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Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr. 69.
Ein schreckliches Grubenunglück.
Die heute einlangenden Nachrichten über das Gruben unglüd auf der Beche Camrhausen" bei Dudweiler find herzzerreißend. Ein Telegramm des Wolff'schen Bureaus meldet, dag bis gestern, Donnerstag, Mittag 3 Uhr von den 219 vers unglückten Bergleuten 137 toot und 51 lebend zu Tage ges fördert waren; von letteren find schon einige geftorben. Die übrigen in der Grube Verunglückten find todt und können der Harten Verschüttungen wegen nur langsam zu Tage gefördert werden. Es find also 168 Bergleute sofort getödtet worden, andere werden den erhaltenen Verlegungen erliegen. Die ,, Germ." giebt folgende eingesandte Schilderungen:
Dudweiler , 18. März. Ein furchtbares Unglück ist gestern Abend, den 17., awischen 11 und 12 Uhr auf Grube Camphausen durch schlagende Wetter vorgekommen. Es find Abends 216 Bergleute und drei Steiger angefahren, davon find 51 Mann zu Tage gefördert. Die Rettungsarbeiten dauern fort, besonders sei erwähnt Inspektor Dr. Sattig, er arbeitet todes Detachtend an dem Rettungswerke. Derselbe mußte heute Vor mittag nach Hause gefahren werden, ging jedoch Nachmittags fofort wieder ans Werk. Die Entzündungsursache ist nnbekannt. Furchtbare Menschenmaffen strömen von den umliegenden Drt schaften und Gruben herbei. Herzzerreißend ist das Jammern und Weinen der Angehörigen. Von den drei Steigern find bis jest zwei todt zu Tage( Bost und Gläser), Steiger Ritscht ift noch nicht gefunden. Die noch Fehlenden glaubt man alle todt. Soviel für heute.
"
Ein zweiter Originalbericht lautet: Saarbrüden, 18. März. Ein entsegliches Unglück hat in der vergangenen Nacht unser Roblenrevier betroffen. Auf der Seche Camphausen", Sta tion der Fischbachbahn, waren gestern 219 Bergleute zur Nacht Schicht angefahren. Gegen 12 Uhr Nachts erfolgte auf bis jest unerklärte Weise eine Explosion schlagender Wetter mit einer Heftigkeit, daß die Flamme zum Schacht Camphausen II. hoch herausschlug und die ganze Bimmerung zerstört wurde. Indes, Diese Berstörung hat gar nichts zu bedeuten im Vergleich mit dem Unglüd im Innern der Strecken und Querschläge; fast alle find fie eingeftürzt und haben diejenigen Arbeiter, die nicht von den Wettern verbrannt oder von den Nachschwaden ( Roblenorydgasen) erstickt waren, zerschmettert oder verschüttet. Bis heute Nachmittag 5 Uhr waren von sämmtlichen, bei Der Verlesung vor der Schicht gegenwärtigen 219 Bergleuten und Beamten, 26 lebende und 21 todte mit der einzigen, noch betriebsmäßigen Förderschale an Schacht I zu Tage gefördert. Die übrigen zu retten ist wegen der gänzlichen Berstörung der Baue und der giftigen Schwaden faft nmöglich. Die Behörden waren sofort nach erhaltener Meldung zur Stelle, Der Geheime Bergrath Herr Eilert fuhr in Begleitung des Herrn Inspektors Dr. Sattig persönlich in den Schacht. Herr Inspektor Sattig, der sich in einem Querschlage zuweit vorge wagt batte, wäre faft der Pflichttreue zum Opfer gefallen; mit Mühe nur fonnten ihn seine Begleiter, die selbst mit Den Schwaden lämpften, vom Erftidungstode retten. berzerreißendes Bild bieten die Tausende von Angehörigen Der Berunglückten, die sich um die Schachtbühne drängen. Eine Greifin erzählte bem Schreiber dieses, daß ihr Mann mit zwei trwachsenen Söhnen den Tod gefunden hätte. Auf einem leichten mit Rüben bespannten Wägelchen liegen drei fohlengeschwärzte Leichen, der Fuhrmann sagt: es find meine drei Brüder. Im Maschinengebäude liegen nebeneinander 20 Toote, erstickt und verbrannt, ein gräßlicher Anblick, zumal, da die meisten der Arbeiter in den bis 700 Meter tiefen Bauen wegen der Hiße mit nadiem Oberkörper arbeiten müssen, also ihren verbrannten Rörper faft ohne Hülle zeigten.
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Das Aufsuchen und Butagebefördern der Arbeiter, die unten verbrannt, erstickt oder verschüttei liegen, wird voraussichtlich noch mehrere Tage in Anspruch nehmen.
Die Köln . Sta." bringt folgenden Bericht: Saarbrüden, 18. März. Das Unglück auf der Grube Camphausen ist das größte, das im Saarrevier bisher vorgekommen, Das erste größere in den neuen Anlagen des Fischbachthales. Die Gruben haben hier im Allgemeinen wenig Grubengas, find aber außerordentlich trocken und die Koble staubt in hohem
R. C. Nach der unzweifelhaften Angabe des Kalenders bat der Frühling gestern feinen Einzug bei uns gehalten. Es hindert uns daher nichts, uns mit ganzem Herzen all' jenen wonigen Gefühlen zu überlassen, die für alle einiger maßen poetisch veranlagte Herzen mit dem Eintreten des Lenzes verbunden sind.
Freilich heulte vorgestern Abend der Sturm noch ganz entfeßlich durch die Straßen, Hagel und Regen flatschte in angenehmer Mischung gegen die Fensterscheiben, und an besonders zugigen Eden konnte man die eilfertigsten Wett läufe beobachten, nedisch hatte der Wind so manchem fried lichen Bürger den Hut entführt und luftig rollte die Be hauptung" burch Bfüßen und Regenlachen.
Das kommt davon, wenn man spät Abends noch in eine Rneipe zieht.
Dem Manne, der kein freies Verfügungsrecht über einen Hausschlüssel hat, wird das so leicht nicht paffiren, er fist eben längst zu Hause, wenn der nächtliche Sturm andere Leute noch schitanitt.
Doch auch dieses wird anders werben, es wird in naher Zukunft keine Hausfrau mehr allein und verlassen zu Hause figen, während ihr Tyrann an seinem Stammtisch hauft und in furchtbarer Weise politisch fannegießert. Die ganze Welt oder vielmehr Kneipordnung wird umgestaltet wer ben; ehelicher Swift, Gardinenpredigten, Schmollen und Gebrumm werden wie längst verschollene Sagen einer todten Beit angehören, und Mann und Weib werden ewige Flitter
wochen feiern.
Sonntag, den 22. März 1885.
Grade. Das ist wahrscheinlich der Grund, daß die Explosion hier so große Wirkung hatte. Sie ist durch den brennenden Rohlenstaub weiter getragen worden. Die Explosion geschah auf der vorlegten Sohle, die 500 M. tief liegt. Man will die Flammen thurmhoch aus dem Schachte haben schlagen feben. Ein Signal. wärter bei der Förderung wurde getödet. Von der Belegschaft waren 16 Mann turz vor der Explofton aufgefahren. Unter den wahrscheinlich Betödteten find auch drei Steiger. Die herausgeförderten Leichen werden in einem Saale des Ma schinenbauſes auf Stroh gelegt und hier durch die Grubenbeamten refognoszirt. Sie find zumeist stark verbrannt, theil weise auch sonst verlegt, anscheinend durch Abstürze. Einzelnen ist die Haut heruntergeriffen. Die Leichen find bis zur Hälfte entblößt, da in der Grube eine Wärme bis zu 30 Br. herrscht und die Leute daher halb entkleidet arbeiten. Der Betrieb ist sofort eingestellt worden. Infolge deffen mangelte es alsbald an Kohlen für die Fördermaschinen; die Kohlen mußten anderwärts her gefahren werden. Die Beamten der Bergwerksdirektion aus Saarbrücken waren rechtzeitig zur Stelle; ein besonderer Bug brachte fte heute Morgen dahin. Geheimrath Eilert leitet die Rettungsarbeiten. Der Direktor der Grube Sattig war von Anfang an 12 vole Stunden in der Grube und erkrankte alsdann. Die Förderung geht wegen des zerstörten zweiten Ein Arzt ist in die Grube Schachtes nur langfam vorwärts. gefahren und es werden zunächst die Lebenden gefördert, während die Todten später geborgen werden sollen. Die Trauer und Bes stürzung in den Bergmannsdörfern ist ungeheuer. Bu Tausenden strömt die Bevölkerung, Männer, Weiber und Kinder, an der Unglücksstelle und an der Förderung zusammen; jeder neu ge förderte Körper wird mit lautem Jammer empfangen. Aus einer Familie find fünf Brüder getödtet. Ein Junge fam noch als gereftet zu Tage, nachdem er 12 Stunden unten zu gebracht hatte. Ueber die Ursache der Explosion ist noch nichts bekannt. Es dürften noch acht Tage vergehen, bevor die legte Leiche geborgen sein wird. Der Saarbrücker Zeitung " entnehmen wir noch folgende Mittheilungen über das Gruben unglüd: Gegen 12 Uhr Nachts erfolgte in der Grube eine so beftige Explosion, daß die Flammen zum Schachithurm herausschlugen und der Signalmätter getödtet wurde. Die Berunglückten sind meist aus Fischbach, Herresohr, Sulzbach , Dudweiler und Reinsbach. Auf die erste Nachricht von dem Unglücksfall waren die Mitglieder der Bergwerksdirektion mittels Extrazuges nach Camphausen geeilt, um fich an der Rettung zu betheiligen. Auch Landrath v. Richthofen, Bür germeister Blum c. waren anwesend. Der Jammer ist grenzenlos. Eine Frau von Dudweiler , deren einem Sohn vor Kurzem das Augenlicht durch Explofton zerstört worden, hat den jüngsten Sohn jest auch noch verloren. Von einer Fas milie Minte aus Dudweiler sollen 5 Brüder, von einer Fa milie aus Fischbach 4 Söhne und 1 Schwiegersohn verun glückt sein. Die Rettungsarbeiten können, da nur einer von drei Schächten fahrbar und die Grubenstrecken weit verzweigt find, nur sehr langsam von Statten gehen."
Saarbrüden, 20. März. Fernerhin liegt noch folgende Meldung vor: Seit gestern Abend find weitere 10 Leichen ans Tageslicht gebracht worden, so daß die Gesammtzahl der bia jest tonstatirten Berunglückten 165 beträgt. Die seit gestern geförderten Todten find gräßlich verstümmelt, verbrannt und Daher unerkennbar. Etwa 15 Bergleute find noch nicht aufgefunden und herausgeschafft. Die Rettungsarbeiten werden mit dem größten Eifer fortgefeßt. Der Jammer ist unbe schreiblich.
Parlamentsberichte.
Dentscher Reichstag.
73. Sizung vom 21. März, Nachmittags 1 Uhr. Am Tische des Bundesrathes von Boetticher, Bronsart v. Schellendorff, o. Schelling u. A.
Der Bericht der Reichsschuldenlommission über die Ver waltung des Schuldenwesens wird durch Dechargirung er ledigt.
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Es folgt die zweite Berathung der allgemeinen
Verdient er nicht in der That die höchste Anerken ? Man bente fich nur die angenehme Aussicht, ruhig, ohne sich die Stiefel naß zu machen, zu Hause fißen zu tönnen, und ganz nach Belieben einen Schoppen nach dem andern leeren zu dürfen.
Man hat damit nicht mehr Mühe, als menn man sich heute dem mehr als zweifelhaften Genuß eines Glases Leitungswassers hingiebt.
Allerdings hat dasselbe ja auch bisweilen eine Farbe wie schlechtes Bier, und wer Vegetarier und wer Vegetarier ift, Farbe wie schlechtes Bier wird nur mit gerechtem Bedenken dieses Zeug ver schlucken. Man kann ja nun einwenden, daß man auch schon früher in seiner Wohnung Bier trinken konnte. Das war doch aber nur ein sehr getheiltes Vergnügen, weil man fich hauptsächlich auf den Verbrauch von Flaschenbier be schränken mußte. Flaschenbier ist bekanntlich nicht Jeder manns Sache, und war es einmal einem Ehemann gelun gen, seine Frau bei irgend einer feierlichen Gelegenheit von der Nothwendigkeit eines aufzulegenden Achtels zu überzeugen, so machte das doch entschieben eine Unmenge von Umständen und Schmußerei, und der Spaß der ganzen Sache wurde mindestens ein fraglicher.
Jegt, oder wenigstens bald, in naher Zukunft min destens, wird man das Alles nicht mehr fennen, und aus dem Hahn der Wasserleitung wird Erquicung und Labung über die leidende Menschheit dahin strömen.
Wie dieser große Mann mit seiner weltbewegenden Erfindung überall mit unendlichem Jubel begrüßt werden wird, so hat in der vergangenen Woche ein anderer- in feiner Ari ja auch ein Weltbeglüder unfägliches Weh' und Leiden über verschiedene unserer Mitbürger gebracht. ,, Es wär' so schön gewesen, doch es hat nicht sollen
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Und wann das geschehen wird? Nun einfach, wenn jene segensreiche Erfindung, mit der uns ein Mitbürger zu sein" so sagt gewiß jest mancher Dekoriste, wenn er beglüden verheißen hat, erst wirklich ins Leben getreten sein wird, wenn aus jedem Wasserleitungshahn statt des von dem glänzenden Stern, von dem bunten Bändchen, jezigen, nüchternen und nichtssagenden Getränkes ebles, um es für alle Zeiten in die verborgenfte Schublade feines fchäumendes Bier fließen wird, dann hört natürlich jedes Schreibtisches zu verschließen. Alles ist eitel auf der Rneipengehen auf, der wahre Völkerfrühling des Ehelebens Welt, selbst der Glaube an die Echtheit eines per fischen Fermans, und niemals hat wohl ein Mensch dische Jammerthal zu bezeichnen. mandem mehr gestattet sein, unseren Planeten als das ir das Vertrauen seiner Mitbürger in unwürdigerer Weise gemißbraucht, als jener unglüdselige Baron, der freigebig Ein Hoch diesem braven Mann, der einen solchen Knopflöcher und Halskragen gegen gleich baare Bezahlung ausschmückte, in dem Augenblick, als er sich von der Polizei menschheitsbeglückenden Plan gefaßt hat.
II. Jahrgang.
Rechnung für 1880/81, für welche die Rechnungskommiss flon die Dechargeertheilung vorschlägt.
Abg. Meyer( Halle ) beantragt, einzelne Ausgabeposten aus dem Etat der Militärverwaltung, wo nach dem Monitum der Oberrechnung lammer eine den bestehenden Vorschriften widersprechende Verausgabung stattgefunden hat, ohne daß die Militärverwaltung eine nachträgliche Genehmigung beantragt, nachträglich zu genehmigen; eventuell aber die Decharge für Diese Ausgaben vorzubehalten. Der Rechnungshof hat beanstandet, daß gewisse nicht etatmäßige Ausgaben justifiziert wor den find durch Anträge der betreffenden Kriegsverwaltung und nicht durch Anträge des im Reiche verantwortlichen Beamten. Materielle Einwendungen haben wir nicht zu erheben, ers kennen vielmehr an, daß nach Lage der Sache die Behörde wohl veranlaßt war, diese Ausgaben zu leisten; wir machen aus diesen vom Rechnungshof hervorgehobenen Umständen teinen Differenzpunkt zwischen uns und der Regierung und glaubrn durch unseren Antrag den versöhnlichsten Weg einge schlagen zu haben.
Minister Bronsart von Schellendorff : Ich erkläre für jetzt nur von Neuem, daß die vom König von Preußen in diesen Dingen erlassenen Drdres als die Angelegenheit vollständig erledigend angesehen werden müssen, fo daß es einer nachträglichen Genehmigung des Reichstages nicht bedarf.
Abg. Richter: Bei der Rechnung für 1879/ 8C hat der Reichstag mit großer Mehrheit einen dem Antrage Meyer ana logen Beschluß gefaßt. Denselben Standpunkt bitte ich Sie, auch heute einzunehmen.
Minister Bronsart von Schellendorff erinnert daran, daß die liberalen Antragsteller ihr Vorgehen nicht wohl versöhnlich meinen können, denn fte feien es gerade, die jest den bis zum vorigen Jahre noch zwischen der Regierung und dem Reichstag in dieser Frage bestandenen Waffenstilstand stören.
Abg. Ridert: Von einem Waffenstillstand ist nicht die Rede. Die Anfichten der Regierung und der Volksvertretung fteben fich prinzipiell gegenüber. Wenn wir den Rechnungsdaß die Regierung recht hat, und würden unseren eigenen hof im Stiche laffen wollten, so würden wir damit anerkennen, faffen, die unseren prinzipiellen Standpunkt wahren. Prinzipiell Rechten etwas vergeben. Wir können hier nur Beschlüsse aber haben wir den Standpunkt der Regierung nie als forrekt. anerkannt. Ich bitte den Minister, nicht Konsequenzen aus seiner Theorie zu ziehen und uns nicht in einer Weise zu provoziren, daß wir noch mehr aus unserer Reserve heraustreten und die Dechargirung überhaupt verweigern müßten.
Minister Bronsart v. Schellendorff: Ich halte meinen Vergleich mit dem Waffenstillstand völlig aufrecht. Nicht aus der Initiative der Regierung, sondern aus der des bauses ist die Situation verschärft worden. Nicht der preußis sche Kriegsminister hat die Streitfrage aufgerührt, sondern der Antragsteller und seine Partei, welche jegt die Gelegenheit für gekommen halten, um ihrer früher nur in der Kommission ge= äußerten Auffassung im Plenum Geltung zu verschaffen. Der König von Preußen hat aber in loyaler Ausübung des ihm nach Annahme der Regierungen zustehenden Rechts einen Justifizirungsbefehl gegeben an die Armee; wir können uns nicht der Konsequenz ausseßen, die aus der nachträglichen Ge nehmigung dieses Befehls durch den Reichstag folgen würde, anzuerkennen, daß der Reichstag einmal die Ausführung eines solchen Befehls als unzulässig bezeichnen dürfte.
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Abg. Hänel: Wenn der Kriegsminister alles das, was feine Verantwortlichkeit zu decken hat, unter die Kategorien des Befehles" bringt, dann müssen wir überhaupt darauf ver sichten, über Militärbudget und militärische Dinge auch nur ein Wort zu fagen. In rechnungsmäßigen finanziellen Dingen steht die Militärverwaltung nicht anders da als jede andere, bet welcher ebenfalls an lezte: Stelle die Intention und selbst eine Verfügung des Kaisers vorliegen tann und sehr häufig thatsächlich vorliegt.
Kriegsminister Bronfart v. Schellendorff: Auch der Abg. Hänel hat die Beziehungen des preußischen Kriegs
auf Fälschungen ertappen ließ und jest hinter den düsteren Mauern des Untersuchungsgefängnisses darüber nachdenken muß, wem eigentlich das Recht und die Befugniß zusteht, nach Verdienst und Würdigkeit Orden und hohe Titel zu verleihen.
Für uns und unsere Leser entbehrt ein solches Vor tommniß gewiß nicht der Tragikomit, und es ist recht weise von der Natur eingerichtet, daß in dieser Beziehung doch immer nur gewiffe Kreise gebauernfängert werden tönnen. Dem Verdienst seine Krone, dem Ehrfüchtigen seinen Drden wenn er auch nicht viel mehr Werth besitzt, wie eine einfache Rotillonauszeichnung. Eitelkeit und Ehrfucht diese beiden Eigenschaften drücken unserem ganzen Zeitalter seinen eigenartigen Stempel auf.
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Falsche Begriffe von Ehre waren es, die in der verfloffenen Woche junge, noch nicht im Mannesalter stehende Leute vor den Strafrichter brachten, wo sie sich verantworten sollten wegen eines Vergehens, das unter anderen Umständen mit den schwersten Strafen belegt wird, welche unser Strafgesetzbuch kennt.
Der Ausgang des Prozesses Dehlte ist bekannt, es will uns nicht scheinen, als ob das Urtheil allgemeine Bes friedigung hervorgerufen hätte.
Gab dieser Prozeß auch ein abschreckendes Bild von der Verwilderung, welche in den sogenannten gebildeten" Kreisen herrscht, so veistummte die Diskussion hierüber sofort, als die Runde von dem entseglichen Unglück in den Rohlenbergwerken bei Saarbrücken das deutsche Baterland durcheilte.
Fast zweihundert Männer find dort ihrem Beruf zum Opfer gefallen, bis jetzt hat man noch nicht einmal die ver tohlten Leiber an das Tageslicht schaffen können.
Jezt wollen wir sehen, wie sich die Deutschen den Deutschen gegenüber betragen. Wird man jezt auch Bälle, Theater und Festvorstellungen aller Art veranstalten? Bu Gunsten der Spanier that man das, man tanzte und sechte und sammelte, wir wollen hoffen, daß diejenigen Leute, welche für Fremde stets massenhaft Geld haben, sich ihren eigenen Landsleuten gegenüber ebenfalls hochherzig und ebelmüthig zeigen werden.