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Reichsbant- Giro. Conto.

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Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 85.

Politische Webersicht.

Zur Wahl im Nachbarteis. Neuerdings verlautet, daß auch die demokratische Partei   in dem früheren Wahl­treise des Prinzen Handjery einen eigenen Kandidaten aufstellen würde. Der Name desselben ist noch nicht genannt. Wenn derselbe dem wirthschaftsich- liberalen, politisch aber ziemlich weit rechts stehenden deutsch   freifinnigen Kandidaten Dr. Barth recht viele Stimmen wegfangen würde, so könnten wir dies von unserem Standpunkte nur mit Freuden begrüßen. Ganz abgesehen davon, daß dann die Möglichkeit nicht ausgeschloffen ist, daß der Kandidat der Arbeiterpartei in die engere Wahl tommt, wäre es doch erfreulich, wenn bei einer Stichwahl, in welcher die Arbeiterpartei ausfiele, die Anhänger Dieser Partei fieudigen Muthes für einen der beiden übrig gebliebenen Kandidaten stimmen fönnten. Das können fie felbstverständlich nicht, wenn Brinz Handjery und Dr. Barth in die engere Wahl kommen. Für Handjery unter feinen Um­ständen, für den freiftnnigen" Dr. Barth, wenn die Arbeiter Dann überhaupt stimmen, nur mit schwerem Herzen! Haupt­fache aber ist es, daß die Arbeiter gleich im ersten Wahl. gange in Maffen für den Kandidaten der Arbeiterpartei, den Medailleur Krohm stimmen. Das Uebrige wird fich dann finden.

Dem Herrn Reichskanzler scheint in Folge der Spende das Heer der Schnorrer arg moleftirt zu haben, da die Nordd. Allg. 8tg." fich veranlagt fiebt, folgende Notiz an hervorragender Stelle mitzutheilen:" In Folge der Nachricht von einer aus den Sammlungen zu dem 70. Geburtstage des Reichstanzlers zu gründenden Stiftung find bereits so viele Gesuche an den Fürsten Bismard eingegangen, daß es schon jest unmöglich geworden ist, dieselben geschäftlich zu be handeln oder auch nur den einzelnen Betenten eine Antwort angehen zu laffen. Bisher ist übrigens eine Stiftung noch gar nicht exiftent geworden. Es steht selbst noch nichts über den Bwed derselben feft. Nur so viel scheint unzweifehaft, daß die gesammelten Gelder nicht zu allgemeiner Milothätigkeit verwendet werden und einer Erleichterung der Armenlasten dienen sollen. Die zahlreichen Gesuchsteller, welche von dieser falschen Bor ausfeßung ausgehen, werden daher auch in Zukunft auf einen Bescheid nicht rechnen dürfen."

In Bielefeld   scheinen sich unter dem nunmehr aufge hobenen Belagerungszustande recht gemüthliche Bustände ents wideln zu wollen. Die Weftf. 8tg." brachte in der Belt des Belagerungszustandes einen Artikel, welcher die irrthümliche Meinung aussprach, daß das hiesige( Bielefelder) Garnison tommando über die Aufhebung des Belagerungszustandes selbstständig zu entscheiden habe. Darauf erhielt das Blatt folgende Mittheilung vom Garnison Kommando: Der Redaktion verfehlt das Garnison Rommando nicht mitzutheilen, daß der( betr.) Artikel zum Streif" Unrichtig feiten enthält, indem das Garnison- Kommando nicht befugt ist, den vom Staatsministerium verhängten Belagerungszustand aufzuheben. Vermuthungen über das Aufhören des Bes lagerungszustandes, sowie das Begründen dieser Ver­muthungen muß das Garnison Rommando als eine unbe rechtigte Kritit seiner Maßnahme auffaffen, falls die Ver­muthungen fich später nicht realistren sollten. The das Garnison- Kommando zu schärferen Mitteln greift, um solche Kritiken zu unterdrücken, ersucht dasselbe die Redaktion er gebenst, vor der Ausgabe der Beitung ein Exemplar Derselben auf das Bureau des Bezirks- Kommandos senden zu wollen.' Koeppen

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Hierzu bemerkte das gemaßregelte Blatt: Infolge dieser Maßregel find wir während des Belagerungszustandes viel leicht nicht in der Lage, unsere Beitung so pünflich wie früber erscheinen zu lassen und bitten wir um gütige Nachficht. Um uns übrigens nicht schärferen Mitteln auszusezen, werden wir während des Belagerungszustandes über denselben nichts weiter Deröffentlichen."

- Die mitbelagerte Bresse fann fich freuen, daß der Be lagerungszustand ein Ende gefunden hat. Ueber den Be lagerungszustand und seine Nothwendigkeit wird im preußischen Abgeordnetenhause noch jedenfalls diskutirt werden.

Lokales.

Für die Hinterbliebenen der verunglückten Berg leute im Camphausenschacht sind uns ferner zugegangen: Vom Verein Concordia, gef. von Herrn Windig, 4 Mart 75 Pf. Insgesammt bis jest: 84 Mart 55 Pf.

Berliner   Sonntagsplauderet.

R. C. Dahin find die Feste, vorbei die Feiertage, und so trübe wie der Himmel augenblicklich auf uns herab fieht, mag Manchem zu Muthe gewefen fein, der nach froh verlebten Feiertagen fich wieder in die nüchterne, prosaische Tagesarbeit zu stürzen hatte.

Was ist geblieben von dem frohen Osterfeste? Nichts als ein ödes Gezänt darüber, wer die Spektakelszenen und ben Radau auf dem Spandauer Bock am Charfreitag an gestiftetet hatte.

Auf der einen Seite schreit man: Bidenbach und die Antisemiten waren es, von ber anberen wird dagegen ges getert: Nein, Ihr Anderen habt das wüste Treiben durch bie frivolen Artikel in Eurer Presse systematisch groß gezogen!

Wer hat nun Recht? Wer hat Unrecht? Es gehört mindestens salomonische Weisheit dazu, um hier das Richtige zu treffen, jebenfalls war der Nadau da, und wenn Reiner mehr helfen kann, dann soll es die Polizei thun.

Nun, uns fann es recht sein, denn Arbeiter- doch halt, da wir hätten beinahe etwas Schönes angerichtet. Fast hätten wir nämlich behauptet, es wären Arbeiter wohl schwer lich bei den Exceffen betheiligt gewesen, aber das trifft nicht zu, benn der größte Bürger Berlins   hatte da draußen am Charfreitag einige Spandauer   Freunde, die dem Arbeiterstande" an gehörten, um sich versammelt, um beim Bockbier und unter bem Gejohle des betrunkenen gebildeten Böbels zu fanne gießern und nachzudenken über die Lösung der sozialen Frage.

Und konnte man sich hierzu einen passenderen Drt, eine paffendere Zeit auswählen? Schwerlich, noch in späteren Seiten werden unfere Rinder und Rindestinber ben Ruhm des Mannes verkünden, der sich nicht scheute, mit seinen Freunden aus dem Arbeiterstande" menschliches Elend an seiner Urquelle aufzusuchen und zu ftudiren, nur hier konnte er und seine Freunde fehen, zu welchen Un­

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Sonntag, den 12. April 1885.

Dem Magiftrat find dreizehn Aquarellen non Berliner  Ansichten( ältere Grundstücke und Waffer partien) von ange meffener Ausführung und historischer Bedeutung angeboten. Unter den Aquarellen find Anfichten des Bullenwinkel, der Herkulesbrücke, des Hofs am Krögel, der Schloßfreiheit von der Spreefeite, eine Partie des Grünen Grabens, mehrere Partien des Monbijougartens und des Schiffbauerdammes.

a. Die gemeinschaftliche Kommission der Aerzte und Apotheker, die fich hier im vergangenen Monat aus 24 Dele girten der 8 ärztlichen Bezirksvereine und 8 Delegirten des Apothekervereins tonstituirt hat, behufs wirksamer Bekämpfung des Geheimmittelschwindels, hat nunmehr ihre Berathungen begonnen. Von Einigen murde die Anficht ausgesprochen, daß nur auf dem Wege der Gesetzgebung, vielleicht auch durch Er bebung einer Steuer für Geheimmittel Remebur geschaffen werden könne; Andere dagegen versprachen sich schon davon einen Erfolg, daß auf das Publikum belehrend eingewirkt würde. Die Kommission einigte sich schließlich dahin, eine Betition an an das Kal. Polizeipräsidium zu richten, daß diese Behörde belehrende Abhandlungen in den politischen Tagesblättern ver­öffentliche, wie dies beispielsweise in Frankfurt   a. M., Karls­ ruhe   und in anderen Städten geschehe. Es wurde eine Sub­tommiffion mit der Ausarbeitung diefer Petition betraut, so­wie eine zweite Subkommission gewählt, welche für eine der folgenden Sigungen Vorschläge machen soll, in welcher Weise weiter gegen den Geheimmittelschwindel vorgegangen werden lönne.

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Die Reifeprüfungen an den hiesigen Gymnaften und Dber Realschulen zu Ostern d. J. haben, nach einer Bus fammenstellung der Nordd. Allg. 8tg." folgendes Gesammt resultat ergeben: Auf den vollständigen 14 Gymnaften traten während der schriftlichen Arbeiten 17 Oberprimaner auf den Rath der betreffenden Lehrer von der weiteren Prüfung zurück. In die mündliche Prüfung traten 155 Eraminanden ein, von Denen 150 das Beugniß der Reife erlangten. Außerdem wur den 8 sogenannte Wilde" geprüft, von denen 4 Die Prüfung bestanden. Auf dem föniglichen Luisen- Gymnafium bat teine Abiturienten- Prüfung stattgefunden- An den 7 Realgym naften traten zwei Dberprimaner während der schriftlichen Ar­beiten zurüd. In die mündliche Prüfung traten 43 Examinan den ein, welche dieselbe auch bestanden. Auch ein Wilder" nahm an der Prüfung Theil und erhielt gleichfaüs das Reife­zeugniß. Die beiden Ober- Realschulen hatten im Ganzen nur drei Abiturienten, welche auch für reif erklärt wurden. Jm Ganzen fonnten demnach 200 Maturitätszeugnisse an den biefigen höheren Lehranstalten vertheilt werden, eine Bahl, welche bis jetzt noch nicht erreicht worden ist. Die meisten Beugniffe, nämlich 25, fonnte das fönigliche Friedrich- Wilhelms­Gymnaftum ertheilen, eine Bahl, die ebenfalls einzig dasteht. Ueberhaupt ift die Frequenz unserer Gymnaften im steten Steigen geblieben. Bu Ostern vorigen Jahres wurden 179, Dftern 1883 nur 154 Reisezeugnisse an die betreffenden Ober Brimaner ertheilt

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g. Von einem berufsmäßigen Weder, der vor Kurzem feine irdische Laufbahn in der französischen   Hauptstadt beschloß, erzählten dieser Tage die Zeitungen. Der Mann soll sein Leben dadurch gefristet haben, daß er in früher Morgenstunde seine Kunden aus dem Schlafe rüttelte, damit sie zu gehöriger Beit an ihren Geschäften und Arbeitsstellen sein konnten. Doch warum in die Ferne schweifen, wo wir doch ebenso gut auch unsere Wecker unter uns haben. Da ist z. B. in erster Linie die Beitung zu nennen! Die Presse ruft nicht allein dem Geifte ein Wache auf!" zu, fte weckt auch allmorgentlich in vielen Fällen die Leute aus dem förperlichen Schlaf. Viele Beitungsabonnenten bestellten bei den Spediteuren die Beitung zu einer ganz bestimmten frühen Morgenstunde, und zwar dies lediglich zu dem Zwecke, um nicht der Gefahr des Ver­schlafens" ausgesezt zu sein. Die Beitung selbst wird erst Mittags gelesen, aber fie muß früh gebracht werden, um als Wecker" zu dienen. Eine andere Spezialität im Weckeramte ist der Bäderjunge, der das Frühstück bringt und er ist der Beitungsfrau insofern vorzuziehen, als die Gewedten bei seinem Klingeln und Klopfen viel schneller aus den Federn springen, Denn hier liegt neben der Gefahr des Verschlafens in vielen Häusern auch eine andere Gefahr nahe. Der Bäckerjunge hat zum Warten ebensowenig Zeit, wie die Beitungsfiau. Die Beitungsfrau tann aber die Beitung durch eine Thürrige steden, das kann der Bäckerjunge mit seinen Backwaaren nicht Er bängt den Beutel mit den fitfchen Semmeln auf den Thür brücker und dort darf er nicht allzulange hängen bleiben, wenn

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Unfinnigkeiten und Ausschreitungen sich bas menschliche Herz hinreißen läßt, wenn es bem Elend verfällt, und namentlich, wenn dieses Elend das sogenannte grau e ist;

Und einen solchen Mann wagt man berabzusehen? Ausgestorben und erloschen ist jebe Spur von Dankbarkeit auf dieser sündigen Welt, mit schnödem Undant belohnt man heute die Männer, die noch ein Herz für das Wohl ihres Boltes haben!

Ein Ehrenpokal follte dem großen Bürger Pidenbach für seine Leistungen geftiftet werden, wenn es noch Recht und Gerechtigkeit in diesem irdischen Jammers thal gäbe, dreißig weißgekleidete Ehrenbiersprigen sollten ihm denselben überreichen, und auf dem Spandauer Bod sollte man ihm für alle fünftigen Charfreitagsstandale einen Ehrenstammsiz sichern. und das alljährliche Radau- Mufit forps hätte ihn schon am ersten Feiertage zu seinem Ehren dirigenten ernennen müssen. So ehrt man Leute, die sich um Staat und Gesellschaft verdient machen, und wenn man sonst noch etwas hätte thun wollen, so könnte man vor läufig eine Sammlung veranstalten, zu einem Denkmal für den größten Sohn Berlins  .

Natürlich müßte eigentlich auch der Arbeiter" in ent sprechender Weise gedacht werden, die es nicht für unter ihrer Würde halten, Herrn Pickenbach in seinem löblichen Treiben nach Kräften zu unterstüßen.

Heut zu Tage allerdings dient der Arbeiter als Parade stück für Jedermann, der durchaus nichts befferes mit seiner Beit anzufangen weiß, als Staat und Gesellschaft zu retten. Für den Arbeiter", für den armen, den fleinen Mann"

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das ist die Parole, die sich wie ein rother Faden durch unsere ganze Beitgeschichte zieht. Und es scheint immer noch auch unter den Arbeitern Leute zu geben, die auf ben Lodruf ihrer falschen Freunde hören. Sie werden es ja mit der Beit erkennen, wem fie fich anvertraut haben.

Es müffen freilich ganz wunderbare Arbeiter sein die heute noch von Leuten vom Schlage des Stadtver ord neten Herrn Pidenbach Besserung ihrer Lage erwarten. Aber es ist eine bringende Nothwendigkeit, daß ein Bolts­

II. Jabrgang

ihn der Frühstücksmarder" nicht miten und me bolen foll und deshalb eben stehen Diejenigen, welche vom Bäckerjungen geweckt werden, immer sofort auf, wenn er seine Anwesenbeit Durch die Thürklingel oder durch den Absaß seines Pantoffels fundgegeben bat. Es giebt noch einige andere Spezies von Weckern, doch wollen wir uns heute auf die beiden oben an geführten beschränken.

Der Netlameschnorrer. Neben den vielen naiven und ehrlichen Huldigungsbezeigungen, die dem Fürsten Bismarc bei seinem Jubiläum zugingen, matte fich in aufdringlicher Weise auch die ungezählte Schaar profeffionsmäßiger, Reklame Schnorrer" mit allen Kräften bemerklich, welche sich die Gelegen helt nicht entgehen ließen, da ste einen Refus nicht zu befürchten hatten, irgend einen alten Laden hüter auf dem Altar des Nationaldantes niederzulegen; und wenn auch im Palais des Reichetanglers Neigung dazu bestanden, so wäre es doch rein unmöglich gewesen, die Doations- Gedichte und Wünsche ac. darauf zu untersuchen, ob fte aufrichtig dem Verdienste um das Vaterland gegolten oder ob fte nur nach der Specielte der Bublizität gezielt haben. Unter die legtere Rubrif, um nur ein Exempel herauszugreifen, schreibt die ,, Volks.8tg.", zählt. gewiß die Huldigung des minderwerthigen Dichters" Dr. C. Beyer aus Pommersfelden  , in Stuttgart   lebend, der jegt in den Beitungen von der besonders ehrenden Aufnahme seiner ,, Dichtprobe" posaunt oder posaunen läßt, nachdem er sonst vers geblich auf alle möglichen und unmöglichen Aten sich an die Redaktionen heranzuschlängeln versucht hat. Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen," sagt ein from mer Spruch, und in der That, was liegt z. B. einem gottes fürchtigen und dreisten Wurmfamenhändler oder Versmacher näher, als daß er eine kleine Dofts wohlverpackt nach Berlin  schickt und dafür sorgt, daß seine That publik wird? Er zieht Davon mehrfachen Nußen: 1) er ist das Zeug los, 2) er ist ein opferwilliger Patriot, 3) wird er in den Beitungen genannt, und 4) was nicht das geringste ist: erspart er die unangenehmen Insertionstoften.

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Das erste Gewitter in diesem Jahre entlud fich am Donnerstag Abend in südöstlicher Richtung von Berlin  zwischen 9 und 10 Uhr mit beftigem Blig und schwächeren Donnerschlägen und mit wolkenbruchartigem Regen. In Friedrichsfelde  , Rummelsburg   und im Südosten Berlins   waren nur vereinzelte Donnerschläge hörbar, während der Blig unauf börlich den Horizont beleuchtete.

Herrliche Aussichten für die geplagten Droschkengäule! Der durch die Erfindung des Natrondampfteffels bekannte Herr Honigmann in Grevenbrück   bei Aachen   hat nun auch eine Dampforoschke tonstruirt, bei welcher die Abdampf- Vorrichtung derart mit dem Dampfentwickler verbunden ist, daß die ver dünnte Natronlösung im Natrondampflefsel selbst eingedampft werden kann. Ehe man mit der Dnoschke fahren will, wird durch eine unten angebrachte Feuerung die verdünnte Natron­lösung so lange eingedampft, bis das Sicherheitsventil des Dampfteffels bei 8 Atmosphären abbläst. Wird nun durch den Injektor noch so viel Waffer eingespeist, daß der normale Ar bettsbrud von 4 Atmosphären erreicht ist, so fann die Droschke 20-30 km zurücklegen und wird alsdann der Druck immer noch 4 Atmosphären betragen, während im Natrontefel ein Gegendruck von etwa 1 Atmosphäre entstanden sein wird. Uebrigens wird dieser tombinirte Reffel auch für Kriegs. schiffe, besonders Torpedo- Böte, bei welchen auf eine große Geschwindigkeit und zeitweise Rauchlosigkeit Werth gelegt werden muß, von Vortheil sein. Auf Schiffen fann derselbe nämlich so betrieben werden, daß die verdünnte Natronlösung bei geschlossenem Natronteffel und einem Ueberdrud von 2-3 Atmosphären abgedampft wird. Der beim Eindampfen ent­widelte Dampf wird, wie die ,, Sttsbgr.- 8tg." zu melden weiß, in diesem Falle zum Betriebe der Schiffsmaschine benutt. Soll nun plöglich mit starkem Druck gearbeitet werden, so wird Waffer in den bis dahin leeren Wasserkessel eingepumpt. Es bildet sich sofort Dampf von hoher Spannung, während die Spannung im Natronteffel durch Abkühlung deffelben fast ver schwindet. Nunmehr tann die Maschine mit Hochdruck und feuerlos arbeiten, indem der Exhauftdampf in das Natron geführt wird.

Ueber die standalösen Auftritte, welche am lesten Charfreitag auf dem Spandauer Bock fich abgespielt haben, sprechen die öffentlichen Blätter aller Richtungen mit Recht ihre volle Entrüstung aus. Die Nordd. Allg. 8tg." schreibt anscheinend offtistös hierzu:" Fragt man, wie solchen Vorkommniffen für die Folge vorgebeugt werden kann, so wird

mann heute in seiner Suite auch wirkliche, lebendige Arbeiter aufzuweisen hat, ohne diese würde ihm ein be denkliches Stüd an seiner Popularität, an seinem Nimbus fehlen, und findet man in Berlin   keinen Bruder Arbeiter mit der schwieligen Faust", nun, so verschreibt man sich ein paar Exemplare aus Spandau  , denn Arbeiter müssen sein, gleichgiltig, woher fie fommen, und besprechen muß man fich mit ihnen auch, egal, ob das am Charfreitag auf dem Spandauer Bock geschieht,- ein wahrer Boltsbeglüder opfert sich eben auf für seine Freunde!

So haben die Dẞtergloden mit einem Mißton aus gellungen, es hat aber die ganze Affaire hinlänglich gezeigt, weß' Geistes Rinder die Herren sind, die vornehmlich um die Arbeitergunst buhlen.

Wir wollen ihnen ihr findliches Vergnügen laffen und ihnen in ihren Reformbestrebungen durchaus nicht hinderlich fein, wünschenswerth wäre es jedoch, wenn sie bei sich selbst zuerst zu reformiren anfingen.

Projektirtes Repertoire der Königlichen Schauspiele vom 12. bis 19. April 1885. Jm Opernhause. Sonntag, den 12.: Tannhäuser  ( Herr Niemann); Montag den 13.: Der Feenfee; Dienstag den 14.: Don Juan  ; Mittwoch den 15., auf Begehren: Rienzi  ( Herr Niemann); Donnerstag den 16.: Der Trompeter von Säffingen; Freitag den 17., neu ein studirt: Norma; Sonnabend den 18.: Carmen( Fr. Minnie 3m Schauspielhause. Sonntag den 12.: Die Jour Haud a. G); Sonntag den 19.: Die Walküre( Herr Niemann). nalisten; Montag den 13.: Der Kaufmann von Benedig; Dienstag den 14.: Tartüffe, Caftor und Vollur; Mittwoch den 15. Die Räuber; Donnerstag den 16.: Magnetische Kuren; Freitag den 17.: Ein Sommernachtstraum; Sonnabend den 18. Der Mohr des Baren; Sonntag den 19.: Viel Lärmen um Nichts.

Im Deutschen Theater wird heute, Sonntag, Bring Friedrich von Homburg" gegeben. Morgen, Montag, geht Das Lustspiel Feffeln" von Scribe   neu in Szene. Außer den Wiederholungen dieser beiden Stücke bringt das Repertoire dieser Woche noch Aufführungen von Romeo und Julia" und ,, Der Weg zum Herzen".