erleben. Als fie an einem schmalen Seitengange, der sich von Der Dorfstraße abzweigt, vorüber kamen, hörten fte ganz deut lich ein Fenster flirren; auch saben fie, daß aus einem Raum im ersten Stock des dort befindlichen Hauses ein schwacher Lichtstrahl drang.

Donnerwetter, das ist bei der Räthe," meinte Bernet, der über eine große Lokalkenntniß verfügte. Auf wen mag die noch warten?"

Markus Blendinger schien diese Frage zu seinen eigenen Gunsten beantworten zu wollen, er schien zu glauben, die schöne Käthe warte auf ihn, denn er stiefelte unternehmungs­luftig auf das Haus zu. Bernet folgte.

Als Beide näher tamen, bemerkten fte zu ihrem Verdruß, daß Käthe nicht allein war. Auf einem Vorbau, der den Ein gang zum Keller deckte, stand ein Mann, welcher auf diesem Blaze gerade bis zu Käthens Fenster hinauf reichen und das Mädchen füffen konnte.

Man hörte halblautes Geflüster; daffelbe wurde aber plößlich durch die raube Bierstimme des Markus unterbrochen, Der Käthen einen guten Abend bot, und sie mit einer indis­treten Frage über die Persönlichkeit ihres Gesellschafters be­Iäftigte.

Anftait des Mädchens antwortete der nächtliche Besucher, indem er bemerkte, daß nach seinem Thun und Lassen Niemand zu fragen habe.

Diese Antwort ist bei unserer Dorfjugend völlig aus reichend zu einem casus belli. Markus stürzte sich mit einem Kampfeseifer, der seinem lafftsch römischen Namen alle Ebre machte, auf den nächsten Baun, riß einen Pfahl davon los, Erhard that das Gleiche, und den hauen wir herunter"! war Die Loosung.

Der Liebhaber Käthens sprang von seinem erhöhten Plaße herab und als seine Widersacher ihn von Angesicht saben, wurden fie nur noch erbitterter. Das war ja nicht einmal ein Bursche aus dem Dorfe, sondern der Lorenz Buchner von Gersdorf, der sich erdreistet hatte, in Oberheidelbach zu fensterIn. Das verdiente sofortiges Lynchen!

Die Angreifer fielen über den fremben wie mit elemen tarer Gemalt her und handhabten ihre Pfähle wie Dreschflegel, so daß der Geschlagene alsbald hilferufend und blutend zu fammenstürzte.

Räthe schloß ärgerlich ihr Fenster. Jedes Vergnügen werde ihr verdorben, fie habe einmal fein Glück, murrte fte und ging zu Bett.

Die Prügelhelben wanderten befriedigt nach Hause. Sie hatten nun doch noch eine kleine Unterhaltung gehabt.

Der Verwundete wurde nach einiger Zeit von mitleidigen Bauern zum Bader transportit und verbunden. Es zeigte fich, daß namentlich der rechte Arm gelitten hatte, mit welchem Buchner Kopf und Geficht vor den hieben zu schüßen suchte. Der Ellenbogen war förmlich zerschmettert und Buchner lag mehrere Wochen frant

Auf seinem Kranfenlager hatte er das zweifelhafte Ver gnügen, den Besuch seines Hauptgegners Mattus Blendinger zu empfangen, der sich nach dem Befinden desjenigen, den er fo abscheulich zugerichtet hatte, theilnehmend erfundigte.

Markus erklärte diesen Besuch später mit der Bemerkung, es set Sitte auf dem Lande, daß der Thäter dem Geschlagenen einen Besuch mache; also gewissermaßen eine Anstandsvisite! - Ländlich, fittlich!

Während Buchner frank war, hatte Markus Blendinger übrigens auch einige fleine Unannehmlichkeiten. Er wurde wegen Mordes in Untersuchungshaft genommen, weil er in Verdacht gerathen war, irgend einem Mitmenschen abfichtlich das Lebenslicht ausgeblasen zu haben. Nach reichlich drei Mo naten stellte sich jedoch heraus, daß dieser Verdacht ganz un zutreffend war, und Markus wurde wieder entlaffen, zugleich aber vor das hiesige Landgericht geladen, zur Verant wortung wegen gemeinschaftlich verübter schwerer Körpervers legung: tommt und mit ihm erscheint Erhard Bernet, welcher

immer daffelbe thut wie Martus. Beide nehmen auf der An tlagebant Plaz und nachdem der oben erzählte Vorgang dem Markus vorgehalten worden, ertärt er zu seiner Entschuldigung, er habe nur ein ganz dünnes Bohnenflängla zum Schlagen verwandt, so dünn" sagt er und beschreibt eine faum zwei Finger starte Stange. Auch betont er ganz besonders, daß die Körperverlegung gemeinschaftlich verübt wurde. Er scheint dies für einen großen Entlastungsgrund zu halten, während es im Gegentheil ein sehr erschwerendes Moment ist.

Bernet niebt natürlich das Gleiche an, wie Markus Blen dinger. Auch er hat mit einem ganz dünnen Bohnenftängla geschlagen. Wie die Verlegungen des Buchner dabei haben entstehen können, und wer ste verschuldet hat, das kann man halt nit wiffen".

Der Vertheidiger bittet, man möge bei dem Angeklagten Martus die in einer anderen Sache ganz unschuldig erlittene Untersuchungshaft in der Strafausmessung berücksichtigen. Der Präsident weist darauf hin, daß dies nach den bestehenden Ge­fegen unmöglich ist.

Die Angeklagten erhalten je vier Monate Gefängniß.

Fünfzehntes Rapitel.

Es war bereits spät in der Nacht, als die beiden Reisen den vor dem Thore in M'Donuil hielten. Habicht, welcher selbst den Wagen geführt hatte, zog die Glode. Die Klappe in dem kleinen Seitenthor ward zurückgeschoben. Ein Geficht ward in demselben sichtbar, in welchem Habicht trop der Dunkelheit den Zwerg erkannte.

" Ah, Sie sind es, Habicht?" sagte eine Stimme, bie ihn vollends vergewifferte, daß er sich nicht täusche.

Ich sagte Dir wohl, daß der Zwerg bereits hier sein werde," flüsterte er dem Arzte au; er hat uns den Vor sprung abgewonnen."

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Du kannst Dich doch getäuscht haben; ich werde ihn fragen," versette Frig. Versuch's!"

In diesem Augenblick ward das große Thor geöffnet. Toby stand zur Seite und ließ den Wagen vorüber­fahren. Er trat dann heran und half dem Doktor beim Aussteigen.

Willkommen, Herr Doktor!" sagte er. Wohl eine fchlimme Reise gehabt? Ralt und viel Schnee; habe gar nicht geglaubt, daß Sie heute schon hier sein tönnten. Wir haben gerechnet, daß Sie von Bethesda bis hierher mindestens drei Tage brauchen würden."

Mein Bathe Habicht kennt die Gegend genau genug und darf schon wagen, die große Heerstraße zu verlassen und nähere Nebenwege einzuschlagen. Wir haben übrigens im Wagen warm genug gesessen; schlimmer it's für Einen, ber genöthigt ist, bei dem Wetter zu Fuß die Hochgebirge zu durchwandern."

Er figirte bei diesen Worten den Zwerg scharf. Der felbe zudte anfänglich zusammen und schien erschrocken. Gleich darauf aber hatte er seine Fassung wiedergewonnen und fagte in ganz ruhigem Tone:

Ja; wohl dem, der's nicht nöthig hat; Gott sei Dant, wir haben nicht nöthig, unser behagliches Zimmer zu verlassen und in die Kälte hinauszuwandern und die Schneegefilde des Hochgebirgs zu durchmeffen."

Es scheint mir nicht," sagte Friß, daß Sie den Tag über in Ihrem behaglichen Bimmer zugebracht haben; mich

Soziales und Arbeiterbewegung.

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Aus Hannover  , 3. April. In unserer Provinzialhaupt Stadt", so schreibt man der Germ.", scheint ein Maurerstreit bevorzustehen. In einer am 31. v. M. stattgefundenen Ver­fammlung von Maurern wurde bervorgehoben, daß dort die Lohnverhältniffe sehr schlechte seien, daß es daher unbedingt nöthig sei, daß die Gefellen eine Erhöhung des Lohnes ver langten; dieses werde in der laufenden oder in der folgenden Woche geschehen. Der Vorstzende erklärte, er sei zwar kein Freund von Innungen, wolle aber den Innungsmeistern zur Ehre nachsagen, daß fie im Allgemeinen einen höheren Lohn zahlen, als die Patentmeister". Das Lettere mag wohl für Hannover   zutreffend sein, bei uns fann man mit Bezug auf diese Herren sagen: Es ist draußen so wie vor der Thüre." Aus Schleften, 4. April. Die Staatsanwaltschaft hat dem Kommersienrath Epner in Landes but angezeigt, daß fie das Untersuchungsverfahren gegen ihn eingestellt habe. Es unterliege teinem 3 weifel,- beißt es in der Mittheilung der Staatsanwaltschaft daß die Weber durch die neue Einrichtung, betreffend das Scheren und Anlagen der Ketten in Dezt malen, in ihrem Lohn vertürzt worden seien, für sie also eine Vermögensbeschädigung eingetreten sei. Der Kommerzienrath Epner habe in Anerkennung deffen am 21. Februar d. J. eine vorläufig ge. schäßte Lohnentschädigung im Betrage von 607,92 M. an die geschädigten Arbeiter gezahlt und habe im Laufe der Unter­fuchung seine volle Entschädigungspflicht selbst unumwunden zugegeben. Es sei indeß zu verneinen, daß er von vornherein gewußt habe oder habe voraussehen müssen, das eine Lohnver fürzung für die Weber eintreten würde, weiter, daß er bei dem neuen Arrangement den 3wed verfolgt habe, sich selbst durch diese verminderte Lohnzahlung zu bereichern, endlich, daß er dadurch, daß er eine ausdrückliche Bekanntmachung bezüglich dieser Neuerung an die in seinem Etablissement beschäftigten Arbeiter anzuordnen unterließ, dieselben vorfäßlich zu dem Irrthum veranlaßt oder darin unterhalten habe, daß eine Aenderung in der Kettenanlage nicht erfolgt und daher auch eine Mehrarbeit für den bisherigen Lohn settens der Weber nicht zu leisten set. Der Direktor Givens weiterhin habe an genommen, und zwar mit Recht, daß den Webern die statt­gehabte neue Einrichtung in Betreff der Länge der Kette gar nicht verborgen werden sollte und nicht verborgen werden fonnte, und daß fie es hätten bemerken müssen, wenn bierdurch eine Minderung ihres Verdienstes gegen früher eintrat. Er habe erwatten fönnen und müssen, daß die Weber, sobald ihnen eine Minderung ihres Verdienstes bemerklich wurde, ihm dies an zeigen und auf Abhilfe antragen würden, die gewiß nicht ver weigert worden wäre. Ein Kommentar hierzu ist überflüssig.

Vereine und Versammlungen.

Versammlungs- Verbot. Von dem Domhilfsprebiger a. D. Gandert( Siendal) war zu gestern Vormittag nach dem ,, Etablissement Tivoli" eine Voltsversammlung ein berufen wors den, in welcher der Einberufener über die friedliche. fung der sozialen Frage sprechen wollte. Eine nach mehreren Tausenden zählende Menschenmenge zog in Folge deffen nach jenem Lokal, in dessen Vorgarten ste jedoch von Schußleuten bedeutet wurde, daß die Abhaltung der Versamm lung nicht gestattet set. Der Einberufer derselben war über das Verbot der Versammlung um so mehr erstaunt, da er, wie er erzählte, zur Abhaltung derselben besonders aus Stendal  nach hier gereift und ein schriftlicher Bescheid über das Ver­bot ihm bisher nicht zugegangen set.

hfs. Der Verein zur Wahrung der Interessen der Fabrik- und Bauarbeiter hielt am zweiten Feiertag Vor­mittags bei Keller Andreasstraße 21, unter dem Vorfiße des Herrn Hildebrandt eine Mitgliederversammlung ab, in welcher u. A. auch die ftatutarischen Vorstands- Neuwahlen vollzogen wurden. Dieselben fielen auf die Herren Hildebrandt zum ersten und Ahlfeldt zum zweiten Vorsitzenden; Buffe und Reiber zum ersten und zweiten Schrififührer; Bratsch und Tegener zum ersten und zweiten Rasfirer; Stennthaler, Rosener und Gellner zu Revisoren. Bei Erledigung diverser Vereins­geschäfte theilte der Vorstzende unter Verlesung der betreffent­Den Namen mit, daß in der letzten Zeit dem Vereine ca. 30 neue Mitglieder beigetreten sind, der Berein aber trotzdem erst wenig über 100 Mitglieder zählt. Ueber die Ursachen dieser beklagenswerthen Erscheinung, die hauptsächlich in den ge drückten Lohnverhältnissen und der weit verbreiteten Arbeits­loftgkeit während des Winters liegen sollen, sowie über die Agitation bebufs ihrer Beseitigung wurde hierauf lebhaft dis­tutist. Unter dem Beifall der Versammlung referirte sodann Herr Hildebrandt über eine in späterer Zeit vorzunehmende Verbesserung des Vereinsstatuts. An der Diskussion betheilig ten fich hauptsächlich die Herren Rennthaler und Laste. Schließlich wurde mitgetheilt, daß am nächsten Sonntag, den 12. b. Mts., Vormittags, in der ,, Urania  "( Wrangelstraße) und in Krebs Gesellschaftshaus( Brunnenstraße 144) zwei wichtige

bünkt, die Kälte da draußen hat in Ihrem Gesicht Spuren hervorgebracht, als ob Sie länger derselben ausgesetzt ge­wesen wären; oder sollte ich mich täuschen, wenn ich vers muthe, daß Sie ein Freund von pittoresten Winterland­fchaften sind und zuweilen Ausflüge machen?"

Von Neuem erschrat der Zwerg. Haftig und verlegen antwortete er:

,, Sie täuschen sich, Herr Doktor, täuschen sich ganz und gar; ich habe das Haus heute nicht verlassen."

Damit wandte er fich schnell um und half Habicht die Reiseeffekten vom Wagen nehmen und in die Wohnung bes Haushofmeisters tragen. Friz schüttelte den Ropf.

,, Er leugnet, wie er damals das Hinabwerfen der Fadel geleugnet hat. Er kennt das Geheimniß und ver schweigt es, entweder gezwungen oder aus eigenem An­triebe."

Da man den Dottor erwartete, so hatte man sein Bimmer, und zwar wieder das Stuartzimmer im Donald Thurm bereits hergerichtet und behaglich durchwärmt. Ein helles Feuer brannte in dem Ramin.

Der Tisch war gebedt, und Madame Dupré ließ sich's angelegen sein, denselben mir einem guten Abendessen zu befeßen, für ein guies Glas Wein und einen dampfenden Bunsch zu sorgen, überhaupt Alles einladend und behaglich zu machen.

Der Doktor Rodenburg stand in ihrer Achtung ganz besonders hoch, und sie ließ fich's daher nicht nehmen, ihm ben Aufenthalt in M'Donuil so angenehm wie möglich zu machen.

Durch Madame Dupré erfuhr er, daß die Romtesse Agathe sich bereits zur Ruhe begeben hatte, und daß der Graf sich leiblich wohl befinde; ausgenommen, daß er heute nicht zur Jagd gegangen sei, habe sich nichts Bemerkens­werthes in seinem Benehmen gezeigt.

öffentliche Versammlungen der Fabrik- und Bauarbeiter statt­finden sollen. Anläßlich einer Mittheilung des Vorsitzenden über das Verhalten einer hiesigen demokratischen" Beitung dem Verein gegenüber, von dessen Versammlungsanzeigen fle durchaus nicht Notiz nehmen will, empfahlen die Herren Hildebrandt und Laste den Anwesenden das Abonnement des ,, Berliner Voltsblatt" mit warmen Worten.

Die Delegirten der hiesigen Ortstrantentaffe der Maurer bielten am 2. d. t. im Lotal des Herrn Scheffer, Inselstraße, eine Versammlung zur Vorsprechung über die Vorstandswahlen zu dieser Kaffe ab. Bu Vorfißenden wurden Herr Buchholz und Neumann, als Schriftführer Herr Kubsch gewählt. Herr Buchholz tritiftrte das Verhalten des jeßigen Raffen vorstandes und wies auf den sonderbaren Ausspruch eines Vorstandsmitgliedes gelegentlich einer Versammlung auf Tivoli hin, woselbst fich der Betreffende zu den widersprechen den Mitgliedern geäußert habe: Meine Herren, wir haben mit ihnen nicht zu rechnen Herr Neumann legt es den An­wesenden besonders an's Herz, dafür Sorge zu tragen, daß nur solche Personen gewählt werden, welche die Intereffen der Mitglieder auch wirklich zu vertreten Willens find. Nachdem sich noch die Herren Born, Rodman, Sible u. A. an der Des batte betheiligt batten, wurden folgende Herren a's Kandidaten zur Wahl vorgeschlagen: Buchholz, Neumann, Dähne, Baars, Born, Trill, Gewiß, Lubig, Mahn, Kubsch Hartwich und Anappe.

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In der freireligiösen Gemeinde spricht am nächsten Sonntag, Vormittags 10 Uhr, Rosenthaler Straße 38, Herr Schäfer über den rabbinischen Ausspruch: Ein Narr macht hunderte, aber ein Weiser nicht zehn Seinesgleichen". Butritt steht Jedem frei.

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Vermischtes.

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Doppelmord in Peft. Der Urheber jener bestialischen Blutthat in Best, welche die Bewohner in unglaubliche Auf­regung versezt hat, ist von der Polizei dingfeft gemacht worden. Der Mörder ist ein den befferen Klaffen angehörender, intelli genter junger Mann, der Geliebte der Veronika Peschet, welche er, nach seinem eigenen Geständnisse, vorfäßlich in der graus famften Weise abschlachtete. Das Rind tödtete er, damit es ihn nicht verrathe. Das Motiv der bestialischen That ist noch nicht flargelegt, denn die diesbezüglichen Angaben Emeric Balentice so heißt der Elende verdienen kaum Glauben. Wir entnehmen Befter Blättern den Bericht über das Geständniß des Verbrechers, das viele charakteristische und interessante psychologische Momente zählt. Balentics erzählte in fließender Rede und ohne fich einen Augenblick zu unterbrechen feine schauerliche That wie folgt: Nachmittags 2 Ubr verließ ich meine Wohnung, nachdem ich mein scharf geschliffenes Rafirmesser zu mir genommen hatte. Ich ging auf Den Kerepeser Friedhof hinaus, um am Grabe eines Freundes zu beten, und lehrte um vier Uhr Nachmittags in die Stadt zurück. Ich begab mich direkt in die Wohnung der Vera. Die Thür zu ihrer Wohnung war offen und der Schlüffel steckte von innen. Ich überraschte Vera gerade beim Ankleiden. Sie hatte das Tageshemd gewechselt, und lag dasselbe am Boden. Als fie mich wahrnahm, tam ste, das Mieder in der linken Hand baltend, mir bis in das Vorzimmer entgegen. Was willst Du bei mir?" fragte mich Bera Dich besuchen" war meine Antwort. Ich brauche Dich nicht" erwiderte Vera voll Hohn schau, daß Du gleich fort kommst". Bet Diefen Worten Vera's begann mir das Blut in den Kopf zu steigen; ich ergriff mit meiner linten Hand Vera bet der Brust, worauf das Mädchen mir einen Faust schlag ins Geficht versezte. Nun gab es keinen Bardon mehr; ich zog aus der Rodtasche das Raftrmesser hervor und führte mit diesem mit Bligesschnelle einen träftigen Schnitt gegen den Hals Vera's, so daß die Kehle derselben förmlich durchschnitten wurde. Beim Anblick des aus der Wunde hervorspringenden Blutes wurde ich von einem Etel ergriffen, andererseits fürchtete ich, daß ich mit Blut befleckt werde, und stieß ich daher Vera von mir fort. Das Mädchen wankte nun, mit röchelnder und dumpfer Stimme um Hilfe rufend, aus dem Vorzimmer in das zweite Bimmer und fiel vor dem Toilettentisch auf das dort am Boden liegende Hemd nieder. Jm nächsten Augenblick hatte sich aber Vera vom Boden erhoben und wankte in das Vorzimmer, wo ich mich noch immer befand, zurüd. Sie wollte wahrscheinlich die auf den Gang führende Thüre die ich aber schon früher abs gefperit hatte- gewinnen, brach jedoch bei dem Inapp an der Thür befindlichen Kanapee zusammen und stürzte zu Boden. Ich ging nun in das zweite Bimmer hinein, um nach der kleinen Rosa Budai zu sehen, von welcher ich wußte, daß fie ftets bei Vera sei. Das fleine Mädchen, welches Beugin der Ermordung ihrer Taufpathin ges wesen, hatte sich in seinem Schreden hinter den Kohlenbehälter neben dem Dfen gepflüchtet und bat mich von dort aus mit erhobenen Händen im flehentlichen Tone, ihr Leben zu schonen. ,, Bacsi, lieber Bacsi, lassen Sie mich leben!" rief die Kleine, ich werde Niemandem etwas sagen!" Die Bitten des Kindes fonnte ich nicht berücksichtigen; die kleine Rosa kannte mich von meinen früheren Besuchen bei Vera und einem Streite, welchen ich vor einiger Beit mit Vera hatte. Ich durfte das Kind nicht schonen, es mußte ebenfalls sterben, um an mir nicht zum Vers räther zu werden. Als Rosa mich ihrem Versted nahen sah, sprang fie rasch empor und wollte an mir vorüber in das Borzimmer ellen. Sie konnte aber diese Abficht nicht ausführen, denn ich erfaßte das Mädchen bei seinen dichten, schönen blonden Haarflechten, zog es mit einem beftigen Rud zu mir empor und schnitt dem Rinde mit dem Raftrmesser die Kehle burch. Dann warf ich die kleine Rosa zu Boden, bückte mich zu ihr hinab, entfernte die Oberkleider und schliste thr den Leib auf. Jezt lehrte ich in das Vorzimmer zurück, um nach der Vera zu sehen. Sie lebte noch und ihre Extremi täten zudten frampfhaft. Um jede Möglichkeit, daß sie mit dem Leben davonkomme, zu benehmen, schlißte ich auch Vera den Unterleib mit zwei Schnitten mit dem Staftrmesser auf, fo Daß die Gedärme zu Tage traten. Alles das war das Werk von wenigen Minuten. Ich ging hierauf nochmals in das zweite Bimmer hinein und reinigte dort in einem Lavoir meine Hände vom Blute. Hierauf trocknete ich mir die Hände an einer Serviette ab. Die teine Rosa schien damals ebenfalls noch zu leben und hatte ibre Augen mit einem entseglichen Blick auf mich gerichtet. Ich wußte, daß das Kind bald ausgelitten haben werde und fah von einer weiteren Ber wundung desselben ab. Nachdem ich auf diese Weise meine Wohnung Vera's, nachdem ich dieselbe von außen verschloffen thierische Rache befriedigt hatte, entfernte ich mich aus der und den Schlüffel zu mir genommen hatte. Ich habe mir weder Schmuckfachen, noch etwa irgend einen Geldbetrag an geeignet, denn ich verübte die That nur aus Rache für die mir zu Theil gewordene Beleidigung. Mehr habe ich nicht zu Weiffethat beendigt, und, nachdem Alles zu Protokoll genommen fagen." Damit hatte Balentics die Erzählung von seiner war und der Mörder dasselbe unterzeichnet, wurde er gefesselt und von drei Polizei Wachmännern ins Gefängniß der Ober­Stadthauptmannschaft abgeführt. Der Mörder, der bei seiner Einbringung fich gefaßt und gleich giltig zeigte, war nach dem Verhöre vollständig gebrochen; sein Geficht war freidebleich, feine Haltung eine gebeugte und sein wang ein schlotternder. Arreste saß er stumpf vor sich hinbrütend und äußerte kein Wort. Er wird selbstverständlich scharf bewacht. Bräutigamswille. Ein junger Mann sagte wenige Tage vor seiner Hochzeit im Hause seines zukünftigen Schwiegervaters und in Gegenwart seines sanften Bräutchens etwas perem torisch: Ich will, daß meine Trauung Punkt 11 Uhr statt finde, dann will ich, daß ein glänzendes Diner im nächsten

Habicht theilte natürlich das Abendessen mit Frizm und auf dessen Veranlassung war auch Segal eins geladen.

Die beiden Reifenden hatten einen vortrefflich en Appetit mitgebracht. Das Abendessen war gut. ( Forts. folgt.)