Dienstag 12 Mai 1885 ierlinerHolkslilatl J Organ für die Interesse» der Arbeiter. 4 »rltzpW* "Sil ten o. mit DaSBerliner Volksblatt" Menü täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. MonnementspreiS für *2? W in S HauS vierteljährlich 4 Mark, monatlich 1,35 Mark, wöchentlich 35 Pf. Mnement 4 MI. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags-Nummer mit illustr. Beilage 10 Pf. (Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.) Jusertionsgedühr beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen« Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen. Redaktion: Kenthstraße 2. Expedition: Zimmerstraße 44. wir unss AvsfMi ' Ml. m Ml. J :äutn Am englisch  -russischen Konsiikt. ...»inentan hat e« den Anschein, als ob ei noch einmal V> sei, den Ausbruch eines Riesenkampfes in Mittel- abzuwenden. Beide betheiligten Mächte geben sich »schein, als seien sie von der reinsten Friedensliebe J.,/«vd zu allen Opfern bereit, nur um den Frieden zu Än' Di«.Grenzregulirung" soll freilich erst .?(ommen und dabei kann sich jeden Augenblick wieder �8°« belli ergeben. Die Lage bleibt nach wie vor PWUtt, wenn auch beiderseits von Nachgiebigkeit ge- wird. to, Die Rusicn haben mit gewohnter Frechheit angegriffen kV'R afghanisches Narp! in die Flucht getrieben das «.unzweifelhaft feststehen, trotz aller diplomatischen und '�plomatischen Lügen über diesen Vorfall. Damit war t*.«>gnal zu einem großen Kampfe gegeben. Wenn M»d trotzdem bis jetzt zurückgewichen ist und sich die kiWt» Unverschämtheiten hat gefallen laffen, so resultirt« Haltung wohl zum größten Theil au» den unzuver- und mangelhaft ausgerüsteten Streitkräften, die yW augenblicklich in Asien   zur Verfügung stehen. h!�fiirchtete man in London   offenbar, durch eine rücksichts- J: Verwendung der englischen Seemacht eine Verwickelung L% allen Seemächten herbeizuführen und hat sich deshalb �che überlegt. Andererseits darf man auch die Schwierigkeiten nicht & A�tzen, die einem russischen Angriff auf Afghanistan  «o» JB« stehen. Bekanntlich wird die nördliche Grenze ei»,, Vhanistan durch das Hindu- Kusch> Gebirge gebildet, »sftJ�en Maffenerhebung, die für eine Armee kaum zu «iefp*%% Man kennt nur einen Fall, in dem eine Armee Sr.' Gebirge pasfirt hat, nämlich beim indischen Feldzug 'Ühk G* von Makedonien  , bei dem dieser vor keinem A.H %'»« zurückschreckende Eroberer auch die Steile diese» Ii4t 8f8 überwand. Seitdem ist«in solcher Marsch auch fiib. �wal«ehr versucht worden. Ueber dieses Gebirge L, 1 steben Pässe; sechs sind immer da» halbe Jahr durch %J%rnb« Schneemaffe» unpasfirbar. Dieses Gebirge iMe natürliche Grenze zwischen dem russischen und Ötn Länderbesitz in Asien  ; e« ist den Ruffen eben so C5«ch bei einem Vordringen nach Süden, wie den W* ,,tn bei einem solchen nach Norden. Der Hindu  - hat sonach mehr als allefriedliebenden" Staats- das Verdienst, de« schon so lange befürchtete« tit�enstoß von Engländern und Ruffen in Mittelasien H»5'"1 �er Zusammenstoß ist dennoch nicht zu ver- Bei so große» Reichen, wie da» britische und ist die Expansionsfähigkeit dem entsprechend eine Ieuilteton. 821 3m iikftttß Roman von Friedrich«erstäcker. (Fortsetzung.) "g gefiel mir gleich nicht aber bald nachher.. diÄ'st denn da?" sagte in diesem Augenblick die «Hs r Stau, die, mit einer großen«eißm Nachthaube Kc* W [trf,'*" Kopf au» der Thür steckte. Kcht ,? hören, und die N 4 in ihrem Bette. Sie hatte draußen Neugierde duldete sie natürlich . e.Wer ist denn da, und wa» . zl."�gefallen?" ��r' k% Resy, Veronika," sagte aber ihr Kit; �lb Harr vor Schreck und Staunen. ist plötzlich gestorben! Gatte, noch Denke Dir nße. »asch da» arme alte Wesen.Und so rasch, so schrecklich "7 rr-n focht i" % an»a» und wie ist da« möglich?" sagte Lieutenant, der sich noch immer nicht von seinem MlZ".«holen konnte, denn besonderen Schmer, schien M b-r.-���barüber zu empfiaden.Aber komme» Sie M. Di« wir alarmire« ja da» ganze Hau»! Iu Oberstlieutenant   war fortgeschoffen, und Zimmer ihrer Kinder, um ihnen die wich- Dort klopfte sie an und saßm noch in ihren Betten, lufstehen und sich ankleiden oder abwarten sollten. Da hörten sie da» "|aib Sht noch wach, Kinder?" I9jty?«* Mama. Was, um Gotte» willen, ist vorge« Isior?*{ei?Äal bie Thür auf und laßt mich hinein." fuhr mit beiden Füßchen zugleich aus dem sehr große und eine zentrifugale Entwickelung liegt nur in der Natur der Sache. In der That haben in den ver- flossenen Jahrzehnten die beiden Mächte sich ununterbrochen ausgedehnt", bi» sie nur noch durch den Hindu- Kusch getrennt waren. Beiden Mächten ist'S zu Hause unbehaglich; den Russen bei ihrem NihiliSmu» und der tiefgehenden Zerrüttung ihre» ganzen staatlichen und fozia- le» Leben», den Engländern bei der irischen Frage, und wa» drum und dran hängt. Beide Mächte befinde» sich in einer Art Eroberungsfieber, al» könnten sie durch neue Ländereroberungen die Übeln Zustände daheim wenigsten» momentan in Vergessenheit bringen, durch äußere Erfolge die innerlichen Krisen in den Hintergrund drängen. Wir mögen in diesem Kampfe keine Partei nehmen. Wenn Rußland   der Hort aller Reaktionsbestrebungen der Welt, der Träger einer finsteren Unkultur ist, so kann die englische Afterkultur un» ebensowenig reizen. Diese englische Großkrämerschaft, die prahlerisch auf ihre heimischen Frei- heiten weist und dabei die halbe Welt schonungslos au«- plündert, scheint un» nicht die Mission zu haben, eine Ver- edelung der allgemeine» Zustände zu bewirken. Dai Gefährlich« bei der ganzen Sache bleibt immer, daß«S schwerlich gelingen würde, den einmal ausbrechenden Krieg zulokalisiren", d. h. auf Asien   zu beschränken. England hat Besitzungen in allen fünf Welttheilen; sei» Antheil am Umsatz im Welthandel macht mehr al» 50 Pro­zent desselben aus. Wie soll man einen Kampf zwischen dieser Macht und de« ungeheuren russischen Reichlokali- siren"? Die Bewegungen englischer Flotten im Mittelmeer  würden Spanien  , Portugal  , Frankreich  , Oesterreich, Italien  und die Türkei   in Mitleidenschaft ziehen und auf der Balkanhalbinsel   würde«» sicherlich ebenso lebendig«erden, wie gegen Perfien hin. I« Norden kämen Deutschland   und die skandinavischen Staaten in Frage und glaubt man nicht, daß eS auch hier sehr schwer sein würde, einem Kampfe zwischen den beide« großen Mächten mit verschränkten Armen zuzusehen? Da» ist eben die große Gefahr, die hinter der Even- tualität de» rusfisch-englische» Zusammenstoße« in Asien   er« scheint. E» gibt einzelne Länder und Bevölkerungen, wo man offenbar nur darauf lauert, sich bei dieser Gelegen- heit Luft zu mache». Aber wie dieser Gefahr begegnen? Nun, diese Gefahr wird immer da sein, so lange«S in England und Nußland einzelne Koterien, nenne man sie nun Regierungen, Volks- klaffe» oder sonstwie, giebt, die sich selbst einrede», die ganz« Welt gehöre ihnen.Die Welt   ist«ine Auster; ich werde sie mit»einem Degen öffnen!" sagte BeaconSfield  . Die russischenHelden"& la Komaroff sagen dasselbe. Und Bette, so neugierig war sie geworden, schob den Riegel an der Thür zurück und huschte dann wieder unter ihre Decke. Es war stockfinster im Zimmer, aber die Mutter trug ihr Licht in der Hand, glitt hinein, drückte die Thür hinter sich in'S Schloß und flüstert« mit vorgebeugtem Kopfe und Oberkörper: Die Tante ist todt!" Die Tante?" kreischten beide Mädchen laut auf. Bst, nicht so laut, Ihr alarmirt ja W ganze Hau» I Die Resy steht draußen eben ist sie gesiorbrn." Damit wollte sie wieder zurückfahren, um den weiteren Bericht zu hören, aber die jungen Damen dachten gar nicht daran, in einem so wichtigen Moment fern von dem Schau- platz zu bleiben. Ach, Mama, bitte, zünde unser Licht an!" bat Flora; e» steht neben Dir auf der Kommode. Lieber Gott, jetzt können wir ja doch nicht schlafen I" Bleibt nur wenigsten» liegen," sagte die Mutter, in- dem sie aber doch dem Wunsche Folge leistete.Wa» wollt Ihr dabei thun?" Wa» die jungen Damen dabei thun wollten, darüber waren sie allerding» noch nicht«it sich einig; daß sie aber dabei sein mußten, verstand sich von selbst, und in größter Hast warfen sie sich nur da» Nothwendigste über, um selber von der Resy die genauen DerailS zu er- Aber Du warst doch den ganzen Abend bei ihr, Hrtty," sagte Flora»och beim hastigen Ankleiden;ist sie denn da krank geworden? Du hast doch keine Selbe da« von gesagt." Gott   bewahre; wie ich fortging, war sie so gesund wie immer und hatte auch den alten grauen Kater auf dem Schooße. Es fällt ihr ja nie ein, Unfereinen bi» an die Thür zu begleiten." Wie lange warst Du denn bei ihr?" Oh," meinte Henriette,ich weiß nicht es muß weit über eine Stunde g»oesen sein." Da» ist aber doch merkwürdrg; rcy habe m meinem l Leben nicht geglaubt, daß die überhaupt sterbe» könnte." diesen Wahn solle« die Völker mit Gut und Blut be- zahlen im neunzehnten Jahrhundert! Dolitiscke Mebersiekt. Steuern und tmmer wieder Steuern, die leider in ihrer ganzen Schwere auf den Schultern des arbeitenden Volkes lasten, das find die Errungenschaften der nun zu Ende gehen- den ReichStagSsesfion. Zölle und abermals Zölle, welche den Großgrundbesitz und das Großkapital bereichern, sie find beschlossen worden, während in der That für die Masse deS Volkes nichts, gar nichts geschehen ist. Wir wollen nicht in den Ton der Herren Windthwst und Kleist-Retzow verfallen und dem Bundesralh besondere Vorwürfe machen, daß er de« von der Reaktion herausgerissenen Satz eines Arbeiterschutz« geseyes, die SonntagSarbeit betreffend, nicht annehmen will, da durch einen derartig vorgeworfenen B.ssen der Hunger für einige Zeit gestillt würde und die Arbeiterschutzgesetzgebung ins Stocken gerathen könnte, im Geaentheil: durch die Ver» Weigerung des BundeSratbZ muß ficb b- sonders in den be- treffenden Arbeiterkreisen der Gedanke immer mehr Bahn brechen, daß die Arbeiter in erster Linie berufen find, ihre Ge- schicke selbst mit zu ordnen. Fürst Bismarck   will Enqueten verordnen, um daraus zu ersehen, ob auch die Arbeiter mit der Sonn agSruhe einverstanden find. Mögen die Arbeiter diesen Enqueten zuvorkommen, mögen stc im ganz- n Deutschen Reiche  Resolutionen und Petitionen nicht nur für Aufhebung der SonntagSarbeit, sondern auch für Dmchsühiung der in dem von den Ardeiter Vertretern eingebrachten Äibeiterschutzzesetz ent- haltenen Ideen fassen und mit Millionen von Unterschriften versih:«, so daß dieselben in der nächsten Sesfion des Reichs. tazes dem Parlamente zugesandt werden können. Dann wird wahrscheinlich die nächste Session für das arbeitende Volk segensreicher stch gestalten, als die jetzt in den letzten Zügen Zur Weltkrifit. Eine recht sonderbare Erscheinung ist e», daß die liberalen Blätter in Deutschlanv, die doch sonst immer schon im Interesse ihrer Klienten den Frieden wünschen, dm Engländern den Vorwurf machen, daß sie feige zurLckweichen. ES ist ja allerdings naheliegend, daß die BomgeotSzeitungen das Krämervolk jenseits des Kanals über AlleS lieben, da dort die Bourgeoifie und die auSseprägt-.ste Macht derselben schon längst zur Geltung gelangt ist. Aber diese Sympathie kann doch nicht so weit gehen, daß man den Krieg wünscht, der auf alle Fälle allen Kulturnationen und allen vernünftigen Ideen Schaden bringt und Hohn spricht. Und daß ein Krieg zwischen England und Rußland  , der selbstverständlich von sehr langer Dauer sein würde, ganz besonders schlimme Wirkungen haben müßte, darf man al» sicher annehmen. Unsere Junker und Reaktionäre find natürlich auch nicht zufrieden mit der Friedensliebe Eng- land», fie wünschen einen Sieg Rußlands  , weil Rußland   die Mutter der Reaktion ist, fie wünschm einen solchen Sieg, trotzdem gerade Deutschland   auf die Dauer unter demselben am meisten leiden würde. Ader waS kümmern stch diese Reaktionäre um daS deutsche Vaterland, ihnen geht die russische ggSg ��gggggHgi Ich auch nicht," bestätigte die Schwester, der jetzt eine Unmasse der verschiedensten Dinge im Kopfe herumgingen. Aber beide Mädchen drängte e» auch, das Nähere selber au» Resy'» Munde zu hören, und in unglaublich kurzer Zeit waren sie doch so weit, daß sie sich wenigsten» vor dem Vater konnten sehen lassen. Aber der Vater war noch nicht so weit, daß er sich konnte vor ihnen sehen lassen, denn er stand noch immer in Unterhosen und Uniform, da» Licht in der Linken, den bloßen Säbel in der Rechten, vor der alten Magd. Allerding« hatte die alte Resy schon bi» dahin die Hauptsache erzählt, aber im Fragen nach den Einzelheiten, da die jungen Damen doch auch etwa» erfahren wollten, stellte sich die Sache noch einmal ziemlich klar in folgenden Daten heraus. Die Resy hatte den ganzen Abend gar nichts Beson- dereS an der Frau gemerkt, als daß fie auffallend still und ruhig gewesen wäre. Sie dann wie gewöhnlich zu Nacht, las noch etwa eine Stunde in der Bibel auch eben keine aufregende Lektüre und machte sich dann selber, wie fie es jeden Abend that, auf ihrer Spirituslampe etwa» beiße» Wasser, um ihr gewöhnliche« Gla» Grog vor Schlafenzehen zu trinken. Sie hatte sich einmal daran gewöhnt und behauptete, daß fie sonst nicht einschlafen könne. Dann ging sie zu Bett und klingelte, wie jeden Abend, damit die Magd hereinkam, um die SprrituSlampe herauszuholen und ihr ein GlaS frische» Wasser vor daS Bett zu stellen. Gerade wie die Resy da» that, sagt« die Frau:Oh,«ein Gott!" und streckte sich in ihrem Bette aus. Fehlt Ihnen'waS, Frau Mäufebrod?" hatte die Magd gefragt denn fie durfte sie niegnädige Frau" nennen aber sie bekam keine Antwort mehr. Sie dachte nun, die Frau wolle schlafen, und ging wieder mit einemGute Nacht" hinaus, aber dort wollte ihr der sonderbare Ton nicht au» de« Kopfe, mit dem ihre Frau die letzten Worte herausgestoßen. Es war gar nicht ihre gewöhnliche Sprechweise gewesen und klang so merk- würdrg. Anfangs getraute sie sich freilich nicht gleich wieder hrmrn, aber der Gedanke ließ ihr doch keine Ruh-,