Taffen werden.( Beifall.) Die Diskussion wird hierauf geSchloffen. Persönlich bemerkt
Stadto. Lowe : Er set zu seinem Bedauern noch zeitig genug in den Saal getreten, um den antisemitischen Theil der Bidenbach'schen Rede mit anzubören. Er müsse das tonftatiren, damit herr Bidenbach nicht wieder in die Lage komme, über ihn unwahrheiten zu verbreiten.
Stadto. Bidenbach erwidert, daß er nur wieder gegeben, was unwidersprochen in der Kreuzzeitung " ge handen
Stadtv. Löwe: Herr Pickenbach babe in seiner Antifemitenversammlung behauptet, daß er, Redner, vertrauliche Mittheilungen aus der Budget- Rommiffion einem auswärtigen Korrespondenten gemacht habe. Dies sei eine Lüge, gleichgiltig ob fte von der Kreuzzeitung ", oder von Herrn Bidenbach Herrübre.
Stadtverordneter Bidenbach tonftatirt nochmals, nochmals, Daß das, was er gesagt habe, schon 14 Tage vorher in der Kreuzzeitung " gestanden habe. Damit ist diese Angelegenheit erledigt.
Bezüglich des Freischulwesens an den höheren Lehranstalten ersucht die Versammlung den Magiftrat, die Uebertragbarkeit der unbenugt gebliebenen Freistellen in der Weise zu reguliren, daß von vornherein so viel Prozente an Freistellen für die Uebertragung zur Dispofition gestellt werden, als durch schnittlich weniger benugt worden find. Ferner gelangt ein Antrag Bellermann zur Annahme, wonach die drei, resp. vier Brüder auch dann die Benefizien des Freischulwesens genießen sollen, wenn dieselben nicht auf derselben Schule unterrichtet werden, sondern höhere Schulen verschiedener Art besuchen. Im Uebrigen wird der Schuletat nach kurzer Debatte nach den Vorschlägen des Ausschusses genehmigt.
Bei dem Etat der Steuer- Verwaltung erklärt Stadt tämmerer Runge auf Anfrage des Stadto. Singer, daß der Oberpräfident über seine Stellung zur Reform der MiethsSteuer interpellirt worden sei. Derselbe habe die betr. Anfrage an den Minister des Innern und der Finanzen abgegeben. Dort sei fie noch nicht erledigt.
Stadto. Pidenbach plaidirt für pure Ablehnung der Miethssteuer, ein Vorschlag, der vom Stadtv. Dr. Jrmer angesichts der Sachlage doch für revolutionär erklärt wird. Der Etat wird genehmigt.
-
Bei dem Etat, für firchliche Bwede" geißelt Stadtv. Richier die Agitation des Hofpredigers Stöcker.
Stadtv. Dr. Jrmer meint, er hätte diese Rede fich auf sparen sollen, bis er Mitglied einer Synode oder des Landtages sei und Vorsteher Dr. Straßmann verweist darauf, daß es sich bei dieser Bofition um ganz fleine äußerliche Dinge, nicht aber um innere firchliche Fragen handele. Auch dieser Etat wird angenommen.
Der Etat der Part- und Gartenverwaltung erregt ziemlich lange und lebhafte Debatten, da von verschiedenen Seiten für eine beffere Dotirung dieser Verwaltung plaidirt wird. Einzelne Bofitionen werden dann auch erhöht.
Am nächsten Dienstag wird zur Fortsetzung der Etatsberathung eine Ertrafigung stattfinden. Schluß der Sigung 10 Uhr.
Lokales.
g. Durch Schuhleute finden gegenwärtig in den Häusern threr resp. Bezirke eingehende Revifionen darüber statt, ob auch fämmtliche Dfentlappen aus den Defen entfernt find und die Defen vor den Feuerungsöffnungen das vorschriftsmäßige Schußblech befizen. Es ist erwiesen, daß viele Töpfer bei Umänderung der Defen nach Polizeivorschrift anstatt die alten Dfentlappen zu entfernen, einfach den Griff an denselben hinter dem Ofen abgedreht und die Dfen lappen in dem Ofen ruhig steden gelaffen haben. Welche unberechenbaren Gefahren hierdurch für Wohnungsinfaffen bestehen, braucht wohl nicht erst besonders erwähnt zu werden; die legten traurigen Vorgänge sprechen zur Genüge dafür. Auf das Vorhandensein der Schußbleche vor den Feuerungsöffnungen der Defen wird im feuersicher heitlichen Interesse gehalten. Die Schuld beim Vorhandensein der alten Dfentlappen in den Defen trifft lediglich und allein den Haußeigenthümer. Wie schwer die Nichtbeachtung der einschlägigen Bestimmungen geahndet wird, beweist die Thatsache, daß ein in der Jägerstraße wohnender Hausbefizer wegen Nichtentfernung der Dfenklappen in eine Geldstrafe von 150 M. genommen ist.
B
B
-
Bet so anhaltend schönem Wetter, wie wir es jest feit mehr als einer Woche baben die Straßen moraftattig an vielen Stellen kleine Sümpfe, macht fich der Mangel von Einrichtungen zur Säuberung von Fußbekleidung überaus be merkbar. Wer einen Besuch zu machen hat, bei dem es auf Die Beobachtung äußerer Formen antommt, geräth in die größte Verlegenheit, wenn er nur den Weg vom Pferdebahn wagen über den Straßendamm zum Seitenweg zurückzulegen hat und dabei fehltritt. Der Versuch, nach amerikanischer Mode den ,, bootblad" auf der Straße einzuführen, darf, soweit es fich um praktische Erfolge handelt, als gescheitert angesehen werden. Eines schickt sich in der That nicht für Alle. Wir haben eine angeborene Abneigung gegen die Erledigung auch der unverfänglichsten Toilettenerfordernisse auf der Straße. Der Franzose denkt darin viel harmloser. Wird aber der be hende und expeditive Junge mit einem Wichslasten, wie wir thm in London ohne Schulzwang begegnen, durch einen schläfs rigen, schwerfälligen Greis erseßt, dem es allemal Ueberwinbung toftet, eine Bürfte zu ergreifen, dann ist es wohl erklär. lich, daß das Institut teinen Boden faffen konnte. Die Nothwendigkeit der Vorkehrungen bleibt indeffen unter allen Umständen bestehen. In unserer so wohlregulirten Stadt ift es ein Mangel, der um Abhilfe schreit. Hätte sich statt des Pluvius", der auf den unfruchtbaren Gedanken tam, ein Regenschirm Verleih Institut zu gründen, eine Kleider Reinigungs Gesellschaft gebildet, die es ermöglichte, auf jedem Blaze, oder in der Nähe jeder bedeu tenderen Straßenfreuzung Schuhe und Kleider fäubern laffen, วัน so wäre der Erfolg unzweifelhaft ein großer gewesen. Nun soll nicht dafür plaidirt werden, auf Straßen und Plägen, die ohnehin mit Buden und Häuschen, mehr als manchmal wünschenswerth ist, besezt sind, noch mehr folcher Holzbauten zu errichten. An diese Betrachtungen Inüpft Die Nat. Btg." einen Vorschlag, der gewiß etwas Beherzigenswerthes enthält. Es würde sich z. B. für die Barbiere ganz außerordentlich paffen, meint das genannte Blatt, wenn sie als eine Art Geschäftsanhängsel fich einen wohlaffortirten Raften mit Bürsten aller Art hielten, die dem Besucher gegen ein ge ringes Entgelt zur Verfügung gestellt würden. Gegen die Geschäftsehre würde es nicht verstoßen; es sei denn, daß die Innung, welche als erste in Deutschland fich den Ackermannfchen Lehrlings. Paragraphen zu Nuge gemacht hat, daran Anftos nimmt. In dem Lande, in welchem das Rafiren weit hinaus über das Handwerksmäßige thatsächlich zu einer Runft, und zu einem Genuß für den Besucher geworden, wie das Bad in Rußland ; dort wo die Baderstube auch äußerlich ein Salon ist, nimmt man durchaus teinen Anstoß daran, den Runden bud stäblich von Kopf bis Fuß zu verschönern. Aller dings wäre mit der vereinzelten Befolgung dieser Anregung nichts geholfen. Nur wenn man ficher ist, in jebem Barbier geschäft auf Hilfe rechnen zu können, ohne erft fragend von einem zum anderen zu irren, würde sich die Sache einbür
Unter der Spitmarke„ Künstlers Erdenwallen " bringt die| Spitmarke ,, Künstlers in Neu- Ruppin erscheinende Märt. Stg." folgenden für gewiffe Theaterverhältnisse recht bezeichnenden Bericht: Die hiesige Schauspielergesellschaft, welche ihre kontrattlichen Verpflichtun gen gegen ihren Direktor, Herrn Wolf, eben nicht auf die le galste und humanfte Weise eigenmächtig gelöst hat, reist jetzt in Die Nachbarorte, um auf eigene Hand dort Borstellungen zu geben. So war die Gesellschaft am legten Freitag auch in Fehrbellin und gab dort eine Vorstellung, die den Künstlern 27 M. einbrachte, und bestieg nach geleistetem Kunstgenuß wieder den von ihr gemietheten Dmnibus, um nach Neu- Rup pin zurüdzufahren. Doch ach! Nach nicht allzulanger Fahrt fiel es den beiden Rosinanten ein, zu streiken. Ste blieben stehen und weder gute Worte noch Peitschenhiebe waren im Stande, das edle Pferdepaar zum Weiterfahren zu bewegen felbft das Eingreifen des ersten Helden und des Komiters in die Speichen der Räder halfs zu nichts; auch der Versuch der Soubrette, die intriguanten Pferde durch den Vortrag eines Kouplets aus der schönen Ungari" nachgiebig zu ftimmen, batte nicht den geringsten Ertolg, und so blieb dem fluchenden Rutscher nichts weiter übrig, als die Rofinanten Wagen abzuspannen und mit ihnen per pedes nach Neu Ruppin อน wandern und ein Baar weniger eigensinnige Gäule zu holen, um Dann Die im Dmnibus zurückbleibenden Schauspieler nach einigen Stunden banger Sehnsucht aus ihrer peinlichen Lage zu erlöfen. Die Situation der noch vom Spiel des Abends echauffirten Menschen darsteller war feine beneidenswerthe. Kalter Wind heulte über das Luch durch die zerbrochenen Fensterscheiben des Omnibus, rabenschwarz war die Nacht, weit und breit kein erleuchtetes Haus zu erspähen, mit einem Wort, die Situation fing an, unheimlich zu werden. Die komische Alte begann zu zittern und der erste Liebhaber seufzte schwermüthig, die Augen schlie Bend: Unglückseliges Flötenspiel, was mir nie hätte einfallen follen!" Doch wie alles im Leben, so gingen auch diese zwei Stunden vorüber. Der Dmnibuskutscher lehrte endlich aus Neu- Ruppin zurüd, begleitet von zwei etwas gemüthlicheren Gäulen, die fich bereit finden ließen, das hartgeprüfte Künstler personal nach Neu- Ruppin zurückzufahren. Dort angelangt, ftieg man aus, stellte sich unter das schüßende Thor eines Hauses in der Ferdinandstraße und begann beim Schein ver fchiedener Streichhölzer das Geschäft der Theilung des Kaffenbestandes. Nach Abzug der Roften blieben von der Einnahme n tto 5 Mart 50 Pfennige. Es kam demnach auf jeden der Künstler die Summe von 90 Pfennigen. Tableau! Stum mer Schmerz und endlich unisono der Ruf: Und darum Räuber und Mörder!"
-
Ein erhängtes Pferd. In einem Stalle des Türkischen Belt" in Charlottenburg richtete, wie das dortige Neue Int. Blatt" erzählt, am Dienstag Nachmittag ein Milchpächter sein bort stehendes Pferd hoch, damit es fich nicht hinlegen könne. Als er nach einigen Stunden in den Stall zurücklehrte, da war das Pferd so zu sagen erhängt. Es hatte sich nämlich gewaltsam von der Schlinge befreien wollen, um fich bequem hinlegen zu können; dabei zog es selber die Schlinge so feft, daß der Erftidungstod eintrat.
Ueber eine interessante Operation wird dem Berliner Frobl." berichtet. Major v. L., der hiesigen Garnison ange hörig, war in einer der blutigsten Schlachten des Jahres 1870 durch einen Schuß in den Oberschenkel schwer verwundet worden, und zwar derart, daß die Wunde noch täglich, unter nicht ge ringen Schmerzen seitens des Patienten, verbunden werden mußte. Vor nunmehr faft 14 Tagen gelang es indeß der außergewöhnlichen Geschicklichkeit des Herrn Prof. von Berg mann, die Kugel herauszuziehen, bei welcher Gelegenheit Major v. 2. nicht nur von dem Geschoß allein, sondern auch von mehreren Knochensplittern und zugleich auch von einem Stüd Uniformtuch befreit wurde, das fich in friedlichem Nebenein ander an der gleichen Stelle seit dem Jahre 1870 befunden! Major v. L. wird, zu seiner großen Freude, nun wieder vollkommen dienstfähig werden.
Der Rangirmeister Kaiser, welchem vor einigen Wochen im Dienste auf der Anbalter Bahn die Beine abgefahren wurden, ist jest unter der Behandlung des dirigirenden Arztes Dr. Delbues in dem Elisabeth- Krantenhauſe in der Lügom. straße soweit wieder hergestellt, daß ihm am Sonnabend fünft liche Beine angepakt werden sollen. Kaiser, welcher sich im Kreise seiner Bekannten großer Beliebtheit erfreute, steht leider einer traurigen Bukunft entgegen. Das Unglück ereignete fich 8 Tage vor seiner definitiven Staatsanftellung, so daß er nicht penfionsberechtigt ist; dabei hat er eine Frau und 5 Kinder zu ernähren.
Soziales und Arbeiterbewegung.
Das Syftem der Abschiebungen" steht heut auf allen Gebieten der Sozialpolitit in voller Blüthe. Das Handwerks burschen- Abschieben besteht bekanntlich darin, daß man den Runden unter polizeilichem Geleite über die Grenze einer Ge meinde oder eines Ländchens bringt und damit die Sache er ledigt zu haben glaubt. Daß man damit die Vagabondage nicht aus der Welt gebracht, sondern bloß in andere Distrikte verschoben" hat, leuchtet in diesem Falle sofort ein, in anderen Fällen aber gilt die bloße Abschiebung noch immer für eine soziale Verbesserung. Wenn heutzutage in einzelnen Gegen den Verpflegungsstationen errichtet werden, welche
-
-
-
im Handwerk ebenfalls zuviel Lehrlinge fi finden, die später niemals Unterkunft finden, sondern als Arbeitslose bettelnd auf Den Straßen herumirren was soll dann die gegenseitige Aufforderung, die Jungen in anderen Berufen unterzubringen? Wenn es den Kaufleuten z. B. gelingt, die Lehrlinge haupt sächlich in die Handwerke mit dem goldenen Boden" abzus schieben, so ist damit die Lehrlingsfrage so wenig erledigt, wie die Handwerksburschenfrage durch die polizeiliche Abschiebung: im Kaufmannsstand ist fte alsdann weniger brennend, im Handwerkerftand um so schlimmer; im Großen und Ganzen ist fte aber ganz dieselbe. Wenn man in den Kolonien Wolle und Fleisch billiger gewinnt, so scheint das zunächst ein großer Vortheil; aber man sett doch hüben ebensoviel und noch mehr Landwirthe, die ihre Wolle nicht mehr los werden, auger Brod, wie drüben Landwirthe gedeihen.- So ließen fich eine Unmenge von Fällen aufzählen, wo man glaubt, man furire gewiffe Uebelſtände, während man sie doch nur anderen Kreisen zuschiebt. Gerade die Arbeiter, fü: welche ja alle Sozialreformen bestimmt sein sollen, werden gut thun, fich bei jeder einzelnen Gelegenheit zu fragen: ist damit ein Uebel ganz aus dem sozialen Körper beseitigt, oder ist es nur an eine andere Stelle verschoben.
Auf einige Kniffe, durch welche die Unternehmer allerlet Nebenverdienste an ihren Arbeitern haben, wiesen wir erst neulich hin. Damals handelte es fich um den Verkauf von Werkzeugen an Arbeiter, in dem heute gemeldeten Beispiel um das Kautionswesen, welches fich hauptsächlich in ver schiebenen deutschen Schuhfabrifen eingebürgert hat. Durch aufoktroprte Fabrikordnungen werden die Arbeiter z. B. in Speyer gezwungen, 10, 20 auch 50 Mart Raution zu stellen, welche ihnen in wöchentlichen Raten von 50 Bf. und 1 Mart vom Arbeitslohn zurückbehalten werden; hat der Betrag die festgefeßte Summe erreicht, so wird dieselbe mit 5 Prozent ver ainst Nun ist aber schlauerweise durch die Fabrifordnung felbft dafür gesorgt, daß die volle Summe nie erreicht wird, es befindet fich nämlich darin die Bestimmung, daß den Ar beitern an besonderen Feiertagen immer ein Drittel des Be trages, den fte stehen haben, zurüdbezahlt werden muß. Daß nun unter den heutigen Verhältnissen die Arbeiter froh find, wenn fie an Feiertagen dies Drittel zurüderhalten und daß fie deshalb gerne auf die Verzinsung verzichten, das wiffen die Herren Unternehmer ganz genau. Es ist daher anzunehmen, daß ein Unternehmer, der 300 Arbeiter beschäftigt und von jedem Einzelnen wöchentlich 1 Mt. als Kaution zurückbehält, welcher Betrag bis auf 50 Mt. anwachsen müßte, wenn er verzinst werden soll daß ein solcher Unternehmer durch schnittlich 20 Mt. von jedem Einzelnen, sonach insgesammt 6000 Mt. Arbeitsgelder jabraus jahrein unverzinslich in vän den hat. Bei einem wöchentlichen Abzuge von 50 Pf. und 20 Mt. als Kautionsbetrag tann man annehmen, daß der Unternehmer von jedem Arbeiter durchschnittlich 10 Mt., bei 200 Arbeitern also 2000 Mt. unverzinslich in Händen hat. Wenn man nun bedenkt, wie nothwendig die Arbeiter bei den heutigen sozialen Verhältnissen die wöchentlichen Abzüge von 50 Pf. und 1 Mt. oftmals brauchen tönnten, der Unternehmer bagegen von dem ohnehin geringen Verdienst der Arbeiter fich noch ein Betriebskapital aneignet, so wird man gewiß einem Arbeiterschußgefeß, welches derartigen Ausbeutungen ein Ende macht, zustimmen müssen. Mögen Manche die Idee der Arbeits ämter und Arbeitskammern immerhin für eine Jllufton halten, den Arbeitern wären dieselben nicht allein ein Schug, sondern ihre Einführung wäre auch ein bedeutender Schritt vorwärts in der angebahnten Sozialreform. Oben erwähntes Kautions unwesen wird hauptsächlich in den Schuhfabriken von Dffen bach, Speyer und Frankfurt start betrieben.
-
-
11
In der Steingutfabrit von Villeroh und Bloch in Dresden , in welcher 600 männliche und 300 weibliche Arbeiter beschäftigt find, ist vom 1. März d. J. an der Snap3 Tonsum völlig verboten worden. Den Arbeitern soll Erias burch eine billige Fleischbrühe verschafft werden. Bu det Fleischbrühe wird, wie die 50. Gorrefp." berichtet, nur wil liches Muskelfleisch liches Muskelfleisch kein Fett und feine Knochen vers wendet. Das Fleisch wird auf wissenschaftliche Weise ausge nust. Durch eine Maschine wird daffelbe zu Mus sertleiner und das Mus hierauf einige Stunden mit der Hälfte des zu Suppe benöthigten Wassers ausgelaugt. Es geschieht dies bei gewöhnlicher Temperatur, damit das den hauptsächlichsten Näh ftoff bildende Eiweiß löslich bleibt. Der Fleischrückstand wird Dann abgefiebt und ausgepreßt, nachher nochmals mit wenig Waffer abgefocht. Darauf wird in den Rest des Waffers eine entsprechende Menge von Hülsenfruchtmehl( Erbsen, Bohnen oder Linsen) eingerührt, der Fleischiaft zugefest, auch genügend Rocjalz und Gewürzsals beigefügt uno das Ganze zum Kochen erbigt. Auf 1 Liter Wasser tommen 60 Gramm Muskelfleisch, 50 Gramm Mehl und 2 Gramm Gewürzsala. Diese Suppen, welche sehr schmackhaft find, vereinigen das Anregende ber Fleischbrühe und die Nährkraft der Leguminofen. Für ¼ Liter Dieser Suppe zahlen die Arbeiter 8 Pf.- Wenn sich dies in Wirklichkeit so verhält, so können die Arbeiter mit dem Schnap verbot wohl zufrieden sein. Uebrigens erklärt das genannte Blatt, daß sich der Schnapskonsum innerhalb des betreffenden Etablissements stets in bescheidenen Grenzen gehalten habe Weshalb also das absolute Verbot trotzdem erfolgte, ist nicht
recht klar.
Arbeiter Krantentassen in Desterreich. Wie es gegen Klas wärtig den Anschein bat, werden die freien Arbeiter Kranten tastrophe der Selbstauflösung eteilt sein. Verzweiflungsschrittes ist in dem Vorgehen der Steuerbehörde zu suchen, welche mit rücksichtsloser Strenge daran geht, von Vermögen einzutreiben. Diese Aktion ist erst durch eine füngft ergangene Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes ermög licht worden, welche die Krantenlaffen für wechselseitige Ver Es war selbstverständlich, daß die Steuerbehörde aus diesem Urtheile nahe liegende Folgerungen ziehen würde. Das Abgeordnetenhaus fuchte dies zwar zu un hindern, indem es den Antrag Clumedy wegen Befreiung der Arbeiter Kranken und Invalidenkaffen von der Erwerbs und Einkommensteuer, sowie von Stempeln und Gebühren mit britter Lesung annahm. Im§ 3 des Gesetzes wird ausd: üd ungewohnter Raschheit erledigte und am 25. Februar b. 3 in lich ausgesprochen, daß diese Vereine in Ansehung des beweg lichen Vermögens von allen Gebühren befreit sind. Das Gefe sollte den Zwed haben, den Bestrebungen der Steuerbehörden gegenüber den Krantentaffen vom Anfang an die Spige abzu brechen. Und doch geschah das Unglaubliche. Drei Tage na Iam 2. März d. J., forderte die Wiener Finanzbezirksdirektion dem das Abgeordnetenhaus dieses Gesetz angenommen hatte, von der allgemeinen Arbeiter- Kranten und Invalidentaffe in
von den armen R isenden Holz hacken oder Steine klopfen laffen, ehe sie ein Almosen gewähren, wenn daneben die pri vate Wohlthätigkeit unterdrückt wird so meist man mit Stolz auf die Wanderburichen. Abnahme hin, die durch solche Maßregeln binnen wenigen Monaten erzielt worden sei. In Wahrheit hat man die Wanderburschen nicht vermindert, man bat fie nur in andere Gegenden verdrängt, welche weniger rigoros verfahren, und die Vagabondage hat wohl für den einzelnen Distrikt, nicht aber für das ganze Reich an Schärfe verloren. Es hat eine bloße Abschiebung stattgelunden. Eine Abschie wenn man in einzelnen, vielleicht bung ist es auch, unter dem landwirthschaftlichen Nothstand leidenden Gegenden irgend eine aus Industrie verbreitet, um den Arbeitslosen" Verdienst zu schaffen. Wenn die kleinen äusler in irgend welchem Gebirge nun auch Holzschnit ereien, Korb und Strobflechtereien oder sonst was lernen wenn fie wirklich etwas damit verdienen, so ist die Wirkung doch nur die, daß fie anderen draußen im Reiche, die bisher Holz schnig ten und die Rörbe flochten, das Verdienst schmälern und ent ziehen. Geholfen ist im Großen und Ganzen gar nichts. Und wenn man die Kinder sogar in den Schulen( Schulwerk stätten) verschiedene industrielle Arbeiten lehrt, die sie dann zu Hause oder in gemeinsamen Werkstätten ausüben- handelt es fich nicht um eine gleiche Art von Verbesserungen? Die
Kinder produziren, was sonst Erwachsene schufen, fie nehmen Ternig die Steuerleistung für ihr bewegliches Vermögen, und
damit den Berdienst hinweg, und nenn die Kinder auch etwas bei ihrer Beschäftigung verdienen: soviel ist es doch nicht, als
zwar Nachzahlung der Gebühren seit 1881, auch ist nicht daran die Erwachsenen für die gleiche Arbeit bekommen haben würs Bahlungsaufträgen beglückt werden. Selbst die Santtionirung
-
den, Kinder erhalten ja stets weniger wie Erwachsene. Der Arbeiterstand als Ganzes verliert also nur, obwohl ihm die neue Reform von vielen Seiten angepriesen wird. Aehnlich in dem Falle, daß man die Arbeitsgelegenheit für Die Frauen erweitert haben will. Wo eine Frau mehr eintritt, da muß unter solchen Verhältnissen stets ein Mann mehr aus treten; was hilft also eine deratige Verbesserung?-
der lex Clumedy würde nicht Abhilfe schaffen, da dieselbe
nicht rücm rtend ist.
Da thut rasches Eingreifen der maß gebenden Faktoren noth, sollen nicht die freien Krantentaffen um dieser Besteuerung zu entgehen zum legten Mittel, zur Auf
lösung greifen.
Arbeitern.) An 14 000 ber in den Yorkshire Roblen Liverpool, 25. März.( Maffen- Entlassung von Aehnlich bei dem Lehrlingswesen Jeder Beruf warnt heute gruben beschäftigten Arbeiter ist ein Sirkular erlaffen worden,
gern. Es liegt nahe, auf ein anderes, auch noch ziemlich schon überfüllt und die Lehrlinge machten den ausgelernten Arbeit wegen der schlechten Lage des Kohlengeschäfts und in welchem dieselben aufgefordert werden, am 1. April ihre Gehilfen und Gesellen die unerträglichste Konkurrenz. Ganz wegen Verweigerung einer Lohnverringerung von 25 Prozent
das sich ganz großartig rentirt. Mit geringer Kapitalanlage von wenigen Mart ließe fich auf diese Weise für viele Barbiere ficherlich eine neue Einnahmequelle erschließen.
Berantwortlicher Redakteur R.
recht! Aber wenn der Mißstand ein allgemeiner ist, wenn im Kaufmannsstand zuviel Lehrlinge find, die später mit einem Lumpengeld zufrieden sind oder nie Stellung erhalten, wenn wandt, mit dem Ersuchen, ihnen in den staatlichen Kohlen minen Beschäftigung zu verschaffen. Cronyeim in Berlin . Drud und Verlag von Max Bading in Berlin SW., Beuthstraße 2,
Sieran eine Beilage.