nauM T "SS IMJ tm M wa» Nr. 94 Domerstag. 23. April 1885. IL Jahrg. j.icW und# * in, l» eile tu? n fein« allem' )f« fpj| li sJ V um', SS lehrt't in f<f .it da und' leai# 3<n' s«Jfi. K ilW,/ MV i rrünerlolbblall Organ für die Interessen der Ardcilcr. 4 Das..Berliner Volksblatt"_ erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Wonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mark, monatlich 1,35 Mark, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 Mk. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags-Nummer mit illustr. Beilage 10 Pf. (Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.) Jnsertionsgebühr beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen« Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen. Redaktion: Keuthstraße Ä. Grpedition: Zimmerstraße 44. £1 m* m f % I % Der Kampf um den Marimalarbeitstag m deu vereinigten Staaten. 1. Die Arbeiterschutzgesetzgebung im nordamerikanischen Bundesstaate vollzieht sich nicht nach dem Modus, der im Deutschen Reich und in der Schweiz giltig ist. Sie gehört, soweit si« sich niebt auf die eigenen Arbeiter der Union erstreckt, nicht zur Kompetenz der Union , sondern ist Sache der Srnzelstaaten. So mannigfaltig auch die Programme und Programm- punkte der amerikanischen Arbeiter waren eine organische Arbeiterbewegung desteht seit dem Anfang der dreißiger Ssch",®em Anfang der grobindustriellen Entwickelung. Eme Forderung rst stet« aufgetaucht, beständig festgehalten und Mit seltener Zähigkeit immer und immer wieder betont worden, da« ist die H era b setzun g der täglichen Arbeitszeit und die Einführung eines ge> fetzlichen MaximalarbeitStageS. Systematisch gehen die Arbeiter vor-, ursprünglich verlangten sie den zehnstündigen Arbeitstag. Nachdem dieser fast überall erkämpft ist, stehen sie sofort auf der Wahlstatt mit dem Rufe: MaximalarbeitStag von 8 Stunden. Der erste Anstoß kam aus einem der bedeutensten Industriestaaten Nordamerika '«, aus Massachusetts . Dieser Staat kommt in dem letzten(X) Zensus der Vereinigten Staaten vom Jahre 1880 in dritter Reihe, nach der Zahl seiner gewerblichen Anlagen, der Höhe de« angelegten Kapital«, nach der Gesammtsumme der Arbeitslöhne, de« Werth der Rohfroffe und der fertigen Produkte. ES gab nämlich(nur Eiablissement», deren jährliche Produktion 500 Dollar« Übersteigt, find aufgeführt) 1880 in Massachusetts 14 352 Etablissements(Fabriken und Werkstätten) mit einem Kapital von 303 806 185 Dollar«. An Löhnen wurden gezahlt 128 315 362 Dollar«. Der Werth der Rohstoffe belief sich auf 386 972 685, der der fertigen Produkte auf 631 135 284 Dollars. Daß in Massachusetts die industrielle Technik sehr entwickelt ist, daß die Pro- duktion auf großer Stufenleiter den Arbeitsprozeß regulirt, beweist die Thatsache, daß dort die Neigung vorherrscht, die männlichenHände" soviel wie möglich durch Frauen» und Kinderarbeit zu ersetzen. Bereits kommen dort in den Industrien auf 107 Männer 69 Frauen, die höchste Ver» hältnißzahl in den Vereinigten Staaten Überhaupt. Der oben angeführt« Gesammtlohn vertheilt sich 1880 auf 228 834 männliche Arbeiter Über 16 Jahre, 105 976 Ar­beiterinnen über 16 Jahre, und auf 17 445 Kinder. Uncle Sam hat seinem thenren Verwandten, Mr. John Bull , den Kunstgriff spielend abgesehen, wie man in immer größerem Maßstab« weibliche und kindlich« Arbeitskräfte in den Dienst .WKnwe»«boten.] 17] Im Eckfenster. Roman von Friedrich Gcrstäcker. (Fortsetzung.) »Ihr« Frau Tante muß, nach der Beschreibung, die Sie mrr schon von ihr geliefert haben, wirklich eine höchst lr benSwürdige Dame fein, und sie kommt mir vor wie erner j ner heidnischen Drachen, die einen Schatz bewachen -""mm Schatz", setzte er zärtlich hinzu. "ns. 0$ stud wir von ihr abhängig l" .."? l-'m'P8" da« Furchtbare!" rief Guido.Sie Beide find vre Rosen, und das ist der riefige, unangenehme Dorn, der dazwischen steckt. W ssen Sie, theureS Fräulein, daß ich mir so zeve alten bösen Feen denke, von denen unsere Märchenbücher erzählen: mißgünstig jeder Liebe und nur immer im Besitze eme« großen ReichthumS Un­heil und Verderben brütend." Ach. Sie haben vielleicht recht", seufzte Flora,und doch ist e« meine Tante!" Und da» allein schützt sie vor meiner Rache", sagte Guido düster;denn ich fühle, wie sich in meine« Herzen ein Dämon regt, um mit wilder Gewalt die Schranken nieder zu werfen, die sich unserer Liebe noch ent» gegen stelle»". Um GotteS willen," rief Flora erschreckt,nur keine Uebereslung, Sie könnten Alles verderben; mäßige» Sie sich meinethalben I" ,«Sch bin wie ein weiches Wachs in Ihrer Hand," ~.®.Ulbo gerührt;Sie, Flora, können mit mir machen, was Sre wollen. Ader um Ein« bitte ich Sie es ist rmr versagt, Sie einmal in stiller, vertraulicher Stunde 5 ,«1)« Drechen, nur immer im Flug, unter den Auge» der Menge muß ich das Glück zu erhaschen suchen, Ihnen zu nahen. nehmen Sie hier meinen Schwur, hier unter den ewigen Eichen de» Parks, unter jenem blauen Himmel, au» dem un« dort der erste freundliche Stern hernieder« blitzt: nie lasse ich Siel Mine Seele gehört Ihnen, mein ganze« Dasein findet nur eine Berechtigung in Ihrer Liebe, der Maschinen spannt. Hat doch ein Baumwollenfabrikant vor einem Beamten de« arbeitSstatistilchen Bureaux von Massachusetts cynisch- offen erklärt:Wir beschäftigen nie Männer, wenn wir Frauen bekommen können, die ihre Arbeit ebensogut verrichten können, wie Jene, nicht nur wegen Verringerung der ProduktionS« kosten, sondern auch wegen der geringen Gefahr deS Streiken « und sonstiger un- nöthiger Unzufriedenhe it.') Von hier also, wo«ine von Jahrzehnt zu Jahrzehnt sich immer großartiger entwickelnde Industrie ihre natur- gemäße Wirkung, da« Entstehen einer festgegliederten Ar- deiterbewegung bald im Gefolge hatte, begann die bald weit um sich greifende Agitation für den Maximalarbeit»- tag. Ende der zwanziger J'hre diese« Jahrhundert« regte sich das Verlangen nach einer gewissen legalen Regelung der einschlägigen Verhältnisse zuerst bei den Baugewerben. Damals arbeitete man allgemein noch von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, d h. im Sommer 12 bis 16 Stunden, im Winter 912 Stunden. Die Beschwerden der arbeitenden Klassen wurden immer lebhafter. Am 1. September 1832 fand zu Boston ein Arbeiterkonkreß statt, der von Delegirten au» allen Theilen Massachusetts besucht, unter der L-itung der New England association of farmers, mechanics and other working men", gemeinsam über daS Zehnstunden» System diekutirte. Die Hauptpunkte des aus diesen Be- rathungen hervorgegangenen Programms lauteten: Organi- sation der Arbeiterbevölkerung Neu-England », Verschärfung der Schulgesetze, Einführung eine« Maximal- arbeitStageS von 10 Stunden. Der 20. Ja­nuar 1834 sah in Boston die Gründung eines allgemeinen Gewerkverein«, zur Feier diese» Ereignisse« fand em großer Umzug durch die Straßen statt. Die Regierung war den ftlstftändigen Bestrebungen der Arbeiter nicht weniger al« freundlich gesinnt Doch halsen alle RepressionSmaßregeln nicht». Die Bewegung erfaßte immer mehr Industriestaaten. Die zwanzig Jahre 1830 1850 legen den Grund zu den zahlreichen, umfassenden G werkschaftSorganifationen, in dieser Zeit finden die Vorpostengefechte, die Vorbereitungen statt. Zwar war noch kein Staat der Union soweit fort« geschritten, um den Zehnstundentag zu dekretiren, zwar *) Vgl. W. Cave Tait: Dir �rbetteischutzgesetzgedung in den Vereinigten Staaten . S 65, Tübingen 1884, ein Buch, über das wir später einmal berichten weiden. ES ist recht deachtentwerlh. bietet viel Material, ist unter der Aegide vi» Ka'herersozialisten Professor von Echoenberg in Tübingen erschienen und zeichnet sich durch einen wahren Horror socialismi aus. und wie ich Ihnen angehören will bi« zum Tode, so sagen Sie auch mir, Flora, ob Sie die Meine sein wollen für jetzt und all« Ewigkeit! Wollen Sie, Flora? Süße«, geliebie« Herz willst Du die Meine sein für immer?" Er hatte, zuerst mit einem scheuen Blick um« her, ob sie von keiner Seite beobachtet werden konnten, seinen rechten Arm um ihre Taille gelegt.Willst Du, Geliebte?" Ja!" hauchte Flora, und im Uebermaß seiner Ge« fühle da« andere Paar ging vor ihnen her und e» lag schon tiefe Dämmerung auf dem Parke drückte er den ersten seligen Kuß auf ihre Lippen. Oh, mein Gott I" flüsterte Flora. So möcht' ich sterben!" hauchte Guido.Oh, wenn ich jetzt in jene« blaue Aethermeer hinausschweben und im kühlen Grabe unten diesen Traum nur immer wieder und wieder träumen könnte!" Aber wir müssen fort!" rief Flora, die jetzt erst da« rauf aufmerksam wurde, daß die Nacht schon hereinbrach. Henriette, wir müssen nach Hause was wird Mutter fagen, wenn wir so spät kommen I" «Ja. gewiß!" rief Henriette, die ebenfalls außerordentlich aufgeregt schien,*« ist so spät geworden, und wenn un« hier noch jemand Bekanntes begegnet! Lassen Si« un« jetzt hier ab­biegen, dort ist der Ausgang, und wir haben den Schlüssel. Nein, Sie dürfen un» nicht länger begleite« I" Und zurück zur Schwester tretend, nahm sie deren Arm und zog sie rasch der linker Hand von ihnen liegenden Pforte zu. Gute Nacht!" tönte e» ihnen nach. Gate Nacht!" riefen die Mädchen zurück und eilten nun, so rasch sie konnten, dem elterlichen Hause zu. Unterwegs sprachen sie auch kein einzige» Wort mehr zusammen. Jede von ihnen war viel zu sehr mit den eigenen Gedanken beschäftigt und mochte ihnen selbst nicht gegen die Schwester Worte geben. Aber so leicht und selig fühlten sie sich, daß sie mehr üter den Boden schwebten, al« daß sie gingen, und erst an ihrer eigenen Thür fühlten sie, wie sie gelaufen waren, und mußten einhalten, um Athem zu schöpfen. wa en viel« Arbeitseinstellungen, so in New-N»rk, wie Massachusetts.gescheitert, aber eine naturgesetzliche Erschei» nung, wie dieser Kampf ums menschenwürdige Dasein, läßt sich wohl vorübergehend hemmen, nie ader dauernd zurück- halten, nie unterdrücken. Prinzipiell von hoher Wichtigkeit aber war e«, daß in dieser ersten Periode(1830-1850) eine Staatsgewalt die Berechtigung der Arbeiterforderungen anerkannt hatte, nämlich die Uniontregierung. In einem Dekret vom 10. April 1840 ordnete der damalige Präsident der Union , van Buren, die Einführung de« zehnstündigen Arbeitstages für alle öffentlichen Werkstätten der Vereinigten Staaten an. Diese Verfügung galt also nur für die im Dienste der Bunde» regierung stehenden SlaatSarberter; man erinnere sich, um Mißverständnisse zu vermeiden, an das oben Über die Kompetenz der Union G- sagte. Die Eintheilung der Arbeitsstunden in den öffent- lichen Werken war: 6 Uhr Morgen« bi« 6 Uhr Abend« mit 1 Stunde Mittagspause vom 1. April bi» Oktober, vom Oktober bis April von einer Stunde nach Sonnen- aufgang bi» Sonnenuntergang, mit einer Stunde für da» Mittagtessen, also im Sommer eine Arbeitszeit von 11 Stunden, im Winter von 810 Stunden, im Jahres­durchschnitt von 10 Stunden. E» verdient hervorgehoben zu werden, daß die Unionsregierung bereits zehn Jahr« vor der Einführung der Zehnstundenakte in England (Fabrikakte von 1850) mit einer solch bedeutsamen gesetz» geberischen Maßregel hervortrat. DolitiBcke Nebersickt. Die Zolldebatten im deutschen Reichstage entrollen ein recht unerfreuliches Bild von den Bestiedangen der Ma- jorilät dieser höchsten Körperschaft des Deutschen Reiches. In der DienstagS-Sttzung handelte eS fich um eine Zollerhöhung auf die Einfuhr von Schweinen und Ferkeln. Der erste Redner, der ullramontane Herr v. Schal scha, seines Zeichens Landwirth ", hielt eine begeisterte Rede für den Zoll; natürlich suchte er denselben mit dem Hinweis zu rechlfertigen, daß gerade derkleine" Mann davon profitiren werde. Deutschland wird von ausländischen Schweinen überschwemmt, das geht nicht langer, dienationale" Schweinezucht muß wieder zu Ehren gebracht werden.- Nach der Statistik ist das Schweinefleisch w Durchschnitt gestiegen: 1860 auf 122 Pf., 1881, 1882 und 1883 auf 128 Pf. Speck stieg 1880 auf 171, 1881 auf 179, 1882 auf 182, 1883 auf 184 Pf. S-dmalz 1880 auf 162, 1881 auf 168, 1882 auf 183, 1883 auf 185 Pf. Im letzten Jahre 1884 find allerdings die P:eise der Schweine etwa« heruntergegangen, aber das ist ganz erklärlich, wenn man die sters zunehmende Arbeitslosigkeit m Betracht zieht. Die Arbeits­löhne stehen auch in keirem Verhältniß zu der Preissteigerung der allernothwendigsten Lebensmittel und die Herren, welche so sehr für die Hebung der nationalen Schweinezucht besorgt find, drücken die Löhne der nationalen Arbeiter Zu Hause angekommen, machte ihnen die Mutter aller« dingS Vorwürfe, daß sie so lange geblieben,aber derenAufmerk« samkeit lenkten die beiden jungen Damen rasch durch die mitgebrachten Tücher ab, wobei sie der Mutter gegenüber ihren Herzen keinen Zwang avthaten und sich in voller Entrüstung über ein solches Geschenk aussprachen. Sie erklärten auch Beide, daß sie fest entschlossen wären, die Tücher nicht zu tragen, denn zumöffentlichen Skandal" wollten sie wahr« haftig nicht in der Stadt herumlaufen. Die gnädige Frau von Klingenbruch, die ihnen im Herzen freilich recht gab, aber doch auch die Klugheit nicht au» den Augen sitzen wollte, hatte nur Mühe, die Töchter ZU beschwichtigen. Sie waren ja nun doch einmal von der ihnen überhaupt freundlich gesinnten Tante abhängig, sie dursten den Vater nicht zu sehr kränken und ewig konnte cft ja auch mcht m hr dauern. Flv�a benutzt« dann noch einmal die Gelegenheit, um ihre Meinung über da»scheußliche Beest", den Pinscher, auszusprechen. Den hielt sich die Tante doch nur einzig und allein zu dem Zweck, um andere Menschen damit zu ärgern. Auf den verschwendete sie ihre Liebe, und ihr« Nichten benutzte sie nur dazu, um Galle und Bosheit an ihnen auszulassen die liebe Tante. Flora, da« kleine, sanf e Wesen, war so heftig geworden, daß ihr die Thränen in die Augen traten. Milien in dem Schmerze dachte sie aber trotzdem an ihr beschäi>igleS Kleid. Sie mußte es gleich mit emem andern vertauschen, und dann wurde da» Mädchen hereingerufen und ,hm be« fohlen, e« augenblicklich zu der o'en im Hau e wohnenden Näherin zu tragen, die e« aber auf der Stelle uno recht gut repariren und nachher, und zwar noch heut Abend, herunterbringen sollte.Sag' Du ihr nur, das anadige Fräulein brauche es noihwendig. und sie möge sich em bischen dazu halten"._ Kleine Ursachen. Am nächsten Tage waren die gewöhnlichen Gäste wieder bi« zur Mittagsstunde in Naumann'« Restauration gewesen, auch der Amerikaner mit seinem Schwager. (Fortsetzung folgt.)