Auf der TogtSordnuna steht zunächst die Wahl des Vor- fiehers und des Vorsteher-Stellverlreters. Vorsteber Dr. Straßmann legt den Vorsitz nieder und der Vorsteher- Stellvertreter Bllchtemann übernimmt den Vorfitz und leitet die Wahl. ES werden III giltige Stimmzettel abgegeben, davon ent- fallen 98 auf Dr. Slraßmann, 13 auf den Stadtv. Bllchtemann. Stadtv. Dr. Straßmann ist sonach zum Vorsteher gewählt. Derselbe nimmt die Wahl mit etwa folgenden Worten an: „Ich danke Ihnen herzlich und aufrichtig für die Ehre, die Sie mir erwiesen haben, und nehme die Wahl an, weil ich aus Ihrer wiederholten Kundgebung schließen darf, daß ich auch ferner auf Ihre Nachficht und Unterstllvung rechnen darf. Ich verspreche Ihnen dagegen, die Geschäfte der Versammlung auch ferner ordentlich und pünktlich zur Erledigung zu bringen und die Verhandlungen jederzeit mit strengster Unparteilichkeit zu leiten. Vorsteher Dr. Straßmann übernimmt wieder den Vorfitz. Bei der Wahl des Vorsteher- Stellvertreters weiden 115 giltige Stimmzetiel abgegeben, davon entfallen 73 auf den Stadtv. Bllchtemann, 40 auf Dr. Stryck und 2 auf Stadtv. Dopp. Stadtv. Büchtemann ist somit gewählt und nimmt die Wahl dankend an. Für die drei Beisitzer und drei Stellvertreter derselben beantragt Stadtv. Reichnow Wiederwahl der Stadtverordneten, welche bisher das Bureau gebildet haben, nämlich der Stadt- verordneten Zippel, Siebmann, Seibert, bezw- Salge, Schmidt und Solon . Da Stadtv. Ziethen gegen die Wiederwahl des Stadtv. Zippel protestirt, erfolgt die Wahl der Beisitzer durch Stimmzettel. Es werden die Stadtverordneten Siebmann, Seibert und Zippel mit 103 beziehungsweise 86 und 85 Stimmen wiedergewählt. Ebenso durch Akklamation die bisherigen Stellvertreter. Damit ist die Versammlung konstituirt. Es erfolgt die Verloosuna der Mitglieder in die Abtheilungen. Auf Vorschlag des Vorstehers beschließt die Versamm« lung, dieselben ständigen Ausschüsse wie im vorigen Jahre einzusetzen und bestätigt die Ausschüsse, welche zur Vor- berathung einzelner Gegenstände im Jahre 1884 ernannt worden find. Die Versammlung beschließt alsdann, den Donnerstag jeder Woche auch ferner als den Tag beizubehalten, an welchem die ordentlichen Sitzungen der Versammlung stattfinden sollen und behält als Beginn der Sitzungen die Stunde um 5 Uhr bei. An daS Ende der Tagesordnung sollen im laufenden Ge« schäflsiahr nach einem ferneren Beschluß der Versammlung Gehalts- und Unterstützungssacken, Wahlangelegenheiten und Angelegenheiten betreffend die Ausleihung von Kapstalirn ge- setzt werden. In den Vorstand der städtischen Blindenschule werden von der Versammlung die Stadtverordn. Kürten und Nicolai deputirt. Wie bereits mitgetheilt, hat Magistrat sich mit dem Be- schluß der Versammlung vom 11. Dezember v. I., wodurch der F e u e r- S o z i e t ä t s- B e i t r a g für das Geschäftsjahr vom 1. Oktober 1883 bis ultimo September 1884 auf 4 Pf. von jedem 100 Mark festgesetzt wird, nicht einverstanden er- klärt und deshalb beantragt, den Beitrag auf 5 Pf. pro 100 M. Stadtv. Karsten beantragt, der Bewilligung das Ersuchen an den Magistral hinzuzufügen, das Reglement für die Feuer- Sozietät durch eine Bestimmung zu ergänzen, welche die Her- stellung eines ausreichenden Betriebsfonds ermöglicht. Vom Stadtv. Eßmann ist dagegen der Antrag gestellt, eine gemische Deputation mit der Prüfung der Verhältnisse der Feuer-Sozietät behufs Reform derselben zu beauftragen. Nach längerer Debatte entscheidet stch die Versammlung für den Antrag des Magistrats und lehnt die beiden Gegen- antiäge ab. Mit der vom Magistrat vorgeschlagenen Festsetzung neuer Baufluchtlinien für die Grundstücke Münzstraße 14—18 und Alexanderstraße 55 und 56 erklärt die Versammlung sich ein- verstanden. Damit ist die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung um 8'/« Uhr erledigt. Am Magistratstische waren Kämmerer Runge, Syndikus Eberty, Stadtrath Borchardt anwesend. K o K 8 l e s. �. er. Trotz der im Allgemeinen milden Witterung dieses Winters, und obgleich vor einigen Tagen eine Mit- theilung durch die Presse ging, wonach ficb die Konjunkturen für Bauten und Bauhandwerker in diesem Jahre ganz be- sonders günstig gestalteten, ist die Lage der Bauhandwerker augenblicklich durchaus keine so glänzende, w'e man nach der erwähnten Mittheilung wohl annehmen mußte. Viel- leicht liegt eS im Interesse gewisser Kreise derartige irrige Vor- stellungen im großen Publikum zu erwecken, um dadurch einen größeren Zuzug von außerhalb nach Berlin zu locken und so von Zeit zu Zeit ein Mann gekommen, der nicht freund- lich gewesen, wie ihr Pflegevater, sondern finster und wild, der sie stets voll Zorn und Ingrimm angeblickt, ja durch ihren Anblick zuweilen in grenzenlose Wuth gerathen sei. Sie habe gehört, wie er ihren Pflegevater einmal aufge- gefordert, den Balg umzubringen. Ihr Pflegeva' er habe ihn vergebens zu beruhigen ge- sucht, dann eines Nachts habe der Mann, der ihr Pflege- vater gewesen, sie aus dem Bette gerissen, in einen ver- schlossenen Wagen gesteckt, sich an ihre Seite gesetzt, ihr mit seiner großen und harten Hand den Mund verschlossen, um sie am Schreien zu verhindern, und so seien sie viele Stunden die ganze Nacht hindurch gefahren und am Morgen habe sie flch in diesen Mauern befunden. Das war Elly's Leidensgeschichte, und Mrß. Forster beklagte sie mehr als einmal, und von Neuem rannen die Thränen über ihre Wangen. „Ach, Elly," sagie sie,„wie sehr erinnert mich Ihre Geschichte an meine eigene« Leiden... Sie sind ein un- glückliches, verwaistes Kind, ich eine unglückliche verwaiste Mutter... Zwei Kmder hätte ich an mein Herz schließen können,... man ließ mir mns!... Man raubte mir den Sohn, man raubte mrr die Tochter... Wohl erfaßte mich manchmal Ingrimm und Wuth über die Unmenschen, welche mir daS anthaten, aber ach, ich konnte es nicht hindern... Nun bin ich verwaist, allein!... Meine Kinder sehe ich nie wieder, darf sie nicht wieder sehen. Vielleicht find sie nicht mehr am Leben, vielleicht hat man sie getödtet, vielleicht hat sie dai entsetzliche Schicksal ver- nichtet, dem man sie preisgegeben... Elly, liebe Elly, wir Beide sind sehr, sehr unglücklich I Ach, und ich fürchte, ** giebt für uns Beide keine Hoffnung!" «Keine Hoffnung I" wiederholte Elly schmerzlich und lehnte ihr Haupt an die Brust der Freundin, und Thränen entströmten ihren sanften Augen....„Keine Hoff- n u v g!" War die Wahnsinnige eine Prophetin?— Gab«8 für sie keme Hoffnung? einen nachhaltigen Druck auf die schon an und für fich sehr niedrigen Winterlöhne ausüben zu können. Es ist durchaus nicht richtig, daß in diesem Winter die Baukonjunktur eine so ausgezeichnet günstige wäre, und der beste Beweis hierfür ist wohl das maffendafte Angebot von Arbeitskräften aus jedem Bauplatze. Man kann an jedem Montag beobachten, daß auf den meisten Bauten 100 bis 200 Geiellen um Arbeit an- fragen, und es giebt thatsächlich augenblicklich in Berlin viele Hunderte von Maurern, welche 3 bis 4, ja bis zu 6 Wochen besckäftigungslos find. Es läßt sich nun allerdings nicht ver- kennen, daß einzelne einstchisvolle Meister ihre Gesellen täglich 7 und 71/i Smnde beschästigen, das ge- schieht aber doch nur, um das Geschäft emigermaßen im Gange zu hallen. Ueberhaupt ist es mit der ganzen Winterarbeit der Bauhandwerker eine sehr heikle Sache. Die winterliche Arbeit mag ja einzelnen Handweikern Beschäftigung und Verdienst gewäd>cn, allein dieser augenblickliche Vortheil kann die erfahrenen Bauarbeiter darüber nicht täuschen, daß, wie man so zu sagen pflegt, das dicke Ende nachkommt. Die Löhne bei den winterlichen Bauarbriten find wesentlich nie- driger, als die während des Sommers gezahlten und die wäh- rend des Winters ausgesühiten Bauten gehen naturgemäß der nächsten Sommerperiode verloren. Es find auch keineswegs immer die arbeits- und verdienstbedürftigsten Familienväter, die bei den winterlichen Neubauten den sogenannten Nothlohn ver- dienen, denn dieser wird oftmals in so geringer Höhe ange- boten, daß ein Familtenernährcr die Arbeit für diesen Lohn nicht annehmen kann. Der Löwenantheil des Betrages, um den ein Bau im Winter billiger hergestellt wird als im Som- mer, fließt also gewöhnlich zu gleichen Tbeilen in die Taschen des Unternehmers und des Bauherrn. Die Ardeitsvermtnde- rung für den Sommer aber, die in allen diesen Winterarbeiten liegt, drückt dann auf die Höhe der Löhne zum Nach- theile aller Bauhandwerker, und dämm sehen diese der gegen- wältigen regen Bauthätigkeit nur mit sehr gemischten Gefühlen zu. g. Eine wichtige Entscheidung bezüglich derSchulpflicht soll nach einer kürzlich auch in Provinzialblättern enthaltenen Mitlheilung vom Berliner Landgericht gefällt worden sein. Der Goldschmied A. I. Graf soll seinen am 3. Mai 1884 vierzehn Jahre alt gewordenen Sohn nach dieser Zeit nicht mehr zur Schule geschickt hoben, obgleich derselbe nach dem Gesetze vom 1. November 1870 noch bis zum 31. März 1885 die Schule besuchen mußte. Graf sei wegen Schulversäumniß in 18 Mark Strafe genommen, worauf er richterliche Entscheidung beanttagt hätte. DaS Schöffengericht soll diese Straf« bestätigt haben, worauf nun Graf Berufung beim Landgericht eingelegt hält«. Dieses habe, wie eS in der betreffenden Mittheilung hieß, das Erkenntniß des Schöffengerichts aufgehoben und den Graf kostenlos freigesprochen, da angeblich jeder Vater sein Kind, sobald dasselbe sein 14. Lebensjahr vollendet, aus der Schule fortnehmen könne.— So weit die Mittheilung. Wie wir in Bezug auf dieselbe erfahren, haben seitens der höheren Schuldehöide Erhebungen bei den hiefigen Gerichten über die Richtigkeit obiger Angaben stattgefunden, welche zu dem Re- sultat geführt haben, daß weder bei den Königlichen Land- gerichten Berlin I und Ii, noch bei den dortigen Schöffen- gerichten der qu. Fall zur Verhandlung und Entscheidung ge- langt ist. b. Die älteste Berliner PacketbefSrdervng existirt, so lange die genwärtige Generation denken kann, im Gasthof zur Traube in der Krausen straße. Sie übernimmt die Beförderung von Päcke eien nach Potsdam und Brandenburg Früher wurde fie bescheiden mit Botenftauen betrieben, fest längerer Zeit hat sie schon Wagen im Gange. Ungeschwächt hat fie alle Verkehrs- Veränderungen überdauert. a. Für Stadtretsendc. Die Bestimmung des§ 49 des Deutschen Handelsgesetzbuchs, wonach Handlungsreisende für ermächtigt gelten, den Kaufpreis aus den von ihnen abge- schlossrnen Verkäufen einzuziehen, findet nach der konstanten Rechtssprechung deS Reichsgerichts und des früheren Reichs- Obelhandelsgerichts auf sogen. Etadtreisende(d. b. Agenten eines Geschäfts in einer großen Stadt, welche am Geschäftsort selbst Käufer aufsuchen und diese zu Kaufabschlüssen veran- lassen) keine Anwendung. Es dürfen demnach die Käufer den Stadtreisenden den Kaufpreis nur dann entrichten, wenn diese von ihren Prinzipalen mit einer Inkasso- Vollmacht versehen worden find. Zur Warnung von Käufern, welche diese Vor- ficht nicht beobachten, theilen wir folgenden Vorfall mit: Der von einer hiefigen Uhrenfirma beschäftigt« Etadtreisende D. offerirte einem Feuerwehrmann eine Regulator-Uhr zum Preise von 75 M. gegen Raicnzahlungen, wobei er fick als Ver- treter der betrrffenden Firma bezeichnete und die Versicherung abgab, von seinem Prinzipal ermächtigt zu sein, die Raten- zahlungen«inzuziehen. Der Feuerwehrmann kaufte die Uhr, leistete an D. die erste Rate von 10 Mark und nach einem Monat leistete er an den D., der stch pünktlich bei ihm einfand, die zweite Rate von 10 Mark. Einige Tage später wurde der Feuerwehrmann von der Uhrenfirma wegen Zahlung der zwei- ten Rate gemahnt, und es stellte fich nunmehr heraus, daß D-, der von seinem Prinzipal zur Einziehung gar nicht ermächtigt gewesen, mst dem Geld« verschwunden war. Die erste Rate Elftes Kapitel. Je mehr sich der Frühling seinem Ende näherte, desto vielseitiger wurden die ländlichen Arbeiten in Felda». Auf den Feldern, den Wiesen und in den WirthschaftSgebäuden herrschte das regste Treiben, ganz im Gegensatz zu dem Herrenhause, in welchem immer noch die alte, trübselige Einförmigkeit herrschte. Da draußen ging eS aber nicht mehr mit der gewohw ten Ruh« und Präzision zu, sondern es hatte sich in letz terer Zeit manche Störung indem Betriebe dieser mächtigen ArbeiiSmaschine eingestellt. AIS Brand daS Gut verlassen hatte, wurde die Ver» waltung einem der Sekretäre übergeben, welcher sich der besonderen Gunst Charlotte's zu erfreuen hatte, und von welchem der Leumund sagte, daß er ein stiller Anbeter der' selben sei; wenn dies der Fall war, so war Herr Härder selbstverständlich ein Mann von der Partei der Amberg'S . Der Prediger Amberg hatte bei diesem Wechsel in der Verwaltung deS Gutes es für eine Pflicht der Verwandt- schaft und Freundschaft gehalten, Herrn Rodenburg unter- stützend zur Seite zu stehen, und er hatte aus diesem Grunde von seiner vorgesetzten Behörde einen längeren Urlaub erbeten und erhalten. Vielleicht rührte diese Be- reitwilligkeit auch daher, daß er es für nöthig hielt, sich zu überzeugen, daß sein künftige» Besitzthum sich jetzt in eben so guter Verwaltung befinde, wie unter Brand. Die Unterstützung Ambergs war in der That nothwendig, denn der alte Herr, welcher bis dahin nur mit Wider- willen sich um die Angelegenheiten seiner Wirthschaft ge- kümmert hatte, ward jetzt alle Augenblicke in Anspruch genommen. Der neue Verwalter war bei seinen Leuten keineswegs beliebt. Alle Augenblicke liefen Klagen ein über Unge- rechtigkeiten, dann wieder Beschwerden über ungerecht« Lohnschmälerungen und dergleichen. Ein Ersparungssystem war eingeführt, welches drohte, die sonst unter leidlichen Verhältnissen lebenden Arbeiter an den Bettelstab zu brin- gen; und alle diese Klagen, Beschwerde» und Bitten sollte Rodenburg anhören und abstellen. hatte D. an seinen Prinzipal abgeliefert. Der in'dieser Wesse geschädigte Feuerivehrmann, welcher demzufolge die 10 Mark verloren hatte, begegnete am Dienstag auf der Schillingsbrücke dem V.. welchen er sofort festnehmen ließ. D- ist vorgestern wegen Betruges, da er dem Käufer fälschlich vorgespiegelt hatte, daß er zur Empfangnahme der Ratenzahlungen von seinem Prinzipal autorifirt gewesen wäre, zur Untersuchungshaft ge» bracht worden. g. Einem Produktenhändler in der Aleranderstraße wurde gegen Ende November vor. Jahres ein Sack mit Trikotabfall' 17 Kilo schwer, im Werthe von 30 M von einem„Arbeiter" Zimmermann zum Kauf angeboten. Da dieser über den Er- werb der Waare unrichtige Angaben machte, wurde Vre Waare polizeilich beschlagnahmt und fie befindet fich noch bei der Behörve in Verwahrung, ohne daß es bis jetzt gelungen ist, den Eigen- thümer derselben zu ermitteln. N. Schlafstellenmarder. Auf eine überraschend plumpe Weise ist am gestrigen Tage bei einer in der Langenstt. 29 wohnenden Frau Griedier ein Schlasstellendiebttabl verübt worden. Bei der Genannten erschienen gestern Mittag zwei anscheinend dem Aibeiterstande angehörige Männer, um eine bisher von einem Herrn T. innegehabte Schlafstelle zu miethen. Während der Verhandlung entfernte fich Frau G. auf einen Augenblick, um in ihrer Küche etwaS nachzusehen und benutzten die Fremden nun diese Gelegenbeit, um einen dem T. gehört- gen Anzug und eine filberne Uhrkette zu eskamotiren. Der Frau Ä-, die von dem Diebstahl erst nach Rückkunft des Be- stohlenen Kunde bekommen, hatten die Unbekannten erklärt, wegen des ZimmerS wiederkommen zu wollen. Die seitens der Behörden eingeleiteten Recherchen hatten bisher noch kein Resultat. N. Von der Feuerwehr überfahren. Ein erheblicher Unglücksfall trug stch heute Nachmittag 4 Uhr vor dem Haufe Neue Jakobstc. 28 zu. In dem Augenblick, als ein dem Ar« beiterstanve angehöriger, zirka 40 jähriges Mann den Fahr- dämm überschreiten wollte, wurde er, da ein Ausweichen un- möglich geworden, von dem Mannschaftswagen der 7. Kam- pagnie umgerissen uud über beide Beine gefahren. Der Ver« unglückte wurde von einem Schutzmann per Droschke nach dem nächsten Polizeirevier geschafft, wo ihm die erste Hilfe zu Thess wurde. g. Den Polizeibehörden ist das Verzeichniß über eine große Anzahl von Dokumenten, Werthsachen ic. zugegangen, welche kürzlich bei einem Einbruch in Stettin gestohlen worden find und deren Ermittelung auch zur Festnahme der Thäter führen dürste. Als gestohlen bei dem Einbruch find gemeldet: 1 Sparkassenbuch der Stettiner Sparkasse über 900 Mark (Nr. 246 255), 1 Ledensvcrficherungspolize der„Teutonia" über 1500 M-, eine zweite der„Germania " über 300 M, 1 Hypothekendokument über 1500 M. auf das Haus Pladrinstraße 7, 2 Einhundert-Marlscheine, 2 Zchnmarkstücke und 25 Ä. Silber- gelv; ferner ein goldenes Medaillon mit Ametyst, 1 Paar goldene Ohrringe mit blauen Steinen, 1 goldener Trauring, gez. W. St. 1881, 1 Herren-Siegelring mit weißem Stein und 1 Damen-Siegelring mit blauem Stein(Ametyst), 1 Ring mit rothen Steinen, 1 goldene Uhrkette mit Schlüffel, 1 goldene Halskette mit runden Schaken, 3 Portemannaies, 1 grüne Börse, 1 Militärpaß und 1 Führungsattest auf Franz Bibel, von der Versuchskompagnie Berlin (75—78), 1 schwarzlederne Briestasche und 1 Quittung über ein wechselseitiges Dokument. Der Gestohlene hat für die Ergreifung des ThälerS und Wiederherbeischaffung des gestohlenen Guts eine Belohnung von 50 M. ausgesetzt._ Gerichts Leitung. Ein Drama a«S dem Dorflebe«. Vor dem Echwm- gericht hiefigen Landgericht II fand gestem eine Verhandlung statt, welche eine große Vö'kerwanderung aus der Umgegend Berlins nach dem Gertchtsgebäude veranlaßt« und den Schwur- gerichtssaal mit überwiegend bäuerlichen Physiognomien füllte. Es handelte stch um die sensationelle Todtschlaasaffaire, welche fich im vergangenen Sommer in dem benachbarten Schönow abgespielt und die Gedrüver Ebel zu einer traurigen Berühmt- Heu gebracht hat. Den Vorfitz führte LandgerichtSrath Hum- bert, als Vertreter der öffentlichen Anklagebehörde fungirte Staatsanwalt Dr. Menge, die Vertheidigung führte Rechtsan- anwalt Max Wronkcr. Die Anklage lautete auf vorsätzliche Tödtung und wiffentliche Beihilfe zur That. Auf der Anklage- bank nahmen drei Hünengestalten Platz: 1) der 33jährige Milchhändler Gustav Friedrich Ebel; 2) der 24 jährige Milchfahrer Karl Ftiedrich Wilhelm Ebel und der 22jährige Wirth- schaftsverwalter Bernh. Ad. Ernst Ebel, von denen nur die beiden Ersten wegen Beleidigung vorbestraft find.— In dem Tanzsaale des Gastwirths Albert Henschel zu Schönow fand am Sonntag, den 17. August vor. Js, Abends, Tanzvergnügen statt, an welchem auch die in der Umgegend ziemlich gefürchteten Gebrüder Ebel und deren Schwager, der Ulan Mickley aus Potsdam , sowie auch der 20jährige Sohn des Gemeindevorstehers und Bauerngutsde- sttzerS Haupt, Albert Haupt, Th-il nahmen. Henschel hatte DaS verbitterte ihm daS Leben noch mehr. Er war deshalb Herrn Amberg sehr dankbar, al» dieser sich erbot, seine Stelle einzunehmen; und so war allen GutSinsassen bekannt gemacht, daß der Arbeiter sich in Fällen persönlicher Angelegen- heften, in denen Emmy's Autorität nicht genügte, nicht an ihren Herrn, sondern an Herrn Prediger Amberg zu wenden habe. Der„aufopfernde Freund" hatte denn auch in dieser Beziehung alle Hände voll zu thun. Es war wahrhaft rührend anzusehen, wie er, welcher sonst an ein so bequeme» Leben gewöhnt war, sich jetzt für seinen Freund Roden- bürg bemühte, mehr wie ein Lohnarbeiter. In einem Zimmer deS zweiten Stocks, sehr nahe an dem Charlotte's, hatte er für sich ein Arbeitszimmer einrichten lassen, mit allen Einrichtungen eines Bureau, und hier saß er den ganzen Tag über de» Büchern des Gut»; hier rechnete und buchte er, hier wog er Einnahmen und Ausgaben ab, bis er endlich ganz genau wußte, wie viel jedes einzelne Stück Land in guten oder schlechten Zeiten einbringt, oder die WirthschaftSkosten betrugen, wie viel sich hier an Arbeitslohn, dort an Vieh oder Geräthschasten ersparen ließe, und so weiter; und je mehr er sich in diese Studien vertiefte, besto vergnügter rieb er sich die Hände. Im Geiste sah er sich und die Seinigen schon al» die reiche Gutsherrschaft von Feldau, denn darüber war er längst mit sich einig, daß er, sobald er die Erbschaft an« getreten habe, sein Amt an den Nagel hängen werde. Mit jedem Tage nahm seine gute Laune zu und die Ver- änderung seiner GemüthSstimmung hätte selbst dem alten Rodenburg auffallen müssen, wenn nicht Charlotte oder Emmy hin und wieder durch eine HiodSpost seine Freude etwas gedämpft hätten. Da« geschah auch heute, als gerade zu einer unge- «öhnlichen Zeit die Letztere hastig zu ihm eintrat. Die Störung war ihm diesmal außerordentlich unangenehm, denn er befand sich gerade bei einer Beschäftigung, bei welcher er nicht gern übenascht worden wäre. (Forssetzunz folgt.)
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