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Amt niedergelegte Vorlage zu Gunsten der Fortsetzung des Tunnelbaues nicht zurückgezogen wird, die Regierung es für thre Pflicht halten werde, dieselbe im Parlament zu beanstanden. In Denaby, Yorkshire , haben 1200 Roblengruben Arbeiter gegen eine projektirte Herabsetzung der Arbeitss Löhne um 20 pCt. aestritt. In der Grafschaft Tipperary wendeten sich dieser Tage etwa 150 Gutspächter an ihren Grundherren um eine Ermäßigung des Pachtzinses um 20 pCt. Da dies rundweg abgeschlagen wurde, beschlossen die Bächter, gar feinen Bachtzins zu entrichten, und drohen Jedem mit ernsten Folgen, der diesem Beschlusse zuwiderhandele.- Ein fürchterliches Unglüd ereignete fich am Montag furz nach Mitternacht in den Dorothea Schieferbiüchen in Nanttle unweit Carnarnon( Wales ). Während 8 Mann des Nachtarbeiterpersonals in dem 200 Meter tiefen Bruche beschäftigt waren, fiel von einer Höhe von 100 Metern eine enorme Felsenmaffe herab, wodurch sieben Arbeiter auf der Stelle getödtet wurden; der achte enifam mit schweren Verlegungen. Der Felsrutsch wurde, wie man glaubt, durch das am Montag eingetretene Thauwetter veranlaßt.
Die englisch - australischen Kolonien sind, wie bereits in voriger Woche mitgetheilt wurde, in Bezug auf die Ausdehnung des deutschen Protektorats auf mehrere Inseln der Südsee verschiedener Ansicht. Tasmania und Queensland haben sich bereit erklärt, sich dem vom Premierminister von Viktoria vorges schlagenen Proteste anzuschließen, während Neu- Süd- Wales und Süd- Australien sich zu diesem Vorschlage zur Zeit ablehnend verhalten. In Ergänzung der früheren Mittheilungen liegen folgende Depeschen vor: Delbourne, 31. Dezember. In dem Memorandum, welches der Premierminister von Vittoria an den Gouverneur gerichtet hat, beißt es, es sei jegt zu erwägen, was angesichts der durch die Einführung des deutschen Protettorates in den benachbarten Inseln geschaffenen Situation zu thun sei. Er bitte den Gouverneur, an den eng lischen Staatssekretär der Kolonien, Lord Derby, telegraphisch das Ersuchen zu richten, die Kolonialregierungen telegraphisch zu ermächtigen, Schritte zu thun, welche geeignet seien, Australien die benachbarten Inseln zu erhalten. Schließlich wird der Gouverneur noch gebeten, an den Minister der Kolonien einen energischen Protest gegen die Politik der Unthätigkeit zu richten, welche alle fremden Mächte geradezu auffordere, Gebietstheile in Befiz zu nehmen, an denen Niemand in so hobem Maße wie die Kolonien in Australien interessirt sei. Sidney, 31. Dezember. Das Memorandum des Ministers von NeuSüd- Wales in welchem derselbe es für lettere Kolonie ablehnt, fich dem gemeinsamen Proteste der Kolonien gegen die Eiklärung des deutschen Protektorates anzuschließen, führt aus, das die Ablehnung gegenwärtig erfolge wegen des Mangels definitiver Informationen über folgende Punkte: 1) ob die deutsche Regierung im Einverständniß mit England vorgegan gen sei, 2) über die Bedingungen dieses Einverständnisses, menn ein solches eriftire, 3) ob eine Ausdehnung des englischen Protektorates in Neuguinea thunlich sei, 4) ob England nicht beschlossen haben könne, sämmtliche Inseln zu besezen, welche in strategischer Hinsicht diesen ganzen Theil des Archipels im Stillen Ozean beherrschen. Sobald die Kolonie über diese Punkte Auskunft erhalten haben werde, werde fie fich allen Schritten anschließen, welche die übrigen Kolonien für nothwendig erachten würden.
Kommunales.
Bei dem Bezirks- Ausschuß für die Stadt Berlin find als Mitglieder ausgeschieden: Dr. Alexander Meyer, welcher zum Stadtverordneten gewählt und als solcher bereits eingeführt worden ist und nicht mehr Mitglied des Bezirks- Ausschusses sein darf. Die Bestimmungen des Geseges über die Verwal tungsbehörden schließen die Magistratsmitglieder und die Stadtverordneten ausdrücklich von der Mitgliedschaft aus; ferner der Dr. Burg, welcher verstorben ist. Der Magistrat hat beschloffen, wegen der Neuwahl der StadtverordnetenVersammlung eine Vorlage zu machen, da die Wahl zum Mitglied des Bezirks- Ausschusses in gemeinschaftlicher Sigung von Magistrat und Stadtverordneten- Versammlung erfolgen muß.
Der Magistrat hat beschlossen, der Stadtverordneten - Verfammlung zu empfehlen, daß zur Verbreiterung der Hirtenstraße an der Grenadierstraßen Ede nöthige Terrain zum Preise von 75 Mart für den Quadratmeter anzukaufen. Das zu sind 304 Quadratmeter erforderlich. Einen Antrag des Vereins der Stadtbezirke 137 bis 141 hat der Magistrat abzu lehnen beschlossen, welcher dahin ging, gleichzeitig den nach der Hirtenstraße zu belegenen Theil des Gartens des Viktoria- Theaters anzukaufen, um auch an dieser Stelle die Straße zu verbreitern und dabei zugleich die ziemlich hohe Mauer zu beseitigen, welche den Garten nach der Hirtenstraße begrenzt.
Bur Verbreiterung der Alexander- und der Magazinstraße find an der Ecke dieser Straße von den Grundstücken Alexanderstraße 28 und 28a. 48 Quadratmeter und von den Grundstücken
Der Mann wußte recht gut, daß die Drohung ernst gemeint war.
Bald stand wieder ein Käfig der Veranda gegenüber, an der offenen Stelle der Arena, und Aller Augen waren gespannt darauf gerichtet.
Alle waren sehr erregt, und Mancher mochte fürchten, daß Wadschid Ali seine Drohung gegen den Menageriemeister, ihn selbst in die Arena zu schicken, wahr machen möchte.
Nur König Wadschid war über das, was kommen follte, ganz gleichgiltig.
Er ließ Wein bringen, trank ein Glas Eisklaret, ließ auch seiner Umgebung diese Erfrischung serviren, die ihnen bei der unerträglichen Hize sehr wohl that, neigte dann den Kopf hinten über, um sich von den Fächermädchen das Geficht fühlen zu lassen und gab endlich sehr gelassen das Beichen, den Räfig zu öffnen.
Als die Thür geöffnet wurde, trat der Tiger in die Arena, und das Bambusthor schloß sich hinter ihm.
Forschend überschaute der Tiger den Platz, doch blieb er unentschloffen an der Stelle stehen, und erst nachdem ihn eine Speerspiße hinten berührt hatte, ging er vor
wärts.
Er schaute sich nach seinem Gegner um. Nachdem er eine Zeit lang den Hengst angestarrt, der ihn gleichfalls beobachtete, ging er nach der tobten Stute, ledte ein Baar Tropfen Blut vom Nacken und schaute abermals nach dem im Vertheidigungszustand stehenden Hengste.
Dieser Tiger war etwas größer als Burrhy, aber nicht so schön gestreift und auch etwas schwerfällig. Vielleicht hätte ihn Hunger lebhafter gemacht.
Er schien teine rechte Jbee zu haben, warum man ihn in diese Lage gebracht und verstand sicher nicht, was man
von ihm erwartete.
Sich an der tobten Stute niederfentend und nach dem
Pferd schielend, begann er das Thier zu zerreißen.
"
Schafft den Kadaver fort!" rief der König unwillig.
Wie konntet Ihr den hier liegen laffen?"
Glühende Eisenstäbe trieben den Tiger eilig hinweg.
Magazinstr. 13 und 13a. 404 Quadratmeter Straßenterrain ers forderlich. Der Magistrat hat beschlossen, der Stadtverordneten Versammlung den Ankauf des benöthigten Terrains zum Preise von 100 Mari und 90 Mark für den Quadratmeter zu empfehlen.
Seitens eines Unternehmers war an den Magistrat der Antrag gerichtet worden, ihm zu gestatten, die alten hölzernen Brunnensäulen, welche sich noch an einer Anzahl alter Straßenbrunnen befinden, auf seine Kosten entfernen zu dürfen und an deren Stelle neue eiserne Brunnensäulen aufzustellen und diese mit Anzeigen bemalen zu dürfen. Die Anzeigen auf diesen Brunnensäulen sollen sogenannte stehende" und nicht täglich wechselnde sein und deshalb mit Delfarbe auf die Wände der Säulen aufgetragen werden. Der Magistrat hat beschlossen, den Antrag abzulehnen. Brunnen dieser Art, welche dem Unternehmer Nußen gewähren könnten, find im Innern der Stadt noch vorhanden und gereichen in ihrer Form der Straße feineswegs zur Bierde. Sie stehen daher sämmtlich auf dem Aussterbe- Etat.
Auf Antrag der Gewerbebeputation des Magistrats ist in den Etat für die Handwerkerschule eine Summe von 5760 Mt. aufgenommen worden zur Einrichtung einer Tagesklasse für Mechaniker. Der Unterricht zerfällt in zwei halbjährige Kurse, wöchentlich zu 36 Stunden. Es soll darin gelehrt werden: Mathematik, Phyfit, Mechanik und Technologie, Instrumentenfunde, Entwerfen von Instrumententheilen und Instrumenten. Der Gesammtetat ist in Einnahme und Ausgabe auf 80 474 Mart festgestellt; in Einnahme find gestellt an Schulgeld 17 690, Buschuß des Staates 16 500 Mart, so daß von der Stadt ein Buschuß zu leisten bleibt in Höhe von 46 284 Mark.
Der Etat der Verwaltung der städtischen Volksbibliotheken enthält in seinen Einnahmen für das Jahr 1885/86 einen Bu schuß aus der Stadthauptkasse an die 24 vorhandenen Volks bibliotheken von 24 600 m., an 3insen aus dem Vermögen des Fonds für die Errichtung von Volksbibliotheken 1417 M. 2c., unter den Ausgaben find: Entschädigungen an die Bibliothefare 6300, zur Beschaffung von Büchern und die Buchbinderarbeit 14 800. 2c.; die Gesammt- Einnahmen und Ausgaben belaufen sich auf 24 950 M.
Die Baugewerkschule ist in fortschreitender Entwickelung begriffen und erfordert für das Etatsjahr 1885/86 einen Ge sammtzuschuß von 21 760 M., welcher zur Hälfte mit 10 880 M. von dem Staat und der Stadtgemeinde zu tragen ist; an Schulgeld find in Einnahme gestellt 14 400 M.; in den Ausgaben find für persönliche Ausgaben an den Dirigenten, Lehrer 2c. 30 660 M. in Ansat gebracht; die Gesammt- Einnahme und Ausgabe ist auf 36 160 M. festgestellt.
Der Etat der Haus- und Miethssteuer für das Etatsjahr 1885/86 ist in Einnahme auf 14 700 000 M. festgelegt, 600'000 Mart mehr als im laufenden Jahre; die Miethssteuer ist mit 450 000 m. höher auf 10 850 000 M. und die Haussteuer mit 150 000 m. höher auf 3 850 000 M. angesezt worden; während im Jahre 1871 nur 1500 Gelaffe als leer stehend gemeldet waren, stieg diese Bahl im Jahre 1878 auf 21 998, welche Bahl fich bis zum 1. Oftober 1884 auf 7975 herabminderte.
Lokales.
t. Der Neujahrs- Umzug war auch diesmal wieder ein sehr bescheidener und faum bemerkbarer. Nur vereinzelt sab man größere und fleinere Möbeltransporte durch die Straßen schleichen. Die Hauptziebzeit ist eben zum April und Oktober und verspricht namentlich der Umzug zum April bedeutende Dimensionen anzunehmen, da durch die zu Neujahr erfolgte Miethssteigerung fich Viele veranlaßt gesehen haben, ihre jezige Wohnung zu fündigen. Die Hoffnung, eine billigere Wohnung zu finden, wird sich aber wohl als nichtig erweisen, da die Wohnungsmiethen wieder im Steigen begriffen sind und auch fast durchweg zu Neujahr gesteigert worden sind. Eine Verbesserung wird durch einen Wohnungswechsel wohl selten erzielt.
r. Zahlreiche Konkurs- Eröffnungen sind in den legten Tagen erfolgt und zwar sind es meistens Detail- Geschäfte, die von diesem Schicksal betroffen wurden und deren Inhaber ihre Bahlungen eingestellt und zum Theil selbst ihre Insolvenz dem Gericht angezeigt haben. Das Auffallende bei der Sache ist, daß man in den Schaufenstern der bankerotten Geschäfte in der flotten Geschäftszeit kurz vor Weihnachten noch den betannten großen Weihnachtsausverkauf" angekündigt fand. Db das dabei eingenommene Geld den Maffengläubigern zu Gute tommen wird, ist etwas zweifelhaft und wird von diesen selbst nicht geglaubt. Nicht minder unwahrscheinlich ist es, baß den in Konkurs Gerathenen die Unzulänglichkeit ihres Vermögens erst während der Weihnachtsfeiertage flar geworden fein sollte, vielmehr wird man annehmen dürfen, daß das Mißverhältniß zwischen ihren Attiven und Passiven den betreffenden Kaufleuten längst flar war, daß aber das einträgliche Weihnachts- Geschäft site hinderte, den gerichtlichen Konkurs anzumelden. Gewöhnlich pflegt die Staatsanwaltschaft den Konkursen ihre besondere Aufmerksamkeit zu widmen und es dürfte daher nicht weiter überraschen, wenn wir einige der
Ein Netz ward über das todte Pferd geworfen und dasselbe aus der Arena gezogen.
Der Tiger ergrimmte über die Art, wie er in seiner Mahlzeit gestört worden.
Er streckte sich in der Mitte des Hofes lang aus, leckte sich die Lippen, und knurrte die Menageriediener an, welche mit ihren Piquen an dem Bambusgitter standen. Man wollte ihn wieder aufstacheln, aber es war nicht leicht, ihn bort, wo er lag, zu erreichen. Die glühenden Eisenstäbe waren zu kurz. Endlich ward er von einem Speer von ungeheurer Länge berührt. Er sprang auf, erfaßte den Speer, zersplitterte ihn mit seinem Gebiß und rannte an dem Bambusgitter entlang, bisweilen mächtig an den Stä ben zerrend, bie er mit seinem Gebiß erfaßte. Es war dies zu gefährlich, es ihm zu erlauben, denn bei seiner ungeheuren Kraft wäre es ihm leicht möglich gewesen, einen der Bambusstäbe zu zerbrechen. Er ward auch hier durch glühende Eisen hinweg getrieben. Nun rannte er einige Male die Runde um den Plag, immer von den Augen des Pferdes gefolgt. Alle Anstrengungen des Gefolges, den Tiger auf das Pferd zu heßen, blieben ohne Erfolg. Er ward gebrannt, mit dem Speer gestochen, und wüthend gemacht, doch ließ er seine Wuth nur an den Bambusstäben aus und zeigte den Männern seine glänzenden Zähne; Nichts aber konnte ihn dahin bringen, den Hengst anzugreifen, und dieser schien nicht Willens, es seinerseits zu thun.
Dieser beabsichtigte Kampf schlug also vollkommen fehl, und der Menageriemeister begann bereits zu zittern, daß der König seine Drohung wahr machen und ihn in die Arena schicken möchte.
Der Hengst ist ein braver Bursche," sagte Wadschid Was meinen Sie, meine Herren, lassen wir ihn am
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Ali. Leben?"
Die Umgebung war der Ansicht, daß das muthige Thier in der That verdiente, geschont zu werden.
Wir wollen es noch einmal versuchen, den Tiger wüthend zu machen," sagte der König, und widersteht er dem Angriff, so soll er leben."
Herren, die sich zu Weihnacht en eine kleine Pleite bescheert haben, noch später in dem bekannten Justizpalast in Moabit wieder begegnen, wo sie fich we gen dieses Weihnachtsgeschenkes zu verantworten haben dürften.
Die Baupolizei des töniglichen Polizeipräsidiums ist, wie das B. Fr." meldet, mit Sachverständigen ins Vernehmen getreten behufs Feststellung neuer Vorschriften über Befestigung von Stuck- und Gypstheilen an den Façaden der Häuser und im Innern. Mehrfach herbeigeführte Unglücksfälle durch herabfallende Stucktheile haben hierzu Veranlassung ges geben.
Zu wahren Goldgruben scheinen die Dunggruben auf dem städtischen Zentral- Vieh- und Schlachthofe sich für die Verwaltung gestalten zu sollen. Die, National- Beitung" meldet darüber nämlich folgendes:„ Der Dünger auf dem BentralVieh- und Schlachthof( rund jährlich 300,000 Zentner) ist durch das Viehhof Sturatorium jest an den Landwirth Schrobs dorff auf fünf Jahre verpachtet worden. Der Pachtpreis ist Das auf 23 Mart(?) für den Bentner festgestellt worden." gäbe somit die Kleinigkeit von 6,900,000 Mart jährlich, falls nicht ein Schreibfehler vorliegt, der einen gewaltigen Strich durch die Rechnung macht.
Die erste neue Station, welche seit dem Bestehen der Stadtbahn den ursprünglich bestandenen Haltestellen hinzuge fügt worden ist, die Station ,, Thiergarten"( an der Char lottenburger Chauffee) wird einer Bekanntmachung der zustän digen Behörde zufolge am 5. Januar dem Betriebe übergeben werden. Die Entfernung vom Bahnhof Bellevue sowie vom Bahnhof Zoologischer Garten beträgt je 22 Minuten. Die Betriebseröffnung fällt mit dem Beginn der Vorlesungen in der technischen Hochschule zusammen, Zwischen der Station Belleoue und Thiergarten war übrigens die Bauthätigkeit im legten Sommer eine überaus rege. Hier ersteht ein vornehmer Stadttheil, von dem vor Jahresfrist nur wenig vorhanden war. In der Klopstockstraße ist eine lange Reihe palastartiger Gebäude wie aus der Erde gewachsen, die Händel - und Lessingstraße schließen sich ihnen ebenbürtig an. Wenn man von der Errichtung der Stadtbahn hoffte. daß sie dem Verkehr neue Wege zeigen, die Baulust nach neuen Gegenden lenken würde, so erfüllt sich diese Hoffnung draußen an der Liftére des Thier gartens zuerst. Noch wenige Jahre und es wird hier ein sich an Moabit anlehnendes, bis nach Charlottenburg reichendes neues großes Stadtviertel sein. Weiter draußen in der Um gebung des Bahnhofes Charlottenburg ist dagegen noch Alles öde und leer. Auch hier wird die Erlösungsstunde schlagen. Einstweilen aber saugt die Millionenstadt die ihr näher liegenden unbebauten Terrains gierig avs.
t. Modernes Bettlerthum. An die bescheidene, in der Rosenthaler Vorstadt belegene Wohnung der Wittwe St. flopfte es leise. Hurtig öffnete die Inhaberin derselben und vor ihr steht ein halberwachsener Bursche, fie um eine„ kleine Gabe" anflehend. Wie alle armen Leute, insonderheit Wittwen, Mitgefühl für die Noth des Nebenmenschen im reichsten Maße mit dem Nothwendigsten selber nur färglich, dafür aber mit ausgerüstet, reicht sie dem Bettelbuben das Butterbrod, das fie Durch harte Arbeit verdient, und jener trat, zwar ohne Dankeswort den Rückzug an. Kaum jedoch den Augen der mildherzi gen Geberin entschwunden, wirft er das Butterbrod verächtlich in einen Treppenwinkel, von wo es bald nachher die entrüstete Spenderin wieder an sich nimmt. Dem Bettler war es nicht um Brot, sondern um Geld zu thun, und dieses ist bei Wittwen und Armen nicht zu finden, ja oftmals kaum das Erstere. Doch wie wunderbar oft der Zufall spielt. Als sich die Wm. St. am Nachmittage desselben Tages zum Rollen einiger Wäsche in einen benachbarten Geschäftsteller begab, erschien bald darauf auch der ominöse Bursche und faufte ein Quantum Raffee, aber vom Besten." Die entrüstete Frau, welche ihn sofort wieder erkannte, stellt ihn über seine unschöne Handlungsweise zur Rede, welche doch mit seiner jezigen Forderung gar nicht im Einklang steht. Keck und tropig erwidert der Bursche: Meine Mutter trinkt keinen anderen Kaffee!" und verschwindet. Eines weiteren Kommentares bedarf es wohl nicht, doch darf man sich nicht wundern, wenn angesichts solcher Vorgänge die Mildthätigkeit verschwindet und der anvochenden Noth die Thüre geschlossen bleibt, felbst auf die Gefahr hin, dem wahrhaft Bedürftigen webe zu thun.
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g. Am Neujahrstage tam zu dem Eigenthümer des Hauses Zimmerstraße 37, Herrn Fabrikanten R., ein Mann, angeblich Arbeiter bei der Gesellschaft für Müllabfuhr, und gratulirte zum neuen Jahre. Herr R., nichts Unrechtes ahnend, übergab ihm auch unbeanstandet ein Geldgeschenk von 2 Mt. Er erstaunte aber nicht wenig, als einige Beit darauf wieder ein Mann gratuliren fam, der sich glaubwürdig als einer der Arbeiter bei der Müllabfuhrgesellschaft auswies, welche in dem R.'schen Hause die Müllabfuhr bewirken. S. war mitbin einem schlauen Betrüger zum Opfer gefallen.
Der Regierungsbaumeister Nunge hat sich mit seinen Angehörigen nach Italien begeben, woselbst er zu bleiben ge denkt, bis er fernere Beweismittel für seine Schuldlosigkeit beigebracht haben wird. Wie die" Post" erfährt, ist ein Bruder
Die Diener erhielten Befehl noch einmal Alles anzuwenden, um die Wuth des Tigers zu reizen. Mit Speren und glühenden Eisenstäben sette man jetzt dem Thiere zu.
Die Wuth desselben war allerdings auf's Höchste ge= steigert, und ein entsegliches Gebrüll und ein furchtbares Zähnefletschen war die Folge, nur war dasselbe nicht gegen das Pferd, sondern gegen seine Beiniger gerichtet und gegen die Veranda, auf welcher der König mit seinem Hof saß.
In seiner Wuth erfaßte mehrmals der Tiger einen der Bambusstäbe, und wenn ihn dann ein glühendes Eisen traf, so stürzte er sich nur auf eine andere Stelle des Gitters, um dort von Neuem einen Durchbruch zu versuchen. Die mächtigen Bambusstäbe krachten unter seinem Gebiß. Es war in der That die größte Gefahr vorhanden, daß es ihm gelingen möchte, einen derselben zu zerbrechen.
Laßt ihn hinaus!" befahl der König.
Man versuchte ihn mit glühenden Stangen vom Gitter hinweg zu treiben. Da!.. mit einem furchtbaren Ges brüll sprang das Thier auf denjenigen Theil der Umfriedis gung zu, welcher unmittelbar auf die Veranda stieß. Hoch richtete es sich auf den Hinterbeinen empor und faßte einen der Bambusstäbe. Ein furchtbares Krachen.... und der starke Baum zersplitterte.
Schnell sprangen einige Diener hinzu, um den wüthenden Tiger von dieser zerbrochenen Stelle hinweg zu treiben. Derselbe zwängte jedoch seinen Körper durch die entstandene Deffnung und mit Wuthgebrüll stürzte er sich auf feine Peiniger. Die Diener prallten zurück. Sie hielten ihm die glühenden Eisenstäbe entgegen.
Ein Zetern und Angstgeschrei ertönte von der Veranda. Die Fächermädchen hielten in ihrer Arbeit inne, mit lautem
Schrei flohen fie von ihren Poften.
Gellendes Angstgefchrei weiblicher Stimmen ließ sich auch hinter dem Gazevorhange hören, von wo der Harem des Königs dem Schauspiele zusah. Jedermann suchte sich durch die Flucht zu retten.
( Fortsetzung folgt.)