendet. Er verpfändete dieselben im Versapamte und ließ die Pfandscheine in Partien durch Johann Solar dem Petritschek verlaufen. Für alle gab Petritschek nur etwa 30 fl.

Mit Wolny zusammen verübte Pravda noch eine Reihe Einbruchsdiebstähle. Verschiedene Anzeigen lenkten den Ver­dacht der Behörde auf die Stammgäfte des Café Betritschek und Pravda geftand sofort bei seiner Verhaftung. Bei einer in der Wohnung und im Geschäftslokale des Petritschek vor­genommenen Reviston fand man nicht nur Pretiofen, die aus dem Hayek'schen Diebfiable herrührten, sondern auch eine Menge von Gold- und Silbersachen und Pfandscheine über Pretiosen.

Die Diebe find auch heute vor Gericht geständig; Solar und Betritschek leugnen, die Proveniens der Pfandscheine und Pretiofen getannt zu haben. Ursprünglich hatte Letzterer sogar jede Kenntniß von den Pfandscheinen geleugnet. Bezeichnend ist jedenfalls auch die Angabe Pravda's, daß Petritschet einmal Strupeln über die Provenienz hatte, worauf er ihn auf das Abendblatt vom 12. August verwies. In demselben mar näm­lich die Meldung über den Einbruchsdiebstahl bei Hayek ent­halten. Petritschef verschaffte sich in der That jenes Blatt, halten. Betritschek verschaffte sich in der That jenes Blatt, angeblich, wie er heute behauptet, zur Vervollständigung seiner Sammlung.

Die Berhandlung endete mit der Verurtheilung sämmt licher Angeklagten. Pravda wurde zu sechs Jahren, Wolny zu einem Jahre schweren Kerkers, Solar zu sechs, Betritschef zu vier Monaten Kerkers verurtheilt. Bei den drei Ersten wurde auch die Bulassung der Stellung unter Bolizeiaufsicht ausge­sprochen; überdies wurden die Verurtheilten zu den Ersatz­leistungen verhalten. Das Auditorium, welches zumeist aus Stammgästen der Betritschet'schen Kaffeeschenke bestand, schien tiefbetrübt, daß ihr Herbergvater auch einmal eingegangen".

Arbeiterbewegung, Vereine und

Versammlungen.

Alle Fabrit und Bauarbeiter Berlins   werden darauf aufmerksam gemacht, daß die nächste Versammlung des Vereins zur Wahrung der materiellen Interessen der Fabritarbeiter am Dienstag, den 6. Januar, Abends 8/2 Uhr, bet Keller, oberer Saal, Andreasstr. Nr. 21, stattfindet, mit einem interessanten Vortrag über den Normalarbeitstag. Wir machen hiermit hauptsächlich noch die Kollegen im Norden darauf aufmerksam, da sich dieselben bis jest wenig oder noch gar nicht an dem Verein betheiligt haben, sich in dieser Versammlung recht zahl­reich einzufinden. Mitglieder werden jederzeit aufgenommen und als Gaft ist uns ein Jeder willkommen.

Ordentliche Generalversammlung der Freien Ver: einigung der Graveure, Ciseleure und verw. Berufsgenossen" Montag, den 5. Januar, Abends 812 Uhr, im Restaurant Sahm, Annenstr. 16. Tagesordnung: 1. Geschäftliches und Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Bericht über das verfloffene halbe Jahr. 3. Erledigung der eingegangenen Anträge. 4. Wahl des Vorstandes. 5. Verschiedenes. Bericht des Nach weisebureaus. Unentgeltliche Stellenvermittelung jeden Abend von 8-9% Uhr im Verein@ lofal.

Den Mitgliedern des Vereins der Metallarbeiter Berlins   diene zur Nachricht, daß die statutarisch festgesezte Mitglieder- Versammlung am Montag den 5. Januar ausfällt und eine außerordentliche Versammlung des Vereins einbe rufen wird, welche im Inseratentheil dieses Blattes bekannt gemacht wird.

Den Mitgliedern der Zentral- Kranten- und Sterbes faffe der Tischler 1c, hiermit zur Nachricht, daß die Zahlstelle, der ärztlichen Verwaltungsstelle Berlin B.( Innere Louisen­ftadt), Neue Jakobstr. 12, nach der Köpnickerstr. 103( Ecke der Neanderstraße) bei Scherff verlegt ist, woselbst vom Sonnabend, den 3. b. Wits. ab die Beiträge in Empfang genommen werden.

Generalversammlung des Vereins der Bauanschläger Berlins  , Sonntag den 4. Januar 1885, Vorm. 10 Uhr, bet Herrn Preuß, Dranienftr. 51. Tagesordnung: 1. Bericht der Kommission über Unterstügung bei längeren Krankheitsfällen. 2. Bericht der Revisoren über Kaffenbestand. 3. Wahl des Vorstandes. Unser Stiftungsfest findet den 3. Januar, Abends 8 Uhr, im festlich geschmückten Saal des Herrn Keller, Andreasstr. 21 statt.

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Die Zentral Kranten- und Begräbnißtasse des Unter­ftügungsvereins der Bildhauer Deutschlands  ( E. H. K., Ver­Annenstr. 16, Abends 9 Uhr eine Generalversammlung ab und waltungsstelle Berlin  ) hält am Dienstag, den 6. d. M., in der werden die Mitglieder ersucht, recht zahlreich zu erscheinen Ferner machen wir noch darauf aufmerksam, daß in 4 Stadts theilen Berlins Bahlstellen errichtet sind zur Aufnahme neuer Mitglieder, sowie zur Ertheilung der Krankenscheine; dieselben find: Für Norden Berlins   beim Bildhauer Hoffmann, Invas liden fir. 153, Sprechst. von 12-1, Sonntags Vormittag bis 11, täglich von 12-1, für Westen Verwalter Flickschuh, Maaßens für Osten Bildhauer Prahm, Lichtenbergerstr. 14, Sprechst. straße 35, Sprechst. täglich von 4-6 und Sonntags Vormittag, für Süden Berlins   Verwalter Tiese, Marianenftr. 8, Sprechst. von 12-1 und Sonntags Vormittag.

Den Mitgliedern der freien Kranken- und Begräbniß­Kaffe der Schuhmacher und Berufsgenossen Berlins  ( E. H. Nr. 27) zur Kenntniß, daß die ordentliche Generalvers sammlung den 5. Januar 1885, Abends 8 Uhr, Neue Grüns ftraße 32 bei Herrn Teichert stattfindet, mit der Tagesordnung: 1. Jährlicher Kaffenbericht. 2. Innere Angelegenheiten. 3. Wahl des Vorstandes und Ausschusses. 4. Verschiedenes. Obige Kaffe besteht schon 13 Jahre und kommt das neue Statut am selbigen Tage zur Bertheilung. Die Beiträge und Aufnahmen merden jeden Montag Abend außer den Festtagen von 8 bis 10 Uhr im selbigen Lokale entgegengenommen.

Der Arbeiter Bezirksverein für den Often Berlins  hält am Dienstag, den 6. Januar, Abends 8 Uhr, in Keller's Gesellschaftsfälen, Andreasstr. 21, eine Mitglieder Versamm lung ab. Tagesordnung: 1) Statuten- Berathung, 2) Ver­schiedenes, 3) Fragefaften. Neue Mitglieder werden aufges nommen. Bei der Wichtigkeit der Tagesordnung wird um zahlreiches Erscheinen gebeten. Gleichzeitig werden die Mits glieder, welche im Laufe des verflossenen Jahres ihre Wohnung gewechselt haben, ersucht, hiervon dem Kassirer Berger, Strauß­bergerstr. 27, II. Mittheilung zu machen.

Der Bezirksverein des werkthätigen Volkes de Schönhauser Vorstadt hielt am Dienstag, den 30. Dezember eine Bersammlung in Meister's Salon, Schönhauser Allee   161, ab. Dieselbe war trop der dringenden Aufforderung um zahls reiches Erscheinen der Mitglieder sehr schwach besucht. Auf der Tagesordnung standen: Wahl des gesammten Vorstandes. Es wurden folgende Herren gewählt: Als 1. Vorftßender Herr Frügge, 2. Vorfißender Herr Nagel; als 1. Schriftführer Herr Jahn, 2. Schriftführer Herr Schindler; als 1. Kafftrer Herr Josef, 2. Kaffirer Herr Gaet; als Beißiger Herr Bensch; als Revisor Her Schmidt, lepterer durch Attlamation. Ga werden die Mitglieder ersucht bei der nächsten Versammlung alle zu erscheinen, da eine Besprechung zum Stiftungsfest stattfinden soll. Die nächste Versammlung wird im Bertiner Volksblatt" bekannt gemacht.

Vermischtes.

Ein chinesisches Menu. Ein Bremer Kaufmann, der sich zur Beit behufs Abschlusses von Handelsverbindungen in Shanghai   aufhält, war vor Ausbruch der französich- chinesischen Feindseligkeiten bei einem der Honoratioren des himmlischen steiches in Pefing zu einem Gastmahl eingeladen worden, das er in e'nem in der Schweizer Grenzpost" veröffentlichten Briefe folgendermaßen beschreibt: Die Tafel war schon im Voraus mit 22 Schüsseln mit Deffert beladen und durch zehn große Laternen, deren Gläser mit bunten Malereien in den lebhaftesten Farben prangten und mit Girandolen, Guirlanden, von geschliffenen Gläsern und seidenen Quaften umgeben waren, auf das Hellste erleuchtet. Das Mahl war nicht in eine gewisse An­zahl von Gängen getheilt, sondern die aufwartenden Diener brach ten jedes Gericht in tiefen Terrinen herein und reichten es zuerst den vornehmsten unter den eingeladenen Personen oder den bejahrtesten derselben. Das Menu war nachstehendes: 1. Schüffel: Tauben mit Champignons und zerschnittenen Bam­bussproffen gefocht deliziös. 2. Schüffel: Schweinefett in einem Mehlteige gerollt und dann nach Art der Pfannkuchen gebacken ausgezeichnet. 3. Schüffel: Taubeneier in Fleisch­brühe, wobei das Weiße der Eier feft, aber durchfichtig war­sehr gut. 4. Schüffel: Chinesische   Schwalbennester mit Schinkenscheiben und Bambussproffen( einer schleimigen Sub­stanz) vorzüglich. 5. Schüssel: Verschiedenes Geflügel mit Champignons und Bambusscheiben gefocht sehr wohl schmeckend. 6. Schüffel: Ente mit Bambus und Kenu­pharfrüchten; diese Früchte glichen in Geschmack und Ans blid einer Eichel ohne Kapsel- ziemlich gut. 7. Schüffel: Schweinsleber in Rizinusöl gebraten schlecht. 8. Schüssel: Ein japanisches Gericht: Muscheln mit Stockfisch und Sped­fchwarten abscheulich. 9. Schüssel: Seekrabbenschwänze mit Bambusschnitten und Schinken, in Rizinusöl zubereitet würde ohne das schreckliche Del delikat geschmeckt haben. 10. Schüffel: Ein bunter Stern von Geflügelflücken, Schinken und Tauben, mit durchfichtigem geronnenen Eiweiß übergoffen fehr faftig. 11. Schüffel: Stücke von Seefischen und Haifisch­floffen mit Bambus und Champignons man wußte nicht recht, was man; aber es schmeckte eher schlecht als gut. 12. Schüffel: Eingeweide von Geflügel mit Mordeln die Morcheln ließen das Eingeweide mit verschlucken. 13. Schüffel: Schinken mit Kohlrippen nicht besonders.

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14. Schüffel: Schinken von Spanferkeln, im eigenen Safte gekocht sehr delikat. fehr delikat. Hier trat eine Pause ein, in welcher Wafferpfeifen herumgereicht und Fingerspiele betrieben wurden. Der Kopf der Wafferpfeifen ist weit kleiner als ein Fingerhut; die unmerkliche Prise Tabat, welche er faßt, ist in faum 20 Sekunden verbrannt. Es folgten nun die weiteren Gerichte. 15. Schüffel: Landschildkröte mit ihren Eiern in Rizinusöl­schmeckt abscheulich. 16. Schüssel: Schinkenspige gut. 17. Schüffel: Brustfleisch von Geflügel mit fauerm Kohl nichts Delilates. Die frische Litchis ist die herrlichste Frucht Chinas  ; ihre runzelige Schale gleicht der Waffermelone; der Geschmack des weißen Fleisches erinnert an die Gutedeltrauben

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vorzüglich. Große Orangen, deren Schalen wie Spigen ausgeschnitten waren gut. Kleine Diandarin Orangen- ebenfalls gut. Man trant während des ganzen Mables nur Thee  , sehr schwach und ohne Bucker, und Samjon, Wein aus Reis, der, wie der Thee, heiß getrunken wird und ein abscheu­liches Getränk ift."

Ein Surrogat. Ein New- Dorker Blatt erzählt: Als wir neulich an einem dunklen Abend eine obsture Seitenstraße entlang gingen, hörten wir auf einer Veranda zwei Mädchen, die uns natürlich nicht saben, im eifrigen Gespräch. Hast du je schon einen Mann mit einem Schnurrbart gefüßt?" fagte die Eine. Nein, noch nie wie das wohl sein mag?" die Andere. Komm", wir holen Papas Kleiderbürste, an der fönnen wir's probiren!"

Verantwortlicher Redakteur N. Cronheim in Berlin  . Druck und Verlag von Mar Bading in Berlin   SW., Beuthstraße 2.

Hierzu eine Beilage