Nr. 33.
Sonrta,i, 8. Febiuar 1885.
II- Jahrg.
terlmrVMIlill Brgan für die Interessen der Arbeiter.
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Harmonie zwischen Kapital und Arbeit. E« ist eine sonderbare Erscheinung, daß c« Menschen Bstot, die mit aller Zähigkeit an einer Vhrase festhalten, � kinmal in einer phrasenhaften Zeit für Wahrheit ge- Mten, deren Nnhaltbarkeit aber längst bemiesen worden ist. Als He>r Schulze aus Delitzsch vor länger als 20 Iah- "N zum„König im sozialen Reiche" ausgerufen wurde, da Mußten seine Freunde recht gut, daß bei all' seinen„volks- �glückenden Plänen" lediglich der Arbeitgeber, der kleine Ha'dwerier Nutzen haben konnte. Deshalb war auch die �igeisterung für Herrn Schulze in den Bürgerkreisen . Die Lohnarbeiter wurden, wenn man von den Kon- Mvereinen absieht, von den Schulze'schea Plänen kaum «rührt. Schulze war inzwischen alt geworden, er merkte selbst �cht einmal in seiner übergroßen Eitelkeit, daß sein„König- M«," xinem raschen Ende entgegen gehe, da erweiterten stn Schüler Schulze'S, der inzwischen verschollene H?rr �nz Duncker und Herr Max Hirsch die Bewegung. Sie suchten durch allerlei Kassenorganisationen die Lohn» st b e i t e r zu beglücken und proklamirten die„Harmonie W Kapitals und der Arbeii." Das Prinzip der Hirsch-Duncker'schen Organisationen J"# beruht auf dem Prinzip der freien B e r e i n- l«r u n g zwischen Arbeitern und Arbeitgebern. Zuerst ging die Sache ganz gut, nämlich so lange, als in den Gewerkoereiuen befindlichen Arbeiter mit ihrem mwesen genug zu thun hatten und sich von Ardeitgebern :8 gefallen ließen. Da war auch Herr Max Hirsch so kleiner Potentat im sozialen Reiche. Wenigsten? po- « dies die liberale Presse, welche das Arbeitgeberthum in allen Tonarten in die Welt hinaus. inx-�e Aibeiter in den Gewerkvereinen erwachten aber nach und stellten Forderunzen über die Köpfe W,«ihrer hinaus an die Arbeitgeber, sie wollten mit dea �'tten kürzere Arbeitszeit, höheren Lohn frei„verein- [;> Aus diesen freien Vereinbarungen wurde nun gewöhn- �schichtS""k entstand in der Gesellschaft der Harmonie
AtfiÄCn Kapital und Arbeit meist der soziale Krieg, ßch /Ausschluß oder Streik. Dieser soziale Krieg zieht Jahren durch die Hirsch-Dunker'sche Bewegung und krt�Upt durch die Arbeiterbewegung Deutschland« hindurch: Fl'lbe ist die Folge der freien"".....' t»„, Arbeitgeber immer I "e». Mm," Ansichten über die Streiks sind bekannt; wir nn« ber ausgebrochenen Streiks immer auf Seiten
Vereinbarung, rn die erste Violine
welcher spielen
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n« Roten.]
Feuilleton. Gesucht und gefuuöe». Roman von Dr. Dux. (Forsetzung.) Qstiexl.. Sie wissen««," rief sie, während es in ihren ih.,,-," konvulsivisch zuckte, indem sie gleichzeitig von «in. q» � emporsprang und wild um sich blickte.„Ja, welche man ihrer Kinder beraubt, wird zur
„�lese ganze Veränderung hatte nur wenige Momente » �ahrt. Dann sank sie wieder zurück in ihren Sessel; sie fclirft""«ber wie vorher: ruhig, schwach, bleich. Das Äuge nicht wild, das Zucken ihrer Muskeln war ver- da»(st!" Es war ein momentanes Auflodern gewesen, Weich wieder verschwunden war. �"gen � aat Von a�en Symptomen kein einziges ent- »vi, ,®eff«fon hatte das Alles eben so gut bemerkt, so ti1', �dessen er war trotz seiner Erfahrung nicht ein lcharfer Beobachter. Ign Forster", sagte er,„wenn Sie die Anstalt ver» Ucrn�'r Sie meinen Rath: Hüten Sie sich vor K �r�ufregungen, wie die augmbUcklichen Sie
S hsstk-ä~ - Ät Ä< 5-- r" *rtUtz in die Hand stützte..„h Reue und ►. E» war, al» ob ein S«wtichw� �«chtigkeit, mrt Scham sie überkommen über du c�nern vorgrng. �ch« st« vrrrathen hatte, waS w'b �he zu folgen, '... W
der Arbeiter, aber wir bedauern fast jedesmal den Aus- bruch eines Streiks. Er ist fast immer eine betrübende Erscheinung des erbitterten sozialen Krieges. Diesen sozialen Krieg möchten wir durch die Gesetz- gebung zu lindern, abzuschwächen suchen. Deshalb stellen wir uns entschieden auf die Seite der im Reichstage ein- gebrachten Anträge zu einer Arbeiterschutzgesetz- g e b u n g. UnS ist e« klar, daß dadurch— das heißt, wenn die Anträge realisirt werden— die ArbeitSauSschlüsse und besonders die Streik« auf ein Minimum reduzirt werden. Besonders die gesetzlich« Einführung eine» Maximalarbeitstages wird die Streiks wegen Verringerung der Arbeitszeit äußerst selten machen, die Einschränkung der Ueberproduktion einerseits und der Arbeits- losigkeit andererseits werden die Krisen gleichfalls seltener und gelinder auftreten lassen, der Lohn wird nicht so oft fallen und steigen, er wird vielmehr sich auf einer geregelten Höhe halten und die Streiks überflüssig machen. Dann wird man allerdings und mit einigem Recht von einer ge- wissen Harmonie zwischen Kapital und Arbeit sprechen könne». Diese Harmonie ist zwar dem jetzt alleinherrschen- den Kapital durch die G.setzzebung aufgezwungen worden, aber sie ist dann doch vorhanden. WaS thut nun diesen gesetzgeberischen Vorschlägen gegenüber der Harmoniedoktor pur excellence, Herr Mar Hirsch? Er bleibt auf dem Kriegsfuße; er steift sich auf die freie Vereinbarung, um einen zehnstündigen Maxi- malarbeitStag zu erlangen. WaS ist die Folge davon? Haben die Arbeitgeber nichts zu thun, dann erlauben sie jetzt schon den Arbeitern die 6 stündige Arbeitszeit, ist die KrisiS überwunden, so vereinbaren sie mit ihren Arbeitern, die in längerer Roth mürbe geworden sind, eine 12, an einzelnen Tagen vielleicht gar eine ISstündigc Arbeitszeit. Es dauert dann wieder nicht lauge, so ist Ueberproduktion vorhanden und die Kstündige Arbeitszeit kann wieder losgehen. Möglich, daß ein oder der andere Arbeitgeber in solchem fortwährenden Schwanken einen wirthschaftlichs« Unfug er- blickt, möglich, daß er mit seinen Arbeitern einen Ivstündi- gen Arbeitstag will— dann kommt aber die freie Konkurrenz herangchuscht und zerstört alle seine guten Vorsätze. Diese freie Konkurrenz, die Tochter der Habgier, ist eine Todfeindin der Arbeiter und ihr soll deshalb durch die Gesetzgebung, weil sie fortwährend den Friede« stört, ein Kappzaum angelegt werden. Dr. Max Hirsch will sie aber weiter vollständig frei und zügellos herumlaufen lassen; er will die freie Verein- barung bei Feststellung des NormalarbeitStagS weiter
„Sie wollen wieder reisen?" fragte Mr. Gefferson theilnehmend. „Ja! Ich will einige Wochen verreisen; vielleicht daß mir das Reisen diesmal gut thut." „Ich will e« hoffen, Mrß. Forster, und wünsche Ihne« von ganzem Herzen, daß Sie den Schmerz, der Sie quält, vergessen mögen, daß Sie nicht nöthig haben, späterhin meine Hilfe oder die der Anstalt in Anspruch zu nehmen. — Wann befehlen Sie abzureisen?" „Noch diesen Abend, Mr. Gefferson!" „Wollen Sie nicht wenigstens einige Tage verziehen?" fragte der Chefarzt,„bis heiteres Wetter eingetreten ist? — Der Sturm jagt den Schnee über die Fluren, die Wege sind fast unpassirbar. Wenn Sie sich noch einige Tage gedulden, bis sich Wind und das Schneewetter gelegt haben, so werden Sie mit weniger Schwierigkeiten reisen, und die Reise wird mehr zu Ihrer Erholung dienen. Der Dezember pflegt uns ja recht viele heitere Tage zu bringen, namentlich, wenn erst heller Frost eingetreten ist." „Nein, nein; lassen Sie mich," widersprach sie energisch; ich will noch diesen Abend fort!" „Man wird für einen Wagen sorgen, Mrß. Forster; wenn Sie es durchaus wollen. Ich habe Ihnen meinen Rath ertheilen wollen, und ich meine eS gut mit Ihnen." „Davon bin ich überzeugt, Mr. Gefferson; aber ich muß fort. Ich darf keine Nacht in diesem Hause mehr bleiben; ich fühle e», und wenn ich noch eine Nacht hier bliebe, dann würde ich...." Sie unterbrach sich plötzlich, als wäre sie erschreckt über das, was ihr diese Nacht bevorstehen würde, wenn sie hier bliebe. Gefferson wünschte ihr ein herzliche? Lebewohl. Sie reichte ihm die Hand und dankte ihm von Herzen für die Freundlichkeit, mit der er sie in die Anstalt aufgenommen, und mit welcher er ihre körperlichen und geistigen Kräfte wieder hergestellt. Dann reichte sie auch Fritz die Hand, dankte ihm für seine warme Theilnahme und fügte hinzu: „Eine Bitte habe ich an Sie, Mr. Rodenburg: ver-
walten lassen, wie das in der letzten Versammlung der Gewerkvereine in Berlin beschlossen worden ist. Dr. Max Hirsch will also den soziale« Krieg weiter haben— er mag sich ja gut dabei stehe»—, die Arbeiterpartei aber will den sozialenFriede« anbahnen durch die Gesetzgebung und zwar zum Wohle der Arbeiterklasse. Iolitiscke Mebersiebt. Ist die öffentliche Sicherheit gefährdet? Diele Frage wird in ultra-reaktionären Organen mit besonderer Vorliebe Ventilat und im bejahenden Sinne beantwortet. Der Begriff „öffentliche Sicherheit " ist aber sehr dehnbar, es würde zur richtigen Beantwortung dieser Frage nothwendig sein, diesen Begriff etwas genauer zu desiniren. Die Reaktionäre aller Richtungen finden freilich die öffentliche Sicherheit schon dann gefährdet, wenn in unabhängen Zeitungen eine unverblümte Sprache geführt wird oder wenn ein Redner in einer Ver- sammlung sich in einigen nicht gewählten Redewenvungen er- geht. Eifrig werden einzelne Brocken aus einer Rede oder einzelne Sätze aus einem unabhängigen Blatte zusammen- gesucht und dem Spießbürger, in gleicher Weise wie dem Stier in der Arena das rothe Tuch, hingehalten; und dieses Manöver verfehlt seinen Zweck nicht: der denkfaule Philister stimmt kräftig mit ein in den Ruf nach mehr Polizei und schärferen Gesetzen.— ES läßt fich nicht verkennen, daß in Bezug auf öffentliche Sprache und Schrift oft viel zu wünschen übrig bleibt, allein das ist erklärlich, wenn man in Betracht zieht, daß das Schulwesen heute noch viel zu wünschen übrig läßt; dasselbe hat zwar im allgemeinen Fortschritte gemacht, aber in Bezug auf Gesetzeskenntniffe wird leider noch viel zu wenig in den Schulen gelehrt.— Darf man fich aber da wundern, wenn ein Ardeiter in einer Versammlung Worte gebraucht, die nach den heutigen beengenden Gesetzen das Erlaubte vielleicht um einige Atome überschreiten? Der Arbeiter spricht so wie es ihm ums Herz ist, er kennt die Anwendung der juristischen Kniffe nicht, welche nöthig find, um die Untiefen, die der gewandte Redner vermeidet, zu umschiffen. Und das- selbe läßt fich von einem den Arbeiterinteressen dienenden Blatte sagen.— Uebrigens find Versammlungs- und Preß- freiheit— soweit überhaupt noch solche existiren— nicht dazu da, die heutigen Verhältnisse zu beweihräuchern und Personenkultus zu treiben, denn das Geschäft wird von Leuten besorgt, die der Freiheit dazu nicht bedürfen— sondern um den Weihrauchnebel zu zerstreuen und die nackte Wirklichkeit ans Tageslicht zu ziehen. Dies ist freilich den Reaktionären ein Gräuel und daher daS Geschrei.— Uns erscheint eS eben- falls, als ob die Sorge für die Sicherheit ungenügend ist, aber wir meinen die Existenzsicherheit der großen Masse des Volkes. Die Existenzunficherhett kann, je stärker sie auftritt, im gewissenSinne die öffentliche Sicherheit in Frage stellen und die Gemüther beunruhigen. Thatsächlich ist die öffentliche Sicherheit überall da am größten, wo die Existenzfrage noch nicht in äußerster Konsequenz auftritt. Will man also der öffentlichen Sicher-
lassen Sie Ello nicht, die liebe Elly, und bringen Sie ihr mein Lebewohl, mein herzlichstes Lebewohl." „Wollen Sie sich nicht selbst von ihr verabschieden, gnädige Frau?" fragte Fritz.„Ich bin überzeugt, eS wird Elly schmerzen, wenn Sie hört, daß Sie abgereist sind, ohne sich von ihr verabschiedet zu haben." „Ich darf e» nicht, Herr Rodenburg!... Sagen Sie ihr mein Lebewohl; vielleicht ist eS das letzte, was sie von mir hört." Sie winkte den Herren mit der Hand, und die beiden Aerzte entfernten sich.—-- „Wissen Sie Herr Direktor," sagte Fritz, während Sie über den Gang schritten, daß mein Argwohn gegen den Geisteszustand dieser Frau sich heute noch erhöht hat?" „Kaum glaublich!" erwiederte Mr. Gefferson.„Hörte» Sie nicht aus ihrem eigenen Munde, daß sie sich geistig und körperlich gestärkt fühlt." „Eben das macht mich mißttauisch... und dann diese entsetzliche Aufwallung, welche die zarte Frau in eine wahre Hyäne verwandelte." „Nichts als nervöse Auftegung... Sie hat Kummer gehabt, vielen Kummer. Sie war die Frau eine» Mannes, der sie nicht verstand, der sie roh behandelte und mit seinem Mißtrauen quälte." „Ihr Kummer muß in dem Verlust eines Kindes wurzeln; so viel habe ich erkannt," versetzte Frist,„denn jede» Mal, wenn auf das Muttergefühl die Rede kam, zeigte sich diese Aufwallung. Ich beobachtete dies schon zum zweiten Male." „Möglich, daß sie ein Kind verloren hat, und zwar durch einen Gewaltakt. Können Sie es der Mutter ver« argen, daß die Regungen de» Mutterherzen» sie in Auf- wallung versetzen? Darf man das ohne Weiteres für Wahn- sinn halten?" „Nein, das darf man nicht.... Aber diesen Au». druck... ich vergesse ihn nie!" oersetzte Fritz bei seiner Ansicht verharrend.„Einen solchen Ausdruck habe ich schon früher einmal beobachtet.... Da» Gesicht war dort, wie bei ihr fast raubthierig verzerrt.— Der Kranke, bei