Fleischermeistern zugegangen. Dieselben ersuchen um Bulaffung fremden Viehes unter sanitätspolizeilicher Kontrole. Die Be tition wird jedenfalls von der Petitions - Kommission eingehend diskutirt und dann dem Plenum des Reichstages zur weiteren Beschlußfaffung überwiesen werden. Wie verlautet, wird auch in Regierungsfreisen zugegeben, daß das Verbot der Vieheinfuhr aus Rußland , durch welches die Einschleppung der bort herrschenden Viehseuchen verhindert werden soll, sich nicht vollständig durchführen läßt. Die bisher zu diesem Zwecke getroffenen Maßregeln, als die Verstärkung der Gendarmerie an der Grenze, die Anstellung von Grenzthierärzten, die Einrichtung von Diensttontrolen in den Grenzfreisen, die Befchränkung und sorgfältige Ueberwachung der Viehverladungen auf den in der Nähe der Grenze belegenen Eisenbahnen, die Verschärfung der Strafbestimmungen für Zuwiderhandlungen gegen das Vieheinfuhr Verbot u. f. w., haben den VichSchmuggelhandel an der Grenze und die Gefahr der Einschleppung der Rinderpest nicht zu beseitigen vermocht.
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Wie bereits mitgetheilt, hat der Gemeinderath von Paris das Budget der Polizeipräfettur, nächdem er die einzelnen Artikel angenommen, mit 40 gegen 37 Stimmen abge lehnt. Dieser Beschluß wird von der Regierung für nichtig erklärt und das betreffende Budget von Amtswegen in das allgemeine Budget der Stadt Paris eingeschrieben werden. Der Minister des Innern wird jedoch in Folge dessen beim Beginn der Seffion sofort den Antrag stellen, daß der eigentliche Polizeidienst direkt vom Ministerium des Innern abhängig gemacht werde und also die Kammern über das Budget der Polizeipräfektur bestimmen sollen. Die Regierungsblätter sprechen sich sehr scharf gegen das Vorgehen des Gemeinderathes aus. Herr Ferry hält eine rasche Beendigung der tonkinesischen Expedition zu seiner eigenen Sicherheit endlich für geboten. Ein Privattelegramm aus Paris meldet heute: République française " führt aus, in Tonkin tönne nur bis April operirt werden, dann beginne die ungünftige Jahreszeit, und was dann nicht geschehen sei, das tönne erst ein halbes Jahr später unternommen werden. Set aber Tonkin bis zu den Generalwahlen nicht erobert, so sei der Sturz des Ministeriums ficher. Da nun lezteres leben wolle, werde es Alles thun, um mit Tontin bis zu den Wahlen fertig zu werden; mibersegen fich einzelne Minister der Absendung der nöthigen Verstärkungen, so werde man ste zur Demisston zwingen. Legtere Anspielung des Regierungsblattes ist bereits zur Wahrheit geworden: Campenon ( der Kriegsminister) hat seine längst angedrohte Des mission gegeben und Ferry unterhandelt mit vers schiedenen Generälen, darunter Davoust und Leval, wegen feines Ersatzes."
Gestern Abend um 9 Uhr fand auf der unterirdischen Stadtbahn in London wieder eine Explosion statt. Der Dit der That war diesmal im westlichen Zentrum Londons zwischen den Stationen Kings- Croß und Gower- Street in der Nähe einer Reihe größerer Bahnstationen und nicht weit vom Regents Part. Die Eisenbahnbeamten behaupten, daß dieselbe durch Tynamit verursacht worden sei. Die Fensterscheiben der Eisenbahnwagen wurden zertrümmert, das Gas erlosch, in die Mauer des Tunnels wurde ein Loch von zwei Fuß im Quadrat geriffen; die Explosion war so heftig, daß die in der Nähe lie genden Gebäude erschüttert wurden, drei Personen wurden leicht verlegt. Ein Verlust an Menschenleben ist glücklicher Weise auch bei diesem Attentat nicht zu beklagen, wie erfreus licher Weise überhaupt bei allen bisherigen Dynamit- Attentaten der Menschenverlust ein verschwindend geringer war..
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Ein griechischer Kaufmann, der Anfangs September aus Obeid enitam und Ende November in Massauah eintraf, ist vor einigen Tagen in Kairo angekommen. Er wurde am 28. Dezember von Sir Evelyn Baring ausgefragt. Er sagte, daß feine Engländer in Dbeib seien; der einzige Fremde daselbst fei der frühere deutsche Diener des Majors von Seckendorff, der die Artillerie der Rebellen befehligt. Chartum werde von einer 20 000 Mann starken Armee belagert, die ihre Lebensmittel von Sennaar beziehe.
Die nach Londoner Depeschen von England beanspruchten Inseln in der Südsee, östlich von Neuguinea , die von Bougateville im vorigen Jahrhundert entdeckten und nach dem König von Frankreich benannten Louistaden, die Roffel- und die Südostinsel, sowie die nördlich von ihnen gelegene WoodTartinsel find räumlich höchst und bedeutende Eilande aus Korallentalt oder von vulkanischem Gebilde und haben an fich teine tommerzielle Bedeutung, wohl aber erscheinen fie nunmehr als englische Wachtposten gegenüber dem deutschen Besize in Neu- Britannien und Neu- Irland . Auch von der D'Entre caftraurinsel ist fürzlich, berichtet worden, daß sie England in Besitz genommen habe oder nehmen werde. Es ist dies eine
lich ganz ,, kannibalische" Kourage. Es ist daher auch gar tein Wunder, wenn Herr Cetewayo sich bei Lebzeiten bisweilen etwas lockeren Gewohnheiten überließ.
Also die Mama der jungen Dame hatte Anspruch auf ben breihundertsten Theil des Herzens Cetewayos. Wahrscheinlich wird sie diefer Umstand in den Augen der Ber liner besonders interessant machen, ob sie aber persönlich irgend welche Vortheile von ihrem Hiersein hat, ist eine andere Frage. Es ist in letter Beit ja so häufig vorges kommen, daß man Leute aus aller Herren Länder hierher zu uns verschleppt hat, es hatte das im Großen und Ganzen keinen anderen Zweck, als die Unternehmer auf Kosten der armen Fremden möglich schnell und verhältnißmäßig mühelos reich, und einzelne berühmte Professoren durch die Messungen, die von denselben ausgeführt und dann gefliffentlich in alle Welt ausposaunt werden, noch berühmter zu machen. Wir wollen es nicht untersuchen, ob jene Experimente irgend welchen Werth für die Wissen fchaft gehabt haben, jebenfalls ist den armen Teufeln, die man hier wie Wunderthiere durch's Land schleppt, die Reise ziemlich häufig recht schlecht bekommen, die Indianer ertranfen bei dem Untergang der„ Cimbria" vor Ham burg , von den Feuerländern erreichten nur wenige ihre Heimath wieber, fie fonnten hier das Klima nicht vertragen und starben in Deutschland und in der Schweiz , und die Singhalesen, die uns jüngst besuchten, wurden von ihren Landsleuten bei ihrer Zurückunft mit Reile" empfangen.
Wir wollen nicht hoffen, daß den Herrschaften aus dem Zululande hier auch irgend ein Unglück droht. Es ist immer ein trauriges Gefühl, wenn man sieht, daß Leute ber Gewinnsucht Anderer zum Opfer fallen, dena was im Allgemeinen für ein Humbug damit getrieben wird, daß man fagt, man könne bei solchen Gelegenheiten die Sitten und Gebräuche fremder Völker kennen lernen, das weiß am besten der, der wirklich frembe Völker und namentlich fogenannte Wilde" kennen gelernt hat. Wilde" Völkerschaften betragen sich im Allgemeinen auch nicht roher als man es hier in gewissen Kreisen und in gewissen Verfammlungen zu hören und zu sehen bekommt. Schon aus biefem Grunde ist die Einführung von Kannibalen bei uns vollständig überflüssig.
Gruppe von hohen vulkanischen Inseln nördlich von dem östlichen Ende von Neuguinea , welche gegen Ende vorigen Jahr hunderts, 1793, von dem französischen Srefahrer, deffen Namen fte tragen, entbeckt wurde; aber erst vor zehn Jahren wurde ihre Lage von dem bekannten englischen Marinelapitän Mores ben auf seinen Entdeckungskreuzen an den Küsten von Neu Guinea ziemlich genau bestimmt. Es sind drei größere Inseln, welche Moresbey Goodenough, Fuogusou- und NormanbyInsel nannte. Die dort wohnenden Melanefter nahmen Moresben, der mit einigen Leuten landete, freundlich auf.- Dem Reuterschen Bureau wird aus Melbourne vom 1. Januar gemeldet: Mr. Murray Smith, der General- Agent für Vikforia in London , ist angewiesen worden, einen energischen Protest gegen die Anerkennung der deutschen Ansprüche auf einen Theil von Neu- Guinea zu erheben und zu erklären, daß, falls das fragliche Gebiet nicht zurückverlangt wird und die neuen Hebriden behauptet werden, das Gefühl der Entfrembung der Kolonisten vom Mutterlande England verstärkt werden wird.
Lokales.
N. Eine Million 809 483 Stadtbriefe find in der Beit vom 31. Dezember 1884 Mittags bis 1. Januar b. J. Abends im Drte selbst zur Bestellung eingeliefert worden. Bei einem vergleichenden Rückblick auf das Vorjahr ergiebt sich daraus, daß in diesem Jahre etwa 30 000 Stüd mehr als im Vorjahre eingeliefert worden. Unter obiger Gesammtzahl befinden fich 9166 unfrantirte Briefe, 1007 514 mit Pf., 224 855 mit 5 Pf. franfirt, 277 316 waren Postkarten und 290 632 Drucksachen.
Kaiser- Wilhelm- Straße. Bekanntlich hat das fönigliche Polizei- Präfidium bereits bei der Festsetzung der Baufluchten für die Kaiser- Wilhelm- Straße die Verbreiterung der Münzstraße gefordert; auch hat daffelbe erklärt, nicht eher die Prü fung des Projektes der Anlage einer Pferdebahn durch die Münzstraße vornehmen zu können, bevor nicht die Festsetzung neuer Baufluchten für dieselbe erfolgt set. Der Magistrat hat infolge deffen ein diesbezügliches Projekt ausgearbeitet, und wird dasselbe demnächst der Stadtverordneten versammlung zur Brüfung und Genehmigung zustellen. Nach diesem Projekte wird die Münzstraße an der Stelle auf 19 Meter verbreitert werden, und werden davon die Grundstücke Münzstraße 15-18 und Alexanderstraße 55 und 56 betroffen. Die Festseßung neuer Baufluchten erscheint um so dringender, als voraussichtlich nach Fertigstellung der Markthalle in der Neuen Friedrichfiraße sich sehr schnell eine Umgestaltung der in dem engen Theile der Münzstraße stehenden alten Häuser vollziehen wird und eintreffenden Falls es erforderlich ist, daß die neuen Baufluchten schon feststehen, sollen nicht durch das Fehlen derselben der Stadtgemeinde große Koften erwachsen.
Seitens des Königl. Polizeipräsidiums wird für den Bezirk der Innung Bund der Bau-, Maurer- und Bimmer meister zu Berlin "( Stadtgemeinde Berlin ) bestimmt, daß 1. Streitigkeiten aus den Lehrverhältnissen der im§ 120a, der Reichs- Gewerbe- Ordnung bezeichneten Art auf Anrufen eines der streitenden Theile von dem Ausschuß für das Lehrlingswesen(§ 43 der Statuten) und, sobald die genannte Innung dem Jnnungsausschusse zu Berlin beigetreten ist, von diesem auch dann zu entscheiden find, wenn der Arbeitgeber, obwohl er ein in diefer Innung vertretenes Gewerbe betreibt und selbst zur Aufnahme in dieselbe fähig sein würde, gleichwohl der Innung nicht angehört und 2. die von der Innung er laffenen Vorschriften über die Regelung des Lehrlingswesens ( S$ 37-45 der Statuten) auch dann bindend find, wenn Deren Lehrherr zu den unter Nr. 1 bezeichneten Arbeitgebern gehört. Diese Bestimmung tritt mit dem 1. Februar 1885 in Kraft.
g. Turnlehrerinnen. Zur Theilnahme an dem am 8. April d. J. in der Königlichen Turnlehrer- Bildungsanstalt zu Berlin beginnenden 3monatlichen Kursus zur Ausbildung von Turnlehrerinnen find in erster Reihe solche Bewerberinnen für geeignet befunden worden, welche die Prüfung als wiffenschaftliche Lehrerinnen bezw. als Handarbeits- oder Beichen lehrerinnen abgelegt haben. Bewerberinnen über 35 Jahre werden zur Ausbildung nur ausnahmsweise zugelaffen. Der Unterricht in der Kgl. Turnlehrer Bildungsanstalt ist unentgeltlich. Die durch den Aufenthalt in Berlin entstehenden Kosten find aus eigenen Mitteln zu bestreiten; es erfolgt je doch auch in Ausnahmefällen, aber nur für die Bestreitung des Unterhalts in Berlin , eine Unterstüßung durch bezw. aus dem Bentralfonds. Diese Unterstügungen werden stets erst am Ende eines jeden Monats gezahlt. Bur Bestreitung des Unterhalts einer Theilnehmerin an dem Kursus hat der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten 90 M. pro Monat als erforderlich bezeichnet. Eine besondere Turnklei dung wird nicht verlangt, nur dürfen die Kleidungsstücke die freie Bewegung des Körpers, besonders der Arme, nicht hemmen. Das Kleid muß die Füße fret laffen, die Abfäge lan den Lederschuhen müffen breit und dürfen, außen gemessen, nicht über 12 Cm. hoch sein(!) Bemerkt sei noch, daß die für die Aufnahme in die Anstalt geeignet befundenen Aspiran tinnen bei ihrer Aufnahme event. einer ärztlichen Untersuchung unterworfen werden, von deren Ergebniß die schließliche Entscheidung abhängt. In jedem Falle muß die Bewerberin das 18. Lebensjahr vor dem Schlusse des Kursus( Ende Juni) vollendet haben.
N. Der Afritareisende E. Flegel ist jetzt so weit wieder hergestellt, daß er täglich auf einige Stunden das Bett ver laffen barf. Doch ist Herr Flegel noch sehr matt, so daß er noch keine Besuche annehmen darf und immer noch einer sehr strengen Diät bei möglichst nahrhafter Rost unterworfen bleibt. Auch leidet der Kranke an einer starken Nervosität. Sehr günstigen Einfluß hat die Ankunft seines Bruders auf ihn ausgeübt, der vor einigen Tagen, nachdem er endlich direkt vom Minister in Petersburg einen Vaß erhalten hat, aus Chersou in Süd- Rußland eingetroffen ist. Dieser Bruder ist Gymnaftallehrer und ebenfalls ein vielgereifter Mann, da er nach seinen Studien in Rußland und Deutschland ( auch Berlin ) fich längere Zeit in legterem Lande, wie auch in Frankreich , Spanien , Italien aufgehalten hat. Er wird die Tagebücher seines Bruders über Afrika bearbeiten. Die größte Freude über die Genesung E. R. Flegels legen seine beiden schwarzen Freunde und Reisebegleiter, die beiden HauffaLeute an den Tag. Es ist rührend, mit welcher ängfilichen Soifalt fte sich um ihren Beschüßer zu thun machen. Herr legel gedenkt Ende Februar Berlin wieder zu verlassen und nach einem mebrwöchentlichen Aufenthalt auf Madeira mit den beiden Hauffas nach dem Binete zurückzugehen.
b. Zwei Millionen Ueberschuß weist die Stadthaupt faffe für 1884 auf. Man hat dies mit Triumph verkündet, aber dabei vergessen, wie viele Tropfen saurer Schweiß daran leben. hat man doch gerade im vorigen Jahre Tausende in höhere Steuerstufen gefegt und zum Schluß des Jahres abermals daffelbe Spiel begonnen. Vor allen Dingen aber sollte man nun einmal mit einer theilweisen Reform der Miethssteuer Ernst machen. Sie drückt die erwerbenden Stände in unerträglicher Weise. Unsere Miethen für Läden und Geschäftsräume find so hoch gestiegen, daß viele Leute hauptsächlich für den Wirth arbeiten. Der Inhaber eines bescheidenen Ladens zahlt oft mehr Miethe, als der Bewohner einer luxuriösen Wohnung. Die hohe Mietbesteuer vollends drückt ihn furchtbar, während der reiche Inhaber einer Bitvatwohnung fie nicht fühlt. Man brauchte die Miethssteuer nur vernünftiger zu vertheilen und Tönnte doch dieselbe Gesammtsumme herausschlagen. So wie fte heute erhoben wird, macht sie von Jahr zu Jahr mehr böses Blut.
g. Die Arbeiten auf den öffentlichen und den Privatbauten haben bis jezt keine Unterbrechung erfahren und so
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kann die erfreuliche Thatsache konstatirt werden, daß eine sehr große Zahl von Bauhandwerkern tros der Winterzeit Lohn und Brot findet. Die immer mehr zunehmende Baulust giebt fernerhin die Garantie, daß auch im Laufe dieses oder der Unter den Stadtnächsten Jahre flott gebaut werden wird. bahnbögen an der Zentralmarkthalle in der Neuen Friedrichstraße, sowie längs des übrigen Theils der Parallelstraße bis hinter die Rochstraße werden Läden eingerichtet, deren Räum lichkeiten bereits jeßt zum Theil vermiethet find. Ueberhaupt wird sich in dieser Stadtgegend binnen Kurzem eine sehr rege Thätigkeit geltend machen, namentlich dann, wenn erst mit dem Aufbau der Häuser in der Kaiser Wilhelmstraße der Anfang Der Parallelstraße für die Stadtbahn, welche gemacht wird. ihre Lage auf der Nordseite hat, dürfte wahrscheinlich das noch fast neue Haus Rochstraße Nr. 3 Plaz machen müssen, mindestens müßte es aber einen großen Umbau unterzogen werden, weil die ganze Veranlagung der Parallelstraße eine Aenderung in ben gegenwärtigen Verhältnissen erheischt. An eine Fertigstellung der Bentralmarkthalle zum April oder Mai ist gar nicht zu denken; dieselbe wird aller Voraussicht nach erst im Jult oder Auguft dem öffentlichen Verkehr übergeben werden fönnen, bis zu welchem Termin auch die Anschlußbahn fertiggestellt sein dürfte.
g. Die Pächter von Eisbahnen find seit gestern vont neuen Hoffnungen stark beseelt. Der eingetretene Froft hat ste veranlaßt, fleißig Waffer auf die zur fünstlichen Eisbahn her zurichtenden Flächen zu gießen und da die Aussicht auf ein Gefrieren begründet zu sein scheint, so ist schon für morgen Die Wiedereröffnung der unfreiwillig geschlossenen Eisbahnen sehr wahrscheinlich. Bu jenen Eisbahnen, welche fich morgen einer Neueröffnung erfreuen dürften, gehört die auf dem ausgedehnten Terrain des Vereins für Velosipedwettfahrer in der Brückenallee. Eine effektvolle Beleuchtung der Bahn durch elektrisches Licht wird eine Benutzung derselben bis zum späten Abend ermöglichen. Nach Allem hat es den Anschein, als wenn doch noch die Unternehmungslust der Pächter von gutem Erfolg gekrönt werden soll. Wie start es übrigens in den legten Nächten gefroren hat, beweisen die großen und starken Eisschollen, welche auf der Spree treiben. Mit dem Eintreten des Frostes ist auch wieder der Wasserstand der Spree etwas gesunken; die über dem Wafferspiegel an den Uferverschälungen und den sonstigen festen Punkten sich befindlichen Eiskruften geben hiervon Beugniß ab. Tritt fein Schneefall ein und ist Der jezige Frost ein anhaltender, so fann man auf schönes, reines Eis, sogenanntes Kerneis, rechnen. Bis jest war es in diesem Jahre stets mit Schnee vermischt, weshalb es namentlich bei den künstlichen Eisbahnen bald ablief und so die nackie Erde nicht gefahrlose Stellen für den Schlittschuhläufer erzeugte.
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unentgeltliche stenographische Lehrkurse beginnt der Berliner Zentralverein Roller'scher Stenographen wieder für Herren, Damen und Schüler am Dienstag den 6. Januar im August- Garten", Auguststr. 24; Mittwoch den 7. Januar in Der V. Schloßkneipe", Neue Friedrichstr. 1 an der Stralauer brücke, und Donnerstag den 8. Januar im Restaurant Waf mann, Leipzigerstraße 33, überall Abends 8 Uhr. Die Kurse erfordern bei der leichten Erlernbarkeit des Roller'schen Systems nur 4 Lehrstunden, wöchentlich eine. Für die Lehrmittel hat jeder Theilnehmer 2 M., zu den Unkosten der Be fanntmachung 1 M. beizutragen. Meldungen zur Theilnahme werden an den genannten Abenden in den betr. Lokalen von den daselbst anwesenden Lehrern entgegengenommen. Auch finden Mittwochs und Sonnabends Nachmittagskurse à 5 M. inkl. der Lehrmittel in den Unterrichts Instituten, Gr. Präftdentenstr. 10, am Hacke'schen Markt, und Müllerstr. 70, am Weddingplatz statt.
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b. Die Erhaltung großer Schlangen in der Gefangen schaft ist ein sehr schwieriges Stück, weil die wenigften zum reffen zu bringen find. Einen selten glücklichen Erfolg hat das Aquarium mit einer füdamerikanischen Anaconda gehabt. Sie verzehrt Woche aus, Woche ein ihre zwei Tauben, während eine andere, mit ihr gleichzeitig eingetroffene Anaconda vers hungerte. Das Thier zeichnet sich durch seine Wohlgenährtheit, seine Munterfeit und seinen feurigen Blick vor allen Schlangen des Aquariums aus. Es ist auch während seiner Gefangen schaft bedeutend gewachsen. Interessant ist es, zu sehen, wie die Schlange fich in das ihr beinahe zu eng gewordene Bassin thres Behälters hineinzwängt. Sie drückt und schiebt so lange, bis fte das Kunststück fertig bekommen hat. Eine besonders feffelnde Szene giebt es, wenn der Wärter bineinsteint, um den Behälter zu reinigen. Mit dem großen, starken Thier ist nicht gut spaßen und so sucht er ihm, wenn er in dem Baffin liegt, eine große Decke überzuwerfen. Mißlingt dies Manöver, so sucht er die Schlange in eine Ecke zu drängen und ihr hier die Decke überzuwerfen. Der Kampf dauert zuweilen eine ganze Zeit.
Bet Theaternachrichten ist einiges Mißtrauen gewöhn lich am Blaze. Nicht ohne einen gewissen Argwohn über nehmen wir daher die Mittheilung der Zägl. Rundschau": Eine Dame, die vorläufig nicht genannt sein wolle, habe die Bestimmung getroffen, daß nach ihrem Tode ihr ganzes Vermögen, ca. 100 000 Watt, dem Deutschen Theater anheimfallen solle. Nach den Bestimmungen der Spenderin soll diese Schenkung die Grundlage zu einem Pensionsfonds bilden, welcher nur für die Sozietäre und Mitglieder des Deutschen Theaters bestimmt ist. Herr L'Arronge soll die frohe Mähr den Mitgliedern des Theaters bei einer Sylvesterfeier im ,, Englischen Hause" gebracht haben; in welcher Stimmung, sagt die Tägl. Rundschau" nicht.
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rf. Zeugen gesucht. Unsere Mittheilung über die Be handlung, welche dem Arbeiter" During im Aufnahmebureau der Königl. Charité zu Theil wurde, hat eine Anklage gegen den Arbeiter" During, die Berichterstatter und einen Augenzeugen zur Folge gehabt. Behufs Vertheidigung gegen die grundlose Anflage und zugleich im öffentlichen Interesse, wäre es erwünscht, wenn solche Personen, welche etwa in der Königl. Charité bezm. im Aufnahmebureau eine schlechte Behandlung erfahren haben, hierüber dem Vertheidiger des Angeklagten, Herrn Rechtsanwalt Raphael, Königstraße 69, Mittheilung machen.
Goldene Hochzeit. Die in der Wienerstraße 29, Hof 1 Treppe, wohnenden Schneider Rennthaler'schen Eheleute feiern am 11. Januar ihre goldene Hochzeit. Die alten Leute stehen im 72. und 73. Lebensjahr, find schon seit vielen Jahren kränklich und in Folge deffen gänzlich erwerbsunfähig.
b. Der Herr Doktor" spielte unter den Stammgäften der Potsdamer Bahn eine große Respektsrolle. Gegen alle möglichen Uebel fragte man ihn um Rath und bereitwillig ertheilte er gratis seine Rathschläge. Sie flangen zwar manch mal etwas wunderbar, aber die Wissenschaft geht oft ihre eigenen Wege, für welche der Late fein Verständniß hat. Wie ein Lauffeuer verbreitete es fich nun am ersten Geschäftstage des neuen Jahres unter den Stammpaffagieren, daß der„ Herr Doktor" Kommis in einem Bankgeschäft sei. Nach- und Schamgefühl erforderten eine exemplarische Bestrafung. Mit Windeseile fanden sich bei der Ankunft in Berlin die Gefoppten zusammen, bildeten eine lange Chaine und begrüßten den Titelsüchtigen mit einem langgezogenen, höhnischen: Guten Morgen, Herr Doktor!" Und als der Entlarvte be schämt von dannen schlich, schallte ihm ein schadenfrohes Hohngelächter nach. Und die Moral von der Geschicht': Man wolle nie mehr scheinen als man ist!
N. Sprung aus dem Fenster. In einem Anfall von Geistesgestörtheit stürzte sich gestern Mittag gegen 12 Uhr die in dem Hause Barnimstraße 50 wohnende 29jährige Ehefrau des Kaufmanns Waldauer in vollständig unbekleidetem Zustande aus dem Fenster ihrer in der 1. Etage belegenen Wohnung auf den Bürgersteig. Wunderbarer Weise hat die Frau außer