Amazula ist. In London müffen sich die Zulus schon ziemlich gut afflimatifirt haben, denn während sie in ihrer Heimath nur von Milch und Hirse, Durrha genannt, resp. Fleisch leben, genießen sie hier Kaffee und mit Butter geschmiertes Weißbrod, ebenso auch Fleisch, das auf europäische Art zubereitet ist.
a. Ein Geschäftskollege. Der hierselbst wohnhafte Handelsmann M., welcher einen Handel mit geschlachteten Gänsen betreibt und fein Fuhrwerk im Ordonnanzhaufe in der Neuen Königstraße eingestellt hat, hatte seit vier Wochen einen Arbeiter St. als Gehilfen angenommen. Dieser nahm nun vorgestern Abend unbemerkt 6 Gänse von dem Wagen und verkaufte dieselben für eigene Rechnung. Dieser von ihm eingerichtete Nebenhandel gefiel dem St. und am Neujahrs - Morgen nahm er das ganze Fuhrwerk und er wollte den Rest der auf dem Wagen befindlichen Gänse verkaufen. Er konnte aber an dem Feiertage, an welchem die hiesigen Familien schon mit ihrem Mittagebraten versehen waren, nur noch zwei Gänse loswerden, und er schickte den Wagen und das Pferd durch einen Dienst mann zur Ausspannung zurück. Als M. hiervon benachrichtigt war, suchte er des St. habhaft zu werden, den er auch in der Wadzetstraße in einer Reſtauration antraf, als er daselbst noch zwei gestohlene Gänse veikaufen wollte. St. wurde festgenommen und zur Haft gebracht.
in
g. Die Aushängekäften der Schreiblehrer Berlin find in legter Beit wieder einmal als günstiges Objekt der Zerstörungswuth einer gewissen Klasse von Menschen auser sehen worden. Es gelingt dies, ohne dabei angetroffen zu werden, um so leichter, als die nicht geschüßten Aushängefästen meistentheils an unbewohnten Baulichkeiten fich befinden. Die von den Schreiblehrern ausgeseßten Be lohnungen für die Anzeige derartiger Berstörer sind daher auch ftets erfolglos gewesen, und auch den Sicherheitsbeamten gelingt es nur in den seltensten Fällen einen jener Personen in flagranti zu ertappen.
a. Auf eine Schwindlerin haben wir vor Kurzem aufmerksam gemacht, welche fich als die Frau eines Schußmannes ausgiebt und Einkäufe ohne Bahlungen zu leisten macht. Dieselbe hat während des Weihnachtsmarktes in Spielwaaren- Ge= schäften 2c. Einkäufe gemacht und sich als die Frau eines im Revier des betr. Ladens beschäftigten Schußmannes ausge= geben, um dadurch einen Kredit zu erlangen und die Waaren ohne Zahlung zu erlangen. Hauptsächlich aber betreibt die Frau ihre Schwindeleien auf den Wochenmärkten, und da ste ein recht angenehmes Aeußere hat, und gut zu reden versteht, so wird ihr leider viel Vertrauen geschenkt. So hat sie vor Kurzem auf dem Wochenmarkt am Dönhofsplay von einer Handelsfrau drei Suppenhühner, ein anderes Mal von einer Schlachterfrau von Außerhalb eine Gans und ein Stück Kaffeler Rippefpeer gekauft, unter der Vorspiegelung, daß ihr Mann, der als Schußmann Dienst auf dem Markt verrichte, die Sachen bezahlen werde. Im zweiten Fall hat fte fich noch den 11jäh rigen Sohn der Schlächterfrau mitgeben lassen, um das Geld von ihrem Manne aus der Wachtstube abzuholen, fie hat jedoch den Knaben unter nichtigem Vorwande ohne Geld zurückgeschickt. Am 30. d. M. hat fie von der Frau eines Wildprethändlers, ebenfalls auf dem Wochenmarkte am Dönhofsplatz zwei Hasen entnommen, unter dem Vorgeben, die Frau des Schußmannes Krüger zu sein, der die Hasen vor der Beendigung seines Dienstes bezahlen werde. Die bisher noch nicht ermittelte Schwindlerin ist eine junge, hübsche und anständig gekleidete Frau, hat rundes Gesicht mit gesunder Farbe und spricht viel und schnell.
g. Selbstmord. In einem größeren Hotel in der Friedrichstraße vergiftete sich in der Nacht vom 1. zum 2. d. Mts. mittels Blausäure der in der Neuen Friedrichstraße wohnhafte Raufmann M. M. war längere Beit brusileidend und hat da her in dem gedachten Hotel in einem daselbst gemietheten Bimmer seinem Leben ein Ende gemacht. Obgleich man auf den Selbstmordkandidaten noch so zeitig aufmerksam wurde, daß man ihn le bend antraf und einen Arzt herbeirufen konnte, so war es doch nicht mehr möglich, den M. am Leben zu er= halten. Er starb bald darauf anscheinend am Lungenschlag. Die Leiche des M. wurde später nach der Morgue geschafft.
Wegen Bierplantscherei" soll, nach der Mittheilung eines Lotalreporters, wiederum gegen einen hiesigen größeren Restaurateur dic strafrechtliche Untersuchung eingeleitet worden sein. Demselben wird zur Last gelegt, daß er sog. echte Biere mit hiesigen Bieren start verfchnitten und dennoch als echte Biere verkauft habe.
Belle- Alliance- Theater. Die Aufführungen des Schönthan'schen Schwantes ,, Der Raub der Sabinerinnen" erhalten in so fern von heute ab einen neuen Reiz, als Herr Emil Thomas und Fräulein Obiton die von ihnen am WallnerTheater freirten Rollen des Striefe und der Paula wieder geben. Für Herrn Straßmann tritt Herr Ottbert vom Wallner- Theater als Emil Sterneck, während Herr Würzburg von hiefiger Bühne die Parthie des Herrn Gutberg, Profeffor Gollwig, übernommen hat.
Polizei Bericht. Am 29. v. M. Morgens verunglückte die unverehelichte Blomke in der Wohnung ihrer Dienstherrschaft, Schöneberger Ufer 17, dadurch, daß sie beim Besteigen der zum Hängeboden führenden Leiter mit derselben umfiel und fich dadurch eine Verlegung der Wirbelsäule zuzog, so daß ihre Ueberführung nach dem Elisabeth Krankenhause erforderlich wurde.
Am 31. v. M. Nachmittags wurde ein Herr beim Ueberschreiten des Fahrdommes vor dem Hause Unter den Linden 72 Durch einen Geschäftswagen überfahren, wobei er einige an scheinend unerhebliche Verlegungen erlift.- Bu derfelben Beit wurde die 5 Jahre alte Tochter des Schuhmachers Holft, Karls Straße 38 wohnhaft, vor dem Hause Karlsstraße 8 durch einen Geschäftswagen überfahren und am linken Fuß und Arm, je doch nicht lebensgefährlich, verlegt.
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In der Nacht zum 1. Januar, gegen 2 Uhr, entstand in dem Hause Pallisadenstraße 22 eine Schlägerei, bei welcher mehrere Personen mittelft gefährlicher Werkzeuge mehr oder Am 1. b. M. Nachmittags wurde minder verlegt wurden. Am 1. d. M. Nachmittags wurde der Arbeiter Vollbrecht auf dem Flur des Hauses Köpniderftraße 168 besinnungslos und am Kopfe blutend vorgefunden und nach Bethanien gebracht. Derselbe ist vermuthlich auf der Treppe gefallen und herabgestürzt. Um dieselbe Zeit brachte fich in der Pallifadenstraße ein Mann in einem Anfall von Delirium tremens in selbstmörderischer Abficht mit einem Meffer dret, jedoch nicht lebensgefährliche Stiche in die Brust bei. Derselbe wurde nach dem städtischen Krankenhause in Friedrichs hain gebracht.
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Gerichts- Zeitung.
Eine Entführung. Georg Frant, Gastwirth in MariaLanzendorf, ist frog seiner 43 Jahre ein schöner Mann, den man leicht für viel jünger halten fönnte. Georg Frank ist bereits zum zweiten Male verheirathet; aus seiner ersten Ehe bat er einen 19jährigen Sohn. Im vorigen Jahre knüpfte Frant mit Anna Wöhrer, der damals 17jährigen, sehr hübschen Tochter des Bürgermeisters in Maria Lanzendorf , ein Liebesverhältniß an. Anna Wöhrer besuchte in Wien die Gesangsschule des Konservatoriums und dies gab Gelegenheit, daß die Liebenden häufig zusammen allein nach Wien fubren und hier verfehrten. Am 1. Oktober v. J. machte Anna Wöhrer ihrem Geliebten die Eröffnung, daß das Verhältniß von Folgen be= gleitet sei. Das Mädchen äußerte große Furcht vor ihrem Vater, und dies umsomehr, als sie bereits in ihrem zwölften Jahre das Unglück hatte, einem unfittlichen Attentate zum Opfer zu fallen. Sie forderte den Frank eindringlichst auf, fte vom Elternhause fortzubringen, set es wo immer hin. Anfangs fträubte fich Frank; endlich gab er nach. Am 17. Ot tober begab sich Anna Wöhrer angeblich ins Konservatorium nach Wien , lehrte jedoch nicht mehr ins Elternhaus zurüd.
Am 18. Oktober trafen Frank und seine Geliebte in einem Hotel zusammen, verließen am Abend Wien und begaben fich nach Przemysl , wo fie am 12. Dezember eruirt wurden.
Vor ihrer Abreise hatten Beide an ihre Angehörigen Abschiedsbriefe geschrieben, welche damals allgemein zu dem Glauben führten, das Liebespaar habe gemeinsam den Tod gesucht. Frant übersandte seiner Frau einen größeren Geldbe trag und beauftragte seinen Vertreter, seinen ganzen Besitz zu verkaufen. Er nahm in den Briefen Abschied, da er nicht mehr zurüdlehre. Anna Wöhrer schrieb ihren Eltern, daß fie nimmermehr nach Hause komme, da ste den Schmerz, welchen ste ihnen bereitet, nicht mehr ertragen fönne, nahm im Briefe Abschied und bat um Verzeihung.
Nach ihrer Ausforschung in Przemysl wurden Beide nach Wien befördert und Frank dem Landesgerichte eingeliefert. Heute ist er von einem Erkenntnißsenate( Bors. L.-G.-R. Dr. v. Holzinger, Ankläger St.- A- Sbst. Granichstädten, Vertheidiger Dr. Steger) wegen Verbrechens der öffentlichen Gewaltthätigkeit, begangen durch Entführung, angeklagt.
Georg Frank erklärt sich nichtschuldig. Er habe sich verpflichtet gefühlt, das Mädchen in Sicherheit zu bringen, bis der erste Born thres Vaters, vor dem sie sich sehr fürchtete, vorüber sein werde. Er habe die Absicht gehabt, sich von seiner Frau scheiden zu lassen und mit der Geliebten eine Siebenbürger Ehe einzugehen. Schon im August dieses Jahres habe er setnem Rechtsvertreter den Auftrag gegeben, die Scheidung einzuleiten. Er wollte das Mädchen wieder nach Wien zurückbringen und hatte den festen Entschluß, zu Weihnachten hier wieder einzutreffen, weshalb er auch die Wohnung in Przemysl bereits gekündigt hatte.
Anna Wöhrer, welche als Beugin vernommen wird, wird über Beschluß des Gerichtshofes nicht beeidet, da fie dringend der Theilnahme an dem Verbrechen verdächtig sei, weil das Objekt des Verbrechens nicht ste, die Entführte, sondern die väterliche Gewalt ist. Ihre Aussagen unterstüßen die Angaben des Geklagten. Sie giebt zu, daß Frank nur über ihr Drängen fortgereift fei. Die Absicht, den Glauben zu erregen, daß sie einen Selbstmord begehe, habe fie bei Absendung des Briefes an ihre Eltern nicht gehabt. In Przemysl wollte ste bleiben, bis der größte Standal" vorüber sein werde. Ur sprünglich sollte Frank sich eine Beschäftigung suchen, zuletzt aber war es bestimmt, daß ste zu den Feiertagen nach Wien zurückkehren, wo fie bei einer Schwester des Frank, die Hebamme ist, bleiben sollte. Jetzt sei sie wieder bei ihrem Bater.
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Präs. Wo wären Sie hingegangen, wenn Frank Ihrem Drängen nicht nachgegeben hätte und mit Ihnen nicht fortgereist wäre? gereift wäre?- Beugin. Ich hätte mir das Leben nehmen müffen. Dr. Steger. Haben Sie ihm Vorstellungen in Beugin. Ja, mehrmals. Dr. diesem Sinne gemacht? Steger. Waren Sie in Aufregung, als Sie das Elternhaus verließen? Beugin. Wir waren beide sehr aufgeregt; er hat sich gesträubt, die Reise zu machen, er wollte meinem Vater Alles sagen, damit wir hier bleiben können. Ich habe mich aber nicht getraut, weil ich mich vor meinem Vater sehr gefürchtet habe. Als er mir vor Jahren verzieb, sagte er mir, es geschieht ein zweites Mal nicht mehr.
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Der Vater der Entführten, der Bürgermeister von Lanzendorf, erklärte, Frank sei sein bester Freund gewesen, von dem er niemals einen solchen gewiffenlosen Schritt erwartet hätte. Wenn seine Tochter fich ihm voll und rückhaltslos anvertraut hätte, so würde er ihr vielleicht verziehen haben. Aber heute müßte er den Verführer seiner Tochter verdammen. In seiner Erregung ließ sich der Zeuge zur Beschimpfung des Angeklagten hinreißen.
Der Gerichtshof sprach den Angeklagten gemäß den Ausführungen des Vertheidigers Dr. Steger frei, weil er das Verbrechen der Entführung unter unwiderstehlichem Zwange begangen habe. In den Gründen wird ausgeführt, daß der Gerichtshof die moralischen Verpflichtungen des Frank gegen die Anna Wöhrer in Betracht ziehen mußte.
auf.
Das Auditorium nahm das Urtheil mit lebhaftem Beifalle Der Staatsanwalt behielt fich die Rechtsmittel vor. Frank wurde auf freien Fuß gesetzt.
Arbeiterbewegung, Vereine und
Versammlungen.
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Eine zahlreich besuchte Versammlung der Kolporteure und Zeitungshändler Hamburgs und Umgegend fand am Montag Abend in Stadt Bremen ", Niedernstraße, statt. Bwed der Versammlung war Stellungnahme zu dem vom 2. Januar an stattfindenden zwei Mal täglichen Erscheinen der hiesigen Reform." Durch Zirkular war den Ko'porteuren am Montag Morgen Preistourant für die doppelte Ausgabe zugestellt mit der Bemerkung, daß die Bezah lung im Voraus pro Vierteljahr stattfinden müsse. In der denkbar heftigsten Weise wurde der Herausgeber der Reform" von fast sämmtlichen Rednern angegriffen wegen dieser Neue rung; von einigen derselben wurde ausgesprochen, es habe fast den Anschein, als wolle der Herausgeber der Reform", Herr Dr. Belmonte, von den Zinsen der im Voraus bezahlten Abonnementsgelder die Reform" fertigstellen. Von einem Redner wurde flargelegt, wenn er auf die gestellten Bedingungen eingehen wolle, müffe er innerhalb einer Woche 26000 M. schaffen, und woher diese nehmen? Wenn Dr. Belmonte vierteljährlich das Geld im Voraus haben wolle, so müsse er auch dafür garantiren, daß dem Vertreiber der Reform" auch die Abonnenten bleiben; für feinen Theil, erklärte Redner zum Schluß, könne die Reform" im Pfefferland sein, nur nicht in Hamburg. ( Stürmisches Bravo!) Redner tritiftrt dann die Haltung der Reform", die schon seit 1848 oftmals ihre Gesinnung gewechfelt babe; auch heute trage ste den Mantel wieder auf beiden Schultern. Sollte Dr. Belmonte auf seinen Bedingungen beharren, so würde er teine Abend Ausgabe ausbringen, die könne ber Herr Dr. Belmonte dann selber besorgen.( Langanhaltender Beifall.) Ein anderer Redner konstatirte die Abnahme der Reform" im letzten Jahre und glaubt, diese Neuerung sei der Gnadenstoß der Reform". Der Vorsigende der Versammlung, welcher auch zugleich Vorfißennder des hiefigen Kolporteurvereins ist, vertrat in recht ungeschickter Weise seine Ausführungen, die hauptsächlich darin gipfelten, auch fernerhin das 26. Exemplar als Bugabe zu erhalten, während er die vierteljährige Vorausbezahlung als selbstver ständlich akzeplirte. Von der Versammlung wurde er oftmals stürmisch unterbrochen. Ein Vertreter der Reform", der Chef ber Expedition, Herr Schilling, will den Anwesenden glauben machen, Herr Dr. Belmonte handle nur im Interesse der Kolporteure, wenn er auf der vierteljährigen Voraus bezahlung bestehen bleibe(?); er fand aber bei der Versammlung wenig Glauben. Nach fast zweieinhalbstündiger eine Kom Debatte wurde der Antrag angenommen,
Kongreß der Maler Deutschlands zu Dresden am 26. und 27. Dez. 1884. Delegitte aus allen größern Städten Deutschlands waren daselbst anwesend. Mandate waren ungefähr 31 vorgelegt, geprüft und für richtig befunden worden. Der Zweck der Zusammenkunft war: Gründung eines Verbandes der Maler und Berufsgenossen über Deutschland . Nach Eröff nung des Kongresses durch Dresden ( Nauert) hielt derselbe eine Ansprache um den Zwed des Delegirtentages flar zu legen. Nachdem wurde der Vorstand gewählt und zwar aus folgenden Städten; Hamburg ( Schmitt) als 1. Vorsitzender; Berlin ( Kröhn) als 2. Vorstzender; Berlin ( Nicolat) als 1. Sefretair und Dresden ( Nauert) als 2. Sekretair. Als nach der Wahl die Diskussion eröffnet werden sollte, erklärte der die Versamm lung überwachende Polizeibeamte, daß, weil es Feiertag( Weih nachtsfest) sei, um 12 Uhr die Versammlung geschlossen were den müßte. Deshalb bemühten sich die beiden Vorsitzenden zur Polizei und erhielten dann die Erlaubniß nach 4 Uhr Nachmittags, weil dann die Kirchzeit vorüber sei, die Verjammlung wieder eröffnen zu dürfen. Der Kongreß wurde beshalb um 12 Uhr Mittags geschlossen und von 4 Uhr Nachmittags ab tagte derfelbe wieder und zwar bei sehr lebhafter Debatte bis 12 Uhr Abends. Nach Wiedereröffnung des Kongreffes wurden die indirekten Mandate durch Abstimmung vertheilt und fielen die Mandate der Städte Gera auf Altenburg ( Hey), Flensburg auf Hamburg ( Schernecker), Duisburg und Pr. Minden auf Hagen ( Hübner), Rönigsberg auf Leipzig ( Wiederanders), Frankfurt a. M. auf Berlin ( Nicolai), Darms stadt auf München ( Kröger), Kaffel auf Hannover ( Vaqué). Die direkten Mandate waren: Berlin ( Nicolai und Kröhn), Altenburg ( Hey), Kottbus ( Walter), Chemnitz ( Leonhardt und Mäcker), Dresden ( Werner und Nauert), Großenhain ( Beeger und Hirche), Hamburg ( Schmitt und Schernecker), Hannover ( Baqué), Hagen , Lüdenscheidt, Elberfeldt und Solingen ( Hübner), Leipzig ( Wiederanders und Nürnberg ), München ( Kröger), Plauen i. V.( Dettel). Nachdem in die Diskuffton eingetreten war, wurde beschlossen, den Verband: Verband der Maler und Berufsgenossen Deutschlands " zu nennen. Dann trat die Diskussion über den Zweck Programm" des Verbandes: Unterstü; ungskaffe für auf Reisen sich befindende Mitglieder, Unterstügung in Nothfällen, Rechtsschuß, Herbergss wesen und Pflege des Lehrlingswesens, ein. Die Diskussion war äußerst lebhaft und betheiligten sich im Allgemeinen sämmtliche Delegirte an derselben, da das Programm als das Vornehmste sehr in Betracht gezogen wurde. Besonders betheiligten sich bis aufs Aeußerste Berlin , Leipzig und Dresden an der Debatte. Ueber die Regelung des Arbeitslohnes entstand ebenfalls no insbesondere eine lebhafte Diskussion. Die Krankenkaffffen wurden in der Debatte mit hineingezogen und beschlossen, daß bie jüngeren Kollegen( Maler und verwandte Berufsgenossen Deutschlands ) der Zentral- Krankenkasse der Maler und verwandten Berufsgenossen angehören müffen, wenn sie Reise- Unterstügung erhalten wollen. Üeber Fachschulen und Bibliotheken entstand ebenfalls eine heftige Debatte, woran sich besonders die größe ren Städte Deutschlands betheiligten. Es wurde am 1. Kon= greßtage eine Statuten- Berathungs- Kommission gewählt, um den Gang der Sache zu beschleunigen. Diese Kommission be ftand aus Hamburg ( Schmitt), Dresden ( Nauert), München ( Kröger). Am 2. Delegirtentage fand dann die Diskussion über die einzelnen Paragraphen des Statuts statt. Sämmt liche anwesende Delegirte betheiligten sich an der Debatte, ganz besonders Berlin , Dresden , Hamburg und Leipzig , um eine Einigung zu erzielen. Der Wichtigkeit der Sache gemäß, wurde die größte Aufmerksamkeit auf den Gang der Debatte verwandt und war das Intereffe an der Sache auf dem Gefichte eines jeden Delegirten deutlich zu lesen. Kein Delegirter ließ es an der nöthigen Umsicht fehlen und sprach jeder mit Wärme und Ueberzeugung für das Gute der Sache und suchte feinen Auftrag gewissenhaft zu erledigen. Bis spät am Abend debattirten die Delegiten diesen Tag. Berlin ( Nicolai) erhielt das Schlußwort, und mit den wärmsten, überzeugendsten Worten bewies derselbe die Wichtigkeit der Sache und sprach den Dank für die nöthige Umsicht und das Intereffe, welches sämmtliche Delegirten bewiesen, sowie für die Ruhe, mit welcher die Sache behandelt worden, aus, welches ein Beweis sei, daß eine große Einigkeit schon vorhanden sei und für das fernere Besteben des Verbandes garantire.
Der Fachberein der Rohrleger hielt am vorigen Sonne tag wieder im Lokale von Wolf und Krüger in der Stalizer straße eine Versammlung ab. Nachdem das Protokoll der legten Versammlung verlesen und Kassenbericht erstattet war, erhielt der Referent, Herr Liefländer das Wort, um auf Wunsch der Anwesenden einen Vortrag über amerikanische Verhältniffe zu halten. Dem Vortrag folgte eine längere Debatte, an welcher sich verschiedene Vereinsmitglieder lebhaft betheiligten. Nach Erörterung einiger interner Vereinsangelegenheiten wurde dann die Versammlung geschlossen.
R. Der Verein zur Wahrung der Interessen der Klavierarbeiter hatte zum Besten eines franken Kollegen am Neujahrstage eine Abendunterhaltung und Tanzkränzchen im Lokale Aite Jakobstr. 75 veranstaltet. Der Besuch war ein sehr reger, und das Vergnügen verlief in echt harmonischer Weise. Allem Anschein nach wird das Resultat zu Gunsten des Kollegen ein recht erfreuliches sein.
Eine große Bolksversammlung findet am Sonntag den 4. Januar 1885 im Restaurant Golle, Linienstraße 30, statt.
D
Tischler Verein. Kotibuserstr. 4a. Abends 8% Uhr: Generalversammlung.
Generalversammlung des Vereins zur Wahrung der Intereffen der Klavierarbeiter. Sonnabend, den 3. Januar 1885, bends 8 einhalb Uhr, in den Gratweil'schen Bierhallen. Tages- Ordnung: 1, Abrechnung vom 4. Quartal und Jahresbericht. 2. Vortrag des Predigers emer. Rendziora über Moral und Sittlichkeit gegenüber der ganzen Menschheit. 3. Vereins angelegenheiten, Fragetaften und Besprechung über den am 14. Februar stattfindenden Wiener Mastenball. Mitglieder, welche mit den Beiträgen im Rückstande sind, werden ersucht, diese zum Jahresabschluß zu begleichen. Um zahlreichen Besuch wird gebeten. Gäste willkommen.
Vermischtes.
Die Stadt Chitago beftzt eine große Anzahl von Parkanlagen. Lettere ziehen sich um Nord, West- und Südseite der Stadt( die Dftseite wird vom Michigan - See begrenzt) und bestehen zum Theil aus vielreihigen Baumalleen, zum Theil aus mächtigen, breiten Parkstraßen. Der meist besuchte Part der Stadt ist der auf der Nordseite belegene Lincoln- Bart, den häufig von reichen Bürgern werthvolle Geschenke gemacht werden. Eines derselben besteht in zwei Sphingen, welche an dem von der Garfield Avenue herführenden Eingange lagern. Da die beiden Ungeheuer, wie das bei Sphingen einmal Mode ist, die Quellen der Muttermilch unverhullt trugen, erregten fie bei solchen Bürgern der großen Handelsstadt, bei denen der Kunstfinn weniger entwickelt ist, als das steifleinene An standsgefühl, schweres Aergerniß, und so groß war die
mission von fünf Personen zu wählen und Herrn Dr. Belmonte folgendes Memorandum vorzulegen: Erstens: Daß es den Kolporteuren absolut unmöglich sei, das Abonnnement im Voraus zu bezahlen. Zweitens seien die Kolporteure erbötig, die Abendausgabe nur unter der Bedingung zu befiitliche" Entrüstung, daß die Parkbehörde sich veranlagt fah, forgen, wenn sie ihnen des Morgens bei der Morgenausgabe beigeliefert wird; auf andere Bedingungen als diese, könnten fich die Kolporteure nicht einlaffen. Der Bericht über die Verhandlungen mit Herrn Dr. Belmonte wird seitens der Kommission am Mittwoch, den 31. Dezember, in demselben Lokale erstattet werden. Schluß dieser interessanten Versammlung um 12 Uhr.
Generalversammlung des Fachvereins Chirurg. Inftrum. und Bandagisten, am Montag, den 5. d. M., Abends 8% Uhr, Weinmeisterstr. 18. Vorstandswahl.
den Sphingen metallene Trikottaillen( Jerseys") anlegen zu laffen. Die„ Chicago Tribüne" verspottet ob dieser Albernbeit die Parkbehörde in einem Leitartikel, an deffen Schluß ste fagt:„ Die Kunst darf in unseren Parts nicht länger auf Kosten der Moral geduldet werden, und Bildhauer, welche fünftighin mit Aufträgen betraut werden, sollten es fich merken, daß ihre Statuen Personen mit gutem moralischen Charakter sein müssen, ausgestattet mit allen Erfindungen und Ver befferungen der Nenzeit." Und die Chicagoer, Freie Preffe" schreibt in einem längeren Artikel über diese Angelegenheit mit
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