Ueberzeugung, daß Fürst Bismard einer solchen Frage wegen die Uebereinstimmung der Konferenzmächte entschieden nicht aufs Spiel stellen wird.

Die Auswanderung über Bremen   betrug im Jahre 1884: Deutsche 75 709, Angehörige anderer Staaten 27 342, zusammen 103 051. Die entsprechenden Ziffern waren im Vor­fabre: 86 388, 23 493 und 109 881.

Baden. In den Blättern wird ein Aufruf zur Gründung eines mittelbadischen Zweigvereins des deutschen   Kolonialver­eins veröffentlicht. Diese Gründung soll in einer demnächst stattfindenden Generalversammlung versucht werden. Die Generalversammlung des badischen Arbeiter kolonialvereins hat den Ankauf des Gutes Ankerbud bei Klengen genehmigt, ebenso die vorzunehmenden baulichen Veränderungen und die Auf­nahme eines Darlehns beim Landesverein für entlassene Straf gefangene. Die Kolonie mit Landwirthschaftsbetrieb soll für etwa 80 Arbeiter Aufnahme bieten.

Und

Aus Sachsen   erhält die Vollsztg." folgende Mittheilun gen: In den Gebirgen unseres Königreichs hat der Schneefall fehr viel Unheil angerichtet. Bahlreiche Bäume find unter der Schneewucht geknickt, von anderen find die Aeste abgebrochen, so daß die Wälder vielfach das Bild großartiger Berstörung bieten. Im Erzgebirge   war eine Zeit lang der Verkehr zwischen den einzelnen Dörfern und von diesen zu den Städten völlig gestört, so daß selbst die Lieferungen der Arbeiter stockten. Da Dieselben die gefertigten Waaren nicht abliefern fonnten, so er hielten fie auch keinen Lohn und fein neues Rohmaterial zur Arbeit. Manche Familien tamen so in die Lage, recht traurige Weihnachts- und Neujahrstage erleben zu müssen. Besonders find die Arbeitsverhältnisse jest recht traurige an der böhmischen Grenze und über dieselbe hinaus. Die Strumpfwirkerei, die Glas- und Handschuhfabrikation liegen tief darnieder. nun gar die dortige Spigenindustrie, die noch Hausindustrie ist! Die armen Riöpplerinnen, die von früh bis spät in die Nacht mit eisernem Fleiße und gerötheten Augen arbeiten, ver­bienen gegenwärtig einen Wochenlohn von 2 M. 40 Pf. bis 3 M. 30 Pf.! Das find täglich ungefähr 40 Pf. Den zahl reichen Haustiern geht's nicht viel besser, fie bieten die Spigen zu den geringsten Preisen an, doch hat sich die Mode gegen wärtig der noch billigeren Tüllspige zugewandt, welche auf den Stickmaschinen hergestellt wird. Im Voigt­lande ist die Stickerei Industrie durch die bevor ftehenden Anträge im Reichstage, die auf Beschränkung resp. Verbot der Frauen und Kinderarbeit hinzielen, sehr beun­ruhigt worden. Bekannt ist, daß nirgends die gegenwärtigen Vorschriften der Gewerbeordnung bezüglich der Kinderarbeit so vielfach umgangen werden, als gerade in den Fabriken des Voigtlandes. Troß verschiedener Bestrafungen werden immer mehr Uebertretungen fonstatirt, so daß die Sticker- Vereine eine Petition an den Reichstag vorbereiteten, welche bezweckt, die Bestimmungen der Gewerbeordnung über die Fabritarbeit der Kinder dahin abzuändern, daß nicht erst das 12., sondern schon das 10. Lebensjahr des Kindes die Grenze für die Berech tigung zur Fabritarbeit berechtigen foll. Diese Petition dürfte nun doch wohl kaum mehr dem Reichstage zugehen, da die Annahme der in ihr enthaltenen Vorschläge vollständig aus­fichtslos ist. Doch werden Proteste verbreitet, welche sich gegen die weitere Beschränkung der Kinderarbeit aussprechen. Man tann zugeben, daß die Fädelarbeit besser durch Kinder­und Frauenbände verrichtet werden kann, doch dürften die Frauenhände genügen, wenn die Arbeit, die jezt von den Frauen geleistet wird, auf die vielfach feiernden Unter den Frauen verstehen Männer übertragen würde. wir selbstverständlich auch und zwar vorzugsweise die Mädchen vom sechzehnten Jahre an. Von dem diesjährigen Dres dener Gefindemarfte ist zu berichten, daß die Großknechte einen jährlichen Durchschnittslohn von 210, die Mittelfnechte von 160, Die Kleinknechte von 100, die Großmägde von 140, die Mittel­mägde von 125, die Kleinmägde von 100 Mart nebst freier Station und in Aussicht gestellten Geschenken erzielten. Der Lohn der Knechte ist genau derselbe, wie der im Vorjahre, der Lohn der Mägde aber ist um ca. 25 pCt. gestiegen. Die jungen Mädchen gehen lieber in die Fabriken, als daß fie die harte Landarbeit verrichten; auch sind fie als Fabritarbeiterin nen bedeutend unabhängiger. In Neudniß, dem größten Vorstadtsort von Leipzig  , in welchem die Sozialdemokratie im Verhältniß zu den anderen Drten bis jetzt schwächer war, wurden bei der Gemeinderaths- Ersagwahl für die Klaffe der Unanfäffigen zwei Sozialdemokraten als Mitglieder und zwei als Erfaßmänner gewählt. Der Lokalverein( unabhängig) brachte ein Mitglied und einen Ersaßmann in den Gemeinde rath, während die Freie Vereinigung"( nationalliberal) er­heblich in der Minorität blieb.

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Frankreich  .

Nach Tonkin werden demnächst 6000 Mann Verstärkungen abgesandt werden. Wie aus unterrichteten Kreisen bestätigt wird, dürfte der neue Kriegsminister Lewal in Tonkin eine energischere, den Beschlüssen der Kammern mehr entsprechende Attion entfalten. Derselbe ist mit dem Marineminister in dieser Beziehung völlig einig. Die Gerüchte von dem Rüd tritte des legteren find unbegründet. Betreffs des Unterstaats­sekretärs im Kriegsministerium ist noch nicht entschieden wors den. Der Konfeilpräsident Ferry empfing Montag Vor­mittag den Vertreter von Timbuktu  , Abd- el- Kader. Das franzöfifche Journal Evanément" bringt eine Bankett­

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mangelhaft mit dem Sade bedeckt, zu Grabe geführt; der Kopf baumelte auf dem federlosen Karren hin und her, und von Zeit zu Beit mußte der Fuhrmann den Körper zurecht legen, damit er nicht ganz herunterrutschte. Den Reichen leiht der Todten­gräber einen Sarg, den er aber stets zurücknimmt, und auch Dies ist nur ein rohgezimmerter Raften ohne Deckel. Unter Die Erde nimmt keiner etwas von Werth mit, am Grabesrand wird den Todten noch das legte Verwerthbare abgestreift. Die Cyprioten sollen so fest an dieser barbarischen Begräbnißweise halten, daß die englische   Regierung noch nicht daran zu rütteln wagte. Die Mohamedaner, auch der ärmsten Klaffe, bestatten ihre Todten in ernst feierlicher Weise.

Einmal war ich auch im Gefängniß von Limassol  . Es ist dies eine alte venetianische Festung, in welcher die Engländer einige 50 Bellen eingerichtet haben, jede von faum 8' Länge, 4' Breite und 5' Höhe. Statt der Thüre ist ein schweres eisernes Gitter angebracht, so daß die lange Reihe der Bellen eher einer Menagerie als einem Gefängniß ähnlich fieht; in jedem Käfige waren zwei Gefangene, die auf hölzernen Pritschen schlafen müssen, ohne Matraße, Decke oder Kopfkissen. Außer dem besuchten wir noch einen großen Saal, wo einige vierzig Uebelthäter in Voruntersuchung auf ihr Urtheil warteten. Sm ganzen war das Gefängniß sehr reinlich gehalten, und die Wachen zeigten viel Disziplin. Im Hofe wurden wir leider Beugen einer Geißelung, die an zwei Meuterern vollzogen wurde. Der Delinquent wird mit Händen und Füßen auf einer stehenden Leiter festgeschnallt, bis auf den Gürtel ent­blößt, und ein riesiger schwarzer Baptieh( Polizeidiener) gab ihm nun die zehn Siebe mit einer neunschwänzigen Kage. Die Verbrecherftatiftit ift übrigens sehr ungünstig für die Insel und trop des zivilifirenden Einflusses der Engländer sollen die Ver­brechen in beunruhigender Weise zunehmen; vielleicht ist auch zur Zeit der Türfenherrschaft nur mehr vertuscht worden.

Die Saumfeligkeit meiner Geschäftsfreunde ließ mir mehr frete Beit, als mir mit Rücksicht auf mein Geschäft lieb war. Doch nüßte ich die ungewollte Muße nach Kräften aus, um möglichst viel zu sehen.

So hatte ich durch das Verschieben und in die Länge ziehen der Geschäfte am 8. Junt einen freien Tag, den ich zu einem Ritt nach Episcopi verwendete. Ganz in der Nähe Dieses Dorfes wird nach verschütteten Alterthümern gesucht,

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rede, des gewesenen Kriegsministers Campenon welche großes Aufsehen erregt. General Campenon tabelt in der­felben nicht allein die Kolonialpolitit, sondern die gesammte äußere Politik. Der Konseilpräftdent laffe fich durch Bismard tödern"( leurrer), Frankreich   hole für Deutschland   die Kafta nien aus dem Feuer, der Kanzler habe Frankreich   bereits mit Italien   und Spanien   entzweit und gebt jest darauf aus, es auch mit England ernsthaft zu verfeinden. Außerdem erklärt Campenon, daß der Krieg in Tongking und China   große Schwierigkeiten biete, daß China   jezt viel stärker, die chineft schen Soldaten beffer bewaffnet und geführt seien, kurz, daß ohne bedeutende Streitkräfte der Erfolg nicht sicher wäre u. s. w. Der Temps druckt die Mittheilungen des Evènement" ab und erklärt dann, daß er bis auf Weiteres die Ungenauig­keit derselben annehmen wolle. Der Temps" fügte hinzu, er balte es für unmöglich, daß ein General, der gestern noch Kriegsminister war, solche Aeußerungen gethan habe, wodurch die Chinesen zum Widerstande aufgereizt und gleichzeitig Eu­ ropa   der Glauben beigebracht würde, daß durch die Erpedition die französische   Armee in bedenklicher Weise desorganisirt werde. Das Evènement" hält dem Temps" gegenüber die abso­Iute Genauigkeit seiner Mittheilungen über die Rede Campe non's aufrecht. Dagegen erklärt der Voltaire  ", autorifirt zu sein, diese Mittheilungen als übertrieben zu bezeichnen. Die gesammte Presse diskutirt die Aeußerungen Campenon's, welche eine heftige Polemik veranlaffen.

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Italien  .

Staatsbetrieb oder Privatbetrieb? Diese Frage hat in der Deputirtenkammer zu heftigen Diskussionen Anlaß gegeben. Es handelte fich speziell um die Frage, ob das Eisenhahnwesen vom Staate ausgebildet oder Privatgesellschaften überlassen bleiben solle. Das Ministerium hatte sich für Privatgefell­schaften erklärt und bot deshalb alles auf, um seine Ansicht zur Geltung zu bringen. Die ministerielle Vorlage wurde nach langen Debatten mit 49 Stimmen Mehrheit angenommen. Dieselbe wird nunmehr dem Senat zugehen und wenn dieser seine Zustimmung giebt, dürfte das Eisenbahnwesen Staliens vorläufig in den Händen der Privatgesellschaften bleiben. Rußland.

Der

Den polnischen Blättern wird aus Warschau   gemeldet: In Lublin   wurden zwölf griechisch- unirte Bauern wegen Bu widerhandelns gegen Anordnungen der Behörde in Betreff der rufftschen Staatskirche zu mehrmonatlichen Arreststrafen und Johann Fidia zu einjähriger Festungsarbeit verurtheilt. rufftsche Verwaltungschef fand dieses Urtheil zu mild und er­wirkte deshalb die Versegung des Lubliner Gerichtspräsidenten Longinom nach Samara  , während zugleich dem Vertheidiger der Verurtheilten, Advokaten Ragowski, bedeutet wurde, er möge in Bukunft die Vertheidigung derartiger Straffachen ent­weber ganz aufgeben oder wenigstens in seinen Plaidoyers nicht mehr die Behauptung aufstellen, daß in Rußland Glau­bensfreiheit gewährleistet sei. Von der Verwaltungsbehörde wurde dem Advokaten bündig erklärt, er werde sonst als staats­gefährlicher Agitator angesehen und ins Eril geschickt werden.

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Unter solchen Umständen muß man sich wundern, daß sich noch Advokaten bereit finden lassen, die Vertheidigung eines Angeklagten zu übernehmen.

Großbritannien  .

Von der in England berrschenden Aufregung zeugt ein heutiger Artikel der Pall Mall Gazette  "; derselbe wendet sich entschieden gegen einen Artikel der Times", welcher Glad­stone, Granville, Derby 2c. zum Rücktritt auffordert und meint, man beurtheile Gladstone ganz falsch, wenn man glaube, ec scheue unter allen Umständen vor Krieg zurüd; er werde im Gegentheil hartnäckiger fämpfen als irgend Jemand, wenn er einmal überzeugt sei, daß nur noch eine bewaffnete Entscheidung möglich sei. Bum Schluffe macht das Blatt allen Ernstes den Vorschlag, nicht nur die für die allmälige Ergänzung der Flotte verwilligten 5% Millionen Pfund Sterling Flotte verwilligten 5% Millionen Pfund Sterling iegt mit einem Mal zu Schiffs bauten zu verwenden und 100 Torpedo boote zu bauen, sondern auch alle auf englischen Schiffswerften im Bau begriffenen fremden Kriegsschiffe für Englands Seedienst mit Beschlag zu belegen. Man werde das und noch mehr nöthig haben, ehe man aus dem gegenwärtigen Wirrfal wieder heraus sei. Das klingt sehr friegerisch!

Amerika.

In der Gesetzgebung der Vereinigten Staaten   scheint man es unangenehm zu empfinden, daß der neue Kongostaat an­geblich eine monarchische Spize erhalten soll. Nachdem bereits eine diesbezügliche Resolution in der Repräsentantenkammer eingebracht wurde, liegt derselben bereits eine weitere Resolution vor, welche um Angabe der Gründe ersucht, welche die Unions­regierung veranlaßt hätten, der Theilnahme Amerikas   an der Berliner   Konferenz zuzustimmen, sowie die Mittheilung von Abschriften der den amerikanischen   Delegirten ertheilten Be glaubigungsschreiben und der in Bezug auf die Konferenz ge­führten diplomatischen Korrespondenz.

Lokales.

cr. Katzentrallen find es, welche die Fortschrittler unter thren feinen Handschuhen tragen, und immer und immer wieder kommen dieselben zum Vorschein,- ,, auch wenn Du die Nas - ,, auch wenn Du die Nas

und auch wir stiegen in einen fürzlich entdeckten Begräbniß­play hinab. Auf der Oberfläche hatte ich faum etwas anderes als eine Menge großer und fleiner Steinhaufen gesehen, aber mein erfahrener Begleiter zeigte mir bald eine geborstene Säule, bald des alten Theaters Rund, bald ein Tempelthor, was ich mit Aufwendung einiger Phantafie auch einsah. In den Grabesraum mußte man fich 8' tief durch ein enges Loch hindurchwinden; unten war dann eine geräumige Halle, und die einzelnen Ruhestätten der aniilen Todten saben aus wie in Fels ge­hauene Krippen. Man hat viele Kleine Thränenfrüge und Lampen aus Thon und Glas gefunden, aber wenig Kostbarkeiten, in vielen Gräbern scheint schon früher nach dergleichen gesucht worden zu sein.

Nach Larnaca   und Nicofta führten mich außer meiner Am Freitag, 30. Mai, Schaulust auch geschäftliche Zwecke. reifte ich um 3 Uhr Nachmittags von Limassol   nach ersterer Stadt, in der wir um 7 Uhr eintrafen. Hier wie dort muß man auf offener Rhede   ankern, obschon bei ruhigem Wetter ganz gut an der Landungsbrücke angelegt werden könnte. Allein die arabischen Bootsleute und Auslader haben ein für alle Male erklärt, wenn man fte bei schönem Wetter nicht be­schäftige, so bedanken fie fich dafür, bei schlechtem herauszu schäftige, so bedanken fie fich dafür, bei schlechtem herauszu­rudern, und man mußte nachgeben.

terra

umbra

Die Stadt liegt wie Limassol   dicht am Meere, ist aber beffer gebaut und macht einen sivilifirteren Eindruck. Limaffol ist ja auch erst durch die Engländer zu seiner jezigen Wichtig feit gelangt, aber, obschon sein Exporthandel in Wein, Karuben, Rosinen, u. 1. w. bedeuten­der ist, so stellt sich doch Larnaca   über die Schwe­fte: stabt, und seine Raufleute find auch entschieden gebildeter und feiner; sie haben gereist und sprechen meist eine oder zwei der europäischen   Hauptsprachen, was in Limassol   eine große Seltenheit ist.

Das recht anständige Gasthaus, in dem ich logirte, wird von einem Malteser gehalten, der indeffen die Mablzeiten aus einem italienischen Restaurant holen läßt. Er hält nur in seinem Erdgeschoß eine englische ,, bar", wo sich die wenigen Englisches Militär Euroräer manchmal zusammenfinden. liegt hier nicht, ich traf aber einige Ingenieure und Kaufleute, darunter auch einen Landsmann aus Köln  , der ein großes Lager von Quincailleriemaaren und Hausgeräthen hält.

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tur mit der Mistgabel austreibst, fo wird fie doch zurückkehren," Ilautet ein wenig ästhetisches aber desto zutreffenderes altes Sprichwort. Man jammert und schreit in den Spalten frei finniger Blätter über den Verfall der Sitten, über die steigende Immoralität unseres Volfes, man möchte die Hände über den Kopf zusammenschlagen über die unseligen Zustände, die aller bings immer mehr um fich greifen, die fich sogar in einer Weise bemerkbar machen, daß fie selbst ultrafreifinnigen Blät tern, den Verfechtern des ödesten, wildesten Manchesterthums, nicht mehr verborgen bleiben. ,, Ein trauriges Beichen der Zeit- so jammert die Berl. Zeitg." in ihrer geftigen Nummer- find die neuerdings fich immer mehr häufenden Fälle, in denen Kinder in noch schulpflichtigem Alter fich wegen Verstöße gegen das Strafgesetzbuch vor Gericht zu verantworten haben." Ja, gewiß ist das ein sehr trauriges Zeichen der Beit, es ist geradezu empörend, und muß den wahren Menschenfreund mit tiefem Mitleid mit den armen Kindern erfüllen, die von der äußersten, drückendsten Noth ge trieben, in einem Alter, in welchem sich andere Kinder noch den fröhlichen, unschuldsvollen Spielen der Jugend hingeben, schon dem Scharfrichter Veranlassung geben, mit der Strenge des Geseges ihre Handlungen zu prüfen. Und wie genau die ,, Berl. 3tg." darüber informirt ist, was jene Kinder Alles thun, welches Quantum von fittlicher Entrüstung fie aufwendet, wenn fte Bald fortfährt: handelt es fich dabei um Diebstähle, nicht selten sogar um bandenweise und mit einem Raffinement ausgeführt, welches dem gewieg testen, in seinem Berufe ergrauten Verbrecher alle Ehre machen würde, bald um Sachbeschädigungen oder sonstige Bergehen leichterer Art, nicht selten sogar um Verbrechen gegen die Sittlichkeit." Bunächst glauben wir, obwohl wir keineswegs allzugroße Optimisten sind, daß das denn doch ein wenig zu sehr übertrieben ist, vielleicht brauchen aber die deutsch  - frei finnigen Leser eine so starke Würze, damit sie gar nicht aus der Gänsehaut herauskommen. Man könnte nach einer solchen Darstellung beinahe glauben, daß jeder Berliner   Junge, der über die Straße läuft, mindestens mit Dietrich oder Nach schlüsseln versehen ist, um, wo es nur irgend angeht, einen Gelegenheitsdiebstahl ausführen zu können. Die Thatsache, daß Kinder in jugendlichem Alter vor Gericht gestanden haben, daß fie vom Auffichtsbeamten bei der Ausführung verschiedener Delikte betroffen worden find, steht jedoch feft, fte fann nicht geleugnet werden. Die Berl. 3tg." bat daher Recht, wenn fie fragt: ,, Woran liegt das, und wie ist Abhilfe zu schaffen?" Das genannte Blatt giebt verschiedene Gründe der unliebſamen Erscheinung an, in Bezug auf den zweiten Theil der Frage wird, wenn man nicht die wenigen, nichtssagenden Redensarten als Antwort gelten laffen will, peinliches Stillschweigen beob achtet. Die Hauptschuld," so heißt es in den Gründen, fällt auch dem Elternhause zur Last. Ein gut erzogenes Kind, das an feinen eigenen Eltern ein gutes Beispiel hat, ist durch die Reinheit seines Sinnes gegen eine Menge Anfechtungen ge stählt, denen ein anderes bei dem ersten Anlauf unterliegt." Das ist ganz unbestreitbar richtig; es fragt sich nur, ob bei einem großen, vielleicht bei dem, numerisch wenigftens, über wiegenden Theil der Bevölkerung von irgend einem Fas milienleben unter den heutigen Zuständen überhaupt noch gesprochen werden kann. Es kann also hier nur von den Kin dein die Rede sein, deren Eltern in der glücklichen Lage sind fortwährend ihre Kinder um fich haben zu lönnen. Hier macht allerdings das Beispiel der Eltern Alles. In anderen Familien je doch, in welchen nicht nur der Vater, sondern auch die Mutter mit dem Morgengrauen in die Fabrik gehen, und erst spät Abends förperlich und geistig ermattet oder doch wenigstens obgespannt nach Hause kommen, wer giebt denn dort das Beispiel, wer erweckt und pflegt dort die findliche Reinheit des Sinnes Es läßt sich unserer Meinung nach überhaupt statistisch nicht nachweisen, ob mehr der oben erwähnten Bergehen um. brechen von Kindern der besser oder schlechter fituirten Gefell  schaftsflaffen begangen werden, denn so viel ist doch sicher, daß der Herr Papa, wenn es irgendwie angeht, die Sünden seines Söhnchens nach jeder Richtung und auf jede Weise zu ver tuschen suchen wird, bevor er sich und seine Familie der öffentlichen Schande preisgiebt. Daher sind es immer die Kinder weniger gut fituirter Stände, die wir hin und wieder auf der Anklagebant erscheinen sehen, und die Berliner  Beitung" scheint das auch zu meinen, wenn sie im weiteren Verfolg threr Ausführungen recht geschmackvoll sagt, andere Eltern nehmen ihre Kinder schon im zartesten Alter mit in die Kneipe und füttern fie dort mit Bier und Schnaps, auf solche Weise ihre geistige wie körperliche Gesundheit gleichzeitig ruini rend." Kommerzienräthe und Börsenbarone trinken wohl felbft nur wenig Bier und Schnaps, fie werden ihren Kindern von Diesen Getränken auch nur wenig zukommen lassen, wer also in der That mit der Schnapsabfütterung gemeint, das dürfte Jedermann klar sein. Geradezu klassisch ist jedoch der pathe tische Say, mit welchem das manchesterliche Drgan seine Be trachtungen schließt: Wenn alle Eltern verständig wären und ihre Kinder vernünftig zu erziehen wüßten, so würde es bald beffer um die menschliche Gesellschaft stehen, und vor Allem würden die Kinder aus den Gerichtssälen verschwinden. Jeder, der es ehrlich mit dem öffentlichen Wohle meint, sollte in diesem Sinne zu wirken suchen, wo und wie er nur immer fann." Wenn alle Eltern verständig wären! Wie nett fich das an hört, man sollte lieber an den Verstand der Manchestermänne

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Nachdem ich am Sonntag, den 1. Juni, Abends einem Souper und Ball bei einem der angesehensten Kaufherren an gewohnt hatte, wo es ganz abendländisch zuging, machte ich mich am nächsten Morgen um 5 Uhr auf den Weg nach Nicofta, der Hauptstadt der Insel, wo der eng liche Gouverneur seinen Siz hat. Sir Robert Biddulph  hatte mir durch Herin P. sagen laffen, daß er meinen Befud erwarte, und außerdem hatte ich auch einige Geschäftsfreund im Innern aufzusuchen. Eine sehr schöne wohlunterhalten Militärstraße führt 26 englische Meilen lang von Larnaca nad Nicofta, und die tägliche mit Maulthieren bespannte Diligen legt diesen Weg in vier Stunden zurück. Während der gan zen Fahrt nur einmal, in einer elenden Hütte, wird das Ge spann gewechselt und der Reisende kann sich da mit dem un vermeidlichen Mestit, einem Liqueur, oder mit Kaffee erquicken Sonst zeigt sich auf dem ganzen Wege teine menschliche Woh nung, ein armes Dorf, aus Lehmhütten bestehend, sab ich in der Ferne, und das ganze Land ist schlecht bebaut, volle Trümmer einer früheren befferen Beit. Die wenigen Stoppe felder waren von Disteln überwuchert, die der träge Baue forgfältigt umgeht, wenn er seine Gerste schneidet, statt f mit Stumpf und Stiel auszurotten. Nicofta macht, von d Ferne gesehen, einen ganz fremdartigen Eindrud; über di gewaltige Umfaffungsmauer aus der venetianischen Beit mit ihre Thoren und festen Thürmen ragen zahllose Minarets, Ruppel und Balmkronen empor. Die Straßen find eng, düfter, schlecht bepflastert; auch hier tritt einem wieder der Eindruck der ein ftigen Herrlichkeit und des jüngsten Elendes entgegen. Bo zwei Millionen Einwohnern auf Cypern in früheren Jahrhun derten ist die Bahl jest auf 200 000 zusammengeschrumpft, un Städte wie Dörfer tragen natürlich die Spuren dieser En völkerung an fich. Db die Engländer wohl im Stande fin die Infel wieder einigermaßen zu ihrer früheren Blüthe au heben? An Anstrengung und gutem Willen fehlt es nicht, au nicht an intelligenten Kräften, aber die Bevölkerung ist unt dem Türkenjoche stumpf und gleichgiltig geworden, und d falte, oft barsche und hochmüthige Art, die der Engländer Eingeborenen seiner Kolonien überall entgegen trägt, läst ihm viel mehr den übermüthigen Beherrscher als den Träg einer wohlthätigen Zivilisation erbliden.

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