der beiden Frauen eigneten fie sich sämmtliche Garderoben stücke ihrer beiden gleichfalls abwesenden Schlafgenoffen an, mit welchen fie fich entfernten. Die Garderobenstüde batten einen Werth von nabe an 400 mt. Bisher find die beiden Diebe noch nicht ermittelt. Der eine ist an 20 Jahre alt, mittelgroß, hat dunkelblonde Haare, längliches, blasses, pickliches und battloses Geficht; der andere ist ca. 18 Jahre alt, ist etwas kleiner, hat blonde haare, fleinen blonden Schnurr bart und ist faft erdfahl im Geficht.
N. Eine neue Brutalität wird uns heut von den durch seine vielfachen Exzesse übel berüchtigten Kottbuser Damm gemeldet. Als vorgestern Abend in der neunten Stunde ein in der Kopfstraße in Rigdorf wohnenender Marmorschleifer Johann Alter den Kotibuser Damm paffirte, erhielt er plöglich in der Nähe des an der Schönleinstraße angrenzenden freien Plages von hinten einen derartigen Schlag auf den Kopf, daß er zufammenbrach. Troß seiner Wehrlosigkeit fielen nun die drei Männer über ihn her und bearbeiteten ihn derart mit Messern und Stockschlägen, daß er bald aus mehreren Wunden blutete. Als auf seine Hilferufe andere Personen herbeieilten, ergriffen die Wegelagerer die Flucht. Den sofort von dem Vorfall in Kenntniß gefeßten Gensdarmen Schmidt und Peters gelang es, die drei Wegelagerer in der Person eines in RirDorf wohnenden 45jährigen Töpfers Sch., sowie feines 17jährigen Sohnes und eines 18jährigen Arbeiters" Karl R. zu ermitteln und zur Haft zu bringen. Ueber die Veranlassung zu dem Ueberfall war nichts Bestimmtes zu ermitteln. Allem Anscheine nach liegt eine Personenverwechselung vor, denn der Mißhandelte will seine Angreifer nicht fennen. Nachträglich Nachträglich erfahren wir noch, daß an demselben Abend noch eine Frau in derselben Gegend von drei Personen überfallen und mißhandelt
worden.
N. Behufs gerichtlicher Obduktion ist gestern Nachmittag die Leiche eines bisher in der Philippstr. I wohnenden Zimmerpoliers Lange zur Morgue geschafft worden. Der L., welcher mit seiner dort wohnenden Ehefrau, die das Geschäft einer Hebeamme betreibt, in Unfrieden gelebt haben soll, soll fich gestern Nachmittag 3 Uhr nach Angabe der Hausbewohner selbst das Leben genommen haben. Genauere Details waren, da die Angehörigen jede Auskunft verweigerten und die Ausfagen der Hausbewohner sich in auffallendster Weise widersprachen, nicht zu ermitteln. Die gerichtliche Obduktion, sowie Die eingeleitete Untersuchung wird die Angelegenheit vorausfichtlich in fürzester Zeit aufklären.
N. Das Glatteis hat im Laufe des gestrigen Tages einen neuen Unglücksfall herbeigeführt. Eine in der Friedenstraße wohnende Almofenempfängerin, Marie Bustewiß, hatte beim Verlaffen des Hauses das Unglüd, auf dem glatt gefrorenen Bürgersteige auszugleiten und derart zur Erde zu stürzen, daß fie fich eine anscheinend schwere Hüftverlegung zuzog. Die Verunglückte mußte sofort nach dem städtischen allgemeinen Kantenhause geschafft werden. Ferner verunglückte am Sonntag Abend das Dienstmädchen, unverehelichte Schulz, welche bei einer in der Langestraße 76 wohnenden Herrschaft in KonDition steht. Dieselbe fam in der Nähe der Wohnung ihrer Herrschaft so unglücklich zu Fall, daß sie sich den rechten Arm brach und die Hilfe eines Arztes in Anspruch nehmen mußte, welcher ihr einen Verband anlegte.
g. Zwei Rivalen. Der in der Memelerstraße wohnende Arbeiter Josef K. unterhält mit einem in der Barnimstraße 9 wohnenden Mädchen ein Liebes verhältniß. Davon, daß seine Braut noch einem zweiten Manne ihre Gunst bezeugt, hatte K. keine Ahnung und so war er sehr unangenehm überrascht, als er bei einem seiner Braut am Sonntag Abend zugedachten Besuch in deren Wohnung einen Rivalen antraf. Wie nicht anders zu erwarten war, fam es zwischen den beiden Männern zu einem scharfen Wortwechsel, der bald derartig in Thäflich tetten ausartete, daß K. von seinem Rivalen mit einer ziemlich bedeutenden Kopfwunde abgeführt wurde. Durch das Einschreiten der Polizei, welche den K. als Hauptakteur zur Wache brachte, wurde die Schlägerei beigelegt. Dem Verlegten wurde durch einen Heilgehilfen die Wunde verbunden.
Eine starte Gaserplosion hat vorgestern Abend in dem erst vor kurzem fertig gewordenen Umbau in der Anhaltstr. 6 stattgefunden, in welchem sich ein Schirmgeschäft befindet. Die Explosion war bei einer an der Gasleitung im Souterrain vorgenommenen Reparatur erfolgt und eine derartig gewaltige, daß die Thüren aus den Angeln geworfen und an die Tecke geschleudert wurden. Nach Eintreffen der herbeigerufenen Feuerwehr erfolgte eine zweite Explosion. Mehrere Feuerwehrleute haben dabei ganz erhebliche Verlegungen davongetragen. Die große Spiegelscheibe des Geschäftsladens ist vollständig gertrümmert und das Eisen- Rouleau gebogen worden. Brand fonnte nicht gut ausbrechen, weil Wohnungseinrichtungen 2c. noch nicht eingefiellt waren.
Ein
Anschluß der Teltower an die Kurfürstenstraße. Der Verein der Westvorstadt hat an die Kommunalbehörden eine Petition wegen Herstellung einer besseren Verbindung zwischen den westlichen und südwestlichen Stadtiheilen Berlins burch Unterführung der Kurfürstenstraße unter die Bahnkörper der Potsdamer , Dresdener und Anhalter Bahn zum Anschluß an die Teltowerstraße eingereicht.
Gerichts- Zeitung.
Der große Brand in Nixdorf, durch welchen in der Nacht zum 15. August v. J. drei Gehöfte in Asche gelegt wurden, tam am Montag als erster Gegenstand der ersten diesjährigen Schwurgerichtsperiode am Landgericht II zur strafs rechtlichen Erörterung. Auf der Anklagebank stand der 20 jährige Schloffer Karl Albert Grüßmacher, aus Rirdorf gebürtig und froß seiner Jugend schon wegen Widerstands, Betrugs, Unterschlegung, Urkundenfälschung, Beleidigung und Sittlichkeitsve: brechen, außerdem schon 14 mal gegen Bettelns mit Gefängniß und Korrektionshaft vorbestraft. Die legte Strafe von drei Monaten Gefängniß, die ihm am 31. v. M., und eine andere von 1 Jahr 6 Monaten Gefängniß, die ihm im vorigen Jahre durch das Schöffengericht in Rixdorf zudiftirt worden, sind noch nicht verbüßt. Die Feststellung der Brandgeschichte ergiebt, daß es der berittene Gensdarm Müller nur einem gütigen Geschick zu danken hatte, daß er bei dem Brande nicht sein Leben einbüßte. Der Gensdarm war um 11 Uhr von einem Patrouillengange heimgekehrt, hatte sich ins Bett gelegt und war sofort fest eingeschlafen. Schon nach einer Viertelstunde weckte ihn seine im Wochenbett liegende Ehefrau mit dem Rufe;„ Es brennt!" Er springt auf und ficht, daß die Scheune auf dem Hofe brennt, neben welcher in einem Schuppen sein Dienstpferd stand. Um Gottesvillen, mein Pferd!" ruft der Beamte und stürzt, nur mit dem Hemd bekleidet, die Hosen in der Hand, nach dem Hofe. Hier empfängt ihn eine fürchterliche Gluth, er hält die Beinkleider vor das Geficht, um seine Augen zu schüßen und versucht, nach dem Stall vorzubringen. Da er die Augen verdeckt hat, stolpert er dicht beim Stall über einen im Wege liegenden Haufen Bretter und schlägt, so lang er ist, zu Boden. Aber schnell rafft er sich wieder auf, um das Pferd aus dem brennenden Stall zu retten, schon hat er fein Biel faft erreicht, da stürzt das Dach der an den Stoll grenzenden Scheune zusammen, unmittelbar vor seinen Füßen schlagen die Sparren auf, deren Gluth ihm das Hemb auf dem Leibe entzündet. Der Stall war mit dem Pferde verschüttet; dem Gendarmen sprangen Hausbewohner bei, drückten das Feuer am Hemd aus, er trug aber erhebliche Brandwunden davon, auch waren ihm die Haare vom Kopf wie die Augenbrauen total abgesengt. Wäre er nicht gefallen, so hätte er sich im Augenblicke des Zusammensturzes schon im Stalle befunden und dort wäre er unrettbar verbrannt. Obwohl dem Beamten der Tarwerth des Dienstpferdes aus der Staatskaffe eisegt worden ist, hat er doch Verantwortlicher Redakteur R.
an dem vortrefflichen Thiere 500 Mt. eingebüßt.- Von dem Wanzlich'schen Grundstücke am Richardsplage, wo das Feuer ausbrach und nur das Wohnhaus stehen ließ, sprang das Feuer nach dem Niemez'schen und von da wieder auf das Barta'sche Grundstück über, die beide total eingeäschert wurden. Erst den gemeinsamen Anstrengungen der Turnfeuerwehr, der freiwilligen Feuerwehren der Umgegend und der Berliner Feuerwehr gelang es, den Lauf des Feuers aufzuhalten. Abgesehen von der verbrannten Ernte Barta's war alles verfichert, was das Feuer zerstörte. Der erste Verdacht fiel auf den eben entlassenen Knecht Wanzlic's, durch die amtlichen Recherchen wurde dieser Verdacht aber widerlegt. Nach einigen Tagen verbreitete sich das Gerücht, daß Grüßmacher sich zu Bekannten geäußert habe, er wolle Feuer anlegen. Es wurde auf den Verdächtigen gefahndet, aber vergeblich; denn Grüßmacher war am 18. Auguft in Berlin beim Betteln ergriffen und zu 8 Tagen Haft verurtheilt worden. The der Untersuchungsrichter am Landgericht II. von diesem Umstande Kenntniß erhielt, war Grüßmacher nach Verbüßung der Haftstrafe schon wieder entlassen worden. Aber schon am nächsten Tage wurde er wieder ergriffen, als er in der Kronenstraße einen Diebstahl beging. Wie in der Voruntersuchung, leugnete Grüßmacher auch in der Hauptverhandlung. Seine Freunde, fünf oder sechs an der Bahl, bekundeten sämmtlich, daß er schon vor dem Brande zu ihnen gesagt habe, er wolle einmal Feuer anlenen, damit es etwas zu stehlen gebe; er wolle dies bei Barta thun, aber dort seien die Hunde zu gefährlich. Zu dem vierzehnjährigen Bäckerlehrling Hüwener, den er sogar verleitet hatte, seinen Vater zu be ftehlen und ihm( Grüßmacher) das Geld zu geben, hat er gleich in den Morgenstunden der Brandnacht, als er dem Jungen beim Waare- Austragen begegnete, erzählt, daß er die Wanzlichsche Scheune angezündet habe. Von jedem dieser Beugen fagte Grüßmacher stereotyp: Der lügt, ich lüge nicht!" Schon nach sehr furzer Berathung votirten die Geschworenen auf Schuldig im vollen Sinne der Anklage. Der Staatsanwalt beantragte drei Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverlust; der Gerichtshof fab sich aber durch die Strafprozeßordnung- well in diesem Falle auf Zuchthaus zu erkennen war genöthigt, die noch nicht verbüßten Gefängnißstrafen von 1 Jahr 6 Monate und drei Monaten aufzuheben, beziehungsweise in die neue Strafe mit einzurechnen und erkannte Demgemäß unter Aufhebung der noch nicht verbüßten Strafen auf fünf Jahre Zuchthaus, Ehrverlust auf 10 Jahre und Bulässigkeit von Bolizeiaufficht.
Eine Pferdebahnfahrt. Am Abend des 26. November v. J. wirbelte der Schnee in so dichten Flocken nieder, daß sich in Zeit weniger Minuten der Pferdebahnbetrieb in heilloser Unordnung befand. Ganz besonders bildeten sich in der Leips zigerstraße lange Wagenreihen, deren geringe Bewegungsfähig feit jeden Augenblick gänzlich zu erlöschen drohte. Mehrere Pferdebahnwagen mußten sogar ausgefeßt, d. h. aus dem Schienengeleise gebracht werden, da dieselben mittelft ihrer Bespannung nicht mehr von der Stelle geschafft werden fonnten. Eine solche von der Nothwendigkeit gebotene Maßregel wird natürlich von den so plötzlich den Unbilden Der Witterung ausgesezten Passagieren unangenehm empfunden. Nur die Insassen eines Wagens nahmen die Aufforde tung des Schaffners zum Aussteigen mit Jubel auf, tamen derselben jedoch erst dann nach, als die Pferde bereits ausgespannt waren. Während die Beamten der Bahn bemüht waren, den Wegen seitwärts zu schaffen, intonirte das in demselben figende Völlchen fortgesezt die Spottreime: Et fährt sich so jemietlich
Uf de Ferdebahn;
Der eene Schimmel zieht nich, Det and're Ferd is lahm. Der Kutscher fann nich fahren, Der Schaffner fann nich steh'n, Un schrumm! mit eenem Male, Da bleibt de Karre steh'n!
Die Uebermüthigen tamen aber bald zu der Ueberzeugung, ihre Geduld überschäßt zu haben. Diefelben wurden sehr schnell andern Sinnes und suchten in einer Nebenstraße eine Destillalion auf. Dort wurde beim Genuß einer erflecklichen Anzahl Nordlichter " das kleine Abenteuer lebhaft besprochen, zu glei cher Zeit aber die Stimmung in so bedenklicher Weise angeregt, daß es der Wirth schließlich für geboten hielt, die Gäste um ihre Entfernung zu ersuchen. Dieser Aufforderung leisteten auch die Angebeiteiten bis auf den 28 Jahre alten Schloffer Joseph Bernhard Mahler Folge. Dieser trieb es aber ärger als zuvor und gefiel fich schließlich in Ausschreitun gen, welche der Beurtheilung des Strafrichters unterbreitet werden mußten.
Vors.: Was baben Sie auf die Anklage zu erwidern?- Angeti.: An den Kuddel- Muddel hat man bloß iänzlich alleene de Ferdebahne schuld. Det möchte woll ville Biljetters verfoofen, aber ooch wieder det deire Salz sparen, wo denn natierlich der Mensch unterwejens in' n Echnee stechen bleiben muß.
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Vors: Das Verhalten der Pferdebahn- Gesellschaft interEs handelt sich einzig um die effirt bier in feiner Weise. Vorgärge in der Destillation. Angell. Et derf mir doch teener anmuten sind, det id mir von de Jründer hochnehmen laffe. Wo id meinen Froschen abjeschippt habe, kann ick ooch ' ne rejuläre halbe Tour vor det schwere Jeld verlangen. Na, sonen Fall nimmt sich aber der Mensch ad notam; det ick man nich wieder in de Ferdebahne' rinsteije; von Stunde an fahre id jänzlich bloß noch mit de Ombebi.
Vors.: Das steht ganz in Ihrem Belieben; doch erzählen Sie nun, was sich in der Destillation ereignete.- Angell.: Wo wir doch nu jänzlich in' n Schnee stechenjeblieben waren, id mir doch aber' n richtijet Billjet jelooft hatte, bleibe id natirlich noch eenige paar Minuten in den miserablichten Jammeikarren figen, in dem ich doch weiter wollte. Wat soll ic Shnen aber sagen, Herr Jerichtshof? wie id per Bufall' n Blid nach vorn Da ristiere, zobdeln se ooch all mit be beede Boffen los und lassen uns mutterseelen alleene uf de Straße steh'n. Det find doch nu schon teene Zustände vor' ne Weltstadt!
Vors. Erzählen Sie nur weiter. Angell.: Weil ic doch nu einsehen dabt, det id mir schlecht verheirath't hatte, fage id denn, Schaffner, sage ic, wenn Se nich janz feschwinde ' n paar Fündeten Salz uf de Schienen aussireien, denn leje id mir uf de Ferdebahne ihre Kosten eenije paar Stunden in de erste beste Budile feste. Un weil er nu meent, det ihn det janz piepe find däbte, raffele idk denn ooch mit de janze puck lije Freindschaft in' ne Planschapteke' rin. Id habe doch nich nöthig, mir wejen de faulen Jründerköppe in son Hundewetter de Beene zu verfälten.
Vorf.: Was begab sich nun in der Destillation?- Angell.: Jd sage zu ihn, wat der Wirth is, plumpen Se schon mal ' ne Lage in, aber von' ne Sorte, wo de Knochen nach schmeidig wer'n; nu allens, wat recht is, det Zeug war ooch nich janz ohne.
Vois. Aber kommen Sie doch zu Ende! Angekl.: Indem wir doch nu unse fünf Stick waren, efeln wir uns vor jeden eene Lage' run, wo wir den Budiker unse Biljetters jeben, wodruf er fich doch sein Jeld von de Ferdebahne holen fonnte. Vorf.: Damit war der Wirth nicht einverstanden; Sie zeigten sich über diese Weigerung sehr erregt, obgleich Ihre Begleiter die gesammte Zeche berichtigten. Angell.: Na, det is doch nich scheene von den Mann.
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Vors. Der Wirth forderte Ihre Entfernung; folgten Sie dieser Aufforderung? Angefl.: Wie finden Sie sone Be nehmijung, Heir Jerichtshof, wenn' n Budiker anständije Jäfte ' rausschmeißt? Derf fich da noch eener verwundern, wenn fone Leite jänzlich zu Jrunde jeh'n?
Vorf.: Es wird ihnen auch zum Vorwurf gemacht, dem Wirth, der Sie zur Vermeidung weiteren Standals aus der Thüre führen wollte, mit der Faust ins Gesicht geschlagen zu haben. Angell. Der Fall liegt so, det er sich an meine Faufte stoßen bhat, wie ich mir den Arm von wejen Marodigfeet' n Bisten ausrätelte.
Vorf.: Außerdem sollen Sie noch mit Vorsag eine Scheibe Der Eingangsthür im Werthe von 5 Mark eingeschlagen haben. -Angell.: Indem det Ding nich rejulär verkitt't war, mußte et woll zu Boden schliddern, wie ick per Bufall' n bisken' rinstoßen daht.
Durch die sonstige Beweis aufnahme wurde Mahler der sämmtlichen inkriminirten Handlungen überführt und in Rückficht auf mehrere aus ähnlichen Anlässen erlittene Vorftrafen darum zu nur insgesammt einem Monat Gefängniß verurtheilt, weil der Angeklagte bei Begehung der strafbaren Handlungen erweislich angetrunken gewesen war. Mahler erklärte zwar sofort, fich bei diesem Erkenntniß beruhigen zu wollen, derselbe behielt sich jedoch vor, erbarmungslos jejen de Pferdebahne" vorzujehen, die den janzen Lenz verschuld't habe." ( Ger.- Zeitg.)
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Arbeiterbewegung, Vereine und
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Versammlungen.
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1. Die unerhörten Lohnreduktionen( 62 bis 92 p6t.!) in der Lenschow- Marterf'schen Knopffabrit zu Stralau haffen die vereinigten Kommiffionen der Drechsler und Knopfmacher veranlagt, zu Montag Abend nach dem Keller'schen Etablissement. Andreasstraße 21, eine öffentliche Versammlung beider Branchen einzuberufen, um gemeinsam Schritte und Wege zu berathen resp. Maßnahmen zu treffen, um das Vorgehen dieser Firma zu vereiteln und eine Nacheiferung seitens anderer Fabrikanten zu verhindern. Die Versammlung war sehr zahlreich besucht und zwar auch von vielen Genossen anderer Branchen, welche die Botschaft wohl gehört hatten, denen aber der Glaube fehlte und die fich nun von der Wahrheit des Unglaublichen überführen wollten und als dieses geschehen, die allgemeine Entrüstung theilten und sich sofort mit den Be troffenen solidarisch erklärten. Herr Drechsler Julius Müller, welcher über diese Angelegenheit referirte, schilderte die Vorgänge, wie sie in jener Fabrit sich zugetragen und ist nach den gemachten Mittheilungen der Sachverhalt folgender: Die Arbeiter jener Knopffabrik in Stralau( es sollen, wie wir hörten, ca. 150 Mann dort beschäftigt sein) wurden( wie vermuthet wird, hauptsächlich auf Anstiften des Herrn Bohmann, Geschäftsführer) 8 und 14 Tage vor Weihnachten von genannter Firma entlassen, mit der Weisung, nach Weihnachten resp. Neujahr wieder einmal nachzufragen, ob fte zu dieser Zeit Beschäftigung erhalten könnten. Augenscheinlich lag hier, wie ausgeführt wurde, die Absicht vor, die. Arbeiter für die Lohnreduktionen gefügig zu machen, welche ihrer bei Wiederaufnahme der Arbeit warteten. Welche ungeheuerlichen Dimen fionen dieselben angenommen, ist oben schon kurz angedeutet worden und mögen zum besseren Verständniß in vergleichender Busammenstellung die beiden Lohntarife( alter und neuer) unter gleichzeitiger Hinzufügung der Abzugsprozente dienen, wie fie von Herrn Müller zur Kenntniß der Versammlung gebracht worden find: Blattenschneiden bis 9"( alt) 9 Grog 10 Bf., ( neu) 9 Bf.= 10 pCt. desgl. bis 10, 9 Groß( alt) 15 Bfg. ( neu) 12 Pfg.= 15 pCt., desgl. bis 11, 9 Groß( alt) 20 Pfg.( neu) 15 Bfg.= 25 pCt., desgl 12-15"( alt), 9 Groß 30 Bfg.( neu) 20 Bfg.= 33% pCt., Maschinenplatten 2 Groß, im Anfang( alt) 8 Pfg., dann( alt) 5 Bfg. ( neu) 4 Bfg. 20 pCt., Fräser: einfarbig fertig drehen pr. 9 Groß bis 25"( alt) 17% Bfg.( neu) 16 Bfg. = 5 pSt., von 26-30"( alt) 20 Bfg.( neu) 17% Bfg.= 11% pCt., von 31-35"( alt) 20 Bfg.( neu) 19 Pfg. 5 pCt., von 36-40"( alt) 27/2 Bfg.( neu) 25 Pfg. 8 pet. von 41-50( alt) 35 Pfg.( neu) 32 Pfa. 9 pSt. Aloßen desgl. bis 30"( alt) 15 Bfg.( neu) 8 Pfg.= 92 pCt., von 31-35"( alt) 17/2 Pfg.( neu) 10 Pfg. 70 pCt., von 36 bis 40"( alt) 22/2 fg.( neu) 13 Bfg. 75 pCt., von 41 bis 50"( alt) 30 Pfg.( neu) 20 Pfa.= 33% pCt. Kugeln desgl. bis 24"( alt) 25 Pfg.( neu) 22% Bfg., größer 25 Bfg. Ausdrehen sämmtlicher Lochfacons( alt) bis 35 10 Pfg.( neu) bis 30" 9 Bfg., 31-35" 10 Bfg.= 10 pCt.( alt) 36-40 17 Bfg.( neu) über 35" 15 Bfg.= 72 pCt. bis 35" 12/2 fg.( neu), bis 30" 10 Pfg., 31-35" 12 Pfg. 20 pCt.( alt) 36-40" 17% Bfg., 41-50" 22/2 Pf. ( neu), über 35" 15 Bfg. 25-30 pбt. Der Durchschnittsverdienst eines Arbeiters soll nachweislich bei den alten Lohnfägen pr. Woche 15-18, höchsten Falles 21 Mt. betragen haben. Wieviel ein Arbeiter nach den neuen Lohnfäßen zu verdienen im Stande ist, ist leicht zu ermessen. Die Arbeiter jener Fabrik haben auch sehr bald herausgefunden, daß unter den geschilderten Verhältnissen fie absolut nicht leben fönnen, haben Demzufolge beschlossen, unter den neuen Lohnverhältnissen nicht weiter zu arbeiten und aus ihrer Mitte eine Kommission ge wählt, welche am Montage mit dem Inhaber der Fabrik in Unterhandlung getreten ist, bis jest jedoch ohne Erfolg. Da, wie Herr Müller klarlegte, dieser Fall die ganze Gewerkschaft und gesammte Industrie tangire, so sei es erforderlich, daß die Gesammtheit hierzu Stellung nehme und jener Firma diese ungeheure Lohnrebuftion unmöglich mache, da sonst sehr bald andere Fabrikanten in gleicher Weise vorgehen würden. Referent rieth den Arbeitern der Stralauer Fabrit cindringlichst, nicht zu den aufgedrungenen Lohnfäßen zu arbeiten( dieselben haben zwar selber einen Lohntatif aufgestellt, nach welchen zu arbeiten fie fich bereit eikärt haben, der sich aber wenig von dem neuen Lohntarif der Fabrik unterscheidet), sondern lieber einen Strife einzugehen, indem er ihnen die Hilfe aller Arbeiter aufagte. Herr Möhring war auch sofort bereit, Namens der Metallarbeiter im Falle eines Strikes die thatkräftigste Hilfe zu versprechen. Die Ansicht der Versammlung dokumentirte sich in folgender gefaßten Resolution: Die heutige Versammlung fordert die Arbeiter der Leuschow u. Maiferf'schen Fabrik auf, an dem selbstgestellten Lohntarif festzuhalten, und sollten die betreffenden Herren nicht darauf eingehen, in corpore die Ar beit einzustellen und spricht hiermit die volle Solidarität mit ihnen aus, denn Jeder ist sich selbstschuldig, für die Unterdrückten einzutreten. Ferner wurde aus der Mitte der Versammlung eine Kommission von 7 Personen, 4 Knopfarbeitern ( Thun , Weißpflug, Scharfe, Krupp) und 3 Drechslern( Müller, Fischer, Hildebrandt) gewählt, welche mit dem betr. Fabrikanten in Verhandlung zu treten hat. Das Resultat wird in der heute ( Mittwoch) Abend bei Keller, Andrcasstr. 21 stattfindenden großen öffentlichen Versammlung der Drechsler und Knopfmacher befannt gegeben und event. weitere Beschlüsse gefaßt werden. Das Erscheinen aller Kollegen ist unbedingt nothwendig.
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Die Kommiffion der Drechsler, Knopfarbeiter und Berufsgenossen bat zu Mittwoch, den 7. Januar d. J., eine große öffentliche Versammlung sämmtlicher Geweitsgenossen angefeßt. Dieselbe findet im großen Saale des Keller'schen Etablissements, Andreasfir. 21, statt und findet in derselben ein Bericht der Kommission über die Angelegenbeit der Leuschow und Markerf'schen Berhältnisse, sowie die entgiltige Regelung derselben statt. Es ist Pflicht eines Jeden daselbst zu erschetnen, denn es handelt sich um die Zukunft eines ganzen Industriezweiges.
Der Lonisenstädtiiche Bezirksverein Vorwärts" hält beute Mittwoch, den 7. Januar, Abends 8% Uhr in Konrad's Saal, Waffertborstr. 68 eine Versammlung ab, in welcher Herr Rechtsanwalt Ladewig einen Vortrag über Das Unfall- Verficherungs- Geset" halten wird. Die Mitglieder werden ersucht, pünktlich und zahlreich zu erscheinen. Gäste willkommen. Hierzu eine Beilage
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