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� THIr. Nr. 41 105; ein preuß. Staatsanleihischein von 1352 «itt. D. Nr. 1402 über 100 Thlr- ein Hundertmarkschein, eine »raunseidene mit Perlen besetzte Börse, worin ein Äernburger *Wer, ein bayer. Marienthaler, ein Frankfurter -, ein Sieges« Jnp ein Krönungsthaler fich befanden- Der resp. die Diebe Wid noch nicht ermittelt. . Ein anderer bedeutender Einbruchsdiebstahl wurde «r dem Magazin des Kaufmann Sch. in der Alten Jakobstr. verübt. Dieses Magazin befindet fich parterre, im Querge« »aude, und enthält zwei Eingänge, welche schmiedeeiserne -thuren haben. Durch eine dieser Thülen, welche verschlossen gewesen waren, drangen in der Nacht vom 14. zum 15. d. M. vre bisher noch nicht ermittelten Diebe, nachdem fie diese mit einem Nachschlüssel oder sonstigen Diebeswerkzeugen geöffnet hatten, in das Magazin und drangen von da in den an- Grenzenden Komptoirraum, indem fie in der mit einem'HlaS- fenfter versehenen Verb'.ndungsthür die Glasscheibe einschlugen Sund durch die Fensteröffnung in das Komptoir einstiegen. Da» bst öffneten sie mit Gewalt ein Wandlpind und ein Pult. 8 dem Wandspind stahlen fie eine rothe juchtenlederne Geld- lasche mit L960 Mark in 100-, 50- und 5-Markscheinen und aus dem Pult nahmen fie 20 Mk. in Silber, eine Anzahl «rei-Pfennig-Postmarken und ein Aerometerbestecf. g. Ein hiesiger Schlächtermeister war zur Zahlung mrer Alimentation von 45 M. pro Quartal verurtheilt worden. »r sandte den Betrag per Postanweisung an den als Vormund «stellten Herrn O. rn der Pionierstraße ab, unterließ aber, vem Betrage das Bestellgeld von 5 Pfennigen beizufügen. »«cht wenig erschreckt war nun der Absender, als ihm am H d. Mls. durch den Gerichtsvollzieher Sch. eine Rechnung Jw folgender Ausstellung überreicht wird:„In Sachen:c. Übe ich heute 1. M. 0,05 Restbetrag der Alimente, 2. M. 1,20 «nwaltgebühren, 3 M. 0,25 Porto und Bestellgeld, 4. M. 1,60, Jebühren§ 11 G. O.. in Summa M. 2,50 erhalten." Der Vormund hatte einfach die Eintreibung der„Restforderung" von 5 Pfennigen, ohne von seinem Beginnen den Schlächter- Deisler in Kenntniß zu setzen, einem Rechtsanwalt übergeben, welcher auf die beschriebene Art das Weitere veranlaßte. Jeder Kommantar zu diesem Verhalten erscheint überflüssig. g. Eine aufregende Szene spielte fich vorgestern Abend fivfien 10 Uhr vor der Reichsbank in der Jägerstraße ab. Drei vor einen großen Frachtwagen gespannte Pferde, welche vor ttnem Hause der Kurstraße hielten, gingen plötzlich durch und "efen nach der Jägerstraße zu. Hier kam ihnen ein Pferde- vahnwagen der Linie Hafenplatz-Schloßplatz entgegen. Schon Mibte man an einen gefährlichen Zusammenstoß. Doch im Men Augenblicke bogen die Pferde seitwärts ab und suchten »wischen den Pferdeeisenbahnwagen und eine Droschke durch- »Ulommen. Letztere wurde befug auf das rechtsseitige Trottoir Geschleudert, ohne daß jedoch Menschen verunglückten. Ali- «>nn gelang es, die scheuen Pferde zum Stehen zu bringen. . b Große Goldsendungen gehen jetzt von hier nach Eng- land Dieser Tage sandte eine hiesige Firma 3'/: Millionen jbtorl vom Bahnhof Friedrichstraße nach England ab. Das �olv war in 32 Fässern verpackt und wurde von einem Ver- der Firma, sowie von zwei Kassenboten begleitet. Diese Mldsendungen find eine Folge der Verkäufe von gewal igen Mmmen der russtsch-englischen Anleihe an der hiefigen Börse. taxirt diese Verkäufe auf 300 Millionen. In England «urubte man einige Tage lang ernstlich an einen Krieg mit �ußland. Die Kurse fielen durch diese Massenverkäufe ganz Leblich. Die Berliner Börse widerstand am längsten diesem m«he""k deshalb rief man von London die sog. Pfundrussen VN. Einen grausigen Fund machten am Sonntag Passan- Friedrichshain in der Nähe des städtischen allgemeinen
Jahre alt, von mittler Statur, hat weißes, nicht allzu langes Haupthaar und struppigen Schnurrbart, ziemlich hohe Stirn, blaue Augen, glatt rafirtes Kinn und dick aufgeworfene Unter» lippe. Bekleidet war er mit einem dicken dunklen Winterllber- zieher, Tuchweste, Tuchrock und dunkler Tuchhose, leinenem Hemd mit Vorhemd, gezeichnet G- 2, grauwollenem Unterhemd, Parchend-Unterhose, Pulswärmern, grauwollenen angestrickten Strümpfen und Schaftstiefeln; ferner war er mit einem doppelten Bruchbande versehen. Außerdem wurde bei der Leiche vorgefunden ein runder Filzhut, eine leere Schnapsstasche, ein Portemoenaie ohne Inhalt, ein Messer, eine Zigarrenspitze, eine Brille mit Futteral, ein ungezeichnetes Taschenluch, ein Stock, ein mit Bleistift geschriebener, mit„Hermann B", darunter Sch-, unterzeichneter Zettel. g. Jene entsetzliche That, welche fich am Sonnabend, den 15. November v. I. in der Schulstraße abspielte und den Tod des Arbeiters Steinmann zur Folge hatte, kommt am 21. d. M. zur Verhandlung vor dem Schwurgericht des Landgerichts i. Bekanntlich unierhielt der Bruder des Et. mit der Frau deS Schlächters Keßner ein Verhältniß, wodurch zwischen Steinmann und Keßner bittere Feindschaft entstand. Am 15. November nun wurde K von dem verstorbenen Steinmann und dessen Bruder in der Schulfiraße überfallen, wobei K- zu seiner Abwehr ein Messer zog und mit demselben um fich hieb. Hierbei traf er den Bruder des Liebhabers seiner Frau so un- glücklich mit dem Messer, daß dasselbe dem St. in die rechte Brust, unterhalb des Schlüsselbeines, drang und die Lunge ver» letzte, wodurch der Tod des Gestochenen nach kurzer Zeit ein- ttat. Angeklagt find außer dem Schlächter Keßner die Ehefrau und der Bruder des Ermordeten.
GrnrKts. Zeitung.
u0initnbaufc8. Dieselben bemerkten dort nämlich unter den unbelaubten Sträuchern eine mittelgroße Pappschachtel, Hb«-« ihrer O-ffnung die zum größten Theil in Verwesung hj, gegangene Leiche eines Kindes männlichen Geschlechts ent- HjS ra �,,er unheimliche Fund wurde zunächst nach dem 50. Po« (jiN; jfeoiet unb von hier nach dem Obduktionshause geschafft. 5ae polizeilichen Recherchen nach der Mutter resp. nach Per- i«Nen, welche die Leiche ausgesetzt, find eingeleitet. N Von einem jehen Tode wurde am gestrigen Tage ein »n der Metzelstraße wohnender Kaufmann B. ereilt. Derselbe Gälte fich bis zum Abend in dem W.'schen Lokal in der Linien» Istaße mit Kegelschieben belustigt und wollte fich gerade nach Hause begeben, als er plötzlich auf dem Hausflur ohnmächtig Zusammenbrach, und bereits nach einigen Sekunden, ehe noch »in Arzt herbeigeholt werden konnte, verstaib. Ein später hin« »urommender Arzt konstalwe einen Schlaganfall als Todes- Ursache. ., g. Die Identität der Leiche eines Selbstmörders, !«lcher fich zur B-förderung ins Jenseits den Park von Sans- wuci auSgewähtt hatte und am 21 v. Mts. dort erhängt auf- Pfunden worden ist, hat bisher nicht ermittelt werden können. vielleicht gehört der Veistorbene nach Berlin . Er ist ca. 60
Brauer das Beine spreizte wie Mylord
Gebote stehenden Mitteln, der daS Liebäugeln Steinberg'S s«, dem Pöbel, wie er eS nannte, verdammt und ver- ifw hatte— er schüttelte dem Brauer, dem Gastwirth Ud dem Gerichtsschreiber die Hand. vn»Herr Baron," nahm jetzt der r-°vt, indem er feine umfangreichen Hirn- � breit aufpflanzte,„es ist ®rf2aie gesagt hat. Wir sind gekommen, um Ihnen vniT% wünschen und Ihnen zu sagen, daß die Wähler lies Vertrauen zu Ihnen haben." »Nochmals meinen Dank für die Versicherung, mein Gren werther Herr Lehmann", sagte Wredow.„Sie habe» ick• lh Ihre Wahl Ihr Vertrauen ausgesprochen, und �.deinerseits will meinen Stolz und meine Ehre dm in chen, dasselbe zu rechtfertigen." »Ja, ja, davon sind wir überzeugt," antwortete der •'«Herr von Steinberg versicherte uns das auch, den vertrauen Ihren Worten und denen deS Herrn Jru Weinberg, unseres bisherigen Abgeordneten unbedingt. schert« � Ihre Wahl befürwortete, da war dieselbe ge- •iitEf"®08 wich betrifft," sagte der Brauer,„so weiß ich von& � von meinem ursprünglichen Kandidaten, Herrn Lc �leinberg, abgegangen wäre. Die Ueberzeugung, �»keu« ber Rechte seien, habe ich diesem Herrn hier zu in l beutete auf Strahlenau, vessen schalkhafte» Lächeln � barem Kontrast stand zu der würdevollen Miene, der Sprecher der Deputation zur Schau trug. .r�enn Sie auch lächeln, Herr Strahlenau," fuhr er fort, h, wahr, Sie sind ein Mann nach meinem Geschmack. ihn,-» was dieser Mann erzählen kann! Al« wir mit b>vlle!Ü densaßeu im Gasthofe de« Herrn Fischer, da dir Alle nicht« davon wissen, von unserem Kandi- i ♦MI-——- f- rc----- Cf',
p. Eine erstaunliche Gewandtheit im Stehlen bewies die erst 10 Jahre alte Ida Winkelmann aus Nauen . Die gestern vor der Strafkammer wegen Hehlerei dieserhalb ange- klagte Mutter derselben, verehelichte Arbeiter Friederike Win- kelmann begünstigte das Treiben ihres Kindes. Die Angeklagte hatte im Juni und Juli v. I. ihre Tochter mit Heidelbeeren zum Verkauf in den Häusern ausgeschickt und dabei waren eine ganze Reihe von Gelegenheitsdiebstählen unter ihrer Protektion von dem lOjährigen Mädchen ausgeführt. In einem Hause der Neuenstraße in Nauen wurde aus einem unver- schlossenen Zimmer von sechs in einem Koffer aufbewahrten ein einzelner Hundertmark-Schein entwendet, auf dieselbe Weise besuchte die Kleine verschiedene Geschäftslokale, woselbst kleine Geldbeträge und Waaren in ihre Diebesfinger geriethen. Von allen diesen Diebstählen wußte die Angeklagte und fie schämte fich nicht die Flüchte des verbrecherischen Treibens ihres Kindes zu genießen, denn die Kleine lieferte das gestohlene Gut pünktlich der An- geklagten ab, bis auf einen Ring; diesen hatte fie gestohlen, aber für fich behalten und hinterher ihn einer Schulgenosstn für ein paar Pfennige verkaust. Von dem letzteren Umstände hatte nun zufällig der Polizeiwachtmeister Blumenchal Kenntniß erhalten und er nahm das Mädchen ins Gebet, wobei dasselbe mit einer unbegreiflichen Unverfrorenheit die erwähnten Dieb- stähle ohne Weiteres eingestand. Im Audienztermine, wahr« scheinlich von der Mutter hierzu veranlaßt, widerrief das als Zeugin vernommene Mädchen seine vorher gemachten Geständ« nisse' keinem Zweifel unterlag jedoch auf Grund der belasten- den Aussagen einwandSfreier Zeugen die Schuld der Mutter, welche außerdem noch wegen Entwendung einiger Stücke Ta- petenrester angeklagt war. Der Staatsanwalt beantragte 1 Jahr Gefängniß, Ehroellust und Polizeiaufstcht; der Gerichtshof jedoch erkannte unter Bewilligung mildernder Umstände auf 6 Monate Gefängniß. p. Unter Benutzung des Verbrecheralbums war der bereits vorbestrafte Maler Johann Wollert zu Berlin ermittelt und wegen eines in Charlottenburg verübten Einbruchsdieb- stahlS verdächtig in Haft genommen worden. Dem Lehrer Mann, Leidnitzstr. 91 zu Charloiit iidurg, entwendeten am 14. Januar sogenannte„Flatterfahrer" mittelst gewaltsamen Einbruches auS der Waichküche die ganze von seinem Dienstmädchen eben eingeweichte Wäsche. Die Diebe halten anscheinend von dem angrenzenden Grundstück, Berlinerstc. 126, ihren Weg über mehrere Zäune genommen, um nach der an der Hinterfront des Grundstücks Leibnitzftr. 91 belegenen Waschküche gelangen zu können. Die zu derselben fü beende Thür war mittelst eines Stemmeisens erbrochen worden, und demnächst die noch nasse Wäsche-urch den Flur des Mannschen Hauses fort- geschafft, wie die im Schnee hinterlaffenen Spuren im Garten be- wiesen. Der mit den Recherchen in der Sache betraute Kriminal- Beamte Kümmert ermittelte ferner, daß vor dem gegenüber- liegenden Hause von dem Schankwirth Mainekat zwei Männer um die Zeit des Diebstahls bemerkt wurden, deren scheues Be- nehmen dem M. im hohen Grade verdächtig erschien. Einer derselben, so deponirte Mainekat vor der Polizei, sei schließlich,
als er die Beiden scharf WS Auge gefaßt, w sein Kellerlokal getreten und habe dort, jedenfalls in der Abficht ihn möglichst lange von seinem Aufpafferposten fernzuhalten, in auffallend zeitraubender Weise Verschiedenes bestellt und verzehrt. Auf Grund dieser Aussage forderte Herr Kümmert den Mainekat auf, ihm nach Berlin zu folgen und dort behufs weiterer Er- Mittelungen das Verbrecheralbum einzusehen. Nachdem dieS geschehen, bezeichnete Mainekat als seinen Gast an jenem Abend den oben genannten p. Wollert, dessen Gefichts- zierde in Gestalt eines auffallend schönen BarteS M. als Erkennungsmerkmal auf der vorgelegten Photographie Mainekat des Weitern bezeichnete. Bei der unmittel- bar darauffolgenden Haussuchung bei Wollert wurde ferner ein Ueberzieher vorgefunden, welcher von dem Zeugen bestimmt als dem von seinem Gatte getragenen auf ein Haar gleichend wiedererkannt wurde. ES erfolgte daraufhin die Verhaftung des Wollert, der zwar seine Unschuld betheuerte, sowie Er- Hebung der Anklage, da genügende Verdachts-Momente gegen ihn vorlagen, daß bei dem qu. Einbruchldlebstahl„Schmiere gestanden und einem Komplizen die Wegschaffung der ge- stohlenen Wäsche möglich gemacht. Im Audienz-Termin vor der Strafkammer des Landgerichts vermochte jedoch Mainekat den aus der Haft vorgeführten Angeklagten nicht überzeugend zu rekognosziren. Während der Zeuge behauptet, daß die von ihm bewirthete Persönlichkeit, ähnlich wie dieselbe im Verbrecher« Album dargestellt, den Bart am Kinn ein wenig auSrafiert getragen, erbot er fich der Angeklagte zu dem Gegenbeweis, dag seit drei Jahren kein Scheermesser ihn berührt habe. Dies allein hätte aber wohl schwerlich genügt die Un» schuldSbetheuerungen des Angeklagten zu beweisen; indessen half über alle diese ostenbaren Widersprüche schließlich der von dem Vertheidiger, Rechtsanwalt Sello, geführte Alibibeweis hin- weg, wonach der Angeklagte um die Zeit des Diebstahls über- Haupt nicht in Charlottenburg , sondern in seiner Behausung in Berlin fich aufgehalten hatte.— Auf Grund dieser Wen- dung der Dinge beantragte der Staatsanwalt die Frei- sprechung deS Angeklagten; das Uttheil des Gerichtshofes lautete demgemäß Der ausgewiesene Maurer Herr Robert Conrad au« Halle a. S. war gestern nach erlangter Erlaubniß des Polizei- PrästdiumS vor der zweiten Strafkammer hiefigen Landgerichts l. erschienen, um fich auf eine Anklage wegen öffentlicher Auf- forderung zum Ungehorsam gegen von der Obrigkeit innerhalb ihrer Zuständigkeit getroffenen Anordnungen, sowie wegen öffentlich aufgestellter Behauptungen, wissend, daß fie entstellt find, um dadurch Anordnungen der Obrigkeit verächtlich zu machen, wegen Vergehen gegen die§§ 110 und 130 St.-G.'B., zu verantworten. Der Angeklagte hatte in einer im„Deutschm Kaiser" am 17. September er. abgehaltenen Versammlung der Mitglieder der Maurerkrankenkaffe einen Bericht über den Ausgang eines von den Maurern Brandt und Blemert gegen den Vorstand der alten Ottskasse der Maurer angestrengten Prozesses erstattet und soll nach dem von dem überwachenden Polizeilieutenant erstatteten Bericht hierbei geäußert haben:„Das sei eine abgekettete Sache, der Vertreter der Kläger Rechtsanwalt Sachs sei nicht einmal zu Motte gekommen. Solche Gesetze seien gar keine Gesetze." Der Angeklagte stellt entschieden in Abrede, die ihm imputitten Aeußerungen gethan zu haben; er habe vielmehr hervorgehoben, daß trotz wiederholter überzeugender Ausfüh- rungen des Rechtsanwalts Sachs die Klage abgewiesen worden sei. Er berief sich zum Beweise dafür auf das Zeugniß von sechs geladenen Besuchern der Versammlung, von denen vier bereits in einer Entlastungsschrift laudirt waren. Da von der Ladung dieser Zeugen, deren Wohnungen dem Vettheidiger erst in den letzten Tagen bekannt wurden, der Staatsanwaltschaft leine Mittheilung zugegangen war, beschloß der Gerichtshof, die Sache zu vertagen und dem Angeklagten die Kosten dieses vereitelten TeonineS aufzuerlegen. Wie Majestätsbeleidigungs-Prozesse in Szene gesetzt werden, lehne eine gestern vor der vietten Strafkammer hie- stgen Landgerichts 1. stattgehabte Verhandlung einer Anklage gegen den Rentier Wilhelm Müller wegen Beleidigung de« Kaisers. Der tzauptzeuge Uhrmacher Leißner machte, nachdem er vorher eine eidesstattliche Versicherung dem Vertheidiger deS Angeklagten, Rechtsanwa t Wronker, übergeben hatte, etwa folgende überraschende Deposttion: Seit dem Frühjahr v. I. war ich mit dem Angeklagten und dem Kaufmann Herfurth be- Hufs Ausstellung des GlobuS im Rothen Schloß affoziirt. Herfurth und Müller geriethen häufig in Differenzen, und theilte mir im Sommer der erstere mit, daß der Angeklagte in früherer Zeit einmal in seinem Geschäftslokal eine den Kaiser beleibt« öftthK u-i»- a\-— r**
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, ß-"4*"«uvwm----—,---- £86 in 8.1 r �un erzählte er bald von einer Tiger- rftlioi, i"siolen, dann von der Wittwenverbrennung in r spreche nn?m wieder auf die hiesigen Verhältnisse feJi'ö nch.,'"o'?wer erklärte er dabei, daß Sie der K'Ä-».%%% N.-° 3% "%%%%%
Herr Strahlenau vorschlägt, und daS waren Sie, Herr v. Wredow". So unbeholfen und unpassend diese Wendung auch gewesen sein mochte, sie verfehlte nicht, eine Wirkung hervorzubringen, und veranlaßte Herrn von Wredow, Strahlenau gerührt die Hand zu schütteln. „Ich sehe," sagte er7zu diesem,„daß Sie fich nach Kräften für meine Wahl bemüht haben und wünsche nur, daß ich den Dienst vergelten könnte." „Die Sache war bei meinen Freunden Lebmann und Fischer nicht so schwierig," antwortete Stralenau m munterer Laune;„aber dieser hier, der Herr Gerichtsschreiber, der hätte un« im letzten Momente beinahe noch Alle» ver- dorben. Er wollte durchaus nicht zu unserer Fahne schwören." „O nein," vertheidigte sich der Gerichtsschreiber,„so- bald Herr von Steinberg die Ansprache gehalten und ge- sagt hatte, daß wir den Herrn Baron wählen sollten, er würde das als ein Vertrauensvotum für sich hinnehmen, da waren wir Alle auf Ihrer Seite." „Ja, wir warm Alle auf Ihrer Seite," bestätigte der Brauer.„Und nun meine Herren,"— er wandte sich mit diesen Wortm an seine beiden Kollegen von der Deputa« tion—„lassm Sie uns im Namen der übrigen Wähler ein Hoch auSbringm: „Herr Baron von Wredow, Abgeordneter des Kreise« Falkenburg, lebe hoch!" Die beiden von Wein und Bier präparirtm Kehle» deS Brauer« und de« GastwirtheS thaten ihr Möglichstes, diese« Hoch zu einem recht sonoren zu machen, und die dünne Stimme des Schreibers lieferte einen effektvollen Diskant dazu. Nachdem diese Ovation beendet war, lud Herr von Wredow seine Gäste in daS anstoßende Zimmer und bat ste, mit ihm ein Mahl einzunehmen. Der Aristokrat war von seinen Vorurtheilen schnell zurückgekommen. Wer hätte e« noch vor wenigen Tagen für möglich gehaltm, daß er mit einem Brauer, einem Gastwirth und einem Gerichtsschreiber zu Tische fitzen werde. Nur Ein« lag ihm schwer auf dem Herzen. Mehr- mal» hatte er vor fich hingemurmelt:
....... owM. ein zu bringen. itLenn er mich durch ein Zeichen avettiren würde, sollte ich erzählen, daß Müller beim Pasflren deS kaiserlichen Palais eine schwere Majestätsbeleivlgung ausgestoßen habe. In Folge dessen that
„Er hat mich doch besiegt.... Er wird mir nie ver- zeihen." Diese Motte sprach er auch vor sich hin, al« er fich eben mit seinen Gästen in da« Nebenzimmer begeben wollte. Da legte Lord Killmare di» Hand auf seine Schulter. „Herr Baron," sagte er,„eS ist noch ein Herr da, der Ihnen seine Gratulation zu bringen wünscht. Wollen Sie ihn sprechen?" „Jeden, jeden meiner Freunde, Mylord," antwortete er rasch.„Wie können Sie fragen? Lassen Sie Alle herein, die mir da» Glück diese» Tage« verschaffen halfen; Sie sind mir werthe Gäste. Einer wäre mir der wertheste. aber der wird nicht kommen." Auf einen Wink KillmaröS entfernte sich Oswald und kehrte nach wenigen Augenblicken zurück mit— Herrn von Steinberg. Jetzt wallten die im Rausche de» Glücks so lange ge» hemmten Gefühle im Herzen de« Baron von Wredow über. Er sah den alten, langjährigen Freund nach jahrelanger Trennung zum ersten Male wieder, und der Gekränkte, der Beleidigte, er, der glühende Kohlen auf sein Haupt gesam« melt, er kam zu ihm, er suchte ihn auf, um ihm Versöh» nung zu bringen. Da« war zu viel! Dem alten Herrn standen die Thrä- nen in den Augen und rollten ihm in den grauen Bart hinab. Er fuhr einmal mit der Hand durch die weiße« Haare, wie in Verzweiflung, al« ob er sagen sollte: Wie machst Du Dich dieses Augenblicks würdig? Steinberg streckte ihm die Hand entgegen.„Meine» Glückwunsch, Wredow I" DaS war Alles, was er sagte. Wredow aber nahm diese Hand nicht. Er schloß den Freund in seine Arme, legte sein schneeweißes Haupt auf die Schulter des alten Freunde» uud schluchzte und weint« vor Freuden. Auch Steinberg'« Augen waren naß. Zwei alte Freunde, die ei» unglückselige« Mißver» ständniß getrennt, fie hatten sich wiedergefunden. „Steinberg," sagte Herr v. Wredow, als er endlich seine Bewegung niedergekämpft hatte, um Motte zu finden, „Du kannst mir verzeihen?" „Laß uns wieder die Alten sein," erwidette Stein« berg ,„und laß alle« Geschehene vergessen sein.— MeS, hörst Du?"(Forts, folgt.)