ausführte. Herr V. war nebenbei Vegetarianer und forderte schon dieser Umstand die Sticheleien des Volontäis heraus, so noch mehr die Thatsache, dak Herr V. in seiner äußeren Er scheinung nicht die geringfte Spur von Korpulenz, sondern vielmehr benjenigen Mangel von Mustulatur zeigte, welcher unter den Ins fekten den Spinnen ,,, Schneider" genannt, eigen ist. Wie bitter batte es Herrn V. gefränft, als er fich zu feiner Erholung im ver gangenen Herbfte 14 Tage in seiner Heimathsstadt aufhalten mollte und fich das Intereffe für seine Berson nicht nur bei den dortigen Postbeamten, sondern auch bei der gesammten Einwoh nerschaft in einer so auffälligen Art und Weise dokumentirte, daß er schon nach drei Tagen wieder abreiste. Wie immer war auch hier der Volontät der Attentäter gewesen, der seine Späße nicht laffen tonnte. Und worin bestand die Herrn V. durch den Volontär zugefügte Rränfung? Letterer hatte auf jede der für Herrn V. bestimmten Poftsendungen der Adresse die Worte zugefügt: Athlet im Bukus Salamonsti". Mit neugies rigen und vielfagenden Blicken wurde Herr V. infolgedessen von den Einwohnern gemustert, die ihr Erstaunen und ihre Enttäu schung über seine schwächliche Person sogar mitunter in ziem lich deutlichen Gesten Ausdrud gaben. Is aber gar einige junge Leute versuchten, Herrn V. zu einem Preisringen zu veranlassen, da war das Maß seiner Geduld erschöpft und auch das gütliche Bureden seiner Eltern war nicht im Stande, thm die Ruhe zu verschaffen, die ihm, dem Vegetarianer, bei der Pflanzenloft eigentlich in erhöhtem Maße eigen sein sollte. Und jest schon wieder hatte es der Volontär versucht, ihn zur Bielscheibe feiner Späße zu machen, und zwar auf eine so heim­tückische Weise, daß Jedermann Herrn V's Erregung begreiflich finden dürfte. Im Komptoir der Firma M. u. W. und zwar in dem Zimmer, in welchem Herr V. arbeitete, waren nämlich Anzeichen bemerkt worden, ron welchen die Anwesenheit von Mäusen begleitet zu fein pflegt, und wenngleich der Herr Vo­lontär die Thatsachen in seiner bekannten fiichelnden Weise des halb beftritt ,,, weil sich im Pulte des Vegetarianers die Mäuse Blutblasen laufen könnten, ohne etwas zu finden", so wurde doch eine Falle aufgeftellt. Und ftebe da. Am anderen Morgen genoß Herr V. den Anblick eines Mäuschens, welches sich Nachts in der Falle gefangen hatte. Wieder stellte er die Falle auf und als er am anderen Morgen revidirte, fand er wirklich wieder ein Mäuslein, ebesso am dritten und vierten Tage. Von da ab aber war sein Jagdqlüd verschwunden, er konnte nur Be obachtungen anstellen über den hervorragenden Instinkt der Mäuse, von denen er behauptete, daß ste mehe Verstand hätten, als mancher Volontär. Sollte man es glauben? Fortwährend gernagten die Mäuse den Bwirnsfaden der Falle, und holten wie flug! den Speck heraus. Doch mer beschreibt sein Erstaunen, als er bei einer abermaligen Revision an einem der nächsten Tage in der Falle den Schwanz eines Mäus­chens vorfindet; der Sped war fort und von ihm und der nun schwanzlosen Maus Die faft das Mitleiden des Herrn V. erregte war leine Spur aufzufinden, ein Erei niß, daß beim Personal zu der lebhaftesten Diskussion über die Intel ligenz der Mäuse Veranlassung gab. Nur der Volontär, Herr Sch., wußte den Busammenhang der Sache, war er ja doch der Veranstalter der morgendlichen Ueberraschungen, hatte er ja doch Herrn V. en und dieselbe Maus viermal in die Falle gesteckt und fte endlich nach Beraubung ihres Schwänzchens aus naheliegenden Gründen in die schengrube geworfen. Die Sache machte ihm Spaß, nicht aber Herrn V., in dessen Falle fich feine aus mehr fangen wollte. Es verdroß ihn dies umfomehr, als erst fürzlich, während seiner augenblicklichen Abwesenheit, eine Maus sogar auf dem Pulte gewesen sein mußte, die allem Anschein nach mit dem Schwanze daß Jn nere des Tintenfaffes berührt hatte. Denn anders mie aur der Volontär bestätigte waren die Tintenflede auf dem aufgelegten Kontoauszuge nicht zu erklären. Ja noch mehr. Herr V. entvedte, sobald er fich nur auf turze Zeit aus dem Bimmer entfernt hatte, auf seinem Bulte Spuren, die von Der guten Berdauung der Mäuse in ziemlich drastischer Weise Beugniß ablegten. Das war ihm zu viel und nach dem er schon mehrere Tage diese regelmäßigen Unsauberkeiten erduldet hatte, blieb er hinter der Thür als Wache stehen, um endlich einmal eine der Mäuse in flagranti zu ertappen. Doch wer beschreibt sein Erstaunen, als er von der anderen Seite ben Volontär Sch. herein und an fein Pult treten sah und bemerkte, wie derselbe legleres mit kleinen schwärzlichen Rügelchen bestreute. Kein Anderer als der Volontär war der Attentäter und er selbst war feit langer Zeit das Opfer einer abscheulichen Myftifikation.

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Szene, Tableau! Die bei dieser Entdedung von Henn B. gebrauchten Worte, so berechtigt fle sein mochten, waren beleidigend und würden mit einer allerdings ganz geringen Strafe gerügt worden sein, wenn der Volontär nicht rechtzeitig unter Uebernahme der Roften seinen Antrag zurückgezogen hätte. Herr V. erzählte uns selbst ausführlich die Geschichte, daß fich aber die Maus damals das Schwänzchen selbst abge­fressen hätte, das wäre ibm und den Anderen nur dem Bolontär nicht, allerdings etwas sonderbar oorgekommen.

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Aus Marseille , 24. d., schreibt man der Bol. Korr.": ,, Anfangs Dezember vorigen Jahres erhielt, wie s. 8. bereits gemeldet, das bieflge österreichische Generalkonsulat seitens

Jch beschwöre Dich, Georg, rege Dich nicht auf," Nehte Räthchen. Sprich nicht mehr von dieser Angelegen heit; das ist ja Alles vergeffen."

Sie befand sich immer noch in dem Glauben, daß ihr Mann nichts anderes beabsichtige, als ihr seinen Fehl tritt zu verbergen, oder ihr denselben in milderem Lichte gu zeigen.

,, Nein, nein, Räthchen," fuhr Amberg fort, in einer Aufregung und mit einer Anstrengung seiner Kräfte, die für seinen Buftand Alles fürchten ließ, Du mußt mich anhören, ich muß Dir sagen, wie man Dich getäuscht hat, wie man Dich betrügen wollte.... Romm näher. Mein Gott, ich fann nicht...."

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mehrerer galtsischer Familien die telegraphische Nachricht, daß mehrerer galisischer Familien die telegraphische Nachricht, daß zwei Individuen junge Mädchen im Alter von 18 bis 22 Jahren in mehreren österreichischen Städten unter dem Vors wande und Versprechen angeworben hatten, fie nach Südamerika zu führen, wo fle angeblich in einer Brafferte als Dienstboten engagirt wären, während sie thatsächlich Prostitutionszweden dienen sollten. Generalfonful b. Montlang aviftrte hiervon den Prokureur de la Republique, welcher bereitwilligft die nöthige Polizei mannschaft zur Bewachung der Stadt und des Hafens dem Generaltonsulate zur Verfügung stellte. Es gelang auch kurz darauf einem Konsularbeamten, welcher einen Omnibus mit mehreren jungen Mädchen und einem Manne über eine Der belebtesten Straßen pafftren sah, dieselben mit Hilfe der ihm zur Disposition stehenden Detektives in Dem Momente zu arretiren, als fte bereits im Begriffe waren, fich auf dem Dampfer ,, La Savoje" nach Buenos Ayres ein zufchiffen. Dem Rompligen gelang es jedoch, au entfliehen. Die armen Geschöpfe, acht an der Bahl, wurden durch Intervention des Generalkonsulates unterdeffen in einem Maison meublée einlogirt und später fünf derselben nach Galizien heimgesendet, während Drei hierbleiben zu wollen erklärten und hier auch Beschäftigung fanden. Nach einer langen Untersuchung wurde nun der eine der Mädchen­händler gestern vor die vierte Rorrektionskammer unseres Gerichtshofes abgeführt und unter der Anklage, in Frankreich minorenne Mädchen zur Prostitution verführt zu haben, ge= stellt. Nach einem längerem Verhör der Zeugen hielt der Prokureur de la République eine glänzende Rede. Troy des guten Plaidoyers des Vertheidigers wurde der Angeklagte zu einer Rerferfirafe von einem Jahr und 500 Frcs. verurtheilt. Die gleiche Verurtheilung traf seinen Komplizen, welcher der Verhaftung entkommen und verschwunden ist.

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Vereine und Versammlungen.

Ueber eine Boltsversammlung, welche am 25. v. Mts. in Bosen stattfand, entnehmen wir der Posener Beitung" folgendes: Sm Herforth'schen Saale fand eine von der Sim merinnung einberufene Bollsversammlung statt, zu der auch anderen Arbeitern der Zutritt gestattet war. Dieselbe war von ca 400 Arbeitern, unter denen man eine bedeutende Anzahl von Tabakarbeitern bemerken fonnte, besucht. Nach Bildung des Bureaus, zu beffen Borfizenden der Bimmergeselle Briewe, zum Schriftführer Kruse, zu Beiftzern die Gesellen Bociansti und Maciejewski gewählt worden waren, erhielt der Referent Bocianski das Wort zu dem einzigen Punkte der Tagesord nung: Rrantentaffe der Bimmergesellen Bosens und Stel lungnahme zu dem Vorgehen des Magistrats gegen diese Raffe". Demselben entnehmen wir nun folgendes. Die Zimmergesellen wollten ihre Krantentaffe weiter allein behalten, da dieselbe über 100 Mitglieder zählt. Magiftrat jedoch verband mit ihnen Die verwandten Geweile, als Schiffs- und Mühlenbauer, Brunnenmacher und Brettschneider zu der gemeinsamen Drts irantenkaffe Nr. 8. Die der Kaffe vorgelegten Statuten hatten auch einige Aenderungen namentlich in Bezug auf das Sterbegeld, welches nicht mehr 75 M., sondern 64 M. betragen sollte, er litten. Schließlich bat der Magiftrat das Vermögen der Raffe, in Höhe von über 2000 m. mit Beschlag belegt. Die Kaffe wandte fich nun an die königliche Regierung ist aber noch ohne Bescheid. Nach Vorlegung des zwischen Magiftrat und Rafe stattgefundenen Schrifiwechsels wirft Referent die Frage auf: Was für Schritte find zu thun, um bei der eigenen Raffe zu bleiben und um das beschlagnahmte Vermögen zu retten. Bei der nun eröffneten Distuffton erhielt zuerst das Wort der Reichstagsabgeordnete August Heine( Sozialdemokrat). Seine Aeußerungen gingen zunächst darauf hin, daß das Vorgehen des Magistrats gegen die Kaffe völlig gerechtfertigt sei. Auch eine Kaffe von über 100 Mitglieder müffe fich dem Geseze unterwerfen. Was die Beibehaltung der eigenen Raffe an lange, so follten fie den Bescheid der Regierung abwarten, ist de selbe abweisend, so giebt Redner den Mitgliedern den Rath, fich an das Ministerium des Innern zu wenden. Nun aber sprang Redner plößlich vom Thema ab und führte dem Audito­rium in einer länger als eine Stunde währenden Rede seine Joeen vor. Er mahnte zur Einigkeit, namentlich hier in Bosen, wo Nationalität und Ronfeffion so hart gegenüber stehen. Weiter führte er aus, daß dem Arbeiter fe Bildung fehle und zu Diesem Bede schlägt er die Bildung von Fachvereinen vor mit den Worten: Der Arbeiter ist voll und ganz berechtigt, Das zu verlangen, was tbm autommt, wenn thm die noth wendigen Kenntniffe sowohl über das tägliche Leben als über feine Privatintereffen zur Seite stehen." Am Schluß seiner Rede meist er auf das jetzt dem Reichstage vorliegende Arbeiter fchuggefeß mit erklärenden Busäßen hin und empfiehlt den Beitritt zu den zentralisirten Hilfskaffen. Nachdem noch einige andere fich ebenfalls in diesem Sinne ausgesprochen hatten, wurde folgende Resolution einstimmig angenommen; Die am 25. März abgehaltene zahlreich befuchte Boltsversammlung be schließt nach den betreffenden Ausführungen der Redner ein stimmig mit aller Kraft für die Rechte des Arbeiters ein­zutreten und nach den Vorschlägen des sc. Heiue praktische Maßregeln einzuführen und mit Beiseitesezung aller nationalen

Der Krante aber winkte ihm mit der Hand zu bleiben.

" Ich will sprechen," flüsterte er, in Ihrer Aller Ge­genwart... Nur noch eine Minute Ruhe.

Es trat tiefe Stille ein, allein unterbrochen durch Räthchens lautes Schluchzen und durch ein verlegenes und unruhiges Hüfteln Emmy's , die sich vergebens bemühte, ihren Berdruß über diesen unerwarteten Berlauf bes wichtigen Altes zu verbergen.

"

Georg!" rief Räthchen endlich, Du hättest mich nicht

betrogen!"

Nie, nie, mein geliebtes Weib.... D, daß Du das glauben konntest!"

Mußte ich es nicht glauben? Ronnte ich annehmen,

Er hatte seine Kräfte übermäßig angeftrengt, und sank daß Dein Bruder so schlecht gegen Dich handeln würde?" nun nach Athem ringend in die Riffen zurüd. Jest trat der Arzt hinzu.

H

Es ist unmöglich, den Patienten noch mehr anzuftren gen. Ich halte es für unmöglich, den Testamentsalt in Siefem Moment zu vollenden; die Anstrengung würde ihn tödten. Er bedarf mindestens einige Stunden der Ruhe," erklärte der Arzt.

"

Bielleicht, daß er die Kräfte wieder gewönne, menn ich ihm diese Medizin gäbe, die ihm immer so wohl gethan hat," sagte Emmy, der es burchaus nicht gefiel, daß man ben Testamentsatt unterbrechen follte.

"

Es geht nicht!" erklärte der Arzt entschieden. Sie hören es, Herr Justizrath," wandte sich Strahlenau an biefen. Es liegt nicht in unserer Abficht, den Kranken zu brängen, um das Teftament zu beschleunigen. Eine Minute feines Lebens ist uns tostbarer als der materielle Vortheil, der für Einen oder den Anderen von uns aus bem Testament erwachsen möchte.... Ich bebaure, Sie vergebens bemüht zu haben, und darf mir wohl erlauben, Sie, wenn der Krante die Kräfte wieber erlangt hat, noch einmal herzurufen."

Ich stehe gern zur Verfügung, mein Herr. Die Ers lärung des Arztes ist auch ohne Ihre Erinnerung schon für mich maßgebend gewefen."

Er erhob sich, um zu gehen.

D, daß ich noch auf dem Todtenbette meinem Bruder fluchen muß!... Er hat mich um Jahre meines Gluds gebracht."

Es trat wieder eine tiefe Stille ein, und diesmal war es nur Räthchen's Weinen, welches die tiefe, feierliche Stille unterbrach.

Der Krante athmete schwer. Ein verrätherisches Röcheln ließ sich hören. Da mit aller Kraft raffte er sich noch ein mal auf.

"

Ich will mein Teftament machen," sagte er. Es ist nur furz.... Ich habe wenig zu sagen... Räthchen ist Erbin meiner ganzen Hinterlassenschaft... Schreiben Sie das.... Noch habe ich die Kraft meine Unterschrift zu geben Ja fühle es, dieser Schlag wird mich töbten!"

Eine Stunde später war Emmy bereits auf dem Wege zum Dntel nach Neustadt, fie hatte sich, ohne Abschied zu nehmen, aus dem Zimmer und aus dem Hause ent­fernt.

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Elftes Rapitel.

Der Prediger Amberg hatte sich seit dem großen Miß­erfolge in Felbau mit größerem Eifer als seit langer Zeit erfolge in Felbau mit größerem Eifer als seit langer Beit feinem Berufe wieder gewidmet. Er hatte damals schon feft barauf gerechnet, daß er es bald nicht mehr nöthig

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Mishelligkeiten ein inniges Busammengehen aller Arbeiter her beizuführen." Bugleich wird das Komitee der Bimmergesellen unter Belobigung seiner Thätigkeit aufgefordert, alle Schritte zu thun, um das beschlagnahmte Bermögen wieder zu er langen."

hr. Im Unterstütungsverein der Buchbinder und verw. Berufsgenoffen( Alte Jakobstr. 75) wurde am Montag zunächst die Berathung über den vom Stuttgarter Verein vor gelegten Entwurf eines Statuts für einen Verband der deutschen Buchbinder u. s. w., welcher auf dem am 4., 5. und 6. April in Offenbach stattfindenden Kongreß gegründet werden soll, zum Abschluß gebracht. Die in dem Entwurfe vorkom mende Bezeichnung der Lokalvereine als 3 a bistellen" wurde verworfen, well der Berliner Berein einen Berband mill, in welchem die Selbstständigkeit der Lokalvereine so viel wie möglich gewahrt bleibt. Herr Reuter begründete dinn einen von ihm eingebrachten Antrag, welcher dahin ging, daß der Vorstand des Vereines in den am meisten verbreiteten Beitungen Berlins eine Rundgebung veröffentlichen möge, in welcher unter Hinweis auf die Nothlage der Ges hilfen und auf die Mißstände des Lehrlingswesens im Buchbindergewerbe Eltern und Vormünder gewarnt werden, thre Söhne und Mündel als Lehrlinge im Buchbindergewerbe unterzubringen. Nach einer sehr langen Diskussion, in welcher das zur Zeit herrschende Lehrlingsunwesen in drastischer Weise geschildert, die Schwierigkeit einer rationellen Regelung des Lehrlingswesens bei dem zur Zeit vorherrschenden fabrikmäßigen Betriebe dargelegt und das dem Antrage zu Grunde liegende Abschiebungssystem" als der Solidarität aller Arbeiter zuwider laufend bekampft wurde, wurde der Antrag Reuter abgelehnt und einstimmig der Antrag angenommen, durch die Beitungen bekannt zu machen, daß der Vorstand des Unterstüßungvereins der Buchbinder bereit sei, Eltern und Vormündern, welche ihre Söhne oder Mündel als Lehrlinge im Buchbindergewerbe unter bringen wollen, solche Lehrherren namhaft zu machen, bei denen eine Ausbildung der Lehrlinge zu tüchtigen Gehilfen in Aus­ficht steht.

Eine Versammlung von Holzbearbeitungsmaschinen­arbeitern fand am 29. v. M. im Lokale Köpnickerstr. 150 unter dem Vorfis des Herrn Friedrich statt. Nachdem Herr Roloff eine furze Ansprache an die Versammlung gerichtet, erhielt err Michelsen zu einem längeren Bortrage das Wort. Derselbe verbreitete fich ausführlich über den 3 ved der Drganisation und führte verschiedene Beispiele an, welche den deutlichsten Beweis liefern, daß bei einer guten Organisation die Arbeiter im Stande find, große Vortheile zu erreichen. Redner fordert daher alle in dieser Branche Arbeitenden auf, sich der Drgani sation anzuschließen und die Indifferenten herbei zu ziehen. Dem sehr beifällig aufgenommenen Vortrag folgte eine lebhafte Diskussion, in welcher den Anfichten des Vortragenden zuge stimmt wurde. Die nächste Versammlung des Vereins findet am 20. April, Abends 8 Uhr, Köpniderstr. 150, statt.

Der Fachberein der Dachdecker Berlins tagt am Donnerstag, den 2. April, Abends 8 Uhr, im Lokale des Herrn Weid, Alexanderstr. 31. Die Tages- Ordnung wird in der Versammlung bekannt gemacht. Um recht zahlreiches Erscheinen bittet der Vorstand.

Jm Verein für Pflege freireligiösen Lebens findet am ersten Osterfeiertage, Vormittags 10 Uhr, im Gesellschafts­bause, Niederwallftr. 20, Jugendweihe statt, wozu Jedem der Zutritt freisteht.

Eine große öffentliche Versammlung Berliner Kürsch ner findet Donnerstag, den 2. April, im Palmen Saal, Neue Schönhauserstr. 20, Abends 8 Uhr, statt. Tagesordnung:

1. Die Gebbard'sche Zurichterei vor dem Forum Berliner Kürschner. 2. Das Ehrenwort des Burichterei- Beftzers Heren Lehmann. Die Herren Meister und Fabrikanten werden zu derselben höflichst eingeladen.

Vermischtes.

Ich bin der Doktor Eisenbart". Dem Fränt. Kur." werden neue Endeckungen des Wollapostels Jäger mitgetheilt. Wir entnehmen den Feuilletons. welche unter dem passenden Titel Ich bin der Doktor Eisenbart" erscheinen, folgende Kuriosa: Jäger rühmt dem Haarduft folgende Heilwirkungen nach: 1) Ist dasselbe ein appetitmachendes Mittel. 2) Be­feitigt es Kopfschmerzen. 3) Eine andere, zunächst phyfiologi sche Wirkung, die aber auf eine verhältnißmäßig geringe Babl von Personen beschränkt blieb, war die, daß es einschläfernd wirkte, und bald benügten diese Personen mit Erfolg das Mittel gegen Schlaflosigkeit. Diese Wirkung entspricht der Thatsache, daß die betreffende Dame einen sehr guten und festen Schlaf hat. 4) Einige meiner Schüler, die regelmäßig diesen Haarduft zum Humanistren ihrer Getränke ver wendeten, machten die Beobachtung, daß die bei jungen Leuten so häufige Acene sebacea( die sogenannten ,, Wimmer!" oder Finnen") beim Gebrauch des Mittels entweder ganz schwand oder fich befferte, um wiederzukehren, sobald mit dem Gebrauch außgefeßt wurde." Aber der Haarduft bewährte fich auch gegen Asthma, Husten und Rheumatismus. Haattur führte Jäger aber wieder zur Entdeckung eines neuen

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haben werde, fich mit den Obliegenheiten feines Amtes zu quälen, und fich bereits in der süßen Hoffnung gewiegt, daß er binnen Kurzem Gutsherr von Felbau und Zubehör und Befiger eines großen Rapitals sein werde. Nachdem aber diese Hoffnung fo gänzlich fehlgeschlagen, sah er fich in die Nothwendigkeit verfest, die feit einiger Beit lässig betriebenen Amtsgeschäfte wieder mit großem Eifer auzunehmen.

So hatte er sich denn auch heute, obwohl er nicht gerade in rosenfarbener Laune war, am Studirtisch zu fchaffen gemacht.

Ein Klopfen an der Thür seines Stubirzimmers störte ihn in seiner Beschäftigung. Er hätte jede Störung in der barschen Weise des Haustyrannen, bie er stets hand­habte, wenn er zu Hause und allein unter den Seinigen war, abgewiesen, wenn es nicht Emmy gewesen wäre, die zu ihm eintrat.

Emmy war ihm nicht nur eine besonders liebe Ver wandte, er hielt sie ja wie seine Tochter; und wenn es wahr war, was die bösen Zungen sprachen, daß sie in Wirklichkeit seine Tochter sei, so konnte man behaupten, sie sei sein Lieblingskind. Sie allein hatte von allen Hausgenossen das Vorrecht, ihn zu jeder Zeit sprechen zu dürfen.

Entschuldige, lieber Dniel," sagte fie ,,, daß ich störe. Das ist heute wieder ein unangenehmer Tag, an dem Alles Ungemach zusammen zu kommen scheint."

Was giebt's denn nun wieder, Rind?" fragte Am berg. It's denn noch mehr, als Sanftlebens impertinenter Brief?... Ich denke diesen Budringlichen schon gebührend abzuweisen.... Er droht mir mit Veröffentlichung, der Heuchler, als ob feine Schuld etwa geringer wäre als die meinige."

Mit Sanftleben wirst Du schon fertig werben, Datel," sagte Emmy, baran zweifle ich nicht; er fann Dir nicht mehr schaden, als Du ihm und mit ihm würdest Du Dich auch schlimmstenfalls im Guten einigen können; aber sieh' Guten einigen können; aber sieh' hier ist ein Brief von Charlotte."

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( Forts. folgt.)