ndet das ganz natürlich, wie fte es wiederum als selbstver ftändlich ansteht, daß auch er seinen leinen Neigungen die Bügel schießen läßt. Es ist durchaus nicht ,, chic", in dem Stufe zu stehen, eine glüdliche Ehe zu führen, man wird langweilig dadurch.(!) Die Hausfrau felbft geht geht barin mit gutem Beispiel voran. Sie behandelt ihren Mann als einen guten Kameraden, Dem fte erlaubt, ihte enormen Schneider Rechnungen zu bezahlen; fie ruft ihn gelegentlich herbei, um ihm einen Auftrag zu geben, und erwartet von ihm, daß er sich nicht in ihre kleinen Freundschaftsverhältnisse einmischt. Uebrigens hat er im Laufe Der Jahre die Gewohnheit angenommen, blind und taub zu fein" Das ist doch wirklich nicht übel, allerdings, wenn man fich in diesen Salons bis zu einem solchen Grade der, Tole rang" herabwürdigt, so ist es kein Wunder, daß in jenen Kreisen fogenannte Standalaffairen ziemlich selten find. Es muß doch wohl aber so sein, denn sonst würde man in der Deutschen Revue" wohl schwerlich mit so cynischer Offenheit von diesen Verhältniffen sprechen. Doch hören wir den intereffanten Er­zähler weiter. Er fährt an anderer Stelle fort: Sie fragen mich vielleicht befremdet, ob denn die geistigen Interessen in biefem Salon gar keine Vertretung finden? Ich entschuldige Ihre naive Frage Frage mit Ihrer Unkenntniß der Ver hältniffe. Laffen Sie es fich ein für allemal gefagt sein, daß es entschieden mauvais genre ist, über Kunst und Litteratur zu sprechen, oder gar einige Kenntnisse über die Fortschritte der modernen Wissenschaft zu verrathen. Sie berühren eines Dieser Themata,- man starrt Sie befremdet an, lacht ein wenig, audt die Achseln und geht endlich über Sie hinweg zur Tagesordnung, b. h. au irgend einer bekannten Standal geschichte über. Sie haben sich einfach lächerlich gemacht. Selbst das Theater Tommt nur insofern in Betracht, als die Persönlichkeiten der Schauspieler und Schaus spielerinnen im Spiel find. Eine tiefere Beleuchtung oder ein­gebendere Kritik eines guten Stüdes wiffen Sie nicht. Höchftens dürfen Sie, wenn einmal eine Pause entsteht, die Frage hin werfen: Haben Sie ,, Die Sorglosen" bei Wallner gesehen?" und die Hausfrau wird Ihn.n antworten: ,, Donnerwetter! ja, Das ist wieder mal ein schneidiges Stück." Wie zart fich

doch eine solche Dame vom Stande auszudrücken versteht! Das find die reinen Jugenderinnerungen vom Exerzierplat her, troßdem scheint es aber auch für eine Dame, chic" au sein. Wie man sieht, ist durchaus nicht Alles Gold, was glänzt, und unter einem hochnafigen Aeußern fann recht wohl ein recht fauler Kern steden. Wir haben auch durchaus nichts gegen die Eigenthümlichkeiten solcher Leute einzuwenden, nur müßten fie endlich einmal aufhören, fich als etwas Anderes zu betrachten, als ganz gewöhnliche Menschenkinder.

g. Die rothen städtischen Sprengwagen, diese un. trüglichen Anzeichen des lang ersehnten Frühlingswetters, haben gestern ihre Thätigkeit begonnen. Die legten trockenen Tage hatten bereits eine Menge Staub auf den Straßen ers zeugt, welcher in Folge des herrschenden Windes die Bassanten nicht menig belästigte. Die Sprengwagen haben nun rechtzeitige Abhilfe geschaffen.

Auf fämmtlichen Pferdebahnlinien Berlins   gelangten im Monat Februar d. J. im Ganzen 121 Betriebsstörungen und 9 Unglüdefälle zur polizeilichen Kenntniß und Untersuchung. Von den Betriebsstörungen wurden 1 burch Busammenstoß von Pferdebahnwaggons unter einander, 77 durch Zusammen stöße von Pferdebabnwaggons mit Straßenfuhrwerken und 43 durch andere Umstände veranlaßt. Bei den Zusammenstößen wurden 79 Pferdebahnwaggons und 38 Straßenfuhrwerke be­schädigt. Bwei Busammenstöße wurden durch Verschulden von Pferdebahnfutschern, 43 durch Verschulden von Brivatlutschern und 33 durch andere Umstände herbeigeführt Von den Un glücksfällen entstanden 5 beim Auf- oder Abspringen von den Hinterperrons, 1 beim Besteigen des Vorderperrons, 1 durch Fall vom Perron und 2 durch Ueberfahren. Unter den Ver unglüdten befanden fich 7 Fahrgäfte und 2 andere Personen. - 8 Unglüdefälle entstanden durch eigene Unvorsichtigkeit und 1 Unglücksfall hatte eine andere Veranlassung.

g. Zu einem Krawall zwischen Publikum und einigen Schußleuten fam es vorgestern Abend an der Schloßfreiheit bei der Schloßbrücke, als der Schloßplaß von dem Bismard­feftzug geräumt wurde und das Publikum nun den abgesperr ten Straßendamm betreten wollte. Lange wogten die Menschen­maffen hin und her bis es doch den verzweifelten Anstrengungen Avon Fuß- und berittenen Schußleuten gelang, der Situation Herr zu werden. Manche Personen hatten fich förmlich die Kleider vom Leibe geriffen und gelobten fich, niemals wieder in eine derartige Gefahr fich zu begeben.

N. Kirchhofsschänder treiben seit einiger Beit auf dem alten Kirchhof in unserem Nachbarorte Rigdorf ihr Unwesen. In frecher Weise haben Diebe von dortigen Erbbegräbnissen in der Nacht vom Dienstag zu Mittwoch werthvolle Rosen stämme gestohlen. Leider fehlt von den Dieben bisher noch febe Spur.

a. Einbruch. Gestern Abend zwischen 6 und 94 Uhr find in die Elsafferstraße 83 Hof, im Seitenflügel, 1 Treppe hoch belegene Wohnung des Klempnermeisters Sch. Diebe

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ich schon seit langer Zeit liebeviel länger als Du denkst, Dntel ich war noch ein Rind, als er sein erstes Eramen machte und zuweilen in unser Haus tam, ihm, den ich schon feit jener Beit liebe, und von dem ich weiß, daß er mich trog Allem was vorgefallen, und trop des Leumunds Du nimmst mir's nicht übel, Dnkel- in dem Du bei vielen Leuten stehst, aufrichtig liebt, einen Beweis der Auf­richtigkeit meiner Liebe gegeben, und ihm bringe ich das fleine Opfer gern."

Das kleine Dpfer? Es kann Dein ganzes Vermögen

foften!"

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dietle jede

" Ich will nur hoffen, daß mein Vermögen ausreicht. In Bethesda findet er einen Arzt, zu dem ich unbedingtes Vertrauen habe, einen Arzt, der schon Bielen, die auf Ge­nefung nicht mehr hoffen durften, die Gesundheit wieder. gegeben hat Friz Rodenburg. Bis jetzt habe ich noch feine Nachricht von ihm, ich erwarte aber dieselbe jeben Tag." ,, Emmy  , Rind, nimm Vernunft an! Es ist ein jugend­licher Leichtsinn von Dir, daß Du Dein ganzes Vermögen hingiebst für einen so zweifelhaften Erfolg; nur fünf nur taufend Thaler gieb mir, fie genügen mir vorläufig, um wenigstens den Revers einlösen zu können, welchen ich Charlotte gab."

Wie gesagt, Onkel, ich habe die Disposition über

meine Erbschaft, die mir ohnehin wie ein Sündengeld er scheint, Wilhelm übertragen."

Undantbare! Leichtsinnige! Ich verstoße Dich! Ich weise Dich aus meinem Hause! Ich sage mich los von Dir," schrie Amberg   wüthend, wenn Du nicht diese Vers fügung über das Gelb rückgängig machst."

Emmy   zuckte die Achseln.

Ich würde es sehr beklagen, Onkel, von Dir ver stoßen und für undankbar gehalten zu werden. Ich weiß, daß ich Dir zu Dant verpflichtet bin, und ich denke auch, ich habe Dir bewiesen, daß ich Dich lieb habe wie eine Tochter ihren Vater das aber fannst Du nicht verlangen, daß ich meiner Liebe entfage, und daß ich unterlasse, bas Geld, was ich durch ein Unrecht erworben habe, zum Heile Anderer

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mittelft Nachschlüffels oder Dietrichs durch drei verschloffen ge wefene Thüren eingedrungen und haben daraus Werthpapiere und Goldsachen im Werthe von 1789 Matt entwendet, welche im verschloffenen Wäschespind verwahrt gewesen waren. Die Werthpapiere bestanden aus 4 Stüd Berlin   Dresdener Eisen bahn Stammattien zu 100 Mt., Nr. 28,924, 28,925, 29,456-7; ferner aus 2 Stüd 4% prozentige Stettiner National Hypo­theter pfandbriefe zu 600 refp. 300 Mt. Unter den gestohlenen Goldsachen befinden sich ein Trauring gez. C. B. 1875, eine goldene Damen Remontoir Uhr, ein Medaillon, Broche mit Bommel, besett mit rothen und weißen Verlen. Die Familie befand fich während der angegebenen Zeit in dem im Borders bause belegenen Geschäftsladen, und die Wohnung war ohne Aufsicht. Der resp. die Diebe find noch nicht ermittelt.

a. Unglücksfall. Ein drei und ein halbes Jahr alter Knabe, Sohn des Schneidermeisters Fuchs am Grünen Weg, spielte am 23. v. Mts., auf einem Stuhl fizend, mit seinen Geschwistern und versuchte, seinem Bruder ein Spielzeug aus der Hand zu reißen. Hierbei stürzte das Kind rücklings vom Stuhl auf den Fußboden und zog fich einen Schädelbruch zu, an welchem das Kind vorgestern verstarb.

N. Wegen des Verdachtes, einem Kaufmann H. aus Berlin   550 M. entwendet zu haben, wurden bekanntlich seiner Beit 3 Personen in Rigdorf verhaftet. Während zwei der Vers hafteten bald wieder in Freiheit gesezt wurden, blieb die dritte Berson in Untersuchungshaft. Auf Grund der seitens des Untersuchungsrichters Herrn Asché in Rigdorf vor Kurzem hier vorgenommenen Untersuchung ist nunmehr auch die dritte Person aus der Haft entlassen worden.

N. Von einem äußerst heftigen Krampfanfall wurde gestern Nachmittag ein zirka 12jähriges Mädchen am Dönhofs­play befallen. Der Anfall war von einer derartigen Heftig­feit, daß das Kind in die Portierloge des Abgeordnetenhauses geschafft und dort in ärztliche Behandlung gegeben werden mußte. Erst nach längerer Zeit gelang es, das Kind soweit zum Bewußtsein zurückzubringen, daß es die Wohnung seiner Eltern angeben und so nach Hause geschafft werden fonnte.

N. Eine Wafferleiche wurde gestern früh im Berliner  Schiffahrtslanal ans Ufer geschwemmt und von dort mit ihren Rähnen vor Anter liegenden Schiffern and Land gezogen. In der Leiche wurde ein seit voriger Woche spurlos verschwun­dener, am Rottbuser Damm wohnender Arbeiter P. rekognos airt, welcher seit längerer Zeit an Geistesgeftörtheit gelitten und in seinem tranthaften Bustande freiwillig den Tod im Wasser gesucht haben dürfte.

N. In selbstmörderischer Absicht stürzte fich gestern früh eine ca. 50jährige anscheinend den besseren Ständen angehörige Frau von der Kottbuser Brücke in den Landwehrkanal. Baffanten, die den Selbstmordversuch mit angesehen hatten, veranlagten mehrere dort mit ihren Rähnen vor Anter liegende Schiffer, zur Rettung berbeizueilen und gelang es diesen, die Lebensmüde, wenn auch bewußtlos, so doch noch lebend ans Land zu schaffen. Die Lebensmüde, die später als eine Wittwe Brehmer relognoszirt, wurde auf Anordnung der Revier Polizei mittelst Kantenwagen nach der königlichen Charité geschafft.

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Polizei- Bericht. In der Nacht zum 31. v. M. erhängte fich eine Frau in ihrer in der Lindenstraße belegenen Wohnung. Die Leiche wurde nach dem Dbduktionshause geschafft. Am 31. v. M., Vormittags, sprang eine Frau aus dem Fenster ihrer in der Manteuffelstraße 2 Tr. hoch belegenen Wohnung auf den Hof hinab und erlitt dabei so schwere Verlegungen, daß sie nach Bethanien gebracht werden mußte. An dem selben Tage Mittags wurde ein 9 Jahre alter Knabe in der Fürstenbergerstraße von einem Fuhrwert überfahren und erlitt Dabei einen Bruch des rechten Fußes. Am Nachmittage deffelben Tages verunglückte auf dieselbe Weise ein 5 Jahre alter Knabe in der unbenannten Straße am Schlesischen Bahn hofe, indem er von einem Arbeitsfuhrwert überfahren wurde und einen doppelten Bruch des linien Unterschenfels erlitt.-- Bu derselben Beit glitt der Kutscher Klar in der Fennstraße während der Fahrt von seinem Wagen, wurde überfahren und erlitt eine so starke Quetschung des linken Fußes, daß er nach Der Charitee gebracht werden mußte. Um dieselbe Beit wurde der Kutscher Figner in der Friedrichstraße von einer Droschte überfahren und erlitt dabei einen Bruch des rechten Fußgelents, fowie Kontufionen im Gesicht, an der linken Schulter und am linten Kniegelent.

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Gerichts- Zeitung.

Prozeß Hirsch. Die umfangreiche Beweisaufnahme fiel besonders für den Angeklagten Hirsch höchst ungünstig aus, er hat bei seinen Häuserkäufen die Verläufer mit völlig werthlosen bypotheken furchtbar hineingelegt". Der Staatsanwalt Affeffor Meyer, leitete sein Plaidoyer mit der Bemerkung ein, Daß der Angeklagte Hirsch ein Hochstabler der allergefährlichsten Sorte sei, der es vermöge seines weltmännischen, gewandten Benehmens und durch eine auf erborgtem Glange beruhende Lebensweise verstanden habe, das Vertrauen einer großen An­zahl Personen fich zu erwerben, um daffelbe in der schmäh­

zu verwenden, damit es nicht mir selbst zum Unheil gereicht ... Es ist ein Sündengeld!

Schweige mir von Deinen Gewissensstrupeln. Es handelt sich hier um meine Existenz. Du bist undankbar, Du verbienst nicht, daß ich Dich wie eine Tochter geliebt habe."

Ich bin nicht undankbar, Dntel, und wenn es nicht Wilhelm's wegen geschähe, ich würde Dir das Geld nicht vorenthalten; ich würde es Dir mit Freuden geben."

D, mein Himmel, mit welchen Widerwärtigkeiten hat großen Schritten auf und ab ging, lebhaft gestikulirend

wie ein Rasender.

Emmy   blickte ihn eine Weile theilnahmevoll an. Dntel," fagte sie nach einer Bause, vielleicht bleibt nach seiner Genesung von dem Gelbe noch so viel übrig, als Du brauchst."

Du hast es ihm übergeben, er wird es nicht heraus geben.. Du mußt Dich ganz und gar von ihm lossagen, überlaß ihn feinem Schicksale. Er ist verrückt, unheilbar verrüde, unbeaten, oder der Pflege der Seinigen, was geht's Dich an? Willst Du Dein Leben tetten an einen Narren?

Hundert andere und beffere Parthien stehen Dir in Aussicht;

nimm Vernunft an, Mädchen."

" Ich würde für die Zeit meines Lebens unglücklich, Onkel, wenn es wahr wäre, was Du sagst, daß er unheil­bar ist; um so mehr aber würde ich mich für verpflichtet halten, für ihn zu thun, was in meiner Macht steht." Den leßten Heller für ihn hingeben?" Gewiß!"

algum ihn nie wieder zu sehen?".02 Emmy   seufzte.

Es flopfte an der Thür.

Wieder eine neue Hiobspost?!" rief Amberg  , sich uns willig umsehend. Es scheint, als ob heute alles Unheil zuſammentäme."

Es war ein Dienstmädchen, das den Besuch eines Herrn anmeldete, der Fräulein Amberg zu sprechen wünsche.

lichften und gewiffenlosesten Weise zu mißbrauchen. Er set ein Häuserdieb der mit feltenem Raffinement und großer Ausdauer fine Dpfer umgarnt und ausgebeutet habe. Sodann jeden einzelnen Fall detaillirend, hält der Staatsanwalt die An flage gegen Hirsch in allen Buntten aufrecht und schließt sein feffelndes Blaidoyer mit dem Antrage, denselben mit einer Gefängnißstrafe von acht Jahren und zehn Jahren Ehrverluft zu belegen. In Betreff der Angeklagten Altschwager und Steinlein hält der Staatsanwalt es für erwiesen, daß dieselben bei der Affaire des Lieutenants v. B. von den unreellen Ab fichten des Hirsch Kenntniß gehabt haben und, um die in Aus­ficht geftellte Provifton nicht zu verlieren, denselben wenigstens durch Stillschweigen unterstüßten. Auch die Kriterien der Er preffung, welchen Deliktes diese beiden Angeklagten ebenfalls bezichtigt werden, hält der Staatsanwalt durch die Thatsache als vorliegend, daß dieselben durch eine Drobung den Herrn v. B. zur Bahlung eines Theils der Provision veranlassen wollten. Er beantragte gegen Altschwager und Steinlein eine Gefängnißftrafe von je sechs Monaten. Auch der vierte An getlagte Haad babe fich dadurch in einem Falle des Betruges fchuldig gemacht, als er bei dem Hausverkaufe des Restaurateurs Wille an Hirsch, dem Verkäufer wiffentlich falsche Angaben zu Gunsten des Letteren machte. Gegen Haad bringe er dieser halb eine Gefängnißftrafe von 4 Monaten in Antrag. Der Bertheidiger der ersten drei Angeklagten, Rechtsanwalt Dr. Friedmann, erklärte zunächst, daß er mit aller Energie die Freis sprechung der Angeklagten Altschwager und Steinlein's bean tragen müsse und begründete sodann diesen Antrag durch den Nachweis, daß von einem betrügerischem Zusammenwirten der felben mit dem Angeklagten Hirsch in der v. B.'schen Affaire teine Rede sein könne, sowie deren Handlungen überhaupt aus dem Rahmen einer reellen Vermittelungsthätigkeit nicht heraus­getreten wären. In Betreff des Hirsch suchte der Bertheidiger auch Strafthaten in ein milderes Licht zu feßen. Rechts anwalt Dr. Flatau plaidirte sodann mit gleicher Energie für die Freisprechung seines Klienten Haad, Hierauf nahm der Angeklagte Hirsch das Wort und verficherte feine Unschuld. Ich bin tein Redner, sagte er, ich war immer einfilbig und kann mich daher nicht ausdrücken. Ich habe nichts Böses gethan und bin nicht ein berartiner Mensch, wie man mich hier schildert. Aus der Zeit herausgeriffen, hat Alles freilich den Schein gegen mich. Aber bedenken Sie, es war im Jahre 1882... Landgerichts- Direktor Bachmann: Das geht uns nichts an, was im Jahre 1882 war. Angell.: Ich bitte, Herr Präfident, unterbrechen Sie mich nicht. Sprechen Sie also nur über das, was in der Verhandlung vorgekommen ist. vorgekommen ist.- Angeklagter: Ich fann mich nicht aus brücken. Vorfigender: O ja, Sie haben uns ja bogenlange Schriftsäße übergeben. Schriftfäße übergeben. Angeflagter: Ich bin fein Schwind ler, ich bin ein gerader offener Charakter. Nach dem Anschein dürfen Sie nicht urtheilen, sondern nach den Thatsachen. Bors. So viel Vertrauen fönnen Sie zu Joren Richtern haben. haben. Hirsch sucht sich nun unter der größten Erregung reinjuwaschen, wobei er wiederholt vom Vorftzenden zur Sache gerufen wird, da er über Dinge spricht, die in der Berhand­lung gar nicht vorgekommen find. Endlich schließt der Ange tlagte mit der Bitte um seine Freisprechung. Das Urtheil des Gerichtshofes lautete gegen Hirsch auf sechs Jahre Ge fängniß, wovon drei Monate als verbüßt erachtet wurden und fünf Jahre Ehrverlust. Die Angeklagten Altschwager, Stein bein und Haad wurden dagegen der ihnen zur Laft gelegten Strafthaten nicht für schuldig erachtet und demzufolge freiges sprochen.

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Vors.:

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Die Privatflage des aus Berlin   gewiesenen Schrift­stellers Herrn Adolph Kohut   gegen den Redakteur der Wahrheit", Hektor de Grouffilier, gelangte gestern vor der 98. Abtheilung des Schöffengerichts zur Verhandlung. Erfterer war durch einen Substituten des Rechtsanwalts Dr. Sello, lepterer durch den Rechtsanwalt Stein vertreten. Derselbe ftellte vor Eintritt in die Verhandlung unter der Behauptung, daß der Kläger   Ausländer sei, einen Vertagungsantrag und verlangte eine Sicherheitsleistung in Höhe von 50 Mart. Da Der Vertreter deffelben sich erbot diesen Betrag sofort zu hintere legen, wurde der Vertagungsantrag abgelehnt und in die Vers handlung eingetreten. Intriminirt find 4 verschiedene Artikel in Nr. 39 der Wahrheit" vom 27. September v. J. Der erste ist Jüdische Geographie" überschrieben, und ist darin bie Ausweisung des jüdischen Dr. Kohut aus Ungarn  mit feiner Auswanderung nach Jerusalem   perfiflirt. Der aweite Artikel ift eine Briefkasten Notiz aus Düffeldorf, in welcher die frühere Thätigkeit des Privatklägers als Redakteur der gouvernementalen Düffeldorfer Beitung" und als Mensch während seines Auf enthalts dort einer äußerst absprechenden Kritik unterzogen worden ist. U. A. wurde er als ein zudringlicher jüdischer Mensch aus Ungarn  " bezeichnet und seine Gattin, die damals am Stadttheater als Primadonna unter dem Theaternamen Manftein" war, in schlimmer Weise verdächtigt. Nach der Notiz wird auch diese als eine Jüdin" untergeordnetster Art hinge stellt und von derselben ehrenrührige Dinge behauptet. Der dritte Artikel ist Monolog eines Breßiuden" und der vierte

Mich?" fragte Emmy   erstaunt. Ein fremder Herr k Ich wüßte nicht..

Sie fonnte nicht vollenden. Das Dienstmädchen bei Seite schiebend, trat der Mann, von welchem man eben ge= sprochen, ein, der Affeffor Wohlfahrt, der junge, geistreiche Justist, den wir bereits in Bethesda kennen lernten, und der nach wenigen Tagen feines Aufenthalts als geheilt ent lassen werden konnte, geheilt durch die geniale Rur des Doktor Rodenburg.

Arme, während Amberg   finster b'reinschaute und stummer Mit einem Ruf der Freude flog Emmy   in seine Beuge des Wiedersehens war.

Du hier? Du schon wieder zurüd?!" rief Emmy  . Ja, und zwar geheilt. Das Uebel wird nicht wieder Tage meiner Abreise von Bethesda gezeigt tehren, ich weiß es; auch keine Spur hat sich seit dem bie böse Biene ist für immer verschwunden... Nun Emmy  , verzeihen Sie, daß ich Sie nicht früher zum Mitwisser steht unserem Glück nichts im Wege.. Herr Amberg  des Bündnisses unserer Herzen machte. Sie vertreten

Baterstelle an Emmy  , wir bitten um Ihren väterlichen Segen."

,, Um meinen Segen, Herr Wohlfahrt? Es scheint Emmy   wenig daran zu liegen; noch eben er flärte fie, daß sie lieber mich und mein Haus ver­

laffen würde, als mir einen thätlichen Beweis ihrer find­lichen Liebe und Dankbarkeit zu geben."

Ich habe mich nicht geweigert, Dir den Beweis, von dem Du sprichst, zu geben," nahm Emmy das Wort. Ich durfte Dir nicht mein fleines Vermögen zur Verfügung stellen, so lange ich Wilhelm nicht wieder gefund in meinen Armen hielt; jezt ist das etwas Anderes.... Wilhelm, haft Du etwas dawider, wenn wir die Hälfte meiner Roden burg  'schen Erbschaft meinem Onkel überlassen?"

" Durchaus nichts, Emmy! Ich finde es natürlich, daß Du Dich Deinem Pflegevater dankbar erweisest; ich würde unrecht handeln, wollte ich Dir davon abrathen... Ich hoffe, Emmy  , wir werden auch ohne Dein Vermögen glück lich sein können, wenn Du mit den bescheidenen Aussichten, bie Dir ein Kreisrichter bieten fann, aufrieden bist."( f.)