50) 747 0) 965
86 553
18 777. 50) 808
72652
772 308
577 462
62 435.
5( 200) 50) 780
32 771
0( 300)
30( 150)
5( 500) 75 368
78365
30 949 60 421
52( 150)
69 241
00) 655
37 871
26 601
08( 200) 83561
52 916 6.590. 39 272 85530
38 219 50 266. 38 403 40 822 00) 30 D) 379 0) 118
5( 200) 53 490 ( 200)
63 843
( 200) 55 573 567 95 22 985
Nr. 5.
Mittwoch, 7. Januar 1885.
II. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen
Das ,, Berliner Boltsblatt"
fein täglich Morgens außer nach Sonne und Festtagen. Abonnementspreis für Berf in frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Wart, möchentlich 35 f. Bostabonnement 4 Mart. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit ilustr. Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Rc. 746.)
der Arbeiter.
Infertionsgebühr
beträgt für bie 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werben bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Simmerstraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Redaktion und Expedition Berfin SW., Bimmerftraße 44.
Die neu hinzutretenden Abonnenten erhalten den bisher erschienenen Theil des fesselnden Romans ,, Gefucht und gefunden" gegen Vorzeigung resp. Einsendung der Abonnements Suittung in unserer Expedition, Bimmerstraße 44, in einem Separatabzuge gratis und franto nachgeliefert. In gletcher Weise werden die bisher erschienenen Nummern des Janstrirtes Sountagsblatt" verabfolgt.
Schutzoll und Handelsfreiheit.
geradezu schredenerregende Dimensionen an. Einen schwachen Begriff von den grauenhaften Zuständen, die in den erwerbsthätigen Klassen des englischen Volkes herrschen, erhält man aus einer Mittheilung, welche gegen wärtig die Runde durch die englischen Blätter macht. In Woolwich, der bekannten Arsenalstadt, wurde dieser Tage ein Mann wegen Hausbettelns aufgegriffen. Derselbe hatte ganz das Aussehen und Benehmen eines intelligenten und unterrichteten Arbeiters. Und dieser Mann hatte nicht weniger denn ach thundert( englische!) Meilen im vergeblichen Suchen nach Beschweigen.
Unsere Leser wissen, daß wir keine Manchesterleute sind, daß wir im Gegentheil dem Staate eine weitgehende Beschäftigung zurückgelegt. Mit Hunderten von Leidensfugniß, in die wirthschaftlichen Zustände einzugreifen, einräumen.
"
Mit dem Manchesterthum wird nun irriger 0) 405 Weise der Freihandel" im Gegensatz zum 5( 200) Shu3oIl verwechselt. Diese Verwechslung dürfte D) 608 burch den schlecht gewählten Namen„ Freihandel" noch geD) 131 förbert werden. 53 935 fördert werden. Manchesterthum bedeutet die egoistische 04 14. Privatwirthschaft im Gegensatz zu einer staatlich organi731 firten Gesammtwirthschaft, und Handelsfreiheit ist 29 536 das geeignete Wort, um den Gegensatz zum Schutzzoll ausD) 603 zubrüden. 1 698
Besonders scharf hat dies schon Robbertus her765 vorgehoben, der erklärte, daß sehr wohl ein Manchestermann ( 300) ein eifriger Schutzöllner und ein Sozialist, Staatssozialiſt ober demokratischer Sozialist, ein eifriger Verehrer der Handelsfreiheit sein könne. So sei er selbst, Robbertus, für das Eingreifen des Staates in die herrschende wirthschaftliche Unordnung und dabei doch ein warmer Anhänger der Handelsfreiheit, ein Gegner des Schutzzolls. Wir stehen im Wesentlichen in dieser Frage auch auf dem Standpunkt des großen deutschen Sozial- Dekonomen.
Kinde bat, aben) Milch. bt, in r aber
neues ert.
lokaler
Wir haben diese Auseinandersetzung vorausgeschickt, um desto schärfer einen Artikel kritisiren zu können, der gegen wärtig in der ganzen konservativen Presse tolportirt wird. Ronservativ und schutzöllnerisch ist nämlich jetzt dasselbe, ebenso wie vor zehn Jahren fonservativ und freihändlerisch" dasselbe war. Genau diejenige Richtung, welche die Regierung einschlägt, verfolgt auch die konservative Partei ohne jegliche Prüfung.
Umfomehr aber haben deshalb Aeußerungen der konSr fervativen Presse Werth, weil gewöhnlich in denselben Ver- die Meinung der Regierung zum Ausdruck ge= langt.
d. J.
inter
20
304]
r.
4Tr.
Ueber die gegenwärtigen Zustände in England hören wir nun Folgendes:
Die Segnungen" des Freihandels lernt der englische Arbeiter jetzt in einem Maße kennen, daß ihm die Augen übergehen. Das Arbeiterelend nimmt
Rachdruck verboten.]
55
55
Feuilleton.
Gesucht und gefunden.
Roman von Dr. Dux. ( Forlegung.)
Dswald bemerkte, daß sich sein Vater immer mehr in Hige redete, daß seine Stirn sich vor Zorn röthete, und seine Aufregung sich in lebhaften und energischen Gesten fundgab. Üm ihn auf eine Bahn ruhigerer Betrachtungen baben zu lenten, blieb er stehen und betrachtete die Blumenan lagen der Terrasse, welche sie soeben herabgingen. Die Baronin durchschaute seine Absicht und unterstützte ihn bereitwilligft.
t
chen
e
chaft
H"
tag
t.
1613
Nicht wahr, Oswald," sagte fie ,,, es giebt im ganzen Lande nichts Schöneres als den Park von Stolzenburg?" Jch wenigstens tenne nichts Schöneres," gab Dswald Nicht allein die Anlagen im Großen und Ganzen, fondern auch im Einzelnen verdient jede Parthie, ja jebe Blume Bewunderung. So sah ich zum Beispiel Nelten von solcher Größe und Schönheit, wie die hier neben ber Terrasse, noch niemals!"
Bredow hatte bei sich selbst bisher den Gedanken be= harrlich verfolgt, der vorhin unterbrochen war, und sich schweigend verhalten. Indessen sein großes Interesse für Gartenkultur lenkte seine Aufmerksamkeit ab von jenem Gegenstande.
Auch er betrachtete die Nelken, von denen sein Sohn foeben gesprochen, und zwar mit nicht geringem Erstaunen.
In der That," rief er, diese Nelken find prächtig! Ich erinnere mich nicht, sie hier im Garten oder in den Treibhäusern je bemerkt zu haben."
Es war eine Reihe sehr schöner, großer gefüllter Nelken von verschiedenen Farben, welche hier aufgestellt
waren.
"
Merkwürdig," sagte der Baron, woher nur Paddy biese Nelken hat?"
#
Wir können ihn sogleich fragen," sagte die Baronin; bort fommt er."
Der Gärtner, von welchem die Rede war, nahm, als
gefährten hatte er an den Docks geharrt und gekämpft, um auch nur für Stunden Arbeit zu erhalten. Umsonst. Seine Füße waren durchgelaufen, und feit vollen acht Wochen hatte er feinen Biffen Warmes zu erschwingen vermocht! Dabei war er mäßig, nüchtern, solide, arbeitsam und in seinen Ansprüchen mehr als bescheiden. Trotzdem zwang ihn die bitterste Noth zum Betteln und brachte ihn so in Konflikt mit dem Gefeß. Sein Loos wird jetzt in dem Freihandelslande Großbritannien von Legionen Nothleidenden getheilt. Und angesichts solcher haarsträubender Thatsachen wagt es bei uns die Böswilligkeit oder Verblendung bes einseitigsten manchesterlichen Radikalismus, den Arbeitern die wirthschaftliche Reformpolitik der Reichsregierung als volksfeindlich zu denunziren und ihnen die total bankerotte Freihandelslehre als unfehlbares wirthschaftliches Allheilmittel anzupreisen. Man weiß nicht, was man für schlimmer halten foll: die Frivolität der Apostel des Manchefterthums oder die Gedankenlosigkeit ihrer Nachbeter im Volte."
An diesen Auseinanderseßungen sieht man zur Genüge die ungemein einseitige Auffassung der ganzen Frage. Für das Manchesterthum wird einfach der sogenannte Freihandel" gefeßt und der Gegensatz mit dem Schutzzoll ist fertig.
Die deutschen Schutzöllner sind aber zugleich Finanzzöllner und Agrarier. Nicht nur soll die deutsche Inbustrie durch Schutzölle auf fremde Waareneinfuhr gehoben, auch der Landwirthschaft soll durch Getreidezölle u. f. w. eine neue Rente in den Schooß geworfen werden, und der Reichsfiskus soll zu gleicher Beit miternten.
Um nun eine solche Schutzzoll- und Finanzpolitik auch dem, armen Manne", der ihm bislang sehr steptisch gegenüber gestanden hat, plausibel zu machen, deshalb muß die nichtssagende Erzählung aus England herhalten.
-
Ein Arbeiter, ein tüchtiger Arbeiter reift 800 englische Meilen, ohne Arbeit zu finden das ist übri gens nichts schlimmeres, als wenn ein deutscher Arbeiter
er die Gutsherrschaft erblickte, seinen Hut in die Hand und näherte sich respektvoll.
"
Die Nelken hier sind sehr schön!" sagte der Baron von Wredow. Ich erinnere mich aber nicht, jemals der= gleichen hier gesehen zu haben." Paddy lächelte.
Glaub's wohl," antwortete er, es ist auch das erste Jahr, daß sie hier blühen Ich sah sie vor zwei Jahren in den Treibhäusern des Herrn von Steinberg, und da ich mit dem Gärtner dort befreundet bin, erhielt ich leicht einige Ableger von diesen seltenen Exemplaren." ich leicht einige Ableger von diesen seltenen Exemplaren." ,, Aus den Steinberg'schen Treibhäusern?!" rief der Baron auffahrend.
" Ja, Herr!"
" Wie können Sie sich unterstehen, Paddy, aus den Steinberg'schen Treibhäusern Blumen hier anfzustellen. Hinweg damit!"
Wüthend hieb er mit seinem Spazierstod in die kostbaren Blüthen und schleuderte mit dem Fuße den ihm nächsten Topf die Stufen hinab.
„ Ein für alle Mal, Paddy, ich will nichts sehen, Ein für alle Mal, Paddy, ich will nichts sehen, was mit den Steinberg's irgend jemals Beziehung ges habt hat."
Eberhard," sagte seine Frau mit sanftem Vorwurfe, erfreuen Dich die schönen Blumen deshalb weniger, weil sie in dem Garten eines Mannes gewachsen sind, den Du fie in dem Garten eines Mannes gewachsen sind, den Du haffeft?"
Schweig!" herrschte er sie in barschem Tone an. Sol etwa Herr von Steinberg den Triumph haben, mich in Gartenkultur zu übertreffen, und mich verhöhnen, wie er mich mit meinen veralteten Anschauungen verhöhnt?" Die Baronin schüttelte traurig den Kopf, und schweigend gingen die Drei wieder nebeneinander.
Siebentes Kapitel.
Der Gärtner stand wehmüthig neben den grausam zerstörten schönen Blumen. Er hob den herabgestürzten Blumentopf auf, ungefähr mit der Miene und dem Gefühl einer Mutter, welche ihr aus dem Fenster herabgestürztes Kind vom Boden aufhebt. Dann betrachtete er eine der
Und einen solchen, ebenso langen und vergeblichen Weg haben im letzten Jahr tausende und aber tausende von deutschen Arbeitern machen müssen trotz des ausgebildeten Schutzzollsystems, welches wir in Deutschland haben! Die Erzählung von dem armen englischen Arbeiter beweist somit gar nichts und läßt die Erzähler felbst gewiß recht falt, die das Elend und die Noth im eigenen Vaterlande aus hezerischen und egoistischen Gründen ver
Nicht Handelsfreiheit, nicht Schußzoll können helfen, sondern die staatliche Regelung unserer heu= tigen wirthschaftlichen Zustände! Nicht der Schutzoll bekämpft das Manchesterthum, sondern ein gesetzlich eingeführter Normalarbeitstag, der die Krisen vermindert, die wilde Konkurrenz beschneidet und eine planvolle Produktion vorbereitet.
AberManchesterleute sind sie eben alle - die Schußzöllner so gut, wie die sogenannten Freihändler. Sie sind alle, die Konservativen und die Liberalen, Anhänger der freien Konkurrenz, der planlofen Privatwirthschaft und der egoistischen Ausnutzung der Arbeitskraft Anderer.
Der ganze Unterschied ist der, daß die Konservativen für die Herrschaft des immobilen Kapitals, die Liberalen für die des mobilen kämpfen.
Den Staat benußen und unterstüßen sie immer da, wo fie glauben, daß er ihnen in ihren Herrschaftsgelüften förderlich sein könnte.-
Die Arbeiter aber mögen den sämmtlichen Manchesterleuten, den offenen und versteckten, nicht trauen. Ihnen nutt weber Schutzzoll, noch Freihandel", ihnen kann nur das staatliche Eingreifen in die Produktionsverhältnisse auf die Dauer Segen bringen.
Politische Uebersicht.
Schuß den Armen! Durch die Beitungen geht folgende Notiz: Der Straffenat des Kammergerichts entschied in seiner Sizung vom in der Revistonsinstanz im Gegensaße zu der Auffassung der Oberstaatsanwaltschaft, daß Gerichtsvollzieher berechtigt find, Personen, bei welchen sie Pfändungen vorzunehmen haben, die Kleidungsfachen nach Pfandobjekten zu durchsuchen. Der § 678 der Bivilprozeßordnung in Verbindung mit dem§ 63 der Dienstanweisung für die Gerichtsvollzieher läßt nach Anficht des Senats teinen Zweifel darüber aufkommen, daß die Befugniß der Gerichtsvollzieher, behufs Durchführung der Zwangsvollstreckung verschloffene Behältnisse zu öffnen", die Befugniße zur Vornahme derartiger Körpervifitationen ein
-
Blumen nach der andern, schüttelte den Kopf und seine Augenränder rötheten sich. Die Verlegungen, die sie erfahren, hatten sein Herz mit verwundet.
Dann begann er die unversehrten Blumen vorsorglich fortzutragen, um sie irgendwo zu bergen, wo sie dem Zorn des Gebieters nicht ausgesett wären. Während er hiermit beschäftigt war, hörte er vom Hofe her ein Posthorn. Besuche auf Stolzenburg waren zwar nichts Seltenes, indessen die Besuche bestanden nur aus benachbarten Gutsbesitzern, welche mit eigenen Equipagen famen; ein Besuch, der mit Extrapost antam, war jedenfalls ein auffälliger Umstand. Er hatte eben den legten der Töpfe geborgen, da sah er den breiten Weg, welcher zur Terrasse führte, zwei Männer heraufkommen, deren Aeußeres etwas Fremdartiges hatte.
Der Erste war ein hochgewachsener Mann, mit regelmäßigen, nicht unschönen Bügen. Der lang herabgezogene, blonde Backenbart, die Jockeymüße, die elegante Reise= Kleidung desselben, noch mehr aber die Kostümirung des ferzengrade hinter dem Herrn herschreitenden Bedienten, in bem bis auf die Knöchel herabreichenden Rock, welcher über den Arm eine Reisetasche und ein Plaid trug, fennzeichneten dem englischen Gärtner sofort die Antömmlinge als Landsleute. Der Herr, welcher grävitätisch mit den unveränderlich ernsten Zügen daher schritt, und seine Umgebung faum eines Blides würdigte, den selbst die präch tigen Etagèren der Terrasse gleichgiltig ließen, winkie, als er des Gärtners ansichtig wurde, denselben zu sich. Paddy zog wieder seinen Hut, näherte sich dem Fremben und fragte:
,, Sie befehlen, mein Herr?" " Ich höre," sagte der Fremde, daß der Herr dieses Gutes sich hier im Park befindet. Wo ist er?" Er sprach diese Worte mit einem halb gebrochenen Deutsch und mit einem so deutlichen englischen Alzent, daß der lezte Zweifel in die Landsmannschaft des Fremden schwinden mußte. Der Gärtner antwortete daher fofort auf englisch :
Der gnädige Herr, die gnädige Frau und der junge
Slatt,"