ten Antheil hat, welches aber durchaus nicht geeignet ist, Gefichtspunkte zu bieten, nach denen sich eine durchgehende Reform des allgemeinen Staatsrechts regeln ließe.

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Blieben also nur die anderen ,, a e fährlichen Sub­jette" und die sogenannten Gewohnheitsver­brecher übrig. Wer aber würde, wenn ftrebsame Staatsanwalte sich Mühe gäben, von Stockhieben wohl ver­schont bleiben?

Wenn eine konservative Regierung am Ruber wäre, bekämen alle Liberalen als gefährliche Subjette" den Stod und umgekehrt unter einem liberalen Regiment die Ronservativen. Hätten aber die Klerikalen die Macht, so wären Ronservative und Liberale die gefährlichen Sub­jette". Und wie würde es den Sozialisten, den Radikalen, ben Polen  , den Elsaß  - Lothringern, den Welfen und auch wohl den Juden ergehen. Auf diese gefährlichen Sub­jefte" müßte ja eigentlich der Knüppel fortwährend tanzen. Und nun gar Jemand, der 3. B. Jude und Radikaler, Jude und Sozialist wäre? Der bekäme natürlich immer die doppelte Portion.

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Dann die Gewohnheitsverbrecher? Wer dreimal eine Minister beleidigung begangen hat, ist ein solcher- also aufs Bäntchen mit ihm.

Albern, so ruft aber der vernünftige Staatsbürger und wirst den Prügelzettel weit von sich und vermuthlich sols chen Schmierern an den Ropf, die derartige Vorschläge zur Einführung der Prügelstrafe machen.

Berühren wir nun noch einmal zum Schlusse den Aus. spruch, nach welchem die Leiden des Verlegten nicht größer sein sollen, als die Strafe der Schuldigen, so ergiebt sich doch auch daraus, wie wir oben schon feststellten, daß die Strafe der Schuldigen nicht größer sein dürfte, als die Leiden der Verlegten.

Bei Ministerbeleidigungen, die den Beleidigten" erst zugetragen werden, die sie gar nicht unmittelbar ge lefen oder gehört haben, die ihnen deshalb wohl kaum Leiden zugefügt haben, ist schon mehrfach auf ein Jahr Gefängniß erkannt worden. Stehen dann die Leiden des Verlegten in irgend welchem normalen Verhältnisse zu der Strafe des Schuldigen?

Und tausend ähnliche Fälle fönnten wir anführen. Daraus aber erhellt das völlig Unhaltbare und völlig un­vernünftige solcher Vorschläge.

Leiber aber zeitigt die gegenwärtig sich immer mehr fpreizende Reaktio| viel thorichtes Unkraut zum Verderben unferes Vaterlandes.

Politische Webersicht.

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Bettler, Landstreicher, Arbeitsschene, lüderliche Frauenspersonen u. i. w. tönnen nach§ 362 des Str. 3.-B. Durch gerichtliches Erkenntniß der Landespolizeibehörde nach verbüßter Strafbaft zur Korrektionshaft überwiesen werden. Die Landespolizeibehörde erhält dadurch die Befugniß, die Betreffenden entweder bis zu zwei Jahren in einem Arbeitshaus unterzubringen oder zu gemeinnüßigen Arbeiten zu verwenden. Diese Ueberweisung", wie fie schlechthin genannt wird, ist eine der betanntlich so lesen wir in der Voff. 8tg." fegensreich sten Einrichtungen, da nichts geeigneter ist, ben auf Abwege gerathenen Faullenzer auf rechte Wege zurückzubringen, als der 3wang zur anstren genden Arbeit. Auch als Abschreckungsmittel für gewohnbeitsmäßige Vagabunden ist die Ueber weifung wichtig, weil diese Menschentlaffe nichts mehr fürchtet wie das Arbeitshaus; ihre Scheu davor ist geradezu unglaublich. Bisher wurde nun vielfach seitens der Landes­polizeibehörde von der gerichtlich erkannten Befugniß kein Ge brauch gemacht, meist weil die Betreffenden zu schwach und elend waren, um die schweren Arbeiten, wie sie in den Arbeitshäusern er. fordert werden, zu verrichten. Nach einer Allgem. Verfügung des Justisministers vom 20. b. M. beabsichtigt nun aber der Minister des Innern, die Bestimmung zu treffen, daß der körperliche Zustand eines der Landespolizeibehörde Ueberwiesenen nur dann einen Grund zur Abstandnahme von Der Unterbringung in einem Arbeitshause abgeben soll, wenn Der Korrigende nach einem ärztlichen Befunde selbst zur Ver richtung von leichter Hauss, Garten und Feldarbeit für un fähig zu erachten ist. Die Gerichte werden darauf hinge wiesen, daß bei Einforderung von Attesten die Gefängnißärate fich über diese legte Qualität der Gefangenen speziell zu äußern haben Daß wir solche verrotteten Anschauungen in

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Amberg   nahm Rücksicht darauf und rief nicht so oft, als er ihrer bedurft hätte.

Im Stillen aber dachte er:

D, wenn doch erst Emmy   zurückgekehrt wäre!" Endlich, endlich kam sie; und das war gut, benn eben wurde Frau Amberg   durch das Hausmädchen abgerufen, um die aus der Wäsche abgelieferten Wäschestücke nachzu zählen.

Emmy   tam mit Hut uud Mantel. Sie hatte sich nicht Beit gelaffen, ihre Garderobe erst draußen abzulegen, son­bern beeilte sich, nach dem Befinden ihres Dnkels zu ers kundigen.

Wie geht es Dir, lieber Dntel?" sagte fie, indem sie den Schleier zurückschlug und mit ihren Lippen seine Stirn berührte. Ach, Du fieberst wieder mehr als vorhin. Was sehe ich! Die Limonade ist ja auch zu Ende; noch

teine neue bereitet?"

Rätgchen hatte bisher nicht Zeit, und ich mochte sie nicht daran erinnern; sie war beschäftigt. Es ist gut, daß Du da bist, Emmy  . Mach' mir die Limonade zurecht; ich habe entseglichen Durst."

Du sollst sogleich Alles haben, lieber Dutel." Schnell legte fie Hut und Mantel ab und begann, bie Limonade für den Kranken zu bereiten.

War es Zufall oder Abficht?- Ihre Beschäftigung führte sie zuweilen in die Nähe des Schreibtisches, und sie wandte fich dabei so, daß ihr Geficht nicht von dem Kranken gesehen werden konnte, daß diefer nicht bemerkte, wie sie verstohlene Blicke in die Geschäftsbücher warf, die dort auf geschlagen lagen, auch wohl unbemerkt in einem und dem andern blätterte.

Die Limonade war endlich fertig.

Sie reichte fie bem Kranken. ,, Dant Dir, liebe Emmy," sagte Amberg   mit schwacher Stimme. Du bist ein gutes Kind" fügte er hinzu, ihr mit seiner mageren Hand über die Wangen streichelnd " Du opferst Dich für mich, siehst selber schon bleich aus. Hat Dich der Spaziergang ein wenig erquidt?"

Ich war nicht fpazieren, lieber Dntel; ich war bei Elslers. Ich wollte mich nach dem Befinden der lieben Verwandten erkundigen; man fieht ja jezt so wenig von ihnen."

So, fo, Du warst bei Elslers? Wie geht es ihnen?"

der Boff. Stg." finden, ist ein Beichen, daß man in den links liberalen Kreifen in Bezug auf die heute gebräuchlichen Befferungsmittel denselben Standp itt einnimmt, wie in ultra­reaktionären. Statt sich zu fragen, wodurch werden Arbeits­scheue, Bettler und Landstreicher erzeugt, und nach richtiger Beantwortung der Ursache auf den Grund zu gehen, sucht man das Uebel durch das Uebel auszutreiben. Niemals waren die strengfien Geseze im Stande, Berbrechen oder Ver geben zu verhüten und niemals wird man durch die oben ge nannten Maßregeln in den Betreffenden Luft und Liebe zur Arbeit, am allerwenigften aber Bettelei, Landstreicherei, Ar beitsscheu u. f. w. beseitigen tönnen. Als segensreiche Einrichtungen" tönnen wir die korrektionsanstalten nimmermehr betrachten, fte find ein trauriges Beichen moderner, Bivilisation". Je mehr derartige Anstalten ein Staat aufzuweisen hat, um so schlimmer ist es mit ihm bestellt. Wohl halten wir es für schlimmer ist es mit ihm bestellt. Wohl halten wir es für richtig, daß der Staat das Faullenzerthum bekämpft, wir wün schen sogar, daß man in dieser Beziehung fonfequenter verfährt; wir find sogar der Meinung, daß Niemano im Lande das Recht haben darf, zu faullenzen, gleich viel welche Stellung er bekleidet. Daß die gewohnheitsmäßigen Vagabonden das ,, Arbeits­ haus  " scheuen, ist allbekannt, nichtsdestoweniger glauben wir, daß die Korrektionshaft auch für diese nicht das Befferungs­mittel ist. Die sogenannten Arbeiterkolonien haben den Beweis geliefert, daß von 100 Vagabonden über 90 bereit sind, fich der regelmäßigen Arbeit und den bürgerlichen Pflichten zuzuwenden, wenn ihnen nur Gelegenheit dazu geboten wird! Nachdem dies selbst von Ultra- Reaktionären anerkannt wor den ist, sollte man doch schamroth werden bei der Empfehlung der Korret ionshäuser als Universalmittel. Die Zahl der Gewohnheitsmäßigen schrumpft bei genauer Betrachtung auf ein Minimum zusammen, und dieses würde sich noch mehr

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vet leinern, wenn die Grundbedingungen, die in der Besserung unserer wirthschaftlichen Bustände zu suchen find, oorhanden wären. Nichts fann schlagender die Behauptung nichts­wiffender, alberner Menschen, daß die Vagabonden ein Herten leben führen, widerlegen, als die amtlich fonstatirte Thatsache, baß viele derselben deshalb nicht ins Arbeitshaus gebracht werden fonnten, weil sie zu schwach und elend waren. Das spricht mehr als wie dickleibige Bücher. Nun sollen aber in Butunft auch Diejenigen ins Arbeits haus, welche zwar schwach und clend find, aber doch noch leichte" Arbeit verrichten fönnen. Wir fürchten, daß man den Begriff leichte Arbeit oft nicht wird feststellen können, und ebensowenig, ob ein eingelieferter Bettler wenig oder viel zu arbeiten vermag.- Andererseits muß darauf besonders bin­gewiesen werden, daß jeder im Arbeitshause thätige Häusling einen freien Arbeiter aus der Arbeit verdrängt und also dazu mitbeiträgt, daß immer neue Vagabonden entfteben. Man muß sehr lurssichtig sein, um dieses nicht zu sehen. Wir können die Korrektionshausstrafe weder als etwas Segenbringendes noch sonst als ein Institut zur Heilung der sozialen Uebel anerkennen. Die Abschreckungstheorie ist, abgesehen von ihrer Wirkungs lofigkeit in der Bragis, am allerwenigsten in diesem Falle als Heilmittel zu empfehlen; entweder bringt man den unzweideutigsten Beweis, daß die zu dieser Strafe Verurtheilten durch eigene Schuld, ohne Einwirkung anderer Umstände, unverbesserliche Menschen geworden sind, oder aber man giebt zu, daß es den Betreffenden an Arbeitsgelegenheit fehlte und daß unsere ab normen wirthschaftlichen Verhältnisse fte ins Lumpenproletariat binabgeworfen haben. Nur im ersteren Falle tönnte die Strafe gerechtfertigt erscheinen, im legteren Falle wäre es der Gerech tigkeit entsprechend, daß man Niemanden für etwas verant wortlich macht, was er nicht verhindern konnte.

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Afrikanisches  . Die Entwickelung des Handels und das Eindringen europäischer Einflüsse an der westafrikanischen Küste macht so schreibt die ,, Kreuz 3tg."- neuesten Nachrichten zufolge geradezu riesenhafte Fortschritte. Am deutlichsten tritt Das hervor, wenn man den Verkehr an der Kongomündung beobachtet, wo zuerst bei Banana 1855 das franzöftsche Haus Daumas Beraud eine Fattorei gründete, dem 1862 die hol länder und bald darauf die Engländer folgten. Gegenwärtig giebt es zu Banana schon fünf Fattoreien. Der Hans Del und Verkehr am untern Kongo   von Banana bis über Vivi, etwas 200 Kilometer, hat eine Ausdehnung angenommen, daß daselbst nicht weniger als 15 fleinere Dampfer die Fattoreien und Stationen in Verbin dung erhalten. Von diesen Dampfschiffen gehören 8 der Nieuve Afrikanische Handels- Vennootschap zu Rotterdam  , für welche noch zwei weitere Schiffe im Baue begriffen sind; ferner haben die Bentral Afrikan Trape u. Co.", das Haus Hatton und Cookson zu Boma und das Haus Daumas Beraud je einen fleinen Dampfer im Beftp. Hierzu kommen noch vier Dampfer der Kongo   Gesellschaft, welche zwischen Banana und Vivi Dienst thun. Auf dem oberen Kongo   hat die Kongo  Gesellschaft bereits eine Flottille von 7 Dampfern, so daß die Gewäffer im Ganzen von 22 solchen befahren werden, wo noch vor wenigen Jahren nur die primitiven Fahrzeuge der Neger

Recht gut wie es scheint sogar ausgezeichnet," fügte sie hinzu. Sie haben sich für die große Stube Mobiliar angeschafft."

"

Ei, ei; so hat wohl Herr Elsler eine Gratifitation erhalten?" Gratifikationen werden ja erst bis dahin sind es beinahe noch Ich habe so meine eigenen Ge Erlaube, Du liegt so niedrig Dir das Kissen höher legen?" Nun liege ich beffer.

Das bezweifle ich! zu Neujahr ertheilt, und anderthalb Monate. banken, lieber Onkel mit dem Kopfe; darf ich " Ja, ja So.

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Wie sorgsam Du bist!.... Was hast Du denn für

eigene Gedanken?"

D, laß nur Dntel; es wäre unrecht von mir, wenn ich darüber spräche, und würde aussehen, als ob ich meine liebe Tante verdächtigen wollte; und das sei fern von mir, dazu habe ich Tante Räthchen zu lieb."

Ich weiß, daß Du uns lieb hast," antwortete Am­ berg  ," unbefriedigt von dieser ausweichenden Antwort. Was hat aber Tante Räthchen mit Elsler's Wohlstand zu thun gi

H

,, Es wäre beffer, Dnkel, Du fragtest mich nicht." Solltest Du etwa meinen," sagte Amberg  , der wie alle Kranke, die an's Bett gefesselt find, bei aller Liebe, die er erfuhr, etwas mißtrauisch war meinst Du etwa, daß Räthchen die Elslers unterstützt?"

S

Da Du es sagst, Onkel, so kann ich meine Meinung barüber eher aussprechen. Nun ja, ich glaube es! barüber eher aussprechen. Elsters find ja ihre Berwandten, und warum sollte Tante Räthchen, da sie reich ist, nicht von ihrem Reich thum ihren Verwandten etwas zu Gute kommen laffen?... Jd finde das ganz in der Ordnung!"

" Ja, ja; das ist wohl in der Ordnung," erwiderte Amberg  , und seine Stirn fing an fich in Falten des Ver bruffes zu legen; nur müßte Räthchen mir es sagen. Sie bat ja nicht nöthig, es mir zu verheimlichen, wenn sie etwas für ihre Verwandten thun will."

,, D, Dntel, Du thuft der lieben Tante gewiß unrecht. Sie führt ja so vortrefflich Buch, und in den Büchern werden schon all' die Posten verzeichnet stehen."

Nein, nein; bort steht von einer Unterstüßung an Elslers und die übrigen Verwandten meiner Frau nichts,"

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zu sehen waren. Die Zivilisation, welche 400 Jahre hindurch die große zentralafrikanische Wafferader vergessen hatte, marschirt jest do: t mit Riesenschritten". Daß der Handel an der afrikanischen Rüfte einen größeren Umfang anzunehmen beginnt, ist an und für sich ganz erfreulich; doch ist das noch teineswegs ein Beichen, daß sich auch die Zivilisation in dem selben Maße Eingang verschafft hat Von Riesenschritten der felben dürfte in Bentral Afrifa noch lange nichts zu spüren fein, was bis jetzt von dort zu uns Drang zeigte taum eine Spur von Zivilisation und die Großhändler werden den Ein­geborenen wohl Feuerwaffen und Schnaps, aber feine Zivilisation, sondern Degeneration bringen.

Zur Warnung für Auswanderer wird her ,, Boft" aus Hamburg   geschrieben: Neuerdings wurden über Hamburg  mehrere Expeditionen schleswig  - holsteinischer Auswanderer nach Argentinien   befördert. Bor der Abfahrt von Hamburg   schlossen die Auswanderer auf dem argentinischen Ronsulat mit dem hierzu besonders bevollmächtigten Konfulatskanzler Bañages verträge, in welchen ihnen Namens der argentinischen Regie rung u. A. Beförderung nach jedem von ihnen gewünschten Drte in Argentinien   zugeft hert wurde. Die Absicht des größe ren Theils der Auswanderer ging dahin, fich nach der Kolonie Reconquista   zu ihnen bekannten Landsleuten zu begeben, wäh rend ein anderer Theil in der Hauptstadt Buenos- Ayres   zu bleiben gedachte. Als die erste Expedition in Buenos- Ayres eintraf und die Auswanderer der dortigen Einwanderungs­behörde ihre Wünsche zu erkennen gaben, war von Erfüllung jener tontrattmäßigen Busage teine Rede. Der ganze Aus wanderertransport murde trop Protestes per Schub nach Ba tagonien birigirt, um dort am Zusammenfluß des Rio Nanquen und Rio Limay, der Quellströme des Rio Negro  , angefiedelt zu werden, d. h. in einem Gebiete, welches hierzu schon wegen der ungünstigen Beschaffenheit der Ländereien, des Mangels jedes Absages und jeder Eisenbahnverbindung, sowie der Un fahrbarkeit der genannten drei Flüsse für tiefer gehende Fahr zeuge ungeeignet ist.

München  , 26. März Bei der heute stattgehabten Er sagmännernachwahl im 9. Gemeindebezirk wurden die Kandidaten der nicht- ultramontanen Wähler, Gaft mirth Georg Birt( Arbeiterpartei) und Kaufmann Buch ner( liberal), gewählt. Die Ultramontanen erleiden so durch die Münchener   Arbeiter im Zeitraum von 4 Monaten die zweite Schlappe. Die nächste Gemeindebevollmächtigten Haupt wahl( 1887) wird mehr Sozialisten in das Kollegium bringen. Die Aufregung der Klerikalen ist unbeschreiblich.

Oesterreich Ungarn.

Der unter der Anschuldigung des Landesverraths verbaf tete Hauptmann Potier des Echelles gehört, wie die ,, N. Fr. Br." berichtigend meldet, nicht dem Generalstabsforps an, ist auch nicht an den Arbeiten desselben betheiligt worden; er stand vielmehr seit neun Jahren beim Landesbeschreibungsbureau des Kriegsministeriums in Verwendung, welches sich mit den mili tärisch geographischen Verhältnissen der Kronländer beschäftigt und deshalb auch Renntniß von den Plänen aller Festungen bat. Baron Potier gehört zu einer der angesehensten Familien des Landes; mehrere seiner Verwandten nehmen hohe milita rische Stellungen ein.

-Der Ausschuß für Berathung des Sozialistengesetes hat mit der Regierung ein Abtommen dahin getroffen, daß die Regierung auf die weitere Behandlung des Sozialistengefeßes im Barlamente verzichtet, der Auss ouß aber die Bestimmung in einem Gefeßentwurf dem Abgeordnetenhause vorlegt, nach welcher die Aufhebung der Geschworenengerichte auf die anar chistischen Delifte beschränkt wird. Es wird fich nun haupts sächlich darum handeln, daß die ,, anarchistischen" Delikte, für welche die Geschworenengerichte suspendirt werden sollen, so definirt werden, daß nicht auch sozialistische und sozialdemokra tische Bestrebungen mit einbezogen werden. Db ein solcher Versuch gemacht werden wird, und mit welchem Erfolge, muß ab ewartet werden.

Belgien  .

Jm Auguft des laufenden Jahres findet in Brüssel   die Feier des 50 jährigen Bestehens der ältesten Eisenbahn Bel gten's statt. Es soll die Absicht besteben, alle Regierungen zur Beschickung eines, aus diesem Anlasse abzuhaltenden Welt Eisenbahn- Kongreffes einzuladen. Bu der Feier, die fich zu einer großartigen gestalten dürfte, werden auch Modelle der erften Lokomotive und Waggons ausgestellt werden.

Frankreich  .

Der Minister des Innern, Walded- Rouffeau, gab am Sonnabend dem Ausschusse der Kammer, welcher mit der Brü fung der Abänderungen betraut ist, die der Senat an dem Geseze über die rüdfälligen Verbrecher vorgenommen hat, Erklärungen über die Verbannungsorte und die den Ver bannten zugedachte Beschäftigungsweise. Die zur Verbannung verurtheilten rückfälligen Verbrecher sollen zuerst in französischen

fiel er lebhaft ein, indem er seine welke Hand auf Emmy's vollen, runden Arm legte.

Ich glaube boch; wenigftens schien es mir, als ich zufällig einmal in das Wirthschaftsbuch blickte, daß ba in dem Ronto pro Diverse einige Summen eingetragen sind, aber nicht unter einem bestimmten Titel."

Richtig!" rief Amberg  . Richtig, das habe ich auch bemerkt..... Siehst Du, Emmy, das hat mich damals fchon verdrossen. Ich fragte nach diesen Summen ,, D, da hat Dir die liebe Tante doch gesagt " Nichts hat sie mir gesagt, sie wich aus; i Ja, ja, das ist für die Elslers. wollte sie nicht kränken und forschte nicht weiter... Ja, ja, das ist für die Elslers..... Hm! Warum ist Räthchen nur mißtrauisch gegen mich? Warum vermeidet fie es, mir dergleichen zu sagen, ob ich ihr schon jemals einen Wunsch versagt hätte?.... Das ist unrecht, sehr unrecht von Räthchen."

Aber Dntel, ich bitte Dich, diesen Umstand nicht so strenge zu beurtheilen," versezte Emmy gleißnerisch. läßt sich Alles von zwei Seiten betrachten. Jedenfalls fürchtet Tante, daß, wenn Du stirbst..

So, fo, fie follte schon an meinen Zob denken?" Nun, eine vorsorgliche Frau, wie Tante, muß an alle Eventualitäten benken."

Und was fürchtet fte, wenn ich tobt bin?" " Nun, daß ihren Verwandten nichts zufallen würbe." " Das fürchtet Räthchen nicht allein, das nimmt sie mit Recht an," erwiderte Amberg  . Räthchen weiß ja, daß auch mein Bruder gewisse Ansprüche hat.. Es wäre unbrüderlich von mir, wollte ich ihn in meinem Testament nicht bedenken."

Dntel Paul hat mir gesagt, daß Du das beste Her von der Welt haft und fleine Beleidigungen nicht nach trägt," sagte Emmy; doch gestehe ich Dir offen, ich habe nicht geglaubt, daß Du baabfichtigst, ihn in Deinem Zesta ment zu bedenken."

Das haft Du nicht geglaubt, Emmy? Warum

nicht?"

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Weil doch hin und wieder kleine Mißhelligkeiten.. ,, D, bas ist längst vergessen, schon deshalb, weil mein Bruder seine damalige Härte aufrichtig bereute. It er nicht nicht von freien Stüden gekommen, um mir Geld zur Er