am 17. Januar cr. von einem Rommilitonen mit den Worten: Mit Ihnen möchte ich gern hängen"(!) zur Gestellung auf die Mensur aufgefordert worden und durfte fich dem herrschen­schenden Romment gemäß dieser deutlichen Anspielung nicht ent aieben. Es fand deshalb der übliche Rattenwechsel ftatt, wel chem alsdann die Auspaudung mit geschliffenen Schlägern am näch ften Tage in einem in derSchwedterftr. belegenenSaal folgte. Durch irgend einen Bufall erlangte die Polizeibehörde hiervon Kenntniß und entsandte zur Vereitelung der Mensur einen Anwärter und einen Schugmann in das qu. Lokal. Als beide Beamte bort antamen, hatten fich die anwesend gewesenen etwa 150 Studenten bereits entfernt, und nur den Angeklagten der einer gehörigen Schmiß erhalten, trafen fie noch an, als ein Arzt Die ihm zugefügte Wunde vernähte und verband. Der Staats anwalt beantragte drei Monate Festungshaft, der Vertheidiger führte aus, daß zwar das Plenum des Reichsgerichts an­genommen babe, daß geschliffene Schläger auch dann, wenn alle Vorsichtsmaßregeln gegen Bufügung ernster Verlegungen getroffen find, als tödtliche Waffen anzusehen sind, daß nichts­Deftoweniger der Gerichtshof vorliegend das Vorhandensein eines Bweilampfs doch verneinen lann. Es liege nur ein zur Stälung des Muthes ausgeführtes Rampfspiel vor. Der Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten au brei Monaten Feftungshaft, da, wer n eine Prüfung die Richtigkeit der Aus­führungen des Vertheidigers auch ergeben sollte, über das Juditat des Reichsgerichts doch nicht hinwegzukommen sei.

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fall vorjekommen sind kann, det mir de Hand aus Versehen ' mal' n bißten ausgerutscht is.

Vorf.: Geben Sie zu, den Schußmann, welcher hinzufam, burch ehrenrührige Rebensarten beleidigt zu haben?- Angell.: Nanu, sowat wird doch bei de Minden nich verzappt!

Durch die Beweisaufnahme wurde sowohl das Bergehen Der Beamtenbeleidigung als auch dasjenige der öffentlichen Mißbandlung vollständig erwiesen, und infolge dieses Ergeb­niffes die schon mehrfach wegen gewaltthätiger Handlungen bestrafte Angeschuldigte zu einer dreiwöchigen Gefängnißftrafe verurtheilt. Mit den Worten Jd verlange' n neien Termin mit Jejenbeweise!" schied Frau Minden   mit stolz erhobenem Haupte aus dem Gerichtssaal. ( Gerichts- Btg.)

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Soziales und Arbeiterbewegung.

Dr. Mar Hirsch scheint einen Theil des Defizits seiner Verbands- Invalidentaffe dadurch guimachen zu wollen, daß er den Pensionsberechtigten nicht zahlt, was sie zu verlangen haben. Soeben( vergl. Gericht) ist seine Raffe dazu verurtheilt worden, dem Hüttenarbeiter Auguft Engler zu Neudorf die Benston vom 15. April 1881 ab nachzugablen, nachdem die erste Instanz bereits in gleicher Weise entschieden, Hirsch aber gegen diese Entscheidung Berufung eingelegt hatte. Hirsch mag wohl manch mal schon seine ganze Gewerkvereinsthätigkeit zum Teufel ge wünscht haben.

Hohe Dividenden. Die Fabrik Leipziger   Musikwerke ( vorm. B. Ehrlich), vertheilt für 1884 als Dividende 75 pCt. ihres Attien tapitals von 200 000 Mart. In einer noch mehr beneibenswerthen Lage als die Inhaber der genannten Attien befinden fich die Aktionäre der Zwickauer   Bürgerge werkschaft, deren Gesammtdividende bei einer Einzahlung von 64 M. die Attie 240 M. beträgt, d. t. 375 pбt.( eben 10 viel wie im Vorjahr.)- Die Aktionäre des Swidauer Steinkohlen

Ertrag bescheiden"!

Eine theure Weiße. Id bin nu schon jang i wiß fried­lich, Herr Jerichtshof, un tann mir mit feene Kreatur verzür nen; denn bin id aber natierlich ooch wieder so, det mir teener an' n Wagen tommen derf. Son Knaatsch past unse Muttern ihre Dochter nich. Jd beweje mir aber derentwegen alle Beit hochfein un verdeffendiere mir man bloß mit Nothwehr un ooch benn noch mit Anfland," bemerkte eingangs der Verband lung die verebelichte Amalie Minden, geb. Krebs. Vorf.: Sie standen zu der Frau Müller, init welcher Sie gemeinbauvereins erhalten 58 pet.- und die Magd. Stg." findet schaftlich einen Korridor benußten, Monate hindurch in den besten Beziehungen. Durch welche Veranlassung wurde das gute Einvernehmen getrübt?- Angell: Det wat ooch noch fcheene, Herr Jerichtshof. Unse Mannsleite arbreten in Schal lottenburg in een un dieselbigie Fabrike, wo se denn um Buntte Klode finden losjondeln müssen. Weil' t nu doch aber um die Beit mehrschtendeels noch jana freulich duster is, den Betroljum ooch feener vor umsonst wegieben duht, schoffen wir Denn feschwinde noch' mal unter un machten noch' n Stünds­ten' n fleenen Stoß. Nischt jeht über' n paar jebiejene Dogen Sclaf.

1881

Vors.: Sie haben uns immer noch nicht mitgetheilt, warum Sie fich mit der Frau Müller erzürnten.- Angell Wie' n paar Brieder hab'n wir uns beede verdragen, fage id Jbnen; sowie wir uns man erscht noch' n bißlen ausierätelt hatten, zitterten wir los mie noch nie. Int Umiehen hatte jebe von uns' ne Kluft überjeftreeft un' n Duch über be unjemachten Haare jeburden, wo wir denn beebe inbolen fingen un binterber det Mittag zurechte schnuddelten. Bei die Jelejen heit wurden denn ooch jleich de Buden reenejemacht, un jenau um Uhrner elwen raffelten wir beede mit det bißken Futter los, wo wir uns denn beit Retourjehen' ne kleine Weiße

leisteten.

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Vors. Aber so tommen Sie doch end ich zur Sache! Angell. Wat nu aber de Müllern is, Herr Jerichtshof, die bat' ne janz appartije Natur. Vor jewöhnlich is se' n bisten zach; wenn fe aber' ne Weiße an' n Ropp sept, denn meitt feener wat von. Denn reißt die' t Gefälle jleich so weit uf, Det eener Bange friejen dubt, bet Weißbierilas fejelt fleich mit' rin. Det ist doch teene Benebmijung. Wenn uf jeden Bart' n Froschen tommt, denn muß ooch jeder eenjal ville brinken.

Bors. Well Sie fich benachtheiligt wähnten, tam es dann zu Meinungsdifferenzen zwischen Ihnen. Anget: Na nee doch, Herr Jerichtshof; um fon paar Diöppslen Bier weent de Minden nu schon nich. Aber weil somat den Men schen doch ooch wieder mächtig boßen fann, ließen wir uns von Stunde an jedetmal zwee fleene Weißen inplumpen, wo denn id un de Müllern jeder alleene an eene Inabberten, wat doch immer det Reelste is.

Vors. Wozu tragen Sie uns aber die ganze Litanci vor? Wir wollen nur wiffen, aus welchem Grunde Ihr gutes Ein­vernehmen in die Brüche ging.- Angell. Det tam ja aber Don bet verfluchtigte Weißbier.

Vors. So erzählen Sie doch endlich die Veranlassung! Angell.: Den eenen Dag, wie wir beim Budiker figen Dahten, mußte id' mal austreten, wat doch vorkommen fann. Ja sage, Müllern, sage id, jieb' mal dermeile' n bisten Obacht uf meinen Rotb, un zoddele denn ooch richtig los. Wie id aber nach enije Minuten retourfomme, alle Hagel nich noch eens! is de Hälfte Bier aus mein Jlas.

Bors. Rommen Sie endlich zum Schluß!- Angell.: Wenn doch' rundsrum jut und jerne so Daumsbreete fehlt, benn kann det in die paar Dogenblice nu schon nich inje brockeni find, un defliegen fonnten et ooch nich ausie offen haben, indem' t doch bei Winterbag fone Indifidibums man fparjam jeben buht. Wie id thr den Len, nu aber uf den Ropp jufage, wat meenen Se woll, Herr Jericht hof, ba hatte id det Ralb int Doge jeschlagen.

Bors. Nun geriethen Sie aneinander. Angefl. I wo, Herr Jerichtshof; weil se fich boch nu aber ooch noch beleibijt fiehlte, fage id, Mullern", sage id, baft De schon det Bier jebrunten, enn fannst de Dir de Neefe ooch noch bezähmen!" und halte ihr det glas unter den Riecher, wobei' t aber per Bufall' n bißten ausschwippte.

Vors. Ganz so harmlos hat fich der Vorgang denn doch nicht abgespielt, wie Sie glauben machen möchten. Sie haben der Frau Müller vielmehr den Bierreft mit unveilinnbarer Abficht in das Geficht gegoffen. Angell.: 3, wo wer id denn mit det beire Bier so aosen. Sowat pafftit de Minden nu schon nich.

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Bors. Dieser Umstand tann unerörtert bleiben, da die Anklage fein Gewicht darauf legt. Was begab fich nun? Angell: Reene janischt, Herr Jerichtshof; wat de Müllern is, die nahm ihren Korb un länderte alleene los.

Vors. Sie folgten bald darauf? Angell.: Natierlich hab' ich mir bei den Budiler nich verheiratbet. Son lleenet halbet Stündelen diuf zog id ooch Leine.

Vors. Wo haben Sie Frau Müller eingehol!?- Ange­flagte: Sd trau' mir bald au ilooben, et wird in' n Dict jarten jewesen find, wo se wie' n natierlicher Räuber mit pinterlift uf mir zujestürzt fam. Jd verschrat mir wie' n Espenloob, fage id Jhnen.

Vorf. Sie sollten doch nur die Wahrheit sagen, da zwei gans unparteiische Beugen den Vorgang aus einer so geringen Entfernung beobachtet haben, daß jeder Irrthum ausgeschloffen bleibt. Angell. So bichte is fänglich ja teener beijewesen, wie id un de Müllern; un wat die sagt, nehme id nich an, indem se' ne Bitanterie uf mir un den Schwindel uf't Revier anjezeigt hat.

Borf.: Frau Müller hat leineswegs Ihre Bestrafung be antragt. Die Einleitung der Untersuchung haben Sie lebig lich Ihrem un klugen Benehmen zuzuschreiben, welches Sie dem hinzukommenden Beamten gegenüber zu beobachten für gut fanden. Angell.: Die Qualmtute hat derentwejen an den janzen Blaal schuld; wat drinkt sone Person mein scheenet Bier aus.

München  . Ueber Lohnverhältnisse im Zucht. hause bringt die Korr. Hofm.", um einen Beitrag zur Frage Der Konkurrenz zwischen freier und Buchthausarbeit zu liefern, folgende Aufstellung aus einer Buchthaus Lohntabelle. Es wird an die Gefangenen bezahlt:

A. Für 1000 Dienfiteuperts Attentouverts Mühlgettel

B.

11

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C.

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D.

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E.

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Etikettes Bapie säde

20 f.

20 f.

14 Bf.

14 Bf.

40 Bf.

Soweit die Kaitonage Arbeitslöhne; die anderen Löhne find noch geringer. Für das Auslesen von 1 Ballen Kaffee, Erbsen u. f. m. 120 ẞfo. 25 Bf.

Für 1000 Bündholzschachtelschieber Für 1000 Etikettenanhänger

12 Bf. 8 Pf.

Da nun der an die Gefangenen bezahlte Lohn den dritten Theil deffen beträgt, was die Anstalt verlangt, so beträgt der Bruttoarbeitsertrag also das dreifache, z. B. bei den Bündholz­schachtelfchiebern 36 Pf.;- und hierzu muß noch der kleifter angeschafft werden. Kouverts sollen übrigens a. 3. für einen biesigen Händler dieser Branche das Mille um 40 Bf. in einer hifigen Anstalt fabrizirt werden.

t. Der Streit der Weber von Nowawes, Strausberg  , 2 denwalde und Bernau   ist in ein neues Stadium getreten. Wie bereits gemeldet, war entgegen den Forderungen der Streifenden von einer größeren Anzahl Fabrikanten ein Lohn­tarif ausgearbeitet, welcher thatsächlich eine Lohnerhöhung re­präsentirte, umſomehr, als derselbe auch für den Winter maß gebend sein sollte. Dieser Tarif wurde indeffen von den Arbeitern verworfen und von diesen eine Mehrforderung gestellt, welche wiederum auf den energischsten Widerstand der Unters nehmer stieß. Da es unter den obwaltenden Umständen eines hartnädigen und langwierigen Rampfes bedürfen wird, um die Forderungen der Arbeiter zur Geltung au bringen, hat fich Nowawes entschloffen, in Anbetracht der vorges rückten und ungünstigen Beit, da namentlich Der Export unter den zeitigen Verhältniffen zu leiden hat, den Streit zu vertagen und denselben bei günstigerer Geschäftslage fofort wieder aufzunehmen. Da Nowames maßgebend ist, werden die drei anderen Ditschaften unzweifelhaft desgleichen thun. Herr Klösterlein  , welcher am Montag Abend in der Verfammlung der Allgemeinen Stublarbeiter Vereinigung Obiges publizite, theilte ferner mit, daß, da fich herausgestellt babe, daß Herr Lehmann( bei dem gestreift wird) viele Irbeit nach Schleften verlegt habe, Nowawes   einen Delegirten dorthin entfenden werde, um die schlesischen Weber über den Stand der Dinge aufzuklären und an Berlin   die Aufforderung ge­richtet habe, sich an dieser Agitation au betheiligen, um beim neuen Ausbruch des Streikes auch die dortigen Weber als Bundesgenoffen zu haben. Berlin   wird diesem Wunsche Folge geben und werden die Delegirten bereits in den nächsten Tagen ihre Agitationsreise antreten. Wie weiter mitgetheilt wurde, wird am 9. April abermals eine Ronferens fämmtlicher Innun svorstände der Weber- und Tuchmacherbranche anbe raumt werden, damit die Innungen, also die Korperationen, welche Lehrlinge ausbilden dürfen, Bestimmungeu treffen, welche den Lehrlingen eine derartige Ausbildung garantiren, daß dieselben späterhin ihr Forifommen finden tönnen.- Die angefette Vorstandswahl wurde vertagt. Das Stiftungsfest wird im Auguft in hervorragender Weise gefelert werden.

Der Töpferftreit in Cölln   bei Meißen   tritt nun all. mählich in das fritische Stadium ein, das jeder Streit heute einmal erreicht, und bei dem rasch eingegriffen werden muß, menn nicht eine ungünstige Wendung erfolgen soll. Die Coll ner Töpfer leiden, wie so viele streitende Arbeiter, unter dem geringen Gemeinfinn ihrer Kollegen: mehrere haben in der Sächsischen Dfenfabrik Arbeit angenommen, obwohl fich leiner über geringe Streifeunterstüßung bellagen tann. Die Stret fenden waren badurch natürlich nicht wenig erbittert, wenn auch die Meldungen über Ausschreitungen durchaus unrichtig find. Die Verbaftungen von fünf Rädelsführern" scheinen auf Denunziation und polizeilichen Uebereifer zurüdzuführen. Jedenfalls bedürfen die Streitenden rascher Hilfe, wenn sie den Rampf aushalten sollen, und fie ersuchen daher alle Arbeiter Deutschlands  , ibnen nach Räften beizustehen. Es find 48 Familienväter außer Arbeit.

Kaiserslautern  , 27. März. Die Schreiner in ver schiedenen Geschäften unserer Stadt haben eine Lohnerhöhung von 10 Prozent verlangt. Da diese verweigert und in einem Geschäfte einer Anzahl Arbeiter Abzüge am Lohn gemacht wer den sollten, haben eine große Anzahl Schreiner die Arbeit eingestellt. Ein auf dem Bürgermeisteramte angebahnter Einigungsversuch scheiterte. Die Bahl der Streifenden beträgt in den Fabriken bis zu 150 Mann.

Die Zentral- Kranken- und Sterbekasse der Tischler und anderer gewerblicher Arbeiter( Sit Hamburg) zähite laut Abrechnung für das legte Quartal 1884 am Schluffe genann ten Jahres 69 912 Mitglieder, die fich auf 560 Drte vertheilen. An Krankengeld wurden ausgezahlt 183 616 M., an Sterbes gelb 4695 M. Die Gesammteinnahme im 4. Duartal 1884 betrug 276 302 Mt. 52. Pf., die Gesammtausgabe 210 205 Mr. 72 B was einen Ueberschuß von 66 096 Mt. 80 Bf. ergiebt. Mit diesen Ergebriffen ist die Kaffe der Tischler 2c, ohne allen Zweifel an die Spize sämmtlicher Kaffen Deutschlands  getreten.

Vermischtes.

Mad Die Tsetse Fliege Ueber dieses Infekt wird aus einem Reisebericht von der Offüste Afrikas   in der Beitschrift Die fath. Mijftonen"( Nr. 5 des Jahrg. 1883) folgendes Nähere

Vorf.: Wollen Sie denn bestreiten, Frau Müller in der Weise hinterrücs überfallen zu haben, daß Sie die ahnungs Los vor Ihnen Herschreitende an den Haaren zu Boden riffen und dann mit Füßen und Fäusten bearbeiteten?- Angell.: Ja habe mir ihr bloß abjewehrt, wobei et denn schon per Bus I mitgetheilt: Dieses berüchtigte Insekt, das in der Kiswahili­

Sprache ,, Tschafonon" heißt, ist eine der furchtbarsten Geißeln Afritas. Sie findet fic von den Kapländern bis über den Aequator hinaus, doch glücklicherweise nicht überall. Ohne daß man den Grund hinreichend erklären kann, lebt fte an Fe­stimmten Blägen und gedeiht an anderen Orten wieder nicht; man fönnte eine vollständige Karte ihrer Verbreitung über Afrika   entwerfen. Sie hat ungefähr die Größe einer Stuben­fliege; das Männchen ist etwas kleiner als das Weibchen; fe haben eine gräuliche Färbung und ein eigenthümliches, hohes Sun men, das man sofort wieder erkennt, wenn man es auch nur einmal gehört bat. Sie liebt es, im Vers borgenen zu stechen; oft machte ich die Beobachtung, wie sie sich unter die Kleider, in die Aermel, unter den Schweif der Thiere vertroch. Sie bohrt dann ihren fleinen Rüffel, an deffen Wurzel, wie ein winziges Tröpfchen Silber in einem durchsichtigen Ayftall- Fläschchen, ein Giftbläschen glänzt, in die Haut, schiebt awei Sauger in die giftige Stichwunde, pumpt fich voll Blut und fliegt nach kurzer Weile von dannen. Das genügt, um bei einem Dchsen, Pferde, Hunde oder Schafe eine solche Blut­vergiftung herbeizuführen, daß der Tod gewiß ist. Gewöhnlich wird das verwundete Thier immer schwächer und hinfälliger und verendert erst nach Wochen oder selbst Monaten; manchmal wird es auch wie toll und rennt fich den Kopf an irgend einem Baum ein. Man behauptet, dem Esel schade das Gift dieser Mücke nicht; ich bezweifle diese Angabe sehr wenigftens, für alle nicht eingeborenen; wir selbst haben schon mehrere Esel durch Diese schreckliche Mücke verloren; auch das arme Thier, das uns auf dieser Reise so gute Dienste leistete, veren ete bald nach unserer Heimkunft. Die belgische Expedition hat für ihre Reise ins Innere drei Elephanten aus Indien   kommen lassen; auch diese erlagen der Tietse.( Anderen Nachrichten zufolge ver­endeten dieselben an Ueberanstrengung.) Nur der Mensch, die Biege und die wilden Thiere trogen ihrem Stiche, der übrigens nicht schmerzlia, er ist, als ein gewöhnlicher Mückenstich. Ein Gegengift ist nicht bekannt; die Leute hier behaupten, wenn man den Schwanz der Thiere mit Löwenfett einreibe, so vers treibe daß die Tsetse; leider ist der Löwe nicht immer in der Laune, sein Fett dem ersten Besten zur Nugnießung zu über­laffen.

Die deutschen Landsknechte, diese Plebejer des Helden­thums, welche im 15. und 16. Jahrhundert einen immerhin bes langreichen Typus ausmachten, find in Reihe und Glied sehr Spiel und disziplinit uno außerdem sehr zügellos gewesen. Trunt gehörten au ihrem Wesen; in Betreff des ersteren traten fte fogar als Erfinder auf, denn das nach ihnen benannte Hazard prel Landsknecht" ging aus diesen Profefftonesoldaten hervor. Es befundete nur ein sehr mäßiges Eifinoungstalent, bat aber, gerade weil es unnüglich war, Ausbreitung und Dauer gehabt. Wo ist mehr gespielt worden als in den Heer­lagern des dreißigjäbrigen Krieges! Jener alte Stallmeister hält darüber dem Simplizisfimus einen sehr eindringlichen Vortrag. Die Spielwuth jener Krieger wurde so groß, daß fie ganze Nächte hindurch mit den Würfeln raffelten und dieses Spiel viel minder laffen fonnten, als den Schlaf. Die Feldherrn verboten das der Kriegstüchtigkeit Abbruch thuende Spiel bet Androhung äußerster Strafen, aber das nugte nichts die Spieler tamen in allen Winkeln und binter jeder Hede zusammen, nahmen einander das Geld ab, spielten selbst um ihr Kommißbrod und brachen sich die Hälse; wenn täglich Hunderte gebentt worden wären, die anderen würden doch weiter gespielt haben. Schließlich erlaubte man das Spiel wieder, nur um es doch wenigstens unter Kontrole zu haben. Tilly erfuhr, daß ein gemeiner Soldat bei der Plünderungs Magdeburg 30 000 Dutaten zusammengeraubt und diese dann auf einem Brett verspielt babe. Für diese Verschwendung, nicht für den Raub, ließ Tilly ben Betref fenden henken; einen Räuber glaubte er immer noch brauchen Au fönnen, aber einen so eminenten Schädiger seiner selbst bielt er für gefährlich. Dieser weise Richter bandelte im Ver­hältniß mit seiner Art Pragis sielleicht swedentsprechend, die Moral der Sache ergiebt fich ganz von selbst.

Ein verdächtiges Thier. Lehrer: Jch habe Euch jest von der Klappeischlange erzählt. Wer tennt ein ähnliches Thier, dem man ebenfalls nicht trauen darf?" Nun Frischen?" Frißchen: Der Klappersto: ch!"

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Kindermund. Großmutter bringt die kleine Alice zu Belt und läßt fie die kleinen Hände falten zum Nachtgebet: Herr Jesu Chrift, ich bin noch flein,

O mache mir mein Herze rein!

Bei dem letzten Beis hält fie inne, blidt die Großmutter finnend an: Großmama! mit was macht denn der liebe Gott Das Herze rein?"

Briefkaften der Redaktion.

Wienerstr. Der eingezahlte Vorschuß ist verfallen.

E. E. 1. Die Armendirektion hat in diesem Falle teine Verpflichtung. Es wäre ja möglich, daß sich eine Unterftligung für das Kind erwirten ließe, Sie geben jedoch keine Thatsachen an, wodurch sich eine solche motiviten ließe. 2. Nein. In solchen Fällen gilt nur der schriftliche Kontrakt. Mündliche Ber sprechungen find hier nicht bindend. 3. Das läßt sich nicht so ohne Weiteres angeben, Sie hätten wenigftens fagen müssen, in welcher Weise die Schuld fontrahirt worden ist.

P. D., Rathenowerstr. Es fann wegen der Gerichts­tosten Eretution bei Ihnen vollzogen werden.

A. D. S.  

, R. 6, T. Sie tönnen das Betreffende in unserer Expedition einzahlen. unserer Expedition einzahlen. Es wird demnächst darüber quittirt werden.

6. S. 79. Sie wenden fich am besten an den Vorstand des betreffenden Vereins selbst. Man wird Ihnen daselbst bes reitwilligft Auskunft ertheilen.

Schulze, Perlebergerstr. 1. 7% Rilometer. 2. London  ist größer.

Zwei Wettende. Der Zirkus Ciniselli befand sich aller­dings in jener Gegend. In welchem Jahre ist uns nicht mehr erinnerlich.

E. W. Naunynstr. In dem von Ihnen angegebenen Falle haben Sie recht. Ihre Frage berührt indeffen so viele Gebiete der Aftronomie, daß wir an diefer Stelle auf eine ausführliche Beantwortung verzichten müffen. Wir tommen auf die von Ihnen angeregte Sache in nächster Zeit in einem längeren Artikel zurüd.

Kunstliebhaber. 1) Staffage nennt man die einzelnen Figuren oder Gruppen von Menschen( oder auch Zbieren) auf landschaftlichen oder architektonischen Gemälden. Der Zwed ter Staffage ift nur die Belebung der todten Umgebung. 2) Der Christus vor Pilatus" von Munkacsy   ist neueren Datums, er tit 1883 vollendet worden.

X. J. Sie find militärpflichtig. Die Gründe, die Sie angeben, find sämmtlich nicht stichhaltig.

Rimmervermietherin. Der Herr fann erst am Lesten des Monats ausziehen, resp. er muß für den ganzen Monat bezahlen, wenn er auch früher aussieht.

Rein Münzenkundiger. 1) Die deutsche Münze Karolin war eine frühere Goldmünze, die in Bayern   und Württemberg  geprägt wurde. Ihr Wirth betrug etwa 7 Thaler. 2) Die Bedeutung der Münzzeichen ift: Berlin  , Ban A nover, Fran'furt, D= München  , E= Dresden  , F= Stuttgart  , G= Karlsruhe, H= Darmstadt, J= Hamburg  .

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M. N., Höchftestr. Am einfachsten dürfte es wohl sein, wenn Sie fich mit Ihrer Beschwerde, die nach Ihrer Meinung begründet ist, an die betreffende zuständige Behörde wenden, die gewiß in unparteiiicher Weise die einschlägigen Thatsachen prüfen und im betreffenden Falle Ihnen Genugthuung ver schaffen wird.

Verantwortlicher Redakteur R. Gronheim in Berlin  . Druck und Berlag von Wag Bading in Berlin   SW. Beuthstraße 2.