nmen wir gefchloffen haben? Solche Widersprüche geben gefährliche als eine Art Dogma hingeftellt. Nach solchen Phan: aftereien,

wa

Baffen in die Hand der Sozialdemokraten. Die Sozialdemo wäre ein raten haben nie ihre Stellung verleugnet; find heute noch erer Indiefelben, die sie früher waren. Wenn Herr v. Vollmar in Fabriten München   gesagt hat, zwischen ihm und den National n der Fa iberalen gebe es verwandte Gesichtspunkte, so glaube ungers ich allerdings, wo der Nationalliberalismus blüht, da wächst fe allerdings auch der sozialdemokratische Weizen. Wenn in früheren chränkt w Sigungen hier im Hause behauptet worden ist, die sozial­en, welche demokratischen Abgeordneten feien allein die Vertreter der ich der Arbeiter, so ist das weder thatsächlich noch historisch; schon vor - dieselbe Marr und Lassalle ist in dieser Richtung gearbeitet worden, er der Bunich erinnere an die Gesellenvereine. In Fluß gebracht haben tinder aud die Sozialdemokraten die Reform gleichfalls nicht; auch von er andere uns ist fie angeregt und find Vorschläge gemacht worden, und ung zur Ffür das Unfallgeses haben die Sozialdemokraten nicht einmal em Bundesgestimmt( Abg. Bebel ruft: Weil es uns nicht gut genug Sinne einer war.) Was wir aber auf diesem Gebiete thun, thun wir nicht ungen lomaus Furcht, sondern aus Pflichtgefühl. Alle Parteien find, Alle Parteien find, tur ausnaglaube ich, hier im Hause in gleicher Weise bemüht, den Ar möchte übbeitern zu helfen; die Lage der Arbeiter ist viel zu traurig, in den Sum fte zum Konkurrenzspiel für die Parteien zu machen. Sum Kinder ge Arbeiterschuß, den wir verlangen, gehört vor Allem auch der e nur von Schutz der freien Ausübung des Wahlrechts für die Arbeiter. den tann. Aber das paßt nicht in unsere heutigen Anträge; deshalb reden Se Indus wir davon ein anderes Mal. Wir wollen, und das unter­die allescheidet uns von den Sozialdemokraten, die wirthschaftlichen pensation Schäden beffern und dabei den Grundsatz aufrechterhalten, Uebrigen daß nach dem Gottesgeseß das Eigenthum unantastbar und nden. Afeine Vertheilung eine gerechte ist. Wenn Herr Bebel sagt, Ser Inftru feine Anträge bewegten sich auf dem Boden der bürgerlichen r zirkulirt Ordnung, so find fie doch nur eine Etappe auf dem Wege zur Berwirklichung feiner Pläne.( Abg. Bebel: Ja wohl; nur eine gung zur Etappe!) Wenn immer gesagt wird, die Sozialdemokraten seien verhalt ganz andere Leute geworden, so erinnere ich an das sozial maß diefe Demokratische Wahlflugblatt, wo es hieß, die Konservativen sindustri feien eine Hand voll Krautjunker, die nichts gelernt hätten, als den F etwas Rokiäuscherei und Volteschlagen; die Nationalliberalen Arbeits seien die Partei der politischen Charakteriofigkeit und Heuchelei. Von dem, was noch noch tommt, will ich garnicht reden, das nahmen g ift noch viel schlimmer. r alle ing Darauf antworteten dann aber die Nationalliberalen Blätter" in Hannover   am 10. November, hrt werde Die Wahlen der sozialdemokratischen Abgeordneten seien nicht aft führt bloß zu wünschen, sondern sogar thatkräftig zu unterstüßen. 3 der natio Wenn die Sozialdemokraten in Hannover   noch nicht auf dem großen felben Standpunkt ständen wie die anderen, so sei das noch zu lete. hoffen, seitdem das soziale Königthum proklamirt worden. Ich Wahrheine, zwei Dinge haben in der Sozialdemokratie leinen Platz, Königthum und das Eigenthum. al in der demokraten find Republikaner und müssen es sein. Die Die Sozial Sozialdemokraten streben die Verwandlung der Arbeits­mittel in Eigenthum der Gesellschaft an, ste müssen daher das Eigenthum fonfiszizen bis zum legten Spaten des Landmanns und der legten Nadel des Schneiders. Ihre Kritik der beste henden Verhältnisse hat ja viel Verlockendes, aber in der Aus­führung beruht Ihre Schwäche. Wenn Sie erft an den Klein­en müße befit tommen, da werden Sie sterblich sein, oder es wird eine unden, ziemlich allgemeine Sterblichkeit eintreten. Wenn der Abg. Et einen Bebel behauptet, die Bauern gehören uns, so sage ich darauf itstages ja und nein. Ja, wenn das nicht geschieht, was nothwendig Abg. Lo ist, um den kleinen Grundbesitz vor Expropriation   in Folge nicht au der Ueberlastung durch Steuern und Schulden zu bewahren. ohne die Sm anderen Falle werden Sie gerade am ländlichen Grund­Fortgang befit den stärksten Widerstand baben. Der Mensch liebt das Ibit, daß Eigenthum, er ist für das Eigenthum gleichsam geboren. Wenn ig vorgen daffelbe heute abgeschafft wird, so wird es nach einigen Jah aft

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rit und been wieder Eigrnihümer geben. Die Ausführung Ihres Pro

durch welche das Volk belogen und betrogen wird, muß Klar­heit allerdings nöthig erscheinen, und wir find sehr neugierig, wie das sozialdemokratische Arbeiterschußgesez aussehen wird. Der Normalarbeitstag ist wie das Familienleben eine natüre liche Ordnung, auf deren gefeßliche Sicherung die Regierung durchaus Bedacht nehmen muß. Tausende von Arbeitern folgen den sozialdemokratischen Arbeiterführern, nur weil sie glauben, legtere ständen den Arbeitern nahe; nehmen ste wahr, daß diese den Umsturz planen, so werden fle fich Don ihnen zurückziehen. Es ist ein Segen des Sozialistengesetes, Daß Die müfte Agitation un= möglich gemacht worden ist; die Sozialdemokraten find mag­voll geworden, das haben wir bei den legten Wahlen gesehen. Diejenigen Arbeiter, welche Vaterland und Königthum lieb haben, welche dem internationalen Schwindel abhold sind, von den Umstürzlern loszulösen, ist die Aufgabe unserer Sozial­politit, die gar nicht beffer als durch Ausdehnung der Arbeiter­schutzgesetzgebung vorwäris schreiten tann. Sum 3mede der Herbeiführung eines Normalarbeitstages für die einzelnen Be triebe halten wir aber einen Bericht unserer Fabrifinspektoren über die bezüglichen Verhältnisse einstimmig für nöthig, und dieser Bericht wird viel eher erstattet sein, als die Resultate der Buhlschen Enqueten vorliegen fönnten.

Abg. Grohe( Volkspartei): Bei der vorgerückten Tages­zeit beschränke ich mich auf eine kurze Erklärung. Meine poli tischen Freunde und ich begrüßen es, daß durch Einführung eines Normalarbeitages, sowie Beschränkung der Frauen und Kinderarbeit, eine Befferung in die Arbeiterverhältnisse ges bracht werden soll. Die in Tausenden von Fällen gewiffen­lose Ausbeutung der Arbeitskraft durch Arbeitgeber bedarf einer genauen Begrenzung, damit auf der einen Seite die Gesundheit der Arbeiter nicht länger Noth leidet und auf der anderen Seite der Willkür dieser Arbeit geber ein Biel gesezt wird. Ist es ja schon häuftg genug vorgekommen, daß Arbeiter, die zu ermüdet waren, um dem Befehl ihres Arbeitgebers, längere Tagesschichten zu machen", nachkommen zu können, einfach deshalb fortgejagt wurden. Obgleich wir der Ansicht sind, daß zur Einführung des Normalarbeitstages eine intenationale Berständigung ge­sucht werden sollte, wollen wir die Einführung derselben bei uns deshalb doch nicht dovon abhängig gemacht wissen, sondern wünschen die Einführung in kürzester Frist, soweit natürlicherweise dies in einem einzelnen Staate möglich sein wird. Wir gehen jedoch dabei von der Voraussetzung aus, daß alle Ausnahmen, die sich bei jedem Betrieb ergeben werden, im Voraus bestimmt werden müssen und nicht in jedem einzelnen Falle die Erlaub­

niß der Behörde dazu erwirkt werden muß. Die Beschränkung der Frauen und Kinderarbeit ist eine absolute Nothwendigkeit. Die förperliche Entwickelung der Arbeiterkinder nimmt von Jahr zu Jahr ab; die Folgen dieser anstrengenden Kinderarbeit find an den kränklichen, verfümmerten Gestalten deutlich sichtbar. Ebenso verhält es fich mit den Frauen. Die Thätigkeit der Frau soll auf ihr Haus beschränkt bleiben, bleiben, fie soll ihre Häuslichkeit verstehen, ihre Kinder erziehen und ihrem Manne ein glückliches Familienleben schaffen. Statt deffen ist fie in vielen Fällen gezwungen, selbst mit in Fabriken zu arbeiten, um die nöthigen Mittel zur Führung der Haushaltung aufzubringen. Dies geschieht dann immer auf Kosten der Häuslichkeit, des Familienlebens, ja sehr häufig auf Kosten der Moralität. Dies steht der Arbeiter auch selbst ein, denn wir finden, daß fast auf allen Plägen, auf welchen Der Arbeiter genug verdient, um seine Familie anstän dig ernähren zu tönnen, febr wenig Frauen­und Kinderarbeit stattfindet. Auch aus diesem Grunde wünschen wir baldige Einführung des Normalarbeitstages, so­wie Beschränkung der Frauen und Kinderarbeit, damit die

Ende des Agramms fezt Engel voraus, aber keine Menschen mit Arbeitgeber gezwungen werden, höhere Löhne zu bewilli

Sozialdem

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verschiedener Arbeitskraft, mit Leidenschaften und Ehrgeiz. Hinter Ihnen stehen die Anarchisten, und wenn die fond Sozialdemokratie Recht hat, warum sollen die Anarchisten nicht e Feat Recht haben? An dem Tage, wo die Sozialdemokratie nicht auch ommuni mehr umstürzen tann, sondern aufbauen, regieren und strafen fernet, soll, tritt für sie die Gefahr und Verlegenheit ein. Die Re­fo lange volution, die Sie machen, wird Sie verschlingen, wie alle die Kir Führer von Revolutionen. Die Gefahr, die in der Verbreitung nicht beb ber sozialdemokratischen Lehren liegt, ist groß, denn die 600 000 ehlt, tan oder die Million Sozioldemokraten, die wir haben, sind keine feinen Dottrinäre und feine Philister, die hinter dem Glase Bier raisonniren und sich beschweren, sondern thatkräftige Leute, die h nenne bereit sind, für ihre Swede ihr Leben einzuseßen. Ich kann bei den mich auch dem nicht verschließen, daß die Sozialdemokratie in Sie den die Armee eind ingen wird, wenn sie nicht schon eingedrungen Den 8 ft. Biffernmäßig muß ein Theil der Sozialdemokraten schon he. Das in der Armee gedient haben oder wird in dieselbe eintreten. urch den Ich meine, man thut gut, diesen Dingen Ilar ins Angesicht zu olifen die fehen. Dieser Gefahr muß entgegengewirkt werden, und es Rarimala lann nach meiner Ueberzeugung nur auf chriftlicher Grundlage es Arbeit geschehen. Von diesem Gesichtspuntte aus bitte ich Sie, unsere angler fchei Anträge zu prüfen. Zum Schlusse bitte ich Sie noch, daß Ste nigem eingeben sein mögen des schönen Wortes des großen Pitt: terlandsfagt mir nicht, das Parlament sei ohnmächtig; um Schuß au gewähren, muß das Parlament hoch mächtig sein.( Lebhafter in Baterla n Bentrum Beifall im Zentrum.) wir foll Abg. Stöder( Siegen): Ich halte in theilweisem Ges bei seinen gensatz zum Abg. v. Hertling die Frage des Marimalarbeits­den; es tages für eine der allerwichtigsten in Bezug auf die ganze baben Sozialpolitik; auch aus sozialdemokratischen Kreifen tönt uns e aus ja beständig, nicht bloß während der Wahlagitation die Frage d gewondes Normalarbeitstages entgegen. Wenn unsere Beschäftigung Strömu mit der Arbeitergefeßgebung, wie es doch die Absicht ist, die e Ström Untersuchung der Ansprüche der Arbeitermelt und die Er­le Sosial füllung der berechtigten unter diesen Ansprüchen bezweckt, dann 1 glaubt, müffen wir den Normalarbeitstag in die Mitte der ganzen ammen Feststellung eines Normalarbeitstages allerdings denkbar, aber nur innerhalb der einzelnen Betriebe und nicht ohne Mitwir tung der Fabritgenossenschaften. Ist doch auch in England und der Schweiz   die Arbeiterbewegung erst relativ zur Ruhe iel schärf gefommen, als der Normalarbeitstag in irgend einer Form t natür gefeßlich firit war; auch bei uns wird sie die Forderung nicht er Dentba fahren laffen, und sie wird uns zwingen, uns damit zu be Weiter! häftigen, wir mögen wollen oder nicht. Sonntagsruhe, Bes Bündnis schränkung der Frauen-, Abschaffung der Kinderarbeit, sind Dinge von höchster Bedeutung, aber der Sonntag ist tabe überhaupt kein Arbeitstag, die Arbeit der Frauen ist die Hausarbeit; mit der Frage des Normalarbeitstages ft ge erft treten wir an den Arbeiter und die Werktagsarbeit heran. gefagt Ma Herr Schumacher, der sich in unserem Barlamentsalmanach ift Auto als religionslos" bezeichnet, hat gestern der Sonntagsarbeit t mind solcher Mann in solcher Weise dem Sonntag sein Recht wider­fahren läßt. Herr v. Schorlemer hat sehr zu Unrecht unsere Unfa Stellung zur Sonntagsruhe tritiftrt und in eine Art von Geses Gegensatz zu der des Zentrums gebracht; es find doch sicherlich nicht bloß in den östlichen, sondern auch in den westlichen Brovinzen die Grundbefizer mit der Sonntagsfeier brouillirt! Ebenso sehen wir Konservative die Gefährlichkeit der Sozial­bemokratie gerade so gut ein, wie das Zentrum; und find

er Verftät Distusfion stellen. Für uns Konservative ist die gesetzliche

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e, die denn etwa Wahlbündnisse zwischen Sozialdemokraten und Ben­Der Stir bedauerlich, daß das Arbeiterschußgefeß der sozialdemokratischen ntgegeng bgeordneten uns noch nicht vorliegt; die Herren haben auf

frum nicht geschloffen worden?- Es ist übrigens ungemein

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diesem Gebiete ein sehr großes Schuldkonto. Im ,, Volksstaat" wurde 1872 behauptet, daß die Entwickelung des Volfsstaates zum hatte die Beschränkung der menschlichen Thätigkeit auf den

3 Geset weistündigen Normalarbeitstag führen müßte, und Most perflich Beitraum vom achtzehnten bis zum achtundzwanzigsten Jahre

tive und

Sosialb

gen, m Arbeiter in den Stand zu seßen, seine Familie anständig ernähren zu können. Mit dem Buhlschen An­trage fönnen wir uns nicht befreunden, da durch Annahme desselben die ganze Angelegenheit auf die lange Bant geschoben wird und am Ende dem Arbeiter doch nichts nußen würde, ebenso können wir nicht für den Kropatscheck'schen Antrag stimmen, weil darin ein Normalarbeitstag für jugendliche Arbeiter verlangt wird, ohne die Ausnahmen, die fich in jedem Betriebe ergeben wer den, zu berücksichtigen. Wir stehen deshalb auf dem Stand­punkt des Hertlingschen Antrages und werden dementsprechend auch stimmen.

Darauf wird die weitere Debatte um 5% Uhr bis Freis tags auf der Tagesordnung. tag 1 Uhr vertagt. Außerdem steht noch der Etat des Reichs­

Herrenhaus.

1. Sigung vom 15. Januar 1885, 1 Uhr. Am Regierungstische: Ministerpräsident Fürst von Bismarck  , Friedberg.

Das Mitglied des Hauses Herzog von Ratibor  übernimmt als Präsident der vorangegangenen Seffion, auf Grund des§ 1 der Geschäftsordnung, den Vorfis, eröffnet die Sigung mit einem dreimaligen Hoch auf den Kaiser, und beruft zu provisorischen Schriftführern die Herren Theune, v. d. Osten, v. Wiedebach und v. Lotichius.

In das Haus find neu berufen die Herren Kammer­gerichts Präftdent Dehlschläger, General Graf Neid­hardt v. Gneisenau, Graf Eulenburg- Praffen, Dreßler, v. Katte, v. Reinersdorf, Frhr. v. Wendt, Graf v. Nedern.

Der Namensaufruf ergiebt die Anwesenheit von 99 Mit gliedern; da zur Beschlußfähigkeit nach der Geschäftsordnung bie Minimalzahl von 60 erforderlich ist, so kann sofort in die Erledigung der Geschäfte eingetreten werden.

Auf der Tagesordnung steht die Konstituirung des Hauses; v. Kleist Reta w schlägt vor, zum ersten Präsidenten den Herzog von Ratibor und zum ersten Vize- Präsidenten den Grafen von Arnim- Boizenburg per Aftlamation zu wählen; v. Bernuth schließt sich diesem Vorschlag an, bittet aber, auch Herrn Geh. Juftigrath Dr. Befeler per Attlamation zum zweiten Vize- Präftoenten zu wählen.

v. Kleist Rebow: Dem legteren Vorschlage des Herrn v. Bernuth widerspreche ich.

v. Bernuth: Da mir von jener Seite das Entgegen Tommen nicht bewiesen worden ist, so widerspreche ich auch der Attlamationswahl der beiden ersten Präsidenten.

Es muß nunmehr die Wahl durch Stimmzettel erfolgen. Bei dem Wahlgange für den ersten Präsidenten werden 101 Stimmzettel abgegeben; es fallen auf den Herzog v. Ratibor   95 Stimmen, fe eine auf Herzog v. Ujest  , Graf Brühl  , v; Tettau  , Graf Arnim Boizen burg  ; 2 Stimmzettel find ungültig.

Herzog v. Ratibor  : Ich nehme die auf mich ge fallene Wahl mit Dank an und werde mich bemühen, auch Diesmal das in mich gesette Vertrauen zu rechtfertigen. Ich bitte nur, die mir wiederholt bewiesene Nachtcht und Unter­stügung Ihrerseits mir auch in dieser Session gewähren zu wollen.

Bum ersten Vizepräsidenten wird Graf von Arnim- Boizenburg mit 89 von 101 Stimmen gewählt; 9 Stimmen fallen auf Graf Brühl  , 1 auf v. Tettau  , 2 Bettel find unbeschrieben. Graf v. Arnim nimmt die Wahl mit aufrichtigstem Danke an.

Bei der Wahl zum zweiten Vizepräsidenten werben 101 Stimmzettel abgegeben; Prof. Dr. Beseler er hält 55, v. Tettau   27, Graf Brühl 17, Fthr. v. Lands­ berg  - Steinfurt   1 Stimme; 1 Bettel ist unbeschrieben. Prof. Beseler nimmt die Wahl an.

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Su Schriftführern wählt das Haus auf Vorschlag des Herrn v. Tettau   die Herren Dieße, 2otichius, v. Neumann, v. d. Often, v. Schöning, Theune, v. Wiedebach und Graf v. Bieten- Schwerin per Afflamation.

Schluß 3 Uhr. Nächste Sigung Freitag 2 Uhr.( Ge schäftliche Mittheilungen; Wahl eines Mitgliedes der Staatss schuldenkommission.)

Abgeordnetenhaus.

1. Sigung vom 15. Januar.

Uhr. Am Ministertische v. Buttkamer. Das Haus ist gut befeßt, der Abg. Dr. Loewe( Bochum  ) ist auf seinem Play.

Als Präsident der früheren Session übernimmt Herr v. Köller der Geschäftsordnung gemäß den Vorfiz mit folgen­den Worten: Laffen Sie es unser erstes Geschäft sein, von der Treue und Ergebenheit Beugniß abzulegen, von der die Verhandlungen dieses Hauses stets getragen sind und, so Gott  will, immer getragen sein sollen: Se. Majestät der deutsche Kaiser, König von Preußen lebe hoch!( Die Anwesenden stimmen dreimal begeistert in den Ruf ein.)

Bu provisorischen Schriftführern werden die Abgg. Boht, Sachse, Graf Schmifing- Kerßenbrock und Vopelius berufen. In das Haus sind bereits 284 Mitglieder eingetreten, dasselbe ist also beschlußfähig. Die Ausloosung der Mitglieder in die Abtheilungen wird vom Büreau nach der Sigung vollzogen, und die Konstituirung der Abtheilungen morgen vor der Plenars fizung erfolgen.

Schluß 14 Uhr. Nächste Sigung Freitag 12 Uhr. ( Wahl des Präsidenten und Schriftführer.)

Lokales.

Das ist das Werliner Leben, wie es weint und lacht wer denkt nicht an jenen unsterblichen Vers, wenn er den folgenden Bericht liest, den wir einem gestrigen Abendblatte entnehmen: 8wei Studenten hatten sich vor etlichen Wochen im Brälaten" einen kleinen Affen gekauft und gingen mit demselben in später Abendstunde seelenvergnügt nach Hause. In der Landsbergerstraße trafen fte zwei Damen und ,, ulften" dieselben an. Da näherten fich aber zwei Herren, welche in einiger Entfernung hinter den Damen bergingen und stellten die Studiosen wegen ihres Benehmens zur Rede; es entstand ein Wortwechsel, der sogar zu einer veritablen Schlägerei auße artete, indem fich die Streitenden gegenseitig mit Stöcken und

Schirmen traktitten. Bald erschienen mehrere Schußleute und fiftirten die Kämpfer. Auf dem Polizeibureau stellte es fich heraus, daß die beiden Herren, welche die Damen von der läftigen Gesellschaft befreien wollten, deren Ehemänner waren. Die Polizeibehörde hatte nun gegen die Studenten wegen groben Unfugs durch Mandat eine Haft von je sechs Wochen verhängt, wogegen aber die richterliche Entscheidung beantragt wurde. In der heute vor dem Schöffen

gericht beim hiesigen Amtsgericht I stattgefundenen Ver handlung nahmen sich die Rechtsanwälte Sello und Binner ihrer Klienten sehr warm an und wiesen darauf hin, Daß die ganze Zukunft derselben vernichtet würde, wenn die Haftstrafe bestätigt würde. Das Schöffengericht faßte auch die Affaire milder auf und erkannte nur auf eine Geldstrafe von 15 beziehungsweise 10 Mart. Ganz entschieden hatte die Bos lizeibehörde mit ihrem Strafmandat vollkommen Recht, und uns erscheint die Milde des Schöffengerichts in diesem Falle recht übel angebracht. Wenn sich gebildete junge Leute einen ,, fleinen Affen faufen," wie es in dem Bericht heißt, so sollten fte erst recht für die Folgen deffelben verantwortlich gemacht werden, denn es ist durchaus unerfindlich, weshalb gerade Studenten mehr berechtigt sein sollten, fich Affen zu faufen," als junge Leute anderer Stände. Ob fernerhin eine Geldstrafe von 15 bezw. 10 Mart eine genügende Buße für das Anulken" anständiger Frauen ist, laffen wir dahingestellt. Soviel aber ist sicher, daß, wenn ein paar Arbeiter sich einen ähnlichen Schers" geleistet hätten, der kleine Affe" fich in finnlose Betrunkenheit und das Anulken" fich in rohes An­rempein verwandelt hätten.

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t. Das Wachsthum Berlins  . Wenn auch zur Zeit von einem Wohnungsmangel in Berlin   noch kaum die Rede sein tann, so muß ein solcher doch bei fortdauernden gleichen Verhältnissen in nicht zu ferner Zeit über Berlin   hereinbrechen. Seit 25 Jahren hat sich die Bevölkerungsdichtigkeit, wie die Statistik nachweist, mehr als verdoppelt, indem der für den Einzelnen vorhanden gewesene Raum von 121 auf 53% Qua dratmeter zusammengeschrumpft ist. Noch im Jahre 1875 waren Häuser mit weniger als 50 Personen bedeutend in der Ueberzahl, iegt sind sie weit unter die Hälfte des Gesammts bestandes herabgegangen. Die Durchschnitts Bewohnerzahl eines Hauses beträgt jest 60-61. Die Zunahme der bebauten Grundstücke in den letzten 12 Jahren, bis 1. Oktober 1884, bea tzug nach statistischen Aufzeichnungen zusammen 4910, welche bei der durchschnittlichen Einwohnerzahl von 60 per Haus Raum für 294 600 Personen schuf, schuf, wäh rend die Bevölkerung innerhalb der gleichen Zeit um 497 765 zunahm. Das Mehr der Bevölkerungszunahme von 103 165 hätte nach dem obigen Durchschnitte eine weitere Zunahme von bebauten Grundstücken um 1710 aufgewogen. Diese Bahlen beweisen, daß die Bau hätigkeit mit der Bevölke rungszunahme nicht gleichen Schritt gehalten hat und daß in Folge der Zunahme der Bevölkerung und des naturgemäßen Strebens, dem dichten Busammenwohnen nach Möglichkeit zu entgehen, an Selle der jegt noch immer leerstehenden Woh nungen in nicht allzuferner Zeit ein Wohnungsmangel treten wird. In demselben Verhältnisse, in welchem sich Berlin   dem selben nähert, müssen auch die Wohnungsmiethen fich erhöhen, und diese fortschreitende Steigerung beweisen schon jetzt ebens falls die statistischen Aufzeichnungen

Reporterphantasien. Nach einer vor einigen Tagen in den Beitungen enthaltenen Nachricht sollte ein junger feinges fleideter Mann, welcher in den Nachtstunden des 7. d. Mts. ,, bezecht" über den Blaz gegangen und dort jungen Damen gegenüber Allotria getrieben, ein schreckliches Ende gefunden haben, indem er von einem Wagen überfahren und sofort getödtet worden sei. Der Kopf sollte beinahe vom Rumpf getrennt gewesen und die Leiche nach der Morgue geschafft worden sein. Der ganze Vorfall ist erdichtet. An dem be zeichneten Tage ist in jener Gegend Niemand überfahren

worden.

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Ein betrügerischer Kanarienvogelhändler treibt hier seit einigen Tagen sein Unwesen. Am Montag früh trat der selbe in die im Hause Landsbergeeftr. 32 belegene Werkstatt, und bot Kanarienhähne zum Kauf an. Er offerirte diefelben zum Preise von 4 und 5 Mart. Einer der in der Werkstatt beschäftigten Arbeiter kaufte einen Vogel zum Preise von 3 Mart. Der Händler erklärte nunmehr, daß er noch einen Hahn zur Probe balaffen wolle, wenn man ihm eine Mart an zahlen würde. Er wollte sich dann den reftirenden Betrag in orei Wochen abholen. Man ging auf diesen Handel ein, und der Vogelhändler entfernte fich mit dem Gelde. Nach kaum zwei Stunden starb jedoch der eine Vogel und kurz darauf der andere. Der Händler hatte seine Adresse angegeben, das nach wohnte er im Gasthof zum Grünen Baum" in der Krausenstraße. Hier logirte er jedoch nicht, ebensowenig im Gasthof zur Goldenen Traube," wo, wie die Geschädigten in Erfahrung brachten, ein Vogelhändler abgestiegen sein sollte. Die Händler tommen gewöhnlich zu zweien, der Eine trägt den großen Kasten mit hunderten von Vögeln. Der Andere, der das eigentliche Geschäft macht, ist mittelgroß, kräftig ge

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