74 des R. Sir.-G.-B. beschuldigt, das er gelegentlich eines Versammlungs. Referates über Maßnahmen des Vorstandes ber alten( Drts) Kranken- und Sterbekaffe der Maurer be gangen haben soll, steht am Sonnabend, den 14. d. M., Vors mittags 10 Uhr, in Moabit   bei der zweiten Straffammer des Landgerichts I  ( Saal Nr. 49) Audienstermin an. Bahlreiche Entlastungszeugen find vorgeladen. Auch gegen den gleichfalls aus Berlin   ausgewiesenen und jest in Halle wohnhaften Tischler, Herrn W. Grothe, findet die Verhandlung in der gegen ihn schwebenden Anklage soweit wir recht unterrichtet find, wegen ihm zur Last gelegten Bergebens wider das Sozialistengeset"- am Dienstag, den 17. b. M., Vormittags, beim Landgericht I statt. Herr Rechtsanwalt Freudenthal bat Die Vertheidigung übernommen. Die beiden Angeklagten haben für die Dauer ihrer Prozeffe, freies Geleit" erhalten.

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Ist ein Gummischlauch ein gefährliches Werkzeug im Sinne des Gesezes?" Unter dieser Spismarte brachten wir vor einiger Zeit ein Referat über eine Gerichtsverhand lung, welche das Resultat hatte, daß die Angeklagte, die ver ehelichte Arbeiter Justine Heyde, zu vier Monaten Gefäng niß verurtheilt wurde. Die Beweisaufnahme batte ergeben, daß fie ihr 8jähriges Mädchen zu wiederholten Malen mittels eines Gummischlauchs gezüchtigt hatte und zwar, wie zwei als Hauptbelaftungszeugen auftretende Nachbarinnen befundeten, in einer die Grenzen des Erlaubten weit überschreitenden Weise. Die Verurtheilte legte die Berufung ein und wurde gestern vor der sechsten Straflammer des Landgerichts I- glänzend freigesprochen. Der Vertheidiger, Rechts. anwalt Hoffmann, hatte eine Menge Entlastungs­zeugen laden laffen, welche befundeten, daß das ge züchtigte Kind wegen seines Hanges aum Diebstahle, fowie wegen sonstiger Untugenden eine viel härtere Bestrafung verdiene, als ihm zu Theil geworden. Da der als Sachverstän biger vernommene Arzt auch begutachtete, daß die durch Schlagen mit einem Gummischlauche bewirkten Striemen nicht gefährlicherer Natur seien, als solche, die von dem gewöhnlichen Büchtigungsmittel, einem Rohrstode, herrühren, so beantragte der Staatsanwalt selbst die Aufhebung des ersten Urtheils und Freisprechung der Angeklagten. Dieser Fall beweist wieder einmal zur Evidenz, wie durch müßiges Geschwät aus einer Mücke ein Elefant gemacht wurde.

Johann Wilhelm Albrecht unterhielt mit der im benachbarten Sandershausen   wohnhaften Dorothea Eftein ein Liebesver hältniß. Die Eftein war ein bildhübsches, üppiges Mädchen von 18 Jahren und so war es ihr nicht schwer geworden, das Herz des zwanzigjährigen Jünglings zu gewinnen. Im Januar erft wurde in ihm der Verdacht rege, daß das Mädchen seiner nicht würdig sei und in fittlicher Beziehung fich Vergehen zu Schulden lommen lasse. 8war war er früher gewarnt worden, doch hatte er damals der Warnung feinen Glauben geschenkt. Am Abend des 7. Januar wollte er seine Geliebte besuchen, traf fie aber nicht zu Hause, vernahm dagegen von ihrem Vater eine Aeußerung, die seinen Verdacht zur Gewißheit machte. Allein ging er Nachts in fürchterlicher Erregung zurüd und das Unglück führte ihm die heimlehrende Geliebte in den Weg. Der Revolver, den er verhängnißvoller Weise immer bei sich führte,(!) vollzog nach einigem Wortwechsel einen traurigen Dienst. Zwei Schüffe fielen und beim zweiten Schuß, der der Unglücklichen in die rechte Brust gedrungen war, fiel ste ihm in die Arme. Jest erft tam der Unfelige zur Besinnung und zum Bewußtsein seiner schrecklichen That; er trug das schwer verwundete Mädchen, das er zu bereden suchte, fich als Selbst mörderin anzugeben, nach ihrer Wohnung. Die Verwundete aber nannte vor ihrem am 13. Januar erfolgten Tode Albrecht wiederholt als denjenigen, der den tödtlichen Schuß auf sie ab­gegeben. Das Schwurgericht verneinte die auf Mord gerichtete Schuldfrage, sprach dagegen Albrecht des Todtschlags unter Annahme mildernder Umstände schuldig und verurtheilte ihn zu einer fünfjährigen Gefängnißftrafe.

Den tappre Landsoldat. Sie hießen Raßmuffon, Dle. son und Petersen; alle drei waren Dänen, alle drei waren Schuhmacher und alle drei arbeiteten bei einem Meister in Berlin  . Am 19. Januar feierte Raßmusson seinen Geburtstag und die drei Freunde sprachen zur Feier des Tages dem " Toddy" wader zu. Sie geriethen in eine fidele Stimmung und als das Kleeblatt um 11 Uhr auf dem Nachhausewege die Niederwallstraße pafftrte, da mußte der frohen Laune Luft ges macht werden. Der Wächter horchte hoch auf und dachte sich in die Beit des Düppelfturmes zurückoersett, als die vereinten Drei etwas heiseren Kehlen nicht gerade schön aber desto deut­licher, das bekannte dänische Nationallied ,, Den tappre Land soldat" durch die Stille Der Nacht ertönen ließen. bedeutete Natürlich Der Wächter den nordischen Sängern, daß hier in Berlin   jegliches Spettafelmachen" bei nachtschlafender Beit verboten sei und als Ruheftörung auf gefaßt würde, entrüstet und verwundert hierüber folgten ihm Die orei Dänen zur Polizeiwache. Gestern standen fte dieser Uebertretung wegen vor dem Schöffengericht, Rasmusson, der von ihnen am besten Deutsch sprach, führte das Wort und gab zu ihrer Entschuldigung an, daß es erstens ein sehr schönes Lied gewesen, das fte gesungen, zweitens, daß fie etwas an gebeitert gewesen und driftens, daß in ihrer Heimath das Singen auf der Straße gestattet fel. Das Schöffengericht ver­urtheilte die Ausländer höchst milde, indem es jedem eine Geld­ftrafe von nur 1 M. auferlegte.

Ein blutiges Liebesdrama, welches vor zwei Monaten in Kaffel alle Gemüther in Aufregung verseßte, erhielt am 10. März seine gerichtliche Sühne. Der zwanzigjährige Kommis

Theater.

Königliches Opernhaus.

Heute: Der fliegende Holländer.

Königliches Schauspielhaus.

Heute: Die Journalisten.

Heute: Flesko.

Deutsches Theater.

Bellealliance- Theater.

Deute  : Der Raub der Sabinerinnen.

Neues Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater.

Deute  : Gasparone  .

Central Theater:

Alte Jakobstraße 30. Direktor: Ad. Ernst.

Beute: Der Walzer König..

Refidenz- Theater:

Direttion Anton Anno  .

Deute  : Bum 21. Male: Der Vergnügungszug. Hierauf: Die

Schulreiterin.

Walhalla  - Operetten- Theater:

Deute  : Der Feloprediger.

Louisenstädtisches Theater:

V

Koburg  , 7. März. Die Straflammer verhandelte dieser Tage gegen einen 12jährigen Bauernknaben wegen Körper verlegung mit nachfolgendem Tode. Ein sechsjähriges Mädchen aus Neundorf fuchte auf einer Wiese Kräuter und wurde dabei von dem 12 jährigen Sohn des Beftgers der Wiese betroffen. Dieser hette den Hofhund, den er bei fich führte, auf das Kind. Der Hund, der im höchsten Grade bisfig war, durchbiß dem Kinde die Halsschlagader und zerfleischte die Wangen und Oberschenkel. Einer Frau gelang es erst dann mit großer An­strengung den hund von dem schon in den legten Zügen liegenden Kinde wegzubringen, als fie fich ein Messer ver schafft und mit diesem dem Hunde einen Stich zwischen Nase und Auge verfekt hatte. Das Mädchen war bald darauf eine Leiche. Der Knabe wurde zu einem Monate Gefängniß verurtheilt.

Heute: Erstes Gastspiel der Original White Star- Minstrels.

Dazu: Dntel Bräfig.

Oftend- Theater:

Heute: Das Geheimniß der alten Mamsell.

Deute  : Die Sorglosen.

Wallner- Theater.

Vittoria Theater.

Heute: Die Tochter des Teufels.

Alhambra- Theater.

Heute: Der Biehhändler von Oberösterreich  .

Arbeitsmarkt.

Vereine und Versammlungen.

Der Verein der Maschinisten und Heizer hält Sonn­tag, den 15. b. Mts., Nachmittags 5 Uhr, Neue Jakobstraße 24/25( Schultheis), eine Versammlung für Damen und Herren ab. Vortrag des Ingenieur Herrn W. Kirchner über die Fortschritte der Photographie, mit Experimenten. Gäste will­tom men, neue Mitglieder werden aufgenommen.

Ein Schuhmacherlehrling wird verlangt Naunynftr. 32. 520

Kleine Mittheilungen.

An

des Dorfes und seine Umgebung erworben hatte, auf ftiften von vier Kleritalen in einen Hinterhalt gelockt und burch einen Schäfer Visschers mit Messerstichen ermorde worden. Der Mörder hat im Gefängniß ein offenes Geftand niß abgelegt.

Kr.

Posen, 11. März. Ueber ein angebliches Attentat auf der Eisenbahn berichtet die Pos. Btg.":" Als der Kourierzug der Märkisch- Posener Bahn fich Dienstag, den 10. b. M Morgens, auf der Strede zwischen Bentschen   und Posen befand wurde plößlich durch die Bugleine dem Lokomotivführer da Signal zum Halten gegeben, so daß der Bug zwischen den beiden Stationen Neutomischel und Eichenborst auf freiem Felde hielt. Es stellte sich bei Durchsuchung der einzelnen Eisenbahn- Koupees, daß in einem Koupee 2. Klaffe, in dem fid ein einzelner Herr befand, diefer in seinem Blute schwamm Es war eine Kugel in das linke Auge nach dem Gaumen h gegangen und war hier stecken geblieben; das eine Fenster be Roupee's war geöffnet. Eine Beraubung des Reisenden hatte nicht stattgefunden; doch bing die goldene Uhr des Herrn au der Westentasche heraus; bei demselben wurde ein vollständig geladener sechsläufiger Revolver gefunden. Ein Aussteigen oder Herabspringen einer fremden Person beim Halten de Buges war nicht bemerkt worden. Der Schwerverlette, Scha Spieler Fränkel, welcher sich auf der Reise von Berlin   nad Moskau   befand, erzählte, er habe auf der Fahrt im Halbschlaf bemerkt, wie die Thür seines Koupees geöffnet wurde und alsdann durch einen Knall und heftigen Schmerz aus dem Halbschlafe geweckt worden, worauf er sofort nach der Bugleine gegriffen und den Bug zum Stehen gebracht habe. Nachdem der von Bentschen   nach Bosen durchgehende Bug hier ein getroffen war, wurde der Beilegte nach einem Hotel gebra Die ärztliche Untersuchung der Schußwunde soll ergeben haben daß die Verlegung lebensgefährlich ist. Bis jetzt ist es b bal Kriminalpolizei nicht gelungen, zu ermitteln, von wem Attentat gegen den Reisenden verübt worden ist. Dffenbar i eine Beraubung deffelben beabsichtigt worden, doch scheint de Verbrecher in seinem Vorhaben gestört worden zu sein." einer anderen Mittheilung über den Vorfall wird der verlegte att bei Schauspieler A. Paul( vielleicht der Künstlername des dern Fräntel) genannt, der früher am Berliner   Residenztheater und nachher am Hamburger Thaliatheater wirkte.)

Lauterberg   a. H., 11. März. Jn St. Andreasberg   ist heute früh ein furchtbares Feuer ausgebrochen, dem leider auch mehrere Menschenleben zum Opfer gefallen find. Das Feuer brach Im Schlagbaum", im Hause der Wittwe Janson, aus und äfcherte in furzer Belt die anliegenden Häuser des Müßen­machers Hartmann und des Bigarrenhändlers Uirich ein, und ergriff das Haus des Bergschmiedemeisters Finke, ohne bis fegt ( Abends) auf seinen Heerd beschränkt zu sein. Im erstgenann ten Haufe der Wittwe Janson find drei Kinder des Dachdecker­meisters Großkopf verbrannt.

Brüssel  , 11. März. Ein schweres Verbrechen beweist aufs Neue die Berbegung der Gemüther der belgischen Landbevöl terung; in dem Dorfe Mechelen  , in der Proving Limburg  , ist ein liberaler Arbeiter Thomassen, welcher sich durch seine In­telligenz und Tüchtigkeit großen Einfluß auf die Einwohner

Briefkaften der Redaktion.

aller

verfcht

R. P.   Laufiger Plat. Nervus rerum"( voll nervus rerum gerendarum) bedeutet ,, Haupttriebfeder Handlungen und Unternehmungen." Im Augemeinen man darunter: das Geld.

HF., Maurer. Aus Jbrem Schreiben ist nicht sehen, was Sie wünschen, lommen Sie zwischen 12-1 h unsere Redaktion.

M. P. Bellealliance Plaz 6 bei Hilscher.

Zwei Wettende, Nitterstr. Der Amazonenstrom

erscheint Berlin   f Postabon

Der Abonnent

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wenn auch nicht der längste, so doch der mächtigste Strom gegeben; Erde. Er nimmt über 60 Flüße von der Größe der Wol at fonft Quadratkilometer. Er ist von der Straße von Obidos   bag näml und der Donau   auf; sein Stromgebiet beträgt ca. 690 000

Aub  

7 Rilometr breit und über 40 Meter tief. Bei seinem fluffe hat er eine Breite von ca. 300 Kilometer und ist ung fähr 180 Meter tief. Noch über 290 Kilometer in die hinein ist seine Fluth bemerkbar.

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E. 2. Solingen  . Wenn die Kaffe schon vor dem gember 1884 als freie Hilfskaffe gefegliche Genehmigung so kann der Bürgermeister kein Mitglied dieser Kaffe swing einer Bwangslaffe beizutreten. Ein solcher 3wang ist un welche erst nach dem 1. Dezember dieser freien Kaffe bebalb auf seglich. Nur Diejenigen können dazu gezwungen werbe

treten find. Die freie Staffe hat das Recht, zu bestimmen,

nur gesunde und unter 45 Jahre alte Personen aufgenomme

werden sollen.

Am 19. und 20. dieses

Ziehung der Großen Schlesischen Lotterie

zu Breslau  .

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Verein d. Sattler u. Fachgen.| Abfälle

Sonnabend, den 14., Abends 8 Uhr,

in Gratweil's Bierhallen, Kommandantenftr. 77/79,

Versammlung.

Tagesordnung: 1. Vortrag über Zentralisation oder Lokal­vereinigung. 2. Diskussion. 3. Verschiedenes. Säfte willkommen.

524

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Aufnahme neuer Mitglieder. Der Vorstand.

Mitglieder- Bersammlung Mitglieder- Versammlung

Central- Kranken- u. Sterbekasse der Tischler u. anderer gewerbl. Arbeiter

( örtliche Verwaltung Berlin C. Hallesches Thor)

am Sonntag, b. 15. März, Bormittags 10 Uhr, bei Rothacker,

Teltowerstraße 3.

T.- D.: 1. Statutenberathung. 2. Vorwahl eines Delegirten. Das Mitgliedsbuch legitimirt.- Bahlreicher Besuch erwünſcht. Der Bevollmächtigte.

523

General- Versammlung

Der

Maurer u. Putzer Berlins  

am Sonntag, den 15. März, Vorm. 10 Uhr,

im Louisenstädtischen Theater, Dresdenerstraße 72.

Tagesordnung:

518

1. Vortrag des Herrn Kesler. 2. Wahl des Delegirten. B. Verschiedenes.

Des

Vereins zur Wahrung der Interessen der Klavierarbeiter

Sonnabend, den 14. März, Abends 8 Uhr,

in Gratweil's Bierhallen, Rommandantenstr. 77/79

Tagesordnung:

1. Vortrag des Predigers emer. Rendziora über: Werth und Mehrwerth. 2. Die Verhältnisse in der Weidenslaufer'schen Fabril. Die Kollegen derselben find anwesend. 3. Berschiedenes und Fragekasten.

Gäfte willkommen. Besuch bittet

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