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Ur. 254.

Erscheint täglich außer Montags. Abonnements= Preis pränum.: Vierteljährlich 3,30 Mt., monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. fret ins Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg., Sonntags: Nummer mit illustrirter Sonntags- Beilage Die Neue Welt" 10 Pfg. Poft- Abonnement: 3,30 mt. pro Quartal. Unter Kreuzband für Deutschland   u. Desterreich Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland

3 Mart pro Monat. Eingetragen

in der Post Beitungs- Preisliste

für 1896 unter Nr. 7277.

Vorwärts

Jahrg. 13.

Infertions Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Bereins: und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inferate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in ber Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Fest­tagen bis 9 Uhr vormittags geöffnet. Fernsprecher: Rmt 1, nr. 1508. Telegramm Adresse: " Sozialdemokrat Berlin".

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Abonnements- Einladung.

Donnerstag, den 29. Oktober 1896. Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3:

[ vereine gerichtet angesehen worden, obgleich diese| ficher nicht als großtapitalistische Vereinigungen Mit dem 1. November eröffnen wir ein neues Abonne- angesehen werden können; sie sind vielmehr ihrer Natur nach gegen die Kapitalisten und die kapitalistischen   Ver­ment auf den einigungen gerichtet. Aber sie sind gefürchtet und gehaßt, weil sie kleinbürgerlichen die Krämern Kunden entziehen; und daß sie vorzugsweise aus Arbeitern bestehen, zum theil sogar aus sozialdemokratischen Arbeitern, ist ein Grund mehr, sie zu hassen.

Vorwärks"

mit der illustrirten Sonntags- Beilage

" Die Neue Welt".

Für Berlin   nehmen sämmtliche Zeitungsspediteure so­wie unsere Expedition, Beuthstr. 3, Bestellungen ent­gegen zum monatlichen Preise von

1 Mark 10 Pfennige frei ins Haus. Für außerhalb nehmen sämmtliche Postanstalten Abonne­ments zum Preise von 2,20 M. für die Monate November- Dezember entgegen.( Eingetragen in der Post- Beitungsliste für 1896 unter Nummer 7277.)

Man sieht in diesen Konsumvereinen eine Organisation, die geeignet erscheint, weil sie so und so viel Krämern das Leben erschwert oder unmöglich macht, die soziale Ordnung der Dinge zu untergraben, und das ist Grund genug, ihnen das Leben so fauer als möglich zu machen, ja ihnen die Lebensfähigkeit zu unterbinden.

obwohl, da sie keinen selbständigen Gewerbebetrieb dar stellen, durch ihre Errichtung die( im Originale steht: der d. h.) Gemeinde Mitgliedschaft nicht begründet wird;

2. daß Gewerbebetriebe auf grund von§ 7 Biffer 6 der Gewerbe Ordnung mit einer besonderen Gemeinde­Gewerbesteuer, außer ihrer Heranziehung zu den gewöhn lichen Gemeinde- Anlagen, belegt werden können. Bu 2 ist auf das Beispiel der an manchen Orten bereits bestehenden Schankgewerbe Steuer hingewiesen worden. Eine solche befondere Gewerbesteuer würde mit aufsichtsbehörd licher Genehmigung auch auf jeden anderen Erwerbszweig gelegt werden können.

Inwieweit von diesen gesetzlichen Befugnissen von seiten der einzelnen Gemeinden Gebrauch zu machen sei, wird sich zunächst nach den örtlichen Verhältnissen zu richten haben.

werden sollen.

Was insbesondere die Anwendung auf Konsumvereine betrifft, so hat sie zwar der erwähnte Deputationsbericht teines­Früher hat man Jahrzehnte lang den Arbeitern die wegs ausschließlich oder auch nur vorzugsweise im Auge Bildung von Konsumvereinen als ein auf Selbsthilfe be- gehabt, im Gegentheil ist von dem Vorsitzenden der Deputation ruhendes soziales Heilmittel empfohlen, und zur Zeit in den späteren Verhandlungen der II. Stammer ausdrücklich des Kampfes zwischen Schulze- Delißsch und Laffalle galten die ausgesprochen worden, daß eine befondere Besteuerung Redaktion und Expedition des ,, Vorwärts". Konsumvereine sogar als soziales Allheilmittel, das des gerade der konsumvereine nicht habe empfohlen halb von Lassalle und seinen Anhängern verspottet und Im übrigen scheint aber doch gerade die verhöhnt wurde. Heute aber sehen dieselben Mächte und konturrenz der Konsumvereine von den betroffenen Der Vernichtungsfeldzug gegen Gesellschaftsschichten, die einst glücklich gewesen wären, Gewerbetreibenden am meisten empfunden zu werden, und be hätten Arbeiter Konsumvereine gegründet, in diesen selben sonders im hiesigen Bezirk, in dem der bedeutendste Konsum die Konsumvereine in Sachlen. Bereinigungen eine Gefahr für den Bestand der bürger- verein des Landes ſeinen Siz hat, dürfte sie über­Der Vorwärts" hat in seiner Nr. 248 den Erlaß lichen Gesellschaft und bekämpfen sie deshalb. Mit wiegend in Frage kommen. Jedenfalls sind die obigen Rechtsgrunds veröffentlicht, welchen das sächsische Ministerium des Innern welchem Raffinement man dabei zu Werke geht, fäße auf Konsumvereine nicht minder anwend. unter dem 12. Mai d. J. an die Kreishauptmannschaften zeigt der nachstehende Erlaß der Amtshauptmann bar als auf Betriebe anderer Unternehmer. erließ und in welchem es diesen klar machte, daß gegen fchaft zu Zwickau  , die, gestützt auf den Erlaß des Bei der besonderen Besteuerung solcher Vereinigungen würde eine besondere Besteuerung der großkapitalistischen Ver- Ministeriums des Innern, diesem die entsprechende Inter  - nach Ansicht der Amishauptmannschaft zunächst zu prüfen sein, einigungen und deren Filialen auf dem Gebiete des Detail- pretation giebt und wo der Erlaß des Ministeriums nur inwieweit etwa eine scheinbare Minderung des Reingewinnes, handels mit gewiffen Waarengattungen teine gefeßlichen Be- dunkle Andeutungen nacht, offen ausspricht, was gegen die der wohl in den meisten Orten schon durch die gewöhnliche deuten beständen. Das Ministerium bezog sich dabei auf die Konsumvereine geschehen soll. Besteuerung getroffen wird, dadurch eintritt, daß der Gewinn den Mitgliedern unmittelbar Verhandlungen des sächsischen Landtags im verflossenen Der Erlaß der Zwickauer   Amtshauptmannschaft, den durch niedrige Waarenpreise zugeführt wird, Frühjahr, in dem ein solcher Antrag gestellt und angenommen uns eine befreundete Hand in Abschrift auf den Redaktions also in der Jahresbilanz gar nicht zur wurde. Der Zweck des ministeriellen Erlaffes war, die Ge- tisch legte, lautet: Erscheinung tommt. Insofern dürfte eine Sonder meinden darauf aufmerksam zu machen, fie gewissermaßen Die königliche Amtshauptmannschaft fertigt Ihnen hiermit besteuerung schon aus dem Gesichtspunkte der steuer­anzureizen', im Sinne jener Verhandlungen mit der Abschrift einer Verordnung des königlichen Ministeriums des lichen Gleichmäßigkeit zu rechtfertigen sein. Darüber Besteuerung vorzugehen. Daß die Gemeinden bei solchen Innern vom 12. Mai dieses Jahres zu, welche den Schuß hinaus kommt die Sonderbesteuerung aus dem rein volkswirth­Maßregeln hauptsächlich die Konsumvereine ins Auge fassen bes gewerblichen Mittelstandes durch eine beschaftlichen Grunde der Erhaltung eines Standes sollten, ist in der Ministerialverordnung direkt nirgends er- fondere Besteuerung von Filialen und großleistungsfähiger Kleingewerbetreibender in wähnt, obgleich die Feindschaft gegen die Konsumvereine ta pitalistischen Vereinigungen auf dem Ge- Frage. eines der Hauptmotive war, die zu jenem Besteuerungsantrag biete des Detailhandels   betrifft. im sächsischen Landtag führten und dies auch offen aus­gesprochen wurde.

Nichtsdestoweniger ist die ministerielle Verordnung von allen Seiten im Volke und, wie sich zeigen wird, auch Don den Unterbehörden im Lande als hauptsächlich, ja als ausschließlich gegen die Konsum­

Rienzi.

106] Der letzte der römischen Volkstribunen. Roman von Edward Lytton Bulwer  .

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Und

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Als geeigneter Maßstab für die besondere Besteuerung dürfte sich wohl in den meisten Fällen nur der Umsatz, der Gesammts preis der in einem Jahre oder im Durchschnitt mehrerer Jahre bezogenen oder verkauften Waaren bieten; bei der Bestimmung, welche Steuer von einer gewissen Umsagmenge zu entrichten wäre, würde Rücksicht auf den Nutzen zu nehmen sein, den gut geleitete Geschäfte beim Kleinhandel mit der betreffenden Waaren­gattung durchschnittlich zu erzielen pflegen. Progression der auch meine früheren Glücksmittel, so unberühmt mein früherer Name war! Euch, o König! bitte ich um Schutz und um Gerechtigkeit!" Eine kühne Rede," sagte Giacomo, Du wirst wohl etwas übertreiben." Nicht im geringsten; die Worte wurden durch den Schreiber des Kaisers niedergeschrieben, und jeder Römer, der sie einmal hörte, weiß sie auswendig; einst war jeder Römer einem Könige gleich, und Rienzi   behauptete unsere Würde, wie seine eigene."

"

In dem Berichte der Beschwerde- und Petitions  - Deputation der II. Kammer Nr. 180, auf den in dieser Verordnung bezug genommen ist, ist ausgesprochen, 1. daß die Beitragspflicht zu den Gemeindelaften in bezug auf Filialen auswärtiger gewerblicher Unternehmungen nicht von der Gemeinde Mitgliedschaft abhängig ist, daß also solche Filialen anlagenpflichtig gemacht werden können, liens, und ihn selbst mit einer silbernen Krone als den König von Rom   und von ganz Italien   weihen werde?") ,,, still," unterbrach ihn Angelo ungeduldig, höre Als der muntere Zug langsam vorübergeritten war mich an, und ich will Dir die Sache genau erklären." Als und um die Ecke der Straße verschwand, als fröhliches der Tribun" hier hielt Angelo inne, sab sich im Zimmer Gelächter und das Trampeln der Pferde in der Ent- um, und fuhr darauf mit glühender Wange und er fernung nur noch gehört wurde, zog ein grauer maffiver hobener Stimme fort: ja, der Tribun, er war es, Thurm von der festen Bauart des elften Jahrhunderts die und er wird es wieder sein. Als der Tribun also Blicke der Pagen auf sich. Die düstern Mauern wurden das letzte Mal Rom   verließ( Du weißt, daß er nach nur hier und da durch Schießscharten und schmale Deffnungen, seinem Sturz verkleidet dem Jubiläum beiwohnte), reiste er Giacomo, der gerne Streitigkeiten vermied, kannte die welche die Stellen der Fenster vertraten, unterbrochen, und in der Tracht eines Pilgers über Berge und durch Wälder, schwache Seite seines Freundes, und wenn er auch in seinem es war dieses ein schneidender Gegensatz zu dem lebendigen bei Tage und bei Nacht, dem Regen und den Stürmen aus Herzen die Römer für ein eben so unruhiges Gesindel hielt, Treiben umher, zu den glänzenden Kaufmannsläden in der gesezt, in den Höhlen sein Obdach suchender, von dem als man es in ganz Italien   finden konnte, sagte er doch Straße, und dem muntern Buge, ber soeben vorbei- man behauptete, er sei das Schooßkind des Luxus gewesen. nur, indem er sich eine Feder vom Mantel blies, geritten war. Diesen Gegensatz schienen die jungen Endlich in Böhmen   angelangt, erhielt er durch Bermittelung in etwas ungeduldigem Tone: Nun, weiter, entließ ihn Leute unwillkürlich zu fühlen; sie zogen sich zurück und eines in Prag   wohnenden Florentiners eine Audienz bei der Kaiser?" sahen einander an. dem Kaiser Karl." " Reineswegs; Rarl fand Gefallen an seinem Benehmen Das ist ein kluger Mann, der Kaiser," sagte Gia- und an feinem Geist und nahm ihn gastfreundschaftlich como  , aber geizig genug dabei. Er betreibt die Erobe- auf. Er blieb einige Zeit in Prag   und setzte alle Ge rungen, wie einen Handel, und geht nach Lorbeern auf lehrte durch seine Kenntnisse und seine Beredtsamkeit in den Markt, wie mein Bruder, der unter ihm diente, zu Erstaunen." Aber wenn er in Prag   so geehrt wurde, wie tam er fagen pflegte." Ich habe aber auch gehört, daß er den Gelehrten sehr denn als Gefangener nach Avignon  ?" gewogen ist, dabei lebt er mäßig und enthaltsam, und in" Giacomo," sagte Angelo nachdenkend, es giebt Männer, " Erzähle mir doch etwas von jenem seltsamen Mann," Stalien sezt man noch große Hoffnungen auf ihn! Also die wir selten verstehen und nie ergründen können. Und fagte Giacomo, indem er sich wieder an den Tisch sezte. Hienzi trat vor den Kaiser. Wißt, großer Fürst, sagte er, ich habe bemerkt, daß solche Männer besonders ein über­" Du bist ein Römer und mußt es wissen." daß ich jener Rienzi bin, dem es der Allmächtige gewährte, großes Butrauen auf ihr eigenes Glück oder auf ihre " Ja," erwiderte Angelo, sich ein Ansehen gebend, ich Rom   in Frieden, mit Gerechtigkeit und nach seinen alten eigenen günftigen Kräfte setzen. Dadurch veranlaßt, bin ein Römer, und ich wäre meiner Geburt unwürdig, Freiheiten zu regieren. Ich trat den Gewaltthätigkeiten stürzen sie sich mit scheinbarer Tollkühnheit in die Gefahr, wenn ich nicht schon jetzt wüßte, welche Ehre dem Namen des Adels entgegen, ich stellte Gesetzlichkeit und Ordnung und erheben sich von dieser zur Größe, oder sie versinken Cola di Rienzi   gebührt. wieder her. Die Mächtigen verfolgten mich, Neid und Haß zurück in die Dunkelheit. So war es mit Rienzi  ; da

" Ich weiß, woran Du jetzt denkst, Giacomo; Du denkst, baß jener Thurm eine traurige Wohnung ist?"

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Und ich danke meinem Geschick, daß es mich nicht hoch genug stellte, um einen so großen Käfig dereinst auch fürchten zu dürfen," erwiderte Giacomo.

"

Doch es bewohnt ihn jetzt ein Mann," bemerkte Angelo, der von Geburt nicht vornehmer ist, als wir."

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Aber Deine Mit- Römer sollen ihn ja fast gesteinigt entrissen mir die Regierung. So erhaben Ihr jetzt seid, er der leeren Höflichkeiten eben so überdrüssig war, als haben", murmelte Giacomo. Die Ehre scheint mehr Schläge so daniedergebeugt ich bin, so habe auch ich ein Szepter der Rolle des Pedanten, um so mehr, da er schon die als Geld einzubringen. Kannst Du mir fagen", fuhr der getragen und hätte eine Krone tragen können. Wißt ferner, des Herrschers gespielt hatte, so verließ er freiwillig, Bage im lauteren Tone fort, kannst Du mir sagen, ob es baß ich, wenn auch nicht auf legitimem Wege, mit Euch( obgleich andere behaupten wollen, Start habe ihn dem wahr ist, daß Rienzi   zu Prag   vor dem Kaiser erschienen verwandt bin; mein Vater war der Sohn Heinrich VII  **), päpstlichen Legaten ausgeliefert) den Hof des Kaisers und ift, und ihm prophezeit hat, der vorige Papst und alle Deutscher Könige Blut rollt in meinen Adern, so beschränkt begab sich ohne Waffen, ohne Geld auf den Weg nach Rardinäle würden ermordet, und ein neuer italienischer Bapft gewählt werden, der den Kaiser mit einer goldenen Krone als den Beherrscher Siziliens  , Calabriens und Apu­

Avignon!"

*) Eine absurde, durch gewisse Historiker verbreitete Fabel. ** Der Oheim des Kaisers Karl.

"

Welcher Unsinn!"

( Fortfehung folgt.)