aufhört,— man soll ehrlich sein oder man soll überhaupt jedeSmenschliche Gefühl verleugnen,— jedesmal ist das ein Anblick,gegen den fich unser ganzes inneres Wesen sträubt, der niemalsetwas von seinem Widernatürlichen einbüßt. Man vcrurtheiltmit Recht den Mörder, der von Haß, Eifersucht, Geldgier oderHunger getrieben, seine Hand mit dem Blut seines Nebenmenschenbesudelt, man ist verwundert, daß es im neunzehnten Jahrhundertimmer noch so verwilderte Äenscken giebt, für welche das Blutdes Mitbürgers kein besonderer Gast mehr ist, es find in ihrerüberwiegenden Mehrzahl ja aber auch immer rohe, ungebildeteLeute ohne Erziehung, denen der Segen eines geordnetenUnterrichts nicht zu Theil geworden ist, aus„Arbeitcrkreisen"rekrutirt fich angeblich der größte Theil der Mörder!! Ob daswahr ist? Wir wollen die Gründe nicht untersuchen, soviel istsicher, heute steht eine aramgebeugte Mutter an der Bahreihres— erschofienen Sohnes, der junge Mann, derden unseligen Sckuß abfeuerte, fitzt vielleicht imUntersuchunxsgesängniß, es mag sein, daß wahnfinnigerSchmerz sein Inneres durchtodt, vielleicht wütheter mit ungeheuren Selbstanllagen gegen fich selbst,— lobt istlobt, er wird den Erschossenen nicht wieder lebendig machen.Und doch, ist dieser Unglücklich? wirklich so schuldig an derThat? Freilich sein Gegner hat den frevlen, jugendlichen Ueber-muth mit dem Leben bezahlt, er hat den hohen Einsatz, umden man wagehalsig spielte, verloren, das allgemeine Mitge-fühl wird also mit rbm sein. Aber auck er stand gestern Mor-gen mit der gesvannten Waffe seinem Gegner gegenüber, aucher hatte vielleicht die Absicht, seinen Feind nieder-zustrecken. Beide tragen gewiß gleich viel Schuldan dem tragischen Ausgang; Beide sind vielleicht gleichschuldig, nein, fie sind beide gleich unschuldig, denn beide, derlobte Jüngling in der Zliorgne, und der Andere mit dem ver-nichteten Lebensglück hinter den Kerkermauern, fie find arme,jugendlich dethö-te, irregeleitete Opfer unserer gesellschaftlichentustände. Es ist gleichgiltig, welches Motiv fie zu der blutigenhat getrieben hat, vielleicht eine Rempelei, ein unglückselige?,unkommmtmäßigeS Wort, ein Liebeshandel— genug, dasPhantom der sogenannten studentischen Ehre forderteBlut, es ist rhm geworden! Nun mögen fieweinen, die Eltern und Geschwister, der Sohn, dervielleicht mit Kummer und Sorge groß gezogen ist, derdie Stütze und den Stolz der Eltern bilden sollte, dahin ister, das grausame Gespenst der Standesehre wollte es, die ge-sellschastliche Pflicht verlangte es. Und ist es denn einWunder, daß unserer Jugenv, der heranwachsenden Generationein blutiger, barbarischer Sinn anerzogen w'rd? Wir wollenhier von den Studentenduellen nicht weiter sprechen, es istüber diese grobe Unsitte bereits genug gestritten und ge-schrieben worden. Man sehe fich nur die Kinder an, die jetztnach dem Weihnachtsfeste auf der Straße spielen. Was hatder sorgsame Vater, die liebevolle Mutter dem Söhnchen ge-schenkt? Einen Säbel, ein Gewehr— als Spielzeugnatürlich. Die Knaben werden in ihrem zartesten Älterbereits an den Gebrauch gefährlicher Instrumente gewöhnt,oder glaubt man vielleicht nicht, daß auch ein Kindergemüthdaraut kommt, daß schließlich der Säbel zum Hauen die Flintezum Schiehen da ist? Vielleicht sind die Pistolenschüsse imGrunewald die letzten Konsequenzen der jugendlichen Waffen-spielerei,— man erziehe den Kindern von Jugend auf einefriedliche, menschliche Gesinnung an, man gebe ihnen anderesSpielzeug in die Hände als Säbel und Gewehre, vielleichtwerden sie dann als Halb- und Ganzerwachsene ihre Ehre auchin unblutiger Weise zu schützen wissen.—N. Dem Reichstage ist eine Vorlage zugegangen, be-treffend die Aufnahme der Fabriken, in welcher Röhren ausBleck durch Vernieten hergestellt werden, sowie der Anlagenzur Erbauung eiserner Schiffe, zur Herstellung eiserner Bau-konstruktionen in das Verzeichniß derjenigen gewerblichen An-lagen, welche nach Bestimmung des§ 16 der Gewerbeordnungeiner besonderen Genehmigung bedürfen, zu rubriziren.N. Auf dem Vahntiof Alexanderplatz ist die Bistim-mung getroffen, daß die Abgabe der Pcckete jetzt nicht mehrwie früher am Ausgong des Bahnhofes, sondern vorn an derAnnahmestelle erlebst t wird. Der eine hydraulische Aufzug istsomit außer Betrieb gesetzt.Die Grabstätten der Gebrüder Grimm auf dem Mal-thäikirchhofe waren anläßlich des vorgestrigen Tages vonpietätvollen Händen reich geschmückt worden. Den hohen Gra-nitobelisk mit der schlichten Inschrift„Jakob Grimm, geb. am4. Januar 1785, gestorben am 20. September 1863" zierte einmächtiger Kranz aus dem buschigem Laub der Etecheiche ge-wunden, zu Füßen beider Gräber lagen Lorbeerkränze. Lor-beerkränze lehnten auch am Sockel der Obelisken, während dieGräber selbst mit blühenden Tulpen und Kränzen geschmücktwaren, denen duftige Rosen, weiße Primel, Levkoien und Erikaeingeflochten waren.b. Die Spree scheint in diesem Jahre den ungewöhnlichhohen Wasserstand von 1876 erreichen zu wollen. Derselbe istzur Zeit nur noch V/t Fuß niedriger als im März 1676. DieUser find schon an vielen Stellen überfluthet und der Spiegelder Oberspree bietet ein imposantes Bild. Der Strom geht sostark, daß die Schiffe mit Mühe dagegen ankämpfen. Währendman sonst von der Görlitzer Bahn aus den Lauf der Spreenur an den Segeln der Schiffe erkennt, uberblickt man jetztihren Spiegel weithin. Zwischen Rixdorf und Treptow ist dasalte Spreethal weithin ütcrschwemmt und Schlittschuhläufertummeln fich in Menge auf den breiten Eisflächen.g. Mit der Beseitianug der Grundstücke zur Durch»legung der Kaiser-Wtlhelmstraße nach der Burgsteaßc wirdjetzt fleißig vorgegangen. Dem Abbruch des großen Eckhausesan der Ecke drr Kleinen Burg- und Burgstraße ist nunmehrauch der Abbruch der Häuser Heiligegeiststraße 41, 42 und 8gefolgt, dem jene der Grundstücke 7 und 9 bald folgen wer»den. Mit dem Abbruch der übrigen niederzulegenden Gebäudewird begonnen werden, sobald die gegenwärtig von den Eigen-thümern noch verursachten Schwierigkeiten beseitigt wordenfind. Meist sind es alte Baulichteiten, deren nothwendigerAbbruch auch ohne die beschlossene Durchlegung der Kaiser-Wilhelmstraße nur eine Frage der Zeit gewesen. Hier ist dem-nach in kurzer Zeit eine Bauthäligleit zu erwarten, wie fieBerlin wohl � bis ver nur in der sogenannten Gründerperiodeund zwar wiederum nur in den Außenbezirken kenr.en gelernthat, woselbst zu imer Zell aus einmal ganze Straßen mit.Häusern bebaut wurden. � Heute ist auch mit dem Abbruchjener kleinen schmutzigen Baulichkeiten begonnen worden, welckeauf dem großen Grundstück Taubenstraße 23a stehen und welchedem sogenannten Bullenwinkel einen geradezu schauderhaftenAnstrich gaben. An die Stelle dieser Baulichkeiten wordenPracbtbauren erstehen, wie fie dmer Theil der Taubenstraßebereits mehrere aufzuweisen hat. Von einer Niederlegung derHäuser auf dem Hausvoigteiplatz, welche die projektirte Durch-legung der Taubenstraße erfordeit, haben die betreffendenMiether noch keine Msttheilung erhalten., In Bezug auf den Artikel„Zwei gefahrliche Heiraths»schwindlet" ersucht unS Herr Wilhelm Wiese, Vorstandsmit-glied der Zentral-Krankenkasse der Buchbinder, Stallschreiber-straße 23, um die Mittheilung, daß er mit dem dort erwähntenWiese nicht identisch ist-. h; Die Photographie entwickelt sich seit der Entstehungv Ä?urent.Photographie rasch zu einer der ersten GehilfinnenWissenschaft. Dem bekannten Pbotogrophen Ansckütz inOssa ist vom Kultusminister durch Verfügung vom 23. Dezember v- I- die Ausführung derartiger Arbeiten in größeremMaßstabe ermöglicht worden. Es handelt sich hierbei um dieAusnahme von Bewegungen der Menschen und Tbiere, undzwar jedesmal einer ganzen Kette von Bewegungen. Der Photo»graph zerlegt dabei jede scheinbar einheitliche Bewegung in ihreeinzelnen Theile, so daß man dieselbe durch das Bild vor seinenAugen entstehen steht. In dem zehnten Theile einer Sekundemüssen daher bis 12 Aufnahmm erfolgen. Der Photographbedarf daher eines mit einer Reihe von Apparaten besetztenBeobachtungs-Hauses, welche durch eine elektrische Leitung inThätigkeit gesetzt werden. Für die Physiologie ergeben fich auSsolchen Aufnahmen ganz neue Aufschlüsse. Die Festhaltung vonThierbewegungen hat Herr Anschütz mit seinen bekannten Storch-bildern begonnen. Jetzt richtet er fich einen vollständigen Thier-garten ein-g. Zu dem Fabrikanten F. in der Brückenstraße 3 kamam Eonnabend ein junger Mann, den F. als einen Kommiseiner renommirten Seidenwaarenhandlung in der Markgrafen-straße kannte. Der junge Mann, Namens S., bat den F. ihmdoch auf kurze Zeit 3 M. zu leihen, da er im Auftrage derSeidenwaarenhandlung einen Einkauf machen sollte, zu welchemihm der Betrag fehle. F. übergab auch dem S. das Geld,die Geschichte kam ibm aber nachträglich verdächtig vor und soließ er fich miltelst Telephons mit der Firma verbinden, beider er dann anfragte, ob S. noch bei der Firma angestellt seiund zu einer Besorgung gegenwärtig fortgeschickt wäre. TieAntwort lautete, daß S. bereits seit 6 Monaten nicht mehr imdortigen Geschäft sei und mithin ein Betrug vorläge. Bisjetzt ist man des S- nicht Habhaft geworden.g. Gin grober Exzeß vei ursachte am Sonnabend Abendin der Niederwallstraße, Ecke der Kleinen Kurstraße, einengrößeren Auflauf. Een reduzirt aussehender Brnsche wollteeiner im Hause Kleine Kuistraße 9 im Keller wohnendenSchönen einen Besuch abstatten, wurde jedoch von deren zu-fällig anwesendem„Freunde" daran verhindert. Beide Männergeriethen darüber in einen Streit, der bald in rohe Tbätlich-reiten ausartete und wobei der„Beschützer" mehrere blutigeWunden erhielt. Passanten, welche den eigentlichen Sach-verholt erst später erfuhren, packten den abgewiesenen Besucheram Kragen, um ihn zur Polizeiwache zu fistiren. Ein herzu-geeilter Schutzmann nahm ihnen aber die Mühe ab und brachteden Thäter nach der 40. Polizeirevierwache, wohin auck der„Freund" der Sckönen aus deren Wohnung zur Protokollirungdes Vorganges sistirt wurde. Der widerliche Auftritt zeigtewieder, wie nothwendig eine baldige Säuberung unsererStraßen von den Personen gedachter Art zur Erhaltung derRuhe und Ordnung wäre.a. Wegen Verbreitung falscher Fünf- und Eiumark-stücke, welche vorzüglich nachgeahmt find, find gestern dreiPersonen festgenommen und zur Haft gebracht worden. Weiterepolizeiliche Nachforschungen in dieser Angelegenheit findennoch statt.g. Die Unverfrorenheit gewisser Menschen geht mit-unter dock zu weit. So wurde in einer der letzten Nächtegegen 2 Uhr an der Nachtglocke zur ersten Sanitätswacheheftig gezogen. Der Heilgehilfe sprang auf und öffnete, alszum zweiten Male geklingelt wurde. Draußen stand einMann, welcher ein Glas Bier verlangte, da er einen„riefigenDurst" hatte. Da der Heilgehilfe inzwischen anderweitig ab-gehalten wen de, so ließ er Viesen Unfug auf sich beruhen undwies dem Manne die Thür.a. Die Ofenklappe I In Folge der polizeiwidrigen Kon-servirung einer Ofenkiopve ist ein junges Mädchen gestern anKohlcnoxydgas. Vergütung eistickt und ein zweites Mädchenbedenklich c Krankt. Beide Mädchen, die 21 Jahr alte Beyerund die 17 jährige Gabriel befanden fich im Dienst bei einerin einem Hause Unter den Linden wohnenden Herrschaft, welchezur Zeit verreist ist und die Aussicht ihrer Wohnung demDienstpersonal überlassen hat. Die beiden genannten Mädchenbegaben fich am 3. Abends gegen 11 Uhr nach ihrem im Hof-gebäude belegenen Schlafzimmer, welches fie durch ein im Ofenangemachtes Stcinkohlcnfeuer erwärmten. Als fich am folgen-den Vormittag die beiden Mädchen nicht sehen ließen, begabenfich zwei andere Mitdienstboten um 1 Uhr Nachmittag nochderen Schlafzimmer, dessen Thüi fie von innen veischlossmfanden. Als fie duich ein kleines in der Thür angebrachtesFenster in das Zimmer sahen, bot sich ibnen ein schrecklicherAnblick dar. Die Gabriel lag auf dem Fußboden leblos da,während die Beyer auf ihrem Bett lag und ersichtlich mit demTode rang. Sofort wurde von den Beobachtenden die Scheibeeingeschlagen und sodann das Zemmer geöffnet. Ein herbei-geeister Arzt konstatirte den schon vor mehreren Stunden ein-getretenen Tod der Gabriel, deren Leiche nach der Morgue ge-schafft wurde. Die bewußtlose, aber noch am Leben befindlicheBeyer wurde nach dem Charit-ttrankcnhause befördert. Als derOfen untersucht wurde, fand man an demselben eine wohl auSVergeßlichkeit zurückgebliebene Klappe, die fast ganz geschloffenwar. Vermuthlich haben die beiden Verunglückten nach demEinbeizen des Ofens die Klappe zum Theil geschlossen, damitdie Wärme im Zimmer verbleibe, und die Klappe hat sich so-dann von selbst weiter gedreht.N. Ein Pistolenduell mit tövtlichem Ausgang fand, wieuns geschrieben wird, in den Morgenstunden des heutigenTages im Grunewald bei Westend statt. Der Eine der Kon-trahenten, ein bisher in der Philippstraße 1 wohnender SludiosuSphil. Holzapfel erkielt dabei im ersten Kugelwechsel von seinemGegner, einem Studenten Alfred Oehlke, Schumannstr. 22wohnhaft, einen so unglücklichen Schuß in die Brust, daß ersofort verstaib. Der unglückliche Sckütze hat sofort selbst fichder Behörde gestellt. Die in der Göbenerstraße 20 wohnendeMutter des Erschofienen ist in schonendster Weise sofort vondem Geschehenen in Kenntniß gesetzt worden.N. Die Souterrain- Räumlichkeiten des Hauses Wall-straße 7—8 schwebten gestern Vormittag gegen 10 Uhr inFeucrsgcfahr. In den zur Aufbewahrung von Kisten benutztenKellenäumlickkeiten von Wolf war auf disker noch unaufge-geklärte Weise ein Feuer ausgebrochen, welches durch die so-fort alarmirtc 3. Kompagnie der Feuerwehr gelöscht wurde.Die Mannschaften rücklen nach ca. V- stündiger Thätigkeit inihre Depots zurück.Polizet-Bericht. Als am 3. d. M., Nachmittags die un-verehelichte Guasda im Begriff war, den Dachboden desHauses Potsdamcrstraße 1-, von welchem sie Brennmaterialgeholt hatte, zu verlassen, stürzte sie in Folge eines Fehltrittsdie Treppe hinunter und brach dabei den rechten Unterarm.Die Verunglückte wurde mittelst Droschke nach dem Elisabeth-Krankenbause gebracht.— Am Abend desselben Tages brachin dem Keller eines Remisengebäudes auf dem GrundstückeBrunncnstraße 32, welcher zum Ausbewahren von Brenn-Material dient, Feuer aus, dessen Löschung der Feuerwehr erstnach längerer Thätigkeit gelang.— Als an demselben TageAbends der Schneidermeister Lerch, Prenzlauerstr. 13 wohnhaft,in ein in der Amalienstraße belegenes Schanklokal eintretenwollte, glitt er auf der ersten Stufe der zu demselben führen-den Treppe aus, fiel zur Erde und brach dabei den rechtenUnterschenkel. Lerch wurde mittelst Droschke nach seiner Woh-nung gebracht.Am 4. d. M Nachmittags wurden die Dienstmädchen deSGeneralkonsuls Adelsen, Unter den Linden 71 wohnhaft,Bertha Gabiiel und Emilie Beyer, in ihrem Zimmer durchKohlenoxydgas vergiftet vorgefunden. Bei der Gabriel warder Tod bereits eingetreten, während. die Beyer noch lebendnach der Charitee gebracht wurde. Der im Zimmer befind-liche, noch mit einer Klappe versehene Ofen war am Abendzuvor mit Steinkohlen geheizt und ist der Unglücksfall wahr-scheinlich durch zu frühes Schließen der Klappe herbeigeführtworden.— Um dieselbe Zeit wurde der Kaufmann Neumannan der Karls- und FriedrichSstraßen-Ecke von einem Fuhrwerkumgefahren und am linken Bein verletzt. Er wurde nach derKöniglichen Klinik gebracht.— An demselben Tage Abendstrat der 55 Jahre alte Twdler, Hohberg, Langestr. 74 wohn-hast, in den Zigarren laden von Noske, Koppenstr. 10, klagteüber Unwohlsein und bat um ein Glas Wasser. Da der Zu»stand deS Hohberg fick jedoch verschlimmerte, ließ Noske zwei inder Nähe wohnende Aerzte herbeiholen, in deren GegenwartHohberg an Herzlähmung verstarb.GerieW- Rettung.Frankfurt, 3. Januar. In heutiger Sitzung des Polizei-gerichteS wurde u. A. auch ein Baron W. von Drach ausHanau abgeurtheilt, der zugestandenermaßen mehr alS ein Jahrals Bettler im Lande umhergezogen, ohne ein einziges Malaufgegriffen worden zu sein. Er erhielt 14 Tage Haft. Erverficherte dem Gerichtshofe, daß er nach Verbüßung der Strafeseine Heimath wieder aufsuchen werde.Stuttgart, 31. Dezember. Der Wundarzt 2. Kl. undGeburtshelfer M. Frankfurter aus Obcrndorf stand heute wegenfahrlässiger Tödtung vor Gericht. Er hatte, zu einer Wöchneringerufen, an der die Hebeamme nach der Geburt abnorme Er-scheinungen bemerkte, eine„Operation" vollzogen, indem ermehrere edlere Theile aus dem Körper der Frau förmlichherausriß. Nach Ansicht der Sachverständigen wäre dieFrau ohne dies Eingreifen wahrscheinlich am Leben ge-blieben. Der Staatsanwalt beantragte 2'/, Monate Ge-fängniß, worauf auch die Strafkammer erkannte. Doch wurdeFrankfurter gegen eine Kaution von 3000 M. auf freien Fußgesetzt.Bremerhaven. Das Seeamt verhandelte in seiner letztenvorjährigen Sitzung über den Untergang der englischen Brig„Glanavon", Kapt. Prttchard, am 26. Dezember d. I. in derWesermündung. Der«Schiffer und der Steuermann des unter-gegangenen Schiffes, welche, nachdem sie hier durch daSRettungsboot gelandet waren, in ihre Heimath abzureisen be-abfichtigtcn, find hier vernommen worden; zur heutigen Verhandlung find vier Personen geladen. Es wird zunächst ver-nommen der Matrose Joh. Schmidt aus Memel. Der-selbe war seit zwei Jahren aus der„Glanavon"; diesehabe bei schwerem Wetter Wasser gemacht, es habe dannalle zwei Stunden fünf Minuten gepumpt werden müssen. Die„Glanavon" hatte am 25. Dezember Morgens auf der Rhedegelegen, das Wetter war neblig; als es fich am Mittag aufklärte,trat die Brig mit voller Ladung Gelbbolz ihre Reise nachFleetwood an. Die Vernehmung des Zeugen macht einigeSchwierigkeit, derselbe vermag auf eine Anzahl Fragen keineoder doch nur sehr unsichere Antworten zu geben. Nach derDarstellung des Zeugen war der Wind am 26. DezemberOSO- oder SO-, mäßig, es wurden alle Segel gesetzt. Um V-5 Uhrseider Leuchtthurm pasftrt worden, Zeuge war damals am Ruder,wurde aber mehrfach vom Kapitain abgelöst. Der Kurs war erstNW., später NNW. Der letztere KurS war etwa zehn Minu-ten vor dem Aufstoßen gesetzt worden, nachdem der Steuer-mann, der kurz vorher gelothet halte, dem Kapitän, der in dieKajüte gegangen war, zugerufen hatte, daß zu wenig Wassersei. Der Kapitän kam sofort nach oben, worauf der Steuer-mann ihm sagte, daß IV- Faden Wasser sei. Der Kapitänließ in Folge dessen aufluven, worauf das Schiff bisNNO aufkam und dann stieß. Es saß jedoch erst nach länge-rem Arbeiten fest auf Giund. Ob das Schiff leck war, wurdenicht untersuch!, die Pumpen wurden erst angestellt, als Wafferim Schiff bemerkt wurde; es mußte das Pumpen jedochwieder aufgegeben werden, da dasselbe sich nutzloserwie«. Die„G'anavon" gab dann mit F-ckelfeuer Notbsignale,es kam auch ein Dampfer, der aber nicht näher heran konnteund wieder verschwand und erst am Morgen wieder in Sichtkam. Auf Befragen sagt der Zeuge noch aus, daß fie keinenLootsen an Bord gehabt hätten. Dos Wetter war klar;eine halbe Stunde vor der Strandung sei an Backbord eineSpiere in etwa 200 Schritt gewesen, die Zeuge demSteuermann gezeigt hat; er habe auch mehrere Lichter gesehen,die er aber nicht kenne. Weshalb der Kurs geändertworden, wisse Zeuge nicht. Der Kapitän sei nüchterngewesen, der Steuermann habe ihm etwas angetrunkengeschienen. Als das Schiff verlassen wurde, gingen die Seenüber dasselbe. Gerettet wurde die Besatzung durch das Bremer-bavener Rettungsboot. Der folgende Zeuge ist der schwedischeMatrose Anton Claßen, zu dess-n Vernebmung Herr Kapt. Tellals Dolmetscher geladen ist. Die Aussagen des Zeugen er-geben nichts wesentlich Neues. Der folgende Zeuge, MatroseIwan, kann selbst mit Hülfe des Dolmetschers nichtvernommen werden, da er nur mangelhaft schwedischspncht und oberein etwas angetrunken scheint. Eswerden darauf noch die Aussagen des Kapitän JohnPritchard verlesen. Derselbe fuhr die„Glanavon" seit sechsJahren. Das Schiff selbst war 22 Jahre alt und im eng-tischen Lloyd A l registrirt. Dasselbe hatte vorn 10 Fuß9 Zoll, hinten 12 Fuß 9 Zoll Tiefgang. Nachdem das Leucht-schiff um 5 Uhr pasftrt war, so hat Kapitän Pritchard auS-gesagt, sei er nach unten gegangen, um zu essen, er habe be-fohlen, zu lothen und den Kurs NNW. zu setzen, eher etwasnördlicher, als westlicher; der Steuermann habe ihm gesagt, daßer V- Strich nördlicher gesteuert habe. Als der Kapitän kaum2 Minuten unten gewesen, habe der Steuennann gerufen,es seien vier Faden Wasser. Darauf sei Kapitän Peitchardnack oben gelaufen und an das Ruder getreten, zugleich habeer Befehl zum Aufluven gegeben. Dann seien drei Faven Wassergewesen und das Schiff sei ausgelaufen. Da die Ruderkettebrach und die„Glanavon" dadurch steuerlos wurde, lief fieimmer weiter auf, nach zwei Stunden erst saß sie fest. Eswurden dann die Pumpen angestellt, aber daS Wasser war nichtzu bewältigen und das Schiff wurde am anderen Morgen verlassen.In gleicher Weise hat der Steuermann der„Glanavon",William Jones, ausgesagt. Der Spruch des Seeamts gehtdahin: Der Schiffer Pritchard hat unvorsichtig gehandelt, weiler zur Nachtzeit ohne Lootsen und mit einer ungenauen undveralteten Karte aus der Weser herauSgesegelt ist. Derselbehat durch dieses unvorfichiige Verhalten die Siran»dung der Brigg„Glanavon" am 25. Dezemd-r herbeigeführt. E» ist ferner zu rügen, daß Schisser Pritchard baldnach dem Passtren des Leuchtschiffs„Bremen", als zu einerZeit, wo das Schiff an einer gefährlichen Stelle deS Fahr-wassers war, unter Deck gegangen ist. Das Verlaffen desSchiffs am Morgen des 26. Dezember war in Rückficht aufdie damalige Lage gerechtfertigt. Seitens des Dampfers„Carl"und Seitens der Rettungsmannschaften ist alles den Umstän-den nach Mögliche behufs einer baldigen Rettung der Be-satzung der„Glanavon" gethan.Arbeiterbewegung, Vereine unüVersummlungen.Der Arbeiter-Bezirksverein v. 15 u. 20. Kommunal»Wahlbezirk hielt am Sonntag, den 4. Januar, Vormittags11 Uhr, feine ordentliche General-Bersammlung in WernersSalon, Oranienstraße 170, ab, zu welcher die Mitglieder durchKarten geladen waren. Auf der Tagesordnung stand außerKassenbericht nur Vorstandswahl. Es wurde der gesammteVorstand gewählt und setzt sich derselbe nun folgendermaßenzusammen: 1. Vorfitzender Herr Herzfeldt, 2. Vorsttzender HerrNoeske, 1. Schriftführer Herr Janssen, 2. Schriftführer HerrR. Lehmann, 1. Kasstrer Herr Scranewitz, 2. Kasstrer HerrKönig. Zu Beisitzern wurden die Herren H. Schulz, Schley,Prause, F. Lehmann und Kickert; zu Kontroleucen die HerrenAlb. Schulz, Wuchauer und Wolfs gewählt. AuSAnlaß der verhältnißmäßig schwach besuchten Versamm-lung forderte der erste sowohl als der zweite Voifitzendedie Mitglieder zu engerem Zusammenhalten auf. Bei der näch-sten Versammlung möchten alle Mitglieder vollzählig erscheinenund namentlich die Zahlstellen, welche fich nach wie vor deSI Sonnabends und Montags Abends von 7—10 Uhr bei Schelk,