Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr. 3.
Sonntag, den 4 Januar 1885.
Vereinigten Blägen stehen blieben.
Neber Indianerschulen in den Vereinigten Staaten .
In der Nähe von Lawrence in Ransas so schreibt man der Züricher Post"- befindet sich eine Schule, in welchen den Indianern männlichen und weiblichen Geschlechts Unterricht ertheilt wird. Derselbe erstreckt sich, außer den elementaren Lehrgegenständen, für die Schüler auch auf Land- und Gartenbau und auf verschiedene Handwerke. Die Böglinge werden in irgend einem Gewerbe unterrichtet, wozu fie Neigung verspüren, ohne dabei einem großen Zwange unterworfen zu sein. Vor allen Dingen scheint es darauf anzukommen, die Schüler an eine zivilisirte Lebensweise zu gewöhnen und sie mit den elementaren Lehrgegen ständen vertraut zu machen, so daß sie einfache Rechenerempel ausführen können, lesen und schreiben und die englische Sprache lernen. Einige haben barin Fortschritte gemacht; fie fonnten Englisch sprechen und ihre Namen mit auffallend gefälliger Handschrift schreiben. Viele haben zwei Namen, einen englischen und einen indianischen. Den letteren haben Manche gar nicht gekannt oder vergessen, wenn sie als Rinder hingekommen find. Nach ihrer Aufnahme mird ihr indianischer Name entweder in das Englische übersetzt und dann führen sie den überfesten Namen, oder, wenn bei der Ueber fegung gar zu wunderliche Namen zum Vorschein kommen, wie der heulende Wolf" oder die weiße Maus", dann wird kurzer Prozeß gemacht und sie erhalten einfach gewöhnliche englische Namen. Nach ihrem Eintritte wird ihnen auch das Haar gekürzt, welches sie sonst unverschnitten wachsen lassen. Ihre Tracht müssen sie ebenfalls mit einem gewöhnlichen Anzuge vertauschen. Alle haben in den Dhrzipfeln Löcher oder kleine Spalten, in denen sie früher Schmuckgegenstände getragen haben. Die Schülerinnen müssen ebenfalls gewöhnliche amerikanische Tracht anlegen und ihr Haar wird auch dem entsprechend geordnet. Sie werden besonders auch in weiblichen Handarbeiten unterrichtet. Eine Schülerin hat sich bereits zur Lehrerin emporgeschwungen und versieht nun insofern eine wichtige Stellung, als sie die Sprache ihres Stammes versteht und den Unterricht einleiten fann. Schüler und Schülerinnen gehören verschiedenen Stämmen an, die sich aber nicht immer unter einander verständigen können, weil sie verschiedene Sprachen haben. Im Ganzen befanden sich zur Zeit 180 Personen in der Anstalt, von denen aber der größere Theil männlich ist. Das Alter der Schüler ist sehr verschieden. Es sind kleine Kinder da, die höchstens 2 Jahre alt sind, und Erwachsene, die das 30. überschritten haben. Die Schüler tommen entweder freiwillig, oder sie werden mit Zustimmung ihrer Eltern durch Agenten in die Anstalt gebracht. Wenn fie unterrichtet sind, lönnen sie wieder zu ihren Stämmen zurückkehren. Früher hat man auf diese Weise wenig Erfolge erzielt, weil die Heimkehrenden mit Hohn empfangen und behandelt wurden, so daß sie bald wieder ihre frühere Lebensweise annahmen. Jetzt soll es schon beffer sein.
Die Anstalt hat drei Gebäude. In dem einen wohnen die erwachsenen männlichen Schüler, in dem anderen die weiblichen und die Kinder und das dritte ist das Schulhaus. Ich besuchte die Anstalt in Begleitung von Profeffor Carnth von der Staats- Universität in Lawrence. Da es während unseres ersten Aufenthaltes Mittag gewor den war, so wollten wir auch am Essen Theil nehmen. Als die Glocke ertönte, versammelten sich die Schüler nach dem Alter in mehreren Abtheilungen auf einem Blaze vor dem Speisesaale. Jede Abtheilung hatte einen Hauptmann, auf dessen Kommando fie im Gänsemarsch in den Speisesaal marschirten und vor den angewiesenen
R. C.
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Saure Wochen- frohe Feste" nun ist's umgekehrt, die frohen Feste sind vorbei und nur die fauren Wochen gähnen uns in endloser, monotoner Reihenfolge an.
Die guten Vorfäße, mit denen jeder brav denkende Mensch zu Beginn des neuen Jahres seinen Weg zur Hölle pflastert, find gefaßt, sie werden natürlich ebenso vergessen werden wie alle übrigen, vielleicht umgaufelt uns zu Beginn des nächsten Jahres eine dunkle Erinnerung an bieselben, sie wird dann ein wehmüthiges Lächeln hervor= rufen.
Aber wenn die offiziellen Feste auch vorüber find, so ist gerade die jeßige Jahreszeit namentlich für die Jugend die Periode der schönsten Freuden und der heimlichen Genüffe.
Die Dichter aller Zeiten und aller Völker haben den sogenannten Wonnemonat Mai als die Zeit der ersten Liebe befungen. Das ist entschieden entweder ein chronologischer Irrthum, oder, wenn man das nicht annehmen will, so paßt diefe Beitangabe doch durchaus nicht für die großstädtischen Verhältnisse Berlins .
Denn jezt ist die Zeit der öffentlichen Tanzkurse" gekommen, wir stehen im Zeichen des Ballschuhes und der weißen Glacés.
Ja, die Tanzstunden! Der erste Tanzunterricht bildet einen bedeutsamen Abschnitt im Leben junger Leute. Die Schülerinnen befinden sich größtentheils im Uebergangsstadium vom Backsisch zur großen Dame, in einer Epoche, wo, wenn es die elterlichen Mittel irgend wie erlauben, die übrigen Hausbewohner durch das Exerzitium des ansprechenden Mufitstückes„ Das Gebet einer Jungfrau" mit bemerkenswerther Regelmäßigkeit dreimal täglich erschreckt werden. Es ist die schöne Zeit, in welcher angehende junge Damen
Poesie- Albums" mit den Bekenntnissen einer feufchen," höheren Töchterseele anfüllen, die Schreiberinnen diefer hochwichtigen Schriftstücke erglühen bei jedem Anlaß, wie ein Wöllchen unter den feurigen Küssen der Abendfonne, und sie betrachten ein Schleppkleid als das Biel aller ihrer irdischen Wünsche.
Und das Herrenpersonal in den Tanzkursen! Ihrer
Das weibliche Personal und die Rinder waren durch eine andere Thüre in den Saal ge= tommen.
Die älteren Schüler sangen dann einen Choral, was aber nichts weniger als schön flang, und dann ließen sich alle. zum Essen nieder. Wir erhielten unserere Pläge an einem Tische, an welchem ältere Schüler faßen. Das Essen bestand aus gekochtem Rindfleisch, welches in Schüsseln trocken aufgetragen wurde und von dem sich jeder nehmen Vor jedem fonnte, aus Bohnensuppe und Maisbrod. Teller stand außerdem noch ein Krug mit Wasser. Die Kleinen Kinder verstanden schon recht gut mit Messer und Gabel umzugehen und versuchten nicht, was ihnen boch gewöhnlich viel bequemer ist, das Essen mit den Fingern zu besorgen. Nach Beendigung des Essens erhoben sich alle auf ein gegebenes Beichen und verließen den Saal in derselben Ordnung, wie sie gekommen waren. Die Anstalt ist erst vor kurzer Zeit eröffnet worden. Berichte oder Lehrpläne waren nicht vorhanden. Hefte von Schülern fonnte ich auch nicht erhalten, weil sie meist Schiefertafeln benügen.
Gedruckte
Die ganze Gesellschaft macht einen eigenthümlichen Eindrud; während der Eingeweihtere von jedem Einzelnen sagen kann, welchem Stamme er angehört, findet der Laie nur einige ausdrucksvolle, aber auch manche unschöne Gesichter, heraus. Auch unter den Schülerinnen befanden sich einige recht hübsche Erscheinungen. Man rühmt den Indianern hier keine lobenswerthen Charakter- Eigenschaften nach und von der poetischen Lebensweise, von der in den Jugendschriften der deutschen Literatur erzählt wird, dafür hat man nur ein mitleidiges Lächeln."
Politische Uebersicht.
Die weitere Ausdehnung des Unfallgesetzes auf Tüncher, Verputer( Weißbinder), Gipfer, Stuckateure, Lackirer, Bauklempner und solche Arbeiter, welche Blizableiter anbringen, ist beim Bundesrath beantragt worden. Bekanntlich sind nach § 1 Abs. 2 des Unfallversicherungsgesetzes diejenigen Bauarbeiter und bei Bauten beschäftigten Betriebsbeamten der Unfallversicherung unterworfen, welche von einem Gewerbetreibenden, dessen Gewerbebetrieb fich auf die Ausführung von Maurer , Zimmerer, Dachdecker, Steinhauer- und Brunnenarbeiten erstreckt, in diesem Betriebe beschäftigt werden. Nach § 1 Abs. 8 kann jedoch durch Beschluß des Bundesrath die Versicherungspflicht auf Arbeiter und Beamte in anderen, nicht unter Absaß 2 fallenden, auf die Ausführung von Bauarbeiten fich erstreckenden Betrieben ausgedehnt werden. Bu denjenigen
Bauarbeitern, welche im Wesentlichen der gleichen Unfallgefahr wie die dem§ 1 Abs. 2 aufgeführten ausgesetzt sind, gehören Die genannten Arbeiterklaffen, die nun auch verficherungspflichtig werden sollen. Mit Rücksicht darauf, daß die Bildung der Berufsgenossenschaften bereits im Werte ist, erscheint eine beschleunigte Beschlußfaffung hierüber am Plaze. Aus Kaffel, Oldenburg und Hamburg , find Petitionen an das Reichsverficherungsamt um Ausdehnung des Unfallversicherungsgefeßes nach der erwähnten Richtung gekommen.
Betreffend der Neueinführung einer kleineren Münze, als wie den Pfennig, schreibt die Volksztg.": Die„ Nordd. Allg. 3tg." ist, wie mitgetheilt, mit dem Vorschlage hervorge treten, in unser Münzsystem eine fleinere Münze als den Pfennig, etwa entsprechend dem früheeen bayerischen Heller, einzuführen, da ist für Unterabtheilungen der Maße, wie z. B. für ein viertel Liter oder ein fünftel Pfund, von den unbemittelten Konsumenten in Folge der nothwendigen Abrundung auf ganze Pfennige mehr gezahlt werden müsse, als bei einer weiteren Stückelung der Münze nothwendig sei. Das offistöse Blatt hat mit den daran geknüpften Ausführungen den Gegnern einer Besteuerung der nothwendigen Lebensbedürfnisse ein besseres Material zur Vertheidigung ihres Standpunktes ge liefert, als es selbst zu ahnen scheint. Bunächst ist es bemerkens
Privatbeschäftigung nach sind es meistentheils Gymnasiasten, sie schwelgen im Genuß der ersten Zigarre und dessen unausbleiblichen Folgen, ein Pince- nez frönt die jugendliche Nase, fie glauben durch Anbringung dieses entfeßlichen Möbelstückes studentenmäßiger auszusehen, und wenn Einer von ihnen einmal den Lilienarm eines hübschen Dienstmädchens gekniffen hat, so hält er sich für einen ausgemachten und gefährlichen Don Juan.
Und wenn der arme Knabe unglücklicher Weise über die Keime eines Schnurrbartes verfügt! Er maltraitirt dies felben so lange, bis fie total ausgerissen sind.
Wer erinnert sich nicht noch ber ersten Tanzstunde? Es giebt gewiß unverfrorene Menschen auf der Welt, aber es wird so leicht Niemand gefunden werden, der ohne Weiteres einzugestehen wagt, daß ihm die Situation zuerst besonders behaglich vorgekommen ist.
Wie schüchtern ist von der einen Seite der erste Knig, wie linkisch von der anderen Seite die erste Verbeugung. Ich finde es hier furchtbar heiß, mein Fräulein," mit dieser geistreichen wie überraschend neuen Redewendung wird die Unterhaltung begonnen, und sie fenkt hold erröthend die veilchenblauen, beziehungsweise schwarzen Augen. Innerlich ist sie selig, denn es passirt ihr so selten, daß fie Jemand mit mein Fräulein" anredet.
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Doch wie lange dauerts, dann ist das Eis gebrochen. Wenn man erst über die ersten Positionen" weg ist, wenn die Herren" unter der Hand des Tanzmeisters erst ein Wenig geschmeidiger geworden sind, und die Dämchen nicht mehr so steif dasigen wie eine altmodische steifleinene Borzellanfigur, dann schwindet allmählich die Unbeholfenheit in der Unterhaltung, und urplöglich giebt es kleine, süße Geheimnisse, Eifersuchtsszenen mit ihrer Lust und ihrer Dual und Liebesintriguen, die sich bis in die Hörsäle der Gymnasien weiterspielen.
Ja, mitten im starrsten Winter treibt in jugendlichen Herzen der holde Liebesfrühling seine ersten zarten Blüthen. und in dieser Seit leben wir gerade jegt, man werfe nur einen Blick auf die vielfachen Anzeigen überall, und wenn nun auch für Erwachsene die Zeit der frohen Feste vorüber ist, so ist die heranwachsende Generation augenblicklich um so besser daran.
Für sie kommt erst die prosaische Periode, wenn der
II. Jahrgang.
werth, daß endlich einmal an dieser Stelle anerkannt wird, zu welcher schweren Belastung sich ein Aufschlag von hal ben und viertel Pfennigen summiren kann, wenn er auf die unentbehrlichen Artikel des täglichen Vers brauchs fällt. Bisher ist gerade von dieser Seite immer hartnäckig die Anschauung verfochten worden, daß tleine Buschläge solcher Art der Konsument überhaupt nicht fühle und gerade darum indirekte Steuern weit leichter getragen würden, als direkte Steuern. Bei den im Deutschen Reiche vor fünf Jahren eingeführten Böllen handelt es sich nicht allein um eine Besteuerung mit Bruchtheilen von Pfennigen, sondern durchweg um eine Besteuerung mit mehreren ganzen Pfennigen; die Berechnung der darin liegenden jährlichen Steuerlaft für eine Arbeiterfamilie hat also noch eine weit größere Berechtigung, als die von der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" angestellte Bes rechnung der aus der Abrundung resultirenden Belastung der vorzugsweise auf den Einkauf in sehr kleinen Quantitäten angewiesenen Volteklaffen. Außerdem aber liegt in den Ausführungen der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" das Zugeständniß, daß der Detailhandel die Normirung der Verkaufspreise gerade gegenüber den ärmsten konsumenten zu seinen Gunsten durchzusetzen die Kraft hat. Muß man bann aber nicht auch nothwendig annehmen, daß derselbe Detailhandel die in den Böllen liegende Bertheuerung, welche vom Großhandel ihm zugeschoben wird, nun seinerseits in vollem Umfange auf die Käufer abwälzen wird, ja sogar wiederum mit einer Abrundung auf ganze Pfennige bei den fleinsten Einkäufen? In diesem Falle, wo die Norddeutsche Algemeine Beitung" einmal das Intereffe der Konsumenten wahrzunehmen bestrebt ist, stellt sie sich somit genau auf den selben Boden, auf welchem von jeher alle Diejenigen stehen, welche entschiedene Gegner der Bölle auf nothwendige Lebensmittel sind."
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Herr
Die Ausweisung des italienischen Beitungs- Korrespon denten Cirment aus dem preußischen Staatsgebiete, beschäftigt fast die gesammte Presse. Derselbe schreibt über seine Ausweisung an die Voff. Beitg." Folgendes: Am Abend des 26. Dezember 1884 fand ich in meiner Wohnung den Befehl, das preußische Gebiet binnen zwei Tagen zu verlassen. Gründe waren nicht angegeben als die Worte: Der italienische Staatsangehörige Benedetto Cirmeni hält sich hierselbst auf und macht sich hier lästig.' Den nächsten Morgen ging ich zum Herrn Polizei- Präfident v. Madat, um zu fragen, wodurch ich mich lästig gemacht habe. Er antwortete mir:„ Durch Ihre literarische Thätigkeit." Ein anderer Grund wurde nicht angegeben. Aus privaten, aber sicheren Quellen erfuhr ich nun, daß man mich in Verdacht hat, irgend welche Artikel der italienischen Zeitung, Diritto" inspirirt zu haben." Girmeni versichert nun weiter, daß er nie etwas Beleidigendes gegen die deutsche oder preußische Regierung geschrieben, sonbern im Gegentheil mit den politischen Ansichten des Fürsten Bismard sympathiftit babe. Die„ Boff. Beitg." bemerkt dazu:„ Nach diesem Vorgange eröffnen sich für die hiefgen Rorrespondenten auswärtiger Blätter recht angenehme Ausfichten. Wenn sie nur das schreiben dürfen, wodurch sie der preußischen oder der Reichsregierung nicht läftig fallen, also nur das, was dieser angenehm ist, so sind sie damit unter Bensur gestellt, und es entsteht für auswärtige Blätter die Frage, ob Berliner Korrespondenten überhaupt noch Werth haben tönnen. Daß etwa ähnliche Maßregeln gegen deutsche Korrespondenten im Auslande ergriffen worden wären, hat man bis jetzt nicht gehört. Wundern aber dürfte man sich nicht, wenn gelegentlich Vergeltung geübt würde."
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In betreff der St. Lucia- Bai wird dem Reichsboten von gut unterrichteter Seite mitgetheilt, daß die deutsche Res gierung bereits Didre ertheilt hat, in der St. Lucia- Bai die deutsche Flagge zu hiffen, und daß zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Kabinet von St. James gegenwärtig ein lebhafter Meinungsaustausch über die Lüderig'schen Vertragsansprüche stattfindet. Man sei diesseits fest entschlossen, die Priorität der deutschen Ansprüche unbedingt zur Geltung zu bringen.
Um Aufhebung der Grenzsperre für die Vieheinfuhr aus Rußland ist dem Reichstage eine Petition von schlesischen
große Ball, bei dem der Chor der Mütter die WandTapisserie bildet, die jungen Leute noch einmal um ihren Meister vereint. In einem Monstre- Rotillon entwickelt sich dann unter Knallbonbons Salvenfeuer nnd BlumenBombardement das glänzende Schlußtableau der Tanzunterrichts- Saison. Wie viele Handbücher, Leitfäden und Klassiker aber beim Antiquar schnöde verklopft" worden sind, um diese Blumenfülle hervorsprießen zu lassen- wer fann das ermessen? Wenn dann der letzte Rontretanz zu Ende, der letzte Bogenstrich verhallt ist. dann aller bings ist es aus mit dem Liebesfrühling, das gepreßte Auf Wiedersehen, mein Fräulein," flingt so hoffnungslos, baß man es wohl merkt, daß, obwohl jest draußen die Natur zu erwachen beginnt, in die jungen Herzen eisiger Winter einzieht. Der Jüngling schreitet dann erst nach Haus, um seinem Jammer in Versen Luft zu machen. Auf der Schwelle aber dreht er sich noch einmal um und fein legter Seufzer ist Amalia!"
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Berlin hat wieder einmal sein besonderes Vergnügen. Von unseren zukünftigen Landsleuten aus dem dunklen Kontinent hat sich eine Deputation im Aquarium eingefunden, um sich für Geld betrachten zu lassen.
Dort unten in jenem fernen Wunderlande müssen die Leute doch wirklich noch glücklicher sein wie wir, oder die Duantität des Unglücks, welches sich dort auf den Einzelnen konzentriren fann, muß eine geradezu fabel hafte sein.
Man bedenke nur: die junge schwärzliche Dame, die sich im Panoptikum den Blicken der europäischen Besucher präsentirt, ist eine Tochter der 300 Frauen, über welche Herr Cetewayo, seligen Angedenkens, verfügte.
Dreihundert Frauen! Wie namenlos glücklich muß Herr Cetewayo gewesen sein, wenn er sich mit dieser respek tablen Anzahl von Damen vertrug, aber wehe dem Aermsten, wenn er sich vielleicht einmal eine allgemeine Gardinenpredigt zuzog. Jeder Ehemann, der einmal in die mißliche Lage gekommen ist, einen berartigen Redeerguß von einer einzelnen Dame entgegennehmen zu müssen, wird das Grauen und Entsetzen versiehen, welches ein gewöhnliches Menschenherz bei diesem Gedanken beschleicht. Um eine solche Leistung ertragen zu können, dazu gehört eben wirk