zu erbauende Polizei-PrSstdialgebäude abaeden. Es hat »mchgchends hohe Bcgenfenster und ist mit sauberen Back- steinen verblendet. Die Miether in dem zum Abbruch kommen- den fiüheren Arbeitshause find zwar sämmtlich bereits per 1. Januar d. I. gekündigt, doch tonnte bei einigen derselben der Umzug noch nicht bewirkt werden. Es find dies Miether, welche sehr hohe Miethen zahlen und die seinerzeit mit erheb- lichen Unkosten die Räumlichkeiten des Arbeitshauses zu ihren Zwecken brauchbar gemacht haben, aus diesem Grunde kann auch der Magistrat nicht anders, als mit ihnen nach Thunlichkeit Nachfickt zu üben. Doch wird, wie wir hören, mit dem Abbruch begonnen werden, sobald die Stadtverordneten- Versammlung die Genehmigung zum Aus- gebot der Gebäulichkeiten des alten Arbeitshauses enthielt, be- zichungsweise ein Unternehmer zur Abnahme derselben stch gefunden hat, was bekanntlich in Berlin sozusagen im Hand- umdrehen erfolgt. Pferdebahnen und Post. Auf den Pferdcbahnlinien, welche die Bahnhöfe berühren und gleichzeitig in der Nähe von Postanstalten vorüderfahren, ist seit Jahren die Ein- richtung getroffen, dofi zur schnelleren Beförderung der bezw. Briefsendungen ein Eilbotendienst betrieben wird. Rechts vom Kutscher steht auf der Pferdebahn ein Postbeamter mit einem großen Sack. Von den Postanstalten ausgesendete Boten er- warten an bestimmter Straßenecke den Wagen, reichen ihr die Poststücke enthaltendes Packet dem Beamten hinauf, der es in den großen Sack steckt und ihn auf der Bahn abliefert. Auf manchen Touren wiederholt sich dies Schauspiel 10 bis 12 Mal. Das Reichs-Postamt hat nun durch das ganze Reichs- gebiet Ermittelungen darüber ausstellen lassen, in welchem Um- fange die Pferdebahnen zu Post- und Tclegraphendienstzwecken verwendet werden. Das übrigens interessante Material liegt nun vor und zeigt, daß Berlin in dieser Ausnutzung aller denkbaren Verkehrsmittel durchaus nicht mehr allein steht. Wir ersehen aber daraus, daß die Pferdebahn in Berlin auch noch in anderer als vorstehend erwähnter Weise von der Post benutzt wird. Sie hat eine Anzahl ihrer Briefträger auf der Pferdebahn abonnirt, nicht für die Fahrten zwischen den Wohnungen der Briefträger und deren Postbureau, sondern zur Beförderung der bestellenden Boten auf den Bestellaängen zur schnelleren Erreichung der Reviere. In diesem Dienste werden nach dem„Archiv für Post und Trlegraphie" wöchent- lich in Berlin 5075 Fahrten gemacht, im Telegramm- und Eilbcstelldienst 630 Fahrten und in dem Eingangs beschriebenen Postbesörderungsdrenst(zur Beförderung sogenannter Brief- karrenschlüsse) 1005 Fahrten. Die Zahl der hierbei insgesammt zurückgelegten Kilometer beträgt iährlich 326 924 o?er 43 590 Meilen! Da der Umfang der Erde 5400 Meilen beträgt, so würde die von unseren Postboten zurückgelegte Strecke etwa einer nahezu achtmaligen Reise um die Welt gleich- kommen. dl. Die Kochkunst-Ansstellung in der Philharmonie war nach einer vorläufigen Zusammenstellung im Laufe ihrer vier- tägigen Dauer von rund ca. 25000 Personen besucht worden. Das fich daraus resultirende Entree-Ergebniß dürste inklusive des Garantiefonds gerade hinreichen, um die ziemlich namhaf- ten Unkosten zu decken. Die ausgestellten Küchenerzeugnisse find bereits gestern Abend von den Meisten der Aussteller abgeholt, um an die Armen verschenkt res?, vernichtet zu werden. g. Das Genfer Kreuz, welches fich an den Läden einer Anzahl von geprüften Heilgehülfen befindet und dem bUfe- suchenden Publikum anzeigen soll, daß es hier Rath und Bei- stand erhält, bildet, wie bereits mitgetheilt, seit kurzer Zeit den Gegenstand der Aufmerksamkeit seitens der Polizeivehörde, welche diese Kreuze entfernt wissen will. Die bisher gegen diese Maßnahme beim Kgl. Polizei-Präfidium erhobenen Be- schw-rden scheinen erfolglos zu sein, denn es wird mitgetheilt, daß erst am Sonnabend der in der Prenziauerstr. 3 wohnende Hcilgehülfe C. Köhler durch den Polizei-Revier-Lieutenant auf- gefordert worden ist, das an seinem Ladenschilde befindliche Genfer Kreuz zu entfernen. K., welcher dieses Abzeichen bereits ca. 30 Jahre führt, hat seinerzeit die Heilgehilfen Prüfung abgelegt und bereits in unzähligen Fällen der leiden den Menschheit seine erfolgreichen Dienste geieestet. Auch er wird eine Rekursbeschwerde erheben, ob mit Erfolg, bleibt ab zuwarten. g. Ein geradezu grausames Spiel treibt die diesjährige Winter Witterung mit den Pächtem der Eisbahnen. Immer dann, wenn nach Aufwendung großer Kosten durch Begießen der Bahnen mit Wasser zc. deren Eröffnung für den anderen Tag vorbereitet war, trat ein plötzlicher Umschwung ein und maebte das Eis zu Wasser. So auch wieder am Sonntag. Am Donnerstag, Freitag und Sonnabend hatte es prächtig gefroren, keine Mühe war Tag und Nacht gescheut worden, Alles zum Empfang eines großen Publikums für den Sonntag vorbereitet,— da trat sozusagen in der zwölften Stunde Thauwetter ein und Alles war wieder einmal vergeblich.„I ist fast zum Verzweifeln," hört man die Eisbahnpächter sagen, und diese Verzweiflung wird erklärlich, wenn man bedenlt, daß sie bereits Hunderte, ja in einzelnen Fällen sogar Tau- will ich auch nicht weiter lästig sein.... Haben Sie die Güte, mir die Adresse des Herrn Brand zu sagen." „Ich bedauere sehr," antwortete Emmy ,„Ihnen diese Auskunft nicht geben zu können. Die Adresse des Herrn Brand ist mir unbekannt." Das war nun freilich eine Unwahrheit; aber Emmy hatte sehr rasch kombinirt, daß, wenn sie wirklich einen guten Eindruck auf den Fremden gemacht haben sollte, der- selbe verschwinden würde, wenn er etwa Brand über sie befragte. Sie hatte den gewiß gerechtfertigten Verdacht, daß Brand keine vortheilhafte Auskunft über sie geben würde.———----------- Obwohl Herr Rodenburg durchaus nicht aufgelegt war, Fremde zu empfangen, da ihm Alles zuwider war, was thn au« sich seihst herausriß, und am liebsten mit sich und seinem Gram allein war, so besaß er doch Noblesse genug, um einem Fremden gegenüber die Pflichten der Gastlichkeit zu erfüllen. Charlotte wurde, sobald sie ihm die Meldung gemacht, beauftragt, den Fremden zu bitten, zur Mittags- tafel zu bleiben. Auch Ehrlich ward zu derselben ohne Weiteres eingeladen, und in seiner Gegenwart wollte Roden» bürg den Fremden empfangen. Amberg und seine Nichte begleiteten den Lord in das Besuchszimmer Rodenburg's. Der alte Herr hieß seinen Gast herzlich willkommen und sprach den Wunsch aus, daß ihm der Aufenthalt in Feldau ein recht angenehmer sein möge. „Mr. Rodenburg," sagte der Lord ,„ich habe nicht gewußt, daß Ihre Gesundheit angegriffen ist, ich hgtte sonst sicherlich nicht gewagt, Sie mit meiner Anwesenheit zu belästigen; um so höher aber schätze ich die Freundlich» keit, mit welcher Sie mich aufnehme», und um so mehr davke ich Ihnen für Ihr gütiges Averbieten, mich hier nufhalien zu dürfen, bis ich andere Postpfeide habe, um weiter reisen zu können..... Ohne Zweifel ist Ihnen die Veranlassung meiner Anwesenheit bereits mit- getheilt....« „Man sagte mir," antwortete Rodenburg,„daß Sie .enn Brand hier aufsuchten. Derselbe ist jedoch nicht rehr hier."
sende verausgabt, ohne bisher auck nur einen Nickel vereinnahmt zu baben, weil es zur Eröffnung noch gar nicht gekommen ist. Wie stark es noch in der Nacht zum Sonn- abend und am Tage gefroren hat, bewies die Spree, welche, besonders an dm Stellen mit geringem Strom stark zugefroren war. Das Waffer in der Schleuse am Rothen Schloß war über Nacht gänzlich gefroren und bedeckte eine starke Eisschicht. Am Sonntag Vormittag war aber bereits das Eis bis auf das letzte Stück verschwunden. An der technischen Hochschule studiren im Winter- semester 1885—85 574 immarrikulirte Studenten. Von den Studirenden gehörm dem Auslände(Belgien , Griechenland , Rußland , Italien , Schweden . Amerika , Afrika u. f. w.) an: 82. Hospitanten find zur Zeit 168 vorhanden, so daß die Ge- sammtzahl aller Hörer 887 betragt.— Nach dem Statut der Louis Boissonnet-Stiitung für Architekten und Bauingenieure ist für das Jahr 1885 ein Stipendium von 3000 Mark zum Zweck einer größeren Studienreise, und zwar in diesem Jahre an einen Architekten zu vergeben. Als fachwissenschaftliche Auf- gäbe ist das von der Architelturabtheilung vorgeschlagene Pro- gramm gmehmigt worden:„Die für die Baugeschichte des Mittelalters hochbedeutsame Kirche St. Lorenzo in Maitand soll mit den dazu gehörigen Kapellen S- Eisto, S. Jppolito und S. Aquilino. sowie den Resten des Vorhofes genau auige- messen und gezeichnet werden, um aus'dem gewonnenen Ma- teriale eine kunstgeschichtliche Monographie zu veröffentlichen. Ein traurige« Loos ist es, welchem der über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannte Altgeselle der Berliner Hutmacher, Wilhelm Müller , Landwehrstraße 9 wohnhaft, zum Opfer ge- fallen ist. Müller, welcher bereits 38 Jahre Hutmachergeselle ist und schon seit ca. 20 Jahren an der Spitze der Hutmacher stand, war schon seit einigen Jahren gebrechlich, die Füße vcr- sagten den Dienst, auch war sein Augenlicht sehr schwach, was Wunder, daß er schwer Beschäftigung fand. Ueberall wies man ihn ab, er wäre mit 9—12 Mark Wochenverdienst schon zu- frieden gewesen, da er von der Kasse eine kleine Vergütigung für seine Mühewaltung bekam; aber es wollte ihm nicht mehr gelingen, Arbeit zu erhalten, er wußte es leider zu gut: er war eine verbrauchte Kraft. Trostlos und verzweifelnd brachte er seine Tage zu, bis er am Donnerstag Abend den Entschluß faßte, seinem so überaus trostlosen Arbeiterelend ein Ende zu machen. Er schrieb in seiner Wohnung einen Zettel mit den Worten:„Lebt Alle recht wohl, aus dem Boven findet Ihr meine Leiche." Auf dem Boden nahm er einen vorher gekauf- ten Revolver und erschoß fich. Die gleich darauf nach Hause kommende Ehefrau fand den Zettel, jedoch es getraute fich Nie- wand auf den Boden, bis endlich die herbeigerufene Polizei den leblosen Körper fand. Müller hinterläßt eine Frau und einen erwachsenen Sohn. „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr" scheint die Devise eines Gelvmannes zu sein, wel- cher in der„V. Zig." seinen Kunden die Kleinigkeit von 250 Milliarden Thaler, also 750 000 Millionen Mark, aus Nach- laßmassen, Kirchen-, Staats- und StiftungSkassen zur Verfügung stellt. Was find dagegen alle Schätze des Kiösus, Salomo und aller Rothschilds der Welt? Wenn's nur nicht auch in diesem Falle so ist, wie mit dem alten Neumann, der bekanntlich auch„sieben Häuser und keine Schlafstelle" hatte. Der Prozeß Jahn ist nunmehr in ein weiteres Stadium getreten. Auf Antrag des königlichen Medizinalkollegiums soll nämlich eine sechswöchige Beobachtnng des Angeklagten Gustav Jahn in einer öffentlichen Irrenanstalt erfolgen- Die königliche Staatsanwaltschaft hat daher dieser Tage an den Vertheivigcr des Gustav Jahn , Herrn Rechtsanwalt Dr. Stranz die Verfügung gerichtet, die Ueberführung des Jahn nach der Irrenanstalt von Eorau behufs Vorbereitung des Definitivgutachtens zu veranlassen. g. Auf dem Thurm der Marienkirche am Zieucn Markt scheinen fich seit Kurzem ein paar Stößer häuslich nrederge- lassen zu haben, welche nach Kräften bemüht find, die Tauben- schwärme der dortigen Gegend unausgesetzt zu deunruhigen und eins nach dem andern dieser Thierchen zu erhaschen und zu verspeisen. Diese Jagden in den Lüsten verursachen beson- der? in der Mittagszeit in der Königstraße und der nächsten Umgebung des Neuen Marktes größere Menschenaufläufe und verschwinden diese erst dann, wenn der Stoßer entweder eine Taube mit den Krallen erpackt und fie zum Verzehren nach einem ficheren Wink-l auf den Thurm der Marienkirche ge- schleppt oder er fich nach erfolgtem Operiren ermüdet in sei- nen Schlupfwinkel zurückgezogen hat. Das Schauspiel ist, ob- gleich es zumeist tragisch, d. h. mit dem Tode einer Taube endet, äußerst interessant und fesselnd. Zu bewundern ist oft, mit welcher Geschicklichkeit ein dichter Schwann Tauben bei dem Niederschießen des Stoßeis so zeitig auseinandersttedt. daß der Stoßer die leere Luft durchschneidet. Hat er erst eine Taube von dem Fluae abgebracht, dann verfolgt er nur fie und meisten- theils fällt sie ihm auch zum Opfer. g- Ein Renkontre zwischen mehreren Studenten, welche sämmtlich des Bieres voll gewesen, fand in der Nacht zum Sonntag nahe der Friedrichstraße statt. Hierbei wurde einer derselben, eine Hühnengestalt, von seinen Kommilitonen an „Ich hörte eS bereits! Leider konnte mir Herr Am- berg auch nicht angeben, wo sich der Herr aufhält." „Nicht?" fragte Rodenburg, Amberg ansehend.„Ich dächte, er hätte es Ihnen gesagt, wohin er sich«enden nürde. Sie erfahren aber seine Adresse sicher"— fügte er, an den Lord gewandt, hinzu—„bei meiner Kousine Cor- delia Rodenburg in Wildenhain, sie ist mit Herrn Brand befreundet.— Doch woher kennen Sie meinen ehemaligen Verwalter?" „Ich lernte diesen Herrn in Berlin kennen, und da ich im Spreewalde einen bedeutenden Güterkomplex gekauft habe, so wünschte ich von Herrn Brand zu erfahren, ob er einen zuverlässigen Mann kennt, den ich mit der Verwaltung dieser Güter betrauen kann." „Da würden Sie sich wohl bei Herrn Brand an die unrechte Adresse gewandt haben," bemerkte hier Herr Am- berg mit etwas höhnischem Lächeln. „Wieso?" fragte Killmare. „Ich bezweifle, ob Ihnen Herr Brand einen zuver- lässigen Mann hätte empfehlen können, zumal seine eigene Zuverlässigkeit zweifelhaft ist." „Das ist ein Jrrthum l" widersprach der Lord sehr energisch.„Ich habe den Herrn nur kurze Zeit gesehen, aber seine Person flößt mir volles Vertrauen ein, und eben so viel Zuverlässigkeit bietet mir der Charakter derjenigen Personen, in deren Gesellschaft, ich ihn traf.... Ich hoffe, Herr Rodenburg hat nicht Ursache gehabt, mit seiner Verwaltung unzufrieden zu sein." Rodenberg räusperte sich, ein wenig verlegen, und sagte endlich: 7 „Ich weiß allerdings nur von einem einzigen Um- stand, der mir seine Zuverlässigkeit hätte zweifelhaft er- scheinen lassen können. Im Uebrigen muß ich ihm das Zeugniß eines überaus zuverlässigen, treuen Verwalters ausstellen. Ich habe ihn in den Jahren, während er eine unumschränkte Vollmacht in der Verwaltung meiner Güter hatte, nicht anders kennm gelernt." „Das erwartete ich zu hören, Sir I" „Und ein vortrefflicher Charakter," fügte Ehrlich hinzu. „Ein Mann ohne Falsch und Heuchelei, ein Mann von
Ort und Stelle derartig„abgeführt", daß er stch seine nicht unbedeutenden Wunden im Gestcht in der SanitätSwache in der Markgrafenstraße verbinden lassen mußte. Auch nicht schlecht! a. Zwei unbekannte, etwa 10 Jahre alte Knaben klingel- ten am 30. v. Mts. an der Wohnung eines an der Köpnicker- Blücke wohnenden Hauseigenthümers und üdergabm der die Korridorthür öffnenden Tochter des HauseS einen von dem Pfandleiber Krön, Köpnickerstr. 68, für einen gewissen Plagens ausgestellten Pfandschein, Nr. 16 188, über eine schadhafte filberne Zylinderuhr, sowie eine goldene Damenuhr, auf der Rückseite schwarze Emaille mit Blumen und der Fadriknummer 37095, mit dem Bemerken, daß morgen ein Brief nachfolgen solle, worauf sich die beiden Knaben, welche graue Anzüge trugen und ohne Kopfbedeckung waren, schleunigst ent- fernten. Da der Hauseigenthümer den in Ausficht gestellten Brief nicht erhalten hat, so hat er die Sachen der Kriminal- polizei übergeben, woselbst fie von dem Eigenthümer rekognoSzirl werden können. n. In Betreff de« verschwundenen Vizewirths Hilde- brand, Langestr. 91 wohnhast, haben die weiteren Nach- forschungen ergeben, daß H. aller Wahrscheinlichkeit nach mit den von ihm als Vizewirth eingezogenen Geldern durchgebrannt sei. Alle Recherchen privaterseits und seitens der Behörden haben bisher absolut noch keinen Erfolg gehabt. Der vcr» schwundene H. soll außerdem nicht nur die 3000 M-, sondern auch noch 5000 M., die er vorher in der Lotterie gewonnen. mitgenommen haben. Von dem Besitzer des Hauses, Henn Kaufmann Probst, ist, wie wir weiter hören, die Angelegenheit der Wohnung beantragt worden. Frau H. soll Ende der ver- gangenen Woche ihrem Manne nachgereist sein, angeblich um ihn zu suchen. Ob fich diese Angade bewahrheitet, bleibt abzu« matten. N. Vergiftungsversuch. Ein etwas übertnebenes Ehr- gesühl veranlasse am Sonnabend Abend einen in dem Kalo- nialwaarengeschäst von G- in der Andreasstraße konditioniren- den Handlunge kommis Hugo Sch. einen Selbstmordversuch zur Ausführung zu bringen. Sch. hatte von seinem Chef eine Rüge erhalten, die einen derartigen Eindruck auf ihn gemacht baben muß, daß er in selbstmörderischer Absicht eine Quantität Oleum trank. Noch lebend aber innerlich schwer erkrankt wurde Sch. später aufgefunden und sofort nach dem Städtischen Krankenhaus geschafft, wo sein Zustand als ein beinahe hoff« nungsloser bezeichnet wurde. a. Wegen mehrfacher, in recht durchtriebener Weise ausgeführten Heirathtschwindeleien sind heut dieWtttwen Frau Reitz und Frau Lange zur Untersuchungshast gebracht woiden. Die in ver Nostizstraße wohnende Frau Rertz hatte Anfangs November v. I. in hiesigen Zeltungen annonzirt, daß eine junge Wittwe, heiteren Temperaments, mit einem Vermögen von 60 000 Mark einen Gutsbefitzer, am liebsten einen solchen, der ein Kind habe, Heirathen wolle. Auf diese Annonze meldete stch unter Änderen, ein Gutsbesttzer aus der Mark, welcher auf die Aufforderung der Reitz auf deren Ver- langen, für den Fall des Zustandekommrns der Partie, eine Proviston von 2000 M. versprach und ihr sofort 50 Mk. für ihre angebliche Mühewaltung zahlen mußte. Hierauf wurde ihm die„reiche Braut" in der Person der Frau Lange vorgesteA, welche in der Köpenickerstraße eine niedlich eingerichtete kleine Wohnung hat und von nicht unangenehnrem Aeußern ist. Die Braut gefiel ihm, und auf feinen Vorschlag fuhren mit ihm die beiden Frauen nach seiner Heimatb, um sein Anwesen zu betrachten und fich da über seine persönlichen Verhältnisse zu erkundigen. Diese Erkundigungen ffelen recht günstig aus und Frau Lange, welckie fich bis dahin recht zu'.ückhaltenv be- nommen, gab ihr Jawott und die Verlobung wurve gefeiert. Während Ver VerlobungSzeit kam der Bcäutigam oft nach Berlin , führte beide Frauen nach Vergnügungslakalen und Restaurants und machte ihnen werthvolle Geschenke. Auffällige Umstände regten nach eintom Wochen das Mißtrauen des Bräutigams, und seine Nachforschungen ergaben, daß die „reiche Braut" völlig vermögenslos ist. welch; in Gemeinschaft mit der Reitz heirathslustigc Herren in der erwähnten Weise an fich lockle uud schävigte. a. Einbruch. Vor einigen Tagen wurde in dem Hause Köpnickelstr. 110 a ein Einbruchsdiebstahl in dem daselbst be- findlichen Schlächterladen verübt, wobei die Diebe es nur auf den Inhalt der Ladenlasse abgesehen hatten. Die Diebe ver- schafften fich zu dem Laven dadurch gewaltsam Eingang, daß sie die Füllung der von dem Hausflur zum Laden führenden Thür ausschnitten und die Schlösser der beiden Ladenkassen auestemmten. Sie stahlen das in den Kassen befindliche Wechselgeld im Betrage von 150 M., darunter 2000 Stück Pfennige. Eben soolel Pfennige ließen sie aber zurück, ver- muthlich weil ihnen die Kupfermünzen zu schwer waren. Viel- leicht führt die Verausgabung der gestohlenen Pfennige zur Entdeckung der bis jetzt noch nicht ermittelten Diebe. g- Der in dem zweiten Stockwerk des Hauses Petri- straye 12 wohnende Vergolder W Schulz stürzte fich am Sonnabend Nachmittag gegen'|,3 Uhr aus d-m Vorderfcnster
Herz und Gemüth, das ist Herr Brand, mag man sonst von ihm sagen, was man will." „Ich wußte, daß es so sei," erklärte der Lord ent- schieden.„Daß Herr Brand nicht mehr auf Ihren Gütern ist, ist mir gewissermaßen angenehm zu hören; in diesem Falle werde ich ihm selbst die Verwaltung meiner Güter übergeben; da ich selten dort anwesend bin, so bedarf ich eine« Mannes, genau so, wie Sie Herrn Brand schildern." „Ich würde Ihnen aber doch zu bedenken geben," versuchte Herr Amberg noch einmal,„ob Sie gut daran thun, einem Manne einen solchen Vertrauensposten zu übergeben, der hier das Vertrauen des Herrn Rodenburg so offenbar mißbrauchte." „Sie gehen zu weit, lieber Freund," unterbrach ihn Rodenburg.„Die Sache war ja nicht recht aufgeklärt; e» kann mit dem Lohnbuch ein Jrrthum gewesen sein, vielleicht auch gar eine Verleumdung, vielleicht bin ich zu übereilt verfahren." „Lieber Onkel," nahm Emmy das Wort,„Sie werden doch nicht behaupten, daß wir diese Verleumdung veranlaßt haben?.... Sie haben sich ja von Allem selbst über- zeugt." „Das sage ich nicht, mein Kind," beruhigte sie Roden« bürg,„Du und Dein Onkel Amberg, Ihr habt es vielleicht ganz gut mit mir gemeint.... ES ist ja auch möglich, daß Ihr selbst g-täuscht wurdet. Wir sind zu übereilt verfahren und ich gestehe, daß eS mir hinterher bereit« leid gethan hat, Herrn Brand den Abschied gegeben zu haben .... Seit der Zeit haben fich die Verhältnisse in Feldau völlig umgekehrt. Unzufriedenheit herrscht unter den Ar- bestem, welche sonst mit Freudigkeit an die Arbeit gingen. Wie ich höre, verlassen schon einzelne meiner Leute ihren Wohnsitz, um denselben wo anders zu nehmen und es fehlt hier an Arbeitern. DaS Alles war früher nicht der Fall.... Ich sehe ein, Herr Brand hatte ganz Recht, nicht so sparsam mit den Löhnen zu verfahren, wie Herr Härder e» thut." Amberg erschrak. Woher hatte Rodenburg nur diese Nachricht? (Fortsetzung folgt.)