3.

verurtheill

tanten un

e gerechter Mitteln Strilenber

ärts" biel in welche Unterricht Unterrichts zu Anfang

Kirche refp Dieselbe zu

auf die iffe. Leide maliger Be

Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 32.

Sonnabend, den 7. Februar 1885.

Die Aussichtslosigkeit der Sozialdemokratie. I die Berathung des Antrages des Reichskanzlers, betreffend den

I.

Die drei Briefe an einen Staatsmann, welche der frübere

t. Es wird ofterreichische Handelsminister Schäffle unter diesem Titel

... g veröffentlicht, find nach mehreren Seiten eine Merkwürdigkeit. en Daburd Merkwürdig ist es einmal, daß man die Sozialdemokratie füllen foll gerade jest tobotsagt, nachdem sie bei den Wahlen so über­It, die Na raschende Lebenszeichen von fich gegeben hat. Merkwürdig ist ers berlid aber auch, daß der neue kritische Vernichter des Sozialismus 3 praktische derfelbe Schriftsteller und Gelehrte ist, dessen Quintessenz" Der Reich viel zur richtigen Würdigung und zur Verbreitung des elbe für Sozialismus beigetragen hat und deshalb auch eine Beit lang em goal auf dem Index des Ausnahmegefeßes ftand.

ein Brio

It.

-

tifche

Dom

Man hat Schäffle früher einen großen Antheil an der 1. Went eutschen Arbeiterverficherungsgesetzgebung zugeschrieben, Das geine neuesten Auslaffungen beweisen aber, daß sein Rath fein, Darchaus nicht maßgebend gewesen ist, und daß wichtige fungsgrundzüge der Kranten- und Unfallversicherung von ihm miß­Hilligt werden. Auf die deutschen leitenden Kreisen hat Schäffle richtege allem Anschein nach gar keinen Einfluß mehr. bie Behauptung ist enschieden falsch, daß Schäffle der ökonomische Rathgeber der österreichischen Ronservativen sei und daß ver diedene Entwürfe auf seine Anregung zurückführten. Die öfter­fchränkt, wenn auch nicht so beschränkt wie die preußischen Scheinen vielfach drei Kreuze zu machen, wenn sie von Schäffle hören; jedenfalls haben sie nicht die nöthige Zeit und das obenthige Verständniß, die etwas schwer verdaulichen Schriften

verbinde Inwiffen

-

Und auch

per nicht teichischen Konservativen in ihren Kenntnissen ziemlich be

Gefeslun Der Befe

berfel

8 vo

Orientin

Se wid dres ehmaligen Kollegen zu lesen. Die bitteren Aeußerungen

B. bei be

- f. w.

hsler

n Donn

11 Uhr

ur für

welche

in

Die

gebe

en erb

rbell

A

Y

nigh

br bin, ba

tel perfig

erfammlung

0, tam gegen

E von

Tert, an worden tstellen nder

men be , welche irtheilt,

mit fold bekämp

beitern

der

Alexan

ittagel

auf 2

weis

Die

Bum

B, mit Den S Deldente

müffe

gten Ra

Herr Ha wachen

art aus

einfti

Sonntag

regelm

er Berfam

cheinen

fgenomm

hler

Finb

Dart, Mall

Sal

Alte Ja

influß

itslöhne

- Kloje.

Alimentin

em Chef

Thell e

l thres

febit

ba

Tefe

Abschluß cines Auslieferungsvertrages mit Rußland begonnen. Es hat den Anschein, als ob das vorläufige preußisch- rufftsche Uebereinkommen vom 13. Februar d. J. im Bundesrathe man­nichfache Abänderungen erleiden werde.

"

Auf Grund des Sozialistengefeges ist die Nummer 1 des 1. Jahrgangs der zu New- Dort erscheinenden periodischen Druckschrift: Der Sozialist", Bentralorgan der sozia listischen Arbeiterpartei von Nord- Amerila, herausgegeben vom National Exekutiv- Komitee, verboten worden.

Die Gewerkvereine des Herrn Mar Hirsch haben hier wieder einmal getagt; dies Mal, um Stellung zur Arbeiter fcbusgesetzgebung zu nehmen. Das Referat hatten Herr Hirsch selbst und der sogenannte Porzellanarbeiter Bey übernommen, welch letterer als freifinniger" Kandidat an Stelle von Klotz bei den Nachwahlen im sechsten Berliner Wahlkreise sehr trübe Erfahrungen gemacht hat. Früher wies der Fortschritt mit Wohlgefallen auf die Gewerkvereine als leuchtende Bei­spiele der freien Selbsthilfe hin; als der Fall Bampel eintrat und die Behörde fich für die Berechnungen und Bücher zu in­tereffiren anfing, wollte man von dieser fortschrittlichen Insti tution nichts mehr wissen. In der jüngsten Versammlung war die freifinnige Fraktion wieder durch die Abgg. Rickert und Baumbach vertreten. Eine lange Resolution spricht fich u. A. auch für den Normalarbeitstag aus, aber nur ,, mit Hilfe der Arbeiterorganisationen und der fortschreitenden Sitte"!- Man könnte sich bucklich lachen, wenn die Sache an und für sich nicht so ernst wäre!

Schäffle's lehren das zur Genüge. Die Beklemmungen der Confervativen Parteifreunde, die mich bei Ihnen verklagt haben, lommen mir nicht unerwartet. Nicht für die Gedankenlosigteit dem Bundesrath zugegangene Vorlage, wonach die Zahl der diefer friedlichen Herren hatte ich zu schreiben und habe ich geschrieben." ,, Verlangen die tonservativen Herren Schriften um fie nicht zu lesen? Immerhin will ich aus Jbren Mit theilungen eine gute Lebre schöpfen: ich werde künftig an die affungskraft unserer Freunde" denken."

Das Gefühl der Einflußloftgkeit und des Jfolirtfeins mag obl Schäffle tief entmuthigt und ihn Schritt für Schritt von einer alten Reigung zum Sozialismus zurüdgedrängt haben, Denn es läßt fich heute nicht mehr verdecken und ableugnen, baß er jegt einen gänzlich veränderten Standpunkt einnimmt. lehr auch Schäffle dagegen protestirt. Er hat früher den Cotalismus ehrlich aufzufassen und darzustellen versucht, und

dabei zu einer sehr günstigen Beurtheilung gelangt. Deute malt er fich und anderen ein Schreckgespenst vor und ann die Worte nicht start genug finden, um seinen Abscheu or diesem Scheusal auszudrücken.

Der Sozialismus verlangt nach ihm: möglichst wenig tbeit bei allgemeinem Studiren oder Sichvergügen, de läftige und unerläßliche Arbeit ganz gleich ausgetheilt, en breistündigen Arbeitstag und das allgemeine Sefelpugen müffen! Dafür möglichst viel, aber für Alle gleich Genuß: entweder teinen Champagner oder für Alle gleich ! Möglichst feine Regierung( Anarchismus) oder doch glei Antheil Aller an der Regierung in absoluter Vollssouve Noch mehr als bei den Li­

tänilät der Wählerindividuen

beralen extremer Individualismus, Individualismus in allge­meiner Berwirklichung und in der Potenz der Schlaraffenphans bis jest vom Hetäriemus( der sog. Ehelofigkeit, Mischehe) immer tofle des Broletariates... Die Geschichte der Familie führte weiter hinweg. Dieser Zustand würde fragenbast wiederkehren. ist aber auf dem Höhepunkt großer Kulturnationen in jeder

Die

Sinficht

hundemäßige Vermischung der Geschlechtsindividuen

unmöglich... Der gleiche Anspruch eines

liebigen

fändbare Knechtschaft bedeuten."

anderen Individuums würde jedem

Die

-

Ueber die geplante Aenderung bei den Schwur­gerichten bringt die nationalliberale Nat- 8tg." folgenden Artikel, dem wir im Wesentlichen zustimmen fönnen: Geschworenen von 12 auf 6 herabgesezt werden soll, muß wenn anders darin nicht der Versuch des Uebergangs zur voll­ständigen Beseitigung der Schwurgerichte zu erblicken ist als eine fehr unglüdliche Improvisation bezeichnet werden. In neuerer Zeit waren Klagen über die Belästigung der zum Ge schworenendienst verpflichteten Personen durch die Bestimmungen über die Bildung der Geschworenenbank laut geworden; gegen den Versuch, dieselben zu vereinfachen, ist nichts einzuwenden; der Vorschlag des Reichsjustizamts aber würde das Schwur­gericht dergestalt verkümmern laffen, daß, so lange nichts Bes feres zum Erfaß desselben vorgeschlagen wird, entschiedener Widerspruch erhoben werden muß.

Die Herabſegung der Zahl der Geschworenen von 12 auf 6 ist schon an sich mit der Joee dieses Voltsgerichts unver einbar. Man tann verschiedener Meinung darüber sein, ob bei gelehrten Gerichten die Garantie für fachgemäße Urtheile mit der Bahl der Mitglieder wächst. Das Geschworenen­Gericht aber soll die Voltsmeinung über Recht und Unrecht repräsentiren, und deshalb muß die Bahl der Mit glieder so groß sein, daß nicht Schrullenhaftigkeit oder subjet tive Boreingenommenheit des Einzelnen darin ein erhebliches Gewicht ausüben tann. Natürlich ist 12 nicht als satramen­tale Bahl zu betrachten, welche teiner Aenderung unterliegen tönnte. Das Herabgehen auf 6 aber würde allerdings der Jury die Eigenschaft einer Vertretung des Volksurtheils neh­men; diese Bahl ist zu flein , um eine Vertretung und Aus gleichung verschiedener Anschauungen zu ermöglichen. Praktisch fäme die Aenderung auf eine erhebliche Verminderung der Rechtsgarantie für den Angeklagten heraus: während jetzt zur Berurtheilung 8( von 12) Stimmen erforderlich find, wären fünftig 5( unter 6) genügend. Bei Wahrsprüchen, welche dem Angeklagten nachtheilig sind und mit 4 gegen 2 Stimmen ge faßt werden, soll der Ergänzungsspruch des Gerichtshofes noth­5 Stimmen. Die deutschen Justizgeseze haben diese Einrich­tung mit Recht als eine völlig prinziplose abgeschafft; nach dem Entwurf des Reichsjuftizamts aber würde fie ungleich häufiger praktisch werden, als ehedem in Breußen, denn Wahr­sprüche mit 4 gegen 2 Stimmen werden bei 6 urtheilenden Geschworenen sehr oft vorkommen. Ein solches ergänztes Ver­Fisch und nicht Fleisch, die beiden urtheilenden Kollegien fönnen dabei von ganz verschiedenen, einander vielleicht wider­

feben auf die geschlechtliche Gunst jedes be wendig sein, wie früher in Breußen bei Verbitten mit 7 gegen

Art

Don

Wozu doch all der Eifer? Die Bekämpfung derjenigen Sozialismus, wie fie in den Köpfen von Narren und

Bhilistern spult, hätte Schäffle bezahlten Klopffechtern überlassen lonnen. Wir wußten ihn bisher als einen ehrlichen Mann zu

fägen, warum durch eine so zweifelhafte Taktik wissenschaft dift ist kein Schwurgerichts- und kein Juristen- Urtheil, nicht lichen Ruf und politische Ehre aufs Spiel segen? Warum die Resultate früheren Forschens ganz und gar bei Seite schieben?

und Familie

gar

Derfelbe Schäffle, der heute gegen den hundemäßigen Hetätis sprechenden Vorausseßungen vorausgegangen sein. Will man mus donnert, war er es nicht, der in der Duintessenz schrieb: Thatsächlich ist unter den heutigen Sozialisten, Che

bis

werben."

zum

betteffend, der Grad der

freie Standpunkt, freien Liebe,

vielleicht

ba und dort anzutreffen. Allein auch unter den Befigenden und Gebildeten ist ja die freie Liebe wie die freie Religion theoretisch und sogar auch praktisch sehr weit verbreitet. Für den weiter ausblickenden Politiker ist daher nur dies die Frage, ob die Aufhebung der unlösbaren Einehe, der Familienerziehung und des Familienerbrechtes prinzipielles Postulat des Sozialis mus ift oder nicht. Diese Frage muß verneint Bau und Leben des sozialen Körpers", die beliebten Be fchrichtigungsbeweise, der Sozialismus ist unmöglich, weil er, die absoluten und ewigen Grundlagen der Gesellschaft, Ehe, Familie, Erbrecht, Religion aufbebt" als sämmtlich halt Los" nadmies? So ändern fich die Betten! nicht recht gemacht haben. Man wird seine Kritif benußen, Seinen fonservativen Kollegen wird es Schäffle troßdem fomeit fie im politischen Kampf brauchbar ist, aber um die po es doch Thatsache, daß das so geistreiche Programm konservas iit von den Konservativen, für die es doch eigens geschrieben Hypothetarkredits" aufgestellt hat, gar nicht beachtet worden tit. Sie werden auch den weiteren Forderungen Schäffle's mit demselben Verständniß und derselben Geistesbeweglichkeit entgegenkommen. Und was vollends gar Schäffle's Eintreten für die liberalen politischen Grundrechte anbelangt, so werden Die Konservativen dadura nur in Verlegenheit gesezt werden und den unberufenen Mabner läftig finden.

War es nicht derselbe Schäffle, der in seinem

welde

Dor.

Lebendi

Baters

ntfchäbis

e Partei

Des Red

vollzieber

eber bel

Notar

erhältnis

Weihna

nbe wa

Dienfive

Andere

lichtet

bei der

Bellag

Politische Uebersicht.

Laien und Juristen- Urtheil organisch verbinden, dann muß man auf den Plan des verstorbenen Ministers Leonhard zurückgreifen, der den gesammten Strafprozeß einheitlich in großen" ,,, mittleren" und Kleinen Schöffengerichten" organi firen wollte. Der gegenwärtige Vorschlag scheint uns durchaus unannehmbar."

Frantfurt a. M. Man thut wohl daran, den Frank furter Nachrichten über den Gang der Untersuchung wegen des Rumpff'schen Morbes so wenig als möglich au trauen. In der Franff. Btg." bezeichnet heute das Polizeipräsidium die Nachricht, Lieste set in Best gewesen, als unrichtig, und im Franks. Journ." dementirt der Untersuchungsrichter Fabricius Die Meldung von einer vergeblichen Konfrontation des Lieste mit Bewohnern des Sachsenlagers. Dem ,, Luzerner Bater­Dem Luzerner Bater­land" gehen von Altdorf , im Kanton Uri , folgende Mitthei lungen zu: Julius Lieste trat im Herbst 1882 bet Schuster meister 3. in hier in Kondition und zwar auf einer Wander schaft auf der von deutschen Handwerksburschen sehr beliebten Gotthardroute begriffen. Bei diesem Meister stand er fast ein volles Jahr in Arbeit und es scheint derselbe mit seinem Ges sellen recht wohl zufrieden gewesen zu sein. Nach eigner Aus­fage des Herrn 3. führte der Geselle im Ganzen einen einge­zogenen stillen Lebenswandel, suchte selten Gesellschaft auf und an Sonn- und Feiertagen machte er öfters einsame Spazier gänge. Den fog. blauen Montag" soll er nicht getannt baben. Mit Lektüre habe er fich wenig oder gar nicht be­schäftigt. Von Statur fei er groß und start und bie Haarfarbe blond, ferner, weil beim Eintritt erft ca. 19 jährig, bartlos. Bon mehreren Brüdern soll er der Jüngste sein. Einer derselben, als Schneidergeselle auf der Wanderschaft begriffen, besuchte ihn im Jahre 1883, stand bei einem Meister ca. 14 Tage in Arbeit und zog dann wieder weg. Im Herbst 1883 verließ auch Julius Lieske Altdorf und wandte fich nach Genf , wo er fich ebenfalls lange Zeit aufhielt. Sein früherer Meister und auch die Meisterin, welche durch die bisher erschienenen Beis tungsnachrichten von der Angelegenheit Kenntniß haben, find

geben aber ihrer Verwunderung über deffen That Ausdruck, indem fie denselben einer solchen That unfähig gehalten hätten. Lieske muß also erst später in Berührung mit Anarchisten ge­tommen sein.

Der Bundesrath bat in seiner vorgeftrigen Plenarstzung den Gesegentwurf, betreffend Ergänzung des§ 7a des Reichs­beamtengeleges( Disziplinar veifahren), und einen Gesezentwurf nach Beschreibung resp. Steckbrief von der Jdentität überzeugt, wegen Abänderung des Gerichte verfassungsgeseßes und der Strafprozeßordnung, an den Jufiizausschuß überwiesen. Der Gefeßentwurf bringt eine Reihe von Abänderungen, betreffend Die Bufammenſegung u. s. w. der Schwurgerichte, in Borschlag. Die Berathung der Ausschuß Anträge wegen Aus­Ausdehnung der Unfallversicherung der Bauhandwerker auf Tüncher, Buzzer u. f. w. wurde noch nicht abgeschlossen. Von Gingaben wegen Geftattung zollfreier Einfuhr von Baum

führung des Beschluffes vom 22. Januar d. S., betreffend verweisungen bringt heute das ,, Dresd . Journ." folgende amts

ausführung in veredeltem Bustande nahm die Versammlung

Ueber die in Dresden vorgekommenen Landes­

liche Erklärung: Bereits seit Jahren haben sich hier lebende Reichsausländer, namentlich die zahlreich hierselbst vertretenen Arbeiter aus Böhmen , an der sozialdemokratischen Agitation

II. Jahrgang.

gen Arbeiterschaft dadurch einen bedrohlicheren Charakter an nehmen würde, und um dem zu begegnen und die dem Staatswohl gefährliche Agitation niederzuhalten, hat sich die hiefige fönigliche Polizeidirektion veranlagt gesehen, mehrere bisher hier wohnhaft gewesene ausländische Arbeiter des Landes zu verweisen. Wie wenig streng übrigens hierbei die Behörde verfahren ist, und wie wie wenig man Anlaß hat, über eine Haupt und Staatsaktion zu flagen, beweist der Umstand, daß bis jest lediglich fünf dergleichen Personen, darunter vier aus Böhmen und einer aus Wien , von dieser Maßregel betroffen worden find, welche allerdings vielleicht noch über den einen oder der den andern von Denjenigen, die sich in gleicher Weise als dem Staatswohl gefährlich erweisen, verhängt werden tönnte."

Frankreich .

Ueber die geftrige Sigung der französischen Deputirten­Tammer, in welcher der Antrag der äußersten Linken, einen Kredit von 25 Millionen für die beschäftigungslosen Arbeiter zu bewilligen, als nicht dringlich an eine Kommission verwiesen wurde, theilt der Voff. Zeit." ein Privat Telegramm aus Baris heute noch folgende Einzelheiten mit: Tony Révillon fagte gestern in Begründung des von ihm gestellten Antrages, daß unter den Arbeitern entsegliches Elend herrsche und allein in Paris mehr als 400,000 Personen hungerten; die Ehre der Republik erfordere, daß man ihnen helfe. Minister Walded­Rousseau erklärte: Auch auf dem Lande, nicht blos in Paris herrscht Elend. Die Regierung fann jedoch einer allgemeinen europäischen Krise nicht durch Almosen abhelfen, das ist Auf­gabe der Gemeinden. In Lyon mußte man die Arbeiter gegen Siejenigen schüßen, welche den Bustand des unbeschäftigten Arbeiters zur Höhe eines Berufs erhoben haben. Die An archisten durch ein Parlamentsvotum aufzumuntern, wäre ein Frithum, eine Selbsttäuschung und eine Gefahr." Wie das Telegramm weiter meldet, sprachen die Abgesandten der Ar beiter gestern auch bei Ferry vor, der ste jedoch nicht empfing. Uns scheint es, als ob fich der Herr Minister bezüglich der Parteiftellung der Deputation in einem Frrthum befunden hat, benn bekanntlich wenden sich die Anarchisten nicht an die Ges fetgebung. Auf eine Kritit der Forderungen der Arbeiterdepu tation tönnen wir uns nicht einlassen, da dieselben in den Bet tungsberichten jedenfalls entstellt wiedergegeben find.

-

Parlamentsberichte.

Deutscher Reichstag .

43. Sigung vom 6. Febratr, 1 Uhr. Am Tische des Bundesrathes v. Boetticher, ven Schelling u. A.

Auf der Tagesordnung steht folgende Petition der Hans dels- und Gewerbekammer für Oberbaiern und anderer Korpo rationen: ,, Der Reichstag wolle dahin wirken, daß von Seiten der Reichsregierung 1. ein Reichsfommiffarius für die Welt, ausstellung in Antwerpen ernannt, sowie 2. eine an gemessene Subvention aus Reichsmitteln für eine des deut­ schen Gewerbefleißes würdige Ausstellung zur Verfügung ge stellt werde."

Referent Abg. Nobbe: Die Betitionskommission empfiehlt den Uebergang zur Tagesordnung, weil sie den Standpunkt der Reichsregierung gegenüber diesen Ausstellungen theilt, die, von einzelnen Gesellschaften einberufen und von deren Be lieben abhängig, völliger Regellofigkeit anheimzufallen drohen. Es wäre übrigens jeßt für eine Reichssubdention zu spät, da der Anmeldetermin für Antwerpen am 15. Januar d. J. ab­gelaufen ist. Eine jetzt noch gewährte Subvention würde den Charakter der Ausstellung, die aus rein privater Initiative her vorgegangen ist, völlig ändern und den Glauben erweden, als ob Deutschland Vollständigeres, als bisher dort von Deutschen auf privatem Wege geleistet sei, überhaupt nicht zu bieten habe, was doch sehr bedenklich wäre. Auch müffen wir auf Die Rücksicht nehmen, die fich von der Ausstellung ferngehalten haben, weil auch die Regierung ihr ferngeblieben ist, die fich mit Recht beklagen könnten, wenn jegt noch in zwölfter Stunde eine Subvention bewilligt würde. Ich empfehle daher, über die Petition zur Tagesordnung überzugeben, hoffe jedoch, daß den deutschen Ausstellern auch in Ermangelung eines Reichs tommiffars Schuß und Förderung durch die konsularische und sonstige Vertretung gewährt werden wird.

Abg. Sedlmayr: Angesichts der ablehnenden Haltung, die die Regierung gegen Ausstellungen im Allgemeinen ein nimmt, und der thatsächlichen Verhältnisse, ist es wohl nicht angezeigt, die Betenten zu unterstüßen, zumal das deutsche Ko mitee in Antwerpen bereits einen eigenen Kommissar aus seiner Mitte gewählt und fich darin gefunden hat, von der Regierung Teine Hilfe mehr zu erhoffen. Uebrigens unterscheiden sich ihre Erklärungen in der Kommission sehr wohlthuend von dem Rundschreiben des Reichsamtes des Jnnern vom November v. J., in dem die Ablehnung stritt ausgesprochen, aber nicht motivirt wurde, und das in den betheiligten Kreisen nicht Be friedigung, sondern höchstes Erstaunen erregte. Die Reichs regierung macht einen Unterschied zwischen Ausstellungen, die aus staatlicher Initiative, und solchen, die aus Privattreisen hervorgegangen sind und einen offiziellen Charakter gewinnen, dadurch, daß ein Staat das Protektorat übernimmt, und andere Staaten fich bereit erklären, offiziell ihre Vertreter zu schicken. Aber für die Zukunft wird man fich wohl an diesen Unterschied gewöhnen müssen. Wird eine Ausstellung von einem Staate angeregt, so wird die Agitation in dem Lande, das eine Ein­ladung angenommen hat, viel stärker sein, und die Ausstellung selbst wird reicher beschickt, so daß fie ein Gesammtbild der Fortschritte der Industete und der Technik darbietet. Solche Ausstellungen müßen von Zeit zu Beit stattfinden. Aber Aus­stellungen wie die Antwerpener haben doch einen ganz anderen Charakter: da ist im Sinne eines internationalen Unternehmens nur die Industrie des eigenen Landes vertreten, Ausländer betheiligen fich nur in soweit, als fie eine Erweiterung des Erporis hoffen oder als sie fürchten, daß ihr Fernbleiben die fremde Konkurrens stärten fönnte. In dieser Beziehung ist die Antwerpener Ausstellung kein Schaden, ein solcher entsteht nur bei den großen internationalen Ausstellungen mit Staatssub vention. Da stellen viele Leute aus, die gar keinen Nußen von den Ausstellungen haben, die nur durch die Agitation dazu verleitet sind. Eine häufige Wiederholung solcher Ausstellungen ist allerdings ein Krebsschaden für die Industrie. Wenn sich aber ein Industrieller freiwillig und aus eigenem Intereffe an einer Ausstellung, wie in Antwerpen , betheiligt, fo fann man darin leinen Schaden für die Industrie sehen. Nun ist aber die Betheiligung an der Antwerpener Ausstellung eine sehr zahlreiche. Seit Eingang ber Petition ist die Zahl der Aus­steller von 600 auf 800 gestiegen, und es ist daher sehr zu be­flagen, wenn fte teine offizielle Vertretung genießen soll, deren Rugen ja hauptsächlich in der Autorität gegenüber den an beren, auch staa lichen Kommissaren besteht, die ein Privat Treise auf fie legen, beweist die Petition des Kunstgewerbes in München , der es geradezu zu einer Bedingung ge

wollengarn( admission temporaire) unter Vorbehalt der Wieder betheiligt. Diese Agitation bat im Laufe der Zeit eine Schärfe tommiffar wohl selten haben wird. Welchen Werth Industries

Kenntniß. Der Juftizausschuß des Bundesraths hat vorgesterngemeinen gemäßigtere und rubigere Bewegung unter der hieft

angenommen, welche die Gefahr nahe legte, daß die im All­