Beilage zum
Nr. 80.
Politische Uebersicht.
Der Ruf nach Entschädigung für unschuldig Verurtheilte und für unschuldig, erlittene Unter fuchungshaft, hat, frogbem er in alien Kretsen der Bevölkerung Wiederhall fand, bei der Regierung nur soweit einige Anerkennung gefunden, als es sich um die Entschädigung un schuldig Verurtheilter handelt. Die Regierung hat sich bereit erklärt, auf die Entschädigung unschuldig Ver urtheilter unter gewiffen Vorausfeßungen einzugeben; eine Voilage steht aber auch hierzu noch nicht in Aussicht. Die Entschädigung für unschuldig erlittene Unters suchungshaft will ste indeß nicht anerkennen. Das Be dürfniß einer Entschädigung für unschuldig erlittene Untersuchungshaft ift indessen in teiner Weise zu bestreiten. So theilt der Bote aus dem Riefengebirge einen Fall mit, wo ein Raufmann aus dem Landgerichts Bezirke Glaz am 20. Dezember v. J. in Folge einer Denunziation wegen eines Sittlichkeitsvergebens verhaftet und bis zum 14. Januar mit gemeinen Verbrechern in haft behalten wurde. Am 12. Januar wurde der Mann zum ersten Male mit den beiden Frauenspersonen, denen er aunabe getreten sein sollte, tonfrontirt, wobetsich berausstellte, daß dieDenunziation fasch gewesen war. Ein Versuch, den Denunzianten zu ermitteln, blieb erfolglos. Der Mann hat 25 Tage in Gemeinschaft mit den größten Verbrechern und Spizbuben, deren einer zu 15 Jahren Buchthaus verurtheilt wurde, zusammen leben müssen, sein Geschäft ist, da die Frau zwei Tage vor der Vers haftung des Mannes entbunden worden mar, zu Grunde ge gangen; fein ab und Gut war mit Arrest belegt, eine Arrest flage nach der andern war ihm bereits zugestellt worden, und ehe er die nothwendigen Schritte thun fonnte, wurde ihm seine Habe am 19. Januar zwangsweise versteigert; so ist der als schuldlos aus cer Haft Entlassene mit seiner Familie den größ ten Nahrungsiorgen ausgesetzt. Die Redaktion des ge nannten Blattes stellt auf Wunsch nähere Details und den Namen des Kaufmanns zur Verfügung. Dieser Fall sieht ja durchaus nicht vereinzelt da, wer die Gerichtsverhandlungen genau verfolgt, der wird solche und ähn= liche Fälle vielfach konstatiren tönnen. Dbiger Fall ist aber wieder besonders geeignet, das heute bestehende Verfahren zu beleuchten. Der Mann saß also 25 Tage in Untersuchungshaft auf Grund einer Denunziation, deren Abiender später nicht zu ermitteln roar. Wenn die Angabe des Blattes richtig ist, so lägt das tief blicken. Nach dieser Beit wurden die beiden Frauenspersonen mit ihm tonfrontit und es stellte sich heraus, baß ein Ferthum bezüg ich der Person vorlag Was nun? Sein Hab und Gut ging inzwischen verloren, der Mann wurde zum Bettier. Das ist gewiß schrecklich und angesichts solcher Thatsachen ist die Frage doch berechtigt:„ Sollte es nicht möglich sein, die Staatsbürger vor vore liger Verhaftung zu schüßen und den unschuldig Verhafteten eine entspred ende Entschädigung zu zahlen? Wir glauben an diese Möglichkeit, sowohl bezüglich des Schuzes vor voreiliger Verhaftung, als auch der Entschädigung für zu unrecht erlittene Untersuchungshaft. Das Hauptgewicht ist unserer Anfidt nach auf den erften Buntt zu legen; die Verhaftung einer Person dürfte nur erfolgen, wenn unzweideutige Beweise der ihr zur Laft gelegten That vorhanden sind und außerdem nur dann, wenn die Schwere des Verbrechens oder ähnliche Umstände es absolut erhetschen. E fann nicht allzu schwer fallen, die Diganisationen der Sicherheitspolizet so zu gestatten, daß eine im Verdacht stehende Berion auch ohne sofortige Verhaftung, fichergestellt wird, abgesehen davon, daß eine sofortige Konfrontation der Beschuldigten mit den Bersonen, welche in der Lage find, Aufschluß zu geben, Unschuldige vor langer Haft schüßen würde. Gerade in dieser Beziehung arbeitet aber der heutige sonst so peinlich konftruitte Sicherheitsapparat viel zu langsam; wäre das nicht der Fall, so könnten Fälle wie obiger gar nicht oder doch nur äußerst selten vorkommen. Außerdem wird es nöthig sein, den Richtern eine größere Verantwortlichteit aufzuerlegen. Mit Recht genießt der Richter eine ganz besondere Achtung, in seiner Hand ruht das Schicksal der hm zur Be resp. Verurtheilung übergebenen Person; Glück und Unglüc hängen von seiner Thätigkeit, von seinem Spruche ab. Und
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R. C. Selbst wenn es nicht im Ralender stände, wenn auch die Sonne weniger freundlich schiene, so würde man boch wissen, daß es heute Ostern, das Fest des Frühlings ift. Denn die Trinkballen rüsten sich allmählich wieder zum Verkauf von Mit" und" Dhne," die fohlenfauren Jungfrauen packen die Zeitungen bei Seite, fie nehmen nicht mehr ihre ungetheilte Aufmerksamkeit in Anspruch, die Sprißhähne find jest viel interessanter; der Magistrat feßt die rothen Sprengwagen allmählich wieder in Stand, zu Hause sucht Frize" die grünladirte Botanifirtrommel vor, und wenn das Alles der Fall ist, dann ist es eben unwiderruflich Dstern.
Sollen wir uns auch auf tiefsinnige Untersuchungen über die Entstehung und Bedeutung des Dsterfestes einlaffen, wie das im Laufe der Jahre Mode geworden ist? Schade um die Zeit, die mit solchen Betrachtungen vers tröbelt wird, für uns ist die Hauptsache, daß das Fest da ist, und daß, wenn man sich sonst in der Lage befindet, baffelbe nunmehr auch nach Kräften gefeiert werden kann. Es mag ja sein, daß das Osterfest bereits bei den alten Deutschen eine gewisse Bedeutung hatte, diese Herr schaften waren indeß viel zu vernünftige Leute, um sich mit nuglofen Grübeleien abzugeben, fie legten sich einfach auf ihre Bärenhäute und tranten immer noch eins!
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Das Altdeutsche tommt ja jeßt so riesig in die Mobe, baß es einfach als eine Pflicht der Pietät gegen seine Altvordern angesehen werden wuß, wenn man auch in dieser Beziehung den altdeutschen Sitten und Gebräuchen im modernen Leben Rechnung trägt.
Freilich die Bärenhäute sind im Laufe der Zeit etwas rar und theuer geworden, auch sollen sich die Bären meift nicht in einer Laune befinden, ihr Fell jedem Xbeliebigen zur Verfügung zu stellen, man thut daher gut, sich in die heutigen Verhältnisse zu fügen, und statt der Bärenhaut sich mit einem Gartenstuhl zu begnügen. Das thut denn der Berliner auch mit Vorliebe; er macht um die Diterzeit die ersten schüchternen Versuche, sich im Freien einzunisten, und in
Berliner Volksblatt.
Sonntag, den 5 April 1885.
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wir wollen gerne tonflatiren, das in Bezug auf Verurtheilung von Verbri mern der deutsche Richterstand Ehre und Achtung De dient. Dies fann uns aber nicht ahhalten, zu verlangen, daß für die Personen, welche der Hand des Richters anheimgegeben find, größere Garantien geschaffen werden, daß also dem Richter eine größere Verantwortlichkeit auferlegt wird. Und das kann nur erreicht werden durch strenge Bestrafung des Richters, dem nachgewiesen wird, daß er bei der von ihm geführten Untersuchung nicht seine Pflicht gethan hat, um den Thatbestand aufzubellen. Kein Richter wird zwar jemals Kein Richter wird zwar jemals im Stande sein, eine zu Unrecht erlittene Untersuchungshaft zu fühnen, auch dann nicht, wenn ihn für seine begangenen Fehler eine schwere Strafe treffen sollte, denn die Folterqualen, welche solch ein Unglücklicher auszustehen hat, kann keine Feder schildern, und fein Gold ungeschehen machen, aber ficher wird die Aussicht auf eine sehr strenge Bestrafung für etwaige Unvorsichtigkeit den Richter zu größerer Vorsicht anhalten. Ueber die Entschädigungsbe rechtigung heute noch ftreiten zu wollen, fann wohl ernstlich Niemandem mehr einfallen; Alles was gegen dieselbe an geführt wird, ist nicht stichhaltig. Es ließen sich gewiß Mittel und Wege finden, daß solche Entschädigungen feinen Unberechtigten zu Theil würden und selbst wenn das hier und da der Fall sein sollte, so täme das doch taum in Betracht gegenüber dem, was mit der Entschädigung erreicht wird. Es giebt nichts Schlimmeres für den Staat, als das Gefühl der Rechtsunsicherheit unter den Staatsbürgern; je mehr dieses Gefühl um fich geft, um so wantender wird die Grundlage des Staates. Das Rechtsgefühl wird aber gehoben werden, wenn dem Richter größere Verantwortlichkeit auferlegt und dem un schuldig Verhafteten eine entsprechende Entschädigung zu Theil wird.
In Bielefeld ist wegen der Arbeiterunruhen am Donnerstag der provisorisch verhängte Belagerungszustand a n- bauernd erklärt worden. Oberst Köppen hat das Kommando wieder übernommen. Wie die ,, Westf. Btg." meldet, haben die gestern stattgefundenen Verhandlungen zur Beilegung des Streites leider fein Resultat gehabt. Die Firma Koch u Komp. batte mit den Streitenden verhandelt und Vorschläge gemacht. Die Arbeiter hatten fich indeß die Zustimmung des Metallarbeiter Fachvereine vorbehalten und war mit Genehmi gung des Garnison Kommandos eine Ver ammlung dieses Vereins einberufen. Im Laufe des Versammlungstages wurde diese Genehmigung aber zurüdgezogen, weil die Be ratbung voraussichtlich(?) ohne Erfolg geblieben wäre. Seitens des Fachvereins war die Zustimmung nur dann zu erwarten, wenn die Firma sich bereit erklärte, die Arbeitszeit mit Frühstücks- und Vesperpausen von 11 auf 10 Stunden täglich herabzusetzen. Hierauf wollte die Firma nicht eingehen, da sie dann gegen die anderen Firmen einen Nach theil von 9 pt. erleiden würde und sie dann mit denselben nicht tonfurriren tönnte. Leider ist eine Frevelthat verübt worden, welche die Bustände in Bielefeld sehr erschwet. Donnerstag Nacht sind die Hintergebäude der Bodelschwingh' schen Anstalten Ebenezer" und zwar für Epileptische und Blödsinnige ruchlos angezündet worden. Die Kranken wurden gerettet, tein Menschenleben ist zu beklagen. Zwei muthmaßliche Thäter wurden verhaftet. Die Neue Westf. Beitung" schreibt barüber: Einen schlimmen Schluß befam hier der geftrige Tag durch Feuerlärm, der nach 9 Uhr Abends laut wurde. Ein Nebenhaus der Bobelschwinghschen Anstalt Ebenezer, morin fich Blödsinnige aefinden, ging in Flammen auf. Man tann fich denken, von welch' schweren Gedanken die Herzen nicht Weniger bewegt wurden und diese Gedanken betamen ein klirrendes Echo, als verschiedene Kompagnien Soldaten der Brandstätte zueilten und alle nach den Anstalten führenden Wege durch MilitärPilets gesperrt wurden, die, außer den Löschmannschaften, Nie mand durchließen. Des Feuers wurde man bald Herr. noch wichtiger ist aber der andere Umstand, daß noch in der Nacht zwei Personen als muthmaßliche Brandstifter abgefaßt wurden, deren Lebensumstände einen nach anderer Seite etwa gerichteten Verdacht absolut auszuschließen scheinen. Bei Befanntwerden des Feuers stürmten Hunderte von Menschen nach der Brandstelle; die Neugierigen bachten
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Wohl
ben Gartenlokalen Berlins und Umgegend immer noch eins zu trinken.
Denn mit Fröhlichkeit und frischer Hoffnung soll das Dfterfest auch gefeiert werben, es zeigt uns ja wie fein anderes die gewaltige Treibkraft der Natur, die sich alle Jahre aus sich selbst heraus verjüngt und neu entsteht, weshalb soll man da den Kopf hängen lassen und traurig sein?
Fällt uns im Traum nicht ein! Wir können wieder ernsthafte Gesichter machen und nachdenken über alles Ueble in der Welt, wenn wir im qualmigen Versammlungsfaale fißen und mehr oder weniger durchdachten politischen Reden lauschen.
Heut' ist die Losung der Spandauer Bock oder die Bichelsberge oder irgend ein anderer Drt außerhalb, heut' wollen wir auch einmal sehen, wie es draußen ist, Jeder will heute selbst ein Veilchen finden, wir wollen heute die matten Treibhaus- Sprößlinge nicht, heute wollen wir uns selbst davon überzeugen, wie weit die Räßchen an den Weidenruthen vorgeschritten, und ob nicht bald auch Blätter zu erwarten find.
Das macht uns mindestens soviel Freude, als wenn die Herren Mosse und Pindter ihre neuen Medfchidie Orden betrachten, und dabei mit tiefgefühltem Danke des Großsultans gedenken. Soviel geht für denienigen, der gern auf dem Roß der hohen Politik fißt, aus der überraschenden Ordensspende hervor, daß die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei glücklicher Weise die ungetrübtesten sein müssen, und dafür sei Allah herzlicher Dank gebracht.
Ja, so find die Geschmäcker verschieden auf der Welt! Was würde wohl daraus entstehen, wenn jeder Mensch nach einem türkischen Drben streben würde! Ja Konstantinopel müßte mindestens eine ganz neue Kanzlei mit unzähligen Beamten eingerichtet werden, wenn nur der hundertste Theil aller Drdensluftigen befriedigt sein wollte.
Nun, vielen Menschen ist ein Drden ganz gleichgiltig, und glücklicher Weise haben sich ja auch nur die wenigsten Leute solcher Verdienste um Staat und Gesellschaft schuldig gemacht, daß ihnen eine derartige Auszeichnung zuge fügt wird.
II. Jahrgang.
| jedenfalls nicht daran, daß Busammenrottungen bei dem Belagerungszustande verboten waren und als schließlich zwei Kompagnien zur Absperrung der Brandstelle anrückten, losiete es wieder die größte Mühe, die Straßen frei zu machen, so daß energische Maßregeln vorgenommen werden mußten. Troß der Aufforderung zum Auseinandergeben blieben die Neugierigen, unter denen das weibliche Geschlecht leider sehr zahlreich vertreten war, stehen und wichen erst den Bajonetten und Kolben des Militärs." Wir find ebenfalls der Ansicht, daß solche ruchlose Brandstiftungen streng zu bestrafen sind, daß man aber die streikenden Arbeiter, wenn auch nur indirekt dafür verant wortlich machen will, das halten wir für ungerecht. Unserer Ansicht nach sollte man den Streifenden die Versammlungen nicht verbieten, man ist doch gewiß in Betreff der zureichenden Ueberwachung nicht in Verlegenheit, gerade durch Berathung in den Versammlungen wird der Streit am besten beendet werden.
Lokales.
Für die Hinterbliebenen der verunglückten Berglente im Camphausenschacht find uns ferner zugegangen aus der Bronce Fabrit von Waagen und Comp., Alte Jakobstraße 6, 24 Mart 5 Pf.
und
Einen schlagenden Beweis, wie es gemacht wird und welche Schäden im Baugemetbe eingeriffen sind und noch einreißen, zeigen die beiden in diesem Artikel angeführten Vorfälle. Am Sonnabend, den 14, v. M., wurden 2 ansässigen Berlinern, den Maurern P. und M., die bis dahin auf einem Bau in der K.fstraße, in einer Gegend des W. Berlins, in wel cher fast sämmtliche Bauten von sogenannten Scharwertern auf geführt werden, von dem Polier B. beim Lohnauszahlen ange fündigt, daß fie Feierabend hätten und ihr Geschirr vom Bau holen tönnten, er hätte zuviel Leute. Desenungeachtet stellte er am Montag zwei andere Maurer in Arbeit, Landsleute von ihm. Er ist aus einer Gegend gebürtig, welche zahlreiche Mannschaften zu dem Theil der in Berlin beschäftigten Maurer stellt, die des Montags Morgens mit Wurst und Schinken im Quersack auf den Bahnhöfen Berlins ankommen, die Woche durch arbeiten, feine Steuern in Berlin bezahlen und Sonnabend Abends nach Hause zu Muttern reisen um am nächsten Montag wieder ebenso anzufangen. Sieht man diese Sache oberflächlich an, so kann man sagen, es feien Bekannte von ihm und die Sache sei garnicht so gefährlich, doch den Beweis, welches die eigentlichen Gründe des Herrn Poliers maren, wird uns das Gegenstück dazu liefern. Bu dem Polir R., welcher auch im Westen Berlins, im sogenannten Geheim rathsviertel auf einem Bau thätig ist, tommt am Donnerstag, den 19. v. M., ein Maurer, frägt um Arbeit erhält abschlägige Antwort mit dem Bemerken, daß ed vielleicht aum Montag ginge, ihn einzustellen. Der Maurer stellt hierauf die Frage, ob ihn der Polier bestimmt zum Montag anstellen tönne und auf ein Achsel zucken von Seiten des Poliers bemerkt der Mann, er würde bann wieder wegfahren, er hätte nur fünf Meilen bis nach Hause, würde am Montag zurückkommen, und dann käme es ihm auf ein paar Pfund gute Butter nicht an. Daß er mit dieser Bemerkung nicht an den rechten Mann, nicht an einen Bolter von der Sorte des Polier B. gekommen war, bewies thm die in latonischer Kürze gehaltene Antwort ,, Nu aber raus" von Seiten des Poliers und in größter Haft verließ er den Bauplag. Kann man sich bei derartigen Vorkommnissen noch wundern, wenn die Außerhalbschen" die zu Haus Hause und Hof besigen, hier in Arbeit fteben und die ansässigen Berliner, Berliner, die ihre schwere Miethe und Steuern bezahlen, auf den Straßen und vor den Bauzäunen lungern, hungern und ihre Frauen und Kinder in Noth und Elend verkommen lassen müssen? Kann es Jeman dem auffallen, wenn diejenigen, die ihr halbes Wochenlohn bei dem Budiler verzehren gegen Marken, die sie vom Bolier be ziehen, somit dem Bolir auf indirette Weise etwas zukommen laffen, in Arbeit stehen und Diejenigen, die dies nicht können oder nicht wollen, entlassen werden, weil sie dem Polier nichts zu verdienen geben. Hier fagt wohl Mancher: ,, Das verbietet das Geseß, der Polier darf keine Pro
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Die beiden neugebackenen Medfchibi- Ritter mögen fich nun in den Strahlen ihres neuen Ruhmes erwärmen, wir wollen das Geschäft lieber durch die Frühlingssonne be forgen lassen, undekorirt aber riesig vergnügt!
Heute Morgen, wo nun endlich der Umzug beendet ist, wo auch überall das jebes Männer herz empörende Reinemachen aufgehört hat, wo endlich an allen Fenstern reine Gardinen prangen, wo die mit Bollenpellen" gefärbten Eier faft nirgends fehlen, da wollen wir uns Alle der reinen, ungetrübten Osterfreude und dem Eiersuchen überlassen. Das junge Jahr beginnt eigentlich erst jetzt, das Werden und Wachsen draußen zeigt uns, daß es feinen Stillstand giebt auf der Welt ,,, vorwärts" beiß die Devise oder„ rüd wärts." Und im Frühling zur Dsterzeit treibt und drängt doch Alles vorwärts, möge auch bald für uns der Frühling, die wahre Dfterzeit anbrechen. In dieser Hoffnung wünschen wir heute allen unseren Freunden: Vergnügte Feiertage.
Der Kernpunkt.
Schwant in 4 Alten von E. Labiche. Deutsch von A. Gerstmann.
R. C. Mit feiner Satire hat es Labiche verstanden, in seinem Point de mire, der am Donnerstag Abeno im Residenz Theater zur ersten Aufführung gelangte, dem wirklichen Leben einige Szenen abzulauschen und dieselben mit föstlichem Humor wiederzugeben.
Der Kernpunkt," wie es in der deutschen Uebersetzung heißt, zeigt uns das Leben des satten, französischen Bourgeois in seiner ganzen Dünkelhaftigkeit, seiner Aufgeblasenheit und seinem fleinl chen, bornirten Uebermuth.
Es ist eine bekannte Thatsache, baß das ganze Streben des französischen Mittelstandes" nach einer Rente geht, das Jdeal des Franzosen ist nach einer Reihe mühevoller, arbeitsreicher Jahre der ungestörte Genuß eines sicheren Einkommens, dem er sich mit der ganzen selbstbewußten Genügsamkeit eines Sechsbreierrentiers hingiebt. Dann allerdings ahmt der Franzose und namentlich die Französin