anzuempfehlen, ihr den Rest der Gefängnißstrafe, zu welcher fte bekanntlich wegen Mitwirkung bei anarchistischen Ruhestörungen und Manifestationen verurtheilt ist, zu erlassen. Die demnächstige Begnadigung von Louise Michel ist sonach wahr scheinlich.
Ein Vorschlag des Daily Chronicle", daß die auftralischen Kolonien sich weigern sollten, die deutschen Annerionen in der Südsee anzuerkennen, bezeichnet die Pall Mall Gazette " als einen von Verzweiflung eingegebenen Vorschlag, der England unverzüglich die Wahl zwischen dem Verlust Australiens und einem Kriege mit Deutschland laffen würde. ,, Wir sollten," fügt das Blatt hinzu, dieses Dilemna vermeiden, selbst wenn es uns einen Kolonialminister fostet." Wie der Standard" behauptet, seien die Versicherungen, welche Deutschland der englischen Regierung in Betreff von Neu- Guinea gegeben habe, solcher Art gewesen, daß, wenn die englische Regierung ähnliche Versicherungen ertheilt bätte, von denselben angenommen worden wäre, daß fie die Möglichkeit einer späteren Annegion ausgeschlossen hätten. Beweise! Beweise! In einer an sämmtliche Morgenblätter gerichteten Buschrift, welche die deutschen Annerionen" zum Tert hat, dringt der Erminister W. E. Forster in die Regierung, ein energisches Verfahren in Bezug auf Englands Kolonien einzuschlagen und die austra lischen Kolonisten nicht durch eine negative Politik, welche Deutschland und Frankreich in die Hände spielt, zu entfremden. Vor Allem ermahnt er die Regierung, auf der Hut zu sein gegen eine eventuelle deutsche Befizergreifung an der Küste von Zululand. Eine deutsche Niederlassung in Zululand würde die Schwierigkeiten Englands mit den Bulus und den Transvaalbauern enorm vergrößern. Weniger pessimistisch äußert fich Forster über die deutschen Annexionen an der Nordküste von Neu- Guinea und in Angra Pequena.
ordnete auf eine bestimmte Zeit von den Verhandlungen aus-| Ministerrathe zu beantragen, dem Präsidenten der Republik| geschlossen und als fie dennoch den Sizungsfaal zu betreten versuchten, von Gensdarmen daran verhindert. Daraufhin räumte die gesammte Oppositionspartei demonstrativ den Saal. Gestern erschienen sämmtliche oppositionelle Abgeordnete wieder, um ihre Pläge einzunehmen. Ueber diesen Vorgang wird wie folgt berichtet: Die oppofitionellen Abgeordneten erschienen während der Protokoll- Verlesung in corpore. Auf den von Hinkovic eingebrachten Dringlichkeitsantrag, die Protesterklärung der Starcevicianer vom 20. Cttober 1884 zur Verlesung zu bringen, erklärt der Präsident, keinen Protest gegen die Landtage beschlüsse zulaffen zu können. Folnegovic und David Starcevic ſtellen identische Fragen, weshalb ihnen am 18. Oktober der Eintritt in den Landtag verweigert wor Den sei, nachdem sie an den vorangegangenen Skandalen nicht theilgenommen haben. Der Präfident beruft sich auf die diesbezüglichen Beschlüsse des Landtages, welcher seine Anordnungen genehmigt habe. Rukavina interpellirt das Präfidium, warum daffelbe keine Antwort auf die Anfrage des Klubs der Rechtspartei wegen Ablauf des Ausschließungstermines ertheilt habe. Präfident: Ich bin bereit, auf jede Frage den einzelnen Abgeordneten zu antworten; aber mit den Klubs unterhalte ich keine Verbindungen. Markovic protestirt Namens feiner Gesinnungsgenoffen gegen die entgegen den Bestimmungen der Hausordnung vorgenommene Wahl der Regnifolar Deputation. Der Präsident erklärt neuerdings, teine Proteste gegen Landtagsbeschlüsse zuzulassen. Gelächter auf den Oppofitionsbänken antwortete ihm. Die Majorität nahm darauf feine Rücksicht, trot vielmehr in die Tagesord nung ein. Nach diesem ersten Auftreten zu schließen wird es wieder zu heftigen Szenen kommen, und namentlich dann, wenn es zur Besprechung der Ungiltigkeitserklärung der Wahl Kumicfic's, eines Mitgliedes des oppofitionellen Partei fommt. Kumicsic's Wahl wurde beanstandet, weil er zur Zeit seiner Erwählung nicht in Croatien heimathsberechtigt war. Hierauf ertheilte ihm der löbliche Agramer Gemeinderath das Bürgerrecht, die Regierung aber faffirte den bezüglichen Gemeinderathsbeschluß und beauftragte, wie Budapester Blätter berich ten, den Magiftrat, Kumicsic's den Heimathschein wieder abzunehmen. Dieser verweigert jedoch die Ausfolgung des Dokus ments, und hiermit ist der Landtag um eine brennende Frage reicher geworden.
Rußland.
Endlich einmal etwas Gutes aus dem Reiche der Knute. Ein besonderer Theil des neuen Kriminalfoder, der bereits abgeschlossen vorliegt, enthält in Betreff des Duells eine Reihe neuer Bestimmungen. Der neue Koder zählt das Duell zur Kategorie der Morbe und wendet deshalb bei der Bestimmung der Bestrafung seine Aufmerksamkeit auf die etwaigen Folgen der Duelle. Die Verfaffer motiviren ihre Anficht durch folgende Gründe. Die Ausführung eines jeden Die Ausführung eines jeden Berbrechens und die dafür im Kriminalfoder angesezte Strafe wird durch die Absicht und den Willen des Ver= brechers nach dem Gesetze bestimmt. Welche Absicht hat Derjenige, der zu einem Duell herausfordert? Gewiß nur die, entweder seinen Gegner zu tödten, oder ihm einen Schaden zuzufügen. Die Absicht, für einen guten Namen und Ehre einzutreten, bildet nur das Motiv der That, und das gewöhn lich nur von Seiten des einen Gegners. Obgleich das Duell die Absicht in fich trägt, feinem Gegner ans Leben zu geher, für eine Beleidigung blutige Rechenschaft zu nehmen und des halb der Grundidee unserer christlichen Religion widerspricht, so wird doch Derjenige, der eine Herausforderung nicht akzep titt, für seine Ehre mit seinem Leben nicht einstehen will, als Feigling angesehen. In Anbetracht deffen stellt der neu projektitte Kriminalfoder folgende Punkte auf: 1) Die Duellanten, die sich feinen Schaden zugefügt, werden auf nicht mehr als ein Jahr Gefängniß verurtheilt. 2) Die ihrem Geg ner eine schwere törperliche Verlegung zugefügt, sind zu zwei Jahren und nicht mehr zu verurtheilen. 3) Diejenigen, die thren Gegner getödtet, werden zu nicht mehr als vier Jahren verurtheilt, wenn jedoch die Bedingungen des Duells auf Leben und Tod gestellt waren, so unterliegen fie einer Strafe von nicht mehr als sechs Jahren Gefängniß. 4) Wenn die Duellanten auf dem Plaße erschienen und die Waffen entblößt sind, jedoch das Duell aus irgend einem Grunde verhindert wird, so unterliegen sie einem Arrest von nicht mehr als drei Monaten. 5) Bet Duellanten, die fich ohne Sekundanten schlagen, wird die Strafe um das Doppelte verschärft und tritt bei den unter Punkt 3 angeführten Bedingungen Verschickung zur Anfiedelung ein. Das ist eine ganz vernünftige Ansicht, und daß dieselbe gerade in Rußland zuerst in der Gefeßgebung auftaucht, macht berechtigtes Aufsehen. Hoffentlich wird dadurch der Agitation gegen das Duellunwesen, welches der neue russische Kriminalfoder mit Recht unter vorfägliche Körperver legung rubrizirt, ein weiterer Vorschub geleistet.
Die Nachricht mehrerer Blätter, daß Louise Michel am Neujahrstage begnadigt werden würde, hat sich, wie die Bost" sagt, noch nicht bestätigt; doch heißt es, daß die Minister des Innern und der Jusiiz gewillt sind, in einem der nächsten
,, Nein, ein Deutscher!" antwortete der junge Mann. Ihr Name, Freund?"
"
Martin Rodenburg!"
Herr von Wredow horchte bei diefem Namen auf.
"
Rodenburg?" wiederholte er.
bekannt. Sind Sie ein Verwandter Feldau?"
Der Name ist mir " Der Name ist mir des Gutsherrn von
,, Das ist mein Dheim!" antwortete der junge Mann. ,, Ein Verwandter von Ihnen?" fragte Wadschid Ali sich an Wredow wendend.
" Der Sohn jenes Gutsherrn Rodenburg ist preußischer Dffizier; ich war seiner Beit mit ihm befreundet."
"
So, fo, es freut mich, daß ich einen Verwandten Ihres Freundes belohnen kann."
Er wandte sich wieder an den bleichen, jungen
Mann:
" Sie sind ein entschlossener und muthiger junger
Mann. Wollen Sie Dienst nehmen in meiner Armee?"
Es ist mein fehnlichster Wunsch in meine Heimath zurückzukehren, welche ich vor fast fünf Jahren verließ," antwortete der Jüngling.
"
Wohl! Sie haben mir und meinem Hofe einen großen Dienst geleistet. Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet; erbitten Sie sich eine Gnade, Herr Rodenburg."
Wohlan," sagte der junge Mann einen Schritt näher tretend und flehend sein Auge zu dem Könige erhebend, während er seine freie Hand gleichsam beschwörend ausfiredte, für mich hat das Leben feinen Werth, ohne den Besitz eines Wesens.... .. Ich lernte in der Gefangenschaft ein Mädchen kennen, das ich mehr liebe, als mein Leben, und mit dem ich in meiner Heimath glücklich zu fein hoffte.... Was ich that, that ich um sie zu retten. Die Angst um dieses geliebte Wesen gab mir den Muth, mich dem wüthenden Thiere entgegen zu werfen.... Wollen Sie mir eine Gnade gewähren, so geben Sie mir meine Braut zurück."
Was? Ihre Braut? Ist sie Ihnen entführt, oder ist sie Ihnen entflohen? Wer ist Ihre Braut?" ,, Nuna, die Tibetanerin! D, Sire, ich flehe Sie an,
In Kamerun herrschen nach den Berichten englischer Blätter sehr ungeregelte Zustände. Am Flusse Bell Townside haben kurz vor der Ankunft des Postdampfers Kinsembo" ernste Ruheſtörungen stattgefunden. Die Kaufleute in dem Distrikt sehnen sich nach der Herstellung geordneter Bustände an dem Fluffe, da seit der deutschen Annerion das ganze Gebiet sich in einer ungeregelten und aufgeregten Lage he findet. Man darf freilich nicht vergessen, daß der Bericht aus englischer Quelle stammt.
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Der bekannte Er- Präsident der Vereinigten Staaten , General Grant, ist in Konkurs gerathen; sein Hauptgläubiger ist ter Millionär Vanderbilt . Die Freunde des Generals haben indeß Veranlassung genommen, mit den Gläubigern einen Vergleich anzubahnen, so daß die Sache einen befriedigenden Verlauf annimmt. Die amerikanischen Freihändler hatten das Gerücht verbreitet, daß der zufünftige Präsident Cleve Iand ein enragirter Freihändler sei und nach seinem Amtsantritt die freihändlerischen Ideen fördern werde. Dieses Gerücht veranlaßte Herin Cleveland zu einem energischen Dementi, in welchem er erklärt, daß er niemals in Verbindung mit einem Freihandelsklub gestanden habe. Die Bahl der im Jahre 1884 im Castle Garden- Depot( New- York ) angekommenen Einwanderer betrug 388 267, gegen 320 706 in 1883.
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Lokales.
r. Von vielen Geschäftsleuten, welche auf den Bahnen ganze Waggonladungen von Frachtgut erhalten, wird gegen wärtig lebhaft Klage geführt über das unfoulante Verfahren einzelner Bahnverwaltungen gegenüber den Frachtenempfängern. mit Strenge wird darauf gehalten, daß die eingegangenen Waggons innerhalb weniger Stunden ausgeladen werden müffen, widrigenfalls nach dem Babnreglement empfindliche Ordnungsstrafen gegen den säumigen Empfänger festgesetzt und von diesem Empfänger eingezogen werden. Selbst bei dem ganzen Aufgebot aller disponiblen Arbeitskräfte und Fuhr werke ist es vielfach den Empfängern nicht möglich, innerhalb der angeordneten Frist die Entladung der Waggons zu bewirken, namentlich wenn die Entladezeit, die nur etwa vier wirken, namentlich wenn die Entladezeit, die nur etwa vler bis sechs Stunden beträgt, noch durch eine Mittagspause der Arbeiter, oder durch eine ähnliche Arbeitsunterbrechung abforbirt wird. Der Versuch, solche Bausen in einem dringenden Falle aufzuheben, führt gewöhnlich zu keinem Resultat, da dann die übermäßig angestrengten Arbeitsfräfte schon nach furzer Zeit ermatten. Es sind aus diesen Anlässen mehrfach Beschwerden an das Ministerium gerichtet worden und es ist um so mehr zu hoffen, daß dieselben einen im Sinne der Beschwerdeführer günstigen Erfolg haben werden, als man sonst aus dem Verfahren der Bahnverwaltungen auf einen ganz bedenklichen Waggon- Mangel schließen mußte, der allerdings schon früher im preußischen Abgeordnetenhause von dem Abg. Büchtemann behauptet, von Herrn Minister Maybach aber auf das Entschiedenste in Abrede gestellt wurde. Es wäre auch in der That beklagenswerth, wenn die Eisenbahn- Verstaatlichung
wenn Sie mir eine Gnade erweisen wollen, gewähren Sie mir nur das Eine, geben Sie mir Nuna zurück!" Der Nabob fuhr empor.
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" Der Mann ist wahnsinnig!" schrie er mit zornfun kelnden Augen. Sehib, lassen Sie den Verwegenen in Ketten legen. Er verlangt eine Frau meines Harems! Unerhörter Frevel! Mein Leibarzt soll ihn beob achten. Ist er nicht wahnsinnig, so soll er den Frevel büßen... Führen Sie ihn hinweg!"
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Auf einen Wint des Sehibs erschienen drei Mann ber Leibwache, welche Martin Rodenburg ergriffen und hinausschleppten.
Sechstes Kapitel.
Der Spreewald ist in seiner ganzen Ausdehnung reich an romantischen Partien; Berg, Wald und Gewässer wechseln in anmuthiger Weise ab, dazwischen reich bebaute Felber, hübsche, reinliche Dörfer, deren rothe Dächer zwischen dem Grün der tausendjährigen Bäume hindurch schimmern; und in diesen Dörfern das kräftige, urwüchsige Geschlecht der Spreewälder und die allerliebsten runden, derben Gestalten der Spreewälderinnen in ihrer Kleidsamen
Tracht, mit ben kurzen Röcken, den buntfarbigen Strümpfen und Schnallenschuhen, dem gestickten Mieder und dem phantastische Kopfpuz aus schwarzen und weißen Bändern arrangirt das ist Alles von anziehender Romantik.
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Im ganzen Spreewalde aber ist keine Gegend angie hender, als diejenige, in welcher Schloß Stolzenburg liegt. Die Wredow's rühmen sich, schon zur Zeit der Astanier dort eingesessen zu sein dort eingesessen zu sein eine verfallene Burg, die mitten im Walde lag, eine romantisch gelegene Ruine, batirte ficher bis ins vierzehnte Jahrhundert zurück. Diese Burg umgeben von Wällen und Gräben und auf einer Anhöhe gelegen, welche jetzt wild bewachsen war, und zu welcher man fünstlich sich verschlingende Wege hinauf angelegt hatte, war früher der Sitz der Wredom's gewesen; jezt bewohnten dieselben das im Renaissancestyl erbaute präch tige Schloß, das am Abhange eines Berges und am Saume des sich weit ausdehnenden Parkes liegt, durch welchen sich ein Spreearm anmuthig hindurchschlängelt.
fich in so unangenehmer Weise für die Interessenten bemerkbar machen sollte.
a. Ein Uebelstand auf der Pferdebahnlinie der Invalidenstraße( Alexanderplat Moabit) wird seit Beginn des Winters von zahlreichen Fahrgästen sehr empfunden, ohne daß bisher die Pferdebahn- Direktion Abhülfe geschaffen hat. Die beiden Haltestellen der Pferdebahn am Hamburger Bahnhof und am Portal des Ausstellungs- Barks find seit der Schließung des Hamburger Bahnhofes, resp. seit der Schließung des Ausstellungsparkes gänzlich bedeutungslos, da daselbst sehr selten Personen auszusteigen haben. Dagegen befinden sich an dem eine Strecke hinter dem Hamburger Bahnhof liegenden Weg von der Invalidenstraße nach dem start frequentirten Lehrter Bahnhof und an der eine Strede hinter dem Portal des Auss stellungsparkes belegenen Lehrter Straße teine Haltestellen, und es find jetzt diejenigen Personen, insbesondere Damen, welche nach der Lehrter Bahn resp. nach der Lehrter Straße sich begeben wollen, genöthigt, bereits am Hamburger Bahnhof , resp. am Portal des Ausstellungspartes auszufteigen.
r. Schlechtes Brennmaterial. Es scheint fast, als ob es feinen Gegenstand, dessen Gebrauch oder Verwendung zu den täglichen Bedürfnissen gehört, mehr gäbe, bei dem nicht der Schwindel oder die Unsolidität ihre unsauberen Geschäfte verfuchen. In diesem Jahre zeigt sich dies ganz besonders auffallend bei dem im Detail- Handel ausgebotenen Brennmaterial, namentlich der Preskohlen, zerkleinerten Koats und Koats Abfall. Die lebhafte Konkurrenz hat die Preise für diese Brennmaterialien auf einer mäßigen Höhe erhalten, so daß der Verdienst an denselben bei reellem Geschäftsbetriebe fein erheblicher ist. Desto besser wissen unter diesen Verhältnissen unsolide Händler ihre untaugliche Waare abzufezen, indem sie dieselbe noch eine Kleinigkeit unter dem Normalpreise ausbieten und dafür natürlich auch Abnehmer finden, die dann freilich zu spät ihren Schaden einsehen. Da giebt es Preßfohlen, die bei den besten Feuerungsvorrichtungen nicht recht in Brand gerathen wollen, nur eine matte Flamme entwickeln, die keine erhebliche Wärme verbreitet und wo man nach der Verbrennung eine torfartige, groblörnige Asche findet, die auf das Vorhandensein unverbrennlicher Theile in der Kohle schließen läßt. Auch bei dem Koats scheinen minder gute Qualitäten namentlich von den umherziehenden Händlern feilgeboten zu werden; auch dieses Brennmaterial zeigt sich bei Sen besteingerichteten Heizvorrichtungen unverbrennlich, es schlackt im Feuer zusammen und muß dann gewöhnlich aus dem Pfeuer entfernt werden. Dieses minderwerthige Brennmaterial mag vielleicht verwendbar sein für solche FeuerungsAnlagen, wo ein himmelhoher Schornstein den erforderlichen Bugwind herbeiführt, aber für die Oefen armer Leute, und diese werden gewöhnlich mit diesem„ billigen" Brennmaterial beglückt, ist baffelbe untauglich. Den Händlern kann diese Beschaffenheit ihrer Waare auch faum unbekannt sein und des balb verdient solches Geschäftsverfahren die entschiedenste öffentliche Verurtheilung.
Wie sehr das Versammlungsleben in Berlin stetig anwächst, laffen folgende Bahlenangaben recht deutlich erkennen. Im Laufe des Jahres 1884 wurden im Berlin 6275 Versammlungen, in welchen öffentliche Angelegenheiten zur Erörterung tommen sollten, beim Polizeipräsidium angezeigt. Von den selben wurde bei ca. 2000 eine polizeiliche Überwachung nicht für nöthig gehalten. In jedem der Jahre 1881, 1882 und 1883 famen 4000 bis 4500 derartige Versammlungen zur Anzeige, von denen jährlich etwa 1000 ohne polizeiliche Ueberwachung blieben. In den Jahren 1877-1879 blieb die Ge sammtzahl der überwachten Versammlungen unter 1000, im Jahre 1880 belief dieselbe sich auf 1006. Man wird nicht zu hoch greifen, wenn man außerdem die Anzahl derjenigen Verfammlungen, welche geselligen, Wohlthätigkeits-, gewerblichen und dergleichen Zwecken dienten und deshalb nicht unter die Vorschriften des Vereinsgefeßes fallen, für 1884 auf 12 000 veranschlagt.
Bu ganz tollen Streichen hat, so erzählt die ,, Staatsb.3tg.", die Liebe einen Bureaubeamten bei einem unserer Rechtsanwalte getrieben. In dem Hause des Rechtsanwalts war nämlich ein sehr hübsches Mädchen bedienstet, für das der Bureaubeamte, ohne sich Gewissensstcupel darüber zu machen, daß er eine Frau und zwei Kinder sein nannte, in leidenschaftlicher Liebe entbrannte. Der Gedanke, daß seine Herzensgebieterin anderen Menschen dienen solle, erschien ihm aber ganz unerträglich, und er wußte dieselbe zu bestimmen, die Stellung aufzugeben und wieder zu ihrer auswärts wohnenden Familie zurückzukehren. Nun fing ein flottes Leben an. So oft es feine Beit erlaubte, machte der Liebhaber Reisen zu seiner Heißgeliebten, die fich dadurch wesentlich vertheuerten, daß er außer der Eisenbahn noch Fuhrwerk( und zwar immer sehr elegantes) benutte, um nach dem Dorfe zu kommen, wo fie weilte. Ihren Eltern machte er nun klar, daß er ein studirter Mann sei, brillante Aussichten habe und frei und ledig set. Die Eltern freuten sich natürlich ob des Glückes ihrer Tochter, man lebte herrlich und in Freuden. Plößlich, am 28. v. M., erschien die betrogene Ehefrau auf der Bildfläche und warf das ganze luftige Kartenhaus, das ihr Gatte aufgebaut, über den
Fräulein von Steinberg hatte nicht Unrecht, wenn sie sagte, nächst den Gärten von Sanssouci teinen entzückendern Sommeraufenthalt zu kennen, als den in Schloß und Park Stolzenburg.-Trotz des prächtige Schlosses, trotz der herrlichen Umgebung, trob des alten Namens und des wohl konsolidirten Reichthums, war die Familie nicht glücklich. Seit Jahren war in dieses Schloß ein finsterer Geist eingekehrt, der die Zufriedenheit aus demselben verbannte.
Der alte Baron von Wredom, ein Aristokrat vom Kopf bis zur Behe, hatte zwar nach wie vor die Bewirthschaftung seiner Güter, die Pflege seiner Wälder, Lände reien und Anlagen gewissenhaft überwacht, denn er suchte ja seinen Stolz darin, unter seinen Nachbarn den ersten Rang in jeder Beziehung einzunehmen und dazu rechnete er auch seinen Ruf, ein Musterwirth zu sein- allein er hatte sich seinen Pflichten und seinen Lieblingsbeschäftigungen seit lange nicht mehr mit freudigem Herzen unterzogen.
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Jedesmal, wenn er Verbesserungen getroffen hatte, oder wenn er durch seinen Park lustwandelte, der von zwei englischen Gärtnern gepflegt wurde, und wenn er sah, wie alle Einrichtungen mustergiltig, Alles in schönster Blüthe in schönem Gedeihen stand, dann freute er sich nicht, sondern er seufzte:
Für wen thue ich Alles das?... Nach meinem Tode werden Fremde Genuß von Dem haben, was ich ge schaffen."
Das war's, was ihm schwer auf dem Herzen lag. Heute, zum ersten Male feit langer Zeit, hatten sich die Wolken, die sonst beständig auf seiner Stirn lagen, ein wenig aufges hellt, und während er, seine Gemahlin am Arm, den Park durchschritt, blickte er nicht ganz so düster und mißgestimmt wie sonst, vielmehr sah er zuweilen mit inner lichem Stolz auf den jungen Mann, der an seiner Seite einherging.
Dieser junge Mann war der Baron Oswald von Wredow, sein jüngerer Sohn, welcher sich zum Besuche in Stolzenburg befand. Oswald von Wredow hatte nie eine Passion für landwirthschaftliche und ländliche Genüffe ges
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