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Donnerstag, 7. Mai 1885.

II. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mark, wöchentlich 35 Pf. Bostabonnement 4 Mt. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illustr. Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)

Redaktion: Beuthstraße 2.

Die Pariser Polizei.

-

Insertionsgebühr

beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Bimmerstraße 44.

hüllungen des Herrn Andrieux vorliegen; man wird diesem Herrn selbst aber feine besondere Anerkennung sollen fön­Der ehemalige Polizeipräfekt von Paris, Herr An­nen, wenn man weiß, daß er selbst in der Zeit seiner brieux, hat ein Buch herausgegeben, in dem er eine Menge von geheimen Polizeiberichten publizirt und das Amtsführung es genau so gemacht hat, wie feine Vor­gänger, und wenn man bedenkt, daß er selbst gesteht, er Publikum einen Blick hinter die Koulissen der Polizeipräs habe das Amt nur aus Neugier übernommen, um die fettur thun läßt. Man beschäftigt sich überall mit dieser Aften der Polizeipräfektur studiren zu können. Ein Mann, pilanten Lektüre", die ein gewaltiges Aufsehen erregt hat. ber es mit dem öffentlichen Interesse aufrichtig gemeint Die franzöfifche Regierung hat einen Prozeß gegen Herrn hätte, würde sicherlich zunächst bemüht gewesen sein, 389 3 Andrieux anstrengen lassen, weil er amtliche Altenstücke bem ihm anvertrauten Reffort zeitgemäße Reformen einzu­beröffentlicht und eine Anzahl derselben sogar nach seinem führen. Rücktritt noch behalten hat Die sensationslüfterne Welt fümmert sich darum freilich nicht viel; das Buch ent hält intereffante Neuigkeiten und damit ist es vor läufig gut.

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Uns geben die Dinge, die Herr Andrieux, ber repu blitanische Polizeipräfekt, erzählt, denn doch zu anderen Betrachtungen Anlaß. Enthüllungen über die Thätigkeit der Pariser Polizei sind schon öfter gemacht worden, theils weise in starten Bänden, und immer waren die Thatsachen, die zum Vorschein kamen, höchst kompromittirend für die

"

in

und und unterließ Herr Andrieux auch die Verfolgung der geschobenen" Attentäter.

Diese Enthüllungen lassen die anarchistischen, oft so provokatorischen Rundgebungen dieser Partei und ihre Atten­tate in einem eigenthümlichen Lichte erscheinen; aber in

welchem Lichte erscheint auch eine Polizei, bie, statt bie öffentliche Sicherheit in Wirklichkeit zu überwachen, vielmehr mit derfelben ein frevles, manchmal auch findisches Spiel treibt! Herr Andrieux hätte sicherlich keine schärfere Kritik seiner Verwaltung liefern fönnen, als er in seinen Ent­hüllugen gethan hat.

Diese französische Bourgeoisie, die ihrer Herrschaft den Namen Republik beilegt, regiert innen und außen, wie wir schon vielfach gezeigt, mit den Mitteln des alten Res gimes. Rein Wunder, wenn dabei die die Hoffnungen der im Hinterhalt lauernden Reaktionäre sich täglich steigern!

Politische Webersicht.

auf Beschränkung der Schwurgerichte nachgegeben und

Wir erfahren aus den Memoiren" des Herren An­brieur, daß Herr Gambetta feine besondere Polizei hatte, durch die er feine politischen Freunde aushorchen ließ, während die Polizei des Herrn Andrieur die Umgebung Gambetta's ausspionirte, unter dem Vorwand, den Dikta­tor hinter den Roulissen" vor anarchistischen Komplotten zu beschüßen. Ganz wie unter den Ludwigen und Napoleons . Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Koch des Herren Gambetta ausgehorcht und verrieth, daß die Küche seines Der Bundesrath hat den Wünschen des Reichskanzlers Herrn jährlich vie Summe von 60 000 Fr. verschlinge. Behörde der man die Ueberwachung der öffentlichen Ein anderer Spion beschuldigte einen in Paris lebenden die Zahl der Geschworenen von 12 auf 7 herabgefeßt. Der Sicherheit in Paris anvertraut hat. Die republikanische Engländer, Gemälde gestohlen zu haben und diese Beschul- gleichheit durch die Stimme Preußens, sondern mit Majorität, Beschluß wurde nicht wie angekündigt war, bet Stimmen Bartei hat seiner Zeit bei ihrem Rampfe gegen das Juli- bigung, die sich als gänzlich grundlos erwies, führte sogar allerdings von nur wenigen Stimmen, gefaßt. Im Uebrigen Rönigthum und gegen den Bonapartismus mit Recht die Wirthschaft der Priser Geheimpolizei aufs Schärffte ver­eine diplomatische Intervention von Seiten Englands her- wurden die vom Juftizausschuß beantragten Abänderungen der urtheilt und ihr die Hauptschuld an der im politischen und bei. Herr Andrieur behauptet, auch der aus Neu- Kaledo Bestimmungen der Zivilprozeßordnung und des Gerichtsver bonien zurückgekehrte Kommunard Trinquet sei, nachdem er faffungsgefeßes in den wesentlichen Buntten angenommen. In gesellschaftlichen Leben eingerissenen Korruption beigemessen. zum Gemeinderath gewählt, von der Polizei bestochen ge­zum Gemeinderath gewählt, von der Polizei bestochen der zweiten Lesung der Vorlage wegen Einführung der Bes Run liegen Enthüllungen vor uns über eine Amisperiode wefen. Deßaleichen wird erzählt, daß man, als Bouiferufung im Strafprozeß wurden die Beschlüsse der ersten Lesung eines republikanischen Bolizeipräfetten und derfelbe ist naiv Michel ein Blatt gründen wollte, einen Polizeiagenten zu genug, bie Beweise zu liefern, daß die Polizeiwirthschaft ihr schickie, der sich als einen Rentier vorstellte und sich er­in Paris unter der Präsidentschaft des Herrn Grévy u m tein haar besser ist, als unter Louis Philipp oder bot, erne bedeutende Summe Geld zu dem neuen Unters nehmen vorzuschießen. Das Anerbieten fei angenommen worden und so habe man einen Polizisten in der Redaktion des von der Michel geleiteten anarchistischen Blattes gehabt.

Napoleon III. Ueberraschen

konnte uns das allerdings nicht. Wir haben schon des Defteren darauf hingewiesen, wie die ges Wir wissen nicht, wieweit diese Dinge der Wahrheit genwärtig in Frankreich regierende Bourgeoistlaffe ben entsprechen; wenn die Geschichte mit Louise Michel wahr Staat und feine Aufgaben auffaßt. Hier macht sich der ist, so zeigt fie, baß die Vertrauensseligkeit dieser Frau Materialismus breit; der Staat erscheint den Gelbmännern, manchmal bis zu einer Grenze geht, wo fie einen anderen Börsengrößen und Juristen, die in Frankreich zur Herr Namen verdient; anderntheils aber zeigt die Affaire auch, schaft gelangt find, nur als ein Apparat, der die vorhan daß die republikanische Polizeipräfeftur fich nicht scheute, benen Mittel der Nation flüssig macht, damit sie in den ganz baffelbe Spionirsystem anzuwenden, wegen dessen die Spekulationen der herrschenden Klaffe angelegt werden köns Regierung des zweiten Raiserreichs so oft und mit so vie nen. Das Bolt hat nach wie vor die Zeche zu zahlen; lem Recht getadelt und auf's Schärfste verurtheilt worden in biefe Spekulationen gelingen, fo fällt für das Bolt ist. Auch daß agents provocateurs angewendet wurden, nicht einmal etwas ab. Jebe höhere und eblere Auffassung erzählt Herr Andrieur ganz offen; es wurde ein Attentat auf bom Beruf des Staates ist für die regierende franzöfifche die Thiers- Statue in Saint- Germain veranstaltet, das bes sonders zu dem Zwecke veranlaßt worden war, um der Bo­

alten

bestätigt; die Einführung der Berufung ist demnach a b gelehnt. Beide Vorlagen sollen nunmehr nach den Be schlüssen des Bundesraths zu einer einzigen verschmolzen und als Gesezentwurf betreffend Abänderung des Gerichtsver faffungsgefeßes der Bivil und Strafprozeßordnung sobald als möglich dem Reichstage vorgelegt werden, obgleich auf die Erledigung derselben im Laufe diefer Seffton nicht gerechnet wird. Der Nachtragsetat jum Reichshaushaltsetat pro 1885/86 wurde den Ausschüssen über wiesen. Der Nachtragsetat wirft für einmalige Ausgaben Auswärtige Amt, welche als erste Rate zu einem Erweiterungs bau des Dienstgebäudes des Auswärtigen Amtes, fowie zu einem damit in Busammenhang stehenden Anbau an das Dienst gebäude des Reichsamts des Innern dienen sollen. Die gegen wärtigen am Wilhelmsplay 1 und 2 befindlichen Bureaus des Auswärtigen Amtes sollen mit den in der Wilhelmstraße 75/76 untergebrachten Bureaus vereinigt werden, was sich als ein Bwed auf dem nach hinten hinaus belegenen Theile des let bringendes Bedürfniß herausgestellt hat. Es soll zu diesem

394 920 Mt. aus. Davon entfallen 150 000 Mt. auf das

genannten Grundstückes in der Wilhelmstraße ein Flügel an gebaut werden. Die leer werdenden Räume am Wilhelms für das Reichsversicherungsamt zu verwerthen sein. Die Ge

auch nicht wundern, daß die Polizeiprattiken genau die lizei Gelegenheit zu geben, einen Fang" zu machen. In platz 1 werden alsdann für das Reichsschazamt und Nr. 2 geblieben sind. Man kann sich freuen, daß die Ent- dessen mißglückte bas Attentat, die Statue blieb unverlegt

But verboten.]

28]

Feuilleton.

Im Edfenster. Roman von Friedrich Gerstäder.

( Fortseßung.)

Schaller zuckte die Achfeln. Das ist der Kunstsinn,

der in unferer Beit regiert. Wenn sich die Leute nicht

-

Sie blühen wie eine glücklich, Sie so wohl anzutreffen Rose Dh Sie Schmeichler!" sagte die alte Schachtel ver­schämt, indem sie den Kopf wie ein junges Mädchen von vierzehn Jahren auf die Seite neigte.

Mein gnädiges Fräulein," hatte Hans indeffen Rathinka begrüßt, wir wollten uns persönlich überzeugen, wie Ihnen der geftrige Abend bekommen ist."

"

Sie find sehr freundlich, Herr Baron," lächelte das

-

bei einem Runftgenusse langweilen, war es nicht flaffis, junge Mädchen Sie sehen, vollkommen gut." nicht anständig. So machen fie's in den Konzerten, wo fie bei langweiligen Symphonien nur manchmal burch einen Gott banken, wenn es vorüber ist, äußerlich aber entzüdt Gestalt in einem schlichten Hauskleide, das volle taftanien­rettenben Trompetenstoß aufgewedt werden und innerlich

Sie fab ihn mit ihren großen, dunkeln Augen treu. herzig an, und wie sie da vor ihm stand, die schlanke eble

braune Haar hinten zu einfachen Böpfen zusammen ge­

und enthusiasmirt find. So machen fie's bei Vorlesungen, wunden, mußte fich Hans wirklich gestehen, lange kein so

" Ich sehe da die Karten von verschiedenen Herren; da wir aber so viel zu thun hatten, um das Haus wieder in Drdnung zu bringen, hat sie Vater empfangen." Wir begegneten gerade dem Doktor Potter, als wir bas Haus betraten," sagte Hans, und sein Blick beobachtete dabei scharf die Büge des jungen Mädchens; aber Rathinka blieb so ruhig als vorher.

"

,, Es ist möglich," sagte fie, ich habe noch Niemanden gesehen die Herren sollten bedenken, daß man nach einem folchen Wirrwarr, wie eine derartige Gesellschaft, doch stets verursacht, immer einiger Zeit bedarf, um Alles wieder an seinen Blaz zu bringen."

"

Wir sind deshalb auch zu Ihnen zulegt gekommen," sagte Hans, der sich jetzt fest davon überzeugt fühlte, daß

müssen glauben, wenn sie nicht für ungebildete Menschen wahrhaft schönes Mädchen gesehen zu haben. Er hielt auch gründet fet. Für Kathinka war Doktor Potter ein gleich gelten wollen. Der Hofrath ist eine wahre Strafruthe in ihre Hand länger als er eigentlich gesollt in der seinen, giltiger Mensch.

und erst als er fühlte, daß fie suche fich von ihm frei zu

Frau hätte sich ihre Locken ausgerauft, wenn er gestern machen, ließ er fie erschreckt los.

Abend bei uns gefehlt hätte.

-

Reine Rose ohne Dornen,

Die kleine Gesellschaft setzte sich jeßt, Hans nicht ohne einen mißtrauischen Blick auf den ihm nächsten Stuhl, und

meine Herren," feste er lachend hinzu, und Hofrath Schaller, als er es bemerkte, lachte laut auf. Marzen wird beshalb überall als Dorn engagirt. Aber da lommen bie Damen," fagte er, während die jungen Leute meine liebe Frau

von ihren Stühlen emporsprangen

-

hat ihre Toilette wirklich schon beendet."

rhatte Recht. Mit einer unnachahmlichen Grazie schwebte

"

Es war recht freundlich von Ihnen," sagte das junge Mädchen lächelnd; aber weshalb verließen Sie uns gestern so früh?"

Früh war es allerdings," lachte Hans ,,, denn es ging gegen Morgen; aber meine Mutter kann das späte Auf Nein", rief er, Sie haben nichts zu fürchten, Soligen nicht vertragen, und Fränzchen fühlte sich auch etwas berg! Dori brüben in der Ede steht der Miffethäter!" angegriffen." Und wenn er mein wäre, hätte ich ihn lange in's Sie hat viel getanzt."

Ihr alter Fehler aber ich hoffe, daß wir das Ver

-

solche verrüate Sveen hat bir schreckliche Mann im säumte in nächster Zeit in unserem Hauſe nachholen sollen.

,, Das war eine der besten, die ich in meinem ganzen

Morgens früh einen kleinen Bergißmeinnichtkranz, und jebe Leben gehabt habe," rief von Schaller lachend, denn ich

gebe Ihnen mein Wort, in die steiffte Gesellschaft kommt

-

Dh, das ist ja sehr liebenswürdig, daß Sie uns so Bewegung, sowie der Stuhl seinen Marsch beginnt früh, ich möchte fagen mit der Morgendämmerung auf hat uns nicht gestern erst die Fußbank erlöst" fuchen," lächelte fie( es hatte, beiläufig gesagt, schon halb Eins geschlagen, und der Handwerker rechnete es Nach so taltlos als möglich von dem guten Dberfilieutenant." mittag) ,,, mein lieber Graf Rauten, mein lieber Herr von

Solberg

aber

geruht haben."

bitte,

behalten Sie Platz- Sie werden Sie werden

und

Du bist unausstehlich," sagte seine Gattin; es war Schaller warf einen verschmigten Blick nach Hans hinüber, verrieth ihn aber nicht, und dieser achtete kaum in eifrigem Gespräch.

fich nach der geftrigen Anstrengung faum genügend auß auf das Gesagte, benn er befand sich schon mit Rathinka

Gnädige Frau," sagte Graf Rauten, ich fühle mich

Haben Sie heute Morgen schon viel Besuch gehabt 8"

Bater sprach heute Morgen davon, und da das Wetter wieder so winterlich geworden ist, so können wir uns noch immer ein wenig in den Winter hineinträumen."

-

-

Es war, als ob Rathinka etwas darauf erwibern wolle aber fie schwieg, und da Graf Rauten jeßt das Zeichen zum Aufbruch gab benn solche Besuche dürfen nicht zu lange ausgedehnt werden, erhob sich auch Hans.

Apropos, Solberg," rief Herr von Schaller, sind Sie Jäger?"

Allerdings fehr aus der Uebung gekommen," fagte dieser, denn in Peru giebt es nichts zu schießen, wenig stens nicht um Lima herum."