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Inspektor des Garnison - Kirchhofes in der Linienstraße auf dem Kirchofe in der Nähe der Grenzmauer an der Rückerstraße ge­funden und der Kriminalpolizei abgeliefert.

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Die nächste große Ausstellung in Berlin wird eine Allgemeine Deutsche Gewerbes und Industrie. Ausstellung im Nabre 1888 fein, die von dem Verein der 79er" projektirt ist. Unmittelbar nach der ,, Berliner Gewerbe- Ausstellung von 1879" traten die Leiter des damaligen Unternehmens, sowie die Bau­meister und Gruppenvorstände und verschiedene der Herren, die an dem Zustandekommen dieser Ausstellung wesentlichen Antheil hatten, zu dem genannten Verein zusammen, der die ganze Reihe der Jahre hindurch bis jetzt seine Drganisation auf­recht erhalten hat und die Fortschritte der Berliner und deutschen Industrie aufmerksam verfolgte, um darnach den Zeitpunkt zu bes stimmen, an dem es angezeigt sein würde, eine neue Gewerbe und Industrie Ausstellung, diesmal für ganz Deutschland , in's Leben zu rufen. In einer am vergangenen Sonnabend stattge fundenen Sigung hat der Verein nach einem bezüglichen Vortrag des Geb. Kommerzienraths Rühnemann, des Leiters der Aus ftellung von 1879, folgende Resolution angenommen: 1) Der Verein der 79er erfiärt sich zu Gunsten einer in Berlin zu ver anstaltenden allgemeinen deutsch nationalen Industrie- Aus ftellung. 2) Er ist der Meinung, daß diese Ausstellung im Jabre 1888 stattfinden sollte. 3) Er beauftragt seinen Vor figenden, Herrn Kühnemann, fich mit den staatlichen und städtischen Behörden und den Aeltesten der Kaufmannschaft Aur Verwirklichung dieses Beschlusses in Verbindung zu feßen. Wie die Nat. 3." bört, wäre ein so entschiedener Schritt zur Verwirklichung des Projekts nicht geschehen, wenn man sich nicht bis zu einem gewissen Grade eines freundlichen Eingebens auf diesen Plan von vielen ausschlaggebenden Persönlichkeiten Derfichert halten fönnte. Als Ausstellungsplay find dies­mal die großen Terrains beim Treptower Pait in Aussicht genommen.

N. Der Segen des Asphalts. Von einem empfindlichen Verluft wurde gestern Mittag ein hiesiger Schlächtermeister in der Lindenstraße betroffen. Derselbe fuhr mit einem leeren Wagen den bereits asphaltirten Theil der Straße entlang, als Das Pferd auf dem durch den Regen schlüpftig gewordenen Pflaster ausgiitt und so unglücklich niederstürzte, daß es bereits nach furzer Beit trepirte. Das Pferd mußte dem Abdecker überwiesen werden.

N. Ein beklagenswerther Unglücksfall trus fich am vorgeftrigen Enge in der Albrechtstraße und zwar in der Wohnung eines Geheimrath S. zu. Ein bei Legterem in Kondition stehendes Dienstmädchen mit Namen Anna Domke war vermittelft einer Anlegeleiter auf einen zur Wohnung ges hörigen Hängeboden gestiegen ohne irgend Jemand davon Mit theilung zu machen. Während fte da oben beschäftigt, war inzwischen die Leiter von einem anderen Mitgliede des Haus personals fortgenommen worden, so daß die nichts ahnende D. später in der Absicht wieder herabzusteigen aus der nicht unbeträchtlichen Höhe zur Erde stürzte. Sie erlitt neben an scheinend schweren inneren Verlegungen einen Bruch des Ober­armes und mußte daher sofort in die königl. Klinik geschafft

werden.

N. Anscheinend lebensgefährliche Schnittwunden zog fich gestern Abend ein sinnlos betrunkener Mensch in der Neuen Rönigsstraße zu Derselbe stel in der Nähe der Gollnowstraße in die große Spiegelscheibe eines dort b.findlichen Galanterie waarengeschäfts, dieselbe zerirümmernd und sich dabei mehrere Schnitt wunden an den Händen und Armen zuziehend. Der Verunglückte mußte nach einem in der Nähe wohnenden Arzte gebracht werden, wo ihm ein Nothverband angelegt wurde.

Gerichts- Zeitung.

Der Eilzug zu einem Entrüstungs- Meeting beschäftigte gestern die dritte Straffammer biefigen Landgerichts I. Auf Tivoli fand bekanntlich am 27. Desember v. J. eine von Herrn Liebermann von Sonnenberg geleitete Entrüstungs Versamm lung gegen den Reichstagsbeschluß vom 15. Dezember statt. Bet derselben ging es ziemlich stürmisch zu, denn die Zeitungs­berichte verzeichneten an verschiedenen Siellen in Paranthese: ,, Großer Lärm"," Bertagung auf zehn Minuten", ein Mann wird aus dem Saal gebracht" u. dgl m. Bu den Dronern an jenem Abend gehörte auch der Kunsthändler Walmüller, welcher mehrfach an der hinausbeförderung der als Ruhe ftörer bezeichneten Personen hervorragenden Antheil genommen haben soll. Als Herr Walmüller später die Versammlung verlassen hatte und an der Ecke der Kreuzbergs und Bellealliancestraße auf die Abfahrt der Pferdeeisenbahn wartete, trat plöglich ein Mann auf ihn zu und versezte ihm mit den Worten: Da ist ja der Lump!" mit irgend einem Instrument mehrere Hiebe über den Korpf, deren Wucht allerdings durch den Hut gemildert wurde, die aber doch eine kleine, start blutende Kopfwunde hervorgebracht hatten. Als der Angreifer wurde der Dreher Ernst Emil Richard Wegner festgestellt, der fib nun gestern auf die Anklage der vorfäßlichen Körperver legung mittelst eines gefährlichen Werkzeuges zu verantworten hatte. Derselbe gab an, daß er jener Bersammlung als Gegner beigewohnt habe und Zeuge gewesen set, daß Herr Walmüller einen angeblichen Rubestörer unter fortgesezten Miß­handlungen hinausgeworfen habe. Dies habe ihn sehr empört und als man schließlich auch ihn nicht unbe helligt gelaffen, sondern gleichfalls gewaltsam aus dem Saale entfernt habe, da sei er aufs höchste gereizt worden und habe bei dem persönlichen Zusammentreffen mit Herrn Walmüller seinen Born nicht bemeistern fönnen. Der Angeklagte behaup tete, daß er nur mit dem Bügel einer Bigarrentasche geschlagen babe und suchte die Sache so darzustellen, als sei sein Gegner bei em Renkontre mit dem Kopf gegen die scharfe Rante eines Kellers geflogen und habe sich auf diese Weise die Verlegung Augezogen. Der Staatsanwalt hielt etn Bigarrenetui in dieser Anwendung um 10 mehr für ein gefäurliches Werkzeug im Sinne des Gefeßes, als thatsächlich der Hut des Verlegten Damit durchschlagen worden war und beantragte einen Monat Gefängniß. Der Gerichtshof trug jedoch der Gereistheit des Angeklagten Rechnung und verurtheilte denselben nur zu einer Woche Gefängniß.

Bewahrt das Feuer und das Licht!" Eine Uevor fichtigteit, die tagtäglich viele Mule begangen wird und niat häufig genug genügt werden lann, lag einer Antlege wegen fabilaffiger Brandstiftung zu Grunde, die fich gegen die Dienst mago Laura Gabriel richtete und die vor der zweiten Straf fammer des Landgerichts I zur Verhandlung gelangte. Die Angeklagte, welche bei einem Kreisthierarzt F. im Hause Am Neuen Thore 1 diente, wollte am Abende des 19. August v. J. eine Lampe anzünden und warf das dazu benußte, noch bren nende Bündholz achtlos zur Seite. Tasselbe fiel in die Nähe einer Jute Gardine, und dieser außero dentlich licht brennbare Stoff fing Feuer und stand in einem Nu in hellen Flammen. Bum Glück eilten einige thatfiäftige Männer sofort zur Sufe herbei und es gelang, des Feuers heir zu werden, bevor die herbeizitirte Feuerwehr zur Stelle war. Der Voifigende ließ es an einer ernften Ermahnurg an die Angeklagte, in Bukunft vorsichtiger zu sein, nicht fehlen. Der Gerichtshof beurtheilte aber den Fall, mit Rücksicht darauf, daß ein erheblicher Scha der nicht entstanden, sonst sehr milde, denn er erkante nur auf eine Geldstrafe von zehn Matt, eventuell einen Tag Ge fängniß.

Beim Friseur. Ich wünsche raftit zu werden!" Mit diesen Wonen betrat am Vormittag des 15. Dezembers v. J. ein Herr das Geschäftslokal des Friseurs Luze. Dieser thrille dem Hereingetretenen mit, daß in seinem Sricha te nur fristet und nicht raftrt werde und während der so Aufgef.ä te fich zum Gehen wandte, äußerte Herr Luße einem Kunden gegenüber, mit deffen Haupt er gerade beschäftigt war, sein Befremden,

daß solche Anforderungen fich täglich wiederholten, troßdem ein an der Eingangsthür befindliches Schild einem solchen Frr thum vorbeugen müsse. Diese balblaute Bemerkung wurde aber doch von dem Fremden vernommen und gerieth Deiselbe darüber dermaßen in Born, daß er sich umwandte u d den Haarkünftler einen Grobian u. s. w. über den andern schimpfte. Erst nach mehrmaliger Aufforderung seitens des Herrn Luze ging der Erregte dumpf grollend von dannen. Nach wenigen Minuten tam er aber wieder zurück und sich mit Nachdruck in den Seffel und in die Brust werfend, verlangte er nunmehr kategorisch und peremptorisch, daß Herr Luze ihn friftre. Dieser machte ihm vergeblich bemerklich, daß ihm an seiner Kundschaft nichts gelegen sei und daß er darauf verzichte, ihm den Kopf zurechtzusetzen, der Fremde bestand hartnädig auf seinem Vers langen, er mich und wankte nicht. Erst mit Hilfe eines her­beigerufenen Schußmannes gelang es, den unliebsamen Gast zu entfernen. Ein Nachspiel dieser Kleinen Episode fand gestern Do: der 90. Abtheilung des Schöffengerichts statt, denn Herr Imhof, so hieß der hartnäckige Runde, batte sich dieserhalb eine Antlage wegen Hausfriedenbruchs zugezogen. Der Gerichtshof verurtheilte ihn zu 30 M.

Die Zeugengebühren find, wie die Leipz. Ger ..31g." schreibt, für Vlanche ichon ein Stein gewesen, über welchen fte stolperten. Mit der Bemessung derselben seitens des Gerichtes wird es sehr genau genommen und Beugen, welche aus anderen Diten an die biefige Gerichtsstelle geladen werden, haben nur Anspruch auf Ersaß der nothwendig gewesenen Reisespesen, die Entschädigung für den erlittenen Beitverlust natürlich nicht ein­gerechnet. In der lepteren Zeit find nun mehrfach Fälle vor­gefommen, in denen solche auswärts wohnende Beugen höhere Liquidationen einreichien, als fie der Wahrheit nach thun durften, oder auch in diese Liquidationen Spesen einstellten, die fte in Wirklichkeit gar nicht gehabt haben, die aber wahrschein lich erscheinen. In solchen Fällen vergeht sich der Zeuge gegen das Gesetz, und die Statistik der Gerichtssäle weist gerade im legten Jahre eine Reihe von Fällen nach, in denen Durch faliche Beugengebühr Liquidationen Verurtheilungen wegen Betruges, Uitundenfälschung u. i. m. erfolgen mußten. Solche Verurtheilungen find nur gerecht; sie entsprechen dem fittlichen Gefühl aber umjomehr, je weniger der betreffende Beuge ,, es nöthig hat".

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Der in sehr guten Vermögensverhältnissen sich befindende Gutsbefizer Johann August K. in Wyhra, ein Mann, der bis her mit dem Strafrichter nie in Berührung gekommen ist, hat sich durch die Untenntniß seiner Rechte auf Beugengebühren und durch die durch sein Vergehen hinreichend bewiesene Geld­sucht eine Gefängnißftrafe aufgebürdet, die auf sein ferneres Leben immerhin einen Schatten werfen wird. Die Angelegen heit ist vom allgemeinſten Interesse und deshalb der eingehen deren Schilderung werth.

Bu einer Schwurgerichtssache der legten Periode war die Bernehmung der Frau und der Tochter des K. nöthig geworden. Beide erhielten die vorschriftsmäßige Ladung, der zufolge fte am 2. Februar Morgens 10 Uhr sich im Landgerichtsgebäude zu Leipzig einzufinden hatten. K., der natürlich seine Pferde im Stalle hat und eigenes Fuhrwert befigt, spannte ein und fuhr seine Angehörigen nach Leipzig . Wägrend diese ihrer Verneh mung harten, stellte A. seine Pferde in einem hiesigen Gast, hof ein und vertrieb sich die Zeit bis zu der Zurückfunft seiner Frau und Tochter bei einem foliden Frühstücke, dem ein guter Trunt feineswegs mangelte. Bald in ein Gespräch mit an­deren Gästen vei flochten, hört er von einem derselben, der über die Gerichtspraxis, namentlich in Bezug auf die Beugenges bühren orientirt war, daß er für die Fahrt von Wyhra nach Leipzig keine Vergütung ei halte, da der Transport der beiden Beugen im eigenen Geschirr geschehen sei.

Das war dem R. etwas fatal. Er hatte darauf gerechnet, daß auch die Fahrt seiner Angehörigen vergütet werde. Ueber diesen Gegenstand wurde nun lebhaft debattirt und K. vernahm endlich, daß man ihm die Fuhripesen unter allen Umständen bezahlt geben werde, wenn er die Quittung eines Lohnfuhr mannes an Gerichtsstelle zu produziren im Stande sei.

K. ging, als er diesem Gedanken naching, von sehr irrigen Rechtsbegriffen aus. Er sagte sich: Ich habe ja auch direkte Unkosten gehabt; ich hätte alio diefe sparen können, wenn ich mich an irgend einen Lohnfuhrmann wendete und durch ihn die Fubre hätte besorgen Iffen. Ich bin also ge wiffermaßen berechtigt, eine solche Quittung mir selbst zu schreiben!

Es tam dem A. teinen Augenblick der Gedanke, daß er durch das Ausstellen einer Fh quittung in Höhe von 6,50 M. und durch Unterzeichnung derselben mit einem fingirten Namen fich einer Urkundenfälschung schuldig mache. Er schrieb eine solche Quittung, reichte fte bei der 2 quidation der Beugen­gebühren ein, erhielt sofort das Geld und fuhr mit dem Bes mußisein, nur sein gutes Recht gewahrt zu haben, am Nach­mittage wieder heim.

Kurz darauf wurde dem Gericht bekannt, daß K. mit feinem eigenen Geschirr die Fuhre besorgt habe, daß also jene von ihm produzirte Quittung gefälscht gewesen sein müsse. Da sich bei der Vernehmung des K. dies auch sofort heraus­stellte, wurde gegen ihn die Anklage wegen schwerer Ufunden­fälschung erhoben.

In der Hauptverbandlung vor der III. Straflammer des hieftgen Landgerichts gab K. Den Thatbestand zu, vertheidigte fich aber mit dem Hinweis, daß er nur sein vermeintliches gutes Recht habe wahren wollen. Er selbst unternehme zu­weilen Lohnfub en und da fet es doch natürlich, daß er in dem vor iegenden Falle eine solche für seine Angehörigen geft ut habe, deren Bezahlung unzweifelhaft dem Gericht zur Last fallen müffe.

Die Richter erkannten an, daß R. mehr im guten Glauben als um fich einen widerrechtlichen Vermögensvortheil zu ver schaffen, gehandelt habe. Ste saben deshalb die Fälschung der Quittung nicht als eine schwere, sondern nur als eine einfache Unfundenfälschung an und btelten eine Gefängnißftrafe von einer Woche für eine ausreichende Abndung.

Beim Photographen. Marie Kreipl, ein Stuben­mädchen, ließ sich in der Leopoldstadt( Wien ) photographiren. Ihr Herzallerliebster, eine militä ische Standesperion vom Feld. mebel abwärts, hatte es so verlangt. Als sie hochklopfenden Herzer& ihr Konterfei den Ser offinnen im Hause herumzeigte, Da ging ein Schret der Entiüftung durch die sämmtlichen Küchenherde; die Genoffinnen behaupteten, daß noch niemals ein Photograph seine Kunst in verweiflicherer Weise zur Aus führung gebracht habe, wie in diesem Falle. Dian redete der Marie Kreipl zu, den Photographen zu verflagen. Derselbe erklärte vor dem Richter: Die Bilder sind verhältnismäßig febr gelungen, ja, fte find für diesen Preis geradezu vorzüglich. Ich bitte, zu bedenken, daß man um zwei Gulden kein Kunst­wert liefern fann." Der als Sachverständige vorgeladene of Photograph Stockmann gab an, daß die Matrize der Aufnahme nicht faif genug ausgeprägt ſei. Sie werden nun, Herr Sachverständiger, über das, was Sie hier ausgesagt haben, einen Eid schwören", sagie der Richter. Herr St. be schoor den Richter, ihm den Eid zu erlaffen; es set ihm die Ablegung eines Eires wegen einer solchen Kleinigkeit unan genehm Ich fann Jonen aber den Eid nicht erlaffen", fagte der Richter. I wüßte einen Ausweg", rief plöglich froblockend berr St. Ich erkläre mich bereit, der Klägerin ein halbes Dugend feiner Bootographien umsonst zu liefern, nur ich nicht schwören muß!"- ,, Sind die Parteien ein b bin gang tidlich!" verstanden?" fragte der Richter. bauchte Marie Keipl. die hand!" Bravo , Bavo!" lärmte das Auditorium. Damit ist diese sch vier ge Affaire zur allgemeinen Bufriedenheit gelöst. Marie Kreipt hat sich auch bereits photographizen lassen und, welches Glück!- beim Hof­Photographen!

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Soziales und Arbeiterbewegung.

Aus Mecklenburg- Schwerin , 6. April, schreibt man der Voff. 3tg." In Rostock hat sich vor einiger Zeit als Zweig verein des Zentralvereins in Berlin ein Gastwirth Verein ge bildet, welcher bezüglich der Kellner eine zunftartige Organis fation angenommen hat. Vor einigen Tagen hielt derselbe eine Versammlung, um zwei Kellnerlehrlinge, welche in dem Res ftaurationslotal eines Mitgliedes eine zweijährige Lehrzeit bestanden hatten, in feierlicher Weise loszusprechen. Der Vor­figende überreichte nach längerer Ansprache den beiden Kellnern im Namen des Zentral- Vereins in Berlin ein vor dem Vors stande dieses Zentral- Vereins und von den Lehrherren unter­schriebenes Lehrzeugniß und eine Legitimationstarte als Aus­weis über die von ihnen vollendete Lehrzeit. Es ist dies das erste Mal, daß in Mecklenburg Lehrzeugnisse an Kellner ertheilt worden find. Eine Prüfung hat nicht stattgefunden, wie auch eine Gefellenzeit mit dem Abschlusse durch eine Meisterprüfung in den Drganisationsplan nicht aufgenommen worden ist." Dem Publikum wird es felbft in Mecklenburg furchtbar gleich­giltig sein, ob es von zünftigen" oder nicht sünftigen" Kellnern bedient wird. Die Herren Gastwirthe, welche diesen alten Bopf aufzufrischen für so nothwendig halten, sollten die soziale Lage der Kellner lieber in anderer Weise verbessern, beispielsweise durch Verabreichung eines festen Gehalts an ihre Bediensteten. Das wird diesen tausendmal lieber jein als das schönste Lehrdiplom. Do es, wenn man einen solchen Lehr­brief in der Tasche hat, weniger demüthigend wirkt, nur von den Almosen anderer Leute leben zu müssen, daß werden die Kellner selbst wohl am besten beurtheilen können.

Vereine und Versammlungen.

Der Fachverein der Maurer in Spandau hielt am Sonnabend Abend im Rothen Adler" eine Versammlung ab, welche von etwa hundert Personen besucht war. Herr W. Müller, welcher dem in der zweiten Hälfte des vorigen Monats zu Hannover stattgehabten Kongreß der Maurer Deutschlands als Desutirter beigewohnt hat, berichtete über die dort gepflogenen Verhandlungen. Aus feinem Referate ging heroor, daß sämmt iche Fachvereine des Deutschen Reiches bestrebt find, in allen das Wohl der Mitglieder betreffenden Fragen einmüthig vor­zugehen. In mehreren Städten gehören fast sämmtliche Maurer den Fachvereinen an. Betreffs des Streits der Maurer in Rathenow wurde mitgetheilt, daß diefelben bereits von den Berufsgenossen unterstügt werden. Der Vorschlag, für die Streifenden eine Sammlung zu veranstalten, fand unter den Anwesenden Zustimmung. Es tamen etwas über 20 M. zu

sammen, und mehrere erboten fich, unter ihren Kameraden weitere Gaben zu sammeln. Der ganze Ertrag wird in dieser Woche nach Rathenow abgesandt werden. Jm ferneren Ver­lauf der Sigung sprach der Vorsitzende Herr Buge über die biefigen Lohnverhältnisse. Er theilte mit, daß auf die von den Maurern wiederbolt an die hiesigen Meister gerichtete Bitte, lestere möchten mit den Gesellen in Betreff ber Lohnfrage in Verhandlung treten, noch immer feine Antwort erfolgt fei. Er selbst und ein Kollege seien vor einiger Beit, als sie eine Aufbefferung ihres Lohnes von 30 auf 35 Pf. per Stunde nachgesucht hätten, enilaffen worden, und bei dieser Gelegenheit habe ein mit bem Meister in nahen verwandtschaftlichen Beziehungen stehender und an der Geschäfts­Lettung betheiligter Herr erklärt, Dafür sorgen zu wollen, daß beide Arbeiter bet Spandauer Meistern überhaupt teinen Ers werb mehr fänden.( Wir hatten bereits vor einiger Beit dieses Mustermenschen von Arbeitgeber Erwähnung ges than. Red. d. Boltsbl.) Mit der Neuwahl des Vorstandes, bei welcher von neuem Herr Buge zum Vorsitzenden und Herr W. Müller zum Schriftführer auße sehen wurde, schloß die Vers fammlung nach 10 Uhr

Vermischtes.

Naive Frage. Der Herr Kommerzienrath geht mit seinen Töchtern in das Theater. Es wird ein Bauberstück mit Ballet gegeb n. Im ersten Atte erscheinen feuerspeiende Drachen, über die sich die kleine Rosa so ängftigt, daß sie nicht bleiben will. Sie beruhigt sich eist, als Papa versichert, die Unge­heuer feien nur von Pappe. Jm dritten Atie tommt ein herr­liches Ballet. Bahlreiche schöne Tänzerinnen drehen sich in graziösem Reigen. Da fragt die Kleine: Papa, find diese auch von Pappe?" Nein, mein Kind," entgegnet der Bapa mit eigenem Lächeln die sind nicht von Pappe".

Die rafenden Weiber. Eine me: twürdige Szene spielte fich legten Montag in Konstantinopel ab. Eine ungeheure Menge erboster Weiber schaarte sich um das Finanzministerium zusammen und bahnte fich trop des Widerstandes der Wachen einen Weg in das Gebäude. Diejenigen, welche fich zuerst Eingang verschafft hatten, stürmten freichend und gestikulirend in das Bureau des Ministers und forderten von ihm zu seiner großen Bestürzung, unter lauten Drohungen, den rädständigen Gehalt ihrer Männer. Inzwischen strömten die übrigen der rasenden Weiber in das Viinisterium und die Lage des Mis nifters wurde mit jedem Augenblicke eine kritischere. Eine starke Abtheilung von Polizisten, welche aufgeboten worden, ver suchte das Gebäude von den Weibern zu säubern; alle An strengungen jedoch blieben vergeblich und die Polizei mußte fich schließlich zurückziehen und den Amazonen das Feld über laffen, während es dem Minister, nachdem er den wüthenden Frauenzimmern einige annehmbare Versprechungen gemacht batte, gelang, durch eines der hinteren Fenster zu ent schlüpfen.

Kleine Mittheilungen.

Potsdam , 7. April. ( Salzsäure Vergiftung). Der Bimmermann Behm batte seit längerer Zeit in seiner Wohnung ant darniedergelegen, als ihm eines Tages statt der üblichen Medizin durch ein bedauernswerthes Mißverständniß Salzsäure gereicht wurde. Die Folgen zeigten sich nur gar zu schnell, indem sich der Patient ale bald vor Schmerzen zu frümmen begann, so daß seine Ueberführung in's städtische Krankenhaus erforderlich wurde. Dort hat ihn nunmehr ein schneller Tod von seinen gräßlichen Schmerzen befreit.

Bärwa de N.-M., 1. April. ( Ein schrecklicher Unfall.) Der Waldwärter Haase aus Sellin mit dem Arbeiter Krusch aus Grünrade paßten am Sonntag auf Wilooi be, deren Schießen in den Warnißer Forsten man gehört haben wollte. Gegen Nachmittag 3 Uhr traten 3 Wildbiebe über die Grenze, floben aber bei dem Anruf. Bei der Verfolgung derselben blieb der eine der Flüchtlinge hinter den beiden anderen zurüc und erhielt durch seine Verfolger einen Schuß in den Rücken, einen zweiten in den Kopf, so daß sofortiger Tod eintrat. Die Schüßen behaupten, ihre Büchsen hätten sich durch einen Un­fall von selbst entladen. In der Leiche wurde ein Tagelöhner relognoszirt, derfelbe soll verheiratet sein und eine Frau mit feds unversorgten Kindern hinterlaffen. Die Untersuchung ist im Gange.

Sommerfeld 1. April.( Unfall.) Heute Nachmittag er eignete sich hierfeibi ein betlagenswerther Unfall. Eine zahl reiche Rinderschaar beluftigte sich auf der Straße an den Bro duktionen mehrerer Affen, die auf Kameelen hockten oder herumsprangen, unter Anderem auch eine Pistole luden und abichoffen. Hierbei ließ einmal der Affe den Ladestock in der Mündung stecken und als er abschoß, floz der Ladestock einem Knaben ins Auge und beschädigte daffelbe so schwer, daß an der Erhaltung des Auges gezweifelt wird.