hat zu anderen Dingen, als da find große Kanonen, Schiffe und so weiter heidenmäßig viel Geld, warum also nicht für die Errettung armer Schiffleute aus Todesgefahr?

Australien  .

Die Gerichte von Brisbane  ( Kolonie Queens­ land  ) haben das Todesurtheil, das gegen die Mörder O'Neil und Williams ausgesprochen worden, in lebens­längliche Buchthausstrafe umgewandelt. Dieselben gehörten, wie früher mitgetheilt wurde, zum Schooner, hopeful" und freuzten an der Küste von Neu- Guinea  , mit dem Geschäfte des Menschen- Abfangens beschäftigt. Mehrere Boote mit Eingeborenen näherten fich ihnen, um ihre Artikel( Kokos­nüsse und Fische) zu verkaufen, und wurden mit Flintenschüssen empfangen, wobei zwei Eingeborene ums Leben tamen, während die Uebrigen als Arbeiter ,, angeworben" wurden. Das ist die landesübliche australische Art. Der Regierungs- Agent, der sich auf dem Schiffe befand, sah nichts; auch wurde dem noch un­schuldigen Schiffskellner, welcher über den Mord berichtete, be­mertt: Steward, wenn Du das Geschäft mitmachen willst, mußt Du blind sein und nichts sehen!" Nette Gesellschaft! Schließlich wird es den Mordbuben noch gelingen, sich gänz­lich frei an machen.

Kommunales.

Die Tagesordnung für die Sigung der Stadtver­ordneten- Versammlung am Donnerstag, den 8. Januar cr ,, Nachmittags 5 Uhr, ist folgende: Borlage, betreffend die Verleihung des Ferdinand Menzel Stipendiums- Wahl des Vorstehers und des Vorsteher- Stellvertreters- desgl. von drei Beisitzern und drei Stellvertretern derselben- Verloosung der Mitglieder in die Abtheilungen- Beschlußfaffung darüber, an welchem Tage und zu welcher Stunde die ordentlichen Sizungen der Versammlung im Jahre 1885 stattfinden sollen - desgl. über die Neuwahl des Ausschusses für die Wahl der unbefoldeten Gemeindebeamten, des Ausschusses zur Begut­achtung der Vorlagen wegen Anstellung bezw. Penfionirung befoldeter Gemeindebeamten und des Ausschusses für Petitionen

Desgl. über die etwa sonst noch zu wählenden ständigen Ausschiffe desgl. in Bezug auf die Butheilung der Stadt­bezirke an die Mitglieder der Versammlung behufs der Aus­führung von Recherchen- desal. über die Neuwahl derjenigen Ausschiffe, welche, im Jahre 1884 zur Vorberathung einzelner Gegenstände ernannt, den ihnen ertheilten Auftrog noch nicht erledigt haben desgl. darüber, welche Gegenstände im lau­fenden Geschäftsjahre an das Ende der Tagesordnung zu bringen find Wahl von zwei Mitgliedern der Versammlung in den Vorstand der städtischen Blindenschule- Vorlage, be­treffend die anderweite Festseßung des Feuersozietätsbeitrages Desgl., betreffend die Festsetung pro 1. Oktober 1883/84 neuer Baufluchtlinien für die Grundstücke Münzstraße 14 bis 18 und Alexanderstraße 55 und 56 Rechnungsfachen­Gesuch eines unbefoldeten Gemeindebeamten um Entlassung aus seinem Amte zwei Unterstügungsfachen.

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Die Vergebung der Pflastersteinlieferungen in Berlin  . Ueber diese wichtige Frage enthält die Beitschrift für Trans­portwesen und Straßenbau" einen von Profeffor E. Dietrich verfaßten längeren Artikel, dem wir Folgendes entnehmen: Die Vergebung der Pflastersteinlieferungen ist bei der Höhe der dazu erforderlichen Geldbeträge eine für die Stadtkaffen überaus wichtige Angelegenheit, welche nur mit größter Bor ficht eingeleitet werden sollte. Es muß vollständige Klarheit hinsichtlich der Zuschlags- und Lieferungstermine, sowie hin­fichtlich der Zeitpunkte für die Bezahlung der gelieferten Steine herrschen. Das Gegentheil führt zu unnöthigen Ausgaben, welche der Stadtkaffe erspart werden können.

Die neueren Submissionsausschreibungen der Stadt Berlin  entsprechen nun den angedeuteten Forderungen so wenig, daß es als erforderlich erscheint, dieselben einer Beleuchtung zu unterwerfen.

Die Ausschreibung schwebt nach ihrem Wortlaute fast voll­ständig in der Luft. Das Lieferungsobjekt hat einen Werth von nahezu einer Million Mart, wovon jedoch bei Berücksichti gung der höheren Preise für Klaffe 1. nur wenig mehr als die Hälfte fest bestellt werden; der Rest tann obgleich auch seine Anlieferung bis zum 1. April 1885 bringend erwünscht ist- nur dann bezahlt werden, wenn der Etat für das Jahr 1885/86 die dazu nöthigen Mittel zur Verfügung stellt."

Gefällt es den Stadtbehörden daher, von einer Abnahme dieser zweiten Hälfte abzusehen, dann kann der Unternehmer diese Steine( im Werthe von nahezu einer halben Million Mark) unverzinst bis zum nächsten Jahre stehen lassen, hoffend, daß er sie durch den Ausfall der nächstjährigen Vergebung los zu werden vermag. Fällt er dabei burch, oder beliebt es der Stadtverwaltung, die Abmessungen der Steine abermals, wie in den letzten Jahren wiederholt geschehen, zu ändern, dann mag er anderweitig Verwendung für diese Steine fuchen.

Auf solche Ungewißheiten hin soll der Bewerber bindende Preise abgeben, und, sofern ihm der Zuschlag ertheilt wird, die Anfertigung der sämmtlichen Steine veranlassen!! Nur ders jenige Bewerber wird das thun, der sich in der Lage befindet,

Besiz Fremder zu wissen; und wenn auch das Anerbieten des Lords von Rillmare gewiß etwas Verlockendes hat, so weiß ich doch, daß Du hinterher unzufrieden sein würdest, in den Verkauf gewilligt zu haben. Entschließe Dich daher schon heute zu einem bestimmten ablehnenden Bescheide. Ja, thue das, Eberhard," fügte die Baronin hinzu, ,, verkaufe das Gut nicht. Dein Sinn kann sich ändern, Dein ältester Sohn kann zurückkehren und dann..."

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,, Dho, da hinaus willst Du!" unterbrach sie der Baron  . Nun gerade, um Dir zu beweisen, daß ich meinem ältesten Sohne nie mein Stammgut zu übergeben beab­fichtige, daß ich an eine Aussöhnung mit ihm für meine Lebenszeit nicht denke, werde ich im Gegentheil Mylord bitten, mich durch die Gehöfte zu begleiten, um sich von dem Zustand der Baulichkeiten zu überzeugen und um die Wirthschaftsbücher anzusehen, vielleicht auch einen Spazier­ritt durch die Felber zu machen und in den Wald, wo uns der Förster über den Holz- und Jagdstand Auskunft geben wird."

Bei Erwähnung des Jagdstandes schien es, als ob die sonst unveränderliche Miene des Engländers sich ein wenig fpöttisch verzog; vielleicht verglich er im Geifte das Jagd­gebiet von tausend Morgen mit den Jagdgründen des Schottischen Hochlandes. Aber nur einen Augenblick nah­men seine Gedanken diese Richtung, dann sagte er zu dem Baron:

st durchaus nicht nöthig, Sir! Ich beabsichtige nicht zu feilschen und zu handeln. Ihr Wort, daß das Gut fo und so viel werth ist, genügt mir."

,, Eberhard," bat die Baronin, indem sie versuchte mit Gründen anderer Art den Sinn ihres Mannes zu ändern, fiehe, der schöne Park, dessen Pflege bis dahin Deine Freude war und Dein Stolz.. ihn willst Du ver= Laufen? Würde es Dich nicht, so oft Du daran denkst, betrüben, zu wissen, daß alle diese Herrlichkeiten, welche Du anlegteft, und alle Mühe, welche Du darauf verwen­deteft, vergebens waren? Seine, in der ganzen Gegend berühmte Bracht wird verschwinden, denn wohl Niemand wird die Mühe und Kosten auf die Pflege verwenden, wie Du es gethan haft."

fich fortgesezt Kenntniß von der finanziellen Lage der Stadt­taffe zu verschaffen und danach seine Arbeiten einzurichten, oder ber, man möchte sagen, die Würde der Stellung eines gewiffen­haften Bauunternehmers bei Seite segend, fich von der Ge­neigtheit der betreffenden Organe der Stadtverwaltung voll­ständig abhängig machen will. Ein solcher Unternehmer ver­gißt ganz, daß ein Lieferungsvertrag ein zwischen zwei gleich­berechtigten Theilen geschloffenes Abkommen ist und daß er die Stellung des Bauunternehmers herabdrückt, wenn er auf solche unsicheren Bedingungen hin Verträge abschließt. Ander­seits aber entgehen die Glieder einer Verwaltung Verdächti­gungen aller At bezüglich ihres Verhältnisses zu dem Unter­nehmer nur dadurch, daß die größte Klarheit hinsichtlich der Pflichten und Rechte geschafft wird.

Als ein den Ausbau der Berliner   Straßen vertheuernder Mißstand ist auch zu bezeichnen, daß die Lagerpläge der Stadt fich nicht, der Bufuhr der Steine entsprechend, theils an den Bahnhöfen, theils am Wasser befinden. Die Konkurrenzfähig feit der Brüche ist dadurch, je nachdem die Anfuhr zu Wasser oder auf der Eisenbahn erfolgt, eine ungleichartige, der Lieferungs­preis wird durch die Anfuhr von der Ankunftsstelle zu den Lagerplägen vertheuert und die Steine werden durch das mehr­fache Auf- und Abladen verschlechtert.

Man kann solcher Mißstimmung in Ansehung vorstehen­der Verhältnisse eine innere Berechtigung nicht absprechen und steht zu hoffen, daß die in jüngster Zeit aller Orten und auch bei der Berliner   Verwaltung angebahnte Umänderung des Submissionswesens, sich auch auf die Art der Bergebung der Pflastersteine erstrecken möge.

Lokales.

g. Vom Alexanderplat. In Folge der Neuaufführung eines Gebäudes an Stelle der ehemaligen Landirrenanstalt am Alexanderplat, neben dem Terrain für das neue Dienstgebäude des Königlichen Polizei- Präsidiums, ist schon jezt die Flucht der Straße zu erkennen, welche den Alexanderplatz   mit der Neuen Friedrichstraße verbinden wird. Seit wie langer Zeit übrigens dieses Projekt der Durchlegung besteht, beweist der eiserne Viadukt der Berliner Stadtbahn  , welcher, analog den anderen Ueberführungen über Straßen, sich an dieser Straßen­flucht befindet. Mit dem Abbruch des ehemaligen Arbeits­hauses wird nun in Kürze begonnen werden können, da die Bewohner desselben zum großen Theil bereits andere Lokalitäten bezogen haben. Mit der Durchlegung der neuen Straße wird auch der füdöstliche Theil der Neuen Friedrichstraße eine stär­tere Frequenz aufzuweisen haben, der gegenwärtig, trozdem er unmittelbar an der sehr verkehrsreichen Königstraße liegt, doch sehr wenig belebt ist.

N. Der Wasserstand der Spree  , der einer Beitungs­notiz zufolge bereits zu Beunruhigungen Veranlassung gegeben haben sollte, ist in Folge des eingetretenen Frostwetters wie­der gefallen, so daß wenigstens für die nächste Beit ernstere Befürchtungen nicht am Plage find. Am Ober- Begel obers halb der Dammmühlen wurden 32,74, am Unter Begel 31,98 Wafferstand gemeffen. Der höchste Wafferstand in diesem Winter war bereits am Ober Pegel 32,98, am Unter­Begel 32,18.

r. Miethssteigerungen find zu Neujahr in sehr umfang reichem Maße von den Herren Hauswirthen vorgenommen worden und zwar, wie das bei neu beginnenden Steigerungs­perioden gewöhnlich der Fall zu sein pflegt, zunächst für kleine und Mittelwohnungen. Besonders im Osten der Stadt schei­nen die Hausbesißer auf den durch den neuen Viehhof herbeis geführten Verkehr große Hoffnungen zu sezen, hier haben sie jogar in mehreren Fällen das seit der Wohnungsnoth im Jahre 1872 nicht mehr übliche Verfahren wieder angewendet, die Kündigung der Wohnung bedingungsweise vorzunehmen, näm lich nur für den Fall, daß der Miether die geforderte höhere Miethe nicht zahlt, während sich noch bis vor kurzem solche Steigerungen etwas schamhafter, nur bei Gelegenheit von Neuvermiethungen vollzogen. Nach den bisher bekannt ge­wordenen Einzelfällen zu urtheilen, betragen die Steigerungen 10 bis 12, ja bis 15 Prozent des bisherigen Miethsbetrages. Hört man die Herren Hauswirthe, so behauptet feder, daß froß der neuen Miethssteigerung sich das in seinem Hause angelegte Kapital immer noch sehr schlecht verzinst, und jeder weiß zum Beweise dieser Behauptung die interessantesten Rechenerempel aus allen vier Spezies aufzustellen, die auch ziffermäßig ganz unwiderleglich find. Der Aufmerksamkeit unserer städtischen Behörden wird sich diese neue Wiethssteigerung ja nicht ent­ziehen können, da das Ergebnis der Miethssteuer ja ein ent­sprechend höheres werden muß. Diese, für die städtischen Finanzen ja sehr erfreuliche Thatsache wird die Behörden hoffentlich nicht hindern, bei Zeiten das Thrige zu thun, um in den Stadtgegenden, wo die Miethetheuerung fich bemerklich macht, die Baulust anzuregen durch Anlegung und Regulirung der Straßen. Gerade im Dsten der Stadt bleibt nach dieser Richtung hin viel zu wünschen übrig.

r. Treibeis in ziemlich fräftigen Schollen machte sich seit einigen auf der Spree bemerkbar. Am Sonnabend haben sich

,, D, Frau Baronin, was das betrifft," fiel der Lord plöglich ein ,,, so find Sie im Irrthum. Ich beabsichtige, den Bart ganz besonders zu pflegen und viel darauf zu verwenden. Der Park wird, wenn es überhaupt möglich ist, fünftig vielleicht schöner sein, als jetzt, denn ich werde zu den Gärtnern, die Sie schon angestellt haben, noch deutsche Gärtner hinzu­nehmen, welche ihre Studien in Potsdam  , wo die Kunst der Gartenkultur ihren Höhepunkt erreicht, gemacht haben."

Die Erklärung föhnte den Baron offenbar mit dem Engländer wieder aus.

Das freut mich, mein Herr, und würde mir, falls ich überhaupt in den Verkauf willigte, den Entschluß bedeutend erleichtern, denn wie meine Frau Ihnen bereits fagte, der Park liegt mir am Herzen. Sie müssen ihn sehen, Mylorb, wenn es Ihnen angenehm ist, machen wir einen Spazier gang durch einzelne Parthien."

ft nicht nöthig!" unterbrach ihn der Lord  . Indessen in diesem Punkt war der Baron unerbittlich und so sah sich denn der Lord von Killmare genöthigt, fich von dem alten Herrn den Park zeigen zu lassen. Auch die Baronin und der junge Herr[ betheiligten sich dabei, und der draußen wartende John folgte der Gesellschaft in ge­messener Entfernung.

" In der Nähe der Muschelgrotte traf sie Paddy, der Gärtner, welchen der Baron   herbeirief und ihn zur Bestä tigung verschiedener feiner Erklärungen oder zur Auskunft über diese oder jene Sache aufforderte. Zu seinem großen Erstaunen entdeckte Paddy das Projekt des Gutsverkaufs, und aus manchen Andeutungen des Barons hörte er auch, daß der neue Befiger, falls der Rauf zu Stande fäme, sich die Pflege des Parkes ganz besonders angelegen sein laffen wolle. Er grollte seinem Herrn noch wegen des Vandalismus gegen seine Lieblingsnelfen und wünschte in seinem Herzen, daß Mylord das Gut kaufe. Dieser, so schloß er, würde nichts dawider haben, wenn er aus den schloß er, würde nichts dawider haben, wenn er aus den vortrefflichen Gewächshäusern Steinberg's irgend eine gute Afquifition mache. Er beschloß bei sich, das Projekt seines Landsmannes in jeder Beziehung zu unterstützen.

" Ich bin mit Allem sehr zufrieden!" erklärte der Lord Killmare. Es ist nicht nöthig, Herr Ba

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die Schollen an der Oberbaumbrücke festgesezt und hier den Wasserverkehr gesperrt. Von der Oberbaumbrücke aufwärts ift die Spree mit Eis bedeckt und der Versuch einiger Schiffer, fich mit ihren Fahrzeugen durchzueisen und das freie Waffer Diesseits der Oberbaumbrücke zu erreichen, mißlang. Bei dieser Gelegenheit wurde wieder lebhaft Klage geführt über die be deutenden Holzvorräthe, welche jenseit der Unterbaumbrücke die Spree bis zur Hälfte ihrer vollen Breite bedecken und so das schnelle Festseßen des Treibeisen verschuldet haben, wodurch jest der Wasserverkehr gänzlich ins Stocken gerathen ist. La gerten diese Vorräthe diesseits der Brücke, so würden sie nach dem Urtheil Sachkundiger bei eintretendem Treibeiſe weit weni­ger in Betracht kommen, weil dies dann schon an den Brückens pfeilern zerschellen würde. Gegenwärtig versucht man nun, die ebenfalls im Eise festliegenden Floße wieder freizumachen, natürlich zu spät, um dem einmal gestauten Eise wieder freie Bahn zu machen. Einige Tage Lhauwetter vermögen hier mehr als zahlreiche Arbeitskräfte. Zweckmäßig aber wäre es doch jedenfalls, die Lagerung des Holzes auf dem Wasser, die so störend auf den Schiffsverkehr wirtt, anderweit zu regeln. Es kann doch unmöglich gestattet sein, Jahr aus Jahr ein so bedeutende Qualitäten Holz toftenfrei zum Schaden aller Schiffer auf einem großen, öffentlichen und verkehrsreichen Wafferlaufe lagern zu lassen.

Ein Monftreprozeß, bei welchem nicht weniger als 26 Angeklagte sich zu verantworten haben werden, wird im Fe­bruar d. J. die neugebildete fiebente Strafkammer des Land­gerichts I beschäftigen. Hauptangeklagter ist der Buchhändler Lübecke, dem in Gemeinschaft mit den übrigen Angeklagten nicht weniger als 1040 Betrugsfälle zur Last gelegt werden. Die Voruntersuchung hat sich beinahe fünf Jahre hingezogen und nach geschlossener Untersuchung die kommissarische Ver­nehmung von über 80 Zeugen nothwendig gemacht. Zu der Hauptverhandlung, zu welcher vorläufig vier Tage in Aussicht genommen worden, find nur 50 Beugen geladen. Die Unters suchungs- Atten haben im Laufe der Jahre ein Gewicht von einem Viertel Zentner erreicht. Die Betrugsfälle selbst, schreibt die Ger.- 3tg.", um welche es sich in diesem Prozeß handelt, haben die Angeklagten dadurch verübt, daß fte unter Ver­sprechung werthvoller Prämien das Publikum zur Abnahme einer großen Anzahl Schauerromane veranlagt haben.

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g. Eine thatträftige Wirthin hatte der Schuhmacher­gefelle Johannes P., welcher im Hause Pallisadenstr. 63 eine Schlafstelle besaß. P. war von seiner Wirthin aufgefordert worden, seine Schlafstelle zu räumen, und als er dieser Auf­forderung nicht Folge leistete, sondern in der Nacht zum Mon­tag dem Verbot zuwider seine Schlafräume betrat, faßte die Wirthin den P., drängte ihn aus dem Zimmer und warf ihn so unglücklich die Treppe hinunter, daß dem P. das Schlüssel­bein gebrochen wurde. Dem Verunglückten wurde in der Sanitätswache in der Blumenstraße die erste Hilfe zu Theil.

Die gerichtliche Untersuchung, welche gegen den fürzlich verhafteten Bantier W. Bekelt eingeleitet worden ist, wird wegen wiederholter Unterschlagung und betrüglichen Bankerotts geführt. Der mit der Untersuchung betraute Untersuchungs­richter, Herr Landgerichtsrath Bailleu, empfängt fortwährend innerhalb der Dienststunden Personen, die den Gefangenen zu sprechen wünschen, um sich nach dem Verbleib der ihm über­gebenen Depots zu erkundigen. Alien diesen Personen giebt Bekeli die lakonische Antwort: Ich habe nichts mehr, ich tann feinen Pfennig bezahlen." Nach dem Verbleib der Gelder be= fragt, erwidert er sodann: Was ich nicht an der Börse ver­loren, das habe ich verfilbert und mit dem Erlös die kleinen Gläubiger bezahlt." Noch am 27. Dezember hat er Depots von außerhalb erhalten und sofort veräußert. Er ist im vollen Um­fange geständig und erklärt ganz offen, daß das Geschäft be­reits bei Lebzeiten seines Bruders, und zwar schon im Jahre 1881,, pleite" gewesen, und daß dieser verpflichtet gewesen sei, den Konkurs anzumelden. Seiner, des Häfilings, Ansicht nach find die kleinen Bankiers so wenig wie er im Stande, von dem Provisionsgeschäft zu existiren. Er giebt seine Verluste bei den Börsenspekulationen in der legten Beit, der G.- 3tg." zu folge, auf monatlich 50 000, 60 000 und 100 000 Mt an. Aus dem Ruin feines Geschäfts scheint er nicht einmal so viel ge­rettet zu haben, um sich während des Untersuchungsarrestes selbst beköstigen zu können; denn er ist die gewöhnliche Ge­fangenenkost und trägt die Gefangenenwäsche. Beim Sprechen rollen ihm stets die Thränen an den Wangen herab. Außer ihm befinden sich augenblicklich noch drei Bankiers in Moabit  im Untersuchungsarrest.

a. Zwei nette Bahnbeamte. Bwei junge Männer mietheten am 1. d. Mis. unter dem Vorgeben, Bahnbeamte zu sein, Schlafstellen bei einer Frau B. in der Teltowerstraße und bezogen auch an demselben Tage die Schlafstellen. Bei Frau B. wohnten außerdem noch der Schloffer T. und der Siudateur Sch., zweit gutfituirte Leute, welche eine sehr gute und vollständige Garderobe besaßen. Die beiden neu hinzu gezogenen Bahnbeamten, von denen der eine fich Becker nannte, schickten am 3. d. Mts. thre Wirthin nebst ihrer Tochter nach ihrer früheren Wohnung, um von da ihren zurück­gebliebenen Koffer zu holen, und während der Abwesenheit

ron, daß Sie sich weiter bemühen, mir Einsicht zu verschaffen in Ihre Bücher, und daß ich die Baulich­feiten, Felder und so weiter in Augenschein nehme... Ich bin außerdem presfirt und bitte Sie daher, mit mir den Kaufvertrag sofort abzuschließen."

Der Baron schüttelte mehrmals den Kopf. Das An­erbieten des Lord   war verlockend, die Versicherung des neuen Käufers, den Park nicht zu vernachlässigen, sondern ganz besonders kultiviren zu wollen, machte ihm diesen Räufer angenehmer, wie jeden anderen; die Opposition gegen den stillen Wunsch seiner Gemahlin, einmal seinem ältesten Sohne zu verzeihen und ihm das Gut zu über­

geben, das Alles bestimmte ihn, in den Verkauf zu willigen.

Andererseits aber ward es ihm unendlich schwer, sich von seinen alten Gewohnheiten zu trennen, die ihm lieb gewordenen Räume zu verlassen, die Stätte, welche ihm die Bietät gegen seine Vorfahren gewissermaßen geheiligt hatte, Fremden in Besitz zu geben.

Schweigend entwarf er mehrere Minuten lang die Gründe für und wider, und während der Lord von Kill­mare sich mit der Baronin und ihrem Sohne unterhielt und Letterer nicht nachließ, bis er ihn in die Muschelgrotte hineingeführt hatte, um ihm die Schönheit derselben zu zeigen, blieb der Baron allein stehen. Da näherte sich ihm Paddy, der Obergärtner.

" 1

Sie wollen Ihr Gut verkaufen, Herr Baron?" fragte er etwas zudringlicher, als er sonst zu sein pflegte. Ich hörte, daß der Herr von einem Raufe sprach."

mir

Ich bin noch unentschlossen!" antwortete der Baron ziemlich verdrießlich. Ich kann mich nicht so leicht tren­obwohl die Summe, bie Summe, welche der Lord  bietet, wohl um die Hälfte größer ist, als der Werth meiner Güter."

nen,

" Ha!" sagte der Gärtner, indem er verschmigt lächelte, ,, ich wußte davon schon früher."

( Fortsetzung folgt.)